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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 18.09.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19120918026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1912091802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1912091802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1912
- Monat1912-09
- Tag1912-09-18
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Dresdner Nacyrichten Mittwoch, 1Z. Sevtember 1L12 Dir. 2-"rZ SettUches v«d Söchstsches. Dresden, 17. September. —* Sc. Majestät der Könta nahm heute vormtttaa tm Residenzschlosie militärische Meldungen und die Vor träge der Herren Staatsmtnister entgegen und kehrte hieraus nach Wachwiv zurück. —* Des Königs Dank. Ge. Majestät der König hat dem Kreishauptmann v. Burgsdorsf in Leipzig folgendes Tele- gramm zugehcn lassen: „Nach Schluß der Kaisermanöver kann ich nicht umhin, ihnen gegenüber eS auszusprechen, wie wohltuend die begeisterte patriotische Stimmung der ve» völkerung sowohl Ge. Majestät de» Kaiser, als auch mich berührt hat. Ich bitte Sie, der Bevölkerung meinen besten Dank zum Ausdruck zu bringen. Friedrich August." — Der Äreishauptmann sügt hinzu: Ich glaube dem Königlichen Befehle nicht besser Nachkommen zu können, als durch Ver öffentlichung der eigenen herzlichen Dankesworte Seiner Majestät. —* Sein SOjährigeS Ortsjndilä«« konnte am Sonntag Herr Oberlehrer Robert Glöckner an der 8. Bürgerschule feiern. In schlichter, würdiger Feier sprach Herr Direktor Tätzner dem Jubilar die herzlichsten Glückwünsche der Lehrerschaft der Schule ans und überreichte ihm et» ehrendes Glückwunschschreiben des Dresdner SchulauSschusses. - * Für eine Universität Dresden. In der letzten Sitzung des GeiamlvvrstandeS der Bereinigten BezirkS- »nö Biirgervereine wurde einstimmig die nachstehende Resolution beschlossen: „Die Vorstände der Ber einigten Bezirks und Biirgervereine erklären sich mit dem Gedanken der Begründung einer Universität in Dresden durchaus c t n v e r st a n d e n. begrüßen diesen Gedanken aufs freudigste und überlasten im übrigen die Wege zur Erreichung des Zieles, die einzuschlagen sind, vertrauensvoll den städtischen Körperschaften, von welchen sie bestimmt voranssetzen, daß diese mit aller Energie den einmal beschrittenen Weg weitergehen, auch mit vollem Nachdruck die Verlegung der Tierärztlichen Hochschule nach Leipzig bekämpfen werden." —* Der Rücktransport der am Saisermanöoer beteiligt gewesenen Truppen in ihre Standorte erfolgte durch die Generaldirekiivn der sächsischen Staatscisenbahncn und die preußische Eiscnbahndirektion Halle. In Sachsen wurden im ganzen I -'5 S o »der z ü g c und ebcnsoviele Leerzüge, zusammen 256 Züge, abgesertigt, und zwar am 13. Septem ber: 3. am 11.: 36. am 15.: 53, am 16.: 28 und am 17. d. M.: 5 Züge. Die Einladestationen waren Riesa. Ostrau, Oschatz, Grimma, Döbeln. Wurzen. Leisnig und Dahlen, die für die banrische Kavallerie Kieritzsch und Altcnburg. Im ganzen wurden 287V Offiziere, 65 62 1 Mann, 1 2 6 3 7 Pferde, l >> 1 v Fahrzeuge und 536 600 Kilvgr a m m G e p a ck befördert. Die ganze Rückbeför derung ist glatt »nd ohne Unfall verlaufen, ein Verdienst der Leitung, die in den Händen -es Bahnbevollmachtigten Transportdirektors Balimann und der Linienkommission lag. Von der Eiseiibalmdirektion H alle sind 12 Sonder- z ü g e und ebensovielc Leerzüge abgesertigt worden. Die Einladesiationen waren Mockrchna. Eilenburg. Doberschtttz und Leipzig-Hauptbahnhvf. Es sind insgesamt 632 Offi ziere, 2t 63 2 M au». 18 i 1 Pferde, 261 Fahr- z c u g e u u d I 3 6 6 6 u K ilog r a m m G e p ä ck befördert worden. Auch hier hat sich der Rücktransport glatt voll zogen, -* Reserviftentransporte. Heute fand bei den In fan t e r i c t r u p p e n t c i l e n die Entlassung der Reser visten statt, zu der sich auch noch die Entlassung der zu den Kaisermanövern eingezogenen Uebungsmannschaften ge sellte, Insgesamt batte in den heutigen Vormittagsstunden die Eisenbahnvermaltung aus den verschiedenen Garnison- vrten gegen U>»6v solcher Mannschaften zu befördern, wozu 2 3 Londerzüge bereit gestellt waren. Von Dresden aus kamen folgende Sonderzüge in Verkehr: Vormittags 5 Uhr Id Mi», ab Hauptt'almhos »ach Chemnitz—Hof, vor mittags 5 Uhr öv Nii». ab Ncustädter Bahnhof nach Bautzen, vormiltags 5 Uhr 52 Min. al> Ncustädter Bahnhof nach Riesa Leipzig, vormittags 6 Uvr 15 Min. und vormittags v Uhr l2 Min. ab Hanplbahnhof nach Chemnitz, vormittags 7 Uhr 38 Min, vom Neustädter Bahnhof nach Döbeln. Hicr- selbst trafen ein vormittags 8 Uhr 25 Mi», ein Sonderzng von Kamenz, 8 Uhr 1i> Min. ein gleicher Zug von Bautzen und nachmittags > Uhr 3V Min. ein gleicher Zug von Zittau. Ferner wurden noch abgesertigt je ein Sonderzug von Alten- burg »ach Zeitz, von Frciberg nach Zwickau, von Chemnitz nach Plauen, nach Aue nud nach Leipzig, von Plauen ivogt- landl nach Chemnitz, von Döbeln nach Leipzig und nach Chemnitz, von Wurzen nach Leipzig und nach Glauchau, von Riesa nach Chemnitz und »ach Leipzig, von Leipzig nach Rcichenbach ivogtiands und nach Chemnitz. - * Die Elbe ist infolge der starken Regengüsse der letzten Tage ziemlich g c st i c g e n, so daß der Pegel an der Friedrich Angust-Brückc heute einen Wasserstand von inigeführ Nullpunkt answies. Da von den oberen Pegel stationen, namentlich der Moldau, noch Wuchs gemeldet wird, io wird auch hier der Strom noch etwas steigen. —* TnmianS Thalia-Theater erössnct heute abend mit einem großen Festvrogrnmm die diesjährige Saison. —* Ein überaus dreister Diebstahl wurde heute vor mittag im Berhandlnngssaale des Snell-Prozesscs ver übt. Im Znhörcrraum. der täglich überfüllt war, wurde einem jungen Manne das Sparkassenbuch entwendet. Als dieser das Fehlen des Buches entdeckte, wendete er sich sofort an die Sparkanenstcllc. Doch zu spät; denn der Dieb batte bereits über 266 Mark abgehoben. Bis jetzt fehlt noch jede Spur von dem Diebe. —* V»lt»eit«rtckt. 17. September, «m 10. b. M. sind einer Dame auf -testger Gchtllerftraße — in der Nähe d«S Waldschlößchen» — au- der Handtasche drei rulstsche Banknoten über te 25 Rubel vom Winde nach den Elbwtesen zu entführt worden. Die Finder werden um alsbaldige Ablieferung dtefer Banknoten an da- Fundamt der KÜntgltchen Poltzetdtrrktton. Schteßgasse 7, 1. Stage. Zimmer SS. ersucht. —* Feuer«ehrb«et»t. Gestern abend tn der achten Stund« wurde die Feuerwehr nach Dürerplatz ü zu einem KellerLrande gerufen. Da» Feuer tst vermutlich durch Hineinwrrfen eine» brennenden Streichhölzchen» in die Kelleröffnung entstanden. —* Oetfentltch« Versteigerung»» i» a«»»ärtt,«» >«1», »richte«. Da» Verfahr««. d«tr. dte «erstrlgrrung der Grundstück« Blatt »8 und « »r« «rnndduch« für Singtlwald«. Etg,«ttt«»r: Gustav Alwin «trohbaL. Bäckermeister, wird «tnftweilen eingestellt. Der Termin am 17. September wird aufgehoben. Betrug»pr»-etz gegen Landgertchtsrat Le. Gnell. (4. verhandlungstag.) Zeugen sind heute nicht mehr geladen worden. Bon der Verteidigung ist ein Aktenstück herbeigezogen woröen: ein am 24. Januar 1612 ergangenes Urteil, das De. Snrll eingehend ausgearbeitet hat, obwohl er an der ersten Sitzung nicht tetlgenomtnen hatte und damals vom Justiz. Ministerium bereits vom Dienste dispensiert war. Da- durch will Dr. Sn. Nachweisen, daß er auch damals noch nicht an ein Scheide» oder eine Entlassung aus dem Staatsdienste dachte. Auch während der Suspendierung vom Dienste hat Dr. Snell drei oder vier andere schwierige Urteile abgcfaßt. Dr. Sn. stellt auch entschieden in Abrede, Vorbereitungen zur Flucht netrossen zu haben. — Auf einen Vorhalt des Vorsitzenden, ob Dr. Snell den Schutz des 8 51 des Strafgesetzbuches in Anspruch nehme, verneint Dr. Snell. ebenso behauptet er. nicht geistig minderwertig, aber psychisch deprimiert gewesen zu sein. — Sodann wird nochmals die seit 1666 laufende Schuldenliste besprochen, worüber wir bereits berichtet haben. Bekanntlich soll Dr. Sn. nach Abschluß des Akkordes noch etwa 3 5 6 06 Mark neue Schulden gemacht haben. Dr. Sn. be hauptet, daß die Summe viel zu hoch gegriffen und zum größten Teil getilgt oder prolongiert sei. Der Staats anwalt überreicht einen Stoß von Rechnungen, aus denen hervorgeht, daß Dr. Snell in den letzten Jahren doch für persönliche Bedürfnisse an Toiletten große Aufwendungen gemacht hat, entgegen dem dem Justizministerium ge gebenen Versprechen, alle unnötigen Ausgaben zu ver meiden und nicht über feine Verhältnisse zu leben. In den Rechnungen figurieren n. a. innerhalb eines Jahres Lackschuhe im Preise von mindestens 126 Mk.. das Paar bis zu 46 Mk., Strümpfe, das Paar zu 4„50 Mk., Hemden zum Preise bis zu 18 Mk. für das Stück, Stöcke und Schirme, 116 Mark für Anschaffung einer kleinen Gemäldegalerie. Die Ausgaben für Bilder motiviert Dr. Sn. damit, daß er mit den Bildern die Wände seiner Iung- gcsellrnwohnnng schmücken wollte. Er habe mitunter den Besuch von Bütern junger Damen empfangen. Da sich die jungen Damen sehr dafür interessieren, wie es tm Heim eines unverheirateten Herrn aussehe, sei dte Ausschmückung des Zimmers auch eine Vorbedingung zur Erreichung einer günstigen Heirat gewesen. Es kommt noch zur Sprache, daß Dr. Snell einer Hausmannsfrau, die für ihn. während Dr. Snell in einem Hause der Liebigstraßc wohnte, Verlage gemacht hatte, noch l56 Mark schuldig ist. Dr. Sn. erklärt, daß die Fra» immer gesagt habe, sie brauche das «Veld nicht so drinaend. Ferner wird hcrvorgehoben. daß Dr. Snell mit einer Sängerin korrespondierte, wobei diese unter dem Namen einer Baronin von Berger auf- trat. Sic reiste mit einem jungen Manne, der sich selbst Baron v. Berger nannte. Baron v. Bcracr war niemand anders, als der auch in Dresden aus einem Vergiftungs- Prozesse gegen seine Eltern bekannte 15jährige Realschüler Döring. Auf Vorhalt gibt Dr. Snell zu, daß er in den Jahren 1666/11 mit mehreren Sängerinnen Verhältnisse ge habt habe, die ihn eigentlich an der Eingehuna einer reichen Heirat verhindert haben. Mit einer dieser Damen plante Dr. Snell eine Reise nach Petersburg, doch blieb es nur beim Versprechen. In einem Briese an eine dieser Damen spricht Dr. Snell von seiner „präsumptivcn Ge mahlin" und von seinen drei gesellschaftlichen Erfolgen. — Schließlich kommen noch eine Reibe dringender Mahnbriefe zur Verlesung und die Antwortschreiben Dr. Snells, die, wie der Staatsanwalt Dr. Wulfsen bemerkt, in einer be leidigenden. verletzenden Form gehalten sind, wie sie eines Richters nicht würdig sei. — Vor Schluß der Beweisauf nahme stellt der Verteidiger, Justiziar Bondi, den Antrag, den sisticrten und an Gerichtsstelle erschienenen Zeugen Düring zu vernehmen darüber, daß eine Frau Kauf mann P. erklärt habe, daß sic bereit sei, dem Dr. Snell außer den bereits gegebenen 16 660 Mk. noch weitere 16 606 Mark hcrzuleibcn. Der Zeuge bekundet, daß er im November 1611 gegen eine Entschädigung von 1566 Mk. für Dr. Snell von Frau P. 16 666 Mk. besorgt habe. Zeuge behauptet, daß Frau P. damals ungefähr 250 666 Mk. geerbt habe-, märe Dr. Snell zum Rechtsanwalt Hcrschel gegangen, der die sL Millionen verwaltete, so würde Dr. Snell 15 660 Mk. erhalten haben. Dagegen wird hcrvorgehoben, daß Frau P. abgelehnt hat, dem Dr. Snell nach den 10 666 Mk. auch nur noch 160 Mk. zu geben. Der Zeuge will bestimmt wissen, baß Frau P. und deren Mutier einer Heirat mit Dr. Snell durchaus nicht abgeneigt waren. «Jedoch seien immer die Rechtsanwälte dazwischen gekommen!" — Um 11 Uhr wird endgültig die Beweisaufnahme geschlossen und es beginnen die PlR»»tzer». Der Verteidiger, Rechtstanwalt Dr. Löser, trsucht «ck dte Feststellung, daß die lange Dauer der Untersuchnugs- hast nicht allein durch Dr. Gnell verursacht worden sei. lieber diese Frage entspinnt sich eine scharfe Kontravers« »wischen dem Vorsitzenden und Dr. Löser. Dr. Gnell verwahrt sich tn einer tatsächlichen Bemerkung dagegen, daß er ein Mitgift- jägrr sei und die 46 666 Mk. Schulden leichtsinnig kontrahiert habe,- die Frau wäre bei einer Verheiratung durch verstche- rung gedeckt worben. — Der Staatsanwalt Dr. Wulfsen ergreift da» Wort zur Begründung der Anklage. Er führt auS: Wenn er da» Ergebnis der vtertägtgen Verhandlung kritisieren wolle, so werde er weniger dir einzelnen unter Anklage gestellten Betrugsfälle für sich, sondern tn etnem Gesamtrahmen krtttsteren, um darzutun, daß sich Dr. Gnell mindesten» des Kredttbetrug» schuldig gemacht habe. Der Staatsanwalt werde nicht sprechen über die tatsächliche Schädigung der Gläubiger, die wirklich eingetreten tst. sondern Nachweisen, daß der Angeklagte da» Vermögen der Gläubiger gefährdet habe, 1. weil er au» eigenen Mitteln seinen Verpflichtungen nicht Nachkommen konnter 2. well er durch ein Verhalten, das mit seiner richterlichen Stellung nicht tn Etnklana stand, feine Staatsstellung gefährdete und schließlich ver- lvr, und 3. well er tn einzelnen Fällen positiv falsche Vor spiegelungen und Verschleierungen gebrauchte. Im Jahre 1668 set Dr. Gnell auS dem Lande der Dollar- Mtlltonäre und -Prinzessinnen in das nüchterne Vater land zurückgekehrt. Damals habe er die Stellung eines sächsische» Landrichters nicht so hoch ctngeschätzt wie heute und sei daher entschlossen gewesen, andere Bahnen ein zuschlagen. Als gut veranlagter Jurtst mit sächsischen und preußischen Prüsungszeugnissen in der Tasche sei Dr. Snell in verhältnismäßig jnngcn Jahren, mit 36 Jahren bereits, deutscher Vizekonsul in Chicago geworden. Ein gewisser Wagemut und Optimismus möge ihm nicht ab gesprochen werden, trotzdem mar er schon damals zu der lleberzeugung gekommen, mit 2666 Dollar» Gehalt tm Kvlonialdtenst zu bleiben. Nach der Rückkehr nach Sachsen set für Dr. Sn. eine Enttäuschung nach der anderen ge folgt. trotzdem habe er sich von seinem Optimismus und Amerikanismus nicht kurieren lassen. Dieser Amerikanis mus habe sich zuerst gezeigt, als Dr. Sn. auf dem Schisse mit der reichen Amerikanerin Adleton anknüpfte. Er mußte sich aber sagen, daß er mit eigenen Mitteln die Ge sellschaft der Amerikanerin nicht durchhalten konnte. Die Bekanntschaft mit dieser Dame set der erste Schritt zum VermvgenSverfall Dr. SncllS gewesen. Gewiß möge der Anstoß die Bürgschaft für die Amerikanerin gewesen sein, jedoch sei erwiesen, daß Dr. Sn. selbst außergewöhnlichen Aufwand getrieben und über seine Verhältnisse gelebt hat. Es sei sicher, daß Dr. Snell außer der Akkordsummc von rund 16 MO Mk. mindestens noch 26 666 Mk.. wahrscheinlich noch weit mehr Schulden gemacht habe, und zwar nach Abschluß des Moratoriums. Schwer- mieaender als die neu kontrahierten Schulden sei die be dauerliche Tatsache, daß Dr. Snell das dem Justizministe rium amtlich gegebene Versprechen, sich aufs äußerste ein zuschränken, nicht gehalten habe. Die letzten drei Betrugs- fülle lügen sogar in der Zeit, als schon dte neue Schulden last ans 26 666 Mk. angcwachsen und bereits das Straf verfahren gegen Dr. Snell eingeleitct worden war. Der Staatsanwalt geht hierauf das Ergebnis der umfang reichen. sehr komplizierten Beweisaufnahme durch und hält Dr. Snell des Kredttbctrugs in zehn Fällen für schuldig. Im Falle Fetstcl stellt der Staatsanwalt keinen Antrag: in diesem Falle sei dem Angeklagten Dr. Snell zwar die positive Unwahrheit naclmewiesen, jedoch könne bei den unbestimmten Aussagen des Zeugen F. der Schuld- bewets nicht für erbracht angesehen werden. In sub jektiver Beziehung falle als kompromittierend für Dr. Snell ins Gewicht, daß er sogar von solchen Männern Darlehen annnhm. über die er als Richter zu Gericht ge sessen hatte. Unwürdig für den Angeklagten war sein Verhältnis zu der Frau Kreblin. die über eine große Suada verfügt und gegen 16 Prozent Provision dem Dr. Snell als Schlevpcrtn diente. Der Angeklagte mußte ein- schen, daß er des Amtes eines Richters schon lange nicht mehr würdig war. Für Dr. Snell sei cs nicht möglich gewesen, in der ausbednngenen Zeit eine reiche Frau zu finden. An und für sich sei es auch keine moralische Er rungenschaft und eines Richters unwürdig, seine Schulden von einer reichen Frau bezahlen zu lassen. ES habe sich, und das müsse besonders hervorgehoben werden, noch nie mals ein gereister deutscher Richter in dieser Art und Weise verkauft. Der Staatsanwalt bespricht noch die Heiratsproiektc Dr. Snells und bemerkt u. a.: Ans den Projekten, dte Dr. Sn. als ernsthaft betrachtete, wäre auf keinen Fall etwas geworden. Dr. Sn. war in den Fami lien der Damen überhaupt noch nicht eingeführt, und „wenn die Damen so viel bezahlen sollten, nun — dann konnten sie sich auch einen jungen Leutnant nehmen"! Nach einem zweistündigen Plaidoner bemerkt Staats anwalt Dr. Wulfsen, daß Dr. Snell in den letzten Jahren hvclmradig nervös und überarbeitet gewesen sein möge: eine gewisse Tragik aber liege darin, daß die Staatsan waltschaft gegen einen Mann, der so viel versprach, amt lich cinschrcitcn mußte. Dem Angeklagten sei ein gewisses Mitgefühl nicht zu versagen, der jetzt durch richterlichen Spruch stcllungs- und mittellos auf die Straße geworfen werde. Der Staatsanwalt beantragt Bestrafung und Ab erkennung der Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter. Nur mit schwerem Herzen entschließe er sich, den Antrag auf Aberkennung der Ehrenrechte zu stellen. Ter Anrechnung der Untersuchungshaft ist der Staatsanwalt nicht entgegen. lFortsehung folgt.i gestatteten Gesellschaft erfolgte in Albann, unmittelbar nach dem eine Depesche aus Ncwvork das glänzende Gelingen des entscheidenden Experiments verkündete. Vor einigen Monaten wendete sich Graf Szcchcnyi an den Marine- sekreiür der Vereinigten Staaten. Mr. Meyer, um ihn für die Erfindung zu interessieren. Meyer placierte sofort ein Torpedoboot im Hafen von Newport und stellte das Schiff vollständig zur Disposition des Grasen. Es wurde nun eine provisorische Station einige Meilen vom Schiffe ein gerichtet und diese Station und das Schiff mit den sub marinen Telegraphenavoaraten versehn. Alle Experimente gelangen angeblstl, glänzend, und die amerikanischen Marinctommandailten, die «straf Szechenyi bei den absolut geheim geführten Untersuchungen anwesend sein ließ, er klären, daß die Erfindung des ungarischen Grafen eine neue Evoche bedeutet. Es sei zweifellos, daß man sehr bald a»er unter dem Ozean nach allen Richtungen werde draht lose Funken aussenden können. Unter den Mitgliedern der „Submarine Wircleß Eompann" befinden sich außer ordentlich reiche Amerikaner, wie David C. Watts, John Di. Russell »nd Eugene Robinson. Sollen Künstlerinnen heiraten? Die Zeitschrist „Das Theater" hat ein Rundschreiben air Bühnenkünstlerinnen ergehen lassen, in welchem die Frage ansgcworfen wurde, ob Bühnenkünstlerinnen, heiraten sollen. Ans der Fülle reizender Antworten nehmen wir folgende heraus: Besitzt die Künstlerin di« sittliche und körperliche Kraft, den Anforderungen ihres Berufes gewissenhaft nachzukomnien und de» umfassenden PflichtcnkreiS der HauSsrau und Mutter aus- zufüllen, io soll sie getrost heiraten. Sie wird in dem Heiligtum der Familie stets neue Kraft fitr ihre Betätigung tm Künstler- bcruse schöpfen, und dafür tansendsachc Anregung aus dem Be rufe in das HauS zu den Ihrigen ziirüctbringen. So entsteht ein« Wechselwirkung zwischen Berus und Häuslichkeit, die für alle Be teiligten von größtem Segen begleitet sein kann. Marie Witt ich sDresdner Hosoper). Nicht aut iit's, das, der Mensch allein sei, Und sicher besser — eS sind zwei: Vorausgesetzt, — das, sic zur Eh' auch passen — In allen Lebenslage» nie verlassen Den Pfad der wahren Gattcnliebe: „Gcduldvoll, treu in allen Stücken Sich willig ineinander schicken." Wenn so geartet zwei sich finden, Tann mögen ruhig sie sich binden. Und, diinkt mich, ist Gewähr gegeben Für ein gedeihlich Ebclcbcn. Ter Stand tnt'S nicht! Der innere Wert des Menschen Lästt einzig wohl die Krag' entscheiden. Ob Eheschlichmig er soll meiden. A n n t c Kr » Il (früher Dresdner Hosoper, jetzt Hostheatcr in Mannheim). Sicherlich eine der interessantesten, aber auch der schwierigsten Fragen, die Sie stellen: „Ob Bühnenkünsilerinlien heiraten sollen?" Wie soll man da der Individnaliiät einer einzelnen »achspürcn? Im Prinzip sage ich „Nein". Denn der größte Wirkungskreis der verheirateten Frau, Mutter und Hausfrau zu sein, ist für unS leider sehr schwer zu erfüllen. Eine Künstlerin soll nach meiner Auffassung eine Pricsterin der Kunst sein, die ganz in ihr ausgeht, und durch keine anderen, sehr starken Inter essen abgclenkl wird. Beides zu vereinen, Hausfrau und Mutter und eine große Künstlerin zu sein, ist für meine» Begriff eine Unmöglichkeit. Sicherlich eine harte Konsegnenz, aber in den meiste» Fällen die richtige. Paula DoengcS tFrankfurtcr Over. Von ihren Gastspielen in -er Dresdner Hosoper auch hier bekannt.) Heiraten sollte man, dünkt mich, ob Künstlerin oder nicht, nur wo das Herz spricht, folglich kann man sich auch nicht den Be rus des Mannes aussuchen. Alle Konsequenzen aber, die dieser Schritt dann einichltcßt, soll man tragen, da ich glaube, daß mit aller Vorsicht oder Umgehung dieser oder jener Bcrussgattung. keine Garantie für das Glück einer Ehe gewonnen werden kann. Ich halte Künstlerinnen ebenso befähigt, gute, sorgliche, treue Ehefrauen und Mütter zu werden, wir irgend andere weibliche Wesen, nur müssen die Vorbedingungen dafür in -er Liebe liegen und dies« bindet sich nicht an den Beruf, wie denn auch der be treffende Mann eben das Weib in seiner Frau lieben soll, nicht den Flitter oder Glänz, den ihr Berus um sie breitet. Das Glück der Ehe hängt wie tu allen Gesellschaftsklassen an Len Persönlich keiten, nicht am Beruf. Franziska Ellmenreich «früher Dresdner Köiiigl. Schauspielhaus, jetzt Hamburger SchausptelhauS). Ich habe glückliche Ehen zwischen Künstlern, die beide aktiv waren, getroffen und unglückliche Ehen bei Privatpersonen. Tie Liebe zwischen Mann und Weib, die später t» innige Freundschaft anStönt, ist und bleibt eben doch die idealste. Als Störenfried kommt in einer Künstierehc wohl nur Rivalität in Frage, diese aber kann Liebe auch Überdrücken: bat die Künstlerin zudem noch hiii'Slichen Sinn, um dem Mann dte HäuSIichkctt angenehm z» machen, so ist zehn gegen eins zu wetten, daß die Ehe eine glück- lichc wird, »nd ich sage mit voller Ucbcrzcug»»»: „Kinder, betratct'S Euch!" Anna Schramm «Mitglied des Berk. Könlgl, Schauspielhauses» gastierte wiederholt am Dresdner Rcsidenztheater). Aus Ihre Anfrage antworte ich kurz: „Dte gefährlichste Klippe im Leben des Künstlers ist die Heirat,- denn dte Kunst Ist eine strenge, göttliche Geliebte, die der irdischen beinahe immer im Wege steht: — zu einer Künstlerhctrat gehört auf beiden Seiten, beim Manne und der Frau, viel Liebe, viel Verstand, unendlich viel Geduld »nd — Geld! — Kleinliche Sorgen sind der Tod künst lerische» Schassen»." Irene Driesch ldie interessante Berliner Künstlerin, die hier mit dein Ensemble des LcsstngthcaterS wiederholt durch ihre Kunst entzücktet. Meine Antwort lautet, das, Künstlerinnen, solange sie der Kunst ernst dienen wollen, nie heiraten sollen. Man kann nicht verlangen, eine Frau soll Hauöfra», Geliebte, Mutter und zugleich große Künstlerin sein, dazu fordert die Kunst zu viel fortwähren des Studium und Aufopferung. Hedwig Franelllo Kaufsmann Mitglied der Wiener VolkSopcr). Ob Künstler er tst oder sonst etwa»? Dte Frage gehört zu den nichtigen. Tic Hauptsache bleibet doch immer nur: Du wählest und nimmst dir den Richtige». Marie O t t m a n >-- S t e s a n i d e S (die bekannte Opcrettcn- dtva, die während ihres Gastspieles im Central-Theater das Publikum im Sturm gewann).
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