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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 29.12.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-188812292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18881229
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18881229
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1888
- Monat1888-12
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„Da gratulire ich, Tante!" „Danke! Fünf Jahre verheirathet, es wurde schon gar nicht mehr daran gedacht! Alles steht gut, aber Henriettes Wärterin ist erkrankt und nun muß ich zu ihr, um vier Uhr reise ich mit dem Courirzuge ab." „Du willst uns verlassen, Tante?" „Muß ich nicht, mein Kind? Es ist ja meine Pflicht! Ich muß ja meine Tochter pflegen und wer könnte es besser, als die Mutter! Hier bin ich nun doch gänzlich überflüssig." „Wie so?" „Ich muß Dir etwas mittheilen," erwiderte Tante Sophie, wobei ihre glückstrahlenden Mienen sich plötz lich in ganz traurige verwandelten, „es ist zwar noch ein tiefes Gcheimniß und das soll es auch vorläufig bleiben, aber Du wirst schweigen können, nicht wahr?" „Gewiß, gewiß!" „Der Heinrich — ach, wenn es nach meinem Wunsche gegangen wäre, so würdest Du — der Hein rich —" „Was ist denn mit dem Heinrich!" fragte Katharina erbleichend. „lH hat sich verlobt." „Berlobt?" „Mit der Gräfin Waldsee." Katharinas Beine zitterten so heftig, daß sie ge zwungen war, sich auf den nächsten Stuhl niederzulassen. „Es hat Dich überrascht," fuhr die Tante fort, „ich sehe es Dir an, Du bist ganz blaß geworden. Sollte meine Furcht begründet sein, hat meine Nach richt Dir eine Wnnde geschlagen? Du hast den Heinrich auch geliebt, nicht wahr?" Nur für einen Augenblick hatte Katharina die Fassung verloren, in der nächsten Sekunde hatte sie diefelbe wiedergewonnen und zwar vollständig. Und während sich noch die Spitzen ihrer kleinen schmalen Finger in die Handflächen bohrten, konnte sie lächeln und lächelnd sagen: „Ich sollte den Heinrich geliebt haben? Tante, wie kommst Du auf den Gedanken?" „Ich habe wirklich geglaubt —" „Nein, sicher nicht, mit keiner Faser msines Her zens habe ich ihn geliebt. Ja, er ist mein Pflege bruder und als solchen habe ich ihn geliebt, aber das ist eine ganz andere Liebe, als die, welche Du bei mir vermuthet hast. Es hat mich überrascht, weil ich keine Ahnung davon hatte; überrascht auch hat es mich, daß Heinrich gleich bis zu einer Gräfin sich versteigt und ich weiß nicht, ob es zu seinem Glücke ausfallen kann, daß er sich so weit ans seiner bürgerlichen Sphäre entfernt." „Ja, das macht auch mir einige Bedenken." „Du bist aber durchaus im Jrrthume, Tante, wenn Du glaubst, daß seine Verlobung mir eine Wunde schlagen würde. So gern ich ihn habe, ich möchte ihn doch nicht zum Manne haben und wenn er mir einen Fürstentitcl zu bieten vermöchte — wir sind denn doch zu verschieden." „Gott sei Dank," rief Tante Sophie und ihre Mienen klärten sich wieder ans, „daß ich das noch von Dir höre, nun bin ich beruhigt und reise noch einmal so vergnügt von hier ab. Es wurde mir wirk lich schwer, Dir das Ereigniß mitzutheilen, jetzt scheide ich doch nicht mit dem Gedanken, daß ich eine Traurige zurücklasse." „Nein, Tante, im Gegentheil, Du kannst mit dem Gedanken abreisen, daß auch ich vielleicht bald in der selben Weise glücklich werde, wie der Heinrich." „Ach, was Du fagst! Darf man wissen —?" „Nein, man darf noch nichts wissen, gute Tante, noch liegt alles im Schoße der Zukunft verborgen, noch ist kein entscheidendes Wort gesprochen, noch weiß ich nicht, ob er mich wiederliebt, aber Du sollst die Erste sein, die es erfährt, wenn es so kommt, wie ich hoffe, ich schreibe dann sogleich an Dich." „Ich kann mir aber gar nicht denken, wer es sein könnte, den Du liebst! Sollte vielleicht Herr Brodersen —" „Grübele jetzt nicht weiter darüber nach, Tante — fagen kann ich Dir es doch nicht!" „Nun, ich will meine Neugierde bezähmen, nehme ich doch den Trost von hier mit, daß Du Dich um den Heinrich nicht grämst!" „Gottlob nicht." „Nun habe ich aber noch eine Bitte an Dich, Katharina. Ich lasse die meisten meiner Sachen hier und packe nur das Nothwendigste in meine Reise tasche, darf ich Dich bitten, alle meine Effekten — Du kennst sie ja alle — mir nachzuschicken? Was nicht in den großen Koffer hineingeht, muß Martin in eine Kiste legen und dann gehörig verschließen." „Sehr gern, Tante." „So will ich denn meine Reisetasche holen und zusannnensuchen, was ich mit mir nehmen muß. Du begleitest mich doch nach dem Bahnhof, Katharinchen? Der Heinrich will auch mit." „Wenn Du es sehr wünschest, will ich es thun, aber meine Kopfschmerzen sind heute so heftig, daß ich kaum aus den Augen sehen kann." „Nein, mein Kind, dann sollst Du nicht mit, da komme ich vorher zu Dir und nehme von Dir Ab schied. Kommst Du denn zum Essen herunter? Da der Onkel mich bis Bvdenberg begleitet, wohin ihn Geschäfte rufen, so speisen wir heute nicht, wie in der letzlew Zeit, vornehm um 4 Uhr, sondern eine Stunde Mher." „Ich habe gar keinen Appetit und bedarf nur der Ruhe. — Bleibt der Onkel lange fort?" „Er kehrt noch in dieser Nacht zurück." „Um welche Zeit?" „Um ein Uhr." „Um ein Uhr also!" Tante Sophie entfernte sich, um sich für die Reise vorzubereiten, aber kaum war Katharina allein, als sie wild emporsprang und mit geballten Hände» und einem Gesicht, das sich furienartig entstellt hatte, in die Worte ausbrach: „Also doch! Also doch! Also doch! Nun soll der Kampf beginnen! Du wähnst Dich schon im Besitze der Millionen? Eitler Wahn! Hüte Dich, Uebermüthiger, die Rache ist mein!" Um 4 Uhr fuhren Tante Sophie und der Com- nierzienrath mit dem Courirzuge ab und Nachts um 1 Uhr kam letzterer, nachdem er in Bodenberg ein wohlbesetztes Souper eingenommen, bei dem auch sehr reichlich getrunken worden war, wieder zurück. Die Equipage hatte ihn vom Bahnhofe abgeholt und Jean empfing den „gnädigen Herrn" auf dem Flur. Er machte eine sehr tiefe Verbeugung nnd sagte: „Das gnädige Fräulein sind noch im Wohnzimmer und er warten den gnädigen Herrn." „Was? Ist das Wettermädel »och nicht zu Bett?" rief der Commerzienrath mit einer Stimme, aus der man deutlich heraushörte, daß er etwas angeheitert war. „Nun, ich bin auch noch gar nicht müde und bin gerade aufgelegt, noch ein wenig zu plaudern." „Haben der gnädige Herr noch weitere Befehle für mich?" fragte der Diener, nachdem er seinem Herrn Hut und Paletot abgenommen hatte. „Nein, Jean, für heute nicht. Sie können sich schlafen legen." „Sehr wohl!" Jean zog sich zurück und Brauer öffnete die Thür zum Wohnzimmer. „Du bist noch nicht zur Ruhe, Kind?" rief er, eintretend, Katharina zu, die sich vom Sopha erhob und ihm entgegenging. „Das ist ja eine angenehme Ueberraschung! Doch zuerst wünsche ich Dir einen guten Abend!" (Fortsetzung folgt.) Aus dem Leipziger Technikerverein. Am letzten VereinSabcnd des Leipziger Techniker vereins, welcher von Mitgliedern und Gästen sehr zahlreich besucht war, hielt Herr Ingenieur Carl Dörffel- einen längeren, fesselnden Vortrag über „Kurbelstickmaschinen", ein Thema, welches bis jetzt in technischen Kreisen noch wenig eingehend erörtert worden ist. Wir lassen die Ausführungen des genannten Herrn hier um so lieber folgen, als Hr. Dörffel ein Eibenstocker Kind ist und gerade Eibenstock als der Hauptsitz der Kurbelstickerei resp. Tambourirerei betrachtet werden muß. Bon der Erfindung der Nähmaschinen, als den Vorgängerinnen der Kurbclstickmaschinen, ausgehend, wies der Vortragende zunächst darauf hin, daß, wie in dem Auftreten von Erfindungen eine gewisse logische Reihenfolge zu finden ist, so auch die Ideen zn neuen Erfindungen so lange im Kcimzustande verbleiben, bis Zeit und Umstände günstige Entwickclungsbedingungen bieten — das vorher unwichtig Erscheinende in seiner Bedeutung erkannt ist. Dies, so führte Redner weiter aus, gilt auch im vollsten Maße bei der 'Näh maschine. Trotzdem ihre Idee und die ersten Er- findungsvcrsuchc Europa angehören, konnte sie sich hier, schon wegen des Uebcrflusscs an vorhandenen Arbeitskräften, nicht entwickeln und erst im fernen Amerika unter dem Einfluß günstiger Verhältnisse zu einer existenzberechtigten Ausführung gelangen. Durch die Anbringung einer geradlinigen Stofftransportir- ung an der 1828 erfundenen Thimonnier'sche» Kctten- stichmaschine wurde diese zwar zur Herstellung gerad liniger Nähte befähigt, trat aber damit noch nicht ans dem Rahmen einer gewöhnlichen Nähmaschine heraus und konnte aus die Bezeichnung Stickmaschine keinen Anspruch machen. Der Vortragende äußerte seine Ansicht dahin, daß, abgesehen von der durch Verschlingung der Fäden herznstellenden Naht, die Vollkommenheit einer Stickmafchine lediglich von der Art und Weise abhänge, wie die Führung des zu bestickenden Stoffes bewerkstelligt werde. Von der Leichtigkeit mit der dies geschehe, so daß ein auf dem Stoffe ausgezeichnetes Muster genau unter der Nadel hingezogen wird, hänge der Erfolg einer Stickma schine ab. Das Ideal einer leicht lenkbaren und dabei ein fachen Stofftransportirung hat im Jahre 1863 der französische Schlosser Bonnaz erfunden. Die mit dieser Einrichtung versehenen Maschinen wurden zuerst von einem Deutschen, Emil Cornely, von Paris au- unter dem Namen Bonnaz - Surbrlstickmaschinen auf den Markt gebracht. Nach Deutschland kamen die ersten Kurbelstickmafchinen im Jahre 1868. Einem auf diesem Gebiete weitblickenden Mann beiläufig der erste und älteste Rähmaschinenhändler Deutschlands, Ludwig Gläß in Eibenstock, ist da- Verdienst zuzufprechen, die Kurbelstickmafchinen, deren Zukunft er erkannte, nach Ueberwindung der mannigfachsten Schwierigkeiten, speciell in Sachsen, Böhmen rc. eingeführt und nament lich daS erzgebirgische Städtchen Eibenstock zum Haupt sitz einer Industrie gemacht zu haben, welche heute ihre Erzeugnisse in alle Länder der Welt versendet. An der Hand von selbstangefertigten (in vergrößertem Maßslabe ausgeführtcn) Skizzen verbreitete sich darauf Redner in anschaulichster Weise über den Mechanis mus der gewöhnlichen Kurbelftickmascdine, deren wesent lichster Haupttheil in der von einer Kurbel aus nach allen Seiten dirigirbaren Stofftransportirung besteht. Mittelst letzterer ist man im Stande, jeder, auch der complicirtesten Zeichnung, welche auf einem Stoff gestickt werden soll, mit Leichtigkeit folgen zu können, ohne daß man den Stoff zu führen, oder auch nur zu berühren braucht. Der Mechanismus der Ma schine gestattet eine Arbeitsgeschwindigkeit bis zu 1600 Stichen pro Minute, eine Leistung, welche um so bedeutender erscheint, wenn man bedenkt, daß auch die geübteste Stickerin nicht mehr wie 30 Stiche pro Minute vollführr. Außer der gewöhnlichen Ketten stichstickerei erzeugt diese Maschine noch den soge nannten Moosstich, bei dem die Fadenschleifen erhaben auf der Oberfläche des Stoffes in die Höhe stehen. Durch alle diese Vorzüge, welche der Kurbelstickma schine den Charakter einer wirklich Vortheilhaften Stickmafchine geben, hat sie sich in die verschiedensten Gewerbe Eingang zu verschaffen gewußt, so z. B. in die Confection, Mantel-, Teppich-, Handschuh- nnd Weißwaarenfabrikation, ja sogar in der Spielwaaren- branche ist sie nicht unbekannt. Die gewöhnliche Kurbelstickmafchine wird außer von der Cornely'schen Fabrik noch von Schirmer, Blau L Co., nnd Lintz u. Eckhardt, beide in Berlin, gebaut. Nachdem der Vortragende weiter die sogenannte Festonneuse, die Dreinadel- und die Soutachekurbel- stickmaschine erläutert hatte, ging er des Näheren auf die zuerst von Cornely in Paris erfundene Zweifaden maschine, welche zur Herstellung von schnurähnlichen 'Nähten dient, ein. Die voni Vortragenden näher er klärte Lintz und Eckhardt'schc Zweifadenmaschine, welche gleichzeitig mit Vorrichtung zum Aufnähen von Sou- tache versehen werden kann, liefert, wie aus einer mit ausgestellten Musterarbeit zu ersehen war, vorzügliche und tadellose Arbeiten. Ihnen an Güte nicht nach stehend waren die ebenfalls ausliegenden Arbeitspro ben von der Schirmer Blau'schen Zweifadenmaschine. An letzterer bezeichnet Redner besonders die Anord nung der Wickelfadenwolle oben um die Nadelstange als eine sehr zweckmäßige und vortheilhafte (gegenüber den beiden anderen Constructionen.) Eine neuere Erfindung Emil Cornelh's in Paris, die der sogenannten Dreifaden-Perlmaschine, gab Herrn Dörffel Veranlassung, auf den complicirten hochinteressanten Mechanismus dieser Maschine an der Hand deutlicher Skizzen näher einzugehen. Diese neue Maschine, die bis jetzt vielseitigste auf dem Ge biete der Stickmaschinen, ist nicht nur geeignet, ein fache Tambourir-, Moos- und Zweifadenstickereien, sondern auch dreifädige Schnnrarbeiten herznstellen; ebenfalls können soinit Perlen auf Stoffe aufgenäht und schließlich ein höchst effektvoller Grätenzierstich erzeugt werden. Die ausgedehnteste Anwendung findet diese Maschine gegenwärtig in der Kleiderstickerei, deren Hauptsitz die Eibenstocker Gegend im Erzgebirge ist. Die neue Cornely'schc Scheeren- und Chenillen maschine, welche der Vortragende ebenfalls durch eine Anzahl Skizzen eingehend erläuterte, erzeugt pracht volle Plüsch- und Chcnillenstickereien, indem die von der Hakennadcl der Maschine durch den Stoff gezo genen Fadenschleifcn von einer Scheere selbstthätig ausgeschnitten werden. Redner stellte nun noch das nicht allzuferne Erscheinen einer neuesten Kurbelstickinaschine in Aussicht, welche in Bezug auf Vielseitigkeit der Anwendung alles bis her auf diesem Gebiete Erschienene übertreffen werde. Mit dieser Maschine werden gegenwärtig vom Erfin der Cornely noch Versuche angcstellt. Der dem Vor tragenden durch Patenschrifl nnd Angaben des Er finders bekannte neue Mechanismus wurde von Erste rem in mehreren Skizzen dargelegt. Zum besseren Verständniß und al« Belege hatte Herr Dörffel eine große Anzahl Malerarbeiten aus gestellt, unter denen besonders eine auf dunkelrothcm Plüsch künstlerisch auSgefllhrte Stickerei effectvoll her vortrat. Sämmtliche ausgestellte Arbeiten waren, mit Ausnahme der Lintz und Eckbadt'schen und Schirmer u. Blau'schen Muster, vom Vortragenden selbst auf einer Cornely'schen Scheerenmaschine und einer Drei- faden-Perlmaschine au-geführt. Letztere beiden Ma schinen, dem Redner von dem Generalagenten der Cornely'schen Fabrik Herrn Ludwig Gläß in Eiben stock zur Verfügung gestellt, wurden vom Vortragen den auch praktisch vorgeführt. Lebhafter Beifall lohnte die interessanten Aus führungen. Druck und Verlag von L. Hannetvtzn in Sidenstock.
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