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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 08.06.1933
- Erscheinungsdatum
- 1933-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193306080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19330608
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19330608
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1933
- Monat1933-06
- Tag1933-06-08
- Monat1933-06
- Jahr1933
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 08.06.1933
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> Oop>rizkt b> Martin keucktvanger, llall« (Lssle) >58 In den großen Zeiten des Werdens und Wachsens wallen die Ereignisse wie Nebel. Es ist nicht leicht zu er kennen, was an Gestalt unv Form sie bergen. Der Einzelne ist im Ganzen nicht mehr als ein Nebel- tröpfchen. Er leidet und duldet. Er wird hin und her gezerrt, geht unter, kommt her auf... Wie es der Zufall, die Bestimmung will. Jeder einzelne ist, im Zustimmen und Ablehnen, Mit träger und Milgestalter des Geschehens. Er hilft zum Sieg, er führt mit zum Untergang. Nur wenigen ist es vergönnt und möglich, bewußt und zielsetzend in den Lauf der Dinge einzugreisen. Man nennt sie die Großen dieser Welt. Mai 1812! Die Bataillone Napoleons sammeln sich auS aller Völker Länder. Sie stampfen über die Erde, zerstampfen das Alte, sollen Baumeister sein an einem gigantischen Reich, das über Europa hinaus bis nach Indien reicht. »Roch drei Jahre!" prophezeit kühn der Titan auf dem französischen Kaiserton, »und ich beherrsche das Uni versum .. Er hat in seine Rechnung nicht das eine eingestellt, auS dem sich selbst das Gewaltigste zusammensetzt: den Atom der Geschichte, den einzelnen. Machtlos an sich, wird er der wahre Herr der Ge schichte, wenn er sich mit seinesgleichen fest verbindet zu tlargewolltem Zweck. Vavoleon bat vergessen, daß allzu großer Druck zur rxploston sühn, daß auch er abhängig ist von den Ge walten, die ihn emporgetragen. Die Welt duckt sich unter dem Schritt seiner Bataillone. Aber diese Bataillone fangen an, widerwillig zu ziehen. Sie sehen den Zweck nicht ein, weshalb noch mehr Blut fließen soll. Frankreich ist der Herr der Erde. Was nützi es dem einzelnen? Die Säckel des Kaisers sinv gefüllt, die deS Staates leer. Steuer- und Militärlasten werden von Tag zu Tag drückender. Um eines Volkes, einer Gemeinschaft Freiheit willen? Um Glanz und Ruhm für einen einzigen! Die unterdrückten Vielen heucheln noch Ergebenheit. Aber mit Haß folgt die Mehrzahl dem Panier, das grenzenloser Ehrgeiz vorausträgt. Zu welchem Ziel? Ins Unermeßliche! Der Kaiser, ohne es selbst zu ahnen, steht am Ab- gründ. Seine Instinkte haben ihn verlassen. Er fängt ernstlich an, sich für einen Halbgott zu halten und vernachlässigt also manches unbedingt Notwendige. Stunden der Niedergeschlagenheit kommen zwar, ja, mehren sich. Er weist sie ab, glaubt ihnen nicht, hält sie nicht für Stunden der Einsicht, sondern für Folgen seines körper lichen Leidens. Durch seine Felder reitet Graf Thiel.' Seine Stirn ist umwölkt, sein« Augen sehen nicht die Umgebung. Sie schauen in die Zukunft. Der große und skrupellose Verehrer Napoleons ist zweifelhaft geworden. Napoleons rücksichtslose Verhandlungen mit Oester reich über die Abtretung Schlesiens an Oesterreich, hat «t. Peter im Manz von tansenb Lichtern. Anläßlich des Pfingstfestes war die Gt.-Peters-Kirchc in Rom mit vielen tausend Lichtern illuminiert Und bot diesen wunderbaren Anblick. DaS deutsche Bauernhaus. Westfälische Gehöfte in Elleringhauscn, deren schöner Fachwerkbau ost Jahr hunderte überdauert. Wie London den Geburtstag deS Königs feiert. Unser Bild gibt eine Uebersicht über die große Parade, die anläßlich des Geburtstages des Königs von England vor dem Gebäude der Admiralität in London veranstaltet wurde. Interessant ist die dekorative Wirkung; die durch die malerische Umgebung und die Truppenaufstellung hervor^ gerufen wird. Bilder links. Attentat auf BenizeloS und seine Gattin. Auf den früheren griechischen Ministerpräsidenten Venizelos wurde ein Revolverattentat verübt, bei dem der Staatsmann selbst nur leicht verletzt, seine Gattin jedoch schwer ver wundet und ein Begleiter getötet wurde. Mit dem Ablerschild ausgezeichnet wurde der hervorragende Heidelberger Physiker Professor Philipp Lenard, der für die wissenschaftliche Erforschung der Kathodenstrahlen bereits im Jahre IMS mit dem Nobel preis ausgezeichnet worden ist. Deutsche Arbeit im Auslande. Im Hafen von Antwerpen sind jetzt zwei Klappbrücken in Betrieb genommen worden, die von einer deutschen Firma hergestellt wurden. Jede Brücke hat eine Stützweite von 40 Meter bei einer Breite von über elf Meter. Die Ver gebung dieses Bauauftrages an Deutschland ist ein neuer schöner Beweis' für die Weltgeltung deutscher Arbeit. ihm viel Freundschaft unter dem Adel gekostet. Gern er klärte man sich offen gkgen ihn. Aber man ist Nug ge worden, überlegt und zögert. Napoleons Glück ist eine gute Schule der Diplomatie für die, die von ihm ab hängen. Noch steht Preußen im — erzwungenen! — Bündnis mit ihm; noch hofiert Oesterreich den splendid versprechen den Schwiegersohn. Allein man munkelt, man munkelt... Thiel lächelt grimmig, schüttelt den Kopf..» Was für Zeiten! Drüben liegt Pickdorf. Er steht das Dach deS Herren hauses. Die Fürstin Windischgrätz hat es noch nicht wieder betreten, seit sie sich verheiratet hat. Man sagt ihr nach, sie sei eine vorzügliche Mutter, hege und pflege mit fast bürgerlicher Einfachheit ihre Kin der eigenhändig. Zwei kräftigen Söhnen hat die noch nicht Zwanzig jährige das Leben gegeben und ihrer dritten Niederkunft steht sie entgegen. Dennoch findet sie Zeit zu wichtigeren Dingen. Seit sie mit dem Freiherrn vom Stein, der selbst als Verbannter nicht ausgehört hat, eine Macht zu sein, in regelmäßigem brieflichen Verkehr steht, ist Jgnls eine andere geworden, stark und kühn ihren Willen durch setzend. Man weiß, daß der Schwiegervater sie vergöttert. » Ihr Gemahl? Sie gängelt ihn, indem sie alle seine Liebschaften duldet, aber Sorge trägt, über sie alle Bescheid zu wissen. Jgnis, die kleine Jgnis, die so voller Unschuld und Sanftmut war und so gern gehorchte... Wie die Zeiten die Menschen verändern! Ueber Wien hinaus ist jetzt ihr -käme gedrungen. Man redet von ihr mit Bewunderung und Ächtung. Was sie getan hat, ist die Kriegserklärung einer ent schlossenen Frau an den Beherrscher Europas.
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