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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.03.1932
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1932-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19320308010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1932030801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1932030801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1932
- Monat1932-03
- Tag1932-03-08
- Monat1932-03
- Jahr1932
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.03.1932
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Nr. 114 Sell» r Vrodvrr Nachrichkeu Vleaskag, G. MSrz ISN Gens, tm Haag und auf -en vielen Konferenzen, deren ,l>iritu5 rector er mar. in die von ihm gewollten und sür Frankreich gitnstigen Bahnen zu lenken. Al» diele Methode nicht mehr verfing. al» da» erwachende Deutsch» land zuerst in der Trtbunrage auf ein« Acnderung der deutschen Einstellung -rang, da wurde Brtand kaltaestellt und der Man» der trockenen Tonart, Poincars» gelehriger Schüler Tardicn, übernahm wieder die Führung. Wie ein veraltetem Aushängeschild verschivand mit vriand die Friedensiormel aus der französischen Politik und in Berlin wurden ihm von seinen Freunden vielleicht ehrlicher« Tränen nachgeweint, als in ganz Frankreich. Leine Kollegen in Kammer und Senat bereiteten ihm bei der Präsidenten wahl sogar einen glänzenden Durchfall. Da» war der Anfang vom Ende. Diese Demütigung hat der ehrgeizig« Briand nie verschmerzt. Von da an kränkelte er. Leine letzten Taten waren die Abwürgung de» Zolluntonplane» und de» Hoovervorschlage». Dan» nev-lnßte vriand» «ter», nm nicht mehr aufzugehr». S» ist auch dem Deutsche«. ter gern bereit wäre, dem toten Gegner die thm gebührende Shre widerfahre« zu lassen, unmöglich, Rühmende» Uber vriand zu sagen. Er war da» tonende Mundstück einer Zett und eine» Bolte», di« in ihrem schlechten Gewissen di« Notwendigkeit fühlten, mit schonen Redensarten über die Frevelhaftigkeit ihrer Taten hinwegzutäuschen. Darin war Vriand Meister. Sonst hat er die groben Ideen, denen er zu dienen vorgab, der Reihe nach nur mikbraucht: da» Ringen de» Arbeiter» um sozialen Ausstieg, den Kulturkampf um geistige Befreiung und den Gedanken der volkerversvhnung. In feinen Hän den wurde alle» zum Geschäft, zur leeren Formel. In Wirk- licbkett hat vriand -en von ihm vertretenen Idealen nur geschadet, am meisten der Sache de» Frieden», die er in einem geradezu trostlosen Zustand zurückläßt. BeilMkmidgebimgtn aus Mr Weit retlinMdntS ks Mesklum «mniaiers «»»kan, 7. März. Die GPU. tetlt mit: Der Attentäter Stern, der, wie bekannt, aus den Botschaftsrat an der deutschen Botschaft v. Twardowski geschossen hat, hat ein Tetlgeständnt» abgelegt. Er erklärte, er'gehöre einer terroristischen Gruppe an, die tm Austrage des ««»lande» sich zur Aufgabe gemacht hat, bi« internationale politische Lage der Sowjetunion zu verschlechtern und eine Krise in den Beziehungen zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion durch ein Attentat Hervorzurusen. Gin sechsfacher Mörder gefaßt Li«, a. d. Dona«, 7. März. Im Zusammenhang mit der Ermordung einer BaumeisterSaatttn Fant ist ein ge wisser Leitgöb verbastet worden, der nicht nur diese« Mord eingestanden hat, sondern noch süns weitere Morde, barnnter einen an seiner eigenen Grobmutter. Leitgöb ist 5» Fahre alt und wegen verschiedener verbrechen mit zwanzig Fahren Kerker vorbestraft. Man glaubt, daß die Zahl seiner Mord, taten noch größer ist. Sie Nachrufe der Pariser Presse Pari», 7. März. Der „T e m p S" widmet vriand einen ausführlichen Nachruf. Der Name Briand werde in der Geschickte mit der französischen Politik zur Organisierung dec> Frieden» verbunden bleiben. Seine Handlungen wür den stets der Beweis für den aufrichtigen Friedenswillen Frankreichs bleiben. Wenn diese Politik nicht alle die Er gebnisse gehabt habe, die man von ihr hätte erwarten können, und wenn sein grober Gedanke eine» europäischen Etaatcubundes sich nicht verwirklicht habe, so könne man ihm daraus keinen Vorwurf machen. Seine Politik werde fedoch weiterleben, da sic die Politik Frankreich» sei. — Die Spatabeudblätter, ohne Unterschied der parteipolitischen Einstellung, füllen ihre ersten Seiten säst ausschlicblich mit warmen Nachrufen für den verstorbenen Staatsmann. Selbst die „Liberts", die zu anderen Zeiten nicht Worte genug finden konnte, um Briand al» Mensch und Politiker herabzusetzen, erklärt heute, das, er den Traum aller Völker verkörperte. Traum und Hoisnnng auf den Frieden, dem er sein ganzes Leben gewidmet habe. „Part» Goir" er klärt, dalt die politische Karriere BrtandS als der drama tischste, heldenhafteste und gleichzeitig schwierigste Abschnitt in der Geschichte der dritten Republik wetterleben werde. Man könne seinen politischen Einslub kritisieren. Ma« werde aber niemals vergessen können, bab er im tragisch, sten Augenblick der französischen Geschichte der grobe Staatsmann gewesen sei. Der sozialistische „Sotr" hebt hervor, dab Brtand nnr wenige Jahre nach dem Tode StresemannS aus dem Leben scheide, mit dem er die Grund- Pfeiler für die Annäherung der Völker gelegt habe. Mit Briand sei der Mann dahingeschieden, der noch vor weni gen Monaten mit erhobener Stimme in der französischen Kammer erklärt habe, -ab eS keinen Krieg gebe, solange er lebe. Die „Information" betont, -ab der Verlust BriandS in Frankreich und im AnSlande eine tiefe Er- schütterung Hervorrufen werde. Der Tod des Friedens apostels werde in der ganzen Welt bedauert. SaS Beileid »er deutschen Negierung Berlin, 7. März. iEtgene Draht meld.) Die Nachricht vom Tode de» früheren französischen Auben- Minister» Briand, die in Berlin am Montagnachmittag eintraf, wurde dem in Essen befindlichen Reichskanzler Dr. Brüning, der dort am Montagabend seinen Ber- sammlungSseldzug für die Kandidatur deS Reichspräsiden ten v. Hindenburg begann, telephonisch mitgeteilt. Der Reichskanzler hat in seiner Eigenschaft als Außen- Minister nnd im Namen der RcichSrcgierung der fran zösischen Regierung da» Beileid Deutschlands über mittelt. Auch der Botschafter v. Hoesch, der am Montag Berlin verlassen hat und am Dienstag in Pari» eintrifft, wird im französischen Nubenministerium nochmal» baS deutsche Beileid zum Ausdruck bringen. Brüning übermittelte dem Berliner Vertreter der HavaSagcntur folgende Erklärung: „Mit aufrichtiger Trauer würdigt auch die deutsche Regierung den schweren Verlust, den daS französische Volk durch das plötzliche Hin scheiden de» groben französischen Staatsmannes Aristide Briand erlitten hat. Mit Briand verschwindet eine der be- deutcndstcn politischen Figuren der Zeitgeschichte: mit ihm verliert Frankreich eine seiner führenden Persönlichkeiten, die Welt eine ihrer interessantesten und bekanntesten poli tischen Gestalten. Kein ausländischer Staatsmann war wohl auch in Deutschland so bekannt und so viel genannt wie er. Sein Name ist für daS deutsche Volk verbunden mit den deutsch-französischen AnnäßerungSbestrebungen und wirb in diesem Sinne iortlebcn. Mag die Entwicklung der Dinge Deutschland auch schwere Enttäuschungen gebracht haben, so erkennt da» deutsche Volk doch an der Bahre dieses Mannes an, dab er, in unermüdlicher Pflichttreue seinem Hcimatlande dienend, gleichzeitig ein aufrichtiger und überzeugter Diener der FricdenSidce war, dessen ehr liches Streben der Annäherung zwischen Deutschland und Frankreich gegolten hat. Ich persönlich empfinde daS Hin scheiden BriandS um so schmerzlicher, als ich bei den deutsch- französischen Ministerbegcgnungen des letzten Sommers Gc- legcnhcit gehabt habe, mit Aristide Brtand persönliche Be- Ziehungen auzuknüpscn, und dabei seinen politischen Weit blick, seine Abgeklärtheit und die Wärme seine» Wesen» unmittelbar kennenzulerncn." Die Staatsmänner konöolieren Gens, 7. März. Der englische Aubenmtntster Simon übermittelte der internationalen Presse eine kurze Erklärung zum Ableben BriandS, in der es heißt, baß nur wenige Staatsmänner der letzten Zett sich einen so bedeutungsvollen Platz in der Geschichte erworben hätten ivie Briand durch feinen Dienst im Interesse seines Landes und durch sein aufopferndes Werk sür die Lache de» Frieden» und der Internationalen Freundschaft. Das englische Volk insbesondere habe in Brtand einen weisen, loyalen und großmütigen Freund verloren. Der Präsident der Abrüstungskonferenz, Arthur Henderson, erklärte: Der Tod BrtandS wird in Groß britannien und sicher in der ganzen Welt als schwerer Schlag für die grobe Sache empfunden werden, der er so trefflich diente. Er hat grobe Leistungen hinterlassen, unter denen nicht die geringste die Einberufung der Abrüstungs konferenz ist. * London, 7. März. Der König richtete an den Präst- dentcn der französischen Republik cin Beileidstelegramm zum Tode BriandS. — Austen Ehamberlain würdigte tm Unter haus in einer warmgehaltenen Rede die Verdienste BrtandS um die Sache des Friedens. Macdonald wird heute abend an den französischen Präsidenten cin Beileidstelegramm richten, da» mit den Worten schließt: „Briand war der Baumeister des Frie dens, und sein Verlust wird nicht nur in Frankreich, sondern bei jedermann, der guten Willen» ist, tief empfunden werben." * Washington, 7. März. Ti« Nachricht vom Tode vriand» hat in amtlichen Kreisen aufrichtige» Bedauern ausgelöst. Es wird daraus htngewiesen, baß ber Friedensapostel Brtand mehr Weitblick und Verständnis besessen habe al» die meisten übrigen französischen Politiker. Staatssekretär Sttmson erklärte in einem Telegramm an Tarbieu: „Seine unermüdlichen Bemühungen um Frieden und seine Leistungen werden ein Denkmal sü, sein ««denken und «ine Inspiration für die Menschheit bleiben. Die ganze Welt fühlt mit Frankreich diesen schweren Verlust. Iw be klage den Tod eines engen Freunde» und früheren Kollegen, sür den ich die grüßte Bewunderung und Verehrung fühlte." Ser Mkerbmid zum rode Brimids Genf, 7. März. In der heutigen Sitzung des Haupt- auSschufle» ber BülkerbunüSversammlung machte ber Bor sitzende Hyman» von dem Tode vriand» in bewegten Worten Mitteilung. Er würdigte die Verdienste deö Ver storbenen, der eine bewundernswerte Verkörperung deS Ideals des Friedens gewesen sei. Der französische Delegierte Paul voncour, einer der engeren Mitarbeiter Briand», sprach den Dank seiner Regierung au» sür die Anteilnahme de» Völkerbünde». Leiber habe Brtand den Ersolg seiner Anstrengungen um die Organtsieruug des Friedens nicht erlebt. Die Teilnehmer an der Völkcrbundöversammlung hatten sich während der beiden Ansprachen von ihren Sitzen erhoben. Die Beratungen wurden aus eine Viertelstunde unterbrochen. Masfennwr- infolge eines Grbfchaftsftretts Budapest, 7. Mär». In Mezöbereny hat ber «0jährige Landwirt Berecki im Lause eine» Streites, der wegen einer Erbschaft entstand, fünf Verwandte, nämlich eine 70iährige, eine 10jährige und 22jährige Frau, sowie die tm Alter von drei Jahren und fünf Monaten stehenden Kinder ber Zwelundzwanztgjährigen mit einem Veil erschlagen. Der Massenmörder sprang bann in einen Brunnen. Er wurde aber herauSgezogen und in Hast genommen. Gin Oberlan-jäoer ermordet Saarbrücken, 7. März. In der Nacht -um Sonntag wurde in Gchissweiler der Oberlandjägcr Schlad von bisher un bekannten Tätern erschossen. Schlad wurde zwischen 2 und ll Uhr nacht» von den beiden diensttuenden Nachtwächtern mit dem Bemerken geweckt, daß tn der Ktrcheustraße anscheinend Diebe am Werke seien. Unterwegs wurden plötzlich von zwei Selten 12 bi» 15 Schüsse ans ihn abgegeben. Ein Treffer verletzte die Schlagader, so daß der Tod bereits nach wenigen Minuten infolge innerer Verblutung eintrat. ArbettsbMuffimMttm »es RetMabtnetts Nerlt«, 7. März. Sobald ber PräsibentschastSwahlkamps vorüber tst, also unmittelbar nach dem 18. März, will sich da» Kabinett besonder« nachdrücklich mit den Arbeit»- beschafsungSplänen befassen, die schon seit längerer Zett Gegenstand eingehender Rcssortbesprechungcn gewesen sind. Wie man hört, soll die Arbeitsbeschaffung etwa in der Weise vorgcnommen werden, daß die Reichsbahn für 800 Millionen Mark «nd die Reich »poft sür 100 Millionen Mark Aufträge zur versügung stellen. Dazu würden dann noch Aufträge kommen, die sich an» der Bereitstellung von etwa 800 Millionen Mark sür Zwecke de» Straßenbaues, etwa 200 Millionen Mark für landwirtfchaft, liche Meliorationen «nd etwa KN Millionen Mark sür Wasser» bauten ergäben. Der NelchSarbettSmintster wünscht, wie verlautet, daneben noch eine Verkürzung ber Arbeitszeit im Bergbau und eine Erweiterung des freiwilligen Arbeits dienstes. Ferner soll der Bau von Kleinwohnungen, be sonder» aus dem flachen Lande, mit etwa 20» Millionen Mark gefördert werben. ES würde sich, so verlautet, alles in allem um ein Programm an zusätzlichen Arbeiten handeln, da» finanzielle Mittel im Umfang von etwa 1,1! bi» 1,1 Mil» liarden Mark erfordere. Bisher stießen die von den Ressort» auSgearbeiteten Pläne immer wieder auf «nüberwinbltche Schwierigkeiten tn der Frage der Finanzierung. Auch seht ist noch in keiner Weise zu erkennen, wie Geld- mittel tn Höhe von über 1 Milliarde Mark bereitgestcllt werden könnten. ES heißt zwar, baß die Erwägungen über die Be seitigung der FtnanzterungSfragen noch Im vollsten Gange seien und sich besonder» darum drehten, ob nicht trotz der vor- handenen Bedenken mit Hilfe der 'Reichs bank kredit politische Maßregeln möglich seien. Bisher haben sich aber sowohl die RetchSbank al» auch das RetchSkabinett gegen derartige krebttpolittsche Experimente aus Bedenken, die dem Schuhe ber Währung entsprangen, gesträubt, und es tst durchaus möglich, daß diese Bedenken die Pläne enimeber gar nicht, oder nnr in stark verringertem Maße zur Durch führung gelangen lassen. StrremM «lr »Inen deutMltemichssA- tschrMihen WirWaitSbund Leipzig, 7. März. Der ehemalige österreichische Bundeskanzler Streeruwih äußerte sich bet einem Besuch der Leipziger Messe einem Presse vertreter gegenüber zu den Vorschlägen TardicuS über eine Donansödcration und erklärte, er glaube nicht, daß ber fran zösische „Auftrag" an die Nachfolgestaaten, ihr Verhalten gegenüber Oesterreich zu ändern, den gewünschten Erfolg haben werbe. Streeruwih verwies aus das Donau- Elbe-Rhein-Strom gebiet, das eine Zusammen fassung von Deutschland. Oesterreich und der Tschechoslowakei vorteilhaft erscheinen lasse. Diese drei Länder könnten eine brauchbare Wirtschaftseinheit bil- den und einem großen Ostagrarblock einen gleichstarken Partner gcgeniiberstcllen. * Gens, 7. März. Von maßgebender nngartscher Seite wird zu den französischen Doimubnndpläncn er» klärt, daß die ungarische Regierung derartigen Plänen nur dann zustimmc» könne, wenn die grundsätzlichen, durch die Friebcnsverträge bedingten rechtlichen Vorbehalte Ungarns nicht beeinträchtigt würden: ferner könne die ungarische Regierung an diesen Plänen nur bann Mitarbeiten, wenn die uneingeschränkte Zustim mung sämtlicher europäischen Großmächte vorliegc. radikal nationalen deutschen Bürgertums. Der letzte Akt sei jetzt ber Versuch, den gesamte« deutschen Naiiona- liSmu» aufzulockern. Im Dienste dieser Politik stehe die vderftimmnit Bang »er »en Dresdner SeuWimtlenalen Im überfüllten Saale des WaldschlößchenS veranstal tete die Deutschnationale Volkspartet, Wald- schlößchrnaruppe, einen ausgezeichnet gelungenen Deutschen Abend. Der LandeSverbandsvorsihende, General d. Ins. a. D. Wöllwarth, eröffnete tn seiner Eigenschaft al» Gruppenleiter den Abend. Er gedachte zuerst, während sich die Versammlung erhob, de» König», den die Partei mit Stolz den Ihren nannte. Er habe durch sein unerschrocke nes Eintreten sür die national« Opposition gezeigt, daß der gläubige Katholik nicht in» Zentrum, sondern tn die Deutschnationale Volkspartet gehöre. Opernsänger Werner Ftrle, begleitet von Kapell- meister Brink, trug mit warmer, vortrefflich geschulter Stimme deutsche Lieder vor. Die Siahlhelmkapelle spielte flotte Märsche. Mit jubelndem Beifall wurde sodann ber deutschnatio- nale NcichStagSabgeorbnete von Ostsachsen, Oberstnanzra» Dr. Bang, begrübt. Er ging davon aus, baß heute tn Deutschland alle» auf dem Kopf stehe. Der Generalfeldmarschall sei gewählt morden als der Bannerträger des nationalen Freiheitswillens gegen den Unterwersungögedanken de» Novembersystem». Heute stelle ihn diese» System al» sei nen Kandidaten auf. Man wage eS sogar, die Kandidatur Hindenburgs aus die peinliche Formel zu bringen, Hinden burg der Schilher deö Marxismus gegen den Faschismus, wobei man unter Faschismus alles verstehe, wa» tn Deutschland nationalbewußt sei. Eine leise Lüge schleiche heute durchs Land: Man solle froh sein, daß jetzt Sozial demokratie und Zentrum hinter Hindenburg stünden. Aber diese Leute hätte» sich n i ch t geändert, sie seien genau die- selben wie 1025. Und die Politik, die seitdem getrieben worben sei, sei durchaus ihre Politik. Schlimm genug, dab diese Politik mit dem Namen Hindenburgs gedeckt werden konnte, ber tn unseren Herzen wahrhaftig eine reinlicher« Stelle habe, als bet denen, die heute tm Grunde genau so dächten wie 1025. Eine zweite Lüge sei, daß wir mit unserer Einstellung gegen Hindenburg die deutsche Einigkeit zerstörten. In Wahrheit bedeute die von Brü ning betriebene Kandidatur Hindenburg» den letzten, ge fährlichsten Lchachzug jener Politik ber Auflockerung der Rechten. Auf deutsch heiße da»: „Politik der Zer störung de» Nationalismus". An Auflockerung der Linken habe man nie gedacht. Bei der Deutschnatto- nalen Volkspartet sei da» Dank der eisernen Energie HuaenbergS gescheitert. Heute sei die Deutschnationalc Volkspartet der Koobor kl» brvnrs eines neuerwachenben I Aufstellung ber Gystemkanbtdatur Hindenburg. Sie solle Verwirrung in» nationale Deutschland tragen. Wir er klärten demgegenüber, wir wollten die endgültige Abrech nung mit dem 0. November. Da» wolle mau dadurch ver hindern, daß Hindenburgs Name diejenigen Stimmen aus sich sammeln solle, die bas heutige System mit einem eigenen Führer zu sammeln nicht mehr wage. So sehe die Ehrlich- reit der amtlichen EinigkcttSparole a»ö. Auch dieser Wahlkampf vollziehe sich unter zweierlei Recht. Wir stün- den unter Ausnahmerecht. Und alle» dies im Namen der „Einigkeit" nnd der „VolkSgcmclnschast". Eine der tiefsten Ursachen unseres Unheils sei, daß e» bei uns so viele gebe, die sich die Politik der VolkSzerstörung als Politik ber Volksgemeinschaft ausschwatzen ließen. ES gebe keine Volksgemeinschaft mit ihren Verächtern und Zerstörern. In Wahrheit bedeute jene Politik falscher Einigkeit einerseits LoSbinden aller zerstörenden Kräfte, aus der anderen Seite aber die mit allen Mitteln er zwungene Fesselung aller gesunden Widerstandskräfte. Wir seien nicht gewillt, die Fortsetzung dieser Politik unter einem von un» verehrten Namen weiter hinzunehmcn. Unser Kamps gelte dem System und jedem, der sich mit ihm identifiziere. Er sei die letzte nnd schwerste Probe für unser nationale» Wollen. E» sei, al» ob dem deutschen Volke alle menschlichen Autoritäten zertrümmert werden sollen. Da» habe vielleicht einen tiefen Sinn. Es solle endlich lernen zu glauben an die deutsche Idee. Man müsse an da» Wort erinnern: „ES sicht ost das als Treue aus, wa» Mangel an Eourage ist." Nicht um Hindenburg gehe es, sondern um Deutschland. So nähmen wir end gültigen Abschied, nicht vom Gencralscldmarschall» wohl aber vom Reichspräsidenten, dem wir mit Trauer aber Entschlossenheit erklärten: Wenn die internationale Sozialdemokratie als Wahlparole auSgcbc: „Steht fest zur Eisernen Front — darum wählt Hindenburg", so könne es sür uns nur die eine Gegenparolc geben: „Steht fest zur Nationalen Front — darum wählt Hindenburg nicht. Keine Stimme sür Hinden burg I" Der Redner gab zum Schluß eine scharfe Kritik der Wirtschaft»-, Außen- und Innenpolitik de» Kabinetts Brüning. Mit der Unterzeichnung de» Aoungplan» an»- gerechnet nm 18. März vor zwei Jahren sc«, von den Deutschnationalcn vorauögesagt, die NotvcrordnnngSpolittk begründet worden. Wenn es so wcttergehc, werde in abseh barer Zett bas ganze Geschästslcben Tenlfchlanb» zum Still stand kommen. Der teuerste Luxus, be» sich das deutsch« Volk geleistet habe, seien die Vertrauensvoten sür Brüning. Das getrennte Marschieren der Nationalen Front geschehe nur, um vereint zu schlagen. Mit tosenden BeisallSbezeugungen stimmte die Versammlung den ausrüttelnben zündenden Worten ihres Abgeordneten zu. Stehend sang die Menge mit erhobener Schwnrhand da» Gelöbnis Deutschland über alle» und im Unglück nun erst recht. Fran Oberst Kästner forderte tn ihrem Schlußwort zu unermüdlicher Werbung für Duesterberg auf.
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