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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.02.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192402174
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- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19240217
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- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1924
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der wesentlichsten Konfliltsstoffe, den militärt- ,chen Ansnahu»ejnsumo, gerade noch «chtzetti- lvseitlgerr zu sotten — «erügsten» angekundigl hat) vor allem die Emmingers chen JustißoeBow- ixrnzen, die Neuregelung der Arbettszett und die Lulyersche vteuerpourik, insdeionoerr die drcttr «leuer-Notoerorvnung. Gewiß hat es ftch hier um die Bearbeitung seyc schwieriger Mate rien gehandelt, und pcherltch auch givt es im Veichstag mehr al» einen 'Abgeordneten, der im Herzen froh varüoer »st, daß oiese in jenem Fall äußerst wwerw^rttge Arden auf dem resoluten Wege der Notverordnung erledigt zu sein scheint — oa» Parlament in seiner Gesamtheit wtrv sich init solchen Bequemlichleltsgrüirden aber mchr beruhigen können, ^iamentlich die dritte Steuer- Notve.ooonung mit ihrer einseitigen Belastung der städtischen M^ter, ihrer Löhnung der Jn- flatiolrs.K».e^it-Gewinnler und der Landwirt schaft, ihrer Enteigung der Sparkassen- und Pfandbrief-Gläubiger fordert schursste Kritik heraus, um so ureyr, als die Regierung an dem ourchaus vernünftigen demokratischen Vorschlag, statt der Mietsslvuer Zuschläge zur Bermogelrs- >teuer zu erheben ^ote je nach den Gewinnen und Perluslen, die oer einzelne durch die An station davongetraoen hat, gestaffelt sem sollten), uo-üb^g^gangen ist, um d^s „produktive Kapl- tal" niajt zu ,a)äd»g^n. Daß die Mielssteuer mit chren unoe»,mei.alicyen Folgen auf soziaU)ygienl- schem Geb.et ote Lebenskraft der städtischen Be völkerung, also ein mindesten» ebenso produk tives Kapital, aufs schwerste schädigen muß, scheint der Negierung demnach weniger bedenk lich zu sein, w.vd aber sicherlich zu schweren par lamentarischen Angriffen gegen sie führen. Denn es ist ja keineswegs so, wü- es nach den offi ziösen Darstellungen scheinen nröchte, daß die Negierung zur Notverordnung gegriffen habe, nachdem die Vertreter der Parteien sich im wesentlichen barmt einverstanden erklärt h.tten; im Gege.rteil: weil die Parteien sich nicht eint- gan konnten, weil jede von ihrem Standpunkt aus gewichtigste Einwendungen gegen die Pläne der Negierung erhob uno weil die Geltungsoauer des Ermächtigungsgesetzes nur noch nach Stun den zählte, wuvoe die Notverordnung unter» zeichnct. Sie ist gegen den Willen aller Partelen zustande gekommen und hat demzufolge von allen Parteien hitcmische Angriffe tm Parlament zu gewärtigen. Nur im Bor übergehen sei dann noch daran erinnert, oaß dem Reichstag nicht nur auf dem lnnerpo.itischen Gebiet ereignisreiche Ausein andersetzungen beoorst^hen dürften. Seit dem Auftreten PtaedonaKs, seit dem Erscheinen d« internationalen exuyverstundigen-Kominissiou in Berlin sind ganz neue Impulse in die große internationale Politik gekommen. Damit aber crhrbt sich die Frage, ob die Persönlichkeiten, die gcg.nwärttg die Außenpolitik Deutschlands leiten, das FornZat haben, bas in diesen plötzüch ""-' sv senr erweiterten Rah.».en hineinpaßt. Wenn ^.^Hamsay Macoonald spricht, so findet seine 7.-«^Stimme einen ungeheuren Wlderhall bet den Massen der Völker. Ob sich Aehnliches von Herrn Streseinann behaupten läßt? Syurptome aus .ängsten Tagen, etwa die Flaggenaffäre von Washington ooer die Idee, Herrn o. Rosenberg, Cuno» vollkommen sterilen Außenminister, als Botschafter bei der neuen Türket zu verwenden, müssen, gelinde gesagt, mißtrauisch stimuren. Auch hier erwächst dem Reichstag in seiner kom- nienden Session jedenfalls die Pflicht zu ernste ster Aufmerksamkeit und, wenn es nötig werden solltch -u rascher und rechtzeitiger Korrektur.... Berit», 16. Februar. (Eig. T e l.) Der Reichs- tcig nimmt in der nächsten Woche seine Arbeiten w eder auf. Die erste Vollsitzung findet «»Mitt woch, den 20. Februar, statt. Sie beginnt u» 3 Uhr nachmittags. Auf der Tagesordnung steht zunächst ein Vertrag mit Oesterreich über gegenseitigen Rechtsschutz und Rechts- hilf«, eia Gesetz über Danziger und mevleU läadtsche Rechtsaagelegenh eiten, »ine Vorlage zur Aenderung der Kraftfahrzeug- liaien-Derordnung. endlich die von Sozial- demokraten, Zentrum, Deutscher Volkspartei und Deutschnationalen eingebvacht« Pfalzinterpel- lation in Verbindung mit dem Antrag Hergt wegen der Aburteilung der im besetzten Gebiet des Hochverrat» beschuldigt« Personen. Der Reltestenrat de» Reichstage» ist für Montag nachmittag einberufen. Um S Uhr wird dann der Auswärtig« Ausschuß zusammentreten, in de» Außenminister Stresemann voraussicht lich eiugeheudeoe Mitteilungen über die außen- politische Lage machen wird. Gr dürfte dabet auf di« Berliner Sachverstilndigen-Beratungeu, auf die Goldbaakpläne, aber auch auf den Washingtoner Flaggen-Awischenfall näher etngehen. von der Session des Plenums find fürs erste wohl noch keine Sensationen zu erwart«, da di« Stellung aller Partei« zur Pfalzfrage im allgemein« über einstimmend fein dürfte. Erregter dürfte dl, Debatte erst »erd«, wenn die Regierung, wie sie es angeblich beabsichtigt, mit einer programmatisch« SrÜSrung vor de, Reichstag tret« sollte. Jur MM«, Ul. Februar. (Big. Tel») Iw-laß»« de» Gesetzentwurfes über di« Aenderung de» Reichs wahlgesetz« ist auch et» Aenderung in der Ab grenzung der Wahlkreis« vorgesehen. Me ver lautet, steht tzo» Mtrmirf für Sachsen zwölf Wahlkreis» »ar, und Iwan Stadt Dresden, Bau-«, Zittau, Meißen, Srinnna, Leipzig-Ost, Leipzig-West, Freiberg, Lhemrritz, Glauchau, Zwickau »ab Plaue». Diese -wSls Wahlkreise bild« zufaumeiii einen W«h4k»O4»w^,»wM Freunde des Ausnahmezustand« Wie berichtet würbe, ist tu einem Briefwechsel -wisch« dem Reichspräfideuteu Und de» Oberbefehlshaber der Reichswehr n. Seeckt fest- gestellt worden, daß die Verhältnisse, die zur Ver kündigung des militärisch« Ausnahmezustand« ge führt haben, nicht «ehr besteh« und daher der Ausnahmezustand selber aufzulassea sei. Man sollte meinen, daß dies jedem Bürger willkounnear Bot schaft sei und von niemand angefochten werden könne Dean welcher Deutsche, dem an dem guten Namen seine» Vaterland« nur das geringste gelegen ist. sollt« einen Zustand verlängert zu sehen wünschen, den «an in einem bestimmten Augenblick für zweck mäßige doch zu keiner Zeit für ruhmvoll und dem Anseh« der Deutschen Republik besonders förderlich halten konnte! In der Tat hatte der Ruf dec deutschen Gesittung in der Welt gewiß keinen Vorteil davon zu erwarten, daß hier nach amtlicher Be hauptung die Achtung vor de» Gesetz mrr dadurch zu erzwingen war, daß man alle staatliche Gewalt den Befehlshabern der bewaffneten Gewalt über antwortete, die dazu nicht einmal durch eia Volks heer, sondern durch eine Berufsarm« vertret« ist Auch konnte er keine« Zweifel unterliegen, daß viele Ration«, einschließlich der deutschen selber, weit unruhige« Zeit« verlebten als es diejenigen wann, in denen die Ordnung bei uns angeblich nur mit Hilfe des militärischen Ausnahmezustandes auf- rechterhalten werden konnte. Diese und ähnliche Erwägungen der nationalen und persönlichen Würde der Deutsch« schienen es aus- -»schließen, daß sich, nachdem sich der Reichspräsident in llebeveinstmunung mit dem militärischen Ober befehlshaber selber für die Wiederherstellmlg des bürgerlich« Rechtszustande» ausgesprochen, irgend eine Stimme dagegen erheben könnt«. Dieser er staunlich« Fall ist dennoch eingetreten. E» hab« sich Leut« gesunde^ die militärischer al» da» Militär gesinnt find. Sonst stet» zu einem aus den Gewohn heit« des alten Regimes überkommenen Respekt vor der Uniform geneigt, find« sie plötzlich den Mut zu« Widerspruch, zu Proteftdepeschen gegen da» Gut achten des obersten Militärbefehlshader», durch das di« Voraussetzung« de» Ausnahmezustandes als nicht «ehr gegeben erklärt werden. E» ist selbst verständliche daß General o. Seeckt seine Meinung nicht ohne die triftigst« Gründe und auf Grund von Information« ausgesprochen hat, die ihm ja au» dem Kreise der ihm untergeordneten Beamtenschaft reichlich zur Verfügung stehen. I«e Leute aber wissen es besser. Zur Stütze ihrer gegenteiligen Meinung vermögen sie zwar, obwohl sie sich doch sicherlich die größte Mühe gaben und nicht wühlerisch waren, nur einige Vorkommnisse anzuführen, di« weder der Zahl noch der Art nach geeignet sind, ein« so extreme und dem Geist der republikanisch« Ver fassung zuwiderlausende Maßregel zu rechtfertigen, wie die llebertvagung der staatlich« Gewalt an die militärisch« Befehlsstellen es sind. Auch ohne plausible und öffentlich eingestehbare Gründe an fuhren zu können, verlang« ft«, daß der Ausnahme zustand oufrechterhalten, die Pesehlsgewalt in der Deutschen Republik auch fernerhin von de» Militär ausgeübt werde — da» durch den Mund feines obersten Vorgesetzt« dte Rückkehr -um Normal zustand für angrzetgt erklärt. Mau kann für den Augenblick darauf verzichte«, auf die besonder« Motive eiagogehev, die gewisse Kreise im Lande Sachs« veranlaßt haben, für dir Beibehaltung de» militärisch« Ausnahmezustandes «inzutvet«, dessen Beseitigung jedem Republi kaner nach dun Gutachten de» General» v. Seeckt al» dringlich erschein« muß. Maa kann auf solche Untersuchung bis auf weitere» um ss eher verzichte», al» man doch wohl daraus rechnen darf, tmß dte Relchsregierun^ der der Leumund aller deutschen Länder am Herzen liegen muß, den Bemühungen der erstaunlich« Lent« widersteh« wird, die sich so begierig -eigen, ihre enger« Heimat durch die Wort dauer eines für da» übrige Reich aufgehobenen Au»- nahmezustande» vor de» In- und Ausland au» geprangert zu seh«. O VrM«, 16. Februar. lLta Tel.) Di« Hetze gegen di« Aushebung des Ausnahmezustand«» m Sachs« hat pünktlich eingesetzt. Bereits am Donners tag hat di« Landtagsfraktiou der Deutschen Volkspartei ein« Schritt iu der R.chtuag unternommen, in Berlin die Aufbewahrung de» Aus- nahmezustande» für Sachsen zu unterbinde». Diesem Schritt hat sich auch der Landesausschuß der Deutschnationalen Poltspartei angeschlossen. Wie ver lautet, sind über den sachlichen und örtlichen Um fang der Aushebung de» Ausnahmezustandes noch keinerlei Anordnung« beschloss« worden. Was die Deutschnationalen aber als entscheid«- für die Bei behaltung de» Ausnahmezustandes erachten, däs wäre der Umstand, daß die Umbildung der sächsisch« Lau- despolizei noch nicht vollendet und damit «ine ausreichende Sicherheit besonder» sür die kleinere» Ort« de» Land« noch nicht gewährleistet sei. Dabei werden die bekannt« Ereignisse von Hohenstein- Eruftthal, Schwarzenberg, Alberoda und Plauen von neuem angeführt, um die Not wendigkeit der Beibehaltung de« Ausnahmezustand«« zu erweisen. Der Wahlkreisnerboud Ostsache» der Deutsch« volkspartei hat ein Telegramm an de» Reichskanzler gerichtet, i» de« « heißt: „Jüngste kommunistische Unruh« in Sachsen, Bomben attentate, Aufruhr, Anschläge lass« bei vorzeitiger Aufhebung d« Ausnahmezustand« neue Schädigung der sich langsam beruhigenden sächsisch« Gesamt bürgerschaft befürcht«/ Der Landesausschuß für die sächsischen Hand- werker wirb bei» Reichswirtschaftsmlu fier und bei» Neschswehrm nister vorstellig mit ein«, Tele- -nun», aus de» folgender Sa« Hervorzuhebe» ist: „Bet Aushebung des A«uah»e»ustand« Gestihrdurg der Lebensmittelversorgung. PlÜnkbrungea, «höht« Arbeitslosigkeit unvermeidbar/ D« Verband sächsisch«« Iubustriel- lar hat sich dtockt a» General » Seeckt W»g»bt — »V» WWM MWW IM Störungen des «den sich langsam wieder «iwrichten- d« Wirtschaftslebens. Der „Bür-eeausschuß fit» «werländische Mutz- gebuug«/ i» Bresben hat die glächen Vor stellung« bei« Reichspräsidenten M> bet» Reichs- wehr Minister erhob«. Dies« Ausschuß tut sich jetzt ulvrhaupt gang besonder» hervor: Lr hat es auch für notwendig »achtet, am d« Reichskanzler ein Schreiben zu richten, worin der, Abbruch der diplomatischen Bezieh» »genzuFrank- reich und Belgien gefordert wird. Nach eiaer an verschiedenen außen» und irmerpolitischeu Maß nahmen werd« die Wünsche des Bürgerausschuss« in folgenden Sätzen zuscunm,»gefaßt: „Wir erhoffen von der Rcichsregierung kraftvolle«, der deutsch« Würde genügendes Auftreten gegen di« äußere»' Feinde, rücksichtslose Strenge gegen kommunistische, Volk und Staat gefährdende innere Feinde. Wir fordern von ihr Unterstützung aller Bestrebung«, die auf Befreiung Deutschland» au» den Sklaven- fesseln von Versailles hinzielea. Schwächliche Nach giebigkeit und das Außerachtlassen der Rücksichten auf unsere Würde, die wir aus in unserem Unglück wahren wollen, müssen wir aber mit aller Knast be kämpfen." Aus -er POO Leipzig So gut wie vollzählig «ar der Gesamt vorstand der Deutschen Demokratischen Partei für Leipzig und Umgebung am Freitag abend zu einer Sitzung versammelt, die Angelegen heiten der Organisation wie auch solche der politischen Einstellung betraf. Mit lebhafter Be friedigung wurde die Mitteilung des General- sekretärs begrüßt, daß die Einrichtung der Sonntags.Besprechungen in der Geschäftsstelle beibehalten werden solle und daß beabsichtigt sei, zu bevorstehenden be deutsamen Gedenktagen Persönlichkeiten aus der geistigen Elite der deutschen Demokratie als Festredner z« gewinnen. Als Zeitpunkt für die Hauptversammlung wmb-e ein Tag zwischen dem inach den bisherigen Dispositionen am 6. April m Weimar abzuhaltrnden) Parteitag und den Reichstagswahlen gewünscht; die endgültige Festsetzung bleibt der Organisa- tionsleitung Vorbehalten. Zur Teilnahme an dem Parteitag sind auf Grund ihrer Armier oder Funktionen berechtigt: Reichstagsabgeord- neier Prof. Goetz, Finanzminister Dr. Rein- kolb, Landtagsabgeovdneter Llaus, Stu» vi nrat Ä:. Richter, ^eamckvereinsscketär Sauer, Perbandsdirektor Josef Reif und Generalsekretär Ehrich; al» stimmberechtigte Delegierte des Leipziger Vereins wurden von der Versammlung bestimmt: Frau Stadtverordnete Edith Mendelssohn-Bartholdy, Fa brikbesitzer Hugo Graf, Fräulein Walpurg Schärfe, Oberpost sekretar Li er mann, Rechtsanwalt Dr. v. Stolzenberg, Frau Maria Keßler, Stadtverordneter A. Leh ma nn, Direktor Otto Weber, Dr. S. Stein berg und Gewerkschafts'ekoetär Do gel. Die Grundlage für die politische Aus sprach» lieferte Prof. Goetz mit Darlegun gen über di» Situation, die der Reichstag beim Wiederzusammentritt vorfindet. Der Ueverzeu- gung der Referenten, daß an den gesetzgeberischen Produkte« des Ermächtigungsgesetzes vieles zu rügen fei, pflichteten die Diskussions- vedner rückhaltlos bei, wie sich in der Versamm lung überhaupt eine erfreuliche Einheitlichkeit der politischen Auffassung ergab. Man war sich einig in der Genugtuung Wer das Ende des Ausnahmezustandes «nb auch darin herrschte völlige Uebereinstimmung, daß überall dort, wo — wie beim Deamtenabbau und in der Frage der Aufwertung — wider Treu und Glauben verstoßen oder das Gebot der sozialen Gerechtigkeit mißachtet worden fei, im Rahmen des Möglichen baldigst Abhilfe geschaffen werben müsse. Die Deutsche Demokratische Par- ten brauche wegen ihrer Eigenschaft als der zeitige Mittr.gerin der Reichsvegierung keines falls auf das Recht der Kritik zu verzichten; je freimütiger sie von diesem Gebrauch mache und je entschlossener sie sich vor der Oeffentlichkeit zu ih.en Grundsätzen bekenne, mit desto besseren Aussichten — so formuliert« ein Schlußwort Dr. Richters die allgemeine Ansicht — werde sie in die Wahlschlacht ziehen. L—I. Oer Katt Aeigrrer Lvwb«, 18. Februar. Der parlameutarisch« Untersuchungsausschuß, der von de» Landtag rin- aesetzt worden ist zur Prüfung der amtlichen Ver fehlung« d« früheren Ministerpräsidenten Dr. Zelg » er, wird, wie verlautet, an der Leipziger Hauptverhaadluag gegen den ehemaligen Ministerpräsidenten teil nehmen. Dis dahin ruhen die Sitzungen d« Untersuchungsausschuss« und sie soll« erst nach der Urteilsspvechung iu der Au- gelegenhett Zeizner wieder ausgenommen werden. Oie sächsische Serueiu-elammer Dresde», IS. Februar. (Eig. Tel.) Der Ministerpräsident Hot den Landtag ersucht, di« Wahl« der Beisitzer für die Gemeinde- kämm er baldigst vorzunehmen. Di« Gemeinde kammer ist bekanntlich in der neuen Gemeinde- ordnung vorgesehen. Während die Wahl der elf Beisitzer durch d« Landtag »u erfolgen hat, wird der Vorsitzende durch das Ministerium de» Inuer» «rasant. Da die Tätigkeit des Vorsitzende» nur ein« liebenamtliche ist, kommt für diesen Post« ein juristischer und möglichst auch kam- «uualpolittfch vorgebildeter Ministerial beamter in Betracht. Der Minister des Innern wird d« Ministerialdirektor Dr. Schulz ,»» Bor- fitzend« der Gemeindekammer ernennen. De« japanischen Konsul in Wladiwootock wurde eine Not« ber Sowjttregterung über- reicht, in d«r erklärt wird, daß angesichts der Er folglosigkeit ber wiederholten Vorschlag« oer Sow/t- realenm- au die japanische Reform» für bis Wiederaufnahme normaler Beziehungen, di« Sowjet- regier»»« die Notwendigkeit eia« Sichau Galten« japanischer offizieller Funktionäre auf Sowjet- »oben »icht «insehe, um so weniger, al» di» nicht auf GegenfeittzzM beruh«. Kraue« «ad Nölkeedm»- Ob« tza Stiunurechtsdewegung zur politischen Mündigkeit ber Frau und zur Mitarb« an der Muna inycr- und außenpolitischer Fragen — das iß tz»: Log, ben heute die Frauen der meisten KÄlturstaaten durchlaufen haben. Auch die Organisation des Völkerbundes konnte die Frauen nicht unberücksichtigt lassen, und dar Arnkel 7, 8 2 des Völkerbund« gibt beiden Geschlechtern das Recht zur Mitarbeit im Völkerbund und an seinen verschiedenen Abtei- lungen. Bor allem fordert das Internationale Arbeitsamt (Art. 3SS und 427) die Mit arbeit der Frauen. Es ist in Deutschland saft unbekannt, daß die angeschloffenen Länder Frauen als Dele gier t e zu -den Spezialkommissionen des Völker bundes entsenden, und dich dort für die All- gemeinheit wichtige Arbeit geleistet wivd. Bis her wurden durchschnittlich sechs bis acht weib liche Delegierte an ben Dölkerbundsversamm- lungen in Senf gezählt, und in den Spezial kommissionen, die zur Behandlung allgemeiner sozialer und Erziemmgsfcagen eingesetzt sind, war die Zahl der Frauen ungefähr die gleiche. Es ist keineswegs Zufall, baß fast alle Dele gierte nutzt allein in ber sozialen Arbeit erprobt stnd, sondern vor allem in der internationalen Berständiguntzsarbeit sich auszeich neten. Soziale Probleme, Fvauenfragen, Er- -iehungsfragen werben von diesen völlerver- söhnenben Gedanken durchsetzt. Durch die Döikerbunbaweit wirb offenbar, daß wir heute nahezu alle sozialen und erziehe rischen Fragm nur in internationaler Zusam menarbeit lösen können. Infolge der äugen- blickttchen Isolierung Deutschlands wirb jenes MonL.it vielfach unterschätzt. Die geringe Popu larität des Völkcrbundgodankens in Deutschland, der Mangel an politischer Schulung ber Frauen, vor allem in internationalen Fragen, tragen dazu bei, daß die deutsche Frau ohne jede Orien tierung über die Zukunftsmöglichkeiten des Völ kerbundes und seiner Förderung durch die Mit arbeit der Frauen bleibt. Anders in Eng - land, wo der Dölkerbundgedanke populärer ist und die Frauen erkennen, welche Mission in der gemeinsamen Arbeit mit ben Vertretern und Vertreterinnen anderer Nationen ihnen zufällt. Auch in seinem heutigen Anfangsstadium gilt dort der Völkerbund als Mittel zur Förderung sozialen und menschlichen Fortschrittes. Die führenden Frai^nvereinigungen haben sich in Eiland zu einem „Oouncil kor tde Keprcscn- intxm ok Aromen m tfie l.ea<sue ok blation" (Rat für die Frauenvertretung im Völkerbund) zusammengeschlossen. Die grcße Jahresversamm lung unter dem Vorsitz von Helen Ward be- handelte die hauptsächlichen Fragen der Zu kunftsarbeit und stellte an die englische Regie- runa unter anderem die Forderung, dafür zu wirken, baß die Frauen nicht nur neben den männlichen Delegierten an den Sitzungen heil nehmen, sondern eine vollständig akkreditierte Delegation von Frauen zur nächsten Dölkerbunü- versamnüung, sowie zur nächsten Arbeitskonfc- renz entsenden können. . Al» Delegierte an den Dölkerbundversamm- lungen können nur Frauen teilnehmen, die ln ihrem Lande das Stimmrecht und die Wählbarkeit besitzen, während die im eignen Lande politisch rechtlosen Frauen nur als sach verständige Beraterinnen in Betracht kommen. Ls ist ohne weiteres klar, daß sich in der Arbeit dieser letzteren Gruppe bedenkliche Widersprüche und eine innere Zwiespältigkeit ergeben müssen, die auch durch die intensivste Anteilnahme nicht ausgeglichen werben können. Der Anhang des Handbuches „lL 8ukkrs§e <tes femmes en pratiaue", das unter der Reval- tion von Frauen verschiedener Länder ckdr kur- zem in der Schweiz erschienen ist, behandelt die Tätigkeit der Frauen, die bis jetzt als Vertrete rinnen ihrer Regierungen oder als technische Beraterinnen am- Völkerbund oder an einer seiner Spezialkommiffionen delegiert find. Gerade heute, wo die Frage ber Stellung nahme zum Völkerbund in Deutschland aufs neue aktuell geworden ist, ergibt sich für die poli tisch interessierte Frau manches neue Problem, an dessen Lösung mitzuarbeiten ihre Ausgabe wäre. Lin aller Trick Paris, 16. Februar. (Eig. Tel.) Das „Gcho de Paris' veröffentlicht eine von halbamtlicher Stelle inspirierte Rote, wonach « wakrscheinUch ist, daß in einer der nächsten Sitzung« dir Botschafter- konferenz sich von neuem mit der Wiederaufnahme der Abrüstunglontrolle durck di« interalliiert« Militär- Immission in Berlin befassen wird. Gelt der Wieder aufnahme der Kontrolle im Dezember sei« all« Nach- Prüfungen im Einverständnis mit d« deutschen Re gierung unternommen worden. Es scheine, daß ste all« wirkungslos gewesen seien. Die deutschen Behörden hätten immer, da sie vorher Bescheid wußten, recht zeitig die bestebenden Unregelmäßigkeit« verborgen. Rach dem Urteil der französisch« Regierung fei nun- mehr, da die öffentlich« Ordnung in Deutschland w e- der hergestellt sei, die Stunde gekommen, auf die frühere, geheime Methode zurückzugreisen, um über haupt Inspektionen zu unternehmen. Die Beratungen der Botschasterkonferenz würden beginnen, sobald der englische Vertreter die notwendig« Instruktionen er halten hab«. Man glaube jedoch -u wisse«, daß -wi sch« General Rollet und klar» ««lisch« Kollegen da» Einverständnis über die M befolgende Route vollständig sei. Frankfurt a. M., M Februar. (Elg. Tel.) Rach einer Moskauer Meldung äußerte Lit- »t» o ». Rußland lehne es ab, mit Frankreich irgendwelche Verhandlung«« ohne vorherige An erkennung anzuknüpsea. Dir Beziehungen zu Italien und England genügt« Rußland, um feine Rrhftoffe abzustoßen und sich mit Induftrievrodukten zv versorg« Für Rußland exi-ier« kein« An- erkemrungsfrag« mehr, und die Hoffnung, durch Nicht- »verkuurung wirtschaftlich« Konzession« henauozer» schlag«, fei Irrtum.
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