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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 28.10.1915
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19151028011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1915102801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1915102801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1915
- Monat1915-10
- Tag1915-10-28
- Monat1915-10
- Jahr1915
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 28.10.1915
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«r LNtt „r>r«»d«,r Vtachrichten" » Pt». «V» Toun.r-taa,Oktober lülsi EeUk « ALLv eMgo ^lofov am Donnerstag morgen. Prinz E r n st Heinrich trifft >»eute vormittag vom KrtogSschauplatzc zu kurzem Urlaub in Dresden ein. Die Vertreibung der Nüsse» westlich von Szar- t^rrySk schreitet trotz heftiger Gegen,vehr fort. Die italienische Offensive hielt an allen Aromen an, wurde aber stellenweise nicht »lehr mit so »rohem Aufwand wie früher fvrtgcftthrtr Erfolg hatte sie «trgends. Die beiderseilS der Morawa (Serbien» operierende deutsche Armee gewann die Höhen südlich der Raca uud öringr die Mlava aufwärts vor. Die gegen >i njaz« vac entsandten bulgarischen Kräfte kämpfte» am Dienstag im Ostteile dieser Stadt. Sine französische V u f t s ch 1 ff l i g a hat sich nach einer Havas-Meldung in Paris gebildet. Ein Dutzend französischer Flieger ging nach England, um bei der Abwehr der ,'fep;»ekin - Angriffe zu helfen. I»i drittenDre s d » e , L a n d t a g s wa I» l k r e i s e unlrde gestern OteichSgerichtSrat Dr. Hcinze lntl.) gewählt. Der Otechlsausschub der Dresdner Stadtverordneten lurt in der G a I e r i e n e u v a u - F r ag e die Bedingung der llnbebanbarkeit der Zwingeranlagen auf 50 Jahre fallen lassen. Die Sächsische Bank zu Dresden kann am t. No vember >0l5 auf ihr 5"jähriges Bestehen zurückvlieken. Wetternnsage der ainll. sächs. LandeSiv etterwarte: Wolkig: Froitwetier: leichte Sctmecfälle. und Wale- «485 584 Mänuer im Alter von l« bl- 40 Jahre». Bo» dtefr» sind etwa » Millionen schon Sol- daten. Bon den übrige» 8488 504 sind 20 v. H. untauglich. Also bleiben 2 78447«. von denen über 80 v. H. verheiratet sind. Wenn wirklich SV v. H. im besten Falle aus den heimischen Betrieben abkömmlich find — was unwahr, scheinlich viel ist —, fo betrüge ihre Zahl 1882 288. Bon Schottland, Irland und den Kolonien käme natvritch auch erheblicher Zuwachs. Aber wahrscheinlich wird England mit Wales das Hauptfeld der Rekrutierung bleiben, aus dessen Mcnschenreserve au< nicht mehr als 1 400000 Rekruten gerechnet werden kann. A«fste>»»g ei»er nationale« Liste i» Neuseeland. iNeuter.) Durch einen Regierungserlaß wird, wie auS Wellington gemeldet wirb, die Aufstellung einer natio nalen Liste angeordnet, um eine Ucbersicht über das für den Krieg verfügbare Menschrnmaterial zu er halten. <W. T. B.) :«> Kisten mit Munition gesunden. Bei Knjazevac er brüteten wir vier Feldgeschütze und sechs Kisten voll Muni tion und nahmen einen Hauptman», sowie 80 Soldaten ge langen. Im Bezirk von Kossowo beginnt die albanische Bevölkerung mit bewaffneter Hand gegen die Serben zu tampfeu. Nördlich von Ueskllb, auf dem Wege nach Katschanik, entdeckte man die Leichen von 28 Bulgaren, die von den Serben aus dem (Gefängnis entlassen und dann niedergemachl worden waren. Ferner wurde» :roo Bulgaren aus verschiedenen Städten Mazedoniens nach Katschanik -rbgcführt. Die Serben machten eine grobe Zahl von Bul garen nieder, die bei den Trainö und der Bagage be schäftigt waren. Biele serbiscire Familien, darunter mehrere von serbischen Offizieren, sind in llesküd geblieben. Ver treter der Behörden und höhere serbisü-e Offiziere rieten der amerikanischen Mission und andere» Fremden. aus Ueökiib zu fliehen, da, wie sie sagten, die Bulgaren ein Barbarenvolk seien und sie niedermache» würden. Gleich zeitig lieben sie aber ihre eigenen Familien i» llcsfub und sagten ihnen, dab die Bulgaren Leute von gutem Benehmen seien und ihnen kein Leid tim würden. «WTB.i Balkandebattc im englischen Oberhaus. (Reuter Meldung.» Im Oberlmuse richtete Lord Lorc- bnrus an die Negierung eine Lirifrage, in der er Näheres uver die Unternehmung ans dem Balkan zu erfahren ver langte. Lord LanSdvwne erörterte hierauf die Um stünde, die zur Aussendurig der Expedition geführt hätten. Es handle sich im Augenblick nur um eine Heine Truppe» macht, da gegenwärtig keine gröbere herangezvgen werden rönne, .inzwischen werde aber eine gröbere Streitmacht für den Dienst in Südostenropa vorbereitet. Auch sür Transporte sei gesorgt, um die Truppen nach ihrem Be stimmungsorte zu bringen. Dieie Mabregcl sei in aller Eile getroffen worden, da Schnelligkeit von gröhter Wich tigkeit sei und Serbien nur so entsetzt werden könne. Der Gebrauch, der von der großen Streitmacht gemacht werden solle, hänge zum Teil vom Stande der Dinge im Augen blick ihres Eintreffens ab. Die Ereignisse entwickelten sich in Südostenropa sehr schnell. Zwei Ereignisse der süngsten Zeit hätten eine einschneidende Beränderrrng der militäri schen und politischen Lage mit sich gebracht: zunächst die Aendcrung in der Haltung der griechischen Negierung, die zu dem wohlüberlegten Entschlüsse gelangt sei, daß das Land durch seine vertraglichen 'Pflichten nicht gebunden sei. um Serbien in der heutigen folgenschweren Krisis zu Hilfe zu komme». Dies iei eine gründliche Beründernng der Lage. Lansdowne fuhr fort: Anberdem, es tur mir auf richtig leid, es sagen zu müssen, nimmt der Feldzug ui Nvrdserbieu einen derartigen Beriauf, Sab die serbischen Truppen höchsiwahrsclseinlich dem Angriff, dem sic von den vsterreichisch-ungarisäwi! und den deutschen Truppen aus- geietzt sind, während die Bulgaren diesen durch einen Dolch stich in den Nikclcn der Serben beutelten, nicht sehr lange werde» widerstehen können. Bei dieser militärischen Lage nnü die Alliierten darin völlig einig, dgtz die Ausstellung der neu an kommenden Verstärkungen mit Umsicht gewählt und eine Entscheidung angestrebt werden müsse. Wir werden versuchen, die englischen Truppen dazu zu ver wenden, daß sie den Durchzug der Mittelmächte durch Bul garien hindern. Hierüber wird noch beraten. Sir Charles Monro hat den Auftrag, so schnell wie möglich einen Be richt hierüber vorzulegen. Die Negierung wird sich nicht zu übereiltem Auftreten hi nennen lassen, das sich aus un bestimmte Gefühle stützt und nur dem Wunsche folgt, ein begrenztes Ziel zu erreichen. Me Schritte werden mit Berücksichtigung der besten Natschläge, die auf militärischem und maritimem Gebiete zur Berfügirng stehen, unter nommen werden. lW. ?. B.» Die Borgeschickte des rnssiscken Ultimatnms an Bulgarien. »>. Die „Südilaw. Korrespondenz" meldet aus Sofia: Der „Utro" erhielt von besonderer Seite Mitteilungen über den Verlauf einer Besprechung, die in London kurz vor der Abreise des bulgarischen Gesandte» stattfand und an der neben einem Vertreter der englischen Negierung auch der russische, französische und italienische Botschafter tcilnahmcn. Die Besprechung sollte die levtcn entscheidenden Beschlüsse !» der Balkansrage fallen. England hatte sich bis dahin cnt- chicden gegen das russische Ultimatum an Bulgarien aus gesprochen. Der russische Botschafter Gras Bcnctcndorss gab »un im Namen seiner Negierung eine bestimmte Erklärung ab, in der gesagt wurde, Nnbland habe bisher von den Ver bündeten die schwersten Opfer gebracht und die Hauptlast des Krieges getragen. Es verlange, Satz ihm das entscheidende Wort in den Balkansragen überlassen werde. Das Ulti matum an Bulgarien entspreche einer Willens- a uberung des Z a r e n. Der russische Botschafter deutete an, dab Nnhland, wenn es in der bulgarischen .frage allein bliebe, sich auch in anderer Hinsicht an die irührren gemeinsamen Beschlüsse nicht mehr gebunden er achten wurde. Unter dem Eindruck dieser Drohung gaben der französische und italienische Botschafter ihre Zustim mung zu dem Schritt Rußlands, dem sich nach 2t Stunden Bedenkzeit auch die englische Negierung anschlob. Die Stimmung in Frankreich. l>. Zahlreiche aus Frankreich i» die Heimat zurück gekehrte Bulgaren geben interessante Schilderungen über die Zustände in Frankreich. Nach einem Berichte des „Az Est" in Sofia herrscht seit der katastrophalen HvffnungS losigkeit der letzten französischen Offensive grvbe Berwirr ung und Bitternis über die enormen Verluste. Ucbcrall werde vom Frieden gesprochen. Die Stimmung sei offen gegen Pvincars. Dclcasß'-s Ansehen sei ge stiegen, seitdem er erklärte, dab französische Soldaten wie Söldner für fremde Interessen kämpfen müßten. Wenn England Soldaten sür Aegypten benötige, dann hätte es rechtzeitig sür Soldaten sorgen sollen. Allgemein herrscht die Ueberzeugung, daß Serbien bald aufhörcn werde zu be stehen. Auf Rußland und Italien setzt niemand mehr Hoffnung. Eine französische Lnstschisf.Liga. Wie die Agence Havas meldet, hat sich in Paris ein französische Luftschiff-Liga gebildet, die sich zum Ziele gesetzt bat. Frankreich die Oberherrschaft in der Luft zu verschaffen Sie beabsichtigt, ein Luftbeer von mehreren tausend Flugzengen zu bilden. lW. D. B.» Kranziistfchc 45-Ze»timctcr-Mörser. b. Die „Daily News" erfahren aus Genf, daß die sra» zvsische Munitionsfabrik Crcuzot sich mit der Herstellung von 45-Zruiimetrr-Mörseru beschäftige. Es waren schwere, furchtbare Lage, man glaubte oft. e» »un nicht mehr länger ertragen »u können, aber dennoch: Ich bereue es nicht, sie miterlebt zu haben. DatzeSmttdrr deutschen Sache nun nicht schief gehen wird, wurde mir zur festen Gewißheit. Dab wir etüe tüchtige Arbeit geleistet haben, ist daran zu ersehen, daß u«t> sowohl der Brfgadegcneral wie auch der Kommandierende vrrfönltch ihre Anerkennung und ihren Dank aus- sprachen." („N. ». Z."j französische Hilfe gerzen die Luftangriffe auf London. In Amsterdam cingetrofsenen ameriianischen Blättern zufolge meldet die „Asiveiaied Preß" aus Newnvrk: Unge fähr ein Dutzend französischer Flieger ist nach England ge kommen, um den englischen Fliegern bei der Abwehr der Z evvelln - A »griff e zu helfen. >W. T. B.> Die letzte englische Berlnsllifte weist ob Ossizicrc und :>5!>5 Mann auf. lW. T. B.» Wieviel Nekrnte» kann England stellen? tz. Im Anschluß an die Forderung des »siencrals c-,r E. Lwayn, bis zum nächsten Frühjahr drei Millionen Mann »eu einzusie en, bemerken die „Daily News" vom tb. d. M.: Nach dem Zensus vou 1S11 wäre» i« England „D»»ch kämmt keiner!" Im Tagesbericht der deutschen Heeresteituug vom 2. Oktober heißt es: ,^I« der Chauwagne griffen die Fran zosen mittags östlich Aubcrivc in breiter Front ,rn. Der Angriff mißglückte. Nur an einer Stelle drang der Feind in unsere Stellung ein. Badische Lcibgrenadiere gingen zum Gegenangriff vor und nahmen einen Offizier, 70 Mann gefangen, der Rest des eingedrurrgcnen Feindes fiel." Wie es dabei zuging, schildert der Redakteur des „Badischen VolkSfrennd", Winter, der bei genanntem Regiment die großen Tage der letzten zusammengebrochenen französisä)- englischcn Offensive mitmachtv, in anschaulicher Weise in einem Privakbricfc an sein Blatt wie folgt: „Noch frisch unter den Eindrücken -er Geschehnisse der letzten Woche, will ich einiges über die acht Tage, die zn den furchtbarsten meines Lebens gehören, aber auch trotz- alledem zu den schönsten, schreiben. Ihr »»erdet ja im Generalstabsbericht von der „Arbeit" gelesen haben, die die badischen Leivgrenadicre verrichtet haben,- nrrn. diese „Ar beit" wurde von unserem Bataillon geleistet, und die Sache, von der der Tagesbericht am 2. Oktober spricht, war speziell Arbeit unserer Kompagnie, zu der auch ich gehöre. Wie daS alles war, diese acht Tage, den ganzen Verlauf dieser furcht baren Kämpfe, darüber kann ich jetzt noch nicht schreiben, denn die Geschichte hat mich seelisch und nervig etwas um- cinairdergerütkelt. Vorerst nur als Hauptsache: ich bin glatt, gut -urchgekommen. Wie es möglich ivar, dab ich ans dieser Hölle wieder heil und ganz herausgekommen bin, das ist mir herüe noch ei« Rätsel. Wenn ein Bericht erstatter schreibt, die letztjährige Ehampagneschlacht sei ein Kinderspict gewesen, so hat er gewiß nicht zu viel gcsagt: selbst die Lorctivkämpse im Mai werden als nicht so schlimm wie dieses diesmalige Kämpfen bezeichnet. Man kann das gar nicht so schildern, was die Leute da alles ertragen und mitgcmacht haben. Acht Tage kaum geschlafen: die Nächte bitter kalt, immer im Freien liegend, keinen Bissen warmes Essen, und das schlimmste: Wassermangel! Dann dieses Granatfeuer. Tag und Nacht. ununterbroctrcn. stundenlang mit kleinen Kalibern, stundenlang mit den schwersten Ge schossen. ES ist nicht übertrieben, wenn ich sage, in den acht Tagen, in denen wir da oben in dieser waldigen Gebirgs gegend lagen, haben die Franzosen allein ans unseren Ab schnitt ein Eisenbergwerk geschüttet. Und doch alles ver gebens! Man sah den Franzosen die Verblüffung geradezu mi, als sic uns trotz fürchterlichster Artillerievorbereitung, trotz stundenlangen Trommelfeuers, wie aus der Erde ge wachsen vor sich stehen sahen. Verwundete und Gefangene sagten auch unumwunden aus, daß sic nicht mehr daran gedacht hätten, nach diesem Feuer ein lebendes Wesen an- zutreffen. Aber wir waren eben immer wieder da. Und w i e da! Ich bin gewiß kein Deutschtümler und schütze gewiß auch die Menschen einer anderen Nation. AVer dieses rück sichtslose Einsetzen der eigenen Person, dieses Draufgchen ganz aus sich selbst heraus, ärger als eS den Vorgesetzten lieb war und, ivo cs sein mußte, auch ohne Vorgesetzte, zum großen Teil von Leuten des Landsturms, das ist doch spezi fisch deutsch. Auch bei uns hier waren die meisten Fran zosen betrunken. Viele hatten zwei Feldflaschen mit Schnaps und Wein anhängen. Im Rausche stürzten die be soffenen Kerle vor und gingen zu Tausenden zugrunde. Ich bckani einen ordentlichen Stolz auf unsere Leute. Während des heftigsten Granatfcuers saßen sie beisammen in irgend einer Deckung, disputierten, schimpften, waren mit allem unzufrieden, wie eS sich für echte Psälzer gehört, taten eben „wie zu Hause". Aber kaum wurde vom Posten ein An griff angekündigt, da war aller Streit, aller Hader ver gessen. Heraus aus der Deckung, die Knarre in die Hand, und vor ging cs. und da lagen wir dann und wankten und wichen nicht, die ältesten Landsturmleute bis herunter zu dem jüngsten, srisch gekommenen Rekruten. Man muß es erlebt haben, um ermessen zu können, wie dieses Aushalten, Zusammenhalten auf einen wirkt. Und stundenlang wurde dann über den Kameraden gesprochen, der uns entrissen wurde. Und es sind viele, allzu viele, die uns genommen wurden, allerdings ein verschwindend kleiner Bruchteil gegenüber dem. was die Franzosen verloren haben. Haufen weise fielen sie dort, zn jeder Tages- und Nachtzeit kamen sie, in zwei-, drei- und vierfacher Schützenlinie, und hinter- dran in Gruppenkolonnen. Und immer wieder mußten sic zurück, haufenweise die Toten zurücklassenb. Und als cs uns am Freitag zu Lumm wurde, dieses ewige Zurück schlagen, da gingen wir ihnen nach, holten eine Anzahl Kameraden einer anderen Kompagnie, die sie überrascht und gesangcngenommen hatten, wieder heraus, und nahmen noch eine hübsche Anzahl Franzmänner mit. Wir haben also allerlei in dem Wäldchen da drüben an- gcstellt. Aber immer wieder kommen meine Gedanken auf jene Tage, auf das eine zurück: auf die Stimmung nud Haltung derLeute. Ich hatte manche Enttäusch ung erlebt, aber alle waren wie umgewandclt vom Beginn des ersten französischen Angriffes an. Wenn man so in schönen Zeitungsartikeln das schöne Wort liest: „Wir lassen kernen durch", so ist das doch nicht mehr als eine schöne Phrase. Aber hier in der Wirklichkeit, wo cs sich wirklich darum handelte, keinen durchzulasscn, Sa hatte das Wort In halt. Man muß das gehört haben, wenn ein einfacher Arbeiter oder sonst stillzufriedencr Landwirt mitten im (Äe- fccht eine« fröhlich zurirf: „Durch Lommt keiner!" Mtchnahmeu zur Lebensmittelversorgung. Für die nächsten Tage stehen Maßnahmen de- Bundes- rat» für folgende Lebensmittel in Aussicht: Butter. Mehl, Käse, sonstige Speisefette, mehrere Fletschfotten. Eier. Wild, Fische, Gemüse, Kakao und Zucker. Dt« Einfuhr aus Holland. d. Wie der „Köln. Ztg." aus Holland gemeldet wirb, liegt die Schuld daran, daß die holländische Negierung die Ausfuhrverbote auch auf solche Artikel auSdehnt. die nicht unter der unmittelbare» Kontrolle der Niederländische» lieberseetrust-Gcsellschaft stehen, größtenteils an der Tätig keit der zahlreichen deutschen und üsterrcichisären Länd le r u n d A u f k ü u f e r, die man in Holland nach Hunder ten zählt. Die wenigsten von ihnen sind von ihren Regie rungen mit besonderen Aufträgen nach Holland geschickt, die meisten machen Spekulation Saufkäufe, wobei sie sich gegenseitig ttberbieten und wodurch die Mittelmächte um Hunderte von Millionen geschädigt werden. Da die Vorräte infolgedessen rasch abnehmen, ist die holländische Regierung im Interesse ihrer Bevölkerung genötigt, der Ausfuhr solcher Artikel eine gewisse Grenze zu setzen. Jedenfalls bat Deutschland versäumt, an der Grenze be sondere Stellen zu errichten, wo ausschließlich die Einfuhr von Holland vermittelt werden darf, und durch welch« daun dem unnatürlichen Preistreiben ein Riegel vorgeschoben würde. Was früher unter dem Drange wichtigerer Dinge unterlassen wurde, möge setzt noch durch die deutschen Be hörden geregelt werden. Die Kaseausfulir cnrs Holland hat. wie die „Köln. Ztg." erführt, die holländische Regierung ver boten. um die Vorräte festzustellen, die sich in Fabriken und auf Lägern befinden. Die Sperrung wird aber nur weniiu: Tage dauern, weshalb vor diesen Händlern gewarnt wird, die kurz vor der Sperre noch große Mengen Käse über die Grenze gebracht haben, um sie zu hohen Preisen abzustvßen. Erledigung des -eutsch-schweizerischeu Flieger»«ische»s«»s. >>- Der Zivi sehen fall wegen -es Fliegerbombardements auf de» Schroeizer Ort La Ehanx-de-Fvnds ist schnell er ledigt wvrden. Nachdem sich ergeben hatte, daß tatsächlich ein deutsches Flugzeug die Vvnrben abgewvrfen hat, dessen Führer im 2tebel die Orientierung vollständig verlor«» und sich über französischem Gebiet geglaubt hatte, ist dem sclnvcizrrtsche» Gesandten in Berlin eine Rote zugestellt worden, in welcher die deutsche 'Negierung ihr lebhaftes Bedauern über de» Zwisclxmfall ausspricht, die zur Der- Hütung ähnlicher Borkvmmnisse getroffenen Maßnahmen mitteilt, und für die glücklicherweise nur leicht verletzten vier Personen Schadenersatz und Schmerzens geld in Aussicht stellt. Die schweizerische Regierung hat sich mir dieser prompten Erklärung zufriedengestellt erklärt. Nunnrchr liegen die Aeußcrungcn fast aller deutsch- chwcizerischen Blätter zur Entschuldigung Deutsch lands aus Aulcrß des F l i e g c r z w I s ch c n f a l lc s bei L-c Ehaux de Fonds vor. Sie drücken sämtlich ihre Befrie digung über die Sieilegung aus und heben die rasche und glatte Behandlung der Angelegenheit hervor. Sie sehen weitere Bürgschaften in dem 'Befehl, nur bei unzweifel haftem Ueberfliegen feindlichen Eiebietes Bomben abzu- wcrsen. Das St. Galler „Tageblatt" Hütte allerdings in der Frage zukünftiger Bürgschaften gern ein weiteres Ent gegenkommen Deutschlands gesehen. Der strenge mili tärische Befehl sei nicht ein durchaus zuverlässiges Bor- beugungSmittel. Das Blatt wünscht eine bestimmte Zone längs der schweizerischen Grenze, die für deutsche Flieger i>ervotcn wäre, und hofft, daß die nachträglichen Verhand lungen dazu noch führen werden. sW. T. B.) Der Berner „Bund" bemerkt zu der Erledigung de- Zwischenfalles mit dem deutschen Flieger: Durch ihre Er klärung erledigt die deiitschr Negierung den Fall mit a n - e r k c n n e n s w c r t e r Raschheit. Sic trug dabei, wie wir mit Befriedigung fcststellen, den vom Bundcsrat« aus gestellten Ansprüchen in vollem Maße Rechnung. lW. T.BI Die „Basler Nachr." sehen eine neue Gewähr gegen eine Wiederholung der Angriffe von Fliegern in der deutschen Zusicherung, cs sei den Fliegern besohlen worden. Bomben nur abzuwerscn, falls sic sich unzweifelhaft über kindlichem Gebiete befänden. Liege darin auch etwas Selbstverständliches, so werde der Befehl doch mit Rücksicht auf die Umstände, unter denen er erlaffen wurde, in der Schtveiz sicherlich einen guten Eindruck machen. (WTBI Freilassung eines internierten deutschen Marineoffiziers. d. Die schwedische Negierung entließ den in Wisby eingcschlosscncn deutschen Marineoffizier Metzt, da sic ihn als schiffbrüchig betrachtet. Metzt Imtte als Prisen- offizicr den aufgebrachten sänvcdischcn Dampfer „Rumina" zur Untersuchung nach Libau führen sollen. Dabei stieß der Dampfer auf eine Mine und sank. Metzt wurde mit der Besatzung gerettet und auf Gotland gelandet, wo er zunächst eingeschlossen wurde. Er hat bereits die Reise nach Deutschland angctreten. Die deutschfeindliche schwedische Sozialdemokratie. b. Drei der hervorragendsten Sozialdemokraten Schwedens. Professor Stessen, Dr. Jaerte und Dr. dngwe Larssen, sind wegen ihrer deutschen Sympathie» aus der sozialdemokratischen Partei aus geschlossen worden. Sie sind der Mitarbeiterschaft an einem Buche „verdächtig", das Schwedens Teilnahme am Weltkriege an der Seite Deutschlands befürwortet. Kritische Lage des amerikanischen Handels «ach Oftasieu. In Anrsterdam cingetrvffcnc amerikanische Blätter vom 27. Oktober melden aus Washington: Die Weigerung bri tischer Schiffe. Waren deutscher und österreichischer Firmen nach Ostasien zu verfrachten, hat den amerikanischen Handel schwer geschädigt, da sich ein grober Teil des Handels zwischen dem fernen Osten und den Vereinigten Staaten in den Händen der Deutschen befindet. Wenn auch Frachten zwischen den zahlreichen deutschen Firmen in Südamerika und den Vereinigten Staaten nicht mehr an genommen werden sollen, wie gerüchtweise verlautet, würde der amerikanische Handel in eine kritische Lage geraten. Auch javanische Schiffe weigerten sich, Waren der Mittel mächte zu Verschissen. 75 bis SO Proz. der chinesischen Aus- nhr nach Amerika ist in deutschen Händen. >WTV.) Die neuesten Meldungen lauten: Eine italienische Absage an die Berbandügeuosse«. Rom. Die „Trtbuna" schreibt: Italien könne auS militärischen Gründen sich augenblicklich nicht an der Balkanexpedttion beteiligen, wenn eS auch politisch M an der Expedition tctlnehmc. Durch diese Haltung verstoße Italien nicht gegen seine Bertragspflichten. Italien habe zwar die Pflicht, mit allen seinen materiellen und mvrali- chen Kräften am Kriege teilznnehmcn. Aber über den Ge brauch dieser Kräfte habe die italienische Negierung zu ent- cheiden. In einem anderen Artikel unterstreicht „Tribuna" tiefe Auffassung der italienischen VertragSpslicht durch fol gende Sätze: Der öffentlichen Meinung in den alliierten Ländern kann man cs nicht verübeln, daß sie es gern sähen, wenn Italien mit dem Schwerte die diplomati- chen Fehler anderer wieder gut machte. Aber ein Recht auf Erfüllung dieses Wunsches hat diese öffent liche Meinung nicht. Wenn Italien der Balkancxpcdition ernbleibt, entzieht cs sich keiner Verpflichtung. Schließlich bemerkt „Tribuna" iu einem dritten Artikel aegenüber
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