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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 17.11.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-11-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190611170
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19061117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19061117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1906
- Monat1906-11
- Tag1906-11-17
- Monat1906-11
- Jahr1906
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 17.11.1906
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184 GrMler an der Clbe vtlletr. Gratisveil«,e,«» „Riesaer r«,evl«1t Mesa, de« 17. November 1S06 «r. 4«. SV. I hr« geblieben waren. kl Druck und «erlag von Lang« ä Winlrrttch, Riesa. — Für di« Rrdaktton »«antwortlich Hermann Schmidt, Riesa d» ab unserer Verlader o stellen DreSbe» Zum Bußtag. Wie ist der Tag so still, so trüb. Und wie erfüllt von Schjweigen! Kein Blättlein, das uns! übrig blieb. Hängt welk noch an den Zweigen- ES eilt die Zeit, sie kennt nichjt Rast Mit raschgeschäft'gem Fuße, Und heute naht als stiller Gast Ter Tag der Reu' und Buße- Schjau vor dich und schM hinter dir Und zähle deine Fehle, Und wappne fürder für und für Mit Tugend Herz und Seele! In deinem stillsten Kämmerlein Tenk' nach mit Fleiß und Muße, Tann wird auch d i r Erlösung sein Ter Tag der Reu' und Buße- Vergieb, so du Vergebung flehst Auch allen, die dich kränkten. Und wo du gehst und wo du stehst Gedenk' der Unbeschjenkten- Bom Schicksal, das dir reichlich gab, Im satten Ueberflusse, Auch deiner harrt dereinst das Grab: Trum tu' heut Reu' und Buße! Versenke deine Seele ganz In Milde und in Güte, Trück auf die Stirn den Tornenkranz, Schinerzt auch die Stachelblüte! Wer selbst sein eigen Ich erkannt, Dem winkt mit frohem Gruße Tas Heil', dachihnt auf's neu erstand Am Tag der Reu' und Buße! (Nachidr- Verb.) seiner langst begrabenen Mutter, wie sie ein Madonnen lied sang und damit zum erstenmal sein pachtendes"kleines Herz dem Wunderreich" der Musik öffnete- Er suchte sinnend nach! der altvertrauten Kindheitsmelodie; Don für Don fand er sie langsam wieder, strahlend in Wonne und süßem Weh zugleich Und nun packte es ihn übermächtig, die Stätte seiner ersten Kindheit noch einmal zu schauen! Man mußte seine drängende Sehnsucht befriedigen und den gebrechlichen, für alles andere labgestorbenen Greis nach Majolati, seinem Geburtsdors, bringen, wo die Gräber seiner Eltern längst verweht und verfallen waren- Nach wenig Monaten konnte man auch ihn dort betten; es war im Januar 1851, als der SechDunsiebzigjährige starb. Wunderbar schlingt sich in seinem bunt bewegten Leben das Ende zum Anfang zurück- Tie zweite Kindheit neigt sich wieder zur ersten und bringt der Seele ein stilles, heimliches Glück, an dem die langen Mannesjahre des Ringens und Schlaffens, des Glanzes und der Erbitterung leer Liebe viel gut machen kann, daß sie mir Ersatz bieten könne für Heißgeliebtes, Verlorenes" So sagte ich ja zu allem, was der Fürst verlangte — er wollte mich reich entschä digen für meinen Verzichlt- Meine Eltern waren bald nach meiner Heirat gestorben, aber auch sie hätten nichts ändern können an meinem Schicksal- Ich möchte Tir nicht erzählen, Inge, von meinem Abschied von Gregor — er wollte mich nicht lassen, und ich konnte doch sein Weib nicht bleiben. Ich hatte Kraft für uns beide, als die Ab schiedsstunde kam, die Stunde, die einen düsteren Schleier warf über mein ferneres Leben und über Geist und Seele meines Kindes. Ich lebte hier still und zurückgezogen, nur den Justizrat empfing ich der von dem Erbprinzen und dem Fürstenhause mit der Abwickelung unserer Geschäfte betraut war. Wie unsere Heirat Aufsehen erregt hatte, so ging natürlich auch unsere Scheidung ohne Aufsehen nicht ab- Aber die Welt hat ja so viel zu sprechen — nach wem- gen Wochen war auch das vergessen — ich war für alle, die mich kannten, für die Leute, die in meinem Tienst ge blieben, die gnädige Frau- Tamals schon fing mein Haar an, zu bleichen, und der erste Strahl Heller Freude fiel wieder auf meinen Weg, als Hansi Egon geboren war- Tas Kind, das ich wenige Tage nach seiner Geburt ganz still taufen ließ, bei dem Reiterchen, die mir mein Justizrat zur Gesellschafterin verschafft hat, er selbst und der Sani- tätsrat Patenstelle vertraten, bildete einige Monate mein höchstes Glück. Fürst Gregor, dessen Vater indessen ge storben war, hatte mir geschrieben; es war der einzige Brief von ihm, den ich, annahm- Es tat mir so weh, tveiter direkt von ihm zu hören, daß icy den Justizrat bat, bei der nächsten Besprechung, die sie haben würden, dem Fürsten vorzustellen, daß ein solcher Briefwechsel durchaus ge eignet sei, unseren beiderseitigen Frieden zu untergraben- Ten mir durch den alten Freund übermittelten Wunsch, Hans Egon einmal sehen zu können, wollte ich erfüllen, wenn Baby so weit sein würde, mit der jungen Krau Geb- Hards, seiner treuen Wärterin, von Gebhard begleitet, die Reise nach Schloß Steltenstein zu machen " Angelika machite eine Pause und blickte zu Inge hin- über, sie lag still da, die Hände gefaltet, die Augen halb geschlossen. „Und weiter, Tante Angelika?" fragte sie, als jene noch immer schwieg. „Meine Geschichte ist eigentlich für T<hh, mein teures Kind — hier zu Ende — »vas dann kam — das große, grau same Geschick meines armen Jungen — das gehört eigent lich nicht dazu —" Tie großen Augen des jungen Mädchens richteten sich bittend auf Frau von Sommereck- „Wenn Tu es kannst — Dante Angelika — erzähle mir weiter — alles — ich möchte so gern alles wissen, was Tich betrifft „Acht Monate vergingen, Hans Egon war immer ge sund, ein ruhiges, manchmal auffallend ruhiges Kind- Stundenlang lag er schlafend im Wagen, den Luise auf die Veranda geschpben hatte, und ich saß bei ihm, behütete seinen Schlaf und träumte davon, wenn! er groß sein würde, der Stolz und die Freude seiner einsamen Mutter- Aber es kam anders! Ich allein war wie mit Blindheit ge schlagen, der Sanitätsrat, Luise, Gebhard, alle, die öfter um das Kind waren, vermißten, im wer ängstlicher wer- Deuks und Sinusprüche. ' Prahl nicht heute, morgen will Dieses oder das ich tun- Schweige doch bis morgen still. Sage dann: Has tat ich nun! Rückerb Wer sich mit dem Vater brüstet , Eigener Verdienste bar, Bleibt verächtlich immerdar- Persisch Tie Hoffnungen sind die Träume ter Wachenden- unbeftrittener Alleinherrschaft Wandte sich das Blättchen plötzlich so, daß der italienische Maestro mit dem „hohlen Lärm" seiner Musik vor dem kunstverständigen und fein sinnigen Friedrich Wilhelm IV- durchaus keine Gnade fand! Und das Publikum, das in solchen Dingen oft eine feine Rase h'-, bekam davon Wind und brauchte seiner ehrlichen, lange genug geäfften Meinung auch keinen Zwang mehr aufzuerlegen- Als Spontini am 2. Slpril 1841 vor sein Tirigcntenpult trat, wurde er mit Pfeifen^ Tram peln und höhnischen Zurufen empfangen, konnte unter Zischon d s Publikums nur mühsam die Ouvertüre zur Oper „Ton Juan" beenden und mußte dann vor dem miß fälligen Lärm im Hause äbtreten, der, wie er wohl merken mußte, allein seiner Person galt. Leidenschaftlich msorausend verlangte er vom König Schutz und ließ sich dabei zu so unziemlichen Worten hin reißen, daß er, sofort seines Amtes entsetzt, überdies noch in einem langwierigen Prozeß wegen Majestätsbeleidigung verurteilt und in dieser Sache schließlich milde begnadigt wurde. Tas war sein jäher Sturz aus! der Höhe- 3. Scheinleben^ Aus dem prächtigen Palastbau an der Ecke der vor nehmen Chaussee d'Autin in Paris sah man um die Mitte des vorigen Jahrhunderts! täglich zur Mittagszeit «ine glänzende Karosse herausfahren- Auf dem seidenen Polster saß ein mit pcinlichjer Aufmerksamkeit gekleideter Herr, der seine regelmäßige Spazierfahrt über die Boule vards unternahm. Kostbare Brillanten funkelten ihm an den Händen, auf der Brust, die auch mit zahlreichen Orden geschmückt war, und feine Spitzenmanschetten umschlossen das Handgelenk, das für einen Mann fast zu zierlich schien- Entstieg aber der Herr seinem Wagen, um sich nach alter Gewohnheit hier oder dort unter der vornehmen Welt zu bewegen, so zeigte sich gar bald, daß ihm die einstige Gewandtheit und Biegsamkeit des Körpers wie des Geistes ganz abhanden gekommen war- Ritter von Spontini — denn er war es — war ein Fremdling in seiner Welt Leworden, eine leblose Trahtfigur, über die man verstohlen in halbem Mitleid lächjelte- Niemand kannte mehr seine Opern, ihm selbst war der Quell der Töne versiegt. Gehör und Gedächtnis versagten ihm je länger je mehr, und von dem sieghaft strahlenden, ver wöhnten Maestro war nichts übrig geblieben als ein dürres, verhutzeltes Männchjen mit halb blödsinnigem Geist und verbittertem Gemüt. Was nützte es ihm noch», daß Papst Pius IX- ihn zum Grasen von Sankt Andrea erhob? — Allein sein Reichtum, den er aus den Jahren des" Glanzes sich ge rettet, half ihm dazu, daß er wenigstens in den äußeren Gepflogenheiten fortleben konnte, die ihm aus vorigen Zeiten znm Bedürfnis geworden waren- Aber es" Ivar ein starres Automatenleben ohne Inhalts, das'er acht Jahre jn dieser Weise führte. 4. Schwanenlied. Man hielt den Geist des alten Gaspare von Spontini für erstorben, und man hatte rechst damit- Aber aus den Trümmern seines zusammengesunkenen Lebens wachse etwas auf, das mehr wert war als aller vorige Glanz und Glimmer: das war die selige Erinnerung an seine lang vergessene, arme Kindheit- Woran er durch rau schende Jahrzehnte nicht mehr gedacht hatte, vielleicht nicht hatte deuten wollen, — las wachste in seinem leeren er storbenen Innern auf und erblühte dsa wie eine holde Zauberblume aus ödem Wüstensand- Er sah sich, einen barfüßigen kleinen Knaben, auf der schmutzigen Torfstraße in der italienischen Landschaft Ankoua; er hörte wieder leise, wie von ferne, die Stimme Die gnStzige Fra«. Erzählung von A. Burg. Fortsetzung. Ich war bei seinen Eltern gewesen, von Mama be gleitet, und hatte sie lieben und verehren gelernt- Und um dieser Liebe und Verehrung willen, die ich sür das alte Fürstenpaar fühlte, willigte ich auch ein, die morga- natisch Gemahlin des Prinzen Gregor zu werden- Ter Oberhofmarschall des Hauses Steltenstein führte mit meinem Vater die mir sehr schmerzlichen, aber für diesen Fall doch! höchst notwendigen Verhandlungen- Ich er- hielt den Namen dieses Schlößchens, das mir mit seinen Gütern und Forsten erb- und eigentümlich zugeschrieben wurde, und den mir auch Preußen bestätigte als der Dochsber eines verdienten preußischen Offiziers- Hier wollten wir unfern Wohnsitz nehmen, still abgeschieden von der großen Welt, in der zu leben wir beide keinen Geschjmack fanden. Ganz Ml wurden wir in meiner Eltern Hause vor wenigen Zeugen getraut, der hofmarschjall des Fürstlich-Steltensteinschen Hauses wohnte der Trauung bei- Ter leise Mißklang der ungleichen Namen — er Ivar Prinz Gregor Steltenstein und ich „die gnädige Frau" — verlor sich nach und nach Tas Glück unserer Liebe ver schönte unsere Tage- Ach, Kind, Tiu ahnst es ja nicht, wie jeder Raum hier, jeder Baum, jeder Weg im Garten mir lieb geworden ist, heilig geworden ist durch ihn- Viel leicht — man sagt oft so — war das Glück dieser wenigen Monats, das uns im Frieden Sommerecks vergönnt war, zu groß, zu reich für ein armes Menschenherz- Tann kam das Leid — der Erbprinz Adalbert, die Hoffnung der Eltern, des Landes) stürzte mit dem Pferde und starb nach! wenigen Wochen schweren Leidens- Gre gor war selbstverständlich! an das Schmerzenslager des Bruders geeilt. Von dort erhielt ich die Tepesche: Adalbert tot- Geb hard brachte sie mir, ich starrte lange auf idie beiden .Worte- Mit entsetzlicher Teutlichkeit sagten sie mir, daß mein Leben eine Aenderung erfahren müsse — denn nun war Gregor Erbprinz. Als er nach der Beisetzung wieder hier eintras, war er ein anderer, als da er Legangen, es tat mir weh, ihn anzusehen. Was soll ich Tir sagen, mein Kind — wir kämpften einen schweren Kampf — beide — den Kämpf zwischen Liebe und Pflicht- Starr, unbeugsam wollte ich an der Liebe festhalten, ich nahm den Kämpf mit gutem Mute auf. Als" aber — Gregor war gerade zum Ordnen einer wichtigen Angelegenheit in Berlin — an einem dunklen Herbstabend ganz über- raschjend in einem Mietswagen aus)" der nächsten Stadt der alte, tiefgebeugte Fürst eintraf, als er mich flehent lich bat, den Sohn freizugeben als den dereinstigen Lan- dessürsten und — für eine ebenbürtige Ehe — da war meine Kraft gebrochen — in dem ungleichen Kämpfe siegte die Pflicht — " Inge atmete schjwer, und Angelika machte eine Pause, dann fuhr sie fort: „Und ich war jung damals noch, Inge, kaum zwei- undzwanzig Jahve alt — wahrscheinlich hatte ich doch noch mit einem langen Leben zu rechnen- Tas wußte ich — daß — wenn Gregor aus meinem Leben ausgelöscht war, es einsam bleiben würde — erhellt allein durch eines Kindes Liebe- Es kam mir eine Ahnung, daß auch eines Kindes
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