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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 07.04.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191104077
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19110407
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19110407
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1911
- Monat1911-04
- Tag1911-04-07
- Monat1911-04
- Jahr1911
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 07.04.1911
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vekV erteilt werden soll- daß andererseits aber die Pfarrer dann Beschwerde beim Oberkirchenrat einreichen werden. von setzt ab können Pakete im Gewichte von S Kilo- tzravnn ohne Wertangabe und mit Wertangabe bis 800 ' Mark nach allen, an einer Eisenbahn- und Dampfschifs- stelle liegende» Orten in China und Pakete ohne Wert angabe bi» 3 Kilogramm nach allen übrigen Orten in China mit Ausschluß von Chinesisch-Turkestan, Tibet und Mongolei außer auf dem Seewege auch über Sibirien versandt werden. Pakete und Begleitadressen müssen den Leitvermerk „lieber Rußland und Tientsin (russisches und deutsche» Postamt)" tragen. Die Pakete werden vom deut schen Postamt in Tientsin der chinesischen Post über geben. lieber die Beförderungsbedingungen erteilen die Kostanstalten Auskunft. An der Ftage der Beförderung russischer Rück wanderer aus Holsand hat da» preußische Mini sterium de» Innern neue Vorschläge gemacht. Danach soll die Uranium-Linte für jeden Eisenbahnwagen mit Rückwanderern 300 Mark bei der preußischen Nation Bentheim deponieren. Dies Geld wird für Bewachungs posten verwendet, die von Bentheim bi» Hannover tnwch Gendarmerie gebildet werden. Den weiteren Dienst hat bis zur russischen Grenze die Polizei von Hannover Übernommen. Diese Maßregel kann auf alle konzessio nierten Linien, zu denen auch der Königlich holländisch« Lloyd gehört, angewcndet werben, falls sich Schwierig keiten bei der Beförderung der Rückwanderer ergeben. „Daily News" veröffentlicht einige Briefe, die der Vorsitzende der internationalen Friedensliga, Felix MoscheleS, von den beiden in Deutschland wegen Spio nage verurteilten englischen Offizieren Trench und Brandon erhalten hat. Die beiden sprechen sich darin sehr befriedigt über die Behandlung au», die ihmen in der Festung zuteil wird. MoscheleS fügt hinzu, die den Offizieren bewiesene Höflichkeit sei eine Ermutigung für die, die bestrebt sind, die deutsch-englischen Beziehungen hnmer herzlicher zu gestalten. Auf der Werft des Bremer .SulkanS" in Vege sack fand gestern in Gegenwart von Vertretern des Reichskolonialamtes, des Norddeutschen Lloyd und der Bauwerft der Stapellanf des für das deutsche Südsee kolonialgebiet bestimmten Ncgierungsdampfer „Ersatz Seestern" statt. Frau Kapitän Möller, die Gattin des künftigen Schisssführers, taufte das Schiff auf den Namen „Komet". Oesterreich-Ungarn. Gin« vom Bodenbacher Stadtrat einberufene Ber- trauenSmännerversammlung nahm «ine Entschließung an, in der die Wiederaufnahme der deutsch-ttchechischen AuS- gletchSoerhandlungen im Interesse beider VolkSstämme für wünschenswert bezeichnet und die Erwartung ausgesprochen wird, daß die deutschen Landtagsabgeordneten als die be rufenen und verantwortlichen Vertreter der Deutschen nur einem solchen Ausgleiche zustimmen werden, der allen be rechtigten Ansprüchen der Deutschen entspricht. Der Kaiser empfing eine Abordnung zur Ueberrelchung der Erinnerungsmedaille au» Anlaß de» 50 jährigen Be stehens de» Protestantenpatent», wobei er de» Protestanten versicherte, daß er ihrer Kirche wie bisher, so auch ferner hin stete Fürsorge angedeihen lassen werde. Neue Truppenformationen sollen in Oesterreich bevor- stehen. AuS gutunterrichteten militärischen Kreisen ver lautet nach dem DreSd. Anz., daß di« FestungSortillerie, die bisher au» sechs Regimentern mit zusammen 72 Kam- panien bestand, um zwei Bataillone, also zusammen acht Kompanien, in diesem Jahre vermehrt werden wird. Diese zwei neu,»bildenden Bataillone FestungSortillerie werden in die südttroler Fort» gelegt werden. Ferner werden vier weitere Kavallerie-Maschinengewehrabteilungen aufgestellt, deren Formation am 1. April vollendet worden ist. Sie werden nach PrzemySl, Goerz, Brünn und Olmütz gelegt. Im Spätsommer werden noch vier neue Kaoallerie- Maschinengewehrabteilungen gebildet. Auf dem Woserkof. Roman von Erich Ebenstem. 47 Inzwischen fügt es ein sonderbarer Zufall, daß am Vor mittag zwei Gäste in das Holzknechthaus kommen. Gäste, die sich selten dort blicken lassen und wenn sie einzeln gehen, den Ort lieber meiden. Aber heute hat der Rodauer Gendarm den Jäger aus Pankratzen oben am Kar getrosten und zu zweien können sie eS schon wagen, einmal das Nest der wilden Bur schen im Dullinggraben aufzusuchen. Der Morgen aber war kalt und ein Gläschen Enzianbitter wird wohl zu finden sein. Statt dessen finden sie eine Leiche und den gefesselten Hu bert, der als Mörder bezeichnet wird. Die Holzknechte, welche sonst Jäger und Gendarmen als ihre Erbfeinde betrachten, tun heute sehr erfreut über den Besuch. , Da kann der Gendarm den „Mordbuben," ja gleich mit nehmen nach Rodau und sie brauchen ihn nicht länger zu be wachen. Wohl flüstert Nandl diesem heimlich zu: „Gewiß ist'S nicht, Du, daß der den Xaver umgebracht hat. Es sind noch andere da. die'S imstande gewesen wären.. Aber der Gendarm blickt auf die blutigen Kleider des Bur schen, läßt sich von Hans erzählen, wie er ihn getroffen hat und lächelt überlegen. Gegen Mittag bricht er mit seinem Gefangenen auf. Der Jäger hat sich freiwillig zur Gelcitlchaft angeboten. Ein Mord in der stillen friedlichen Gegend ist ein großes Ereignis, und sie werden ihn alle beneiden, daß er hat mit dabet sein dürfen, wie sie den Mörder in Arrest schaffen. , „Diesmal ist der 12*August in Rodau kein bloßer Sonn tag. Schon die Sonne hat bewiesen, daß sie heute etwas be- sonderes tun will, denn alS sie früh morgens im Osten herauf kommt, war der Himmel voll schwerer Wolken, die eher Regen verheißen als Sonnenschein. Aber dieSonne guckt gern in der NeuhanS Mirzl lustige» Gesicht, und heilt mutz eS ja besonders darin strahlen. Drum spießt fie mit ihren goldenen Strahlenspeerrn einen Nebelfetzen um den anderen auf und schiebt sie weit von sich gegen das Unterland zu. Dort mag'» heute in SotteSnamen regnen, zu Miniftsrprästdent Giolttti hielt gestern sein« Programm, rede und «klärt, im Verlaus, seiner Au Ehrungen: Ich werde mit kurzen klaren Dorten da» Programm auSein- anderjetzeu. Di« grundlegend« Frag«, dt« dem Parlament »argeiegt wird, ist dt« Retorm dW Wahlgesetze«. Angesicht» der Fortschritte, die da» italienisch« Volk in d«n 20 Jahren der Freiheit gemacht hat, kann die Reform sich nicht auf einige wenig« Abänderungen beschränken, sondern muß in grundsätzlicher Weile dem politischen Leben und der großen Strömung der öffentlichen Meinung Rechnung tragen. Ich werde beantragen, daß auch diejenigen wohlberechttgt sein sollen, di« der Militärpflicht genügt, und die, di« da» 30. Lebensjahr erreicht haben. Da» Parlament soll der voll, kommen« Ausdruck de» Willen» de» Lande» sein und allen sorialen Klassen offenstehen. Dann kündigt« der Minister präsident an, daß er dt« Monopolisierung der Lben«- Versicherung in Vorschlag bringen werde, derart, daß alle au» LebknSoerficherungen rührenden Einnahmen der Kaffe für Alter»- und Jnoalldität»oersorgung für Arbeiter über wiesen werden. Die Lage unserer Finanzen, fuhr Giolttti kort, ist gut, und da» Gleichgewicht de» Budget» ist ge sichert. Giolttti sprach hierauf von der Notwendigkeit, da« Jnetnanderareiken der einzelnen Derwal«ung»zweige gründ- sich zu prüfen, damit diese einfacher, rascher und intensiver arbeiteten. Die Leitung unserer auswärtigen Politik, erklärte Giolttti, wird den traditionellen Weg einschlagen der absoluten vündni»treue und der größten Herzlichkeit in der Freundschaft mit allen Mächten, und wird dauernd an der Aufrechterhaltung de« Frieden« Mitarbeiten, an der eifersüchtigen Wahrung unserer Interessen und der Würde der Nation. In den Beziehungen de« Staate« zur Kirche werden wir den Grundsatz weitester Freiheit be- folgen und da« religiöse Gekühl schonen. Dann sprach Siolittt von der Notwendigkeit, da« Gerichtsverfahren zu beschleunigen. Giolttti kündigte sodann ein« Reorganifi- rung der Mittelschulen an, denn bei dem immer beschleu- ntgteren Fortschritt aller zivilisierten Nationen ist ein Sand, da« stehe« bleibt, dem verfall bestimmt. Giolttti fragte zum Schluß, ob da« Programm de« Ministerium« von der Kammer gebilligt werde, nnd ob da« Kabinett auf da« vertrauen der Kammer zählen könne. Während der Rede de« Ministerpräsidenten war da« Hau« und die Tribünen dicht besetzt. Die Ausführungen über die Wahl- reform, die Entschädigung für die Abgeordneten und die Verstaatlichung der Versicherung wurden mit lebhaftem Bei fall ausgenommen. Der Ministerpräsident wurde zum Schluß von mehreren Deputierten beglückwünscht. Kraulreich. Präsident Falliöre« wird auf seiner Reise nach Tuni« von Truppt, DelcaflS, Pam« und Thaumet begleitet. Sollte die Lage in Marokko sich ernster gestalten, so bleibt Cruppi in Pari«. Delcassä begleitet den Präsidenten bi« viserta und begibt sich von dort nach Toulon, wo Marine fragen ihrer Erledigung harren. KriegSmintster verteaux hat eine vollständige Aende- rung der geschichtlichen französischen HeereSuniform beschlossen. Die rote Hose und da« Käppi werden abge- schafft. Die gewählte Farbe ist ein Helle« Graugrün und soll sür olle Waffen die gleiche sein. Dies« werden nur durch Tuchschildchen am Kragen unterschieden. Die Offi ziere tragen dasselbe Tuch wie die Soldaten. Die Rang, abzeichrn find au» Seide und zeigen nur ein« ganz schmal« au« einiger Entkernung nicht mehr wahrnehmbar« Gold- diese. Die Kopfbedeckung ist ein leichter Stoffhelm von altrömischer Form. Da« Käppi wird den österreichischen und spanischen ähnlich. Der O'fiziersäbel ist kurz, der Koppel au« Leder und blauer Seide. An den nächsten Herbftfeldübungen werden bereit« zwei Bataillone in der neuen Uniform tetlnehmen. Dänemark. Riesenaussperrungen sind in Dänemark im Gange. Nachdem vorgestern die Arbeiter der Holzindustrie, die Rodau fleht der Himmel wie gekehrt aus, als sich die Hoch- zeitSgäste nach und nach auf den Weg machen. Im „Lustigen Steirer" sind sie schon seit der Nacht auf den Beinen. Die ganze Woche ist gekocht und gebraten worden. Hunderte von Krapfen stehen bereit, daneben Torten, Backwerk, und was man sonst braucht für so viele hungrige Gäste. Jetzt steht Mutter NerchauS schon im Sonntagsstaat in der Küche und überwacht das Zmichten der Braten, daS sie heute leider fremden zur Aushilfe gemieteten Händen überlassen muß. Vater Neuhaus macht noch einmal einen Rnndgang durch Haus und Keller. Oben im ersten Stockwerk, wo der große Tanzsaal ist, steht schon die lange Tafel gedeckt mit Torten und Aufsätzen und künstlichen Blumen. Mirzl aber steht in ihrer Kammer, legt den Hochzeitsstaat an und läßt sich von ihrer Patin, der reichen Lexbäuerin, die heute Brautmutter ist, daS Kränzlein ins dunkle Haar setzen. „Die Augen mußt fein niederschlagen, Du," mahnt die Lexbäuerin, „und nicht zu laut darfst das „Ja" sagen, so ge hört sichs. MirzlS Wangen brennen wie wilde Rosen im Mai, und sie lacht die würdige Brautmutter schier ausgelassen an. „Selb kann ich Euch nicht versprechen. Mir ists gar nicht zum Augen Niederschlagen... Müßt nicht warum? Lachen und juchzen möcht ich, daß der hohe Göll inS Wackeln kommt!" „WirdDir schon vergehen,das Lachen," brummt die Braut mutter; „wer am Hochzeitstag lacht, der weint nachher in der Ehe..." „O je, daS glaub ich nicht!" Plötzlich springen sie beide zum Fenster und lugen neben dem roten Vorhang hinab ans die Straße, wo der Kannerbauer im laugen Bratenrock, auf einen bunt bebänderten Stab ge stützt, mit lauter Stimme nach dem Hausherrn rnft. Der NeuhanS kommt auch gleich anS der Stube und tut sehr erstaunt. WaS der Kaunerbauer denn von ihm will? Da hebt der zu reden an, er hätte vor etlichen Wochen dem Bauern eine saubere Braut zum Aufheben gegeben. Jetzt möchte er sie gerne wieder sehen, waS denn auS ihr geworden ist? Vater Nenhau« tritt inSHau» zurück und kommt gleich darauf mit einer alten, buckligen Magd zurück, wobei er schelmisch Klempner, Elektriker, Tischler und Maurer im ganzen Lande auSgesperrt worden waren, wodurch schon 14000 Mann arbeitslos geworden sind, 'haben gestern die Vor- stände der Zentralorganisation der Arbeitgeberindustrie beschlossen, daß die Aussperrung auf die Arbeiter der Eisen- und Metallindustrie, die Ziegeleiarbeiter nnd die Zimmerleute ausgedehnt werden soll. Dies wird zur Folge haben, daß in zwei Wochen, wenn nicht inzwischen Irgendeine Einigung herbeigeführt worden sein sollte, im ganzen gegen 35000 Arbeiter in Dänemark ohne Ar beit sein werden. Der Konflikt ist daraus zurückzuführen, daß in den erstgenannten Fächern die Uebereinkommen zwischen den beiderseitigen Organisationen dieses Früh jahr ablaufen, die Arbeitgeber und die Arbeiter sich aber über den Abschluß neuer Abkommen nicht haben einigen können. Die Arbeitgeber wollen Abkommen auf äne verhältnismäßig lange Dauer abgeschlossen wissen, ohne daß sie dem Verlangen der Arbeiter nach günstigen Ar beitsverhältnissen nachkommen wollen. Die Arbeitgeber rechtfertigen ihr Auftreten damit, daß sie einen hoffent lich nicht zu langen, wenn auch umfangreicheren Kampf einen: kleinlichen Guerillakrieg vorziehen. Man muß befürchten, daß die Aussperrungen mit noch umfang reicheren Ausständen beantwortet werden. England. Immer wieder gibt da« Verhältnis zu Deutschland Veranlassung zu Auflagen. Im Unterbau« erwiderte auf eine Anfrage de« Unionisten William Peel betreffend den Au«tousch von Mitteilungen über SchiffSbautrn mit Deutsch land Staatssekretär Grey, der deut'chr Reichskanzler habe ausdrücklich in seiner Rede der Bereitwilligkeit Ausdruck gegeben, zu einer Vereinbarung darüber zu oelanaen. Auf «ine wettere Anträge PeelS nach dem Zwecke dielrS Aus tausche« von Mitteilungen bezw. ihren Nutzen für England erwiderte der Staatssekretär, er habe bereit« in seiner Rede vom 13. März betont, daß er den Ausdruck „Beschränkung der Rüstungen" oblehne und daß „Herabsetzung der AuS- gaben" der bessere Ausdruck sei. Soweit ein AuStaufch von Mitteilungen da» Mißtrauen zwischen irgendwelchen zwei Ländern beseitigen könnte, würde er eine Wirkung auf die Ausgaben ausüben. Marokko. In Madrid etngegangene marokkanische Nachrichten beunruhigen dort stark. Die spanische Regierung ist ohne amtliche Nachrichten auS Fez, aber die Prtoatmeldungen auS Tanger wirken geradezu alarmierend. Amerika. Die Beratungen, die zurzeit in Washington zwischen dem englischen Gesandten vrye« und dem Staatssekretär Knox der Bereinigten Staaten über den vorgeschlagrnen englisch-amerikanischen SchtedSgerichtSvertrag stattflnden, sind vorläufig nicht offiziell und über daS VersuchSstadtum nicht hinouSgekommen. Da« Ziel dieser Verhandlungen ist, zu einem Uebereinkommen über die hauptsächlichsten Grund linien, nach denen der vorgeschlagene Vertrag auSgearbeitet werden soll, zu kommen. ES ist ganz natürlich, daß nicht- formelle Vorschläge bet späteren Beratung,« wieder umge ändert werden können, und deshalb dürfen Veröffent lichungen über den Inhalt und di« Art de« Schiedsgericht«- vertrage« zwischen England und Amerika vorläufig noch al« rein spekulativ aufgefaßt werden. Mr. Foster, der dem Ministerium de« Neußern der Vereinigten Staaten ange- hört, meinte in einem Interview, daß Verhandlungen über SchtedSgerichtSverträge in allernächster Zeit zwischen vier Großmächten stattflnden würden, und zwar zwischen Groß britannien, Amerika, Frankreich und Japan. Ans aller Welt. Po la: Auf der Adria wütet ein Orkan. Der Schiffs verkehr ist stark gehemmt. Der Dampfer „Senj", welcher hier fällig ist, ist noch nicht eingetroffen. Die Tempera tur ist stark gesunken. Die Eisenbahnzüge treffen mit Schnee bedeckt ein. — Paris: Bei Marlotte geriet eine nach dem Moser Franzl hinüberschtelt, der etwas entfernt zwi schen seinem Vater und dem „Kranzelbuben" steht. „So, Bidlmann, dieselbe wirds wohl sein?" „Gehst mir gleich weiter mit der! Eine Jnnge hab' ich Dir eingestellt." Da holt Vater NeuhanS seine Kuhmagd, die schielend» Kundl. „Etwan meinst die?" „Nicht einmal denken. Schwarzhaarig war sie, mit Augen wie die Kirschen." Nun entschließt sich der Vater endlich, Mirzl zu holen, die mit lautem Hallo als die richtige Braut erkannt wird. Jetzt darf auch Franzl näher treten, wenn auch der Bidlmann die Braut nicht von seiner Seite läßt.Jm Hausflur tritt ihnen die Neuhausin entgegen. „Zu einem kleinen Frühstück töt ich halt schön bitten," ladet sie die Gäste ein. „Ihr werdet schon rechtschaffen hungrig sein .. viel ists freilich nicht, müßt schon mit dem guten Willen vorlieb nehmen!" - Ans dieses Wort hin treten alle in die Wirtsstube, wo auf einem kleinen kreuzweise» Schrägen der Sterz steht und da neben eine Schiissel Kaffee. Vorher schieben die Gäste verlegen ihre mitgebrachten Ga ben hin. Irdene Schüssem, Leinwand, Flachs und kleine HauS- haltungsaegenstände. „Weiß wohl, daß Du'S nicht brauchen kannst," flüstern di« Weiber der Braut zu, „grad ein bissel was in den neuen Haus stand ..." Während sich daS Brautpaar mit den Gästen an die Tische setzt, knallen die Rodauer Burschen Büller um Böller los, daß man vor lauter Krachen kaum ein Wort versteht. Mirzl sitzt zwischen ihrer Brautmutter und dem Bidlmann, sie wirft manchmal einen verstohlenen Blick aus Franzl der alle Augenblicke unmutig ans die Uhr sieht und nickt ihm ermuti gend zu. Sie liest eS ihm am Gesicht ab, daß er gleich ihr am liebsten der ganzen Hochzeitsgesellschaft den Rücken drehen und mit ihr allein irgendwo durch Wald und Flur streifen möchte. Aber eS nutzt nichts, der Tag muß auSgehalten werden. Daneben staunt sie heimlich über den Moser. Der ist heute wie ausgewechselt nnd hat sein finstere» Gesicht daheim gelas sen. 184.20
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