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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 25.05.1919
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1919-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19190525010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1919052501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1919052501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1919
- Monat1919-05
- Tag1919-05-25
- Monat1919-05
- Jahr1919
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 25.05.1919
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Dir. >Dre»bner ««»richten» 2 W»r. L^a Sonntag. K». Ma« 1EIN «kite ^ Halm wird verpiändet lein und die Kuh im Stalle. ,^er Pfühl im Bette und auf den Tisch kommt vorgegessen Brot-. Wir übertreiben nicht. Die Labien, die mir nannten, stam me» au» der Denkschrift -es früheren Finanzministers Schisser ut» r die kriegskosien und aus dein Buche, das den euphemi- »Hetze» Titel trägt „Bedingungen de» Frieden»-. In Tck VIll Artikel Äl und folgende kann sie jeder nach leie». Er mird dort »och manches finden, ma» vier nicht er wähnt mnrde. Wenn von der veadsichrigte» Verskla vung Deutschlands gesprochen mird, so ist das kein« der Phrasen. wie sie von aufgeregten Leuten in die Masse» ge- inorfe» meiden, so ist das auch kein Ausfluh de» „Neu- 2>a:io»alisinus", gegen den sich eine desondere Leite auf offiziösem Zeitungspapier wenden zu müsse» glaubte, nein, der Beweis läßt sich rechnerisch führen. Heber mag sich überlegen, was ihm von «Freiheit noch dl jede, wenn er, schlecht gerechnet, siehe» Achtel seine» Einkommens weggeben »üihte, Es bUeve ihm nur di« Freiheit zur» Her tz u » g e r ». Lolche Bedingungen kann nur der Wahnsinn diktieren. Man kann, wie mir ja gesehen haben, in den lebten vier fahren, 7iii!li>l> Menschen im Wege der Hunger blockade vom Leben zum Lode bringen, nicht aber 60 Million »en. Das ist nnmbglich, der Leichengeruch ivürde, wie schon getagt mnrde, doch zn intensiv. Er ivürde auch nicht mehr >o „lnlrativ" sein, ivie man j„ England einst glaubte. Eins aber ist möglich: man kann eine grobe Bevölkerung im lolien "Verfahren langsam dezimieren. Dafür ist der histo rische Beweis von den Engländern erbracht morden, denen cs gelungen iß, im Lause von 4t» Jahre» die Bevölkerung i« Irland von acht auf vier Millionen Seelen herab- -,udrückeii. Und genau so mnrde e» dein deutlet!«» Bvlke geben. Lelbslverstüiiölich mird dem Einzelnen sein Ver dienst nicht einfach loeggenommeii merde», die Berhültniss« iverdeu aber, ivenn dieser "Vertrag ohne grundlegende Aenderiiiigen unterzeichnet mird, io sein, San, mer nicht oerbnngern ivill, sorl muß ans Deutschland ans irgend einem Wege, der noch vsscn ist, und irgend wohin, wo noch Play ist und die Aussicht, sich notdürftig durchzuschlagen. Es gibt für da» deutsche Bvlk keine Rettung, wenn ein Bertragsinni»ment unterzeichnet wird, daS auch nur an- näliernd solche Bedingungen enthält. Was aber, wen» wir n i eh t unterzeichnen'? Dann wird uns die kotz!« genommen, dann üoett der Beikehr, dann gibt es kein Licht mein, dann droh! Schlimmstes. Nech immer bleibt uns dann aber die Hoffnung, das; auch ei» Elilnence.nt es nicht wage» kann, i» vierzehn Tagen mVl höchstens vier Woche» ein Boli in die Verzweiflung tu treiben. Rehmen wir an, dann sind wir schon im Vor«,»,' der Hölle, aus der es keine Rückkehr zum Lieble gibt. Aber der Völkerbund? An sich soll er schon Le Durchführung solcher Bedingungen aus weite Strecken unmöglich machen. Das mag sein, aber der Völkerbund ist ein Teil dickes Beriranswerkcs, wie ein anderer, wie der neiliiiigiiisoolle Teil VIII auch. Außerdem sind wir durch die Unterschrift »och nicht zu Mitgliedern dieses Bundes ge worden. Was berechtigt uns aber zu dem Eilanden, dag, wenn wir unterschreiben, die Wilsonschen "Völkerbunds- mnnngen verwirklicht werden, die EntscheidignilgSbedingun- aeu ober nicht? Wilsons Labunge» sind in dem Berkrag nur andeutungsweise enthalten, sie schweben zum groben Teil noch in der Luft, in jener Lust, in die die deutschen .Ulnsivnisren ibre Schlösser zu bauen pflegen. Wenn der Völkerbund Wirklichkeit werden «'oll. dann kann das nur ne'cheben, tveiin Deutschland daran mitarbeiket. Ein Denr'chland aber, dem der kiotz der "Verbandsbediiiaungen ans Bein gelegt ivürde. ist keines mehr, und mit ihm ist auch der Bölkerviilidsgedankc gestorben. Jawohl. auch um des Bölkerbnndrs, »in des "Völkeririedens willen können mir. dürfen wir diesen Berkrag nicht initerichreiben. Brockdorffs Stellung zum Friedensvertrag. tB on u n l e r c m Pariser L o n d c r l> e r i ch t e r st a t i c r.s 2lersailleS, 24. Riai. Um all den lächerlichen »Gerüchten, die sich »n "V r v ek d o r s f s Reise nach Lpa und seine Ri,eitel,r nach Bersailles knüpfen könnte», vvrzubeugcn, und die bereits in die Welt gesetzten tendenziösen Narlnich ten zu enikrästen, ici folgendes erklärt: Brocldorkss Reise nach Lpa bat ergeben, das; zwischen de, Telegatio» und dein Berliner Kabinett hinsichtlich der Beurteilung des FriedcnsvertrageS vollkommene E i n m >i k i g t e i t herrscht. Ein Friede auf der ikrund- loge des von Elmneiiceau überreichten Bertrages ohne ?s b ä n d e r n n g i st nicht in ögli ch. Es handelt sich bei een Beivrechnngen in erster Linie nicht darum, festzustellen, ob der Friede zu unterzeichnen ist oder nicht auf dieser « nuudlage, londern festzustcllee. was geschehen soll, um die s.unde zu über;engen, dab ein solcher Friede kein Friede nun würde, da» Mittel und Wege zu finden sein inübten, -'Uuniö' >nngen im Einverständnis mit de» Feinden herbei- nsul're». Bor allein mub der irrigen Ansicht widersprochen iverdeu, Brockdorn sei, wie die feindliche Presse behauptet, ei» unbedingter Anhänger und Berfechter der llnterzeich- anng des Friedens ans Elomenceauscher Eirundlage. Unser s»ege»Vorschlag »ürd Dienstag oder Mittwoch überreicht »erben. Bla» will nicht bis zum letzten Tage der Frist '..melem ^serlin. 21 Mai. Wie ans Lpa gemeldet wird, ist Reichskinanzminifter Ternbnrg in Lpa .zurückgeblieben. Borsaitles. 21. Mai. Die dcnlichen Friedcnsdelcgirrtcn !l>eichsi»i»i,ier »Uns Brveldorss - Rantzau, Reicksiustiz- »iniücr Tr. Landsberg. Reichr'pvslminister Eiicsbcrts, Dberi'.,ra''rmeister Leinert und Professor Dr. Lchtteking sind .eitte !2R Uln aus Lva io ie ö e r in BcrsailleS cin - gel rossen. Dr. Melchior ist zwecks finanzieller Be- svrechnngen noch in L"a aeblicben. Tic kolonialen Aragen Deutschlands. Berlin, 24. Mai. Die f v l v n i a l e w Fragen oeim ,> e-edensschluß ivaren Gegenstand einer Sitzung, die heute ivichmittag nnier dem Borsitz des soeben von Lva zurück- gelehrte» Ministers Dr. Bell und in Anwesenheit zahl reicher Bertreter des kolonialwirtichaitslebens. vor allem auch langjähriger Ansiedler aus den Lchutzgebieten selbst, im aroben Laale des Reichsminisieriums stattsand.» Dr. Bell gab ein Bild von den Berhandlungcn i» Spa. Geh. Rat Dr. R u p p e l. der aus Bersaillcö cingetroffen war, berichtete über die dortige Lage, Fm Bcrlgufc der längeren Anssprache, an der n. a. der Gouverneur von Lüdwestasrika Dr. Leit; tcilnabm, kam die Entschlossenheit. Deutschlands tolonialen Ülechtsstandpuntt aus der klaren Grundlage des Wilson Programms bis zur letzten Stunde mit allem Nach druck zu verfechten, zu starkem und einmütigem Ausdruck. Die kolonialen Forderungen bildeten eine» integrierenden Bestandteil der deutschen »Gegenvorschläge an die Entente. Minister Dr. Bell erklärte, dab er sich sttr den Hall, dab es z» sachlichen Berhandlungen mit den «Gegnern kommen sollte, jeden Augenblick bereit halte, mit einem erweiterten kreiie tolonialer Sachverständiger nach Bersailles zu fahren. («in Umfall der ReichSregierun-7 ik l g » e-r Trahtbericht der „D r e S d n. N a ch r i ch t c »".> Berlin, 24. Mai. Ein Berliner Mittagsblatt meldet: D>:s .Kabinett hatte sich in der vorigen Woche be reits derartig ans eine Ablehnung der Friedensbedingnngcn ies,gelegt, das; selbst aus Kreisen der deutschen Delegation Bedenken dagegen laut wurden. Aus der jüngsten Rede Lcheidemanns hat inan nicht mit Unrecht eine neue in- ,wischen crsvlgtc Schwenkung herausgelese». Wir beute ovn einer Seite, die als sehr gutunterrichtet gelten dars, mitgeteilt wird, hat der Reichsminister Wissell bereits i» der Sitzung des Friedcnsauöichusies vom vorigen Sonnabend in seiner groben Rede die veränderte Haltung des Kabinetts in unzweideutiger Weise zum Ausdruck ge bracht, doch wurde gerade dieser bedeutsamste Teil seiner Aussühruugcn nicht veröffentlicht. »er >>tirschl«ie»e »in»«»«« »rlit. Das deutsch« Frtedensangebpt auf Grund der 14 Punkte batte der Entente Gelegenheit gegeben, tn später noch oft wiederholter Weise die angebabnten Verhandlungen zur schrittweisen Erhöhung Ihrer Forderungen auszunutzen. Hm Verlauf diese» Notenwechsel» war cs am 22. Oktober so weit gekommen, daß Wilson aussprach, nur ein Wallen, ftillstand komme in Frage, der eine Erneuerung der Feind- srligkeiten deutscherseit» unmöglich mache. Also erst Ent- wafsnung — dann Unterhandlung! Am W. Oktober erging folgender Erlaß HindenbnrgS: „Die Antwort WllsvuS fordert dle mllltltrifitzk Sapttulatto». Gt« ist drsbalb für uns Loldate» unannehmbar. Sie lft brr Beweis, das, drr BernlchtungswlU« »nserrr «Velnbe, her UU4 de» Urleg entfesselte, un»erml»chert fsrwesteht. Ete ist ferner der Beweis, daß unsere H;inde da» «ortRcchtssriedrn nur In, Munde s ii d r e n, ui» »»S zu täuschen und unsere Ätder- standSkrast zu brechen. Wilsons Anlwort kan» daher für »ns Soldaten »ui dle Anssorderung sein, den Widerstand mlt iiuhersie» kräste» sortzusetzen. Wenn die Kcinde rrkenne» werden, daß die deutsche Aront mii allen Qpser» nicht zu durchbreche» lsi, werde» sie zu einem Friede» bereit sein, brr Deutschlands Zukunft gerade ssir die breite» Schichten beS Bolke« sichert." Es ist also klar ersichtlich, wie Hindenburg am 25. Ok tober über das Verfahren dachte, uns zu entwaffnen, und dann zu verhandeln, dessen Wirkungen Deuischland jetzt verspürt. Besonders Hervorzuheben ist HindenvurgS Uebcr- zeugung, dab bei Fortführung des Widerstandes, bei Auf rechterbaltung der Disziplin und der Ordnung ein an de- rer g-ricde eingetrete» wäre, wie er jetzt Deutschland auf- crlegt wird. Der Hindeiiburg-Erlab war bereits bei de» konimando- stellen der Truppen zur Bekanntgabe an diese ringetrossen, als die Anordnung der Berliner Regierung kam, ihn nicht weiterzugeven. Wer eigentlich die Anordnung veranlaftte, ist noch nicht völlig geklärt. Das darf aber nicht weiter verheimlicht werden. Am 4. November forderte jedenfalls Ebert: „Friede um jeden Preis!" Dann kamen Kiel und Berlin. Am U. November drahtete Hindenbura eine Ver fügung an das Feldheer, in der er auf die „Umwälzung der politischen Buständc in der Heimat" hinwicS, und so dann fortfuhr: „Die an ihrer Spitze stehende» Männer erklären, dab Ruhe und Ordnung unter allen Umständen aufrecht er halten werden solle» Dies gilt in erhöhtem Maße für das Heer. Keiner darf seine Truppe ohne Befehl verlassen. Feder hat wie bisher seinen Vorgesetzten zu gehorchen!" Zu beachten ist hier, wie geschickt das Wort „erklären" einen leichten Zweifel durchscheinen labt, der sich in der Folge als nur zu gerechtfertigt erwies. Drohung der englischen Arbeiter. Laut „Boss. Ztg." drahtet der Londoner Berichterstatter der Kopenhagener „Politiken": Der Vollzugsausschutz deS e n g l i s ch e n G c we r k sch a f t s k o n g r e s s e S überreichte B o n a r L a w eine vom Dreibund der Bergarbeiter, Eisen- vabn- und Transportarbeiter angenommene Entschliehung, die die Aushebung der Intervention In Rub in n d, der H e e i e se i n b e r u f u n g und der Blockade gegen D e utschland fordert. Der Dreibund droht mit dem El e ii e r a l st r e i k, wenn diese Forderungen nicht er füllt werden. Die Antwort Bonar LawS wird nicht als befriedigend erachtet. Der Arbcitsministcr Sir Robert Morleu reiste nach Paris, um mit Lloyd George über die Lage z» verhandeln. Die französischen Wühlereien in der Pfalz. Berlin, 24. Mai. iEig. Drahtmeld.s Der Regie rungspräsident der Pfalz, v. Ainterstein, ist nunmehr von den französischen Bciatzungs- truppen über den Rhein abgeschoben worden. Wie ciire Berliner Zeitung aus Ludwigshafcu erfährt, sind sämtliche pfälzischen Beamten von den französischen BcsatzungStruppen aufgesordcrt morden, der geplanten neuen Regierung der selbständigen Republik Pfalz, die aus der Mitte der 2l Landauer Herren gebildet werden soll, den Treueid zu leiste u. «amtliche Beamte, mit Aus nahme des Obcrpvstdirektvrs Gräser in Speyer, der schon von Anfang an mit den französischen Bcsahungs- bchördcn verkehrt hat, wollen einen solchen Treueid ver weigern und sind entschlossen, allen solchen Ansinnen ener gischen Widerstand cntgegenzuschcn. Berlin, 24. Mai. Gegen die bekann'-n politischen Nur. triebe und Gewaltakte der feindlichen MiUtärbeyürden in Landau sPfalzi hat Reichsminister Erzberger am 22. Mai »ngeordnet, in Spa Protest einzuleqen und Auf klärung zu verlangen, auch über die inzwischen gemeldete Verhaftung des Psälzer Regierungspräsidenten v. Winter- siein. Falls sie sich bestätigen sollte und das Vorgehen des Generals lkerard gegen die den Echt reuen Beamten der Pfalz, werden sie der EZe gen stand energischer deutscher Schritte werden. Kriegsbeschädigte voran. Berlin, 24. Mai. lAmtlich.) Am 24. Mai 2 Uhr nach mittags wurde eine von den Spandauer Heeres- betrieben einberusenc öffentliche Versammlung im Lust garten aufgelöst, weil sie nicht vorher an der zuständigen Stelle angemeldet morden war. Nachdem die Menge leb haft schimpfend auseinandcrgcgangen mar, bildete sich Unter den Linden ein neuer Dcmonstrationszug, dem Kriegsbeschädigte vorausgcschickt wurden. Er wurde ebenfalls ausgelöst. Dabei muhten einige Schreck schüsse abgegeben werden. * Landung italienischer Trappen in der Türkei. Amsterdam, 24. Mai. Einer Radiomeldnng aus Ncuyork zufolge wissen die amerikanischen Blätter von eine» im Vicrcrrat herrschende» Unstimmigkeit Mitteilun gen zu machen. Die Depesche enthält, dab italienische Truppen ohne Wissen der Konferenz in der Türkei ge landet sein sollen. Wie Associated Pres, meldet, wolle« Grohbritanuien, Frankreich und die Vereinigten Staaten gemeinsam Italien ersucht haben, sich darüber zu erklären. Wie die amerikanischen Blätter bemerken, scheinen die Italiener die Absicht zu haben, ans eigene Fanst ihre Inter- csien wahrzunehmcu. Sine Deulschrifl für die Nüülehr der Kaisers. Berlin. 24. Mai. iEig. Drahtmeld.s Der Alldeutsche Verband hat an die Leitungen der Deutschnatio nalen Vvlksvartei und der Deutschen Volkspartei die Bitte gerichtet, in der Nationalversammlung und in der Preuhischen LandeSvcrsammIung den feierlichen Antrag zu stellen. Kats er Wilhelm II. zur Rückkehr inS Deutsche Reich einzu laden, mv ihm sicherer und würdiger Aufenthalt zu gewähren sei. Diese Anregung ist hauptsächlich mit den Erwägungen deutscher Ehre be gründet und mit dem Hinweis daraus, dab -Kaiser Wilhelm auch nach seiner Abdankung deutscher Reichsangehvrigcr ge blieben sei, dem der Schuh des Reiches gebühre. Der All deutsche Verband führt in seiner Denkschrift aus, dab die Gemahlin des Kaisers und der Kronprinz in gleicher Weise zur Rücklehr ins Vaterland cingcladcn werden sollen, und weist noch darauf hin. das, ein solches Verfahren die Zu- stimmuna aller vaterländisch Gesinnten finden würde. Der holländische Jnftizminifter bei Kaiser Wilhelm. Basel, 2V. Mai. „Morning Post" meldet anS Amster dam: Der holländische I u st I z m i n i st e r weilte ln der lebten Woche in A m c r o n g e n. ES bestätigt sich, daß ein Schritt der Entente erfolgt ist. der sich gegen eine Rück kehr des Deutschen Kaisers aus Holland nach Deutschland vor Unterzeichnung des Frtcdensvcrtrages richtet« »u Br««»«« deutscher »e«eti»irtfch«It. Bor einige» Tagen wurde uittgetetlt. daß da« «eich»- wirtschasttministerium an das Gesamtkabtnett ein« um fassende Denkschrift gerichtet bat. tn der es die Planlosig keit der augenblickliche» Wirtichait Lurch Vereinheitlichung und Organisation des deutschen Wirtschaftslebens a-zulösen anregt. Die „Voss. Ztg." ist tn der Lage, über de« Knbalt dieser Denkschrift nähere Mitteilungen zu mache». Sie stellt, wie es belßt, den Versuch dar. die deutsch« Reichs- regier»»« zu einer aktiven Wirtschaftspolitik anzurearn. Sic beginnt mit einer schonungolvsen Kritik an dem bis herigen tatenlosen Verhalten des Kabinetts. Im besonderen wird die Vielheit der Behörden beklagt, dir stich s»stemlos in die Vearbettung wlrtschaftspolttischer Fragen teilen: RetchSwtrtschaftsniinisterlum. Ministerium deS Auswärtigen. Reichsftnanzmtnistrrtum. Reichsschatzministertum. Reichs- arbeitsmtnistcrium. Reichsernährungsmtnistrrium und Wai- fcnstiUstanbSkonimisston. Im Rahmen einer ausführlichen Schilderung der schwierigen Wirtschaftslage, in die Deutsch- land durch den Krieg gelangt ist. wird u. a. mttgeteilt. dab Deutschland, abgesehen von allen Entschädigungen, die ihm noch auferlegt werden sollen, bereits letzt dem Ausland über IS Milliarden schuldet. Den Wert der Mengen an Nahrungsmitteln und Roh stoffen. die. wenn Deutschland überhaupt wieder eine lebens fähige Wirtschaft entwickeln soll, in den ersten zwei Jahren nach FriedenSschlus, unbedingt wird einsühren müssen, schätzt der Reichswirtschaftöminister auf 40 bis öll Milli arden. Die zur Bewältigung der ungeheuren wirtschaft lichen Aufgaben notwendige Kraft kann Deutschland nur ans einer vollkommenen Neuorganisation der Wirtschaft schaffen. „Falls Deutschland sich nicht zu einer klaren und völlig einheitlichen Wirtschaftspolitik entschließt, ist die Ge fahr einer völligen V er ii ich tu ngodcr Versklavung der deutschen Wirtschaft unabmeislich. Dann würde eS keinen anderen Ausweg mehr geben als den. dab ein grober Teil der deutschen Bevölkerung auswandert, wo er im unausbleiblichen Kamps« aller gegen alle zu Grunde geht. Das vernünftigste Volk wird töricht, wenit es nicht geführt wird. Wir brauchen ein festes und klares WirtfchaftSprogramm, damit dem ungestümen Dränge« eine Richtung gegeben wird, damit sedcr sich auf das rin- richten kann, was die nächste Zukunft bringen soll.... Ma« mnb sich endlich mit beiden Füben und jest auf den Boden der Geineinwirtschaft stellen." Tic neue wirtschaftliche Ord nung soll sich nach den Auffassungen des Reichswirtschafts- ininisters „von unten her" auf den vorhandenen Vrreini- gungstendenzen der produktiv tätigen Bevölkerung aus bauen. Erstes Ziel mub also sein, fachliche Wirtschastsgruppeu — jeweils ans Unternehmern und Arbeitern, Aausleute» und Unternehmern zusammengesetzt — zu bilden. Die Ge samtheit dieser Wirtschastsgruppeu, die als fachliche Selbst- verwaltungskörprr auszubilden wären, würde neben de« regional gewählten Vertretern in einem RetchswirtsthaftS- rat zu vereinigen sein. Die Näteorganisatipn ist sofort durch ein besonderes Reichsgesetz, noch vor Ver abschiedung der Verfassung, ins Leben zu rufen. Ihr Kern stück soll die fachliche Organisation sein, die von den aus den Fachgruppe» der Arbeitsgemeinschaft zu entwickelnden WirtschaftSbünden zu rechts- und geschäftsfähigen Wirt« schastszwcckverbändcn htngbstcigen. Die Fachstellen und die zusammengefabten Arbeitnehmer- und Arbeitgeberräte be schicken gemeinsam den RcichswirtschaftSrat als oberstes Organ der deutschen Gemeinwirtschaft. Neben der gcmsinwirtschaftlichen Regelung der Koh len- und K a l i w i r t s ch a f t wird unverzüglich eine ge- nieinwirtschaftlichc Regelung der Elektrizitätsver sorgung und des Betriebes der Getreidemüh« l e n tn die Wege geleitet. Die gemeinwirtschaftliche Verwaltung aller in der» Händen des Reiches liegenden oder tn seine Hand gelangen den aemischtwirtschaftlichen Beteiligungen ist einer besondere» Reichs vcrmögensbank zu übertragen. Diese Nejchsvcrmögcnsbank verwaltet auctz einen Reichssonds in Höhe von mehreren Millionen, der den Zweck hat. die deutsche Gütererzeugung, insbesondere durch Erteilung von Reichoaufträgcn, zu fördern. Von den Gewinnen sollen die aus diesem Fonds mit Aufträgen be dachten Betriebe drei Viertel des Betrages der eine Ver zinsung von ü Prozent des Stammkapitals und der Reser ven übersteigenden Beträge wieder an den Reichssonds ab- führcn. Bon diesen Gewinnbcträgön sind zwei Drittel zur Förderung der Gütcrcrzeugung. ein Drittel zur Förderung sozialer Arbeiten des Reiches sz. B. Erhöhung der In validenrenten, Einführung einer ReichsmutterschaftSver« sichcrung usw.s zu verwenden. Durch das Gesetz über den Arbeitsfriebe« soll zunächst auf ein Jahr für die „befriedeten" Betriebe die Ausübung des Strcikrechts an gewisse Voraussetzungen ge knüpft sein. Einem Bezirksausschuss für ArbeitSfrieden wird die obligatorische Vermittlung bei angcsagtcm Streit übertragen. Zerschlagt sich die Bcrmittlungsaktion, so darf nur dann gestreikt werden, wenn neun Zehntel aller Ar beiter eines Betriebes in einer geheimen Abstimmung ihre Stimme für den Streik abgegeben haben. P-Iiüiche «»derMmtheit. Berlin. 24. Mai. Der Oberst« Volksrat in Posen hat» wie jetzt bekannt wird, einen Ausruf erlassen an -te Be völkerung der Gebiete, die nach dem von der Entente auf gestellten Entwurf« eines Fricdensvertrages dem polnischen Staate zugetctlt werden sollen. In diesem Aufruf« wird von Teilen des preuhischen Staates als von polnischen Landesteilen gesprochen, die bisher noch nicht vom polnischen Heere besetzt seien. Es wird an die Bewohner dieser Landes teile nicht nur eine Warnung vor Akten der Gewalt, Wider setzung, des Ungehorsams usw. erteilt, sondern es wird auch eine Bestrafung nach Kriegsrecht angedroht. Die preu ßische Staatsregierung weist diesen Aufruf als einen un erhörten Urberg riss energisch zurück. Die Gebiete, die er im Auge hat, sind Teile des preuhischen Staates. Ihre Bewohner sind preußische Staatsbürger, die von keiner fremden Stelle aus Warnungen oder Strafandrohungen entgegcnzunehmen haben. Das sogenannte Urteil der Frie denskonferenz, ans das sich diese fremde Stelle als Rechts titel für ihre» Uebergriff beruft, ist nichts als ein ein seitiger "Vorschlag einer Partei, dem jede Nechtsverbtndlich- keit fehlt. Die preußische Staatsregierung fordert ihre Mitbürger auf, sich nur nach den vorstehend von ihr auf- gestellten Grundsätzen zu richten. Merkwürdige Begründung eirrer Mandat»- Niederlegnng. Der Vertreter des Wahlkreises Oppeln, der Zen» trumsabgrordnete Ne über, hat sein Mandat zur preu ßischen Landesversammlung nicdcrgelegt. Er be gründet seinen Schritt damit, baß er seinen Wohnsitz tn einem Orte habe, der nach den FriedenSbebtngungcn an Polen abgetreten werden soll. Herr Neubrr wünscht deshalb, daß das Mandat von Dr. Zimmer, dem früheren Vertreter, dessen Wohnort bet Proihcn verbleibe» übernommen werde. Rderkivürdig ist bei bieser Begrün dung. daß Herr Ne über die Forderungen der Entente schon setzt anerkennt und sich bereits als polnischer Untertan fühlt. Welchen Eindruck würde es im Auslanbe machen, wen» all« Abgeordneten der bedrohten «vebiete ihre Mandate nted«rlegt«n, weil die Entcnt« Ihre Wahlkreis« von Preuh«» abtrennen will. Es ist Pflicht gerade der Volksvertreter, bi» zum letzten Augenblicke Deutschlands guter Recht zu ver teidigen.
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