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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.12.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041210016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904121001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904121001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-12
- Tag1904-12-10
- Monat1904-12
- Jahr1904
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«etpztger Tageblatt. Lette 2. Nr. «28. 98. Jahr«. lei. Nach seinem Rücktritt Härten sich die ost erwähnten Be- dinliungen so vermindert, baß ^te von dem Regenten ausgesprochene Hoffnung aus schließlich rechtzeitiges Gelingen der großen Sache wohl begründet sei. In sichtlich tiefer Bewegung endete der Minister mit dem Wunsche, daß die Folgen der gegenwärtigen Krise für Las Land nur segensreich fein möchten. Die Abneigung der Agrarkonservativen gegen Dr. Heutig und ihre Furckt, daß er demnächst einen hohen Posten in Berlin einnehmen wird, macht sich setzt in Versuchen Lust, den „kommenden Mann" von vornherein unmöglich zu machen. Ein Gutsbesitzer richtet an die „Dtscst. TageSztg." eine Zu- schrift, worin ein angeblicher Vorgang aus HentigS früherer RechtsanwattSpraxiS aufgewärml wird. Danach will der Gutsbesitzer gegen Dr. Heutig einen Schadenersatzanspruch von 28 000 »L durchgesetzt haben, weil Heutig einen ihm übertragenen Prozeß überhaupt nicht anhängig gemacht hatte. WaS an der Sache ist, wissen wir nicht, die Tendenz der Veröffentlichung geht aber deutlich genug aus ihrem Zeitpunkt und den gehässigen Bemerkungen hervor, mit denen das Bündlerblatt sie vezleitrt. * Fahrpreisermäßigung für Kriegsveteranen. Die den deutschen Kriegsveteranen versuchsweise gewährten Fahrpreis ermäßigungen zum Besuch von Kurorten sind nach einem Erlaß des preußischen Eiienbahnministers an die Eisenbahn direktoren unter denselben Bedingungen bis auf weiteres fortzu gewahren. * -ützische Auswanderung. Die Frage der Massen- auSTvanderuug des jüdischen Proletariats aus dem südöstlichen und nordöstlichen Europa nach England und Amerika wächst sich nachgerade zu einem sozialen Problem aas. Mit diesem Problem beschäftigte sich eine inter nationale Konferenz in Frankfurt a. M. Die Konferenz beschloß, unter Ablehnung jeder ma teriellen Unterstützung an einzelne Auswanderer, in allen in Betracht kommenden Ländern Auswanderungsämter zur Raterteiluug und zum Rechtschutz für die Auswanderer mit einem Hauptbureau in Berlin zu errichten. Um aber ein weiteres Anwachsen des jüdischen Proletariats in einzelnen englischen und amerikanischen Großstädten zu verhindern, soll laut „B. T." nach Maßgabe der Laudesgesetze für Juden in Osteuropa soviel wie möglich Arbeitsgelegenheit geschaffen werden. * Sia Nachklang zum Ruhstrat - Prozeß. Minister Ruh st rat Hal bei feiner Vernehmung im Schweynertprozeß bekauntlich die Ansicht vertreten, daß Pokern nicht zu den Hazarspieleu zähle, und auch das Landgericht in Oldenburg bat sich auf den Standpunkt gestellt, daß Pokern kein Glücksspiel sei. Dem gegenüber erinnert die „Brater Ztg." daran, daß vor einigen Jahren mehrere dortige Wirte mit einer hoben Geldstrafe belegt und ihre Lokale längere Zeit einer strengen polizeilichen Ueberwachung unterzogen wurden, weil sie in ihren Lokalen das als Glücksspiel be zeichnete Pokern geduldet haben. Nach der obigen Auf fassung des Oldenburger Landgerichts würden nun die Wirte von Brake seinerzeit die Strafgelder zu unrecht bezahlt haben. Das genannte Blatt gibt ihnen deshalb anheim, sich mit einem Gesuch um Rückzahlung der Gelder an Jnsliz- minister Ruhstrat zu wenden. — Der nationalliberale Abgeordnete Büsing ist heute zum ersten Male wieder im Reichstage erschienen. — Reichstagsabgeordneter Blumenthal (D. Vp.) hielt am Donnerstag im Sozialliberalen Verein für Berlin einen Vortrag über die politische Lage, in dem er in erster Linie den ÄlerikalismuS bekämpfte und die Koalierung aller liberalen Parteien und der Sozialdemokratie gegen das Zentrum empfahl. Herr Blumenthal sollte sich das Schicksal Barths zur Warnung dienen lassen. — Rechtsfähigkeit der Berufsvereine. Wegen der Auf stellung des vom Staatssekretär des Innern Grafen Posadowsky dem Reichstage namens der verbündeten Regierungen versprochenen Gesetzentwurfs über die Rechtsfähigkeit der Berufsvereine finden zurzeit Konferenzen zwischen Vertretern des Reichsamts des Innern und der anderen in Betracht kommenden Ressorts und Jnltanzeu statt. Wann sie zum Abschluß gebracht werden können, ift äugen- blicklich noch nicht zu sagen. — Eine besondere Beilage des „Reichsanzeigers" veröffentlicht ein vorläufiges Verzeichnis der auf der Weltaus stellung in St. Louis an die deutschen Aussteller erteilten Aus- zeich uuugeu. — Bei der Abstimmung über den Vertrag zwischen Preußen und Bremen wegen Abtretung von preußischem Gebiet stimmten dagegen sämtliche Kommissionsmitglieder der konservativen und der Zentrumspartei; die Freikonservativen und Nationalliberalen stimmten geteilt, während die beiden freisinnigen Kommissionsmit- glieder für den Vertragsentwurf stimmten. * Ltolp in Pommern, 9. Dezember. In der heutigen Landtagsersatzwahl im Wahlkreise KoeSlin I. wurden insgesamt 490 Stimmen abgegeben, Michaelis, RitterautS- desiyer auf Ouatzow (kons.), erhielt 258 und Krockow, Rittergutsbesitzer aus Runtbske (kons.) 232 Stimmen. * Köslin, 9. Dezember. Bei der heutigen Land- tagSersatzwahl im Wahlkreise Köslin I wurden insgesamt 490 Stimmen abgegeben. Davon erhielten v. Michaelis, Rittergutsbesitzer auf Ouatzow (kons.) 258 und v. Krockow, Rittergutsbesitzer auf Rumbske (kons.) 232 Stimmen. * M.-VZladbach, 8. Dezember. Zu scharfen mehrstündigen Auseinandersetzungen ist eS in der letzten Stadt verordnetensitzung zwischen der Zentrumspartei und dem Oberbürgermeister gekommen. Den Anlaß zu einer Entladung der längst vorhandenen Spannung gab die Entziehung städtischer Anzeigen gegenüber einem ullramon- tanen Blatte, da« den Oberbürgermeister persönlich beleidigt hatte. Die Zentrumspartei verlangte die Zurücknahme dieses Entschlusses, die der Oberbürgermeister verweigerle. Dann rechtfertigte der Oberbürgermeister sein Verhalten in dem von ihm verfügten Verbot einer Prozession und in der Badeangelegcnheit der Volksschülerinnen. Er erklärt«, er sei ein guter überzeugter Katholik, er werde sich aber die Ver fügung in städtischen Anstalten durch di« Geistlichkeit nicht aus den Händen nehmen lasten. * Lärmst»«, 8. Dezember. Laut „Darmstädter Zeitung" empfing der Großherzog Generalleutnant Oberstallmeister v. Hauak als Abgesandten des Königs von Sachsen zur Notifikation der Thronbesteigung, zu dessen Ehren später Galatafel stattfand. flotte. * TchtffSbeweguugen. S. M. S. „Falke" ist am 8. Dezember in Talcahuano (Chile) eingetroffen. S. M. S. „Thetis" ist am 9. Dezember von Nanking nach Chinkiang am Jantgse abaegangen und dort eingetroffen. S. M. S. „Tiger" ist am 9. Dezember von Tsingtau «ach Hankau in See gegangen. S. M. S. „Hansa" geht mit dem 2. Admiral des Kreuzergeschwaders am 10. Dezember von Tsingtau nach Wujung in See. S. M. S. „Stein" ist am 9. Dezember in Messina eingetroffen und geht am 12. Dezember nach Beirut in See. S. M. S. „Nymphe", die 8. (E.-) und die 2. (F.-> Torpedobootsdivision sind am 7. Dezember in Kiel ein- getroffen. Hurlanck. Oesterreich - Ungar«« * Deutscher Volksrat und deutscher Hochschultag für Wien. Ter „Deutsche Volksverein", die Organisation der deutschen Volkspartei in Wien, hat an Lueger und an die Reichsratsabgeordnctcn Vogler und Wolf ein Schreiben gerichtet: „Die von Tag zu Tag in Wien immer mehr überhandnehmcndc tschechisch-nationale Agitation hat gewiß auch in den Kreisen Ihrer Partei genossen Len Wunsch nach einem gemeinsamen Vorgehen in allen nationalen Fragen wachgerufen. Wir sind der festen Ueberzeugung, daß diesem s^vecke am besten durch die Schaffung eines Volksvates in Wien, in dem jede auf Grundlage der deutschen Gemeinbürgschaft stehende Partei in Wien zwei Stimmen und zwei Sitze hat, am besten gedient wäre. Da wir nun glauben, daß diese unsere Anregung gewiß auch von den Herren Ihrer Partei als eine Notwendigkeit anerkannt wird, so bitten wir, uns die zwei Vertreter Ihrer Partei baldmöglichst bekanntgeben zu wollen, worauf wir sofort die Ein ladungen zur Konstituierung an die gewählten Mit- glieder erlassen werden." Außerdem wurde in einer Vertretcrsitzung der gesamten deutschen Studentenschaft Wiens einstimmig beschlossen, nach Weihnachten eine» Hochschultag sämtlicher deutschen Hochschulen nach Wien einzuberufen. In derselben Sitzung wurde der Fertal- Verbindung „Carniola" in Laibach für ihr mannhaftes und strammes Auftreten auf dem hart umstrittenen Boden Laibachs der wärmste Dank ausgesprochen und der Empörung über das Verhalten der slowenischen Studentenschaft Ausdruck gegeben. * 8i» deutscher Antrag zu den HandclSvcrtragSnötcn. Im Abgeordnetenhause brachten gestern Lemisch und Genosten eine Interpellation ein, in welcher sie auf die Nachrichten verschiedener Zeitungen Hinweisen, nach denen die Verhand lungen wegen des Abschlusses eines Handelsvertrages mit Deutschland hauptsächlich an den Forderungen Ungarns in Sachen der Veterinärkonvention gescheitert seien. Die Interpellanten betonten, daß der Abschluß eines solchen UebereinkommenS zwischen Oesterreich und Deutschland ohne Ungarn keinerlei unüberwindliche Schwierigkeiten bieten könnte. Sie fragten, ob die Regierung genergt wäre, im Interesse de« Zustandekommens eines günstigen Handel«- vertrage« mit Deutschland ein besondere« Uebereinkouimeu zwischen Oesterreich und Deutschland abzuschließen. ES wäre diese Loslösung vielleicht da« emzige, das befreiende Mittel. Frankreich. ' Tie Obduktion der Leiche SyvetonS. Die gericht liche -Obduktion Hal nach Pariser Telegrammen Vergif- ittng durch Kohlcnoxydgas ergeben. Die einzige Aus- sage die Selbstmordabsichten Syvetons vermuten läßt, gab nach dem „L.-A." die Hausbesorgerin des Hauses, >oo sich des Verstorbene» politisches Bureau befindet. Die Frau erzählt: „Vorgestern mittag kam Herr Shveton in meine Loge, bezahlte gegen seine Gewohnheit mir meinen Lohn für den ganzen kommenden Monat voraus und sagte, indem er mir herzlich die Harrd schüttelte: „Sic sind eine treue Seele. Dieser Tage werden Sie etwas von mir hören, was sobald nicht vergessen werden wird." Syveton machte kein Hehl daraus, daß er wöchent- lich eine berühmte Wahrsagerin befragte. Vorige Woche kehrte er von einem solchen Besuche in merkwürdig heiterer Stimmung zurück und sagte zu einem Freunde: „Hören Sie, in Paris wird es bald losgehen! Die Wahrsagerin bezeugte mir einen getvaltfamen Tod, — das kann doch nur ein Tod auf den Barrikaden sein?" Die Witwe Syvetons, eine Amerikanerin, besitzt ein an- sehnliches Privatvermögen und wird keine Ehrengabe an nehmen. Auch auf die militärischen Ehrenbezeugungen, auf die ihr Mann als Deputierter Anspruch hätte, hat sie verzichtet. Union. * Die Anhängerschaft der Tarifrevision. Nach einer Reuterdepeschc auS New Aork hat der Union League Klub in New Nork, der streng republikanisch ist, eine Ncsolu- tion angenommen, von dem Kongreß zu fordern, daß er eine Tarisrcvision vornehmen soll um etwaigen Miß. ständen abzuhelfen. * Eine deutsche Leibgarde Roosevelts. Wie aus New ?)ork gemeldet wird, veranstaltete der deutsche Krieger verein zu Ehren der Offiziersdeputation einen Kommers. Der Bundespräsident Müller bewillkomm nete die Ehrengäste und brachte ein Hurra aus Len deut- schen Kaiser aus. In seiner Erwiderung führte General Löwenfeld aus. als sie sich bei dem Kaiser crbgemelder hätten, habe Lieser ihnen den Auftrag gegeben, die Kriegcrverbändc aufzusuchen und die alten deutschen Soldaten recht herzlich zu grüßen. Auch Präsident Roosevelt wisse die deutschen Vereine zu schätzen und habe ihm, dem Redner, erklärt, die Union dürfe nie vcr- gessen, was sie den Deutschen schulde. Im Bürgerkriege sei mancher Staat durch die deutschen Vereine veranlaßt worden, an twr Union fsstzuhalten. Herr Müller schloß: „Ich hatte die Ehre, in Washington einen alten Soldaten kennen zu lernen, dessen Herz bei der Erinnerung an die Soldatenzeit, als er für das Vaterland kämpfte, höher schlug, ich meine den Mann an der Spitze der Rough Riders, der als erster auf der Wahlstatt erschien, ich meine den mit überwältigender Mehrheit zum Ober-" Haupt der Nation erkorenen Präsidenten: Präsident Roosevelt hurrah?" Die ParlamentSberichle befinden sich auf Seite 9 und 1V. Rur aller Mit. --> AuS bewegter Zett. Freiherr v. Helldorff-Bedra er zählt im Dezemberhesl der „Deutschen Revue": Im Jahre 1870 war ich Landrat in Wetzlar und wurde am 14. Juli, früh >/25 Uhr mit der Depesche geweckt: Frankreich hat den Krieg erklärt, die ganze Armee mobil; der 14. „erster Mobilmachungstag". — Im Januar 1871 wurde ich in den ersten Reichstag gewählt, und während der Session habe ich oft mit Herrn v. Blankenburg - Zimmerhausen, dem langjährigen Führer der Konservativen im preußischen Landtag, verkehrt. Von ihm hörte ich folgende Erzählung über eine Begegnung mit dem Kriegs minister v. Roon an jenem 14. Juli. Herr v. Blankenburg war damals in Berlin und hatte zufällig am 14. Juli aus Lonna-eud, 1V. Dezem-er 1904. dem Anhalter Bahnhof zu tun. Dort begegnet er auf dem Perron den KriegSmtnister, der e« sich leicht gemacht und in Uebrrrock und Mütze auf einen Zug wartet. — Herr von Blankenburg fragt erstaunt, „aber Exzellenz, heute hier?" — und Herr v. Roon antwortet: „Ich will nur noch einmal nach Gütergotz (sein an der Auhaltscheu Bahn gelegene« Gut), um «ach dem Rechten zu sehen." „Aber heute, am ersten MobilmachungStage?!" „Ja, gerade deSbalb, die Mobil- machungSorder ist loSgeschossta, da habe ich gerade heute auf Gottes Welt nichts zu tun." — Flüchtiger Wechselfälscher. Man schreibt unS au- Kassel: Nicht geringe« Aufsehen erregt in vta Kreisen der hiesigen Geschäftswelt die heimliche plötzliche Abreise des Kaufmanns Georg Bartholomäus, Inhabers einer Schiefer- platten- und Steingroßhandlunz, Grüner Weg hier. Der Flüchtige soll durch unsinnige Spekulationen in Ver mögensverfall geraten und sich längere Zeit durch Wechsel reiterei über Wasser gehalten haben. Al« diese Manipulation nicht mehr zog, fälschte er die Akzepte auf den Wechseln und Hal dadurch hiesige und auswärtige GeschästSfirmen um borrente Summen gebracht, man spricht von 80 bis 100000 Mark Verbindlichkeiten dieser Art. Geschädigt sind auch die eigenen Verwandten um große Summen, 50 000 ^2 und mehr. Bartholomäus, d<r in- Ausland, wahrscheinlich nach Holland oder England, geflüchtet ist, hat Frau und sieben Kinder in großer Not und ohne Subsistenzmittel zurückgelasten. --- Eine nette Bezeichnung. Wir finden im „Fränk. Kour." untern: 7. Dezember solgende Todesanzeige: Schmerz erfüllt bringen wir hiermit die traurige Nachricht, daß gestern Frau Marie Weber, SpecksteingaSbrennerfabrikanteu- witwe, verschieden ist. —Dieser Titel, der sich in einer Todes anzeige doppelt wunderlich auSnimmt, ist sogar noch um eine Silbe länger als die Bezeichnung, die rwe» junge Mädchen vor etwa 10 Jahren in der Bern eck er Lcurliste ihrem Namen beigesügt hatten, nämlich: Ochsenmaulsalaterzeugers töchter. — Tic richtige Antwort. Ein durchgefallenör Gö- mcindercftSkandidat in Czernowitz beschwerte sich kürzlich iin Kreise seiner vorstädtischen Wähler oder eigentlich Nichtwähler über ihren Undank. „Zwölf Jahre bin ich iin Gcmeinderat gesessen", sagte er, „und zwölf Paar Hosen liabc ich dabei durchgewetzt. Zum Dank dafür lassen Sic mich setzt durchfallen." — „Ist schon recht", antwortete darauf ein biederer Landmann, „aber für die Hosen können wir nichts. Wären sie öfter aufgestaudon iin Geineindcrat und hätten Sie was geredet, so hätten Sic Ihre Hosen geschont." .. LIslnsls - . Leiprigm Hi!ki»l»irli ^usgabo 1904/05 244 Leiten stark mit einem slsn lier 81üllt Lelprill nach den neuesten Aufnahmen gelangt heute Abend zur Ausgabe und wird den Abonnenten in Leipzig und Vororten mit der Abend'Aureabe kostenlos zngefteUt. Wir haben unser Trägerperfonal angewiesen, bei Abgabe des Buches mit der größten Sorgfalt zu verfahren und überall dort, wo kein Briefkasten vorhanden ist, zu klingeln, damit das Adreßbuch seitens unserer Abonnenten sofort in Empfang genommen werden kann und kein Exemplar verloren geht. "WW Leuilloton. Wulik. ch. ?. Zu« ersten Kirchenkonzert LeS VachvereinS. Sonn- abeud, Leu 10. Dezember, abend 7'., llhr, veranstaltet der Bach- ver ein in der Thomaskirche nach zweijähriger Pause zum ersten Male unter Leitung Les Herrn Karl Straube wieder eine gewiß allen Kunstfreunden unserer Stadt willkommene Auf führung des Wrihnachtsoratoriums, seines Lieblings werkes, das ja, wie kein anderes, die Stimmung für Las schönste deutsche Familienfest erweckt und verliest. Das Weihnachts oratorium, im Jahre 1734 entstanden, ist eine Zusammenfassung von sechs Kantaten, die ursprünglich für die drei Lechnachlsfeier- tage, den Neujahrstag, den Sonntag nach Neuiahr und das Epiphaniassest bestimmt waren. In der Ausführung erscheint daS Werk vollständiger als bisher, jedoch, namentlich in den Solo- Partien, verkürzt. Wie bei Len Passionen, bildet auch hier das Evangelium (Lucas 2, B. 1, 3—21 und Matthäus 2, B. 1—12), de» Kern, das Tenorrezitativ, um da- sich Chöre, Choräle, Rezila- tive, Arien usw. siuu- und beziebungSvoll gruppieren. ersten Male wird das WeihoachtSorarorium bei der diesmaligen Aus- sührung abgeschloffe» durch die glänzende^ Choralfantasie „Nun seid ihr wohl gerochen", die den Schluß der 6. Kantate und somit deS ganzen Werkes bildet und der in der tief sinnigen Auffassung Bachs von Weihnachten und in Anknüpfung an den EingangSchoral, die Melodie „O Haupt voll Blut und Wunden" abermals zu Grunde legt. Für die Auf- füdrnng sei noch bemerkt, daß die wunderbaren Rezttalive durch aus ttn Stile der Zeit Bachs, d. h. auf dem Cembalo, das wir in der Kirche durch den modernen Flügel ersetzen, begleitet werden, eine Neuerung, die sich ja auch bei den Händelschen Oratorien in der Neueinrichtung durch Chrysander, wie z. B. kürzlich bei der Aufführung von „Israel in Egypten" durch den Riedelvereiu bewährt hat. Auch werden ^die Wiederholungen des ersten Teils der dreiteiligen Arien die für unsere auch künstlerisch so raschlebigen Zeit als Längen empfunden werden, teils gekürzt, teil« nar in den Jnstrumentalritorneüen wiedergegeben. Altenburger Konzerte. Man schreibt uns aus Alten, bürg unrerm 6. Dezember: Die Kanzerisaiion har wieder einmal ihren Höhepunkt erreicht. Weder an lehrrcickser Unter» Haltung noch an gemütvoller, herzcrhcbcnder Erbauung hat es nr den Konzerisälen gefehlt, zumal einzelne Künstler und Künstlerinnen erster Grvtze bier Einkebr hielten Wir nennen a zunächst Herrn Professor Klengel, der sowohl in der ünstlcrtlause wie auch gestern in einem geistlichen Konzert in ^er Schloßkirchc Proben gottbegnadeten Künstlertums ablegte. stand lm gestrigen Konzert Herr Professor Homeyer al« Beherrscher der Königin aller Instrumente nicht um Haaresbreite in der Kunstlcistung nach, und Frl. Toni .sr ey er . H e i l j n g aus Leipzig erwies sich neben ihnen als tive wyr talentierte Sängerin. Weiterhin feierten Frl. em* Berlin in der Künitlerklanse u«h Frl. Blrjenburg aus Frankfurt im Mannergesangverein, sowie Ari. p. Ott en au» Dresden in der Singakademie seltene TllMMph«. und die Ungarin Frl. Ripp er aus Veit riß ein fast tausendköpfiaes Auditorium durch ihr Klavierspiel zur Bewunderung hin. Chorleistungen künstlerischer Art boren das 41. Stiftungsfest des Altenburger Mannergesangvereins, die jüngste Aufführung der Singakademie und das letzte Konzert der Künstlerklausd, wobei der Leipziger Lehrergcsangverein unrer Sirts Leitung bewies, bis zu Ivclchcr Hohe wahre Kunst bestrebungen durch fortgesetzte Ausdauer und zielbewußle Führerschaft aufsteigen können. Auch des Frl. Hartung aus Leipzig, welche sich in zwei Konzerte» als treffliche Sänge, rin bewährte, und der Frau Dr. Hering von ebendaher möge noch Erwähnung getan sein. Von hiesigen Kräften ver» ftichle sich Frl. Bland, die als Primadonna unseres Hof- thcaters manchen schönen Erfolg aufzuweiscn hat auch als Konzertsängerin, konnte jedoch als solche vor der Kritik nicht bestehen. Dagegen vermochte unser Heldcntcnor Mayer seinen vorzüglichen Bühnenerfolgen gleichwertige im Konzert saale an die Seite zu stellen. -7- „TraumuluS", die tragische Komödie von Arno Holz und Oskar Jerschke, ist nun auch am Altenburger Hostheater unter großem Beifall zur Aufführung gekommen. Die Inhaber der Hauptrollen, Herr Portal als „Traumulus", Herr Böning als „Kurt von Zedlitz", Herr Albert als „Landrat" und Fräulein Roeber als „Lidia Link", erfreuten das vollbesetzte Haus durch charaktervolle Darstellung. X. IV. Festspielt in Köln. Dion schreibt uns aus Köln: Der kürzlich gegründete Verein zur Veranstaltung von Fest- spielen in Köln hat neben einer großen Mitgliederzahl bereits 80 Stifter (einmaliger Beitrag mindestens 1000 und 69 Patrone (mindestens 75 <K) aufzuweisen. Er wird im Juni nächsten. Jahres 8 Vorstellungen im Neuen Stadttheater mit ersten Kräften und glänzender szenischer Ausstattung ver anstalten. Vorgesehen ftud Aufführungen von „I idclr0" mit Kraus ikls Florestan, Frl. Büfett, als Morzcllinc und Knüpfer als Rvkkc, „Figaros Hochzeit", „Tristan undIs 0 lde" mit den Gästen der Wiener Hofopcr, darunter Kammersänger Schmedes als Tristan und Frl. v. MIdenburg als Isolde, und endlich „Die Meistersinger von Nürnberg" (einmal als Volksvorstellung). Den HanS Sachs singt F c 1 n h a l s - München, den Stolzing Ernst KrauS, der Beckmesser wird von GciS - München und der David von Reiß- London dargestellt. Tie Regie führt Ober, regiffeur Fuchs-München, Kapellmeister Lohse-Köln wird dir Mciitersingcr, Generalmusikdirektor Steinbach den Fidelio dirigieren, als weitere Dirigenten werden Wein, gärtner, Fischer und Hans Richter genannt. End- lich sind noch mit der Opöra Comiguc in Paris Verhandlun- gen angeknüpft, wegen der Veranstaltung von Sondervorstel lungen (etwa „Louise" oder „Nanon"). Um die AnziehungS. kraft der Festspiele noch zu erhöhen, wird gleickizettig vam Kunstverein eine Ausstellung ans Privatbesitz veranstaltet, während der Rcnnvcrein mehrere große Rennen abhaltrn wird. ä „Lang und Slang" Rene Kolge. Bon dem mit so außerordentlichem Beifall ausgenommen«» musikalischen Sammel werk „Sang und Klang im XIX. Jabrbundert" ist im Ver lag von Neufeld und Hrniu«, Berlin 81V., eine „Neue Folge", yerauSgegebeN von dem Kg!. Professor nnd Konzertmeister F. Reh- selb, erschienen. Das Werl ist in der nämlichen vornehme» AuS- siaktULg gehauen wie der erste Band. Jeder Musikfreund findet bier beisammen.,wa« er sonst mühsam i» viele» Bauden zusammen suchen Mußte, und zwar in vier Abteil»»g«n: Sinfonische R»si^ Oper, Operette und Tanz und Lied. Vertreten sind die be deutendsten Komponisten mit ihren beliebtesten Kompositionen. Das Werk enthält 110 Musikstücke, ist prachtvoll gebunden und dürfte als Festgeschenk in jeder Hinsicht zu empfehlen sein. (Preis 12 .6) 0. L. „BuLLahS Erwachen" von Milliet. Im Lpernhause zu Gent fand die neue Over „Buddhas Erwachen" von Paul Milliet, Musik von Jsiboro da Lara, bei ihrer ersten Aufführung freundlichen Beifall. Isidora da Lara ist ein portugiesischer Kom ponist, der durch die in Monte Carlo und anderswo aufgestihrten Opern „Moina" und „Messalina" bekannt geworden ist: bekannter noch wurde er durch seine Beziehungen zur Fürstin von Monaco (geb. Alice Heine), die zu einer „Eheirrung' führten und den Fürsten veranlaßten, sich von seiner Gattin scheiden zu lassen. „Buddhas Erwachen" ist ein Mysterium, daS aus drei Teilen und einem Prolog besieht und in mehreren inystisch-symbolischen Szenen die ganze indische Buddah-Legcnde von Siddhatthas Geburt bis zu seinem Tode vorsübrt. Im Prolog verkündet der Geist der Welt unter Lrompetengeichmetter das Erscheinen Buddhas, der als Er, löscr bezeichnet wird. Die Musik trägt ein stark orientalisches Ge präge und macht einen etwas eintönig-schwülen Eindruck. Kunst. n (4. Drefftz und L. Hcrwist, zwei in Leipzig nicht unbe- kamue Malerinnen, haben in der Gottichedslraße 17 eine Aus- stellung eigener Werke veranstaltet, die aus verschiedenen Gründen dem allgemeinen Interesse empfohlen werden kann. Der Ertrag soll zu wohltätigen Zwecken verwendet werden, aber auch in künstlerischer wie in gegenständlicher Hinsicht interessiert das Ge botene. Die Damen haben sich in der Hauptsache mit der Land schaft beschäftigt, Motive aus Leipzig, wie die schöne Darstellung des Töptermarktes werden ganz gewiß Liebhaber finden. Die Bilder zeugen alle von einem guten Natursinn, von einem gesunden Gefühl für die Farbe. Die dargestellten Naturausschnitte sind malerisch gesehen. Wie wir erfahre» haben sind auch die Preise solid, die Käufer werden nicht ausblciben. I-. IV. Del Becchios Kunfthandlnag. Die Weihnachts stimmung ist nun auch bet den Kunsthändlern eingezogeu. Die Hohe Kunst, die nicht in allen Stücken in unsere Wohnxäume paßt, mußte etwas in den Hintergrund treten, und all dem Platz machen, wa« leichter verkäuflich ist. Da sind z. B. die schönen Blumen- stück« von Marie OrthauS, sie nehmen eine ganze Koje ein, und vieles andere. Ein „russischer Windbund" von WtllmoeS- Suhm, Lutterodts „Vierwaldstätter See", die „Wehre" von Th. Weber, das „Hcxenlied", zwei gute Akte von S. Glück lieb, find dagegen Werte, die beweisen, daß man in Del BecchioS Salon« trotz der Weihnachtszeit die Fühlung mit jener Kunst nicht ausgeaebrn hat, die sich nicht »ach dem Geschmack und den Wün chen de- Publikum« richtet. Noch energischer tritt da- in dem graphi chen Kabinett zutage. Da sind Originallithogravhten und Orig nal- radirrnngen auSgehängt, die znm besten gehören, wa- die moderne graphische Kunst hervorgebracht hat. Die Lithographien von Kr. Kallmorgen, von Ha»« von Bolk«a»n, von Max Biese, die Radierungen vou Corel de Dake, von Balestrieri und anderen erstellen da- Auge jedes Kenner-, sie haben zum Teil längst ihre Freunde gefunden und werden auch ihre Ab- nehmer finden. IV. Wa «leueS Allarae«älLe sär die E-eamitzer L»ka<- -trche. Won schreibt unt an« Chemnitz: Aür die hiq'rge Lnta«. kirch« fertigt der Kunstmaler H,r«a»n au« Dre-den ein groß« Altar.Wandgemälde an, welches das Abendmahl darstellt, jedoch in wesentlich anderer Auffassung al- der bisher üblichen. Anstatt der Jünger Jesu sitzt das Volk am Tische des Herrn» der, als die geladenen Gäste ausblieben, hinausschickte, um die Leute der Straße zur Tafel zu holen. So sieht man denn um die im weißen Gewände hervorleuchtende Gestalt de- Heiland- eine Reihe charakteristischer Typen gruppiert. Der neue wertvolle Schmuck der Lukaskirche, der aus einer Schenkung des Staates, dem sog. Kunst fonds, hervorgeht, wird voraussichtlich am letzten Sonntag vor Weihnachten der Oeffentlichkeit übergeben werden. * Tie Reliefs der vibltathek vo« Ephesa«, eine- prunk reichen, aus der Kaiserzeit stammenden Gebäudes, sind nun von den Oesterreichern, die das Bauwerk nach vielen Mühen sreigclegt haben, nach Wien geschafft worden und sollen dort eine gesonderie Aufstellung finde«. Ter Archäologe R. Heberdey, der an den Ausgrabungen und ihrem glücklichen Verlauf den Hauplanteil hat, ist nun auch dem Sinne der Darstellung des Mittelstücke- auf die Spur gekommen. Man sieht zwei bärtige Männer, zwischen denen ein Knabe steht, während sich im Hintergrund rin Szepter erhebt. Die Köpfe trogen Porträtzüge, wie auch die Personen der Ara Paris in Rom, und es ist kein Zweifel, daß hier wie dort Mitglieder de- Kaiserhauses daraestellt werden. Da bleiben unter allen römischen Herrschern nur Mark Aurel und Berus übrig, der Knabe aber ist der kleine Commodus. Aus andern Reliefplatten sind Kriegsereignisse wiedergegeben, wobei der Feind beritten ist und Hosen trägt. Nun wurde der Partherkrieg, aus den diese Dar^ stellunqen sehr zutreffen, im Jabre 166 n. Ehr beendigt, drei Jahre später starb Berus, und die Zügel de- Reiches gingen wieder in die Hände eines Mannes über: in diesem kurzen Zeitraum muß die Bibliothek entstanden sein. Ter Partherkrieg hatte seine Schatten auch auf Kleinasien geworfen; als er zu Ende ging und dem Lande die Furcht genommen war, hat dar dankbare Ephesos dem lat- kräftigen Kaiserhaus« den stolzen Bibliothek-bau al- ein Ehren- denkniat errichtet. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die Relief- al« Sockelplatten an einem Altäre angebracht waren, ähnlich wie der GigantenfrieS von Pergamon. »in «ouaretl „Lie Vlrihendnrii" ec« i'cirnzcr Ktmstlcr- Richard Mcr» M «ur -icil m ccr Kunfthaiittu«, von Altirntswcy-Windlch li« Lchouscnsier) «ll«ncsicl!t. A «t, Vit» »»« Lch»i»I.«tchelie» «l» Preis. Ivel der «erlotvna vei 1 eiiiichcn »unstverein« tn »erUn gewana obererer Dx.Hrod« -u ivuschweitcr den ernen Hauptgewinn, da? Nemäide „Frühling in 8»nn,«n ' von Ulrich Hübner. Ter za>»N« vauplgewin«. da» v«!btld „vluhrnd.- Nosianien" von Schmtdl-Mtchelken, einem gedoienem Leip ziger, ticl dcm Mintfler de« lüaiglichen Hause« v. X>«d»l-Pt«sd»rk yi, Wisseaschast. 8. 8. Die sächsischen Untverfttätsstudente«. Man schttibt uns: Im Sommer dieses Jahres waren an den sämtlich«« deutsche» Universitäten iibrrhaupr 39 581 Studierende im matrikuliert gegen 37 881 im vorauSaehenden Winter und 37 818 im Sommer vorigen JahreS, also wiederum eine un gemein große Steigerung der Gesamtzahl. Im Gommer 1897, also vor 7 Jahren, war das dritte Zehntausend überschritten worden, seitdem also eine Zunahme um fast 10 000. Und diese Steigerung entfällt in dec Hauptfach« auf die Angehörig«» des deutschen Reiches; als solche wurden «Zählt im vorigen Sommer 36 837, im vokauSaehendcn W'nter 3-708, ,m Gommer vorigen Jahre« 85 088 und im Gmmner 18-4, v« 10 Jahren, waren «4 26209; di«. Zahl der Sv-lastzer betrog
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