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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.10.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-10-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191510025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19151002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19151002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1915
- Monat1915-10
- Tag1915-10-02
- Monat1915-10
- Jahr1915
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.10.1915
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DerzweiflunsSkgmpfeS. — In ^.be« Mitch -er Höhe ilv, wo wir unSetngertchtet hatten. versuch der Ena^ richt des „Lokalanz.": Die Weinernte. An einigen Gegenden Deutschland- beißt eS zwar, wenn die Weinernte gut werden soll, so mutz der Michel die But- te« tragen und nicht der Galle — baS he ßt der Wein soll schon am MichaeliStag, am 29. September, reif werden und nicht erst am GalluStage, dem 16. Oktober. Aber in Deutsch land ist doch der Oktober erst der eigentliche Wcinmonat. Karl der Große, der sich um den Weinbau anstcrordentlich grotze Verdienste erworben hat, nannte deshalb den Oktober auch wtnbnme manoth oder Weinmonat. Wegen seiner Der» -tenste um den Weinbau wird Karl der Grotze auch beute u^h geehrt. An Gedichten und auch in bildlichen Darstellun- aar ist Äon -ster geschildert worben, wie Lieser Fürst um Hi» Jett -er Seinreife die gesegneten Fluren de» Rheine» .»ch Lber dte grotze AuSbreitnng de» Weinbaue» freut. Schon verschiedene Wochen vor der Steife, fast immer bkrett» im August, werden dte Weinberge geschlossen. Dann Haden auch dte vesttzer keine» Zutritt mehr, und nur noch die Flurschulzen und Wächter dürfen et», und audgehen. St« «rauch, der au» bxr älteste» Zett stammt, von lener Zeit, al» dte Ritter und Mönche am Rhein die ersten Wein. Serge anlegte«. Wenn bi« Ernte gut zu werden verspricht, ist di« Ueberwachung besonder» streng. Die Vorbereitungen -um Einsammil« der Trauben machen sich in den Winzer- dürfern schon lange vorher bemerkbar. E» müssen darauf, hin mancherlei Arbeiten erledigt werden. Bor allem ist ein letztes Nachprüfen der Fässer notwendig. Den einzelnen WetnbergSbesitzern ist auch nicht überlassen, den Tag der Ernte zu bestimmen, sondern dieser wirb von der Gesamt- heit der Wetnberg»besitzer festgesetzt. ES soll dadurch verhü tet werden, daß die Beeren zu früh abgenommen werben. Auch dteser Brauch ist schon sehr alt und sehr berechtigt. Dte Weine einer bestimmten Gemarkung haben alle einen be- sondere» Ruf, der leicht durch einen einzelnen Besitzer ge- sährbet werben könnte, wenn dte Weinernte von jedem nach Gutdünken vorgenommen werden könnte. Nur noch »um Teil ist da» Einbringen der Trauben mit einem fröhlichen BolkStreiben verbunden, vielfach geht da» Einsammeln unter einer so strengen Ueberwachung vor sich, daß gar keine Fröhlichkeit mehr anfkommen kann. Be sonder» in Weinbergen, die ein sehr teure» Getränk liefern und dort, wo der Weinbau im Großen betrieben wird, ist von den alten Winzerfesten nicht» mehr zu verspüren. Dort wirb oft da» Naschen einiger Beeren mit sofortiger Ent lastung der angestelltcn Traubensammler bestraft. Wenn sich der Besitzer eine» solchen Weinberge» besonder» freigebig zeigen will, so kauft er einige Körbe billigerer Trauben und überläßt diese den Arbeitern und Arbeiterinnen zum Na schen. Nur dort, wo die Berge ein weniger ebleS Gewächs tragen, und am meisten in den Dürfern, wo der kleine Win zer anzutreffen ist, sind noch Winzerfeste mit ihrem lauten Treiben und ihrer überfchäumenben Fröhlichkeit zu finden. Ist dort der Tag der Ernte gekommen, so zieht Jung und Alt zum Dorf hinaus, hinauf auf die rcvcnbcwachsenen Berge. Zunächst müssen sich Männer und Frauen, die alten Leute und dte Mädchen und Jungen noch damit begnügen, vor den Weinbergen allerlei Zeitvertreib anzugeben, dann aber klingt die Glocke vom Turm, die den Beginn der Lese anzeigt, und nun strömt alles in die Berge hinein. Böller schüsse hallen von den Höhen in» Tal, am Abend steigen weit hin leuchtende bunte Raketen zum Himmel empor, an man- chen Stellen leuchten Frendenseuer, und noch später acht es in den Wirtshäusern bei Tanz und Musik hoch her. Da und dort gehen noch Umzüge vor sich, bei denen niemals ein Bildnis des heiligen Urban, des Schutzpatrons deS Wein baues, fehlen darf. Ans einem Wagen, der sich durch da» Dorf bewegt und schließlich vor dem Wirtshaus Halt macht, sitzt der Weinhansel, eine Figur aus Stroh, Weinreben und mit einer Zivfelschlafmtttze ans dem Kopfe, über die sich der Spott aller Junge« und Mädchen ergießt. Der Weinhansel wirb von Musikanten ins Dorf geblasen und dann seiner Würden entsetzt. Oft bauert es recht lange, ehe da» Winzer fest seinen Abschluß findet: denn immer wieder wüsten die Musikanten im Wirtshaus lustige Lieder aufspielcn. In diesem Jahr, das uns eine reiche Weinernte ver spricht, wird für fröhliche Winzerfeste weder Stimmung noch Zeit sein. Um so inniger der Dank der Winzer, daß ihre mühevolle Arbeit im Kriegöjahre so reichen Lohn fand. Komotau. Auf einem Felde der Ortschaft Saduba geriet die Wächterbütte der Oüstpächterin Franziska Weschta in Brand, wobei das in der Hütte schlafende Söhnchen der Obstpächterin verbrannte. Kurlands Regenperiode. Einsame Stünden. Von Fr. Willy Frerk. Kurland, Ende September ISIS. oken. Kurlands Schlammperiode ist angebrochen; au» allen Schleuse» läßt der Himmel seine griesgrämigen Was ser herntederrausche», und alle Stege und Straßen, alle Felber und Höfe sind tiefe, grundlose Schlammbäder. In großen und kleinen Rinnsalen plätschert Las Wasser die Wege entlang, wühlt tiefe Löcher in den weichen Lehm und wirbelt die gelben Laubblätter mit sich fort, die -er Herbst- wtud unbarmherzig von den Bäumen reißt. Wir aber sitze» t» unserem Nachtlokal, lasse» den Regen rauschen und sehen den fallenden Blättern zu. Die dicke Eiche mit den schweren, mooSbchangenen Aesten, die gerade vor unserer Türe kraft voll au» dem moosigen Boden wächst, wird vom Sturm arg durchrüttelt, und ein Regen von Eichenblättern rieselt sanft vor unsere Füße. Drinnen auf dem Kachelherb -er GutSküche, die an da» Nachtlokal stößt, brodelt es in -en Töpfen und Pfannen: Kaffe«, Kakao, Hammelfleisch und Weißkohl, Zwiebäcke in Butter, alles, was eines Soldaten Her» erfreut, und Hein rich, der Küchenchef, rührt mit dem Kochlöffel eifrig in den verschiedene» Herrlichkeiten, und die anderen stehen neu gierig um den Herd herum und schnuppern mit den Nasen. Und dte dort draußen im strömenden Regen Posten stehen, gehen gleichfalls in langsamem Schritt am Küchenfcnster vorüber und schauen begierig, was der Küchenchef wohl für sie in den schwarzen Töpfen schmort. Das sind Schipperfreu- Len in kurländischer Einsamkeit, das Kochen und Braten auf eigene Faust, wenn draußen der Regen strömt. Wer aber nicht den Kochkünsten der Kameraden zuschaut, der nutzt -te freie Zeit anders. Der sitzt mit den Kameraden am langen, wettzgescheuerten Tisch der Wachtstube, „kloppt einen gemüt- licher» Dauerskat", schiebt mit grübelnder Miene bunte Gtekue über da» Mühlbrett ober schreibt an die Lieven da heim Briefe und Karten voller HetmatS- und FriedenSsehn- sucht. Der grausame russische Winter mit seiner feuchtkalten Gchlammperiode vor dem eigentlichen Frost steht dräuend vor den Augen der Schipper, die nun zum zweitenmale in hartgefrorene russische Erde Schützengräben hacken sollen. FrtebenSgerüchte schwirren durch die Lust und werden dank, bar aufgegrifse» und verbreitet, aber keiner glaubt so recht daran, denn alle — auch die einfachsten Arbeiter — sehen die Notwendigkeit ein, daß Deutschland den Frieden dik tieren muß. Nur keinen faulen Frieden, der in kurzer Frist vielleicht noch einmal von HauS und Hof forttreibt, lieber noch ein paar Monate kurtschcr Einsamkeit und sol datischer Entsagung. Und der Regen, der regnet jeglichen Tag. Mit hängen de» Köpfen und triefenden Haaren ziehen russische Bauern pferdchen das armselige Gefährt ihrer Herren durch Len gel- be» Schlamm und bringen russisches Korn in deutsche Scheu- »en; mir aber zaubert Ganghofer» „Nachele" den sonnigen Himmel des Südens vor, die Sonnenglut de» goldenen Horn«» und den Olivengeruch PcraS. Der laute Ruf: „Es sen ist fertig!" stört mich aus meinen Träumen auf. Eßge- schirr« klappern auf dem Tisch, Braten- und Kohldust er- füllt be» niederen Raum, und zehn hungrige Soldatenmäu- ler schmatzen durcheinander. Ach, du lieber Gott, wo ist die gute Erziehung geblieben, die uns hieß, daß man baS Messer nicht zum Munde führen dürfe. Wie kann man denn, wenn man außer dem Taschenmesser kein anderes Etzgcschirr sein eigen nennt, als die fünf nicht immer ganz sauberen Schtp- perftnger. Die Krone der Mahlzeit ist der duftende starke Kaffee, besten würziger Geruch die Wachtstube durchzieht, und der die erschlafften Lebensgeister ein wenig auffrischt. Und endlos plätschert der Regen. Bom Hause deS Ver walter» klingt leise und in dteser Einsamkeit so seltsam fremd et» Walzer herüber, den de» lettischen Verwalters schlanke» Töchterchen einem halbverstimmten Klavier ent- lockt, während der Verwalter selbst mitten auf dem Gut». Hofe im Regen steht und mit den GutSarbettern schimpft. Hart «nb polternd dröhnt diese merkwürdig tiefe Stimme über den Hof, wie «in dumpfe» Knurren fließen ble derben lettischen Worte von seinen bärtigen Lippen, und der gewal tige Oberkörper neigt sich auf den langen Beinen pendelnd hin «nd her, als wäre ihnen die Last zu schwer. Wütend pfeift der Wind durch die längst zerzausten Lichen, treibt rauschende Regenböen vor sich her und klappert auf den.Schindeln des Scheunendaches ein lustig Stücklein, unter dem LOO Schipper im Stroh liegen und sehnsüchtig der Heimat gedenken. Morgen ist Sonntag, Ruhetag! Da stiegen wieber Hun derte von Grüßen hinüber zur Heimat, da malt manch harte ArbettShand ungelenke Lettern auf grobe» Schreibpapier, da» geduldig all die Wünsche und Klagen auf sich nimmt und sie fottträgt zu den Lieben daheim. Die Frommen aber rüsten sich für den morgigen Tag zu weiter Wanderung, um wieder einmal Gotte» Wort zu hören. Ucber zwei Stunden werden sie'durch Schlamm und Regen laufen müsse», biS sie den Ort deS Gottesdienstes erreichen, manche murren ob de» weiten Weges, vielen aber ist dieser Gang zur Kirche nicht nur freudige Abwechslung, sondern inneres Bedürfnis, um bcstentwillen sie gern die Strapazen tragen. Langsam sinkt die Nacht hernieder, diese dunkle, sternen lose, kalte russische Nacht, wieder sind wir um einen Tag dem Frieden nüber, dröhnend gebietet dumpfer Trommelwirbel Zapfenstreich und beendet die einsamen Stunden. Neneste Nachrichten und Telegramme vom 2. Oktober 1915. 8« Hin-enbrrrfts Geburtstag. )( Berlin. Die Morgenblätter gedenken des Geburts tages Hindenburgs. Die Kreuzzeituna hebt neben dem Bilde des Feldherrn und Siegers, das des edlen Menschen hervor, der fick als Werkzeug eines Höheren Willen betrach tet und das Gelingen seiner Pläne, das auf seine einzig artigen Truppen zuriickführt, die zu führen er als eine hohe Ehre betrachte. — In der „Germania" heißt es: Was wir diesem Mann schulden, läßt sich nicht kürzer und knapper ausdrücken, als der Kaiser eS tat, indem er ihn unseres nie verlöschenden Dankes versicherte. — Die Einfachheit Hindenburgs beschreibt die „Rundschau" mit den Worten: Die menschliche Größe ragt in eine Höbe, wo Eitles nicht mehr atmen kann. Auf jener Stufe sehen wir den Mann Hindenburg, sein und unser Schicksal wirken. — Die „Post" äußert, Hindenburg sei der Mann nach dem Worte Arndts, der beten könne, ein Mann von wahrer Religiosität und innerer Geschlossenheit. — Der „Lokalanzeiger" zitiert eine Stelle aus einem Briefe Hindenburgs, worin es heißt: Mir ist eS gleichgültig, was sich die Menschen von mir für eine Vorstellung machen, wenn ich nur denr Könige und dem Vaterlands etwas nützen kann. Dieses schlichte Wesen soll uns mahnen: Geduld! Ausharren! Dte Schlacht tm Weste«. * Berlin. Der Kriegsberichterstatter der „Berliner Morgenpost", Dr. Max Osborn, berichtet aus der Cham pagne unterm 1. Oktober: Wenngleich die Champagne schlacht zurzeit nicht mehr mit der unerhörten Heftigkeit der ersten Tage wütet, so geht das Ringen doch in erbitterten Ge fechten ohne Unterbrechung fort. Auf dem östl. Flügel, dessen Schlachtfeld bis gestern von einein erhöhten Platz in der Feuerlinie zu überblicken ich Gelegenheit hatte, tobte gegen Mittag ein schweres Artillerieduell. Zu gleicher Zeit fand weiter westlich bei Auberive ein schwacher französischer Jn- fantericvorstoß statt, der ebenso glatt abgewiesen wurde, wie der folgende Handgranatenangriff. Nachmittags erlahm ten die feindlichen Vorstöße und auch das Artillericfcuer war schwächer. Im Gegenstoß säuberten nun unsere Trup pen auf dem linken Flügel mehrere noch vom Feinde be setzte Trichter, die durch das Einschlagen schwerer Geschosse entstanden waren, wobei wiederum Gefangene gemacht wurden. Die Nacht verlief ruhiger, doch versuchten bei klarem Mondschein die Franzosen, die Stadt Äouzier mit Bomben zu belegen, ohne jedoch Schaden anzurichten. Das Feuer unserer Ballonabwebrkanonen vertrieb das Luftschiff bald. Die Verluste des Gegners müssen ungeheuer sein. Haufen von Leichen liegen vor unseren Stellungen und ganze Truppenteile sind nahezu anfgerieben. Ein Oberst, der mit 800 Mann gefangen genommen wurde, sagte, er habe vorher schon 2000 Tote gehabt, sodaß von seinem Regiment nichts mehr bestehe. Es wird immer deutlicher, daß die Kämpfe, die unsere Truppen in den Tagen vom 25. bis 27. September auSzuhatten hatten, in der Kriegsgeschichte einzig dastehen. Größeres ist einer Armee nie zugemutet worden. Die Franzosen hatten eine gewaltige Uebermacht angesammelt, wohl an 30 Divisionen und hatten übrigens auch TurkoS herangöfuhrt. Aber wenn sie jetzt auch einen neuen Ansturm wagen, so kann man dem Ausgang des selben bei der übermenschlichen Tapferkeit unserer Truppen ruhig entgegensetzen. )( Berlin. Zu dem abgeschlagenen Durchbruchsver- versuch der Engländer im Aperbogen heißt cs in einem Be richt des „Lokalanz.": Die feindliche Offensive brach sich be sonders gegen die Stellungen der 3., 4. und 0. Armee. Die Engländer hätten die Erinnerung, ein paar deutsche Stel lungen einige Stunden besetzt zu haben, reichlich teuer be zahlt. — Im „Berl. Tgbl." berichtet Äernh. Kellermann: Die ohne jede Rücksicht auf Verluste geführten Anstürme machten den Eindruck eines BerzweiflunsSk, EM» mmen^ist. hat die zweite Verletzungen davoagetragen, fo bah sie jedenfalls chtet werden muß. » lbernhau. Unter dem Verdachte, feine eigene Sa- stand gesetzt zu haben, wurde der hiesig« Stuhl- D. verhaftet. . . eipzig. Da» Reichsgericht verurteilte den Koks arbeiter Stephan Pieta aut Castrop, der der Befreiung zweier französischer Krtegtgefanaener und damit zugleich de» versuchten Landesverrat» angeklagt war, nur wegen Bel- Hilfe zur Selbstbefreiung Gefangener zu einem Jahre sechs Monaten Gefängnis. einer Unterredung -mit dem Kronprinzen von Bayern heißt et: Der Kronprinz rühmte seine Truppen und sprach sein« feste Siegeszuversicht aus. Dte jetzigen Angriffe sei« viel- leicht die schwersten de« ganze» StelumgskrieaeS im Westen, die vorübergehenden örtlichen Erfolge det Feindet seien ganz natürlich. «rmeetzesehl det tzatzrtsche» Kroupriuze«. )l Nürnberg. Feldpostbriefen ist ein Armeebefehl zu entnehmen, den der bayerische Kronprinz am Vorabend der Offensive der Alliierten erließ, in dem er angesichts de« heldenhaften Ausharrens der 3. und 5. Armee in mehr- tägige,» französische» Trommelfeuer die Zuversicht ausdrückt, von den Korps der 3. Armee dasselbe zu erfahren. Bon neuem sollte die Welt erleben, daß die ruhmredig ange kündigte große Offensive an dem eisernen Walle deS deut- fchen Volkes in Waffen zerschelle. Der Siurm aus den Friedhof von Eanchez. * Bon der Schweizer Grenze. Nach Schweizer Blätter« meldet der Daily Expreß au» Norbfrankreich, -atz dte Franzosen mit ihrer Infanterie 81 Stunde» laug gegen den Friedhof von Souchcz anstttrmten, aber nur 25 Uard» (knapp 28 Meter) Gelände gewannen. Der Uutersecbootökrieg. )( Christiansand. Der Leichter „Florida", der mit Grubenholz von Christian!« nach Hüll unterwegs von einem Dampfer begleitet war, wurde südwestlich van Kap LindeS- naes von einem deutschen Unterseeboot in Brand gesteckt. Die Besatzung wurde vom Dampfer „Wangava" in Christianasand gelandet. Vom Schisse aus wurden noch zwei andere brennende Fahrzeuge gesehen. )( Farsund. Ein Torpedoboot landete die Besatzung der Schonerbrigg „Flora" aus Christians«, die mit Gruben holz auf der Reise von TonSberg nach Leith von einem deutschen Unterseeboot in Brand geschossen worden war. TruppeulranSporte und Grenzsperre. * Genf. Nach zuverlässigen Nachrichten steht di« Grenzsperre mit italienischen Truppentransporten in Zu sammenhang. Der Durchbruch soll im Westen uuter allen Umständen und mit aller Macht erfolgen. Man fragt sich hier auch, veranlaßt durch die außerordeutlich strenge Grenz sperre, ob nicht auch Truppentransporte durch das neutrale Hoch-Savoyen erfolgen. Falsche Gerüchte über vulsiarteo. )( Sofia. Die Agence Bulgare ist ermächtigt, alle Gerüchte betr. die Ankunft deutscher Offiziere in Sofia, die die Eisenbnhnverwaltung oder die Heeresleitung in die Hand nehmen sollten, betr. die angebliche Erklärung Rados- lawows, Bulgarien werde während der Kriegsdauer von Deutschland 50 Millionen Franks monatlich erhalten, betr. zahlreiche Verhaftungen, Unruhen usw. auf das Formellste zu dementieren. Zu der Behauptung gewisser Blatter, daß das Kabinett Radoslawow nicht berufen sei, Bulgariens Geschicke zu leiten, weil es nicht dte Mehrheit besitze, sei zu bemerken, daß seine Stellung niemals erschüttert war und daß seine Politik für niemandem etwas Herausfordern des hatte. Dte wirtschaftliche Rüstung Bulgariens. * Berlin. Der Sonderberichterstatter des „Berliner Tageblatts", Dr. Leo Lederer, meldet aus Sofia unterm 1. Oktober: Finanzministcr Tontschew hat die Liebenswürdig keit gehabt, mir in einer längeren Unterredung einige Mit teilungen über die finanzielle Lage Bulgariens und über die wirtschaftliche Rüstung des Landes AU machen. „Sie wissen", sagte der Minister, „das; wir eine ausgezeichnete Ernte gehabt haben und daß auch unsere finanziellen Ver hältnisse aufs Veste geregelt sind. Wenn wir auch allen kommenden Ereignissen mit voller Ruhe entgegensetzen — wir find sogar in der Lage, fast alle Requisitionen bar zu bezahlen, was wir im ersten Balkankrica z. B. nicht konnten — so läßt dies den Handel und die Landwirtschaft Bul gariens, die Mobilisierung leichter ertragen. Für die Fa milien der Einberufenen wird durch Gesetz gesorgt werden. Wir hoffen, auch bei einer weiteren Zuspitzung der Lage ähnlich wie in Deutschland womöglich ohne Erweiterung des bestehenden Moratoriums auSzurommcn." Ich darf sagen, daß Bulgarien also auch finanziell und wirtschaftlich für alle Möglichkeiten gerüstet ist. Dte bulgarische Mobilmachung. )( Sofia. Der Vertreter von Wolff's Telegraph.» Bureau meldet, daß die Mobilmachung in allen Landes teilen ordnungsgemäß und pünktlich sich vollziehe. Es sei bewundernswert, mit welchem Selbstvertrauen das Volk, das vor zwei Jahren erst aus einem harten Kriege hervor ging, die neuen Opfer als selbstverständlich hinnehme. Das gesamte Lehen spiele sich völlig normal ab. Die Aufgebot« bieten ein erstaunliches Bild ruhiger und kraftvoller Zu versicht. Kundgebungen in Sofia. )(Wien. Die „Südflaw. Korresp." meldet aus Sofia, daßvor den dortigen Konsulaten der Mittelmächte Svmphatie- kundgebungen stattgefunden hätten. Hochrufe auf Deutsch land und Oesterreich-Ungarn wurden ausgebracht. Die Kundgebungen, die ruhig und würdevoll verliefen, wurden vom Publimm lebhaft begrüßt. Die „Südslaw. Korresp." dementiert die HavaS-Meldung, daß König Ferdinand dem früheren Ministerpräsidenten Malinow, dem Führer der russenfreundlichen demokratischen Partei, die Kabinettsbildung angeüoten habe. MMtSrische Soudermtsfion im russische« Hauptquartier. -(Petersburg. Gestern ist im Kaiser!. Hauptquar tier eine militärische Sondermission mit dem DivifionS- aeneral d'Amade an der Spitze aus Frankreich einaetroffen. d'Amade wurde vom Kaiser empfangen und zur Tafel zm gezogen. Die Sorge um die russische Intelligenz. «Kopenhagen. Die Zeitung Djen protestiert da gegen, daß die russische akademische Jugend zum Dienst an der Front verwendet werde; sie macht geltend, für die Laufgräben habe Rußland anderes Menschenmaterial ge nug, dagegen sei es arm an Intelligenz und Bildung. Die gebildeten jungen Leute könnten dem Vaterlande hinter der Front bet der Kriegsorganisation, ferner als Ingenieure, Lehrer und Aufklärer der Massen weit größere Dienste leisten als an der Front mit dem Gewehre in der Hand. Ferner müsse Rußland doch auch an die Zukunft denken und die kommenden Geschlechter im Auge haben. Rußland habe keinen Überfluß an Intelligenz und dürfe diese durch Mangel an Voraussicht während des Krieges nicht ausrotten lassen, sonst werde es nicht allein mit furchtbaren materiellen Verluste:^ sondern auch so gewal tige» kulturellen Verlusten aus dem Kriege hervorgeben, daß sie erst durch Generationen wieder ausgeglichen werden können. Der amtliche französische Bericht. )( Paris. Der amtliche Heeresbericht von gestern nach mittag lautet: Im Artois rückten wir mit Handgranaten in den Schützengräben und Verbindungsgräben östlich und süd östlich Neuville vor. Zwei deutsche Gegenangriffe, von denen der eine gegen ein gestern von un» tm Walde von Givenchy eroberte» kleine» Forts, der andere gegen die Gchützevgrä-
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