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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.09.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070911011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907091101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907091101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-09
- Tag1907-09-11
- Monat1907-09
- Jahr1907
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Nr. 252. 10L. Jährst. Leipziger Tageblatt. Verlauf übrigens mehr als nötig geheim gehalten wirb, scheinen reckt langiaw vorwärt- zu schreiten. Dem Vernehmen nach hat sich die preußische Regierung dahin schlüssig gemacht, im Bundesrat sür eine Erw.iterung cer amtSgerichilicheu Zuständigkeit aus einen Streitgegenstand von 1000 einmtrete«. Der Bundesrat hat danach uoch keinen Beschluß gesagt. Zurzeit sind di« Amtsgerichte außer für gewisse eilige Sachei«, wie ;. B. Miet»- und t^sindestreitigteiten, zuständig für Sachen von einem Werte bis zu 300 Maa will ihnen dazu noch zuweiseo die Sachen von 300 bis 1000 < Für diese würde dann in erster Instanz der Anwalts zwang sortsallen, der ja für Prozesse beim Amtsgericht nicht besteht, .tu AnwaliSkretten dürste der Boischlag Preußens daher nicht riet An klang finden. Ob eine solche Aenderung überhauvt besonderen Wert baden würde, läßt sich nur beurteilen, toenn man die Resorinen kennt, die sonst noch im amtsgerichtlichen Bersahren bUlchzesührt werken sollen. Da sie aber noch nicht bekanntgegeben werden, so heißt es vorläufig: abwarten! * Ucber Vic zukauftige höhere Postlausbahn, deren Wiedereröffnung im Prinzip beschlossen ist, weiß die„Deuticke Zeitung" zu berichte», daß die ü-folge des Soinmcrnrlaubs unterbrochenen Borarbeiten nach Rück kehr des StaatSiekreiars wieder ausgenommen werden. Die von der »Täglichen Rundschau" an der Hand von WahrscheinlichkeitSberechnnngen au' estellte Behauptung, daß bis zur Wiedereröffnung der höheren ^aufbakn noch eine Reihe vou Jahren vergehen würden, ist schon des halb unzutreffend, weil die neuen Bestimmungen bereits scrtiggestellt lind nnd nur noch in unwesentlichen Punlten eine Aenderung erfahren werden Da von der Annahme der Bewerber bis zur Erlangung einer eraismäßigen Stelle eine Reihe von Jahren vergeht, kann eine Wieder» eröffiiung nicht mehr länger hinaus,',«schoben werden. Die Zeitschrift der höheren Postbeamten kommt übrigens zu dem gleichen Ergebnis und richtet au die Beiwalluug die durchaus berechtigte Bitte, im Interesse der Beamten unk Familienväter, die ihre Söhne der Postlaufbahu zu» 'ühren möchten, mt der Beröffentlichung des ZuknuftSprogrammS nicht mehr länger zu warten. * Jur Koblenzer Spionageaff-irc meldet der „L.-A", daß die Schuld des Bi «Wachtmeisters Girnstein in Koblenz noch keineswegs erwiesen ist. Es ist noch nicht festgestellt, ob Girusteiu dem Schr- wara Druckvorschrilteu ausgchänrigt hat. Er bestreitet ganz entschieden jede Mitschuld an dem Diebstahl der Drucksachen auf kein Koblenzer Regimentsbureau. Diesen habe Schiwara allein ausgesü. rt, als er den il>m befreundeten Gnnstein auf dem Geschcrstö- nmmer beiuchie Geg nwariig schweben Ermittelungen darüber, inwieweit die gestohlenen Bücher als Gehennvorichriften anzuseheu sind. * Tie (shristilchsoziuleii hielten ihren Parteitag dieser Tage in Elber'elr ab. Mau erklärte ras preußische Landtagswahlrecht für rewrmbekürflia, iprack sich u. a. sür geben»« und tnelte Wahl aus wwie für die Beteiligung des plutolratnchen Charakters des Wahl rechtes, ebne aber die Reform näher zu bestimmen * Falsche Gerüchte. Zu der Behauptung der „Deutschen Tagesztg.", die „Nationalztg." solle mit den „Berliner Reitest. Nachr." vereinigt w.rdcn, schreiben die „Berl. Reuest. Rachr." unter dein Stichwort: Ein 'cilschcs Gerücht: „Tie „Deutsche Tageszeitung" will aus . sicherer" Quelle erfahren haben, daß die „Rationalzeitung" demnächst mit nuicrm Blatt vereinigt werden solle. So schwer cs uns ankommt, den Glauben an die „Sicherheit" der Quellen der „Deutschen Tages zeitung" erschüttern zu müssen, so können wir doch nur feststellen, daß das geschätzte Blatt durch seinen Gewährsmann irregeführt worden ist. Die Rachricht von einer Bereinigung der „Nationalzeitung" mit den „Berliner Neuesten Nachrichten" ist falsch." — Eine Berliner Zei- tunpskorrespondenz wollte von Unstimmigkeiten erfahren haben, die anläßlich der Verleihung neuer Fahnen im Bereich des 7. und des >0. Armeekorps durch Meinungsverschiedenheiten der Kvntingentsherren angeblich entstanden gewesen seien. Tie Nachricht, die wir von vorn herein mit einem Fragezeichen versehen hatten, stellt sich» wie uns mit- actcilt wird, als völlig unzutreffend heraus. Wie stets, ist auch in diesem Falle genau nach dem Herkommen verfahren worden. * Kleine Nachrichten. König Karl von Rumänien mit dem Thron- olger und dem Prinz»n Karl von Rumänien trafen gestern nachmittag zum Bc'uck ter vecw'twe'en Fürstin Leo.'olv von Hodenzollern in Sigmaringen ein — Die „Nviddeuiil e Allgemeine Zeitung ' teilt mit: Ter japanische. Botschafter Graf Jnouye ist am 9. September in Nodcrney eingetroffen, um sich vor ker Abreise nah Japan von dem Reichskanzler Fürsten v. Bülow zu verabschieden. Ausland. L^sterreich-Unffarn. * Geplante Demonstration. Aus Pest wird gemeldet: Tne Ver- kreier sämtlicher Arbetter- nnd Fachvereine beschlossen, am 10. Oktober »läßlich der Erössmiug des Parlaments im Interesse des allgemeinen Stimmrechtes eine Straßenkundgebuna zu veranstalten und die Arbeit an diesem Tage eiuzustellen. Die Arbeiter beabsichtigen, solche Demonstrationen in allen Teile» des Landes zu veranstalte». * Der Ausgleich. Ans Wien berichte! uns ein Privattele» g r a m m unseres ü'r.-Korrespondenten: Aus Pest wird gemeldet: Tie ungarische Negierung verlangt neuerdings in Verbindung mit der Er ledigung des Ausgleichs die Erfüllung ihrer nationalen HeereSfordernngen. Das Pester Organ KossuthS droht im Falle der Ablehnung des ungarischen Standpunktes mit dem Abbruch der Verhandlungen. Velaren * Der Streik in Antwerpen. Aus Antwerpen wird gemeldet: Zur Beilegung des Ausstandes'wurde vom Vermittlungsamt ein Ber. gleich-oorschlag gemacht, der aus folgenden Grundlagen beruht: N Der Lohn wird um 50 Centimes erhöht; 2s die Arbeiter verpflichien sich, vor Ablauf eines Jahres nicht mehr von Lohnerhöhung zu sprechen; 3i sür Ueberstunden keinen Lohnzuschlag von 50 Prozent zu verlangen. Die Arbeiter scheinen geneigt zu sein, aus den Vorschlag emzugehen. Nuß! and. * Die Geistlichkeit mit Landbesitz und die Reichsdomawahlen. Be kanntlich hat das Wahlgesetz vom l6. Juni d. I. den russischen Agrariern, zumal solchen, die für die Verwirklichung der Pläne der russischen Zen- tralregiesung unentbehrlich sind, ziemlich günstige Perspektiven eröffnet, und daS letzt zur Aufstellung gekommene Verzeichnis der Wähler bestätigt in vollem Umfange, in welch günstiger Lage sich die russischen Agrarier bei den bevorstehenden Reichsdumawahlen befinden werden. Denn auf 148 Bezirke des europäischen Rußlands kommen 7811.Großgrundbesitzer, 40 580 Kleingrundbesitzer und 10 068 Geistliche mit Landbesitz oder auf 100 Großgrundbesitzer etwa 520 Kleingrundbesitzer und 129 Geistliche mit Landbesitz. Das vassive Verhalten der Wähler unter dem Einfluß des neuen Wahlgesetzes hat es nun zunächst dahin gebracht, daß von je 100 Großgrundbesitzern 72, und von ie 100 Kleingrundbesitzern nur noch 26 sein werden, während die Zahl der Geistlichen mir Landbesitz fast un verändert geblieben ist, was für diese natürlich von großem Vorteil sein wird. Interessant ist nun die prozentuale Beteiligung der Agrarier an den früheren und den zetzigen Neichsdumawahlen: Bei den vorigen Neichsdumawahlen 1. Großgrundbesitzer 5,4 2. Geistlichkeit mit Landbesitz 5,6 3. Kleingrundbesitzer 8,9 Bei den jetzigen Neichsdumawahlen 12 18 70 Aus der vorstehenden Tabelle und den zur Verfügung stehenden offiziellen Angaben gebt deutlich hervor, daß die Geistlichkeit mit Land besitz bei den jetzigen Neichsdumawahlen eine sehr große Rolle spielen und der russischen Negierung wohl gute Dienste leisten kann. Denn bei 148 Bezirken sind es nicht weniger als 71 Bezirke, wo die Geistlichkeit mit Landbesitz bei den diesmaligen Neichsdumawahlen die Oberhand bat, während sie bei den früheren Neichsdumawahlen nur einen geringen Ein fluß ausüben konnte und kaum ein Fünfzehntel der Kleingrundbesitzer ausmachte. Dadurch wird der Ausgang der jetzigen Neichsdumawahlen in einer Reihe von Gouvernements lediglich von der Stellungnahme der Geistlichkeit mit Landbesitz abhängen. * Politische» Allerlei. Aus Petersburg erhalten wir folgendes Tete- gramm: Aus dem Lande liegen folgende Meldungen vor: In Moskau ist eine Sitzung des Zentralkomitees der Partei der friedlichen Erneuerung volfteilich verboten worden. Eine Versammlung der Srmstwo hat ein stimmig mit sechs Etimmentl aliungen die Regierungsprojekte über die Einführung der Dors« nnd Kreisselbstverwaltung abgelebnt. — Ter Verband des russischen Volkes ist der internationalen antisozialistischen Liga beg-treten. Durch eine Vertilgung der Polizei in Bialysto! wird »ine Strafe von 3000 Rubel verhängt sür den Fall, daß die sanitären Maßnahmen außer acht gelassen werden. — In Moskau ist ei» Soldat kriegsgerichtlich »rschoffen worden, weil er einem Arrestanten bei der Flucht behilflich gewe en war. — lsin gestern veröffcnilichtes Rundschreiben des Ministers des Innern erleilt den Gouverneuren Anwei'ungen über die Art und Weise der Stinunenabgabe bei den Dumawahlen in den Ztädten und Instruktionen au- denen erhellt, daß die gcheinie Stimmen abgabe gesichert ist und jede Wahlagitation in Wahllokalen durch Ausrufe, Flug blätter uiw. untersagen. * Ter Kreuzer „Rurik", der in England »ibaut ist und der bei seiner ersten Pcobeialm die kontraktliche Gcschminvigkeit n ch' erreicht halte, leistete nach einer Meldung ans Petersburg bei einer neuen Probe die Vertrags- mäßigen 21 Knoten. Da eine höhere Schnelligkeit nichl erzielt werden tonnte, verschob die Abnabmekommission ihr Endurteil bis zur drillen Pro; e- sahit, In Maiinelreien bezetch et man den Tyv das.Rurik' wegen lener geringen Geichwi'digleit als unzulänglich. — Tas Mariiiemini, crium prüft lie Baupläne und Kostenanschläge sür vier neu zu erbauende Schlacht schiffe von je 2l000 Tonnen Deplacement., Türkei. * Ter Metropolit von Trama. Aus Konstantinovel wiid gemeid«: Die Pforte verlangte neuerdings von dem Patriarchat mündlich die Abbeufun, des Metropoliten aus Trama. Sollte dem Verlangen nicht nachgekommen werden, so sei die Pforte entschlossen, ihn gewaltsam ans Drama auszuweisen. China. * Rebellen. Aus Hongkong berichtet ein« Depesche: Die Unruhen im Distrikt Lien-Tschou werden aus Meutereien von Soldaten zurückaefübrt. Banditen, die sich mit ii neu verbündeten, griffen die Hauptstadt LeS Distrikts an, wurden jedoch abgewiesen. Marokko. * Zur Situation. Ans Paris wird gemeldet: Die Antwort Deutsch lands auf den sranzvsi'chen Vorschlag über die marokkanische Polizei trai vor gestern nachmittag in einer chiffrierten Depesche im AuSwaitigen Amt ein und wurde .wischen 6 und 7 Uhr vom Minister Pichon dem Ministerprästdenten selbst überbracht. Clemenceau sprach sich zu einigen Journalisten, die er noch in später Stunde rmvsing, dah.n aus, das, die Note jur Franlreich durchaus zufrieden stellend sei und nichts enthielte, was man nicht schon erwartet habe. — Feuilleton. Theater und Konzerte. Leipzig, 11. September. O 8 Neues Theater. jtzteu einstudiert: „Die Hochzeit des Figaro" von Mozart.s — Der Hauptwert der Neueinstudierung von Mozarts „Hochzeit des Figaro" lag vornehmlich im Zusammen wirten der Musil mit den szenischen Vorgängen und der schnell vor wärts drängenden Handlung, so daß die Herren Oberregisseur v. Wymstal und Kapellmeister Porst die Ehre deS künstlerischen Erfolges zu gleichen Teilen beanspruchen konnten. Das Dekorative hatte man von früher beibehalten. Aber eine Unmenge seiner Einzel heiten belebten und individualisierten die mannigfach wechselnden Bil- der. Vvn gewisser Bedeutung war u. a. der Umstand, daß Einzel- ,-rien nicht, wie ost beliebt, ohne Bedenken ms Publikum hineingejungen, .'Iso vorwiegend konzertant behandelt wurden, sondern daß vielmehr er Vortragende sich immer, soweit er sich nicht allein befand, dem be- : reffenden Partner zuwandte, ein feiner Zug, der alles lebendiger und natürlicher machte. Soloaricn wurden ähnlich behandelt. Der Graf ging während des GeiongcS gleichsam sinnend auf und ab, Bartolo ließ sich ,iii Beginn seiner Arie in den Lehnstuhl nieder ufw. Hier und da ging man in der Verlebendigung von Bühnenbild und Vorgang wohl auch n weit. So kann ich mir kaum denken, daß im Boudoir und in Anwesenheit des gräflichen Paares Figaro und Gärtner fast hand gemein werden, oder Bartolo in zorniger Erregung, mit dem Stocke drohend, auf den Stuhl steigt. Zu viel Natürlichkeit wird hier Un natur, aber meiner Meinung nach ist doch auch eine schöpferische Kraft vielen lassen besser, als gar keine ausweisen können. Zwei Haupt- ollen waren neu besetzt: Graf nnd Gräfin Almaviva präsentierten >-ch zum ersten Male. Frau v. Florentin schien unter Jndispo- 'ikion zu leioen. denn die Stimme sprach nichl an, die Intonation war orwiegend unrein und die Ncznanve ließe», vor allem im Secco, an Präzision und Deutlichkeit nicht wenig zu wünschen übrig. Darstellerisch löste die Künstlerin ihre Ausgabe befrie ¬ digend, obwohl ich fest glaube, der Charakter der Gräfin wüste nicht unbedingt so starr, io va gotisch und ernst ge'-ni werden, wollte sich die Münoel des Doktors, die beinahe zu einer Vergangen- beit gelangt wäre, beim lustigen Papa Rossini, allmählich so verändert haben? Etwas von deren llebermut, besten Erbin nun Susanna ge worden, kann der Gräfin doch geblieben sein! Herr Käse beging einen ähnlichen Fehler. Wer ist Almaviva? Ein Lebemann aus des Lebens Hochschule, ein Gourmand in Liebessachen, ja vielleicht ein Don Juan, nur daß er s nicht publice, sondern sein im besonderen treibt. Herr Käse sang prächtig, gab seinem Grasen jedoch zu sehr ,e Allüren des Herrn und Gebieters. Ein wenig herabsteigen dürfte ,r schon und sich einen etwas niedrigeren Kothurn anschaffen. Wie ?crr Käse den Charakter seiner Auffassung entsprechend durchsührte, n r an sch lobenswert der Konsequenz wegen. Die sonstige Besetzung ist von früher her wohlbekannt: der vorzügliche Figaro deS Herrn Rapp, die amüsanten Typen des Doktors und deS Musikmeisters ldie Zerren Kunze und Marion, dieser endlich mal nicht im Abbate- kostüoft, und die Damen Eich bolz als verschmitztes Kammermäd chen mit so vollkommener musikalischer Durchbildung, der niedliche Page Cherubim der seine Lieder allerliebst sang (Frl. Fladniker), das schmucke Bärbchen des Frl. Franz und die komische Alte, Marcelline iFrl. Schlägers, die an sich das Wunder erlebt, an einem Tage Braut, Mutter und Schwiegermutter zu werden. Alle einzelnen Mil wirkenden fauch die Herren Kaysel und Scholzals tüchtige Chargen spielers unternahmen cs, jeglichem Punkte, sogar dem an sich Un scheinbaren, gewisse Bedeutung und Prägung zu verleihen und hierin lag der besondere Wert der Vorstellung. Die seelische, musikalische und kulturelle Bedeutung des Werkes und des Meisters Amadeus kam zu schöner Geltung. * 0. K. vrinneruugcn an Ignaz Lachner. (Zu seinem 100. Geburtstage ain II. September 1907. In sehr kümmerlichen Verhältnissen war Janaz Lachner ausgkwachien, denn sein Vater bezog als Organist zu Rain in Ober- bayern ein-n Gehalt von 124 fl. 20 kr. und hatte damit eine Familie von 9 Köpfen sich irine Fran und 7 Kinder) zu ernähren. 9» zwei Stuben war die ganze Familie untern»bracht und gar oft nab es, wie Vincenz, ker lüvnste Sahn 'päter einmal erzählte, sür jedes der Linder nur ein Stück Vrot. welches Frühstück, Mittagsmahl und Abendessen in sich vereinigte. Wenn r- aber »och 10 kümmerlich herping, so wurde doch stets musiz ert, und der Vater nahm eS mit der Erteilung res Musikunterrichtes an seine Kinder, von denen der älteste ^obn, der an- erster Ede flammende Theodor 1798 geboren, am LP Mai 1877 als Hosorganiit in München gestorben, leider sehr selten genannt wild ans zwei Schwestern, Tdella und Christiana. Vie später als Organistinnen in Augsburg und Rain ihr Brot verdienten auch Eiwädnung verdienen, sehr ernst. Gleichwohl sollten dl« Kinder keine Musiker werden. Theodor allein wurde aus dem Seminar zu Neuburg an der Do'a> zum Organisten aasgebilftrt. Franz, der später der bedeutendste d> * uji.ertrios wurde und am SO. Jannar 1890 al» General-Musiki or in München starb war zum Beamten oder Geistlichen bestimmt u d kam in das königliche Institut sür Gvrnnasialichüler in Neuburg, Jgvai und Vincenz wllteu Lchrcr werden und studierten am Gymnasium zu Augsburg. A!S der Vat»r 1819 starb, bedauerte er, die weitere Ausbildung seiner Kinder nicht mehr überwach»» zu können und ahnte, daß die rlben nunmehr gegen seinen Will-n zur Musik übergeben werden. Tbeodor übernahm vorerst d-s Vateis Stelle in Rain, ging ober bald nach MiEchea, wo er O'ganni an der St. P.terSkEche wurde und wohin er auch seine Stiefbrüder Franz und Ignaz zog. Franz ping nnch Wien. Ignaz, der schon im Alter von 6 Jahren rin Violinkonzert vou Pleyel tadellos spelen lonnte, wurde Violinist am Jjaltortheaier und benutzlr leine freie Zeit, um sich bei Moliqur, der damals der Münchner Hoikapelle angehörte, weiter auSzubÜden. Im August 1824 rief Franz leinen Brüter Ignaz nach Wün, wo dieser als Orchestrimitglird und Repetttor am Närntlmeriortdealer und als Oriaiiist in der evangelischen Kirche Anstellung fand. Er wußte sich hier so schnell zur Geltung zu -ringen, daß er sclon am 18. Oktober 1825 zum Vize- kuprllmei ier de- Kärnthnerionheaiers ernannt wind« Ignaz war von den Brudern, vir ja alle viel briumgekommen waren, ter lebhafteste und beweglichste und hielt es nie lange auf einem Platze ans. Im Jahre 1831 folgte er einem Ruse als Ho'musikdirc'tor nach Stuttgart, kam 1842 an die Hosoper nach München, 1853 ber es ihn das Siadtti rater in .Hamburg als seinen eraen Kapellmeister dahin, 1858 wnrce er königl. schwedischer Hoskavellmemer in Stockcolm und 186> finden wir ibn endli l> in Frankiurt a M, wo er verblieb und am 18. Lktorcr 1875 uni« ranlhende» Ovationen sein R jädii »- Fub läu n al. Qrckejterbtriqent ieierte. Mit diesem Tag« stellte er auch seilte öffentlich« Tätig Mittwoch, 1l. Serttember 1V07. „Daily Mail" meldet aus Tanger: Die Beziehung«» zwtlche» der franzö sischen uno der spanischen Regierung und recht heikel. Die Spanier wünschen eine größere Truppenmacht auszuienden, als die Franzosen wolle», und baS Kommando der kombin erten Arme« einem spanischen G-neral übertragen zu sehen. Frankreich weigert sich absolut, tieranf einzugehen. — Berichten au« Manakesch zufolge loll Mnley Hasid außer stand« sein, »ine Armer zu organisieren, da ihm die Stämme weder Mann schaften noch Geld liefern. R»r 500 Mann seien verfügbar; diesen sei eS nn- möglich, die Plünderung der den geflohenen Europäer» g»höligen Häuser durch den Pöbel zu veihindern. — Weiter wird au- Tanger telegraphiert: Wie nunmehr berichtet wirb, soll die Abreise des Sultans Abdul Äziz au- Fez nach Rabat wahricheinlich am 12. September stattfinden. Amerika. * Vancouver. fDgl. Leitartikels Die Asiaten haben begonnen, Waffen und Munition einzukaufen, um bei etwaigen weiteren Angriffen der Weißen Widerstand zu leisten. Die Beamten haben die Waffen händler angewiesen, den Verkauf einzustellen; aber Hunderte von Chinesen und Japanern hatten sich schon vorher den nötigen Bedarf ver schafft. 200 Spezialschutzlente patroullieren in der Stadt. Im Falle eines neuerlichen Angriffes soll die Miliz einberufcn werden. Man fürchtet, daß ein abermaliger Ausbruch der Feindselig- leiten unmittelbar bevorsteht. * Tas Vnde einer Vvisode. Ans Mexiko wird deveichiert: Florencio Moranes un> Bernardo Mora, welche überführt nmrden, den früheren Präsidenten von Guatemala, BarillaS, nm 7. April ermordet zu haben, sind gestern hingericktet worden. Damit endet die Episode, welche damals zu einem Kriege zwischen Mexiko und Guatemala zu führen drohte. VIII. Deutscher Handwerks« und Gewerbekammertaq. L. n. 8. Stratzburff, 10. September. Nach einer Vorversammlung am gestrigen Abend, in der geschäftlich« Fragen erledig! wurden, wurde der 8. Dentsche Handwerks- und Gewerbekammertag im Frstsaalr des -ängerhaus-s eröffnet. Der Geichäftsiüdrrr Dr. Faiold iHnnnoveri erstattete d«n Geichäftsberiäit. Er wies darauf hin daß der Kölner Beschluß der Handwerkskammertagung, daß nur der das Recht baben solle Lehrlinge cu ballen, der mit Recht den Meistertitel führe, im Gesetz über den jogenannlen kleinen Besä! igungsnaÄweiS bereits seinen Ausdruck gefunden habe. Auch andere Anregungen der Tagung Kien berücksichtigt woiteu. Die Frage dec .Heranziehung gewählter Ai'.riierveitreter zur Bnukontrolle, gegen die sich die Nürnberger Tagung ausgesprochen habe, habe eine rege Diskussion hervorgernfsn Ebenso iei die Frage dcr Herarnievung ber Großbetriebe zu tun Kosten der Levrlingsknldnng eingehend behandelt worden. Mit Eingaben und Anregungen wurde an den ReichSlag heran'ktrelen. Viele seien allerdings dur!> die Auflösung im vorigen Herbst unter den Tiich gesallen und wüßten erneuert weiden. Ein gehend bnbe »ch ter Ausschuß mit der Frage einer Beleinfnchunq onierer .'srbeiter- versicherung'ge etze besaßt. Auch an cer aktuellen Frage der Errichtung von ArbeiiSkammein sei er nicht vorb'lgeaangen. llm die Schädigung zu bewe s-n, die das Handwerk durch die Kon umverein-' erleidet ist »ine Umirage veranlaßt worden. Aus Anregung verschiedener Handelskammern schloß sich der Ausichust dem Wunsche ans Einführung einer 3 Pig.-Postlarte an, ebenio sprach er sich tanir anS, daß die Bureanbeamten der Handweiksiammein in die Krankenver sicherung ausgenommen meiden sollen. Tie E-richtung von FnnnngSichieds- geriltten und Jnnnnq-lrankenkassen sei zu empiehlen. ES sei bedauerlich, wenn die Behörden ter E-richtung dieser Jnstittilion Schwierigkeiten in tun Weg legten. Feines wurde als notwendig erachtet, daß bei Kontursen von Hank- merk.rn nur geichattskundige Handwerker zu Konkursverwaltern »rnanni werden sollen. Erstrebenswert sei die Wiederherstellung der ermäßigten Geiellittasis- re sen be' der Eiienbnlm, damit den aen>erbl chen Korporation»» die JniveklionS- reiten und Beiichtigunien wieder ermöglicht werden. Auch Tarisermastigungen der Post, wie sie die Berussgenoffeujchaslea haben, seien wünjchenswett. Ter Tätigkeitsbericht wurde genehmigt. Ter -Handwcrkskammertag nahm rum Schluß folgende Resolution an: ,.1^ Tie r.rinee-, Marine- und Kolonialvernaltungen mögen, nachdem sie einen Teil ihrer Arbeiten selbst ansertigen und anch der Industrie einen weiteren Teil derselben überweisen, dein Handwerk in gleicher Weise entgegenkommen: 2 die staatlichen Behörden wie z. B. die Post und Eisenbahnvenvaltung. sollen dazu übergehen, ebenmlls ihre Arbeiten dem Handwerk, soweit angängig zur Aus- tührung zu übeuveisen; 3 die Kommunalverwaltungen sind anzuhaltcn dem ministeriellen Erlaß vom 23. De emder 1905 Folge zu geben und die loulinunalen Arbeiten durch die einheimischen Handwerker und Gewerbetreibenden ausfuhrcn zu lassen. Dadurch würde man den Handwerkern ein besseres Verdienst zu fuhren, inan wurde ihre wirtschaftliche Stellung verbessern und ihre Steuer-,att erhatten." Neu auf die Tagesordnung gesetzt wurde die Frage der Lehrlings haltung durch Nichthandwerker bezw. durch unselbständige Handwerker. Die große medizinische Woche. i. 8. n. 8. Bremen, 3. September. Mit dem heutigen Tage nahm die diesjährige große medftlnjsche Woche ibren Anfang, die mit einer von Jahr zu Jabr neigenden Teilnehmerzahl die anttl chen uno privaten ärztlichen Krei'e, Naturforscher. Kommunalbeainteu uns neuerdings auch der öffentliLeo Wohlfahrtspflege dienenden Frauen in den Herbstmonaten zusamwenführt. D-e Hauptveraastallung kieier Art ist der Deutsche Nalurfornl er- und Aerztetag, der in der nülsten Woche in Dresden zuiammentrilt und dein in vieler Woche hier in Bremen die Haupiversam nlungen des Deuischen Metizinalbeainten-Vereins uns des Deutschen Vereins iür öffeiit- liche G-sundheilSpflege vorausgehen. Tancb-n laufen noch Tagungen der deutschen Nervenärzte, der Geri.htsäizte, vcr Neurologen, Psychologen und der leit ein. Von seinen Opern wurden . Der Ge-ilerturm" und „Tie Reaenbrüder" 1837 und 1839 in Stuli art, die,Lcw-t-y' 1846 in München ausgefüllrt. Tie Musik zur Alpen'zene „Tas letzte Fensterln" wmde sehr povnlär Er schrieb anch sebr viel Kammermusik, Klav «werke und Lieder, die aber alle ganz ver gessen sind. Während Franz al- Opernkomponist nud namentlich als Schövfer zahlreicher Sutten, Vie leine Haupidomane waren, sehr geie-ert wurde, sand Vincenz als Pä agoge dir iebha teste Anerkenn' ng. Ignaz dagegen war, wie di»s schon ans einem ganzen Lebensgange hervoraeht, der viel begehrte Diri gent, der geiuchit Theaterkavellmeister. Er besäst, wie alle seine Bruder, die von irnhsster Jugend geübte gründliche Kenntnis aller Orchesterinstrumente, er war mit tonen ausgewactaen und groß geworien und als Diligent hatte er die lobenswerte Gewohnheit, nie die Au'inerkianikelt aus sich zu lenken und die Be wegungen des Taki'tockcs ans rin Mindestmaß zu beschränken. Er starb am 25. Fedruar 1895 zu Hannover, wo sein Sohn al- Direktor der Kunstgewcrbe- schule lebt, die bochue AtterS gffer ber Brüder Lachner. da- 88. Lebensjahr er reichend, und al- letzter der elben, die au- dem klassischen Zeitalter der Musik in die moderne Zett, di« ihnen jo wenig bkhagte, hin»inr«ichten. * Ruskins Verleger. In Loudon starb Freitag, reich an Jahren und an Ehren, der Kupferstecher und Verleger Georg Allen, der treueste Freund RuSkinS. Georg Allen begann seine Laufbahn sehr bcscheiden als Zimmermann. Im Jahre 1855 besuchte er die G»w« beschule, in welcher RnSlin, Gabriele Rosfetti und Blttne Jones uuterrichteten. Ruslin «kannte sofort die große küniilerisch« Begabung v»S inblligenten inngen Zimmeimanne-, veranlaßte jhu. zeichnen zu lernen, und machte ibn zu seinem Freunde. Hier wurde also der Verleger von dem Schriftsteller entdeckt. „Allen bringt John ZimmermannS- arbetien bei", tagte mit gutmütigem Svott Ruslias Vater, „und I hn lehrt Allen, ivir man Gentleman wird. Von Ruslin ge- töldert, begann Allen mit Ei'rr die Kupserstechkunst und zwar voinehmlich die sogenannte „geschabte Planier' (Mezzotinto) zu studieren. Im Jahr, 1857 bereits konnte er die Zeichnungen sür RuSkinS Werke stechen. Allen batte damals drei Stellenangebote erhalten: vou einem reichen Oheim, von Dante Gabriele Rosietti für den Bnchverlag Morri» und von der Re- giernng für da» Amt eines Oberausiebers über da- Mobiliar der Königlichen Paläste. Er zog es aber vor, mit RusOn zummmenzugrdeu, und arbeitete von diesem Tage an mit solcher E» cl.icklich'eil und mit solcher H ngebung an den Werken deS Meisters daß die beiden unzertrennlichen Freunde wurden. Im Jahre 1871 konnte Allen l» Kenton eine Drockerei einrichien nnd sich als RuS- kin« Verleger eiabli«en. Die Druckerei wurde ipäter nach Orpington verlegt; Allen ließ sich hier nieder und Rn-tta war lehr ost sein Gast und nahm mit tast kindlicher Freud« an dem Familien-eben seines Verlegers teil. DaS Unternehmen gedieh so großartig, baß RuSkin von 1886—1900 tt» diesem Jahie starb er) von Allen nicht viel weniger al< 1 Million Mark Tantiemen erhielt. Rach 1900 wurden an RuSkinS lsrben »ach mindesten» bOOlXB geiahlt. Allen gab aber nickt nur die Büct er seine» Freundes heran», sondern auch die Werke anderer Schriftsteller, u. a. die Weile Maurice Maeterlincks. Mit gutem Ge schmack und mit echter Ai nstlerliebe druckte er auch hübsch auSsrdendr, leichte handliche, elegant gebundene Bücher, die alS sogenannte „Liebhaberausgaben im Salon jeder vornehmen englischen Dame zu finden sind. * Kleine Vhrnnit. Der Hoiovern ängrr Hvpfl, Mitglied der Dresdner Hosoprr. verabschiedete sich am Montag abend nach zehnjähriger Tätigkeit als Amonasro in Verdi» „Aida" von dem Dresdener Publikum, um einem et renvollen R nfe nach Breslau Folge zn leiste».
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