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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 21.07.1932
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1932-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19320721013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1932072101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1932072101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1932
- Monat1932-07
- Tag1932-07-21
- Monat1932-07
- Jahr1932
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 21.07.1932
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-en Estrigen Berliner Ereignissen die verdient« Strafe Nun geht ein Wutgeheul der Linken durch Preußen und Deutschland. Die aus den mißbrauchten Machtstellungen Vertriebenen möchten als Märtyrer des republikanische». Gedankens gelten und aus ihrer Niederlage noch möglichst viel Propagandamatertal für di« Wahuchlacht heraus schlagen. Der aeschäst-sührenbe Zrntrum»mtntst«r Htrtsteser batte dieses Theater schon vorderettet mit der Ankündigung, daß man sich die Einsetzung eine» Reichskommissar» nicht gefallen lassen werbe. Und Severtng hat mit bem aus dem Urlaub herbetaeetlten Srmtntsterprasibenten Braun zusam men den unerschrockenen Helden gespielt, der nur der Ge walt weicht. Lauter Wahlpulver für die «Eiserne Front"! Dazu lassen sie sich verhaften und nehmen zur Räumung ihrer Amtsstuben sogar die Mitwirkung berRetchSwehr tn Anspruch. Diese ganze Aktion läust darauf hinaus, da» Vorgehen der RetchSregierung als rechts- und verfassungswidrig zu er klären und darüber den nationalen Parteien im Wahl kampfe den Prozeß zu machen. Aber niemals ist eine Ber- ordnung stichhaltiger und überzeugender begründet gewesen als diese, die Braun und Severtng aus ihren Nemtern jagt. Die Herren mögen ruhig in Leipzig beim StaatSgerichtShvf die Verfassungsmäßigkeit und staat«- politische Notwendigkeit dieser Maßnahme juristisch bestätigen lasse». Die Begründung zur Reichs- kommtssarverordnnng ist eine einzige wuchtige An klage gegen ihr Snstem, die sie erst einmal widerlegen müssen, bevor sic über Unrecht und Gewalt schreien. Denn die Erfahrungen der letzten Tage haben bewiesen, was in der ReichSerklärung amtlich festaestellt ist, baß die preu ßische Negierung und ihre Vollzugsorgane immer mehr mit der staatsfeindlichen Kommunistischen Partei paktiert Haven, um auf dieser Grundlage ihr Dasein weiter zu fristen. Die kommuntstische^vetze wurde von ihnen geduldet und unterstützt. Der rote Morbterror durste sich breitmachen und fast unbehindert von der Staats- acwalt unter der nationalen Bevölkerung wüten. Wenn das nicht der in der Verfassung vorgesehene „Notstand" ist, der zur RetchSexekuttve berechtigt und verpflichtet, bann hätte dies« Berfafsungsvesttmmung üv«rhaupt keinen Gin» und Wert. Zur Zeit von Brüning« Kanzlerschaft Haven die- selben LinkSkretse, die jetzt von Verfassungsbruch reden, die Einsetzung eines ReichvkommissarS in Preußen geplant, der allerdings «ty Zentrums kommtssar sein sollte. Dann wär« offenbar alles in Ordnung gewesen. Und unter ihrer Herrschaft hätte kein rechtsstehender Länberminister, wt« kürzlich Severtng, öffentlich erklären bürsenr „Die Reichs- regterung muß »um Leusel getagt werden? Diesen Hetzern ist nur recht geschehen. Die Geduld Papins hat schon viel zu lange gedauert; er ist endlich hart geworden und muß noch härter werden, um den Sturm avzuschlagen, den die geschlagene Linke jetzt gegen dir Reichsgewalt ent- sesselt. Das gilt auch den süddeutschen Zentrumsministern gegenüber, wenn sie jetzt wieder versuchen, ihren preußt- schen Kollegen HtlfSstellung zu leisten. Wenn von dieser Sette erneut die föderalistisch« Parole in den Wahlkamps geworfen wirb, bann muß einer solchen Verfälschung der politischen Lage mit Entschiedenheit entgeaengetreten wer- den. Bet dem Eingreifen in Preußen handelt «S sich nicht um Beschneidung der Sänberrechte, nicht um Föderalismus oder UnitariSmuS, sondern um den Bolschewismus, dessen Duldung durch eine unfähige und böswillig« Regie rung verhindert werden mußte. In dem Augenblick, in dem dle geschästSftthrenben preußischen Minister die Forderung -e» Kanzler« avlehnten, mit der Kommunistischen Partei end- gültig zu brechen und ihre Mordtaten unter Einsatz aller staatlichen Kräfte zu verhindern, war das Reich in Preu ßen ebenso znm Eingreifen verpflichtet wie im Jahre 1923 in Sachsen, als hier eine sozialistische Regierung mit dem Bolschewismus gegen bas Reich paktierte. Von der Reich», regterung, bi« diese Pflicht nunmehr begriffen hat, ist zu erwarten, baß sie den neuen Kurs in Preußen, allen Wider ständen zum Trotz, nun auch durchhält, eingedenk der Mah nung VwmarckS: „Eine Regterung muß nicht schwanken; hat sie ihren Weg gewählt, so muß sie, ohne nach rechts oder links zu sehen, vorwärtSgehen; kommt sie ins Schwan ken, so wird sie schwach, und darunter leidet da» ganze Staatswesen." Marn rküMt mit Bra«a-Sr»ering ab Berlin, SO. Juli. In der für die RetchSregierung vor- behaltenen Stunde hielt heute abend 10 Uhr Reichskanzler v. Papen im Rundfunk folgende Rede: Deutsche Frauen und deutsche Männer! Mit dem heutigen Tage bin ich durch den Reichspräsidenten zum Reichskommissar für Preußen bestellt worden. In dieser Eigenschaft habe ich auf Grund der mir erteilten Voll machten den bisherigen preußischen Ministerpräsidenten Braun und den preußischen Innenminister Severtng ihrer Aemter enthoben. Di« RetchSregierung hat sich nach sorgfältiger Prüfung der Sachlage entschlossen, diesen Schritt dem Reichspräsidenten vorzuschlagen. Sie beschränkt sich dabei auf die notwendigen Maßnahmen, die zur Wiederher stellung geordneter RechtSzustände im preußischen Staats gebiet erforderlich sind. Lasten Sie mich zum Verständnis der Lage kurz die politische Situation in Preußen und die Gründ« sür die getrosseneu Maßnahme» Klarheit zu schaffen. Diese zwingende Notwendigkeit «ine» Eingriffe» hat sich gegenüber der preußischen StaatSregterung ergeben. ES ist kein Zufall, daß nur in Preußen die kommunistischen Kampforgantsa- tionen einen Umfang annehmen konnten, der ein« ständige Bedrohung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung bar stellt. ES ist kein Zufall, daß nur in Preußen der Wahl kampf von einer erschreckenden Vermehrung blutiger Au»- cinandcrsctznngcn begleitet worden ist. Die Feststelluiulen der letzten Zeit haben ergeben, baß die weitaus über wiegende Zahl der schweren Unruhen nur auf Angriffe kommunistischer Terrorgruppen zurückzuftthren ist. Alle einzelnen polizeilichen Maßnahmen, der hingehende Einsatz der örtlichen Polizeiorgane, haben eine dauernde und sichere Herstellung geordneter Verhältnisse nicht erzielen können. Diese Aufgabe kann nur durch planmäßige und zielbewusste Führung gegen di« Urheber der Unruhe« «e. löst ««den. DI« Reichsregierung hat die yeststell«»« treZrn Müsse«, baß bi« Entwicklung der politischen Berhältniss« t« Preußen einer Reihe von maßgebenden Persönlichkeit«« di« inner« Unabhängigkeit genommen hat, alle erforderlichen Maß. nahmen zur Bikämpsung der staatsfeindlichen Betätigung der KPD. ,« treffen. Wen« detspielsWeis« H«H« Fnnktionttr« de» »renßischen Staat«» ihr« H««d das» biete«, Führern der Kamm«, »iftilche« Partei die Berschleternng illegal«, Derror. abficht«« »« ermögliche«) »en« »sfr« «in preußischer Polizeipräsident s«ine Partei««««»«« ansserbert, «a« möge die Kreise der Kommnntsten «ich« störe« — da«« wird die Auto,»tüt des Staate» ven oben her i« einer «eise ««lergrase», die sür die Sicher, hett de» Reiche» unerträglich ist. Die Maßnahmen der RetchSregierung richten sich nicht gegen die Selbständigkeit des Landes Preußen. Sie be- chränken sich bewußt darauf, die Grundlagen für die Her- tellnng «ine» ordnungsmäßigen Rechtszustande» zu chasfen. Diese Grundlage muß aber die Wiederherstellung einer StgatSautorttät sein, die völlig frei von einer nur irgendwie gearteten Verbindung zur staatsfeindlichen Koin- munisttschrn Partei ist. Die RelchSregiernng will dnrch ihr« Maßnahmen eine geordnete Durchführung de» Wahlkampfe» sichersten»«. Sie wirb die freie politische Betätigung nur so weit ein- schränken, al« zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicher- btit und Ordnung unbedingt erforderlich ist. Sie geht da- bei von der Auffassung au», baß die Ruhestörer, gleich- gültig, von welcher Seite sie kommen, so scharf in ihre Schranken zurückgewiesen werben wüsten, daß bem Volke der AuStrag beö Wahlkampfes ermöglicht wird. Im Verlaufe der von mir als RetchSkommistar sür Preußen angeordneten Maßnahmen hat sich herau»g«stellt, baß der bisherig« preußische Innenminister der verfassungsmäßig zu Recht erfolgten Verfügung de» Herrn Reichspräsidenten nicht folgen wollte. Er hat erklärt, nur der Gewalt weichen zu wollen. Nur aus diesem Grunde hat die RetchSregterung, einer Ermächtigung des Reichspräsidenten folgend, den militärischen Ausnahme- zu st and für Berlin und Brandenburg erklären wüsten. D«r militärisch« AnSnahmeznstand wird felsftredend nnr so lange ansrechterhalt««, als «» di« Herstellung gesicherte, Berhältniff« «««langt. Ich wiederhole die Erklärung ber Reichsresterung von heute vormittag: Di« Selbständigkeit de» Lande» Prenßen im Rahme« der ReichSverfassnng wird nicht angetastet. Die RetchSregterung erwartet vtelmehr, baß alSVald etne Beendigung de» auf Grund ber Notverordnung geschaffenen Zustandes eintreten wird. Mein Wunsch, mit den übrigen preußischen Ministern zusammenzuarbeiten, ist inzwischen durch einen Brief durch kreuzt worden, in dem die Herren es ablehnen, mit mir zusammenzuarbeiten. Damit haben diese Herren selbst eine neue Sachlage geschaffen. — Die RetchSregierung wird auf dem von ihr als richtig erkannten Wege un- beirrt fortschretten. schildern. Die preußische StaatSregterung ist bereit« am IS. Mat freiwillig zu ruckgetreten und führt seitdem nur die lausenden Geschäfte gemäß Artikel öS ber preußischen Versüssung. Der neue Landtag war aus Grund der vom alten Landtag, und zwar von den Parteien der Weimarer Koalition herbetgesührten Aendcrung ber Geschäftsordnung, nicht in der Lage, die Wahl eines Ministerpräsidenten vorzunehmen. Di« parlamentarische Basis de» geschästSsührendeu Kabinetts ist entscheidend von ber taktlsche« Haltung der Kommunistischen Partei abhängig. Denn nach den Wahlen zum Preußischen Landtag entfallen 47 Prozent der abgegebenen Stimmen auf die NSDAP, und DNBP., 37 Prozent auf alle übrigen Parteien und der Rest von 16 Prozent aus die Kommunisten. Ich will hier nicht im einzelnen zu der Frage Stellung nehmen, wie weit man noch von geordneten parlamentarischen Verhältnissen sprechen kann, wenn durch bi« Haltung ber einzelnen Parteien der Kommunistischen Partei eine Schlüsselstel lung eingeräumt wird. Diese Vorgänge allein hätten aber die Negierung nicht veranlaßt, einen unmittelbaren Einfluß aus die Verhältnisse in Preußen zu nehmen. Ich möchte aber auf folgendes Hinweisen: Die Kommu nistische Partei Deutschlands erstrebt nach ihrem eigenen Bekenntnis und »ach zahlreichen Feststellungen des höchsten deutschen Gerichtes den gewaltsamen Umsturz der Verfassung: sie arbeitet seit Jahr und Tag mit allen Mitteln an der Zersetzung der Polizei und ber Wehrmacht: sie ver- sucht mit den verschiedensten Methoden bi« Zerstörung ber religiösen, sittlichen und kulturellen Grundlagen unsere» VolkStumS: und endlich ist eS die KPD., die durch ihre illegalen Terrorgruppen Gewalt und Mord in den politischen Kampf hinetnaetragen hat. Will sich das deutsche Volk dieser Tatsache verschließen, will es außer acht lasten, baß die Tätigkeit der KPD. «inen beharrlichen Kampf gegen die LebenSgrunblagen von Staat, Kirche, Familie und Millionen von Einzelschicksalen bedeutet? Das kann nicht sein! Ich stehe nicht an» in aller Offenheit z« erkläre», daß es di« sittliche Pflicht einer jeden Regier««« ist, einen klaren Trennungsstrich zwischen den Feinden des Staates, den Zerstörern unserer Kultur «nb den nm daö Gemeinwohl ringenden Kräfte« unseres Volkes z« ziehe«. Weil man sich zu dieser, dem einfachen und natürlichen RechtScmpsinben entsprechenden Folgerung nicht entschließen konnte, weil man die sittlichen Elemente der politischen Be wegungen außer acht ließ, hat sich von Monat zu Monat und von Tag zu Tag die Radikalisierung des politischen Kampfes gesteigert. Weil man sich in maßgebenden politischen Kreisen nicht >a»n entschließen kann, bi« politisch« und moralisch« Gletchseftung von Kommunisten und Nationalsozialisten auszugeben, ist jene unnatürlich« Fronteubilbung ent« standen, die die staatsfeindlichen Kräfte -cS Kommunismus in eine Einheitsfront gegen die aufstrebende Bewegung ber NSDAP, etnrciht. Die RetchSregterung ist frei von Partei- politischen Bindungen, sie ist aber nicht befreit von der sitt lichen Psltcht, ossen die Feststellung zu treffen, baß durch «in« solche gleichberechtigte Einschaltung staat». feindlicher Elemente in den politischen Kampf dir Grundlagen des Staates aufs äußerste gefährdet werden. Die ReichSregterung hat in ernster Sorge diese Ent wickelung der innerpolittschen Verhältnisse beobachtet. St« bat seit Antritt ihres Amte» nach reiflicher Ueberlegung daraus verzichtet, in diese Entwickelung etnzugretfen, so- lange sie eine Sache der Parteien blieb. Die Regierung «ar aber von de« Angenblick an z» eigenem Handeln verpflichtet, von de« an dl« »«erst nur ans parteitakttschen Gründe« erfolgte Et« schau tnng der Kommunisten in «ine Einheitsfront gegen die NSDAP, auch ans Maßnahmen ver« antwortlich«» RegternngSftelle« «berge« «risse« hat. Hier geht e» um die Autorität de» Staate». Hier durfte nicht gezvgert werden, im Jnteresie de» Staate» sofort habe. Wenn man ihr in dieser schicksalsschweren Stunde noch einen Vorwurf machen dürfe, so höchsten» den, baß sie mit ihrer Entscheidung so lange gezögert habe. Bon den Sozialdemokraten und ZentrumSlenten, die bi» jetzt die Geschäfte ber preußischen StaatSregierung führen dursten, fei ein Spiel mit dem Feuer getrieben worben, bem schleunigst ein Ende gemacht werden mußte, wenn nicht bas ohnehin auf» äußerste angespannt« RetchSgefüg« in Gefahr kommen sollte, einen Stoß zu erhalten, besten Folgen viel leicht nur unter neuen Blutopfern heilbar gewesen wären. Mit der Ernennung des Reichskanzler» von Papen zum RetchSkommistar ist, wie da» Blatt weiter hervorhedt, zum ersten Male seit 191» die politisch« Leitung de» r Reiches und Preußens in einer Hand vereinigt. ES sei von schicksalhafter Bedeutung, daß in der Stund- höchster Gefahr zu jenem Grundsatz zurückgekehrt wirb, wie er, solange Bismarcks Werk galt, festgelegt war. In ruhigeren Zelten werbe man allgemein erkennen, baß diese Lösung, heute von ber Not diktiert, für die Dauer eine Staatsnotwendigkeit, weil Naturgegcbenheit, bedeute. Wenn die RetchSregierung auf dem Wege, aus dem sie mit ber Machtübernahme in Preußen den entscheidenden Schritt ge tan hat, mit rnhiger, aber fester Zielbewußtheit weiter- schreite, so dürfe sie überzeugt sein, baß sie damit ein Maß von Vertrauen in ber Bevölkerung erwerben würbe, da» die beste Gewähr für die Rückkehr von Ruhe und Frieden in Preußen und dem Reiche biete. Wenn Severtng nur ber Gewalt weiche, so sei das schon bagewesen. Al» die preußi schen Truppen 1848 unter Generalfeldmarschall von wrangel wieder in Berlin einriickten, trat dem Alten der Kommandeur der Bttrgerwehr entgegen und erklärte, er weiche nur der Gewalt. Wrangel erwidert« ruhig: „Na, denn weichen De man, hier ist die Gewalt!" Die „Berliner Börsenzeitung" begrüßt eS, baß die Reichsregierung endlich und nach langem Zaudern den heute betretenen Weg gefunden hat. Die Weimarer Koali tionsregierung, die in Preußen jahrelang herrschte, be trachtete sich al» die vewahrerin ber Errungenschaften des S. November 1918 und bekämpfte in diesem Sinne jede nationale Regung, jede nationale Bewegung bi» auss Mester. Die RetchSregierung habe, wenn auch reichlich spät, nun doch mit Entschlossenheit gearbeitet. Sie werbe sich frei lich darüber klar sein müssen, -aß sür sie ein gefährlicher Rückschlag eintreten könnte, wenn sie die bevorstehenden Säuberungsarbeiten, besonder» die Bekämpfung de» bolsche wistischen Terrors nicht in dem gleichen Tempo vornehme. Daß die Linkspresse dem Vorgehen de» Reiche» ablehnend gegenübersteht, kann nicht weiter ver« wnndern. Daß man in der demokratlschen Presse sich nun in düsteren Schilderungen der Zukunft ergeht, ist durch de» völlig ^aNeipoltttschen Charakter solcher Darlegungen ver- Stwa» wunderlicher erscheint e» dagegen schon, daß da» Blatt der Christlichen Gewerkschaften, der „Deutsche » in den Maßnahmen des Reiche» einen „gefährlichen Weg" glaubt erblicken zu müssen. Dieses GewerkschastSvlait glaubt dann weiter hcrvorheben zu sollen, daß die Gewerkschaften der sich jetzt anbahnenben Entwicklung „mit stärkstem Miß trauen gegenüberstehen müssen*. Damit soll offenbar anaedeutet werben, daß in den Vesprechnngen, bi« di, Grwerkschasten sür den Don nerstag vorgesehen Haden, auch di« Frag« «ine» Generalstreiks eine Rolle spielen könnte. Man muß jedoch den Gewerkschaften den Mat geben, sich Uber die eigenen Kräfte nicht länger noch Täuschungen hin zugeben. Sin allgemeiner Generalstreik mag zwar im Jahre 1929 anläßlich deS Kapp-PntscheS noch gelungen sein, aber ihn bei 6 Millionen Arbeitslosen zu inszenieren, dürste über die Kräfte ber auch finanziell erschöpften Gewerk"",ften wett hinausgehen. Berlin, 26. Juli. Das Vorgehen des Reiches gegen Preußen findet naturgemäß tn der gesamten Berliner Presse ganz eingehende Betrachtungen. Die Rechtspresse äußert sich durchweg in zustimmender Meise. So spricht di« „Kreuzzeitung" von einer „erlösenden Tat", die man nur begrüßen könne, ebenso wie die Umsicht und Energie, mit der die ReichSregterung die nötigen Schritte etngeleitet habe. Man könne nur hoffen und wünschen, baß im weiteren Verfolg der ganzen Aktion Festigkeit und Ver- antwortungSbewußtsein allen widerstrebenden Gewalten gegenüber gezeigt werden, wie sie die Umstände erfordern. Bersassungsparagraphen und Formalien dürsten sich nicht stärker erweisen als die staatSpolitischen Notwendigkeiten. Der Staatsbürger selbst aber möge bedenken, daß vorüber gehende Beschränkungen seiner „Freiheit" dazu beitragen sollen, Sicherheit und Ordnung im öffentlichen Leben wtrder- herzustellen. Auch die „Dentsche Allgemeine Zeitung" spricht dem Reichspräsidenten und ber RelchSregiernng für die Ent scheidung, die sie getroffen haben, Anerkennung und Dank ans. Di« politischen Zustände tn Preußen seien vollkommen unhaltbar geworden. Da» Blatt weist bann besonders darauf bin, daß sich das Vorgehen des Reiche» durchaus auf ge- f e tz l i ch e m B o d e n bewegt und daß di« Notverordnungen, die letzt für Preußen erlassen sind, durchaus denjenigen Ver ordnungen nachgcbilüet sind, die der verstorbene Reichspräsi dent Ebert seinerzeit tn einem Einzetsalle gegenüber Sachsen und bet anderem Anlaß unterzeichnet hat. Man werde die Ausnahmebestimmungen nur als vorübergeoend zu betrachten haben, was sich schon daraus ergebe, daß Reich»- kommissar Dr. Bracht daraus verzichtet hat, den ihm an- aebotenen Posten eines Ministers ohne Portefeuille tn der RetchSregierung anzunehmen. Er habe sicher im vollsten Einvernehmen mit Reichspräsident und RetchSregierung den Wunsch, seine Aufgabe so bald wie irgend möglich zu be enden. Die „Deutsche Tageszeitung" fordert in»besondere, daß jetzt gründlich durchgegrisfen wird. Die Reichs regierung müsse sich klar darüber sein, daß sie erst am Anfang ber Dinge steht, „daß die ausgesprochenen Amtsenthebungen de» bis herigen preußischen Ministerpräsidenten und de» Innen ministers ein weithin zustimmendes Echo im preußischen Volk finden werden, baß aber dielen Maßnahmen teils so fort, teil» Schritt für Schritt weitere folgen müssen, die den Widerstand de» sozialistisch-preußischen System» bis tn die letzte Amtsstelle hinein brechen. S» wirb damit zu rech nen sein, baß die sozialistische Verseuchung der preußischen Bürokratie sich entsprechend bemerkbar macht. Da werden der Reichskommissar und die von ihm ernannten Bevoll mächtigten jeden Augenblick bereit sein müssen, den eisernen Besen und nicht mit schwacher Hand zu gebrauchen." Auch ber „Berliner Lokalai»«iaer" erblickt in den heute zur Durchführung gelangten Maßnahmen einen ersten Schritt. Die eigentliche Arbeit folge nun erst. An die Stelle der Parteimänner werben wieder Fachleute treten müssen, und zwar besonders tüchtige und besonders geschickte. Die Regterung, heißt es weiter, hat jetzt zu handeln be- gönnen, spät und nach Zögern. Mögen sich alle Verantwort- lichen bewußt sein, daß, je länger gewartet wurde, um so fester und geschickter weiter gehandelt werben muß. Die Notverordnungen von heute find staatsrechtlich und politisch unzweifelhaft voll gerechtsertigt. Ihre letzt« Rechtfertigung erhalten sic aber erst durch da», was sie hcrbetsühren müssen: den Erfolg. Die „Deutsche Zeltnng" bringt zum Ausdruck, baß die MeichSrraterung mit ber Einsetzung eine» Reichskommissar» tn Preußen di« Forderung ber StaatSnotwrndtgkett erfüllt Dn Widerhall la »er Messe vradtwolünng nvaoror KorUoor SvkrUUollaog
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