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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 07.04.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191104077
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19110407
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19110407
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1911
- Monat1911-04
- Tag1911-04-07
- Monat1911-04
- Jahr1911
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 07.04.1911
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«MM tritt »ketchzettig «in Umstur, de« bestehenden Witterung«, charakter« «tu. Sin« von Nordwrften rasch vorrückend« Depression s«tzt« stch üb«r d«r Osts«« fest, während sich all« mählich üd«r Norditalten und der Adria «io tutinsioe« Minimum auSbildete; dies« Situation gilt sür «ine der schlechtesten sür Mittel- und Südeuropa Durch di« taten- fioeu Nordwind», die durch di« Depression über der Ostsee gegeben sind, weiden mir plützlich wieder i» da« Klima jener nördlichen Gebenden versetzt, au« denen di« Wind, kommen. Di« Winde bringen di« im Norden erkaltete Lust wieder mit sich und rusen so bet un« einen um so «mpftndltcheren Umstur, hervor, je köher früher durch die südliche» Winde die Temperatur gestiegen. Dieser Tempe ratursturz ist nicht« al« eine kalte Luftwrlle, die von Nord- »esten über Europa herelnbrach und nun im Osten wieder ad-tetz,n wird. — Für Berlin war der verflossen« Dientztag der kälteste Aprtltag seit 1837. —88 Der Gesck>äft«umsatz der Zucht genossen- schast für da« Meißner Schwein war trp 22. Seschäst«jahr 1910 etwa« weniger gut al« da« Jahr vor- her; er hatte unter der Maul- und Klauenseuche in Oester reich-Ungarn, den Hauptablatzgebiet -u leiden, verkauft wurden im abgelauferfen Geschäftsjahr 1910 467 Zucht tiere — 206 Eber und 261 Sauen — im werte von rund 2S 476 M. Die Zahl der ordentlichen Senossenschafi«. Mitglieder beträgt gegenwärtig 32, die zurzeit über 214 angekört« Zuchttiere — 23 Eber und 1S1 Tauen — verfügen. Die Kvrkom Mission hat neu 8 Eber und 88 Sanen ang«. kürt. Die Sberaufzuchlstation in GSoernitz bei Priestewitz ist zurzeit mit jungen Ebern nicht besetzt, wohl aber ver fügen dl« Genossen gegenwärtig über eine große Anzahl sehr schöner und typischer junger Eber. Die Lu«ftellung tu Hamburg brachte der Genossenschaft außer zwei Euer- keunungen, drei erste und einen ^zweiten Prrt« in Höhe von 200 M. und einen Sammlung«pr«i» in Höhe von 288 M. Die Senofsenschast hatte sich auch im letzten Jahre der wohlwollenden Unterstützung de« Königlichen Ministerium« de« Innern zu erfreuen. —88 Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen, der Bruder de« regierenden Sachsenkvnlg» Friedrich August, hat den Briefwechsel zwischen König Johann von Sachsen und König Wilhelm I. von Preußen bearbeitet. In der letzten Sitzung de« Kgl. Sächs. Alter- 1um«oeretn», der auch der prtnzltche Verfasser beiwohnte, machte Geh. Reg.-Rat Dr. Gemisch einige interessante Mit- tetlungen über die zwischen den beiden Königen gepflogene Korrespondenz. Geh. Rat Dr. Grmisch bemerkt« zunächst, daß -wischen König Johann und König Wilhelm I. ein reger Briefwechsel stattgefunden, der sich in der Hauptsache aus politischem Gebiete bewegt habe, doch sei da« Freund- fchaftöverhältni« zwischen beiden kein so innige« gewesen, al« zwischen dem sächsischen König und F-iedrich Wilhelm IV. Beide aber hätten in erster Linie da» Wohl ihrer Staaten im Auge gehabt. 1827 seien stch die beiden jungen Fürsten in Berlin zum erstenmal näher getreten und hätten bet einem kleinen Festmahl Brüderschaft gemacht. Dann sei Uber eine Stockung in den persönlichen Beziehungen der beiden Fürsten eingetreten, die 12 Jahre andauert« und erst al» die Exekution der Bundettruppen beoorstand und al» Zollstreittgtetten zwilchen Sachsen und P rußen entstanden waren, seien sie sich wieder brieflich näher ge- treten. Der von jetzt ab gepflogene Briefwechsel bewegte sich säst nur auf politischem Gebiete. 1860 hatten stch die Verhältnisse so zugespitzt, daß wieder rin brieflicher Meinung«auStausch stotifand, wobei stch allerdings die Meinungen oft gegenüberstanden. Später sei e« dann in Sanssouci zu einer persönlichen Aussprache gekommen, wobei König Johann der Befürchtung Ausdruck gegeben haben soll, daß Preußen die anderen Bundesstaaten auf heben wolle. Prtnzregent Wilhelm trat dieser Meinung bestimmt entgegen. Kurz nach dem Regierungsantritt König Wilhelms I. fand der bekannte Fürstentag in Frank- furt statt. Auf Einladung de« Kaisers Franz Joseph kamen die deutschen Fürsten am 17. August 1863 tn Frank- für» zusammen. König Wilhelm lehnt« jedoch die Teil nahme an diesem Tage ab, worauf ihm König Johann «tn von 30 Fürstlichkeiten eigenhändig unterzeichnete« Schreiben mit der nochmaligen Einladung zu diesem Fürstentage überbrachte. Infolge de« Einflüsse« de» Grafen BtSmarck lehnte jedoch der König auch diese Einladung ab, wodurch der Fürstenlongreß al« gescheitert betrachtet werden mußte. König Wilhelm dankt« jedoch dem König Johann tn einem herzlich gehaltenen Schreiben sür den ihm erwiesenen Freundschaftsdienst. Zum 67. Geburtstage König Johann« überbrachte Btvmarck demselben ein eiaen- händige« Glückwunschschreiben der Königs Wilhelm. 1870/71 Übersandte König Johann dem König W «Helm persönlich die bekannte Adresse der Leipziger Giudenlenschaft, wo ür ihm König Wilhelm in einem besonderen Schreiben dankte. Au« den wenigen Briefen und Depeschen, welche die beiden Fürsten darauf miteinander gewechselt haben, wehte der Geist jener großen Zett der Einigung Deut'chland«. Al» König Johann starb, telegraphierte Kaiser Wilhelm I. an König Albert: „Eine große edle Seele ist erlöst von schweren Leiden!* — In den Erholungsheimen Lauter und K ö n i g- stein können Militärvereinskameraden, aber nur ge sunde, die sich einige Zeit erholen wollen, Aufnahme finden. Lauter ist bis Ende Juli geöffnet, dann wegen Umbaue» geschlossen. Königstein ist vom 1. Mai bis 30. September geöffnet. Anmeldungen sind, wie nritgeteilt wird, an das Präsidium von SachsenS MilitärvereinS- bund zu richten. — Mit dem 1. April d. I. haben die Einnahmen Sachsen» au» der Erbschaftssteuer eine wesentliche Aenderung erfahren. Am 31. März 1911 ist nämlich die UebergangSzeit abgclaufen, für die nach Paragr. 7 de» Reichsgesetzes über die Ordnung des ReichShauShaltS und die Tilgung der RcichSschuld vom S. Juni 1906 den ein zelnen Bundesstaaten von der durch sie vereinnahmten NetchserbschaftSsteuer mindesten» der Betrag ihrer Durch- fchnittSeinnahmen au» der Landeserbschaftssteuer in den Rechnungsjahr« 1901 bi« 190V verbleibt. Nunmehr sind die «spivmamge» de» erwähnten NeichSgesetze» in Kraft getreten, wonach die einzelne« Bundesstaaten von dem Roherträge d«r von ihnen vereinnahmten Retchserbschaft»- stener nur »och et« Viertel behalten. Der finanziell« Effekt von alledem ist «tat-mäßig für Sachse» folgender: Der bereit« erwähnte jährliche Durchschnittsertrag der sächsi schen Landeserbschaftssteuer ist auf 18Ü9925 Mqrk be rechnet gewesen. Diese Summe erhielt der sächsische StaatSfiSkuS 1910 noch voll und für 1911 bekommt er davon bis 31. März ein viertel, also 4S6231 M., wozu für den Rest des Jahres drei Sechzehnte! von der aus L400000 Mk. berechneten Roheinnahme der Reichssteuer oder 1012500 Mk. kommen, voraussichtlich beträgt also daS neue Opfer Sachsen« für da» Reich rund 400000 Mark. — Am 1. April konnten, wie „Der Kamerad" mit teilt, sieben inaktive sächsische Offiziere verschie dener Waffengattungen aus eine fünfzigjäht 1 ge Zu gehörigkeit zur Armee zurückblicken. ES sind die» die Herren: Generalleutnant z, D. von Soeben, Oberst z. D. Sachße, Oberst z. D. von Schimpfs, Oberst z. D. von Scheib- ner, Oberst z. D. von Wagner, Oberstleutnant z. D. Goedsche und Hauptmann a. L. von Larlowttz. Diese sie ben Jubilar« traten zusammen am 1. April 1861 als Portepeejunker aus dem Kadettenkorps in die Armee, nachdem sie alle einer Division de» Kadettenkorps an gehört hatten. Sie haben aber auch über ihre Dienstzeit hinaus treue Kameradschaft gehalten, denn jeden Mitt woch vereinigten sich die Dresdner Herren mit denen der Umgebung zu einem gemeinsamen Spaziergang und pflegen die wechselreichen militärischen Erinnerungen. * Lichtens««. Die Konfirmandeniparkasse hat »n dem 1. Vierteljahre an die Konfirmanden 694.70 M. -urückgezahlt. * Gröditz. An der Bahnstrecke Riesa—Elsterwerda werden an den Stellen, an denen bisher Unglückeiälle vor- gekommen find, wie Zeithain, Wülkaitz und Gröditz, tu die len Tagen Schranken errichtet, während an anderen griahr- vollen Uebergängen in kürzerer Zeit auch solche errichtet werden sollen. Meißen. Gin Heimatsfest für da» Meißener Gpaar- gebirge ist für den 10. und 11. September 1911 geplant. Schon jetzt ist man eifrig an der Arbeit. Am 10. Sep tember wird Gott vaechu« tn stattlichem Winzerzuge etn- geholt werden, der den alten Meißener Weinbau durch sein Gricheinen zu neuer Blüte bringen will. Auf der Festwiese entwickelt sich «in eigen« zu dem Zwecke gedichtete« heimat liche» Festspiel, da» Freud und Leid de» Weinbauer» schil dert. Montag werden die eigenartigen Vorführungen wiederholt und Höhenseuer und verpbeleuchtung werden da« ganze idyllische Spaargebtrge tn märchenhaftem Zauber erglühen lassen. 88 Dre« den. Dom 1. Januar bi« 25 März 1911 kamen hi« mehr al« 40 Grundstückoersteigerungen, beson der» von größerem Mietshäusern und Baustellen vor. Diese Zwangversteigerungen erbrachten einen Hypotheken- ausfall von nahezu einer Million Mark. Einen großen Anteil an diesen Versteigerungen lieferte die verkrachte Grundstückrbaugesellschaft Gommern. Dresden. DaS am 18. März d. I. verstorbene Fräulein Anna Karoline Hecker in Dresden hat tn ihrem Testomrnte der Schwrsternkasse der Dtakonissenanstalt zu Dresden für Erholungszwecke und für das Feierabendhaut 10000 Mark al» Vermächtnis ausgesetzt. — Gewalttaten schwerer Art wurden in Gohli» verübt. Ein SchisfSarbetter fing tn einem Restaurant Streit an und mißhandelte einen Kaufmann au» Kötzschenbroda. Die Tätlichkeiten setzten sich auf der Straße fort. Schließlich floh der verletzt« Kaufmann und sprang in die Elbe. Der Fährmann rettete den Kaufmann tn ein Boot und brachte ihn nach dem anderen Ufer in Sicherheit. Bet dem Versuch, den gewalttätigen Menschen festzunehmen, wurden auch der Nachtwächter und Gemeindediener mißhandelt. Der Der- Haftel« zerstörte schließlich noch die OrtSzelle. — Sestern nachmittag brach im Hauptlager de« Konsumverein« Errieten Feuer au«. Gegen */i3 Uhr stand da» Gebäude tn Hellen Flammen. Zittau. Am Dienstag wurde tn der böhmischen Dor. stadt der Arbeiter PteSkawrtz an« Böhmen mit erfrorenen Füßen ausgefunden, da er tn der Nacht bet starker Kälte auf einem Düngerhaufen tn Grottau genächtigt hatte. Gr hatte sich unter großen Schmerzen noch bi» Zittau ge schleppt, wo er im Krankenhaus« Aufnahme fand. Hirsch selbe b. Zittau. Auf dem Vraunkahlenwerk Herkules geriet der Arbeiter Wilhelm Döring beim Nach tüllen bei Trockenofen« in die Füllöffnung und erstickte in den nachrutschenden Kohlenmassen. Döring war 29 Jahre alt und verheiratet. 88 Chemnitz. Der wegen Körperverletzung mehr- fach vorbestrafte Hondschuhfabrikant Kraetzschmar in Burg städt fuhr am 7. Oktober vorigen Jahre« tm Automobil durch di« Bergstraße tn Chemnitz. Gr führt regelmäßig eine Rohrprttsche mit stch, um Hund« abzuwehren, aber an diesem Tage macht« auch ein schwächlicher neunjähriger Schulknabe, der Sohn eines Ehemnttzer Schutzmann«, un liebsam« Bekanntschaft mit diesem ZüchtigungSmittel. Der Knabe stand auf der Bergstraße und warf zufällig eine Erbse nach einem Gegenstand. Da« .Geschoß* prallte an der Sutobrill« de« Fahrer» ab und sofort hielt Kr. den Kraftwagen an, um den .Attentäter* zu erwischen und zur Polizeiwache zu führen. Da der schwächlich gebaute Knabe sich hiergegen sträubt«, holte der Automobilist mit der Rohrpeitiche zum Schlag« au« und versetzte mit aller Gr- watt dem Knaben 10 bi» 12 wuchtig« Schläge, s» daß dr« Kind blau« und grüne Streifen erhielt und an der Gesundheit geschädigt wurde. Gegen den .schlagfertigen* Automobilisten wurde da« Strafverfahren wegrn ge'ähr- sicher Kö peroerletzbng «'«geleitet und da» Schöffengericht Burgtiädt verurteilte ihn zu 5 Ta en Grfängnt«. Seine Verukung gegen diese« Urteil hat«« insofern Erfolg, al» da« Landgericht Chemnitz dt« Gefängnisstrafe tn »ine Geld- straf« von tO M. umrvandelle. Trotzdem legt« Kr. gegen " ' —7— da» landgerichtliche Urteil-Revision beim OberlandeSgertcht «tn und behauptet«, die 1 Meter lang» Nohrpeitichr sei kein gefährliche« Werkzeug, sonst wäre auch der Rohrstock de» Lehrer», mit dem di« Schulkinder gezüchtigt »erden, al» ein solche» zu betrachterr. Da» Obrrlaudtttgericht ver warf jedoch da« Rechtsmittel und hob hervor, daß,dem Automobilisten ein Züchtigung»richr in keiner W»is» zu- steh«. Di» benutzt« Robrpettsche sei ein gefäbrltche» Werk- zeug im Sinn« de« 8 228» de« Retchrstrafgesetzduche« und geeignet, ein« Körperverletzung herbetzutübren. rr Großharthau. Der Zugschaffner Lehmann 11 wurde gestern mittag auf dem Bahnhof Weikertdorf von eine« Süterzuge überfahren und sofort getötet. Weißenberg. Bei einem Gewitter schlug der Blitz in da« Anwesen de« Wirtschaft»besitzer« Kieschnick im be nachbarten Großlaubernitz und zündele. Da von den Be wohnern niemand anwesend war, brannte die au» drei Gebäuden bestehende Wirtschaft vollständig nieder. Auch sämtliche» Vieh und Inventar fiel den Flammen zum Opfer. Crimmitschau. Die Mittwoch abgehalten« Stadt- verordnet,nützung gestaltete stch recht lebhaft. Zu ziemlich heftigem Redegefecht kam e« bet Beratung über da» Gesuch der Tchutzgemeintchaft für Handel und Geweibe um Ab schaffung eine« Jahrmarkt»». Schließlich bezeichnet« man di« Jahrmä'kte al« historisch und nutzbringend und beschloß ihre volle Beibehaltung. Zwönitz. Sin hiesiger Schmiedelehrling spielte im Beisein eine« elfjährigen Gchulknaben mit einem geladenen Revolver, wobei sich die Wuff« entlud und da» Geschoß dem Knaben in die Brust drang. Gr wurde schwerverletzt in dt, Anstalt de« Sanität»rate« Dr. Prlling tn Aue gebracht. rr Plauen i. V. Festgenommen wurde in Gera «in Schlossergesell« au« Plauen, der hier 800 Mark gestohlen hatte. In Gera hatte er den größten Teil de» Gelbe« «nt zwei Kumpanen auf einer Bierreise verjubelt. Ast« drei wurden vou ter Kri» t alpoli et alsbald »>mi e t nach dem von Plauen «ine Aufforderung zur El^re,iung de» Diebe« ein,,gange« war. von de« zwei Kumpane« de» Diebe« wurde einer al» Fohrraddieb entlarvt. ,r Rochlitz. Bet der großen Kälte ist tn vergangener Nacht der Klempner Franz Rostock tm Freien erfroren. Er hatte vorher viel Alkohol genossen, Infolgedessen er. stch am Vachufer ntedergesetzt hatte. Leipzig. Da« Reichsgericht in Leipzig verhandelte gegen den Mechaniker Koch wegen Verrats militärischer Geheimnisse. — Di« Stadtverordneten genehmigten 120*/, de« Normolsatze« der Einkommensteuer. — Gestern vor mittag stürzte in einem Haule der Gerberstraße dt« dort beschäftigte 80 jährige Arbeiterin August« Frieda Leser au« Eutritzsch von der 1. Etage in den Fahrstuhlschacht ab und starb bald darauf an den erlittenen Verletzungen. — Am Dienstag entstand tu der Strohhuifabrik von Ihle- mann «tn Großfeuer. Der Materialschaden ist bedeutend, da viele Frühjahr»mod,lle dem Feuer zum Opfer fielen. W Amlkii bei ko Mn klWim. W> Ueberall im Leben und Sterben der alten Aegypter spielt daS Amulett seine Rolle. Es war eins der wesent lichen Elemente deS bürgerlichen und militärischen wie des religiösen Lebens, und dieser Brauch, der bis irr die letzten Tage deS Heidentums, ja bis heute noch, eine so gewaltig« Ausdehnung hatte, füllt nun nach Jahr hunderten der Zerstörung in den zahllosen Produkten, die er erzeugte, unsere Kunstsammlungen mit seltsamen und eigenartigen Gebilden. Alle sind sie Amulette, diese klei nen, blauen, grünen oder weißen Mumien, in lebhaften Farben leuchtend, die die Touristen aus Kairo oder Luxor mitbringen; Amulette die Skarabäen, Affen und Jbise, Amulette die Ringe, aus denen geheimnisvolle Zeichen eingeritzt sind, und die vielen anderen bizarr ausfehenden Gegenstände, die Rinderköpfe und -deine, die ganzen und die halben Schlangen, die mysteriösen Augen, die offenen und geschlossenen Hände, die Gürtel knoten und Lebenskreuze, die Messerchen, Harpunen usw. Man trug sie um den Hals, an Armen und Händen oder deinen, hatte sie um den Hals gehängt, in die Kleider eingenäht und mauerte sie in die Häuser ein. Im Amulett sieht G Maspero, der diesen anziehen den und feinen Werken der ägyptischen Kleinkunst im Journal des Debats einen Aufsatz widmet, einen präg nanten Ausdruck des ägyptischen Geisteslebens, das mehr als die Weltanschauung irgend eines anderen Volkes des Altertums auf das Nebernatürliche gerichtet war Luft und Wasser, Feuer und Erde waren für sie mit wirken den, mächtigen Wesen erfüllt, gegen die es nur in der Beschwörung und tm Opfer, vor allem im Amulett, Schutz und Hilfe gab Die Toten wurden mit einer Unzahl von Amuletten begraben, von denen der größte Teil dazu bestimmt war, ihnen den Aufenthalt im Grabe zu er leichtern, während andere ihnen helfen sollten, die ver schiedenen Paradiese zu erringen, die ihre Religion ihnen verhieß Die erste Kategorie dec Grabamulette besteht aus ver kleinerten und stilisierten Abbildern von Nahrungsmit teln, von Möbeln, Waffen und anderen Ausstattungsstük- ken, die dem Toten zum Fortleben seiner Seele unbedingt nötig waren Zu Anfang hatte man wohl den Verwandten die Ding«, die sie im Leben gebraucht hatten, mit in die Grube gegeben Bald trat ansteNe dieser vergänglichen Realitäten ihr haltbareres Symbol, daS Amulett Dazu kam noch die Furcht, daß das Grab gestört oder ge schändet werden könnte, und dann spielte auch der Glaube der Aegypter mit, daß ein Abbild irgend eines Wesens oder Dinges, gleichsam sein Doppelgänger, durch die Kraft des Priesters überirdisches Leben erhalten könne, sodaß die Existenz in den haltbaren Symbolen fortdauere, wenn auch die Urbilder längst verfallen waren So finden wir denn im Staub der alten Gräber kleine Mumien au» Alabaster oder anderem haltbaren Material, di« den Doppelgänger de» begrabenen Menschen darstellen
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