57 Mietshaus Sedanstraße, erbaut von E. Lehnert 1874, zerstört dendes Kranzgesims, hinter dem das flach geneigte, abgewalmte Dach verborgen bleibt. Die Hauptansicht ist die von der Gartenseite. Sie zeigt eine dreiteilige Komposition: der risalitartig vorgezogene Mittelteil ist in großen, gekoppelten rundbogigen Fenstern und Loggien geöffnet; die Seiten bleiben flächig geschlossen, zwei übereinander lie gende hochformatige Fenster bilden ein vertikales Band. Es ist die dreiteilige Komposi tion, wie sie sich in Venedig aus dem romanischen und gotischen Palazzotyp in Renais sanceformen weiterentwickelt hatte und dann in den großen Palästen Genuas aus dem 16. Jahrhundert übernommen worden war. Der Hauptraum im Inneren von Sempers Villa bestand in einem zentralen, oktogonalen, durch beide Geschosse hinaufreichenden Salon, den ein Oberlicht beleuchtete und um den sich im Erdgeschoss die repräsentativen Wohnräume, im Obergeschoss die Schlafräume gruppierten. Nach der Flucht Gottfried Sempers im Mai 1849 hatte Georg Hermann Nicolai die Pro fessur an der Akademie erhalten. Die Architekten in der Nachfolge Sempers waren Schüler von Nicolai. Man sprach nun von der »Dresdner Schule«. Nicolai selbst hatte das Vorbild der Villa Rosa 1851-52 in der Villa für den Mineralwasserfabrikanten Struve an der Prager Straße - später an die Wiener Straße versetzt - abgewandelt. Seit Mitte der 1860er bis in die 1880er Jahre hinein wurde im Straßendreieck zwischen Bürgerwiese und beiderseits der Wiener Straße nach Westen eine Villa nach der anderen gebaut. In dem Bauregulativ von 1863 waren nicht nur geschwungene Straßenführung und groß zügige Parzellierung festgelegt, sondern auch ein »edler Baustil« verlangt worden. Die