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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.01.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-01-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193001024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19300102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19300102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1930
- Monat1930-01
- Tag1930-01-02
- Monat1930-01
- Jahr1930
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.01.1930
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1. L. Vellage ,«« VIesaee r,ge»Iatt. rennerSte«, S. Januar 1»R», adeuns 8:t. Jahr«. lttIm Mit KWM M KM 00« Olk UMOW M Oer RH. vom Reich«v«rband da« deutschen Handwerk« -vlrd und oelchrieben: Drei Kaktoren bestimmten im Monat Dezember di« «lrtschoftllch« Laa» de« Handwerk« r Di» allgemeine wirt, lchaltllche Devrilffon. die Witteruna «nd da« Weibnacht«« lest. Der uno,»kennbar» allgemein» Konjunktutrückaang der letzten Monat« bat »ablreicbe Handwerk«b»r»fe nach- teilia veelnflußt. Namentlich ans di» metallverarbeitenden Handwerke wirkten sich die Vetrlebseinschränkunaen und Arbeiterentlaffungen in der Industrie «inavnftia an«. Indirekt wurden auch die Bekleidung«- und Nahrung«. Mittelbandwerke durch die Arbeiter,ntlallunaen betroffen, da die bierdurch berooraeruken» grobe Zabl der Arbeit«, losen nur al« Käufer unbedingt leb»n«not«»ndiaer Artikel In Krage kommt und da« beschränkte Einkommen dieser Iruvven di» Nachfrage nach möglichst billigen Mallen- «rtikrln statt nach guter Handwerk«orbeit steigen lädt. Da auch bei den noch beschäitigten Vevälkeruiia«krris«n sllblbar« Geldknappheit befand, entsprach da« Weihnachtsgeschäft nicht überall den in diese Zeit gesetzten Erwartungen. Wohl batten namentlich die Handwerksbetriebe, die auch Ladengeschäfte Unterbalten, wie beispielsweise Sattler, Bäcker, Konditoren, Schuhmacher re. «ine gewisse Geschäfts belebung oustuwenm, doch wird fakt durchweg berichtet, daß, soweit bi« seht feststellbar, der Umfang de« Weih nachtsgeschäft« de« voriabre« nicht erreicht ist. Auch wurden fall ausschließlich billige Sachen verlangt. Nach den eingeaangenen Berichten trifft dies»« namentlich für da« verkausggeschäft der Elektroinstallateure, der Gold- schmied» und der Uhrmacher ,». Im Echneiderbandwerk, für da« der Monat Dezember noch mit »u den Haupt- geschäft«monaten zählt, wurde nicht der vustrag«beftand erzielt, der sonst um diese Zeit üblich ist. - Mit Rücksicht auf die fortgeschritten« Jahreszeit ist die Beschäftigung de« Baugewerbe« nahezu völlig zum Stillstand gekommen. Mit Einsetzen de« Froste« in der Mitte de« Monat« wurden auch di« zu Anfang noch im Gang» befindlichen Tiefbauarbeiten sowie die Verputz- und Ausbauarbeiten an Hochbauten eingestellt. Die Aussichten für das kommende Baujahr werden ungünstig beurteilt, weil der allgemeine wirtschaftliche Rückciana, sowie die schwierige finanzielle Lage von Staat und Gemeinden keine Hoffnung auf «in gröbere« vauprogramm anfkoinmen lallen. Die Entwicklung de» Arbeitsinarktes zeigt in den letzten Monaten ein« ständig steigende Verschlechterung. Einen Ausgleich für dt« zahlreichen Arbeiterentlallungen in einzelnen Handwerksberufen durch vermehrte Einstellung von Arbeitskräften in.anderen, für di« der Dezember Hauptgeschäftszeit ist, fand nicht statt, da selbst die bester beschäftigten Betriebe in der Mehrzahl die Arbeiten mit den vorhandenen Arbeitskräften erledigen konnten. Lohn erhöhungen sind nicht bekannt geworden. Di« Beschaffung von Material bereitete keine Schwierig- teilen. Die Preise blieben überwiegend unverändert. Der Sildetngana hat im Berichtsmonat «in« weitere Verschlech terung erfahren. Gröbere Einkäufe wurden saft nur gegen Ratenzahlung getätigt. Tschvchuowskt sucht Melson. Der russische Flieger Tschncbnowski, der seinerzeit her vorragenden Anteil an der Rettung der Besatzung des Polarluftschiffe« „Italia" hatte, wirb in den nächsten Tagen als Letter einer Flugervebition zur Suche nach dem amerikanischen Flieger Sielson starten. Eielson, der gemeinsam mit WilkinS den Nordpol überflogen hat, ist verschollen, seitdem er nach dem Nördlichen Et», meer geflogen ist. um einem eingeirorenen Pelziäger- schiff Lebensmitteln zu bringen. Meni-Wkiiilk In yWMrlltln. "Berlin. (Telunion.l Wie die „Vollische Zeitung" aus Nrnfteitin berichtet. Ist im Flüchtlingslager Hammer stein bei Tchneidemlibl «nter den Kinder» der deutsch, russisch«, Auswanderer eine Masern-Svidemie au«- gebrochen, di« mit Lungenentzündung austritt und bereit« sn zwanzig Fällen tödlich verlief. Mrichskommiffar Stückle» bat der „Voffischen Zeitung" «in» Darstellung aegrben, in der e« u. a. beibt: -In dem Laaer Hämmerst,in sind etwa 4000 russisch« Flüchtlinge unteraebracht. deren Gesundheitszustand nach den voran» gegangenen Strapazen nicht der beste war. Besonder« waren die Kinder, etwa 1S00 bi« 1800 an der Zahl, »um Teil sehr geschwächt und schlecht ernährt, al« sie nach Deutsch land kamen. Dtri« Kinder sind, al« im Lager Masern au«, brachen, besonder« wenig widerstand«läb>a, und so ist in einer Reibe von Fällen zu der Krankheit Lungenentzänduug binzuaetreten, die «ine «erbältnismäbia grob« Zahl von Tode«o»f«rn forderte. Ich habe daraufbin den dirigieren- den Arzt am Virchow-Krankenhau«, Vrofeffor Ulrich Fried,- mann, beauftragt, im Laaer selbst di« notwendigen Fest- strllunarn zu treffen und Droseffor Friedemann hat mir am I Dienstag ausführlichen Bescheid aeaebrn Danach scheint der Höhepunkt der Krankheit bereits überschritten zu sein. W« sind fast ausnahmslos Kinder Im Alter bis zu vier Jahren betroffen worden. Nach «ingrbendru Neberlegnnaen haben wir davon Abstand genommen, die erkrankten Kinder an« dem Laaer d»rau«zunehmen. Wohl aber ist über das gesamte Lager Hamme/ftetn Qua^ntäne verhängt worden rOMMmM mch in Mm - l MM«. )( Altona. Die sogenannte Papageienkrankbeit, über deren Auftreten in Berlin bereits berichtet wurde, ist jetzt auch in Altona in sechs Fällen fest gestellt von denen einer tödlich verlies. Die Kranken wurden zu nächst auf Lungenentzündung behandelt, bis sich der Ver dacht, dass es sich um uie sogenannte Papageienkranicheit handelt, bestätigte. Bei Behandlung eines krank einae lieferten Ehepaares, von dem der Ehemann kurz nach der Einlieferung starb, sind auch ein Arzt und eine Kran kenschwester infiziert worden Die beiden weiteren Fälle betreffen einen Mann und eine Frau, welche sich ebenso wie der Arzt und die Krankenschwester auf dem Wege der Heilung befinden. Der Papagei des Ehepaares, der noch vor Auftreten der Krankheit starb — zwilchen Infizie rung und Auftreten der Krankheit scheint eine Frist von 12 bis 15 Tagen zu liegen — war ein junges vor acht Wochen aus Südamerika etngeführtes Tier. Die beiden anderen Papageien, von denen einer ebenfalls ge storben ist, der andere in Quarantäne genommen wurde, sollen von der gleichen Herkunft sein wie das erste Tier likder Oie »ielWM« WWmnlrMWt macht der Tierarzt des Berliner Zoologischen Gartens, Dr. Arendsee u. a. folgende Mitt"i'ungen: Tie Papa- geienkrankheit ist eine in Berlin bisher unbekannte tro pische Infektionskrankheit. Ter Berliner Zoo logische Garten, der jährlich vieie Hunderte von Paoa geien aus Afrika und aus Brasilien einführt, hat bisher in all den Jahren noch nicht einen einzigen derartigen Fall beobachten können. Dabei werden alle aus den Tro pen etntreffenden Vögel — nicht nur Papageien — un mittelbar nach der Ankunft in ein Quarantänehaus ge bracht und dort vier Wochen lang auf das Sorqsälti-ste überwacht, wobei täglich chemische und bakteriologische Proben vorgenommen werden. Es ist an ii b reck: schwer, Psittaeosis testzustellen. Tie Wissenschaft steht hier vor Neuland und man muh, da auch in Brasilien und in A'rika bisher keine Feststellungen oarüber getroffen sind, daß die Papageienkrankheit sich epidemisch in der Bevölke rung ausgebreitet hat, seor vorsichtig mir der Annalme sein, daß gerade tn Berlin mehrere Seuchenherde zur gleichen Zeit entstanden seien. Immerhin ist Lorsicht überall dort zu beobachten, wo unlängst Papageien ge kauft worden sind, vor allen Dingen sollte man vermei den, die Tiere das Gesicht oder gar die Livven eines Menschen berühren zu lassen, da — was leider viel zu wenig bekannt ist — aus diese Weise sehr häufig Tuber- kulosrS übertragen wird. V. Fortsetzung (Nachdruck verboten.) „Du, mein kluge« Weib, hattest natürlich lange vor nur entdeckt, warum der kleine Hans, der Sohn de» trefflichen Oltmann, meinem Iugendbildnis so ähnlich steht. Ja, die herzige Rose und ich, wir haben uns einst sehr lieb gehabt. Ich will dir sogar beichten, daß ich sie am Tage meiner Heimkehr in die Burg herzhaft geküßt hab». Ich war gar nicht damit einverstanden, daß man das junge Ding gegen ihren Willen " „Gegen ihren Willen," wiederholte unwillkürlich Fleur. „Dem so viel älteren Manne binnen weniger Tage anver lobte und ste dann bi» zu unserer Hochzeit von der Burg ent fernte. Ich glaube, der Großvater hat da eingegriffen und gegen dessen Willen -ab er keinen Widerstand. Er kannte sich au», der alte Herr. Ui/> dann kamst du, da» Wunder über mich. Ich fand mein Märchenkind im Wald«. To stürmisch ist wohl noch niemals gefreit worden, wa» Fleur? Großvater, der sich für mich eine reiche Frau wünschte, wurde von meiner schier übermütigen Liebe be siegt, und als er dich sah, da beugte er sich willig dem Schick is^ der mir und der Burg die richtige Frau zufuhrte." „Und die arme Rose " „Wurde da» Opfer! Darum wollen wir ihr auch st« Treue halten, Fleur. Ste soll nicht verlassen jein, wenn Oltmann nicht wiederkehrt. Und unsere Buben sollen al» fröhliche Spielkameraden miteinander aufwachsen, da unserm Dieter in Zukunft kein Bruder beichieden ist." Da sah Ulrich zum erstenmal nach seiner Heimkehr Tränen in den Augen seines Weibe», die ihm wie glühende Tropfen in da» Darben seines Herzens fielen. „Verzeih, Ulrich, ich bin undankbar gegen Gott, der dich mir erhielt. Wir wollen tapfer das Unvermeidliche tragen und un« das Leben ko reich gestatten, wie wir es trotz allem Schweren, was dir und — auch mir auferlegt ist, ver mögen" > „Du hast recht, Fleur, wir haben unsere Buben und dazu ! habe ich meine Arbeit. Mir blieb noch viel — sehr viel. E» gibt jetzt Stunden, wo ich mich restlos glücklich fühle." Sie saßen Hand tn Hand und jähen der untergehenden Sonne nach, da kam «ine Stafette auf erschöpftem Gaul den Burgberg empor. Botschaft von Dietrichstein I Da» weckt« Vie beiden träumenden Menschen auf und gab sie dem Leben wieder. Jubelnd verkündete der Großvater Blücher» Sieg bei Wahlstadt an der Katzbachl „Unsere Sache marschiert," rief Fleur jubelnd mit den Worten de« verstorbenen Burgherrn. „Wenn da» Groß vater noch erlebt hätte!" 8. MU diesem Tage gehörten Ulrich und Fleur wieder ganz dem Geschehen der großen Zeit an Und al» im Oktober der Herr von Lietrtchstein bet ihnen weilte, erlebten sie zu dritt da» völkerringen bet Leipzig Eine Stafette folgte der anderen, Fleur war mtt wem Etnverständnt» Ulrich» darin ein« verschweud^to. tzj« trug dte Hauptlasten der Etappe. da st« spürt« — Doktor Reinhardt braucht« st« nicht erst dar auf aufmerksam zu machen — wie ihrem Mann« di« Kraft wuch» bet all dem kräftigen siegreichen Erleben! Und al» der Jubel des befreiten Volk,» himmelan stieg, feierte man in der Burgkapell« den großen Sieg mU einem feierlichen Tedeum, dem alle Dorfbewohner beiwohnten. Der alte Pfarrer sprach kraftvolle Worte, di« die Herzen einer Gemeinde fanden Dte Fahnen wehten und di« Farbenpracht de« Herbste» glühte au» den Gewinden von Eichenlaub. Drunten im Weißen Hirsch gab es wieder wie einst Fest mahl und Tanz, zu dem selbst da» gräfliche Paar für ein« Weile erschien Auch die beiden Knaben fehlten nicht. Zu dieser Stunde, im Jubel der Siegesfeier, wurde bei denen, die Ulrich al» kleinen Junker gekannt und geliebt hatten, da» Samenkorn gelegt, da» üble Frucht bringen sollte. Wer hatte da» erste Won von dem schmählichen verdacht laut werden lassen? lieber Nacht war er da. au» dem Nicht» geboren! Und wer ihn geschickt wach zu halten wußte, war der Magister, der Rose glühenden Hatz trug. Er, dem dte Schlechtigkeit im Blute laß, glaubte fest an ihr« Schuld Er schwur es sich in dieser Stunde, daß er kein Mittel unversucht lasten würde, die Madonna, wie auch er st« bet sich benannt«, wenn er ihre Schönheit heimlich mit glühender Leidenschaft umfaßte, von ihrem Altar hinab zu reißen und ihr den Heiligenschein zu rauben. „Ich weiß nicht, was das jetzt mtt Ihnen ist, Christin«, sagt» Ulrich eme» Tage», al» draußen schon lall« Würde den bevorstehenden Winter kündeten, zu der vertrauten „Sind Sie krank? Ich werde Ihnen den Reinhardt mal auf den Hal» IHickew" „Nur nicht, Herr Doktor!" wehrte die Mamsell erschrocken ab „Mir fehlt gar nicht», aber man wird eben jeden Tag älter da» ist'«" „Papperlapapp!" ichalt Ulrich, der manchmal tn di« Sprechart ietne» Großvater» verfiel. „Kann kein« wehlei digen Frauenzimmer um mich leiden Hier aus der Burg ' doch alle» fröhlich und — tn der Mühle auch. Also!" Mit bebenden Knien verließ Christine da» Zimmer und ächtete nach unten Ste wußte e» fett kurzem, daß ihre Stunde geschlagen hatte — die Gewissensnot begann, ob wohl ihr noch kein Wort von dem. wa» da heimlich im Dorf von Mund zu Munde ging zugetragen ward E, traute sich keiner an di» Insassen der „Allen Lurg" heran, aber da» heimliche Feuer brannte weiter und machte zuletzt auch vor der Mühle nicht mehr halt, denn die einzige, die al» Schuldig« oerdammt wurde, war — — die un- chuldige verlassene Frau Rose. Mit dunklen Reden begann e» man wurde deut- iicherl Ts war Rose, al» zöge man einen Krei» um sie Mit leid ükd Güt«, die ihr so reich zu Teil geworden waren, wandelten sich tn eisig« Zurückhaltung, die sich oft sogar zu feindlicher Abwehr steigerte. Zuletzt wurde der Schleier gehoben dte unglückliche Frau erkannte, westen man ste im Geheimen zieh Der Ma gister war e», der seinem teuflischen Derk die Krone aufzu setzen gedachte und er betrat die Mühle zu einer Stunde, do er Ke aan» allein Inschonungslosen Dorten klagte er sie an und fand sogar den Mut. ihr sein, Hilfe anzubieten. um die bösen Gerüchte niedersuschlagen, wenn Ste Er konnte nicht wellersprechen. denn Rose, dt« wt, oer- ftetnert dagesessen hatte, wa» der Magister für da» Linge- stLndnt» ihrer Schuld dielt, war ausoelorunoen. schlug ibn wie einst mitten ins Gesicht und wies ihm die Tür. Dann iah ste stundenlang wie gebrochen da E» kam ihr di« Sehnsucht nach einer mitfühlenden, ver stehenden Seele. Die Glückliche da droben auf der Burg schallet« völlig au». „Der Pfarrer!" schrie es plötzlich in ihrem Innern. Sie war immer sein Liebling gewesen, er kannte sie genau. Aber dann fiel es wie Zentnerschwere über sie. War nicht der gütige Seelsorger ihr letzthin ausgewichen wie lange war es denn eigentlich her, daß weder der Pfarrer noch seine gütige Frau den Weg zur Mühle gefunden hatten. Sie dachte angestrengt nach, nun wußte sie es, seit dem großen Festtag war der Ring um sie gezogen worden. Do« hatte Ulrich die beiden Knaben voller Uebermut aus leinen Arm genommen und gute, warmherzige Worte dazu gesprochen. Er der Ahnungslosei Und die liebe Gräfin hatte dazu gelächelt, wie nur sie es verstand Ob Roie zu ihr ging? Ein Schauder befiel sie! Wenn ihr die Burgfrau nicht glaubte — wenn sie, Rose, damit auch den Verdacht in diese» reine Herz senkte, noch einen anderen unglücklich machend. Und doch nur von ihr, der Reinen, Gütigen, komft« der Fluch der bösen Saat von ihr genommen werden. E» wurde Zell, daß sie ihren Buben heimholen mußte. Wie eine Sünderin schlich sie den steilen Weg empor und dann durch die kleine Pforte zur Burg hinein. Sie fand die Mutter allem tn ihrem Zimmer, die beiden Buben waren, wie so ost, noch droben beim Herrn. Da kam e» über sie mll der Erkentnis ihrer Schuld, einer anderen als von der das Dors zu wissen glaubte. Sie sah nicht, daß Christine wie gebrochen in ihrer Lieblingsecke saß, in der tiefen Fensternische der Kastellanwohnung, von der au» man den Eingang zur Burg übersehen konnte. Sie, das Ebenbild ihrer vermeintlichen Mutter, stürzte auf dte ihr mtt bangen Augen Entgegensehende zu, fiel ihr zu Füßen und klagte sich in tiefer Reue ihrer Schuld an. „Ich durste niemals dem Befehl des alten Grafen ge- horchen. Mutter. Nein! hätte ich schreien müssen und war es auch noch vor dem Altar. Mll dem Bilde des geliebten Mannes schwor ich dort einen Meineid — ihn hatte ich im Herzen, immer — immer! Ich brach ihm die Treue, Mutter, mll allem, was an heißer Liebe in mir war, ich dachte nur an den Iugendgeliebten und so wurde der Bub sein Eben bild. Und die Strafe Gottes trifft mich jegt hart aber gerecht. Geduldig werde ich tragen, was mir auferlegt wird, denn" — ihre Stimme wurde zu einem Flüstern, — „uh Unselige habe nicht den Tod meines Mannes beweint, son dern ihn als eine Befreiung angesehen Dafür gibt es keine Verzeihung, Mutter, ich muß mich damit abzufinden suchen. Hilf mir, daß ich dem noch immer geliebten Manne weiter alles gebe, nach dem ihm verlang« in den kurzen Stunden unseres Zuiammenieins. wenn er meine Anwesenheit be gehrt — Ich schwöre zu Gott, daß meiner Liebe nichts Sünd haftes mehr anhäng« sie ist mir heilig schon um meines Kinde» willen Auch dieses soll dem kleinen Junker an> hängen mit derselben Liebe, die ich einstmals meinem Jugendgespiel gab Was brauche ich weiteres zu meinem Leden Die Lästerzungen sollen nicht in meine heimliche Welt eindringen und sie werden schon halt machen vor dem armen Krüppel droben, der sein Kreuz wie ein Heiliger irägt." Rose stand aufrecht im Zimmer, ihre Augen leuchteten im überirdischen Licht, und die Wangen brannten ihr Sie wußte es selber nicht, wie sie die rechten Worte hatte finden
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