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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 12.11.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190711128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19071112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19071112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1907
- Monat1907-11
- Tag1907-11-12
- Monat1907-11
- Jahr1907
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 12.11.1907
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vier Kinder verwendet werden sollen. Auch eine Hypo thek von 600 Mark, die auf dem HauSgrundstück ruhte, ist von Kammerherrn v. Spörcken getilgt worden. Be merkenswert ist, daß Kammrrherr v. Spörcken nach einer Aeußerung, die er zu Bekannten getan haben soll, — von Oberforstrat v. Zehmen 9 Jahre hindurch regelmäßig zu der Fasanenjagd eingeladen worden ist und 8 Mal abge sagt hat. Da« neunte Mal, al« er dann angenommen hat, ist ihm das Unglück passiert. Oschatz, 12. Novbr. Im Gasthofe zu Treptttz wurde vorige Woche nachts eingebrochen. Den Dieben fielen 2300 Cigarren, 1 Wtnterttberzieher, 1 Jacket, 1 Paar Stiefeln, Barchsntzeug, 10 Mar! Geld und Postwertsachen (der Gasthof ist Posthilfsstelle) in die Hände. — Am JahrmarktStage haben hier einige junge Leute aus Canitz Lebenschön und zuletzt noch lange Finger gemacht. Ge stohlene Cigarren und einige Radfahrer-Laternen sind bei den jungen Leuten vorgefunden worden. DaS gerichtliche Nachspiel wird nicht auSbleiben. Lommatzsch. Der Gärtnerlehrling Hennig, der den Lod deS Knaben Clauß auf dem Gewissen hat, ist der Irrenanstalt in Waldheim überwiesen worden. Meißen. Bon der Weinernte in hiesiger Gegend berichtet das „Meißn. Tagebl." das Folgende: Am 4. No vember ist der letzte Wein auf der Roten Presse in den Sparbergen gelesen worden. In diesem Jahre hat eS sich ganz besonders gezeigt, daß nur durch Neuanlegen unserer Weinberge ein dauernder Erfolg zu erzielen ist. Während die alten Stöcke trotz fleißigstem Senken eine volle Miß ernte brachten, ist der Erfolg in den Neuunlagen immer- hin gut zu nennen. Der sechsjährige Riesling brachte pro Stock Pfund, nur Pfund weniger als dieselben Stöcke durchschnittlich im Vorjahre brachten bet diesmal etwas besserer Qualität, nämlich 70 Grad Oechsle und 10 pro Mille Säure, gegen 69 Grad Oechsle und 10,5 pro Mille Säure im Vorjahre. Der Schielermost aus Burgunder-, Sylvaner-, Traminer-, Glbtnger und St. Laurent-Trauben hatte in diesem Jahre einen Gehalt von 80 Grad Oechsle und >6,75 pro Mille Säure. Wenn man in Betracht zieht, daß, abgesehen von den starken Frost schäden im vergangenen Winter, in noch nie dagewesener Weise die Peronospora und Oidtum tuckeri in den Bergen auftrat, der»n Bekämpfung durch den immer wieder ein setzenden Regen erschwert wurde, so ist das Ergebnis in den Neuanlagen gewiß erfreulich zu nennen und kann nur als Ansporn zur Fortsetzung dienen. Heu- und Sauerwurm sind nur schwach ausgetreten. In allen Lagen ist das Holz gut auSgereift, womit die erste Vorbedingung zu einem Erfolge für nächstes Jahr erfüllt ist. Wie wir schen, hat auch der Stadtrat mit Neuanlagen in diesem Jahre begonnen, womit hoffentlich eine neue Zeit für unseren Weinbau beginnt, zumal der Naturwein durch das zu erwartende neue Weingesetz wieder wesentliche Unterstützung finden soll. Hoffentlich wird dann auch in dem neuen RatSweinkeller zu Dresden der vaterländische Wein eine gebührende Berücksichtigung finden. Dresden, 12. Nov. Als Se. Maj. der König das Rennen in Seidnitz besuchte, zeigte Se. Kgl. Hohen der Kronprinz Georg Lust, sein Glück am. Totalisator zu versuchen. Als er seinen Vater um die Erlaubnis bat, erhielt er indessen zur Antwort: „Nein, mein Junge, dazu haben wir kein Geld." — Die Verletzung des Herrn Kom merzienrates Pfund, der auf einer Jagd in Fürstenau bei Lauenstein von zwei abgeprallten Schroten getroffen wurde, ist schwerer, als eS erst den Anschein hatte. Die Schrotkörner, die nicht entfernt werden können, sitzen, wie eine Untersuchung mit Röntgenstrahlen ergab, hinter dem Augapfel. — Die konstituierende Versammlung der Orts gruppe Dresden des Verbandes Sächsischer Indu strieller fand am vergangenen Freitag im Hotel Bristol statt. Zum Vorsitzenden wurde gewählt Herr Kommerzien rat Generaldirektor Marwitz-Dresden, zum stellvertretenden Vorsitzenden Herr Fabrikbesitzer Max Rüger i. Fa. Otto Rüger, Lockwitzgrund. — Den „Leipz. Reuest. Nachr." wird geschrieben: Ein wohl noch nie im sächsischen Landtage dagewesencr Vorfall ereignete sich am Montag nachmittag in der Zweiten Kammer, nämlich ein Streik der Journalisten. Die Veranlassung dazu gab der nationalliberale Abgeordnete Hettner, ein Dresdner Land- gerichtsdirektor, der bei der Besprechung des Justizetats gegen die Presse im allgemeinen unqualifizicrbare Angriffe richtete und u. a. die Behauptung ausstellte, über die Reden der Abgeordneten stände Unsinn in den Zeitungen. Der Angreifer brachte aber nicht die Spur eines BeweffeS bei. Die Folge war, daß sämtliche anwesenden Journalisten, Vertreter von Zeitungen aller politischen Richtungen, ihre Tätigkeit solange einstellten, bis dieser Abgeordnete seine Rede beendet hatte. Außerdem erhoben die Journalisten schriftlich Protest beim Präsidium und forderten, daß der Abgeordnete Hettner seinen Ausfall gegen die Presse öffentlich zurückziehe. — Zur Vervollständigung deS auto mobilen Betriebes deS ersten DampsspritzenzugeS ist in der Fabrik Busch-Bautzen ein Dampf-Automobil-Ten der konstruiert worden. Das Fahrzeug zeigt trotz Dampf betriebs keinen Schornstein, sondern der AuSpuff befindet sich unter dem Wagen. Die Feuerung geschieht mit Petro leum. — Der den Elevator auf dem Nordkai des König Albert-Hafens bedienende Maschinenmeister Hermann Wehr- städt wurde von der Transmission ergriffen und wieder holt um die Welle geschleudert. Der schwer ver letzte Mann, dem ein Arm ausgerisscn war, starb im Kcankenhause. — Der Ausflugsverkehr war am Sonntag so stark wie an den schönsten Sommertagen. — Der Drechsler Friedrich AntheS hatte sich vor etwas mehr alS einem Jahre im Wirtshaus damit gebrüstet, daß sein Magen alles ohne Beschwerden verdauen könne, und gegen einen Einsatz von einem Achtel Bier wettete er, den Inhalt zweier Petroleumlampen auszutrinken, was er auch schließlich tat. Die Folaen hiervon waren für ihn fürchter liche. Sofort nach dem Genuß erkrankte er schwer, nur durch da« AuSpumpen deS Magens konnte man ihn am Leben erhalten. Mit seiner Gesundheit ging er dann infolge einer eingetretenen MagenletdenS immer mehr bergab und eit Monaten war er arbeitslos. Von bitterer Not ge rieben, machte sich schließlich sein« Frau mit ihrem zwei- ährigen Sohne am Sonnabend auf und ist bi» zur Stunde noch nicht zurückgekehrt. St« hinterließ einen Zettel, auf welchem sie ihrem Manne mtttetlte, baß sie den Hunger auf di« Dauer nicht ertrage« könne. Tie gehe deshalb lieber in den Tod. Kamenz. Eine mit hoher Befriedigung zu begrü- sende Neuerung, die Abhaltung von Kasernenabendstunden, st Hierselbst im 178. Infanterie-Regiment zur Einführung gelangt. Diese Stunden werden im Laufe deS Winter halbjahre- an die Unteroffiziere und Mannschaften, bataillonS- weise abwechselnd, durch den Garntsongeistlichen im Speise aale des KasernementS erteilt und bestehen in durch Musik und Gesang umrahmten nationalen Vorträgen. Die erste Kasernenabendstunde fand dieser Tage statt. Ein Teil der flegimentSmustk leitete durch «inen Choral die Versamm lung ein, dann sprach der Garnisongeistltche in zündender Rede über den Krieg 1870/71 und die segensreichen Ein richtungen deS SanitätSwesen«. Ein gemeinschaftlicher Gesang beschloß die erhebende Veranstaltung. Die Ein- richtung verspricht ein würdige« Seitenstück zu den in großen Garnisonen bestehenden Soldatenhetmen zu bilden. Freiberg. Zwei Aufsehen erregende Verhaftungen sind am Sonnabend in Freiberg erfolgt. Am Vormittag wurde der Pappenfabrikbesitzer Köhler vom „Kurprinz" in Großschirma, als er sich auf dem Wege zur Stadt befand, in Haft genommen. Und am Nachmittag ließder UntersuchungS- richter beim hiesigen Landgericht auch den Buchhalter Koch der Pappenfabrik Kurprinz bet dessen Anwesenheit in Frei- berg festnehmen. Die beiden Verhaftungen dürften, so schreibt der hiesige „Anzeiger", mit dem letzten großen Brand der Pappenfabrik in Zusammenhang stehen. Plauen i. B. Zu dem gestern bereits kurz gemel deten Mord in Unterlosa berichtet der „Dogtl. Anz." folgendes nähere: In Unterlosa, fast mitten im Orte, nabe seinem Wohnhause, hat man den 40jährigerriZimmermaNn Hermann Grimm durch mehrere Stiche in Kopf und Hal» ermordet aufgesunden. Wie festgestellt worden ist. befand sich der Mann mit vier oder fünf anderen Gästen bis gegen 2 Uhr im OrtSgasthofe. Grimm begab sich dann allein auf den Heimweg. Unmittelbar darauf muß sich auf der einsamen Dorfstraße ein schreckliche« Drama abge spielt haben, denn heimkehrende Kirmesgäste, die von Tal- tttz kamen, fanden Grimm kurze Zeit später blutüberströmt am Wege liegend. Der Unglückliche atmete noch, war aber nicht imstande, irgend welche Angaben zu machen, und gab gleich nach seiner Auffindung den Geist auf. Man nimmt an, daß e» sich um einen Racheakt handelt, doch ist auch möglich, daß der nächtliche Usberfall einem anderen galt und daß Grimm nur einem Irrtum zum Opfer gefallen ist. Der Ermordete war Familienvater; seine Gattin ist schon vor mehreren Jahren gestorben. Fünf Kinder be- trauern in dem auf so schreckliche Weise aus dem Leben Geschiedenen ihren Vater, zwei davon sind noch schulpflichtig. Ueber den Mörder sind noch keine sicheren Anhaltspunkte vorhanden. AlS der Tat dringend verdächtig ist der 19- jährige Zeichner Walter Müller aus dem benachbarten Stöckigt festgenommen worden. Der junge Mann hatte ein Liebesverhältnis mit der Tochter einer Nachbarin von Grimm. Die Wunde am Hinterkopfe Grimms scheint übrigens nicht von einem Stiche, sondern von einem Schlag mit einem Steine herzurühren. Leipzig. Auf dem benachbarten Rangierbahnhofe Engelsdorf ist gestern früh gegen Vi6 Uhr an der Ein mündung der Güterzugsgleife in die Leipzig—Geithainer Linie eine Lokomotive — vermutlich infolge vorzeitiger Weichenumstellung — entgleist. Da hierdurch daS Haupt- glei« für die Leipzig—Geithainer Züge etwa bis gegen 10 Uhr vormittags gesperrt war, wurden die Personen züge über die EngelSdorfer Gütergleise geleitet. Verletzt wurde bei dem Unfälle glücklicherweise niemand. — In den Streik getreten ist das gesamte Personal der Deutsch amerikanischen Petroleumgesellschaft, nachdem die hiesige Leitung des Verbandes der Handels-, Transport- und Berkehrsarbeiter Deutschlands vergeblich wegen Lohnerhöh ung usw. vorstellig geworden war. Ueber die Petroleum gesellschaft ist seitens der Gehilfenschaft die Sperre verhängt worden. — Angeregt durch anfängliche Erfolge von Kol- legen sind eine große Anzahl von Restaurateuren zur Ein- richtung von Freikonzerten übergegangen, sodaß jetzt zirka 70 derartige Lokale bestehen. Naturgemäß verteilte sich daS Publikum jetzt über diese große Anzahl von Konzert lokalen und nur wenige Unternehmer machen noch ein Geschäft. Das quietscht, singt und jodelt jetzt überall, so daß ein KaffeehauSwirt schon auf den genialen Gedanken gekommen ist, empfehlend darauf hinzuweisen, daß in seinem Lokale keine Konzerte stattfinden. Er hat einen Massen besuch, bi» — nnn bis ihm das die Kollegen nncbmachen. Vermischtes. ErstickungstodeineSLöwen. Dem Publikum, daS die Schönbrunner Menagerie in Wien besuchte, bot sich nachmittags vor dem Raubtierhause, in dem ein Löwenpaar mit seinen zwei Jungen untergebracht ist, ein schauerlicher Anblick. Als der Wärter den Tieren die Mahlzeit in den Käfig warf, stürzte sich der männliche Löwe „Azur", einer der prächtigsten Löwenexemplare deS Schönbrunner Tiergartens, auf das ihm zugeworfene Fleischstück. Mit einem Griffe packte die Bestie daS Fleisch und schob eS hastig in den Nachen. Plötzlich begann der Löwe an dem Bissen zu würgen; man merkte, wie er die furchtbarsten Anstrengungen machte, ihn zu verschlingen, doch vergeblich. Immer entsetzlicher wurde daS Ringen deS Raubtieres. Wütend vor Schmerz peitschte eS mit einem Schweife den Boden, immer wilder rollten seine Augen, bi« e« mit einem Male — die ganze Szene dauerte nur wenige Augenblicke — leblos -usammenbrach. „Azur" war erstickt. Einige Wärter und der Schloßtierarzt waren zur Stelle, doch war jede Rettung ausgeschlossen. Die Brautausstattung der Prinzessin Marie Bonaparte, der Verlobten des Prinzen Georg von Grie chenland, ist zurzeit in Paris ausgestellt. AlleS, alles »offenbart sich! den Micken der Schaulustigen, selbst die intimsten Kleidungsstücke. Nur das Brautkleid selbst fehlt zum Schmerze vieler Tkmen. Darüber sind aber all« einig, daß seit langer Zeit keine Gelegenheit war, eine so reiche und so geschmackvoll zusammengestellte Brautaus- tattung zu bewundern. Tic Firma CH. Drectoll hat die Doiletten, die Misch« und den größten Teil der Pelze ge liefert, zusammen im Betrage von mehr als einer halben Million Franken. Unter den 60 Doiletten befanden sich! nach der Frankfurter Zeitung 30 Hiostoben. Ein Tisch tuch kostet allein 18000 Francs. Tie Wäschegarnitur für oen Hochzeitstag kommt auf 4000 Francs. Ter Preis emes Pelzmantels beträgt die Kleinigkeit von 75000 Francs. Tic meisten der Hoftoiletten sind weiß gehalten, da die Königin Von Griechenland) die zukünftige Schwieger mutter der Braut, diese Farbe bevorzugt. Die Doiletten lassen die schöne Figur, den schönen .Hals und die schönen Arme der Prinzessin zur Geltung kommen. Besonders schön ist eine Weiße Dülltoilette mit eingearbeiteten Spitzen-Medaillons und Rosenbuketts in verschiedenarti gem Metall. Kleine Rosen sind um den Ausschiiitt des weit offenen kurzen AermelS gesetzt. DaS ganze ist auf Rosa gearbeitet, und' von rosa Satin ist der hohe Gürtel der kurzen Empire-Taille. Die Hüte sind große Capelines mit Strauß-- oder Marabu-Federn und kleine Pels-Doques. Kostbar sind die Ringe, Armbänder, Ohr-, Hals- und Kopfgeschmeide. Als wenn die Kriege und die Sorgen um das Staatswesen ihn nicht genug beschäftigten, fand Napo leon I. auch Noch Zeit, sich um die Angelegenheiten von Privatleuten zu kümmern nnd sogar den Heiratsvermitt ler zu spielen. Nach der Schlacht bei Ulm war der Mar schall Tavoust in Preßourg eingezogen und hatte eine Proklamation an die Ungarn veröffentlicht, um ihnen die freundschaftlichen und! liberalen Gesinnungen der Fran zosen anzuprciscn. Eines Tages kam nach 'Preßburg eine junge Tome aus vornehmer ungarischer Familie, Amalie Eöry mit Namen, und bat um einen Geleitbrief, um un gehindert ins Lager Napoleons gelangen zu können. Sie verweigerte jede Auskunft über die Gründe ihres Gesuchs, erklärte sich aber bereit, sich jeder verlangten Visitation zu unterziehen, um zu beweisen, daß sie weder Waffen noch! aufrührerische Schriften mit sich führe. Marschall T0v0ust kam auf den Gedanken, daß das Mädchen viel leicht, wie andere Damen, V0n einer Liebesleidenschaft für den sinnlich veranlagten Kaiser ergriffen sein könnte, und gab „aus diesen Erwägungen heraus" die erbetene Erlaubnis. Als Amalie Eöry bis zu dem Schlosse gelangt war, in welchem Napoleon auf den Erzherzog Karl war tete, um mit ihm Friedensunterhandlungen anzuknüpfcn, schickte sie einen Boten an den Kaiser und ließ dem Welt eroberer sagen, daß sie ihn in einer sehr wichtigen An gelegenheit sprechen müsse. Sie wurde sofort empfangen und enthüllte nun endlich die Gründe ihres Besuchs. Sie liebte, wiedergeliebt, den Leutnant Stephan von Pley- mvur, der in einem österreichischen Kavallerie-Regiment diente; ihre Eltern aber suchten, unter dem Vorwand, daß der Leutnant noch! lange im Felde bleiben müsse, sie zu einer Heirat mit einem anderen zu bewegen. Deshalb bat sie Napoleon, für ihren Freund einen längeren Urlaub zu erwirken. Ter Kaiser versprach nicht nur das, sondern erklärte sich sogar bereit, den Leutnant in die eigene Garde zu übernehmen und ihn mit seiner jungen Frau nach Frankreich zu schicken; der Erzherzog Karl war mit der Entlassung des jungen Offiziers einverstanden und gab sofort die erforderlichen Weisungen. Tie Hochzeit der beiden Liebenden konnte stattfinden, und eine bewaffnete Eskorte begleitete die Neuvermählten bis an die franzö sische Grenze; von dort konnten sie unbelästigt ihre Reise kns nach Paris fvrtsetzcu. Don dem Leutnant Pleymour hörte man aber später gar nichts mehr; Napoleon scheint ihm seine Protektion bald 'wieder entzogen zu haben und zwar aus einem leicht erklärlichen Grunde: der Kaiser hatte gehofft, von der schönen Ungarin für seine Hei- ratkvermittelung einen süßen Lohn zu erhalten, aber Amalie Pleymour wollte eine anständige Frau bleiben, und für anständige Frauen hatte Napoleon nicht viel übrig. / Neueste Nachrichten und Telegramme vom 12. November 1907. X Berlin. Heute früh fuhr ein aus Bernau aus fahrender Güterzug einem von Berlin kommenden Eil güterzug in die Flanke. Ein Schaffner wurde getötet, eine Lokomotive und 13 Wagen wurden beschädigt. Ein mit Spiritus beladener Wagen verbrannte. )( München. Ter Poliermeister Max Popp, der von einem Zahnarzte narvositiert worden war, erwachte nicht mehcv us seiner Betäubung und starb nach 24 Stunden Aufenthalt im Krankenhause. Ter Staatsanwalt hat die Untersuchung eingeleitet. — Frankfurt a. M. Wäh rend eines Streites warf der Schreiner Höfling seine Ge liebte, eine Prostituierte, die Treppe hinunter, wobei das Mädchen einen Schädel- und Genickbruch erlitt. Höfling stellte sich darauf der Polizei. — Berlin. Gestern nach mittag verwundete ein unbekannter Mann den Kaufmann Lally Waldow in dessen Wohnung durch zwei Revolver schüsse schwer und tötete sich dann selbst durch einen Schuß in die Schläfe. — Lemberg. In der Militärreitschule von Jaroslaw fiel der Ulanenoffizier Kahn mit dem Säbel in der Hand den General Gemmingen, der gerade im
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