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Dresdner neueste Nachrichten : 21.02.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193502211
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19350221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19350221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1935
- Monat1935-02
- Tag1935-02-21
- Monat1935-02
- Jahr1935
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- Dresdner neueste Nachrichten : 21.02.1935
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Nr. 44. Sette 2 Dre-dner Reuest« Nachrichten Donnerstag, 21. Februar 1S3S Von Budapest nach Prag Beobachtungen an -er ungarisch-tschechoslowakischen Grenze Do« unserm Sonderkorrespondenten Lvslst veokmnnn Preßburg, Mitte Februar Mci» Zug nach Prag kommt ans dem Orient. Er sammelt die Wagen auS Istanbul und and Athen, und nach Budapest kommt er aus Sosia uud Belarad. Der bulgarische und der suaollaivische Schnee habe« tu diesem Winter die großen Züge sehr häusia aus Stunden sestaehalten. In der unaarischeu Hauptstadt bekommt der Zug dann auch noch neue Wagen über Breslau uach Berti» und nach Warschau und ist also so international wie nur möglich. Bon Budapest aus beeilt er sich nun wieder, und in Szob, an der Grenze in die Slowakei, hat er wirklich nur noch dreißig Minuten Verspätung. An der ungarischen Grenze gegen Jugoslawien hat man die Grenzkontrolle geteilt. Auf der einen Seite die ungarische Grenzstation und aus der andern Seite nach zehn Minuten Fahrt die jugoslawische Grenzstation. Das macht die Sache umständlicher, aber auch gründlicher. Die Grenzbcamtcn von beiden Seiten begegnen sich jedenfalls nicht vor dem Ange sicht des weisenden.' Was hin und wieder schon je mand sumpalhisch gewesen sein soll. An der ungari schen Grenze gegen die Tschechoslowakei hat man die .Kontrollen wieder auf eine Station gelegt. In Szob folgen die tschechischen Beamten den ungarischen ans dem Inge. Sie sind sreundlich wie diese. Zum großen Teil junge, schlanke Menschen. Sic lassen den weisenden wohl auch den Kosscr auS dem Gepäcknetz hcrnntcrnelunen zum Ocssuen, aber wenn das ohue iiiueres Witter» gelingt, klopfen sie ihm wohl auf die Schulter und jagen: „Na, lassen Sie nur." So ging es mir: ich muß also entweder einen besonders guten Eindruck gemacht haben, oder manche Gerüchte von unglaublich strengen Untersuchungen an den Grenzen tn die Tschechoslowakei sind übertrieben. Aber ich werde noch weitere Erfahrungen sammeln. Ich reise ohne jedes Borurteil in das Land. Tic Grcnzbeamten sprechen alle gut Deutsch. Ob auch Ungarisch, weih ich nicht genau, deu» ich wollte sic nicht unnötig reizen. Ich muhte als Reichsdeutscher schon ungarische Pengö wechseln lassen. Dazu noch maanarlsch reden, empfahl sich wohl, zn unterlassen. Außerdem bin ich nicht ganz lückenlos in dieser Sprache, und wenn man nun wieder in ein neues Vaud kommt, möchte man sich auch nicht gleich beim Eintritt blamieren. kleine magnarische Minderheit in Prcßburg, sie macht heute in der Gclamtbevölkerung noch knapp 17 vom Hundert aus. Das jüdische Element war hier schon immer verhältnismäßig stark l» der Wirtschaft ver treten. Heule ist die Wirtschaft zum größeren Teile in jüdischen Händen. * Prcßburg ist uach außen hin noch eine drei sprachige Stadt. Die Straßenschilder sind dreisprachig, die elektrische Straßenbahn hat ihre Aufschriften auch in Tsclrechisch, Deutsch und Magnarisch. Aber das wird sich nun langsam ändern, weil die Magyaren infolge des geringen Prozentsatzes in der Gesamt bevölkerung ihre Rechte als Minderheit verloren haben. In jenen Bezirken — und Prcßburg bildet für sich einen Bezirk—, in denen eine Volksgruppe stärker ist als 20 vom Hundert der Gcsamlbevölkcrung, hat sie auch das Recht, in ihrer eigenen Sprache mit den Behörden zu verkehren. Tie Magyaren haben diese Rechte in Prcßburg nicht mehr. Die Stadtverwal tung wollte auch schon die Straßenschilder durch neue zweisprachige Schilder ersehen, aber schlieftllch hat man die Rosten gescheut und wird nun nur bet neuen Straßen zur Zweisprachigkeit schreiten. Natürlich spricht man auch in allen Gekclzästcn, in den Gast wirtschaften und in den Kaffees Deutsch. Die Heurlgrnschenken sind durchweg in deutschem Besitz, die Weinbauern Prcßburgs sind alle Deutsche. Tie Weinberge lausen bis in die Großstadt. Sie sind heute vielfach schon von industriellen Gebäuden und Anlagen umschloßen. Und der Wein ist ausgezeichnet. Prcßburg war drei Jahrhunderte hindurch Krönnngöstadt. Als »ach der Schlacht von MohacS 1528 die Habsburger auf den ungarischen Königsthron kamen, machten sie Prcßburg zur Residenz. Im Tom, dessen Ban schon 1221 begonnen worden sein soll, finden wir die elf Könige und acht Königinnen aus dem Hause Habsburg verzeichnet, die hier in Prcß burg gekrönt wurden, unter ihnen anch Maria Theresia. BlS 1818 tagte anch der ungarische Landtag in Preßbnrg. 1805 wurde hier der Preßburgcr Frieden mit Napoleon geschlossen, aber 1800 waren die Franzosen schon wieder in der Stadt und steckten sie in Brand. 18lt legte ein österreichisches Regiment italienischer Nationalität Feuer im Schloß, das seit dem über der Donau als mächtige Ruine thront. Wenn man von Budapest über Szob nach Prag fährt, so kommt man zunächst in die Slowakei, die bis zum Ende des Weltkrieges zn Ungarn gehörte, während Böhmen ein österreichisches Kronland ivar. Man berührt mit der Eisenbahn aber nur einen kleinen Teil der Slowakei, die sich ja als ein schmaler Zipfel weit »ach dem Osten erstreckt. Da ich an den FIS.-Konkurrenzen, die eben in der Tatra ausge suchten wurden, doch nicht tcllnchmcn wollte, ver schob ich zunächst einmal eine eingehendere Durch forschung der Slowakei nach dem Osten zu für eine günstigere Jahreszeit. Tic Hanptstadt der Slowakei, Prcßburg, das heute Bratislava heißt, gehörte vor dem Kriege nicht zur Slowakei, sondern zu Wcstungarn. ES war eine der „Burgen", vou denen das heutige österreichische Burgenland seinen Namen erhalte» hat. Die boden ständige, seit vielen Jahrhunderten ansässige Bevöl kerung war immer deutsch, Magyaren gab cs ver hältnismäßig nur wenig. Trotzdem hatte die Stadt natürlich auch einen magyarischen Nämen: Pvasony. Heute ist sie also die Hanptstadt der Slowakei. Aber die Tschechen, die nach dem Umsturz zugcwaudert sind, überwiegen bet weitem die zugewanderten Slowaken. Die Stadt ist nach dem Kriege mächtig gewachsen. Hier stößt die neue Tschechoslowakei auf die Donau, und Preßbnrg wurde ganz natürlicherweise der Donauhaseu des neuen Staates. AIS solcher hat Preßbnrg heute schon Wien überflügelt. Diese Ent wicklung brachte eine starke Znströmnug von tjchechi- schcn Handeltreibenden mit sich. Die Stadt mag bis zum Kriege etwa <0 000 Einwohner gehabt haben. Heute hat Preßbnrg IMOOO Einwohner, uud der An teil der Denlschen ist ans etwas mehr als SO vom Hundert gesunken. 'Bor -cm Kriege gab es nur eine Aus -em „Gowjeiparadies" Zwei Monate ohne t.ohn X Moskau, 20. Februar Der Bau der Eisenbahnlinie Pensa stm gleich namigen Gouvernement) —Balaschow lGonverncmenr Saratow) mußte, wie amtlich milgeleilt wird, einge stellt werden, obwohl diese Verbindung vom wirtschaft lichen und politischen Standpunkt ans sehr bedeutsam ist. Tie Untersuchnng hat ergeben, daß die Arbeiter und Angestellten ungefäkrt seit zwei Monate» keine Löhne mehr erhalten haben. Da auch die von der Sowjetregierung versprochenen Gelder bisher noch nicht cingetrossen sind, mußten die 8000 Ange stellten und Arbeiter vou der Leitung der Bauarbeiten entlassen werden. Tie Sowjetregierung hat nunmehr erneut eingcgrissen und ungeordnet, sofort eine halbe Million Rubel au Gehälter» auSzuzahlen. Die Be amten, die die pünktliche Gehaltszahlung verhindert haben, sollen sofort verhaftet werden. Marxistische Agitation gegen Schuschnigg in Paris X Paris, 20. Februar Tic vor einigen Tagen begonnene Agitation der Sozialistischen und Kommunistllchen Partei, gegen den österreichischen Bundeskanzler, den „Mörder ihrer österreichischen Brüder", anläßlich seines Pariser Auf enthaltes Kundgebungen zu veranstalten, dauert an. So hat der marxistische Aktionsausschuß beschlösse!!, Protestaborduungeu sämtlicher Betriebe zur öster- rcichischcu Gcsaudlschast zu schicken. Zur Ankunft des österreichischen 'Bundeskanzlers am Donnerstagabend sollen die Pariser Arbeiter sich am Ostbahuhof zu einer Protestkundgebung versammeln. Englische un- italienische Truppen verlassen -as Saargebiet X Saarbrücken, 20. FeLruar Gestern mittag hat da- erste englische Truvpen» kontingent da» Daargebiet verlassen. Das tn Neun kirchen, St. Wendel und Honrburg stationierte Bataillon des Essex-RcgimentS, dessen Abschiedsparade am letzten Sonnabend vom englischen General Brind abgcnommcn wurde, wurde von Saarbrücken ans ad- transportiert. Tas Essex-Regiment hatte kurz vor seiner Abreise tn Lan-sweilcr seine Jazzkapelle wohl tätigen Zwecken zur Verfügung gestellt, wobei ei» Reinertrag von 800 Franken für das Winterhilfsiverk erzielt werden konnte. In den späten Abendstunden des Dienstags haben die im Krelsc Saarlouis stationierten italienischen Grenadiere als erster Teil der Laartruppcn ihres Landes das Saargebiet verlassen. Auf dem Bahnsteig in Saarbrücken waren zahlreiche ausländische Offi ziere, darunter der italienische General Visconti PraSca, zur Verabschiedung erschienen. Di« italie nische Truppenabteilung unter Führung des Komman danten Silvestri wird die Reise nach Italien ohne Unterbrechung durchführen. Aranlreich hat S00 Millionen verdient X Paris, 20. Februar Die Finanzzeitschrist „Le Capital" weist daraus hin, daß die Ausbeutung der saarländischen Gruben trotz der sehr kostspieligen Methoden für Frankreich einen ansehnlichen Reingewinn eingebracht haben. Während der 15 Jahre AuS» bcntung durch die französische Grubenverwaltnng seien dem französischen Haushalt aus den Saar- grubcu säst 500 Millionen Franke» zugeslossen. Unter Berücksichtigung des Wertes der Gruben sei dies ein verhältnismäßig hoher Gewinnsatz. Lleberlegungen in Paris Lustpakt und Oflpakt - Oer Schatten Moskaus Telegramm unsres Korrespondenten II. Paris, 20. Februar In dem Ministerrat, der gestern unter dem Vor sitz des Präsidenten der Republik tagte, sprach Außen minister Laval über die deutsche Stellungnahme zn deu Londoner Vorschlägen. Ter Außenminister er- klärte, daß man in Kürze mit einer gemeinsa m c n en g l i s ch-s ra n z ö s i s che n Note rechnen müsse, die eine Reihe von Aufklärungen über die deutsche Stellungnahme erbitte. Laval soll sich, wie die Presje behauptet, dahin sestgclcgt haben, daß Frankreich den Lusschußpakt nur in dem Falle unterschreibe«! könne, wenn Deutsch land dem Ost Pakt beltrcte. Um dieses Problem dreht sich überhaupt die ganze Frage. Nachdem der französische Botschafter in London dein englischen Außenminister offiziell milgeleilt hat, Frankreich habe keine Bedenken, wenn England s i ch n n in i t t e l b a r mit Berlin unterhalte, erhebt auch die französische Presse gegen eine der- artige Aussprache keine Einwendungen mehr. Da mit hat man sich also schon abgesunden. Immerhin kann man in der Nähe des Quai d Orsay, so ost man will, hören, daß die enge Zusammenarbeit zwischen Paris und London die wichtigste Aufgabe der französischen Außenpolitik sei. Bei viele» Politikern geht diese Auffassung so weit, daß sie die Größe Frankreichs heute in dieser Verbindung sehen und hier jedes Opfer zn bringen bereit wären. Sollte es deshalb einmal hart aus hart gehen, dann würde Frankreich wohl auch ein willigen, daß man den Lnstschutzpakt vom Ost Pakt trennt. Es fragt sich nur, wieweit Frankreich darin jetzt noch freie Hand hat. Es sickert immer mehr die Meinung durch, wonach in dieser ganzen Frage Frankreich durch eine Reihe von Abmachungen an Moskau gebunden sei. In diesem Zusammenhang erscheint der Hinweis des „Tempo" beachtlich, daß der Lustschutzpakt sich an die Tignatarmächte des L o c a.r n o pa k t c ö richte und insofern daher eine Sonderstellung unter den Londoner Vorschlägen «innehmc. DaS könnte vielleicht schon die Vorbereitung zu einer Trennung der beiden an sich ja auch gar nicht zusammenhängenden Probleme bedeuten. Dabet sei auch daran erinnert, daß sich Belgien, -aö bisher Rußland noch gar nicht anerkannt hat, für eine abso lute Sonderstellung des Lustschutzpaktcs ausgesprochen hat. Mistiger Zusammenstoß in Kroatien Sonberdienst der Dresdner Neuesten Nachrichten »L7 velgrad, LO, Febr. fDurch United Preß) In dem Dorfe Sebinje bei Brod in Kroatien kam es gestern nachmittag zu einem schweren Fruerkamps zwischen Gendarmen und Bauern, in dessen Verlaus acht Bauern getötet und sechs Bauern schwer verletzt wurden. Auch drei Gendarmeriebcamte trugen Verletzungen davon. Dem Zusammenstoß war vor einigen Tagen die Verhaftung einiger 'Bauern dcS Bezirks Brod voraus gegangen, die, offenbar im Zusammenhang mit der Wahlagitation, der Unruhesttstung beschuldigt wurden. Eine Abordnung der Bauern, die die Freilassung der verhafteten Bauern gefordert hatte, mußte unvcrrich- tetcrdinge wieder abzichen, ihr Führer wurde von der Gendarmerie ebenfalls in Hast genommen. Dar aus erschien gestern eine große Anzahl von Bauern unter Führung eines Pfarrers vor dem Gendarmerie gebäude. Den Bauern stellte sich ein Polizciossizicr und ein Gendarm gegenüber. Daü Freilassungsgesuch wurde abgcwicscn. Plötzlich sprang auS der Menge ein Bauer, angeblich mit einem Revolver bewaffnet, auf den Polizciossizicr zn. Der Gendarm griff sofort, um seinen Vorgesetzten zn schützen, zur Schußwaffe und streckte seinen Angreifer nieder. Nun kannte die Em- pörnng der Bauern keine Grenze mehr. Ls begann ein wilder Feucrkamps, der erst beendigt werden konnte, nachdem Polizeiverstärkung erschienen war. DaS Innenministerium hat sofort Beamte zur Unter suchung der Vorfälle entsandt. Russlsch'japantsche Konferenz? SonderkabeldtenstderDreSdner Neue st en Nachrichten »L Tokio, 20. Februar. sDurch United Preß) Tie Sowjctregicrnng hat einen außerordentlich bedeutsamen Schritt zur Verbesserung der russisch - japanisch e n Beziehungen unter nommen. Der sowlctrussischc Botschafter Jurenew unterbreitete dem japanischen Außenminister Sirota Vorschläge für die Abhaltung einer russisch, japanischen Konferenz, in der die zwischen beiden Ländern noch schwebenden Fragen beraten nnd einer Lösung entgegengesührt werden sollen. Die Konferenz soll dem rujsischcn Vorschlag nach schon binnen kurzem In Tokio stattsinden. Dem Vernehmen nach steht der japanische Außenminister dem russischen Projekt günstig gegenüber. Wettere politische Meldungen siche Seite 6 Geschichte auf der Bühne Bon unser!» Korrespondenten Ein Scipio «Vrama Königsberg i. Pr., im Februar Tas Nene Schauspielhaus in Königsberg brachte daS sünsakiige Schauspiel „Scipio" von Albrecht Hanshoscr znr Uraussührung. Der Verfasser ist der Solm des ehemaligen Generals und jetzigen Pro- scssors I>r. Karl Hanshoscr, des Präsidenten der Deut schen Akademie in München. Albrecht Hanshoscr ist selbst Geograph nnd wie sein Vater Gcopolitikcr. Er stellt in den Mittelpunkt seines Schauspiels den jünge ren Scipio Asricanns, der 140 v. Ehr. Karthago er oberte nnd ans ausdrücklichen Befehl des Senats zer störte nnd dreizehn Jahre später Nnmantla in Spanien bezwang. Haushofer stellt seinen Scipio als den Mann -ar, der einsam und groß sein persönliches Glück und Leben der Idee des römischen Staates unterstellt, des Staates, wie er, der Aristokrat, ihn für den besten hält. Hanshoscr hat seinen großen Vorwurf nicht so groß zu gestalten vermocht, wie es der Persönlichkeit des Scipio, der ihm vorschwebte, entsprochen hätte. Da es sich aber nm das erste dramatische Werk des noch jungen Autors handelt, das in der Oesscntlichkrit er scheint, läßt sich noch kein abschließendes Urteil über Haushofers dramatische Fähigkeiten fällen. — Die Aus führung des 'Neuen Schauspielhauses unter Leitung vou I)r. Karl Pempelfort, der die Schwächen des Stückes in erfreulichem Umfang ausgcschaltct hatte, mit Walter I u n g als Scipio war vorbildlich und errang dem anwesenden Verfasser viel 'Beifall. X. II. K. „Fahnen in Gottes Wind" Magdeburg, im Februar Mit Gert v. Klaß, dessen Drama „Fahnen in Gottes Wind" die Städtischen Bühnen Magdeburg zur Uraussührung brachten, stellt sich ein Autor vor, der Förderung und Beachtung verdient. Eine historische Zeitenwende, ein« Volksbewegung, deren sozial« nnd religiöse Parolen um den Gedanken -er Einheit dculjck>er Nation kreisten, wird in diesem Werk gestaltet: der deutsche Bauernkrieg. Die historische Figur des Bauernkanzlers Wendelin Hipler wird zum Träger einer Handlung, di« in sechs Bildern das tragiscbo Schicksal eines geschichtlichen Aufbruchs verdeutlicht. Wendelin Hipler, ein Führer, -esse» Prophelien und resormawrischs Sehnsüchte seiner Zeit weit vorauseilcn, geht den Weg der Aufopferung für eine Idee, einen Weg, der nach scheinbaren äußeren Erfolgen zn Untergang und Tod führt. Klar nnd übersichtlich baut sich die Handlung ans, sic versinnbildlicht durckmuo echt die historisch« Atmosphäre, zeigt die Bedrückung der Bauern durch das Rittertum, ihren wachsenden Widerstand und Auf bruch uickcr der Parole Bundschuh, schließlich das Vcrdcrbtiverden der ursprünglich reinen Idee nnd die Vernichtung der Bewegung. DaS Echos dcS Dramas aber weist in die Zukunft: Wendelin Hipler und seine Getreuen haben doch gesiegt. Wie die Fahnen ihrer Bewegung, so werden dio Fahnen aller späteren Fronten im Winde Gottes wehen, wenn diese Fronten sich nur immer einsehen für echte Gemeinschaft, gegen jede Ichsucht. — Man muß dieses Stück trotz mancher Mängel bejahen, weil es mehr als nur Ansätze zn einem politischen Drama im besten Sinn« zeigt, weil es Redlichkeit der Gesinnung an Stelle verfälschender und konjunkturbeflissener Phrasen setzt. Der Magdeburger Uraufführung, von Oberfpiel- lettcr Hermann Pfeiffer wirkungsvoll inszeniert, wohnte Ministerialrat Lanbinger bei. —ns. „Widukind, der Sochsenherzog" Altenburg, im Februar DaS Schauspiel „Widukind, der Sachsen. Herzog", das in Altenburg zur Uraufführung kam, hat den im September 1088 in Altenburg verstorbenen Berthold Frelhcrrn v. Biedermann zum Ver. fasser. Rudolf Bach hat es mit Geschick für die Bühne bearbeitet. Im Gegensatz zu dem in Hagen nrausge- sührlcn Widukind-Drama ron E. Kiß, das Widukinds U,vertritt zum Christentum als einen Akt politischer Ueberlegung darstellt, durch den der Lachsenfliift sein Volk vor vüllii^r Vernichtung durch den Frankenkttnig Karl reiten will, konvertiert in dem Btedermanuschen Schauspiel Widukind aus innerer Ucberzeuguna. Den fränkischen Bezwinger des SachsenherzcmS stellt der Amor als ritterlichen Gegner dar. An dieser gründ- sätzlichen Einstellung Biedermanns zu Widukind und Karl bat die ttoberarbeitung Bach- nichts geändert. Bach hat nur die handelnden Personen im einzelnen j kräftiger gestaltet und dadurch das Stück bühnen-wjek- sanier gemacht. j Der ethische Gehalt des Stückes verfehlte seine Wirkung auf das Publikum nicht, dessen Beifall auch der umfichiigen Spielleitung Ludwig Hausens und den guten Leistungen der Darsteller galt. Lr. Langobardische LiebeälragSbie Wuppertal, Im Februar „D i <! groß« Stimme", ein Schauspiel vou Aenne Seeger, vor 17 Jahren geschrieben, benutzt einen geschichtlichen Hintergrund zur Darstellung einer dramatischen Entwicklung, die tveniger historisch als psychologisch gestaltet ist. Der Langobardcnkönig Al- boin, ans dem Zuge durch Oberitalten, versällt der Liebe zu der Gcpidentochter Mosimund, deren Vater Kunimund wegen Verrats von Alboin gerichtet wurde. Durch -en mit dieser Entwicklung erzwungenen Ansenthalt in Obcritalien werden Alboin und sein Volk vor der Vernichtung, wie sie andre germanische Völker tu der Fremde traf, bewahrt. Sie werden Im andern Lande ansässig, „damit tausend Jahre jpäter aus der Mischung römischen und germanischen Blutes der Menschheit eine Wunderblume blühe» kann — die Renaissance". Für Alboin aber bedeutet die „grobe Stimme" einer schicksalhaften Vor-eutuug den Unter gang. Seine Haßliebe zu Rostmund gebiert««!» schon fast pathologisches Verhältnis, das notwendig mit dem Freitod der beiden endet. DaS gewiß nicht gcschtchtSdeutcnbe, doch Inter- essaute Werk kommt am Anfang nur schwer in Gang, hat im Miltclakt, einer AerichiSfzen«, einen guten theatralischen Höhevunkt und erscheint im ganzen für eine unmittelbare Pnblikumswirkung ge danklich zn stark belastet. Daß cS am Schluß trotzdem mit großem Beifall bedacht wur-c, war das Verdienst einer von Do. Günther Stark eindrucksvoll in. szenierten Aufsührung, der die Bühnenbilder von Paul Mehnert sehr zugute kamen. iurk. -> U,i»«eiltät Lei»»!«. linier klä.-Mitarbeiter schreib« an» Leipzig: Aach einer vierziglährigen Sötrkiamteti als ordentlicher Vrosellor an der UntoerNtä« Letvrig nerablchtedei« sich der Direktor de» «natomtichen stnttltuts, Vroieilor Nr, Veld, in seiner lev«en Porlelnngsltunde von leinen HSrern. nm tn den Nudeltan- »n «reten. an daraus iolaenden An sprachen von Prolellor Nr. stabrenbol» itir di« Astiltenien de« Anatomischen gnsttint« nnd von stachschali-Iithrer >an<t. vende sttr die tziudenten tam dte hob« AerOch-buna »nm Ausdruck, dl« Vrokelior Veld al» Lebrer gentebt, Lothar Mehnert zum Gedächtnis Lothar Mehnert wäre heut« 60 Jahre alt. Seit er von uns ging, ist das Bild dieses starken und höchst selbständigen Schauspielers nicht verblaßt. Wer seinen Anfang vor mehr als zwei Jahrzehnten, seinen Ausstieg zu der steilen Höhe reifer Kitnstlerschast mit erlebt hat, für den ist das Dresdner Schauspielhaus noch heute ohne Mehnert fast ein Torso. Unersetzlich keit — hier ist das Wort keine leere Phrase. Tenn der Stil dieses Menschen, im Leben wie auf den Breitern, hatte seine Gesetze tn sich selbst. Ter großgcschniitenc Kopf, dte spöttische Geistigkeit des Mnndeö, der Blick, der auS Tiefen der Reflexion bis zur Härte herrscheri schen Feuers sich wandelte, die trotz der Wucht der Glieder erstaunliche Beweglichkeit des Körpers: all das stand im Dienste eines Organs von merkwürdig nasa lem Reiz. Der Wille zum Tragischen gab ihm die Farbe der Entschließung, ebenso wie Scherz. Ironie, Satire und tiefere Bedeutnng alle Lichter tn ihm spielen lassen konnten. In mehr als hundert Rollen hat der Schau- spieler die Bühne betreten. König Philipp in der düster» Glut des zerisseuen Monarchen, der Landrat von Erkner im „Biberpelz", überwältigend« Personifi kation des altprcnßischen junkerlichen Beamten, ein Heinrich IV. von Shakespcarescher Größe, «in „Men schenfeind", wie ihn Ibsen mit seinem eigenen Blut ge tränkt hat, wurde durch ihn lebenspendende Wirklich keit. Wenn er mit mephistophelischer Weisheit den Schüler betört«, lag brr Dämon dieser Kunst geradezu sichtbar bloß. Und saß er an Swobodas genslegtem „Teetisch", ging von seiner Konversation «in Behagen ans, wie es nur in den erlesensten Stunden gesellschaft lichen AustaufcheS zn spüren ist. — So steht er noch heute vor uns, mit Goethe zu sprechen, „eine Figur". An ihn denken, heißt ibn entbehren. Aber auch: noch im Entbehren banken. tt. --- Mitteilungen der Sächsischen EtaatStheater. Opernhaus: In der „Tannhäuser"-Aus- süürnng am Sonntag singt Max Lorenz di« Titel parti«. Wetter« Besetzung: Margarete Teschemacher, Bader, AhlerSmeyer, Dittrtch, Nilsson, Lilly Husaren- Dintela, Elfriede Trötschel. Musikalisch« Leitung: Kutzschbach. — Die bekannt« Pianistin Poldi Mildner, bi« sich zur Zeit aus einer Konzertreise durch Amerika besinbet und auch dort außerordentliche Erfolge ha«, Ist sttr «in G! nsonic - konzert b«r Sächsischen Staatskapell« im kommen den Winter verpslichtet worb«n.
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