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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.03.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192503104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19250310
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19250310
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1925
- Monat1925-03
- Tag1925-03-10
- Monat1925-03
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Site 4 1L Todesopfer beim Reinsdorfer Ltnglück Wittenberg a. Ü.. 9. März. tEig. Tel.) Tie Zahl der Opfer der Cxplosionskarastraphc auf dem Werke Meinsdorf der Äiihaltlsch-Weftsäliicher» Sprengüofs-A.-G. Hal sich mittlerweile auf 1Z er- höbt. Unrer den Tuten befinden sich drei Frauen, sechs Tot« konnten an der Unglücksftätte geborgen werden, fünf schwerverletzte find in dem Paul- Verheil dt-Stift p.-storben. Met weiter, Arbeiter wer den noch vermißt, doch ist kaum noch daran zu zwei feln, daß auch fie ihr Leben eingcbüßt hoben. Zm Paul-Gerhardt Stiit beftirden sich qegenwärttg noch 25 leichter verletzte. Bier Zahr, tm Kerker gehaltem Lin satt un- glaublicher Att der Roheit hat sich in Grotz-La»- dehnen (Ostpreußßen) bei beul Besitzer G. zugetra. qen. Dieser hat seine Ehefrau im Einverständ- »ris mit seinen Kindern seit vier Jahren in einer enge» Kammer eingesperrt. Dor Jahren war die Frau in einer Irrenanstalt acwcsen, da sie infolge e-iner Entbindung geisteskrank qewordcn war. Ihr Zustand hatte sich aber vollständig aedrssert, so -aß sie al» gesund und ungefährlich entlassen worden war. Nach ihrer Rückkehr richtete der Ehemann ihr eine enge, nicht heizbare Kammer ein Er hob sogar da» Fenster au» und verdeckte die Oefs- »ung mit Latten. Der Aufenthalt in dieser Kammer sollte der Unglücklichen den Tod bringen. Die Kart- Herzigkeit der eigenen Kinder ging sogar so weit, dass sie dem Vater rieten, die Mutter erst heiss baden zu lassen und dann in di« Kammer zu sperren. In dieser Kammer verbrachte die Unglückliche Tag »m- Nacht, Sommer und Winter. Niemals durfte sie di« Kammer verlassen. Selbst in den letzten schweren Mnttvrn erhielt die Frau keine Beheizung ihrs Ge fängnisse», und eine ihrer Töchter reichte ihr hin und wieder einen Kohl köpf. Das Aussehen der Kammer und der körperliche Zustand der Unglück lichen nahm mit den Jahren an Frrrchtbarkeit zu. Die Frau war mtt Lumpen und Fetzen bekleidet und Schmutz umgab sie. Der ganze Körper war voller Wunden. Aufgotunden wurde dir Cingesperrte bei dem Begräbnis ihrer ältesten Tochter. Zur Aushilfe angenommene Personen wollten die Kammer be tteten: dnd a« gewaltsam verhindert wurde, schöpfte man Verdacht und so kam es znr Entdeckun g-es Martncium». Todesurteil gegen Jugendliche. In London sind zwei junge Burschen, der siebzehnjährige Edward Heggarth und der neunzehnjährige W lliam Crossley, Ä« im Januar in Wolverhampton einen Polizisten erschossen, -um Tode oerirrteilt worden. Die beiden Burschen waren aus einer Handwerksschule durch- gegangen und unternahmen, mit einem Revolver be waffnet, Raubzüge, wobei sie sich eine» vierzehn- jährigen Knaben bedienten, der als Handlanger oder al» Aufpasser zu fungieren hatte. Al» sie ein Po lizist ertappte- entstand ein Feuergeiecht, in dem die Burtclxn den Polizisten nicderschossen. Die beiden Burschen hörten das Urteil gleichmütig an. Die Sekt« der Kindesmörder. Der Moskauer Br- richterstatter der Rigaer russischen Zeitung .Sewv- drya' meldet: In Schitomir hat der Prozeß -eg«u den Dauer gymbaliuk begonnen. Zymbaliuk gehörte der russischen religiösen Sekte der „Kornejewzy' an und hat seine vier Kinder ermordet. Nach den Lehren dieser Sekte ist es eine Sünde, wenn man Kinder zur Welt bringt. Außer Zymbaliuk befindet sich auch der Apostel Kornes auf der Anklagebank. Au» den Aussagen der Angeklagten geht hervor, daß die Anhänger dies«, Sekt« die Kinder als .rote Drachen" bezeichneten und es für richtig«, fanden, ihre Kinder zu ermorden, als sie später den komm», nistischsn Erziehungsheimen zu übergeben, wo man ans ihren Kindern Kommunisten großgezoqcn hält«. Die Sekt« sieht in den kommunistischen Führern die Antichristen, die auf Erden gekommen sind, di« gläu- big; Menschheit KU vernichten. Nach den Statuten der Sekte .Korn«,' durften di« Mitglieder ke'n« Kin- der in di« Welt setzen und mussten einen entsprechen den Erd leisten. Di« bereits vorhandenen K'nder mußten getötet worben. Zymbaliuk, der Vater von »ter Kindern war, erfüllt« ganz genau di« Vorschriften der Sekte und tötete knapp nach seiner Aufnahme tn die Ee.'tr seine vier Kinder. Er war nun überzeugt, dass er in den Himmel kommen werde. Dir deutschen Aaanasefser. Londoner Zeitungen suhrn Klage darüber, daß der sonst immer sehr üppig beschick!!! Änanasmarkt der englischen Hauptstadt in diesem Jahr fast ärmlich amnutnt. Auch sei«n di« Preise, die für gute Frücht« gefordert werden- unver- ale'.chlich höher als in früheren Jahren. Dir Lon- dauer Obsthändler, gegen di« in dt«sem Zusammen- Hang Dorwürse erhoben wurden, wasch«« natürlich ihre Hände in Unschuld. Sie können für gar nicht», wenn man ihnen glauben darf, denn die Deutschen, so sagen sie, sind gewalt'g« Ananas-Esser geworden und vertilgen nicht wenig«! al» zwei Drittel der Gesamteinfuhr. Merkwürdig nur, daß dieser angeb liche Rekordoerbrauch in Deutschland so wenig in Er- sche ming tritt. Aber da» kann da» Londoner Publi. kum nicht nachprüfen, womit di« englischen Anana»- Händler, denen es sich offenbar weniger um d!« Wahr heit als um die Rechtfertigung ihrer Preispolitik handelt, zweifellos rechnen. Da» rlektrlsche Kamel. I. D. Nockcstller jun. izctt sich von seinem Leibarzt di« in Amerika jetzt sehr beliebte Neitkur vcrschr«ibeu lassen, di« darin b«. steht, dass der wirkliche oder vermeintliche Patient sich mit Hilfe einer mechanischen Hiorrichtlmg, di« die Erschütterungen des Reitens nachahmt, tüchtig durch rütteln läßt. Gewöhnlich sind diese Vorrichtungen, äußerlich betrachtet, mehr oder weniger gelungen« Nachbildungen von Pferden. Der junge Rockefeller, der etwas Besonderes haben muß, wollte sich aber mit dem allgemein üblichen «lektrtsäien Roß nicht be- gniigen und ließ sich nach eigenen Angaben ein künst- licheo Kamel bauen, auf dessen Rücken er jetzt oll- morgendlich seinen Kurgalovp absolviert. Komödie ohne Wort«. Der Pariser .Mo ui in Rouge' bringt im Rohmen der üblichen Revue eine tlcin7 Komödie, die dam Zweck dient, den Frem den, die der französische» Spruch« nicht mächtig sind, glesti.vahl eine lustige Unterhaltung zu bieten. Dre Handluin spielt auf einem Hotrikorridor vor einem Zimmer, und sie ist so beredt in ihren drastischen Ansdrucksmitttln, daß sie der Sprache entntten kann. Liner jungen Frau steigt bei der <^"-* *'->fir aus dem Theater ein Don Juan nach, dessen Zu- dvinglichkeiten sie sich dadurch entzieht, dass sie rasch durch die osfenstohende Tür eines Zimmers tritt, das sie für da» ihrige hält. Sie erkennt aber so fort ihren Irrtum und tritt mit einem erschrockenen .Oh' zurück. Dabei stösst sie mit ihrem Persolgrr zusammen, der nun seinerseits ein von einem ironi- scheu Lächeln begleitetes .Oh' hören lässt. Entrüstet wendet sich d e junge Dame mit einem leise ge- murmelten .Oh' wieder der Tür zu. In diesem Augenblick erscheint auf der Bildfläche ein Herr im Nachthemd. Ls ist der Infiiber des Zimmer«. An- gesichts des befremdlichen Paares vor seinem Zim- m«r entflieht se'nen Lippen ein longqedohntes .Ob', das von den beiden beim Anblick der weißen Er- scheinung mit einem gleich erstaunt-m .Oh' erwidert wird. Inzwischen hat man der Polizei gemeldet, daß sich in dem Hotel höchst stitiame Dinge ccbkv^Icn. Lin Kommissar erscheint und stößt beim Anblick der dr«i verdächtigen Personen e n drohende« .O^" aus Die drei stehen überrascht und verwirrt vor dem Hüter des Gesetzes und st<-mm--ln seufzend ein schämiges .Oh' in dreifach abgetönter Tonfarbnng Sine KSsrwoch« la Stockholm. Daß die grossen Warenhäuser Weisse Wochen, Lebenamittelwochen, Schuhwochcn usw. veranstal'en, ist keine Seltenheit Dass dagegen in einer ganzen Stadt eine .Käsewoche' veranstaltet wird, dürfte immerhin einzig dastehen, den Kissegralsisten Stockholm ist es gelungen, in der schwedischen Hauptstadt eins solche Propaganda woche -usammenzubringen. um der Bevölkerung den hoh-n Nährwert kiese» Nahrungsmittels und seine Preiswürdigkeit vor Augen zu führen. Während der ersten Märcwoche hoben fast olle Lebensmittelgeschäfte alle schwedischen Kciscsortcn in ihren Schaufenstern auegelegt. Sln lustige» Kleeblatt. Line seltsame Szene bat sich im New Parker Hafen abgespielt. Eine knappe halbe S und« vor dem Abgang de» Schnell dampfer» .Mauretania' kam ein Altto ins Dock ge rast, au» dem drei Personen sprangen. Eine junge Dame, noch im Abendkleid un'erm Pelz, obwohl es ^LIO Uhr vormittags war: das war Miß Dera Light, mer, eine sehr bekannte, reiche und exzentrische New Porker Erbin, schon oft in den Zeitungen genannt; ein junger Mann, noch im Smoking unterm Reise-Ulster, der dritte Sohn des amerikanischen Bankier» Clew«: und noch ein junger Mann, im russischen Tänzcrkostüm unterm Pelz- da» war d«r .Baron Willy von Knobloch', der Anit a-D erber- Partner D r o st e. Alle drei wollten den Dampfer stürmen, aber da» gelang nur dem jungen Elews, der allein ein Billett und einen gültigen Paß hatte. Die beide« andere« verhandelten mit den Schiff», und Paßbeamten, um die erforderlichen Formalitäten nachzuholen, während Clew» das reichliche Gepäck der drei an Bord schleppte. Und — da ging schon der Dampfer ab, Clew» winkte verzweifelt von oben herunter, Dera winkte weinend von unten hinauf, und — da kam die Schar der Zeitungsreporter an- gestoben. Vera wollte nichts sagen, aber Daran Knobloch um!- desto redseliger: Sie waren alle drei lei einer lustigen Nachtpartie beisammen gewesen, um Clew« vor seiner Abreise nach London zu feiern. In den Morgenstunden beschlossen Clews und Dera zusammen hinüberzufabren und in London oder Pari» oder Cannes .sogleich' zu heiraten. Gesagt, getan, man sauste heim, man sauste in» Dock — und dort geschah dann da« Unglück. Eine Großmutter als Kaaalschwimmcr. Ter schon verschiedentlich mißglückt« Versuch, den eng- lrschen Kanal zu durchschwimmen, wird jetzt von Mrs. Lraven aus Weymouth in England wieder ausgenommen werben. Die kühne Schwimmerin ist bereits 50 Jahre alt und glückliche Großmutter. Mrs. Craven hat das Training bereits aus- genommen. ». Personalien von der Justiz. In den Ruhe- stand sind versetzt worden: Iusttzobcrwachtmaister Müller, A. G. Leipzig und Woyke, St. A. Leipzig. Verstorben sind: Justizoberwachtmeister Rod« und Oberjustizsekretär Wagner, A. G. Leipzig. Be fördert worden sind: Iustizanttmann Schaar- schmidt, A. G. Leipzig zum Pürodirektor, Justiz- inspektor Zumps, A. G. Leipzig, -um Iustizanttmann, die Iustizsekrctäre Pötzsch und Fiedler, A. G. Leipzig, zu Iusttzinspektoren, Iustizunterwacht- meister Wolf, St. A. Leipzig, zum Iusttzwacht- meister. An gestellt im Staatsdienst: Anstalts amtmann im Probedicnst Dr. Else Boigtländer, Leipzig, als Gefangenanstaltsamtmann bei der Gr- fungenanstalt Waldheim. Versetzt worden sind: die Iustizoberwachtmeister M. M Riedel L. G. Leipzig und Thin«, Geithain, zum A. G. Leipzig, Thiele, A. G. Leipzig, zum A. G. Geithain. a. Rechtsanwälte. Der Rechtsanwalt Iustizrat Dr. Anton Konrad Hagen in Leipzig ist infola« Ablebens in der hiesigen Rechtsanwaltlist« gelöscht worden. Gelöscht worden sind ferner die Rechts anwälte Dr. Flad und Dr. L. W. Müller, ersterer infolge seiner Zulassung zum Oberlandesaericht Dreccen. Eingetragen worden sind die Rechts anwälte Dr. Friedrich Lugo Karl Rößler in Leipzig. Leutzsch, Hauptstraße 15, I., der frühere Rechtsanwalt Dr. Barban, sowie die Assessoren Dr. Drechsler, Dr. Liflo, Dr. Pfützner, Dr. Reichenbach, Dr. Strauß, Dr. Tischer und Tittel bei dem A. G. und L. G. Leipzig, Assessor Leysieffer bei dem A. G. Wurzen und L. D. Leipzig. Bei dem A. G. und L. G. Dresden wurden al» Rechtsanwälte -ugelassen der frül-ere Lsgationesekretör Dr. Freiherr v. Deschwitz und der stellvcrtvende Krershauptmann i. R. Dr. Thomas. * Prüfungen an der V. Realschule. Dom 22. F«- bruar bi» 7. März fand-n unter Vorsitz des Ober studiendirektors Prof. Goldacker die diesjährigen mündlichen Reifeprüfungen statt. Von den P üf- lingen mußten nach der schriftlichen Prüfung zwei zurückqewiesen werden, von den übrigen bestanden alle 96, es erhielten in Betragen 84 I, 10 Ib und 1 Ha, in den Leistungen 4 Id, 7 I'a, 12 II, 81 llb, 24 Ila und 17 HI. Außerdem unterzogen sich der Prüfung zwei Zugewicscne mit Erfolg, und zwar beide mit Illa. - Tod«»sturz au, dem Fenster. Am 7. März vor- mittags 10 Uhr ist in einem Grundstück in der Tauchaer Straße, Leipzig-Neustadt, ein« 67jährige Zuarbe'terin aus einem Fenster ihrer Wohnung im 2. Stock in den Hof hinabgestürzt. Der Tod war > >. Und er weiß gleichfalls nicht, ob ihm seine Frau einen Jungen geschenkt hat oder ein Mädel.' .Wieso ist denn so etwa» möglich?' fragte ich perplex. .Ach,' sagte Kieselbach, .da» Ganz« kommt ein fach daher, daß Schwabachs Frau und meine Fran unbedingt sparen wollten.' .Sparen?' .Ja, sparen. Sie waren beide, weißt du, in der gleichen Lage, das beißt: sie erwarteten beide Zu wachs, und zwar beide für die gleiche Zeit. . . Das war der Grund. Aber es geschieht nur schon recht! Ich hätte aus meine Fra« nicht hören sollen!' .Wieso?' .Nun, meine Frau sagte: ,Lmil,' sagte sie zu mir, .wäre es nicht besser, wenn ich für die nächsten vierzehn Tage zu Frau Inimisch ginge?" .Wer ist Frau Immisch?' .Wer? Ein« Geburtshelferin natürlich. Sie bat ein großes Haus, in dem die, die es nötig haben, alles bekommen können, was sie brauchen. . .Weißt du, Emil,' sagte meine Frau zu mir, >die Sache würde sich billiger stellen, weil ich mit Frau Schwa- bach, die auch was Kleines erwartet, bei Frau Immisch ein Zimmer nehmen könnte!' . . . Ach, hätte ich dock) nicht cingewilligt!" .Worein?' «Ntm, in das eine Zimmer! . . . Aber ich hatte ja gesagt, und io gnarticrte sich meine Frau mit Frau Schwabach bei Frau Immisch in einem Zim- mer rin, was ja schließlich ganz angenehm gew-stn wäre, wcnn — —' .Wenn?' .— wenn cs drvs Unglück nicht gewollt hätte, daß jenes Ereignis, das die beiden Frauen erwarteten, fast zu ein und derselben Minute eintrat. . . Ach,' sagte Frau Immrsch vorhin zu mir, .es war ja ge radezu entsetzlich! Ich hatte alle Hande voll zu »un, i>a'd da, bald dc.-r, bald bei Ihrer Frau, bald bei i Frau Schwabach Aber cs ging trotzdem ganz gut, oh ja, die zwei Babys kamen, »cn- ich legt« sie in der ersten Ausregung ue-eneinander auf -en Tisch ,'nd dann " .Was?' .Mein y a:t. v.'-sirlttc dir mich denn noch immer ui:..;? Die Sache »!: ginz iniach dir. daß Frau : Imo ' '» fllch .'ich' mußte, cd jene« Baby, das rechts l. g. oder jenes, da» links lag, meuter Frau gekörte. Das ein« war ein Knabe, Sa» ander« war > ein Mädel. Welches gehört nun mir? Und welches gehört Frau Schwabach? Wenn ich doch wüßte, wer mir das sagen könnt«!' .Wahrhaftig,' sagt« ich, .dir Geschichte ist recht peinlich.' .Peinlich? Peinlich ist kein Wort! So «ine Ge- schichte war überhaupt noch niemals da! . . . Zu denken, daß ich ein Vater sein werde, der niemals wissen wird, ob das Kind, das er erzieht, überhaupt sein Kind ist!' .Beruhige dich, das weiss so mancher Vater nicht!' .Ja,' schrie Kieselboch, .aber dann weiß es doch wenigstens die Mutter! In diesem Falle wissen cs aber auch die Mütter nicht! Ei« liegen schon mit einander im Streit, da ein« je-« von ihnen behauptet, sie habe Anspruch auf den Jungen! Kein« einzige will da» Mädchen haben! Ls ist ein Skandal! Und es ist nicht abzusehen, wie die Sache noch endet!' .Kst«lbach," sagte ich, .ich wüsste dn ein? präch- tiy« Lösung." .Welche?' .Zunächst einigst du dich mit Schwabach durch das Los. Wer von euch gewinnt der erhält den Knaben. Ihr erzieht dann die Kinder und wartet, bi» sie heiratsfähig werden. Und dann verheiratet 'hr sie miteinander. Sind sie miteinander verheiratet, dann käst du die Sicherheit, dass dein Sohn, wenn auch schlimmstenfalls nicht dein Sohn, so doch dein Schwie gersohn ist!' Kteselbach schlug sich vor den Kopf und metttte: .Wahrhaftig, da» wäre eine Idee. . . Immerhin, e» ist aber doch recht schlimm, nicht zu wissen, ob der Sohn, den man hat, am Ende nicht bloss ein Schwiegersohn ist!' .Do» macht nichts,' sagte ich .denn auch di«s« Zweifel werde»» sich schließlich in einem gewissen Sinne lösen, wenn du nach etwa fiinsun-zwrizlg Jahren Lnttl haben wirft. Bon diesen wirst du denn mit Bestimmtheit wissen, dass es unbed»ngt un- unter allen Umständen dein, Enkel sind. Dav , gleich« wird dann auch Schwabach von seinen Enkeln ! wissen Ihr müßt nur Geduld haben. Und e'was > warten.' Kst-s.fiich iroLnrtr sich mit dem Taicivntuch >en , Schrreiß von der Stirn sich hatte ihn überzem" ! Ec vertagte sein« Patcrsrci >v» bis , den Tag, da ' er Großvattrsreuden haken würdc. ^.-öffentlich er- lebt er es. Er würde mir sonst leid tun. KmttWsil Von Xuno ve»k von Mr entnehmen der in der BcrlcrgSanftalt Alk- g-cy (Darmstadt) erscheinenden Zeitschrift ^Ann«n- pctorafton" die tötenden Hauptsullcn au» eincm Essay von Kuno Gras von HaKdenvcr» über .Kon versation". Man hat für das. was man in den romanischen Ländern Konversation nennt, kein« orutsch« Lcze-chiiuug, das -st a-arulterifttiw. Warum? tv-ul man dg», was eigentlich Konversation ist und be deutet, in Deutschland vceu g kennt. Konoeriation ist eine Kunst, die ihre bewutzten Gesetze und Regeln hat, dx ihre uralten Techmten besitzt, feine Konver- scttion will verstanden ssvin wie ein geistvolles Kar tenspiel. Konversation ist das Parkett, wo sich See len und Geister .in Toilette' begcanen »n»d als Ge sellschaft fühlen, — so sicht man ste in Italien, — so findet n»an sie in Frankreich, un- so kennt man ste in England un- auch unter vielen orientalischen Völkern. Der Deutsche liebt dafür Unterhaltung, Gedanken- «»»»tausch Gespräch, Besprechung. Immer Seelen- merssch und unbewußt, immer dem Dämmcrnd-Ide- alen näher wie dem Sonnenklar-Formalen, hat er eine eigentlich« Kultur dessen, was Konversatton ist, immer noch nicht voll entwickelt. Wer offenen Ohre» die liebe Mitwelt belauscht, kann sich tagtäglich davon überzeugen: Da spricht der ein« au» dem Dachge schoß, der andere au, dem Keller — totale .Niveau- Verschiedenheit', un- das Tolle daran, daß keiner der beiden Redner sich klar darüber ist, von wo er höchstselbst un- von wann«n der andere spricht Konversation verlangt als erste Grundbedingung: Einigkeit über das Nivea»», bewußte odrr auch nnb.'m. s.tt! Grote?! wirken auch Tempoo-r- schiodenheltcn: d-i spricht der Eine Ideen, oder das, was er «bei» dafür h' >i mFchin<ngewchrfeu?rartig. der Andere hingegen bring» cs in den neist kurzen Atempausen, in dem»» er z-i Worte kommt, immer zu nicht» anderem, al« sich drei-, viermal langsam cnrf dem Flecke zu drehen. Geradezu komisch wirkt das Aufeina"deri>latzei» gewisser auvgcsproch.'ner Tpen. Der Autt-rilttivr, der alttoritätefrohc Herrenmensch odcr a.ttvrltäts- lüstürne Ehrgeizige, dessen ganzes Wesen ruf Ucbrr- lcaenheit cingestellr ist, wird immer widersprechen, sein Herrengesühl zu befriedigen; — ihm gegenüber der Sprecher ohne Ohren, der überhaupt nie zuhört ck«i LV. ULr» sofort eingetreten. Sie hatte die Gewohnheit gehabt, auf einem Stuhle kniend zum Fenster hinauszusehen. Man nimmt an, daß sich die Verunglückte zu weit hinausgebengt und dabei das Gleichgewicht ver loren hat. ' Zn den Tod getrieben. Herr Ludwig Christ, niann, L.-Gohlis, Lin-enthaler Straße 15, bittet un» mitzuteilen, daß er mit dem in der Notiz: In den Tod getrieben in Nr. 68, am Montag, S. März, genanten Lhristmann nicht identisch ist. Rnubfnnr and dramatische Antoren. Don der Mitteldeutschen Rundfunk-A-G. wird uns ge- schrieben: .Die durch di« Presse gegangene Mit- tciluna, wonach do» Landgericht Berlin III in einer Klagesache Gerhart Hauptmanns gegen di« Mittel- deutsche Rundsunk-A.-G. Leipzig das Senden von dramatischen Werken als unzulässig erklärt hat, be- darf insofern einer Ergänzung, als di« Mittel- deutsche Rundfunk-A.-G. Berufung beim Kammer- gericht eingelegt hat. Fremde la Leipzig. Konsul Hommrl-Wiesbaden, Gen.-Dir. Loerventhal-Wien, Baurat H«ißig-Wiem, Reg.-Baumeistcr Brockmann-Offenbach, Gen.-Dir. Schlunz-Berlin, Rittergutsbesitzer Stock-Stalzen- burg, Komponist Emmerich Aälmän-Wien, von Schack-Berlin, Opernsängerin Maschmann-Brcmcn, Gen.-Dir. von Ludwiger-Halle, Gen.-Dir. Bcutclcr- Primkenau, Kom.-Rat Winkelhofer-Lcmdsbcra, Ge- Heimrat Dr. Valentin-Rühlsdorf, Rittergutsbesitzer Both-Mehrow, Gen.-Dir. TieN-br-Berlin, Bankier F. Rice- New York, Komm.-Rat Ruvpel-Gotha, Gen.- Konsul Schllfsel-München, Komm.-Rat Temmler-Det- mold, Großkaufmann Mario Scrra-Rom, Geh.-Rat Dr. ter Mecr-Uerdingcn, Prof. Duden-Frankfurt, Gen.-Dir. Hauthal .Eunabd Liire'-Hambura, Ge heimrat Prinz-München, Intendant Dr. Kaufmann- Braunschweig, Landger.-Rat Dr. Cohn-Bcrlin. ' Kinder aa die See. Blutarme, skrofulöse, asthmatische, nerven-, magen-, darm- und drüsen kranke und solche Kinder, die in den Luftwegen er krankt sind, finden Erholung und Gesundung in der Frühlingskur in Bansin mrf Usedom. Die Kin- der reifen am 31. März im Sonderwagen unter bester Betreuung ab. Aufschluß über alle Einzelheiten und Meldung bei Lehrer Reinh. Laube, Wiedcritzscher Straße 15, I. Tel. 62262. wwwwwwwwwwwwwwww Der Tod und di« Bonbon». Der Arzt dachte na türlich, der Sterbende sei irrsinnig geworden. a!s er, mühsam flüsternd, Bonbons verlangte. Im Ange sicht des Todes solch kindische Süßigkeiten eilen wollen —, das geht entschiede»» zu weit, n'cht wahr? Und der arme Mann mußte ohne Bonbons in den Himmel, obwohl er gar nicht einmal arm war. Das ist keineswegs lächerlich! Denn Bonbons waren seine große Sehnsucht gewesen: und die große Sehnsucht eines Menschen ist immer etwas rührend Ernstes. Andere Leute erhoffen vom Leben noch weit unnützere Sachen. Ms Knabe hatte er nie de gleichen ge schenkt bekommen; seine Eitern waren sehr arm ge wesen. Einmal erhielt er ein Geldstück für die Spar- buchse. Davon wollte er endlich seinen Wunsch er füllen. Aber der Vater verbot es ihm und hielt ihm beredt den Wert des Sparens vor. Nun sparte und sparte er, wurde wohlhabend, beinahe reich — und starb. Die Erben strahlten über die Schätze. Aber der ihnen das Ge'd h nterließ. wurde ein trübseliger Lnael- Was halte er vom irdischen Leber: gehabt? Diel Arbeit, ein Bankkonto, aber nicht ein mal Bonbons . . . Die scheinbar lustige, in Wahr heit tragische kleine Geschichte, deren Inhalt hier an- gedeutet wir-, stammt von dem spanischen Humo risten Fernandez Florez, heißt „Die AIpenboiLons" und steht im 23- Heft von „Der Die Das'. Es ist für —.30 Reichsmark überall zu halxn. Benag: Leipziger Derlagsdruckerei G. m. b. H., vormals Fischer L Kürsten, Leipzig, Iohannisgasie 8. Weißt du schon, wohiu dich dein Weg am 12. März führen muß? Nach dem Zoologsschen Garten zum Wohltätigkeitsfest für die Leipziger Kinderhiife, veranstallet vom Leipziger Bürgerbund. und daher auch die Widersprüche und die Machtge- lüstc des anderen n cht bcmertt! Lharakterversch eden- heilen, die ein« wirkliche Konversation ausscklicßcn ein immer Aneinandervorbel-Reden bedingen! * Die moderne Biologie hat für die Festlegung der tierischen Intell.genz das Wort „Merkuelt' geprägt: „Mcrkwelt des Regenwurms', des E'chhörnchcns^ de» Chamäleons. Im Grunde hoben die Menschen auch iyre .Merkwelten' — man denke an die Frauen, di« nur über Küche oder Kinderstube reden, oder an die Fachsimpelei gewisser Männer. Keine besonder» anziehenden und reichen Merkwelten! Oben wird Konversation mit .Parkett' verglichen, — Begegnungen solcher Mcrkwelten vollziehen sich hingegen fast auf Urwald- oder Urwcltboden, sind so urmenschlich, daß sie nur als schlichte Naturprodukte zu würdigen sind. Ganz große Meister der Konversation sind Mario- netten-Spleler: sie verstehen es, eine ganze Gesell schaft an feinen unsichtbaren Drähten in ein lustiges gewolltes Spiel zu verw.ckeln. Geringere Meister find zum mindesten glänzende Florett-Fechter Tur ner, Aequilibristen. Manche sind scheinbar still, reden wenig, sie wirken durch ihr Fluidum: durch ihre bloße Anwesenheit werden in den Gehirnen rau- stich Gedanken »rach, blüht plötzlich eine cknterhal- tung, wo sonst nicht» zu verspüren, wo sie nicht mög lich war. Feine Konversation ist undenkbar ohne -arte Erotik, ohne Humor, wohlverstanden Humor und nicht Witz: Humor al» Lebenseinstellung, als über- legensie Philosophie, als goldervr Kern echier Weis heit. Witz, oder Witze gar —: die üble Form inferi orster Unterhaltung, Weitergabe gehörter Dutzend werte uralter Hertunft, sterile Unfruchtbarkeit reih» unvermittelt Klotz an Klotz! Wenn do» Gedacht»»» erschöpft, — hoffnungslose Oede! Und doch unter Männern über alles geliebt; bei Frauen chrrakrerl- stischerweise vstl weniger: die Natur in ihnen hat einen seinen Takt und fühlt hier das Unfruch'bcirci Verfeinerte Konversation: dazu ist nötig ein ent wickeltes Wissen »cm den .Schein', einstwe len sind wir noch zu ehrlich dazu (was man so ehrlich nennt!), auch sonst fehlt es noch zu sehr in den ! .Merkwektrn': es heißt vor allem diese ans einen umiangreichercn Horizont zu bringen und unters-n- ander a.uszugleichen. Dann mag an bewußte Tech niken gedacht werden. Daß man vor zwanzig Jah ren echter Konversation schon näher war, vielleicht gar vor hundertzwanzig, tut nichts zur Sach«.
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