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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 03.02.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190502034
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19050203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19050203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-02
- Tag1905-02-03
- Monat1905-02
- Jahr1905
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 03.02.1905
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Freiberg, 2. Februar. Der gestern wieder einge tretene Schneesturm verwehte die Eisenbahnstrecke Klingen- berg-L.—Frauenstetn wieder so, daß mit dem Abendzuge ab Frauenstetn der Gesamtverkehr eingestellt werden mußte, es ist aber Aussicht vorhanden, daß die Wiederaufnahme des Verkehr» heute nachmittag möglich werden wird. Auch auf den Strecken Berthelsdorf—Großhartmannsdorf und Brand- Langenau traten wieder starke Verwehungen ein. Der Ver kehr konnte nur dadurch mit Mühe aufrecht erhalten wer den, daß diese Strecken fortgesetzt durch Maschinen befahren wurden. Durch den über Nacht etngetretenen Regen haben sich die Schwierigkeiten vermindert. Oberhermsdorf. Die Internationale westfälische Kohlenbohrgesellschaft beabsichtigt, die hiesigen Kohlenlager zu erbohren. OelSnitz i. E. Nach einer Mitteilung der Direktion der hiesigen sowie der Lugauer und Gerdorfer Steinkohlen werke wird vom 1. April dieses Jahres ab der Preis für Klarkohle, also die gebräuchlichste Jndustriekohle, erhöht werden; dies gilt auch für die an diesem Termine zu er- neuernden Kontrakte. Grüna bei Chemnitz. Zirka 40000 Quadratmeter fiskalischen WaldeS, direkt am Sanatorium „Bad Grüna" gelegen, hat die Verwaltung dieser Kuranstalt, dank dem liebenswürdigen Entgegenkommen der Forstbehörde, als Eigentum des Sanatoriums erwerben können. Dadurch wird es den Patienten des letzteren möglich, in den Hänge matten liegend, ozonreiche Luft zu genießen, ohne von vorübergehenden Fremden belästigt zu werden. Am 1. April geht übrigens die geschäftliche und wirtschaftliche Leitung des Sanatoriums wieder in die Hände des früheren Be sitzers, Herrn Bertrand Stahringer, der es am 1. März 1893 als Stahringersche Naturheilanstalt gründete, über. Zwickau, 1. Februar. Die umfangreichen Kohlen bestellungen im Zwickauer und Lugau - Oelsnitzer Revier brachten auS Gegenden, die ihren Bedarf bisher aus dem Streikrevier nahmen, den Kohlenversand bis zum MonatS- fchluß zu einer so bedeutenden Höhe, wie sie seit Bestehen der Reviere noch nicht zu verzeichnen war. Das Zwickauer Revier erreichte nach der „Zwickauer Zeitung" am 25. Ja nuar mit 9210 Tonnen die höchste jemals dagewesen« Ber- sandziffer. Die Kohlenvorräte sind daher so gut wie völlig geräumt. Eine Preiserhöhung ist von der Konvention noch nicht festgesetzt worden. Für die weitere Entwicklung wird die weitere Gestaltung der Verhältnisse im Ruhrgebiete maßgebend sein. Mittweida, 2. Februar. Anläßlich seines 75. Ge burtstages übergab Herr Gemeindevorstand a. D. Heinrich Föhst in Erlau der dortigen Armenkasse ein Legat von 1500 Mark mit der Bestimmung, daß die Zinsen alljährlich an vier würdige Ortsarme zur Verteilung kommen. Marienberg, 1. Februar. Ein recht bedauerlicher Unglücksfall hat sich am gestrigen Tage auf der von' der Haltestelle Gelobtland nach Großrückerswalde führenden Straße ereignet. In der Mittagsstunde wurde der bei der Rittergutsbrauerei Rückerswalde in Dienst stehende, 35 Jahre alte Geschirrführer Albin Müller aus Boden tot unter seinem mit Kohlen beladenen, umgestürzten Schlitten vorgefunden. Auf welche Weise das Unglück herbeigeführt worden ist, ist völlig unbekannt. Das unglückliche Ereignis ist umso mehr zu beklagen, als der Verstorbene, welcher als ein so lider Mann geschildert wird, eine Frau und vier Kinder hinterläßt. Rochlitz, 2. Februar. In der letzten Skadtverord- netenfitzung wurde die RatSvorlage über die Neugestaltung der Verhältnisse bei der Hospitalstiftung einstimmig ange nommen. Die Stiftung, die eine wohltätige und keine Armenstiftung ist, soll als Bürgerhospital ausgebant werden und als solches Wohnung und Unterstützung an hiesige be dürftige und vereinsamte Bürger gewähren. Der Gesamt wert der Stiftung beläuft sich rechnungsmäßig auf 44 664 M., nach dem jetzigen Zeitwert aber auf rund 50000 M. Oelsnitz i. Vogtl., 2. Februar. Die Abschaffung der Kreuzotter-Fangprämen ist am 31. Januar von der Bezirks versammlung der Königl. Amtshauptmannschaft Oelsnitz be schlossen worden. ES mußten aus der Kasse des Oelsnitzer BezirksverbandeS im Jahre 1904 für 2188 unschädlich ge machte Kreuzottern 328 Mark bezahlt werden. Die Prämien summe hat seit ihrer Einführung (1889) die Höhe von 7700 Mark erreicht. Die Zahl der gefangenen und abge lieferten Reptilien betrug 37565 Stück. Plauen i. V. Am Dienstag verstarb hier, wie schon kurz gemeldet, Herr Rechtsanwalt Moritz K röach, der frühere langjährige Sekretär der Handels- und Gewerbe- kgmmer in Plauen, im Alter von 80 Jahren. In den Jahren 1871—91 gehörte er als Vertreter des Wahlkreises Plauen-Stadt der Zweiten Kammer des sächsischen Land tages an. Mit Rechtsanwalt Kirbach ist ein bekannter und hochgeschätzter sächsischer Parlamentarier aus den, Leben ge schieden. Er entfaltete als Mitglied der Zweiten Kammer eine sehr ersprießliche Tätigkeit und galt in Finanz- und Eisenbahnfragen als hervorragende Autorität. Lange Zeit hat Kirbach auch im sächsischen Eisenbahnrate gesessen, und -wär nicht als Vertreter der Handels- und Gewerbekammer Plauen, sondern auf Grund besonderer für ihn ehrenvoller Berufung der Generaldirektion der StaatSbahncn, welche dem fachmännischen Rate des Heimgegangenen sehr hohen Wert beimaß. Kirbach, der zuletzt sich zur freisinnigen Volkspartei rechnete, war übrigens alter Achtundvierziger. Er beteiligte sich mit am Ausstand 1849 in Dresden. Am 21. Juni 1849 wurde er verhaftet und zum Tode ver urteilt. Dieses Todesurteil wurde später in lebenslängliches Zuchthaus umgewandelt. Am 25. Juni 1859 wurde Ktr- bach aus dem Zuchthaus Waldheim entlassen. Kirbach hat in Leipzig erst Theologie studiert, dann widmete er sich dem juristischen Studium. Er war Mitglied des 1848 vom Volksmann Robert Blum geleiteten RedeübungSoereinS im alten EchützenhauS zu Leipzig. Mit hingebender, stürmischer Begeisterung trat Kirbach für die Idee eines großen, ge meinsamen deutschen Vaterlandes ein. Leipzig. Die Eigentümer eines Grundstücks in der Steglitzer Straße in Berlin hatten gegen einen im Neben- gebäude eine Schlosserei betreibenden Handwerker Klage wegen übergroßen Lärms erhoben und das Landgericht Berlin gab dem Schlosser auf: 1. Ein Geräusch beim Eisen abladen insofem zu unterlassen, als ihm das Niederwerfen resp. Fallenlassen von Eisenstücken verboten wurde, 2. ein übergroßes Geräusch bet der Bearbeitung von Eisen bet geöffneter Tür oder geöffnetem Fenster zu unterlassen. In seiner Berufung führte der Beklagte an, die Anordnung habe ihm Mehrausgaben von 1500 Mark pro Jahr verur sacht und er könne unter den erschwerenden Bestimmungen seinen Betrieb nicht aufrecht erhalten. DaS OberlandeS- gericht wies die Berufung auf Grund von Sachverständigen gutachten zurück, welche die auferlegte Beschränkung für nicht unausführbar erklärten. Auch die beim Reichsgerichte eingelegte Revision wurde verworfen, da die Klägerin durch den Verlust an Miete infolge des Lärmes bedeutend höher geschädigt wurde als der Verlust des Klägers betrug. (Drsd. Journ.) Aus aller Welt. Flensburg: Der hier herrschende Weststurm nahm zeitweilig den Charakter eines Orkanes an. Auf der Föhrde war er so heftig, daß der Verkehr mitunter stockte. Es wurden Bäume entwurzelt und Strohdiemen umgestürzt. In Jürgensgade wurde eine Scheune umgeworfen; der Be sitzer kam unter die Trümmer und erlitt schwere Ver letzungen. — Ingolstadt: Kürzlich feierten der Privatier S. Neumayer und in Kitzingen die Witwe eines Herrschafts dieners den 103. Geburtstag. Der Tag ist bei beiden nicht mehr sicher festzustellen, da die Kirchenbücher verloren gingen. — Geestemünde: Bei schwerem Weststurm herrscht hier hohe Sturmflut. Der Außendeich am Fischereihafen droht durchzubrechen. Zweihundert Arbeiter schütten Sand- säcke in die Oeffnung. — Erfurt: Hier stürzte ein 20jährigeS Mädchen, das sich zum Fensterputzen auf das äußere Gesims gestellt hatte, aus der zweiten Etage eines an der Daberstädter Straße gelegenen Hauses herab auf die Straße und blieb mit zerschmetterten Gliedern uud schweren Verletzungen am Kopfe liegen. Der Zustand der Verunglückten ist hoffnungslos. — Altenburg: Zur Aus bildung sachkundiger Chauffeure wird auch das hiesige Technikum eine Automobilubteilung ins Leben rufen. Der Kursus für Berufsfahrer ist auf 3 Monate, für Herrenfahrer auf ca. 14 Tage bemessen. — Der Fischräucherer A. Mitek in Ottensen-Altona lebte mit seiner Frau in Unfrieden. Sie hatte ihn deshalb vor acht Tagen verlassen und war zu ihren Eltern gezogen. Nachts erschien Mitek in ange trunkenem Zustande in der Wohnung seiner Schwiegereltern und forderte seine Frau auf, zu ihm zurückzukehren. Als die Frau sich weigerte, zog Mitek einen scharfgeladenen Revolver hervor und gab einen Schuß auf seine Frau ab, die er an der Brust verletzte. Hierauf jagte er sich eine Kugel in die Schläfe und war sofort tot — Weil in dem Meineids-Prozeß gegen den Kellner Meyer, der den Minister Ruhstrat des Hasardspiels beschuldigt hat, das gesamte Richterpersonal des Landgerichts Oldenburg zu Zeugen geladen ist, muß nach der „Frkf. Ztg." der Prozeß vor eineckt nichtoldenburgischen Gericht verhandelt werden. — In Elberfeld erhielt ein Arbeiter, der bei dem Streik der Schwebebahn-Angestellten einen Wagen mit Steinen bewarf, 2*/, Jahr Zuchthaus. — Der Gutsbesitzer Peter Wiebe aus Liessau schüttete sich bei einem Unwohlsein ver sehentlich anstatt Natron Rattengift in ein Glas Wasser, das er dann austrank. Er ist unter furchtbaren Qualen alsbald gestorben. Vermischte». Die Hinrichtung der Engelmacherin Wiese in Hamburg ist gestern nrorgett um 8 Uhr auf dem Hofplah des Untersuchungsgefängnisses am Alstertor vvn dem Scharfrichter Engelhardt aus Magdeburg durch das Fallbeil vollzogen »vvrdcn. Frau Wiese hat mit stumpf sinniger Ruhe den letzten Gang angetreten und ist aus dem Leben geschieden, ohne ein Geständnis abgelegt zu haben. Die mannigfachen Bemühungen, sie zu bewegen, ihr Gewissen zu erleichtern, blieben fruchtlos. Sie wieder holte immer nur: „Ich habe keinen Mord begangen I" Die Frage, wo denn die Kinder geblieben seien, beantwortete sie mit: „Tas weiß ich nicht." Vorgestern mittag wurde ihr in der sogenannten Festung durch Staatsanwalt Dr. Schön mitgeteilt, daß der Senat von seinem Begna digungsrecht keinen Gebrauch gemacht habe, und daß das Urteil am nächsten Morgen vollstreckt werden» würde. Ohne bemerkbare Erregung nahm sie diese Aentzerung hin, teil nahmslos blieb ihr Benehmen bis zum letzten Augenblick. Ein Kaplan und eine katholische Schwester blieben die gan?,c Nacht bei ihr. Einen letzten Wunsch äußerte sie nicht. Sie hatte seit vorgestern morgen nichts mehr ge nossen und nicht mehr geschlafen; zurückgelehnt auf ihrem Sitz verbrachte sie die Stunden. Gestern morgen 2 Mi nuten vor 8 Uhr betrttt der Oberinspektor Michaelis die Zelle, um die Delinquentin zum letzten Gange abzuholen. Mit gelassenen Schritten ging sie, Gebete murmelnd, zur Richtstätte. Nachdem der Staatsanwalt das Urteil mit dem Bescheide des Senats verkündet und dem Scharfrichter die Delinquentin mit den üblichen Worten« übergehen hatte, bestieg Frau Wiese, von zwei Gehilfen geführt, die Stufen des Schafotts, ohne zu wanken, ohne eine Miene zu ver ziehen oder einen Laut von sich zu geben. In einem Augenblicke war dann die Exekution vollzogen. — Die 45 jährige Frau Wiese ist bekanntlich am? 10. Oktober vori gen Jahres vom hanseatischen SchMrgertcht wegen fünf, fachen Lindesmordes, schwerer Kuppelei, Meineide» und Verleitung -um Meineide zum Tode, sechs Jahren Zucht- Haus und dauerndem Ehrverlust verurteilt; sie hatte noch bis zum letzten Augenblick auf Begnadigung gehofft. Ein seltsames Unglück ereignete sich in Butt städt bet Erfurt. Dort waren Angestellte einer Erfurter Elektrizitätsgesellschaft eben damit beschäftigt, eine An- läge für elektrische Beleuchtung einzurichten. Lin Schmiedelehrling, der sich bei dieser Arbeit mit zu schaf- fen machte, drehte trotz wiederholter Verwarnung einen Kontakt des Schattbrettes. Plötzlich sprühte aus diesem eine Funkengarbe hervor, wodurch der junge Mann so erschreckt wurde, daß er augenblicklich tot nmsiel. Sin Gehirnschlag hatte seinem Leben ein Ende gemacht. Ein an der Spitze eines Mastes beschäftigter Monteur wurde durch den Anblick dieses entsetzlichen Vorganges so er schüttert, daß er den Halt verlor und aus der beträcht lichen Höhe herabstürzte. Er blieb schwer verletzt und mit zerschmetterten Gliedmaßen liegen. Im D-Zuge Berlin —Eydtkuhnen irr- sinnig ge Word an ist hie 25 jährige Tochter Nadine des Kaiserlich Russischen Staatsrats Groschew aus Peters burg. Die junge Dame, welche sich auf der Rückfahrt von der Riviera nach ihrer Heimat befand, versuchte zwischen den Stationen Schneidemühl und Könitz, sich mit ihrer goldenen Uhrkette zu erwürgen, wurde aber hieran durch den Schlafwagenwarter noch rechtzeitig verhindert. Wäh- rend der Weiterfahrt warf die Unglückliche einen Teilt' ihres! Gepäcks zum Fenster hinaus, riß, sich die Kleider vom- Leibe und durcheilte, wilde Reden führend, die Gänge des Schlafwagens. Ta die Unglückliche nicht zum Anlegen ihrer Kleider zu bewegen war. Mußte sie, um ihre Blößen zu bedecken, vom Zugpersonal in, wollene Schlafdecken ge hüllt werden. Bei der Ankunft in Dirschau wurde die Irrsinnige, die einen ansehnlichen Barbetrag bei sich führte, auf Anordnung des Bahnarztes nach dem dortigen Johanniter-Krankenhause gebracht. Zu Fuß um die Welt. Zwei französische Studen ten Md gegenwärtig auf einer Reise zu Fuß um die Welt begriffen; d. h. sie wollen in zwei Jahren oder in noch kürzerer Zeit eine Strecke von 75000 bis 80000 Mei len durchmessen. Die unternehmungslustigen jungenst Leute namens Lampierre und Gerolin sind eine Wette um» 75000 Francs eingegangen. Sie müssen spätestens amf 1. Januar 1907 wieder in Paris sein, nachdem sie ihr Unternehmen erfolgreich ausgeführt haben. In einem malerischen Kostüm, mit einem Gürtel in den französischen Farben haben sie ohne einen Sou in der Tasche Paris verlassen und jetzt schon 22000 Kilometer zurückgelegt. In der Türkei hat man sie nicht sehr gastfreundlich aus genommen. In Armenien wären M von den Baschi-Bo- suks fast massakriert tvorden; in Rußland wurden sic als Spione verhafte! und mußten acht Tage auf dem feuchten Stroh der Kerker liegen. Auch von einer Wolfs herde sind sie angegriffen worden, wobei Gerolin ein,- schwere Wunde davontrug. Ihre letzten Nachrichten kom mene aus Kanada, wo sie am 16. Januar in Halifax landeten. Mysteriöses Ende eines Priesters. Dem Berliner Tageblatt schreibt man aus Wien unterm 1. Februar: Gestern gab es im Abgeordnetenhause eine aufregende Debatte anläßlich der mysteriösen Umstände bei dem Tode des katholischen Priesters Petrau in Mit- terberg. Eines Tages fand man den Priester tot am Ufer des Flusses, mit zerkratztem Halse, zerrissenen Kleidern und anderen Anzeichen dafür, daß eine Gewalttat an , ihn, verübt worden war. Der Priester wurde rasch be graben und ein Unfall als Todesursache angegeben. Erst hieß es, er sei ertrunken, dann sagte man, obwohl er kein Trinker war, er fei im Rausche verunglückt. Eine Obduktion wurde nicht vvrgentommen, trvtzdem das Ge setz eine solche vorschreibt, wenn die Todesursache nicht mit Sicherheit angegeben werden kann. Man geht dabei jetzt so weit, daß man unlängst sogar den entseelten Kör per einer jungen Dame, die in Graz in einem Konzert saale öffentlich von ihrem Geliebten erschossen wurde, der gerichtlichen Obduktion unterzog. Bei Petrau sah man von allen Formalitäten ab. Hinterher steNte sich heraus, daß Petrau wegen verschiedener Indiskretionen stets in Mißhelligkeiten mit seinen Oberen lebte. Wie derholt brachten sie ihn in dem geistlichen Strafhause zu Mitterberg unter, wo er das Leben unerträglich sand Er begann für sozialdemokratische Zeitungen zu schrei ben, machte Aufzeichnungen für einen Roman, und es drohten von seiner Seite allerlei Enthüllungen. Ziem lich unverblümt sprachen es im Abgeordnetenhause Ber ger und andere Redner aus, er sei deshalb aus dem Wege geräumt »vorder,. Zur allgemeinen Ueberraschung erfuhr man bei dieser Gelegenheit, daß es in Oesterreich noch geistliche Straf- und Korrektionshäuser gäbe, ob gleich feit Aufhebung des Konkordats im Jahre 1870 solche Anstalten nicht mehr existieren sollten. Im Straf hause zu Mitterberg soll gar lustig geprügelt werden, ja man versuche da noch sogar, „den Priestern den Teufel aus dem Leibe zu prügeln." Man Mache dort, so erzählte der Abgeordnete Berger, unliebsame Priester unschädlich, mildere andererseits die Strafe solcher Geistlichen, die mit den weltlichen Gesetzen in Konflikt gerieten und zur Abbüßung ihrer Strafe der geistlichen Korrektionsan- stalt zugewiesen wurden. Der Arzneibedarf Japans.im Kriege. Ge radezu gigantisch sind die Ziffern, welche die „Pharm Zeitung" in einen, ihrer letzten Artikel über den Medi- kamentenverbrauch Japans im Kriege mit Rußland an führt. Allein aus England wurden bis zum 1. Oktober 1904 folgende Mengen an die japanische Kriegsleitung
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