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Sächsische Volkszeitung : 20.12.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193712205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19371220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19371220
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1937
- Monat1937-12
- Tag1937-12-20
- Monat1937-12
- Jahr1937
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 20.12.1937
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„Ich habe Frankreich Napoleon gegeben" / Sammlung von Briefen von Napo» leon» Mutter Letitia — Lin Welt» fchiekfal in -en Briefen einer Frau haben. Sire, ick; bin Mutier, und das Leben meines Sohnes ist mir teurer als mein eigenes. Ich stehe zu Gott und stehe zu Ihnen, die Seine Stellvertreter aus Erden sind. Die Staats interessen haben ihre Grenzen, und die Nachwelt, welche die Unsterblichkeit verleiht, verehrt über alles den Großmut der Sieger." Dem Brief war kein Erfolg beschicken. Napoleon bleibt auf St. Helena dem Untergang preisgegebcn. In ihrer Ver zweiflung wendet sich Frau Letitia an die Kaiserin Marie Luise, die zweite Gemahlin Napoleons. Im Juli 1821 schreibt Von den Frauen, dle sich in der Umgebung Navoleons befanden, war seine Mutter, Letitia Bonaparte, oder „Madame Märe", wie ihr historischer Titel mar, die bedeutendste. Zwar hat sie selbst kaum Irgendwie Einfluß auf die politischen Ent scheidungen ihres Sohnes gehabt, aber sie war groß in ihrem Charakter, in ihrer Mütterlichkeit. Viel ist Uber diese Frau schon geschrieben worden. Keine Biographie über Napoleon kann sie ganz übersehen, aber auch in Monographien fehlt es nicht. Eine interessante Bereicherung stellt die Zusammenstellung von Briefen dar, die Letitia Bona parte geschrieben hat und die Pierro Misciatelli zugleich mit einer Biographie Letitias von Octave Aubry im Verlag Eugen Rentsch, Leipzig, herausgegeben hat. Enthalten sind nicht alle Briefe, die Frau Letitia an ihre Kinder gerichtet hat und deren Zahl sehr groß ist. Es fehlen sogar sehr wichtige. Immerhin zeigt diese Sammlung, wie diese Frau in den schwierigsten Situationen nie den klaren Blick verlor und wie sie auch die Fülle des Glückes nie aus ihrer bescheidenen Zurückgezogenheit herausreihen konnte. Selten ist eine Frau mit der Große des Unglücks an Charakterstärke mehr gewachsen als sie. Mutter und Sohn Da finden wir zunächst einen Bries, den sie au Napoleon schreibt, als er noch in Brlenne die Kadettenanstalt besuchte." „Du bist dasjenige meiner Kinder, das ich am meisten liebe, aber wenn ich jemals noch einen ähnlichen Brief von Dir er halten sollte, werde ich mich nicht mehr mit Napoleon abgeben. Wann hast Du, junger Mensch, je gehört, daß ein Sohn, in welcher Lage er sich auch befinden möge, so an seinen Vater schreibt, wie Du es getan hast. Wenn er Deinen Vries gesehen hätte, dann wäre er, nach einer solchen Beleidigung, augenblick lich nach Brienne gereist, um den frechen und strafbaren Jungen zu züchtigen." Diese Sprache läßt an Deutlichkeit nichts zu wünschen. Dabei ging es der Mutter Letitia nicht darum, ihre Kinder möglichst zu bevormunden, sondern sie wollte es nicht zulassen, daß sich in ihre Charaktere Eigenschaften mischten, die man nicht als Tugenden ansprechen konnte. Diesen starken Willen, de» Schwierigkeiten nicht auszuweichen, wenn es die Stunde erfordert, hat der Sohn von seiner Mutter geerbt. Stets war Napoleon um die Mitglieder seiner Familie besorgt, wie auch seine Mutter ihre ganze Liebe immer wieder ihren Kindern zuwandte. Letitia in ihrem Alltag Dann gibt es Briese, die zeigen, wie die Mutter auch mit wirtschaftlichen Sorgen zu Kämpfen hatte. Die Briefe an den Gouverneur wegen der Maulbeerbäume sind im Stil klar und bestimmt, aber höflich. Es scheint nickt ganz einfach gewesen zu sein, den Gouverneur zur Auszahlung des Geldes für die gelieferten Bäume zu veranlassen. In jenen Jahren, als Napoleon dem Höhepunkt seiner Macht sich nähert, macht ihr das immer wieder getrübte Ver hältnis ihres Sohnes Lucien zu seinem kaiserlichen Bruder große Sorge. „Du weiht", schreibt sie an Lucien, „daß ich nicht eher Ruhe finden werde, bis diese Versöhnung zustande gekom men ist. Es ist Deine Mutter, die Dich darum bittet. Begonnen zu haben, ist nicht alles, man muß das Werk vollenden:" Die Mutter des Kaisers Im Mai 1806 schreibt sie an Napoleon, den sie stets mit „Sire!" anspricht: „In meinem Alter und in meiner Stellung kann ich keine ehrgeizigen Ansprüche mehr haben. Aber meine Freuden beruhen Im Glück der Meinen. Mein Titel als Mutter des Kaisers ist so ehrenvoll, mein Platz an Ihrer Seite ist in meinen Augen ebenso hervorragend wie er meinem Herzen teuer ist. Ich habe nur einen Wunsch zu äußern: lange noch der Zeuge Ihres Ruhmes und Ihres Glückes zu sein. Ich muß aber im Kaiserreich mit der Würde ausgestattet sein, die " mei nem Range entspricht. Es ist weniger für mich als für Sie selbst, daß ich das wünsche. Denn die Mutter Eurer Majestät muß von den Völkern ebenso geehrt werden, wie sie von Ihnen selbst geehrt wird, und Sie wissen, was in der öffentlichen Meinung der äußere Glanz dem Titel, ja sogar den persönlichen Eigenschaften HInzusügt. Ich würde schlecht repräsentieren, wenn meine Lebenshaltung nicht mindestens auf der gleiä»en Höhe wäre, wie die der anderen Mitglieder der kaiserlichen Familie. Eine bloße Pension, die nicht durch eine gesetzlich fest- gclegte Urkunde bestimmt ist. wäre kein Rechtstitel. Ich erkläre Ihnen. Sire, daß ich zu keiner Zeit und unter keinen Umständen van Ihrem Willen allein abhängen möchte." Es ist erstaunlich, wie rasch die Mutter Napoleons sich In ihre neue Position hineingefunden hat. Sie weiß genau, daß der Sohn, der über die halbe Welt gebietet, ihr auch «in offenes Wort niemals verübeln wird. Eine harte Zumutung Wieder kommt es wegen ihres Sohnes Lucien zu einem Konflikt. Während Napoleon für ihn eine große Verbindung gewünscht hatte, heiratet er Frau Iouberthon, die Witwe eines Bankier». Napoleon beschwört seinen Bruder, diese Ehe wieder zu lösen. Aber Lucien bleibt fest. Bei ihrer grenzenlosen Ver ehrung ihres Sohnes kann man sich nicht mehr wundern, daß auch Letitia sich für die Trennung einseht. Sie schreibt an ihre Schwiegertochter Alexandrine Iouberthon am 10. März 1810: „Der Kaiser will Ihre Scheidung; es hängt von Ihnen ab, daß Lucien sich dazu entschließt, oder, im Falle er es verweigern sollte, müssen Sie selbst sie verlangen. Nehmen Sie schließlich auch etwas Rücksicht auf «ine Mutter, die es in allen Zeiten verstanden hat, für ihre Kinder Opfer zu bringen." Wo es um den Glanz Napoleons geht, da läßt, wie man sieht, selbst diese sonst so nüchtern denkende Frau alle anderen Rücksichten in den Hintergrund treten. Nach dem Sturz Geradezu erschütternd aber sind die Briefe, die Madame Märe schreibt, als Napoleons Stern gesunken mar und es sich darum handelte, das Los des Gefangenen auf St. Helena zu mildern. Von Rom aus richtet sie einen flammenden Protest gegen die englische Regierung: „Man möge eine Mutter nicht mit so törichter Härte verhindern, an ihren Sohn zu schreiben. O, daß mein Sohn mich eher tot glaubte, als daß er jemals an meiner Liebe zweifelte!" Im August 1818 schreibt sie schließlich jenen historischen Brief an die drei verbündeten Monarchen in Aachen, der eines der erschütterndsten Dokumente der Weltgeschichte darsteilt: „Eine Mutter, die tiefer gebeugt ist als sich ausdriicken läßt, hoffte seit langem, daß die Zusammenkunft Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Majestäten ihr das Glück wiedergeben werde. Es ist unmöglich, daß die andauernde Gesangenschast Kaiser Napoleons von Ihnen nicht zum Anlaß eines Gespräches ge nommen und wird und daß Ihre Seelengröße, Ihre Macht und Erinnerung an die früheren Ereignisse Ihre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten nicht dazu bewegen sollten, sich um Befreiung eines Fürsten zu bemühen, an dein Sie solchen Anteil genommen und dem Sie sogar Freundschaft entgegengebracht Der Weihnachtsbaum, der vor einem Menschenalter noch unumstrittenes Sinnbild eines zugleich christlichen und deutschen Festes mar, hat es sich in den letzten Jahren gefallen lassen müssen, zu einem Gegenstand des Streites für Ucbereifrige von zwei Seiten gemacht zu werden. Wenn man aber die Geschichte des immergrünen Lichterbaumes einigermaßen kennt, wird man leicht einsehen, daß weder die Christen allein noch die Deutschen allein den Baum der Weihnachtsfeier zu dem gemacht haben, was er dem Gemüt des deutschen Volkes bedeutet. Wie es ein Anachronismus war. daß Viktor von Scheffel in seinem „Ekke hard" zu einem Weihnachten des 10. Jahrhunderts aus dem Hohentwiel schon einen Wcihnachtsbaum mit Lichtern anzündcn ließ, und wie es ein Anachronismus war, daß 1815 der Maler Schwerdtgeburth ein weitverbreitetes Bild malte, das bereits Luther bei häuslicher Weihnachtsfeier unter dein Chriitbanm zeigte, so sind auch die vielfachen Behauptungen jener Volks kundler Anachronismen, die den Weihnachtsbaum schon in der germanischen Vorzeit bräuchlich sein lassen. Wie verwickelt die Entstehungsgeschichte des Christbaums in seiner heute üblichen Gestalt sein mag und wie lange es gedauert haben mag, bis die verschiedensten Einzelzüge in Glauben und Brauch z» der heutigen Einheit zusammenwuchsen. — das eine steht jeden falls für die besonnens volkskundliche Forschung fest, daß dieses Zusammenwachsen von Einzelbräuchen zum Brauchtum des Weihnachtsbaumes erst iu der christlichen Zelt unseres Volkes statthatte und daß die Verbreitung dieses Brauchtums über ganz Deutschland ein sich als christlich begreifendes Volk zum Träger hatte. Wenn man überhaupt die Frage stellen will, wein der Weihnachtsbaum rechtens gehört, dann ist die Frage nach dem Träger des Brauchtums die einzig entscheidende. Er ist nicht ursprüngliches Brauchtum der christlichen Kirche, sondern des christlichen deutschen Hauses: er ist aber auch nicht ursprüng liches Vrauchtum des heidnischen Germanentums, sondern des christlichen Deutschtums Infolgedessen ist es gar nicht nötig, daß etwa Italiener und Spanier Sinn für den Weihnachtsbaum haben; es wäre aber auch nicht begründet, wenn man den christ lichen Deutschen sagen wollte, daß sie als Christen keinen An teil an der Sinnfülle dieses Vrauchtums hätten und nur unter Absetzung von ihrem Christentum, lediglich als Menschen ger manischen Blutes sich seiner freuen dürften. Die einzelnen Bräuche, die zum Brauchtum des Weihnachts baumes zusammenwuchsen, gehen vielfach in die vorchristliche Vergangenheit unseres Voikes zurück. In den zwölf geheimnis vollen Nächten um die Wintersonnenwende, vom 25. Dezember bis 6. Januar, glaubte man allerlei Schadengeister lebendig, und In christlicher Zett befürchtete man, daß gerade in den Nächten, in denen ein junges Jahr unter dem Schutze des Heilandes beginnen wollte, der Teufel und seine Helfer beson ders auf die Schädigung der Christen aus seien. Dem tödlichen Wirken der Schadengeifter wollt« man mit den verschiedensten Abwehrmitteln begegnen: „Dabei steht dle untzeilschcuchende Kraft des Lichtes in allen deutschen Landen in annähernd gleicher Vedeutung. Im deutschen Osten und in Norwegen wirkt sie zusammen mit Lärmen, Schießen und Glockenläuten. Im Südwesten dagegen, im Elsaß, und in der Pfalz, und zwar wie sie unter anderem: „Versuchen Sie alles, was in Ihrer Macht steht. Trotz aller Politik haben Sie ein Recht dazu sich ver nehmen zu lassen, und die mächtigen Fürsten haben sehr wohl die Mittel, ihn in Europa bewachen zu lassen, in einem Klima, das nicht fo mörderisch ist wie das in Sankt Helena." Von der ganzen Umgebung Napoleons hat kaum jemand eine kläglichere Rolle gespielt als die zweite Frau Napoleons, die ihren Gemahl schnell vergessen hatte und nicht das geringste für die Linderung seiner Lage tat. Als schließlich- die Nachricht vom Tode Napoleons in Nom eintrifst, verlangt sie von den Engländern die Heraus gabe des Leichnams ihres Sohnes: „Die Mutter des Kaisers Napoleon ersucht seine Feinde um die Herausgabe der sterblichen vcberreste ihres Sohnes. Selbst in den ältesten Zeilen bei den wildesten Barbaren ging der Haß nicht über das Grab hinaus. Ich bitte um die Leiche meines Sohnes, niemand hat mehr Anrecht darauf als seine Mutter. Mein Sohn bedarf keiner Ehren mehr, sein Name ist ihm Ruhmes genug. Ferne vom Getümmel der Welt und ihrem Lärmen haben meine Hände ihm in einer schlichten Kapelle ein Grab bereitet. Ick habe Frankreich, ich habe der Welt Napoleon gegeben. Im Namen Gottes, im Namen aller Mütter flehe ich Sie an. Mylord, mir die Ueberreste meines Sohnes nicht zu verweigern." Die vom Schmerz tief gebeugte Mutter, deren heroische Sprache von napoleonischer Größe ist, erhält auch aus dieses Schreiben keine Antwort. England ist groß, wenn es gilt fremde Völker unter seine Herrschaft zu bringen, es ist groß, wenn es gilt, anderen Völkern Moral zu predigen, es war aber doch so klein, daß es in seinem Hatz gegen seinen einstigen grotzen Gegner es nicht zulietz, datz eine Mutter ihrem Sohn die letzten Ehren erwies. es scheint, ursprünglich nur dort, tritt daneben auch der Ge brauch der Grünzweige mehr in den Vordergrund. Die Volks sitte ist nun in der weihnachtlichen Verwendung des volkstüm lichen Gespensterschutzes zweierlei nicht ganz gleiche Wege gegan gen. Da, wo die Entwicklung in erster Linie vom Wintergrün ausging, führte sie zum Weihuachtsreis, dann zum Schmuck baum und endlich zum Lichterbaum. Im Osten und Norden aber knüpft die Formgestaltung zunächst au den Gebrauch des Lichtes, und sie führt demnach zum Wcihuachtsleuchter, zur Lichterkrone und endlich zur — mehr oder minder mit Grün zweigon geschmückten — Lichterpyramide". (O. Lauffer.) Erst in den beiden letzten Jahrhunderten haben sich die beiden Entwick lungslinien so miteinander verschmolzen, datz der Weihnacht« bäum sich in ganz Dentschland durchsetzte. Die christlichen Kirche^ haben sich gegen die auskommcnde Sitte des Weihnachtsbaumc» lange ablehnend verhalten, und erst im 18. Jahrhundert ist auch »n dieser Beziehung ein Wandel cingetreten. Die Voraussetzung hierzu war offenbar dadurch gegeben, daß man im christlichen Volke allmählich begann, den Weihnachtsbaum gedanklich zu der Geschichte von Christi Geburt in Beziehung zu bringen. Man verglich den Weihnachtsbanm symbolisch mit dem Lebensbaum im Paradiese, das durch Christi Geburt den Menschen wieder erschlossen wurde. Es wurde ferner bräuchlich. die Ausstattung des Weihnachtsbaumes durch Engel mit Spruchbändern und einen grotzen Stern auf der Spitze in bewußter Anlehnung an den Stern von Bethlehem in der Ausstattung zu verchristlichen. Indem so die Kirche die Aufnahme des in der deutschen Fa milie entstandenen Weihnachtsbaumes nach- und mitvsllzog, gerieten zwar die uralten Verbindungslinien zum Zwölslen- spuk und seinem Abwehrzauber in Vergessenheit. Aber gerade dadurch, daß die Kirche das Brauchtum des Weihnachtsbaumes seines dämonischen Hintergrundes entkleidete und einen neuen, dem ganzen Volke in seiner Ckristlichke't faßbaren Nährboden gab, konnte es sich über alle deutschen Lande bis in das letzte Tal und die letzte Hütte verbreiten. Daß das jeiveils höchste Fest einer bestimmten Jahreszeit die Tendenz hat. allen Brauch an sich zu ziehen, auch wenn er ursprünglich anderen Tagen anhaftete, das ist von der wissen schaftlichen Volkskunde längst als ein allgemeines Gesetz fest gestellt worden. Und daß das christliche Weiknachtssest gerade bei den Deutschen so viel Brauchtum auf sich vereinigte und insbesondere die Ausbildung des Weihnacktsbaumes bewirkte, das ve..,ält sich so, nicht weil sie bewußt das überkommene Brauchtum aus seinen vor- und außerchristlichen Zusammen hängen gelöst hätte, sondern darum, weil die verwandelnde Kraft des Christenglaubens eine Kraft der Hcimholung ist. die nichts von dem verwirft, was im Glauben der Völker echt ist. Freilich ist manches von dem Brauchtum, das die christ lichen Feste an sich gezogen haben, von nicht eben sehr erleuch tete» Theologen oft als Magie, als heidnische Mischreligion gescholten und sogar zeitweise non Staat und Kirche bekämpft worden. Das Wort „Aberglaube" hat schnellsertig die schönsten und sinnvollsten Bräuche verächtlich gemacht, io datz sie vor der aufklärerischen Weisheit sich schämten, sich verkrochen oder gar auflösten. Aber in Wahrheit hat das Volk ein feines Ge fühl für das. was wirklich als Nachtgewächs das Helle Tageslicht zu scheuen hat. Es weiß, was sündig ist und macht und der lichten Gottesverehrung widerspricht. Wesentlich verschieden von diesem Nachtgemächs, das sich auch tatsächlich meist scheut, an den lichten Tag zu kommen, und Winkel nnd Dämmerung sucht, ist der wirkliche religiöse Volksbrauch, der sich durchaus unbefangen zwischen den wesenhaft christlichen Festen und Glau bensregeln bewegt, nur selten noch im Gegensatz zu ihnen. Wenn man weiß, datz der ursprungsnahc Mensch aller Zeiten aus eingeborenem Drang in einer Fülle von Bräuchen die dä monischen Gewalten zu bannen und seine Ehrfurcht und Dank- barkeit gegen die freundlichen Götter und Spender aller Frucht barkeit auszudriicken suchte, ist es ganz sesbstverständlich, daß solche Bräuche auch lm Christentum noch weiterleben konnten und durfte», da seine Lehre ia dämonische Mächte anerkennt und Gott, nicht eine blinde Natur, als Spender alles Lebens glaubt. Dle Kirche hat darum das dem eigene» Geist verwandle, nicht so fast einem bestimmten Heidentum eigentümliche, sondern aus der Formkraft vrimärer Ehrfurcht erwachsene Brauchtum wcitcrgepflegt. Es entspringt nicht einem Heidentum, sondern dem Menschentum. Nur die Formen kommen und vergehen und werden mit dem neuen und höheren Glauben andere und reinere. Insofern war das Christentum schöpferisch, und cs ist unrichtig, den Vorgang so darzustellen, als habe cs im wesent lichen nur übernommen und wenig nmgcbant". Mas Peter Dörfler in diesen Worten allgemein vom Brauchtum sagt, gilt besonders von der Weihnachtszeit, so wie sic von dem christlichen deutschen Volke begangen wurde. Die christliche Kirche, die in den einzelnen Völkern sich so innig elnwurzeltc, daß deren unterschiedliches Brauchtum sich organisch mit den Festen verband, die sie als Kirche aus der ganzen Welt feiert, hat sich deswegen von beiden Selten die entgegengesetztesten Vorwürfe machen lassen müssen. Die einen nehmen es ihr Übel, daß sie Volksbrauch übernommen hat, die Hochwasser in Rom Die tagelangen, teilweise wolksnbruchartigen Nieder schläge der beiden letzten Wo chen haben In Mittel- und Süditalicn große Ucber- schwemmungen hervorgeru fen. Der Tibar stieg täglich säst um einen Meter. (Presse- Hossmann, Zander-M.) Wem gehört -er Weihnachtsbanm? Zur Fest» un- Vrauchgeschichte von Weihnachten
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