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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.08.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192508065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19250806
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19250806
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1925
- Monat1925-08
- Tag1925-08-06
- Monat1925-08
- Jahr1925
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.08.1925
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Ne Menm UM ter RMklM ein» AlMtotl. Unter dieser Ueberschrrft veröffentlicht die „Säch- fische Jndustrre", das Organ des Verbände» Sächsischer Industrieller, in ihrer Nummer Sb vom 27. Juni 1925 einen Artikel, dem wir solgendcs entnehmen: Seit Beginn der neuen Srtzungsperiode de- Reichs- tages im Dezember vorigen Jahres sind außerordentlich viel Gesetzes-Antrage aus dem Gebiet« der Sozialpolitik eingegangen und auch von der Regierung aus sind zahl- reiche Gesetzentwürfe insbesondere zur Abänderung der Sozialversicherung vorgelegt worden. Bei der Erörterung jedes Antrages und auch den bisherigen Lesungen ein zelner Entwürfe ist von Arbeitgeberseite immer wieder darauf hingewiesen worden, daß es nicht angehe, die finanziellen Auswirkungen nur eines einzelnen Ge setzentwurfes jeweils sestzustellen und dann zu dem Er gebnis zu kommen, daß die durch rhn auserlegten Lasten tragbar seien, sondern daß die finanziellen Auswirkungen sämtlicher Gesetzesvorlagen in ihrer Gesamtheit einmal errechnet werden müßten gleichzeitig mit der einwand freien Vorlegung eines Sozial-Etats durch die Reichs regierung. Nur eine solche Aufstellung, die genauen Auf schluß darüber gibt, welches Ausmaß die soziale Be lastung der Wirtschaft augenblicklich insgesamt hat, könne die Grundlage für die Beratung der zahlreichen Ent würfe zur Gesetzgebung in der Sozialversicherung sein. Die öffentliche Diskussion über die Höhe der Sozialbc- lastung im Jahre 1924 hat zu den bekannten Errechnungen des Reichsarbeitsministeriums geführt, die schließlich unter Einbeziehung der Erwerbslosensürsorge und knavvschaft- lichen Pensionsversicherung eine Ziffer von 1,610 Millionen Goldmark ausmachten. Demgegenüber ist von Arbeitgeber seite unter Berücksichtigung von Ziffern, die das Reichs- arbeitsministcrium nicht herangezogen hatte, insbesondere auch der Zuschüsse aus öffentlichen Mitteln für die ver schiedensten Zwecke der Versicherung und der Erwerbs- losenfürsorge, ein Etat von 1,936 Millionen Goldmark berechnet worden, was gegenüber der entsprechenden Ziffer von 1913 eine prozentuale Steigerung von 70,25 aus- macht. Nach Auffassung der Spitzenverbände im Reiche ist aber diese Ziffer noch nicht einmal hoch genug ge griffen, um den Au-gang-punkt für die ledigen Ver handlungen im Reichstag zu bilden. ES muß für 1925 davon ausgegangen werden, daß die Beitrage in den meisten BersrcherungSarten prozentual vom Arbeitslohn erhoben werden und dementsprechend durch di« Erhöhung der Arbeitslöhne im Jahre 1924 und im ersten Halb jahre 1925 auch ein größeres Bcitragsaufkommen in Rechnung zu stellen ist. Weiter sind bereits Anfang 1925 gesetzliche Neuerungen auf dem Gebiote der Inva lidenversicherung in Kraft getreten, für die ein« Mehr belastung von rund 200 Millionen Mark errechnet wird, sodaß ein Soztal-Etat von mehr als 2 Milliarden Reichs mark insgesamt für die jetzigen Auseinandersetzungen im Reichstag zu Grunde gelegt werden müßte. Zur Zeit werden im Reichstag und in seinen Aus schüssen drei Gesetzentwürfe verhandelt und al» vierter steht „Die Arbeitslosenversicherung" in Aussicht. Der Gesetzentwurf über den Ausbau der Angestellten versicherung dürfte bei einer allgemeinen Erhöhung sämtlicher Beiträge und der Einführung einer neuen Ge- haltSklasse nach der Erhöhung der Pflichtversicherungs grenze eine Vermehrung der Lasten von 50 Millionen Reichsmark ausmachen. Die Mehrbelastung durch den Ge setzentwurf über Wochenbilfe wird auf 15 Millionen geschätzt und die Mehrbelastung durch die Abänderungen ßieuveslelllmgen Mr kligusl 1S2S «ul Utz, tSgUcv erscvsloenae Messer Itzovvltztl sloa »okort d«l feilem reltuoostrSger oaer la »er oescdlMssieiiv vvswestraoe 59 rar Vermittlung aa Niese ru devIiHvo. »erugrorelr Nir iUigusl n. 2.25 tret ffsu». in der Unfallversicherung dürfte noch erheblich viel höher zu werten fern, nämlich auf rund 186 Millionen. In einer Ausführung in der Nationalliberalen Corre- spondenz nimmt Professor Moldenhauer unter der Ueber- schrist „Ein Musterbeispiel falscher Sozialpolitik" zu den Beschlüssen über die Neuregelung der Unfallversicherung Stellung. Er kommt dabei zu dem Ergebnis, daß durch den Gesetzentwurf mit einein Ansteigen der Umlage für di« Unfallversicherung uin mindesten» da» doppelte zu rechnen ist und das in einem Augenblick, wo wir vor einer schweren Wirtschaftskrise ständen. Hauptaufgabe der Gesetzgebung müsse e» sein, bei den eingeschränkten Mitteln, die un» zur Verfügung stän- den, -ort etnzugreifen, wo die Not groß sei und dann dort ausreichend zu helfen, dagegen aber nicht alle mög- ltchen sentimentalen Forderungen zu erfüllen, die drei Geld kosten und ungeheure BerwaltungSarbett erfordern würden. Wenn die Umlage in der Sozialversicherung im bisherigen Maße ansteige, so müßte sich da» in einer Verkürzung de» Lohne« und einer Verkümmerung der Lebenshaltung der wirklich Schaffenden äußern. Sine wahre Sozialpolitik dürste diese Frage nicht außer Acht lassen; wohingegen mit tneser falschen Sozialpolitik zwar für den Augenblick ein populärer Erfolg geschaffen werde, aber letzten Endes die Axt an den schon kranken Stamm der deutschen Wirtschaft gelegt werde. Was die künftigen Mehrlasten anbetrifft, die durch eine Arbeitslosenversicherung entstehen würden — der Ge setzentwurf liegt noch nicht vor — so sind die Meinungen darüber verschieden. Bon der Vereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände wird die Ziffer auf rund 60 Mil lionen Reichsmark geschätzt. Rechnet man die Mehr- belastung der vier Gesetzentwürfe zusammen, so ist mit rund 250 Millionen zu rechnen, sodaß der künstige Sozial- Etat aus rund 2,5 Milliarden steigen würde und damit auf eine Höhe, die nicht annähernd mit dem vergleich bar ist, was die gesunde deutsche Wirtschaft im Jahre 1913 an sozialen Ausgaben auszubringen hatte. Die Forderung an die ReichSregierung nach Vorlegung eines Gesamt-Sozialetats ist deshalb nur zu berechtigt, da mit sich der Reichstag als Gesetzgeber bei jedem ein zelnen zu verabschiedenden Gesetz über sein« Wirkung innerhalb der Gesamtbelastung der Wirtschaft klar wer den kann. Freitag, 7. August d. I., norm. 11 Uhr sollen in Röderau, Brauerei-Restaurant, 1 Nähmaschine, 1 Drehbank und 1 Bohrmaschine versteigert werden. Der Gerichtsvollzieher deS Amtsgericht- Riesa. Städtischer Birneuverkauf findet ab Freitag, den 7. August 1925, nachmittags von 4—6 Uhr in dem auf dem Sportplatz hinter der Klosterkirche befindlichen UnterkunstShaus statt. Preis pro Pfund zur Zeit 20 Pfg. Der Rat der Stadt Riesa — Grundstücksamt — am 6. Auaust 1925.F. Tie Pflaumenverpachtuug diesiger Gemeinde findet am 17. August er. vorm. 11 Uhr im Henselschen Gasthofe unter den im Termin bekannt zu gebenden Bedingungen öffentlich statt. Brottewitz (Kr. Liebenwerda). 4. Aug. 1925. Der Gemeindevorsteher. Troisch. 1 Paar sckwarz-weiße LaubeulStrasser) entstog. Gereich. Nr. 21 m. weiß. Ring. Zu meld. Südstr. 20. Leeres Zimmer sucht led. Herr für sofort. Zu erfr. im Tagebl. Riesa. Akademiker sucht Ms Ms. Umm »um 15. August. Angeb. 82893 a. d.Tgbl. Riesa. Kleine Anzeigen im Riesaer Tageblatt finden schnellste und zweckentsprechende Verbreitung. sooo «Ilr. als 1. Hypothek für ein Landgrundstück gesucht. Offert, erbet, unt. v 2891 an daS Tageblatt Riesa. Witwe, 32Jbr.,wünscht sich wieder Mit M mdmcki levtl. Beamter.^ Angeb. u. v 2895» a. d. Tabl. Riesa. IM. W»e Mil für einige Stunden in der Woche abdS. u. Sonntags in die Küche gesucht. Off. n. 12894 a. d. 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Die alte Wanduhr grinste ihn an, der dickbauchige, schwarzglasierte Kachelofem der geblümte Kattunvorhang des Himmelbetts. Und die Zinn teller, die blinkenden, auf dem Wandborde standen hinter den schadenfrohen Genossen in der Runde nicht zurück. „Du Tagedieb, du Tagedieb!" klang es ihm aus allen Winkeln entgegen. . . . Da lächelte Heinz Larsen stolz und warf den Kopf herrisch in den Nacken. Was wollte man! Was verstand Peter Rieken von seiner Kunst! Und was ging es ihn an, daß er nicht em Heidebauer geworden? Nur über eins kam er nicht mit seinem stolzen Lächeln hinweg. Wie hatte der Berghofbauer doch gesagt? Du machst, daß deinem Vater der Rücken vor der Zeit krumm wird und deiner Mutter das Haar vor Sorgen bleicht. War's nicht so gewesen? . .. Heinz Larsen ging es wie ein weher Stich durch die Seele. Ja, darin lag etwas Wahres. Sie Hatten s nicht leicht daheim ohne ihn und für ihn. Die langen Jahre seines Fernselns hatten eine doppelte Anspannung ihrer Kräfte gefordert. Seine Arme hatten gefehlt. Und war nicht mancher Taler aus dem Heidehause zu ihm ge wandert? Denn seine Einnahmen bisher? Aber nun würde es besser werden. Nun konnte er schicken und die Schuld abzahlen. Hundertfach. Sie sollten es gut haben. Das Placken sollten sie einstellen. Später, wenn er erst irgendwo einen festen Wohnsitz hatte, mußten sie zu ihm kommen. Sabine natürlich auch. Sabine zu- allererst. .. Ein glückliches Lachen kam in seine Seele beim Ge- danken an Sabine. Etwas, das einer klärenden Lichtwelle glich, flutet« über bisher dunkles, geheimnisverhangenes Land und ließ tt>n in verborgenster Herzenskammer auf jauchzen, daß Sabine nicht seine Schwester war . . . Wie lange war er doch blind gewesen l Er hatte es ganz vergessen, wo er weilte. Ein klappernder Schritt von holzschuhbekleideten Fügen auf -er Diele ließ ibn aufborchen. Die Bäuerin. Sie schlug die Hände ineinander. „Gott, das Jungchen, der Heinz! Das Larsensche Jungchen! Und die Eve nicht daheim l Nein doch, wie w»rd der's weh tun! . . ." Sie betrachtete ihn wohlgefällig. „Und so ein staatsches Jungchen ist aus dir geworden. So ein scharmantes. Gar einen Bort hast schon. Und solchen derben, tüchtigen. Und zu der Eve willst doch wohl?* Heinz lächelte. Die lange freundliche Begrüßungsrede tat ihm nach Peter Riekens zornigem Erguß doppelt wohl. „Nun freilich zu der Eve, Mutter Rieken. Leider ist sie über Land." „Nach Brackervörde zur Schneidermamsell. Es ist dach manches zu nähen. Und es schadet nicht, wenn man vieles lernt." Sie nahm umständlich Platz und nötigte auch Heinz dazu. „Gott, die Eve l Mit der wird man auch nicht froh. Sie müßte längst junge Bäuerin sein. Aber sie macht keinen Ernst. Neulich erst hat wieder einer um sie gefragt. Dem Schulzen aus Lüttorp sein Zweiter, der im Herbst von den Wandsbecker Husaren losgekommen ist. Der wäre uns genehm gewesen. Der hat ein schönes Stück Geld und ist tüchtig. Dazu ein ansehnlicher Mensch. Indes die Eve hat nein gesagt. Worauf die noch wartet bei ihrem Alter l Sechsundzwanzig ist doch kein Kinderspiel... Und wir werden auch nicht junger." Sie seufzte und sah Heinz ungewiß, überlegend an. „Wenn du ihr nun mal was sagtest wegen des Heiratens, Jungchen. Sie hat doch immer große Stücke auf dich gehalten und nach dir gehört. Gerade von dem Lüttorper Schulzen seinem Zweiten müßtest du ihr mal sagen." Heinz wiegte lachend den Kopf. „Das ist solche Sache, Mutter Rieten, mit dem Ehestiften. Wenns ans Heiraten geht, muß jeder selbst wissen, was er tut. Und di« Ehe stifter können, wenn sie ungeschickt sind, mehr schaden als nutzen. Schließlich könnte ich aber ja der Eve ein bißchen gut zureden.* Die Bäuerin erhob sich in glücklicher Hast. „Ja, mach'», Jungchen. Schaffst du «, so sollst du und kein anderer zum Hochzeitstanz ausspielen.... Es ist doch wohl eine schöne Sache mit dem Musikantsein? So immer zu den Leuten herumkommen und Musik machen. Es kostet freilich die Nacht. Aber es wird doch auch gut bezahlt.* Und Mutter Rieken schwatzte noch gar manche» her. Don ihren Kühen «rzähl-p lie, von dem Buttern und Käsen, von den Hühnern und Enten und Gänsen. Von dem Aerger mit deni neuen Knecht, der au» dem Südhannöver- scheu sei, wo sie schon von irher ihren Kopf für kick gehab* hätten.' Es wäre oft eine arge Schinderei mit der Wirt schaft, und er, Heinz, hätte ganz klug getan, ein „Hand werk" zu lernen. Noch dazu solch schönes. Da unterbrach Heinz. Der Bauer dächte anders dar über. „Ach, der ist ein Polterer, der fährt jeden hart an. Er kann's immer noch nicht verwinden, daß die Eve kein Junge ist." Wofür doch keiner könnte. Und ob sie dem Heinz ein Frühstück machen solle und einen Krug Hausbier holen? Musikanten seien doch stets Leute mit einer durstigen Kehle. Der Verdächtigte dankte lachend. Er mache eine Aus nahme, und das Wetter sei ja nicht durstig. „Wenn schon. Die Eve wird böse sein, wenn ich dich habe so trocken sitzen lassen, Jungchen. La will ich schon lieber. . .* „Nein, nein, Mutter Rieten. Cs ist gut gemeint, aber ich danke wirklich." Und eben die Eve. Wann sie heim käme? Sie ginge des Mittags von Brackervörde fort und wäre so gegen eins zurück... Denn die Schneidermamsell hätte bloß bis Mittag Zeit . . . da . . . Heinz sah durch das Fenster und zog die Uhr. „Das Wetter ist schön. Ich werde Eve bis auf die Brackervörder Höhe entgehengehen." „Das tu. Sie freut sich gewiß. Und vergiß nicht wegen des Lüttorper Schulzen seinem Zweiten." „Nein, Mutter Rieken, ich denke daran," versicherte Heinz lachend. .. Die Brackervörder Höhe. Im Hellen Mittagslicht nach dem regengrauen Wolkenhimmel des Morgens. Ein feiner, loser Wind wehte irx der Lust, die rein und frisch war. Lerchen jauchzten und stiegen schier bis in die Unendlichkeit. Bis hinauf zu den weißen, schnell segelnden Sommer wolken, die manchmal einen weichen, oerschwimmenden Schatten auf die Erde zeichneten. Und die, wenn man ihnen nachsah, etwas wie sine weiche, tiefe Sehnsucht in den Sinn schütteten. Sehnsucht nach Dingen, von denen inan nicht Namen und Art weiß. Die gleichsam in un endlicher Ferne schweben »ie weiße Sommerwolken. Heinz hatte sie von jeher zu seinen Freunden gezählt und ihnen schon al» Knabe eine in weicher Träumerei be fangene Aufmerksamkeit geschenkt. Sie waren ihm immer wie etwas Freundliche», Gute», Liebes erschienen, wie extra für Menschen geschaffen, die einer traumhaft glücklich«« Stimmuna Raum jn der Seele gewähre«.
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