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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 22.02.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189402224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18940222
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18940222
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1894
- Monat1894-02
- Tag1894-02-22
- Monat1894-02
- Jahr1894
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die Zusammengehörigkeit des Handwerkerstandes do- kumentiren und seinen Angehörigen zur Stärkung de» StandeSbewußtscinS stets eine Quelle geistiger Er holung bleiben. — Schönheide, 18. Febr. In unserem Nach barorte CarlSfeld herrscht, wie bereits kurz erwähnt, darüber große Freude, daß die Eisenbahn WilzschhauS- CarlSfeld vom Landtage einstimmig bewilligt worden ist. Die Freude der CarlSselder läßt sich leicht rach fühlen, wenn man erwägt, welche Bedeutung die Eisen bahn für den Ort hat. CarlSfeld liegt über 800 m über dem Meeresspiegel, und das Klima ist daselbst so rauh und unwirthlich, daß die Landwirthschaft fast nur durch Viehzucht einige Erträge abwirft. Fast alle Lebensmittel müssen von auswärts bezogen werben und haben infolge thcuerer Fracht bedeutend hohe Preise. Die Abgelegenheit deS Orte« erschwert jedoch auch die Industrie. So konnte sich z. B. die Uhrenfabri kation, obgleich man die Leistungen derselben allgemein als sehr tüchtige anerkannt hat, doch nicht halten. Auch die Glasmacherei arbeitet unter so schwierigen Verhältnissen, daß die Besitzer der dortigen Glashütte nach einem vor einigen Jahren stattgcfundenen Brande nur in der Hoffnung auf die nun bewilligte Eisen bahnverbindung wieder ausbauren. Mögen sich die an die zu bauende Eisenbahn geknüpften Hoffnungen in reichem Maaße verwirklichen. — Die »Reuest. Nachr." für Chemnitz schreiben Folgende»: „Den Mordversuch in der Neujahrsnacht betreffend können wir mittheilen, daß sich das Be- wciSmaterial gegen den wegen dringenden Verdachtes am anderen Morgen verhafteten Onkel der kleinen Kalitzkh in überraschender Weise vermehrt hat. Die Voruntersuchung ist geschlossen und bereits die An klage gegen den Verdächtigen erhoben worden. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die Sache schon die nächste am 26. Februar beginnende Schwurgerichts periode beschäftigen wird. — Reichenbach, 19. Febr. Seit einigen Tagen passiren in den Schnellzügen der Linie Leipzig-Hof mit elektrischer Beleuchtung ausgerüstete Postwagen den hiesigen Bahnhof. — Ein sonderbares Licht, so schreiben die „Dr. Nr.", auf die Art und Weise der Prämiirung auf der Chicagoer Ausstellung wirft folgender Fall: Eine Freiberger Firma hatte ihre Artikel nach Chicago gesandt. Dieselben sind aber au« Ver sehen oder infolge sonstiger Zufälle gar nicht auSge- packt worden, sondern haben in ihren Kisten ruhig die Stürme der Weltausstellung vorüberbrausen lassen. Nun scheint aber die PrämiirungSkommission äußerst scharfe Augen oder gar noch mehr gehabt zu haben, denn diese gar nicht auSgepackten Sachen sind — prämiirt worden. — Neustadt b. Pirna, 17. Febr. Ein nichts würdiger Schurkenstreich ist in der hiesigen Stadt brauerei verübt worden. Als am Nachmittag da selbst ein fertiges Gebräude einfachen Bieres aus dem Kühlschiff in Fässer gefüllt werden sollte, gewahrte der Braumeister auf der Oberfläche des in jenem Behälter untergebrachten „Stoffes" einen Fetzen Zei tungspapier, der anscheinend mit Unrath besudelt ge wesen war. Die Angclegenbeit ist sogleich der zu ständigen Behörde unterbreitet worden, welche zunächst veranlaßte, daß gestern Morgen daS ganze Gebräude als ungenießbar weggelassen und beseitigt werden mußte. Die Polizei ist eifrig bemüht, dem bis jetzt unbekannten Frevler auf die Spur zu kommen. — Am Sonntag verstarb in Großzschocher bei Leipzig im hohen Alter von 91 Jahren Frl. Rosine Ha üben reiß er. An die nun Verewigte knüpft sich ein historische« Interesse insofern, als sie es war, welche am 17. Juni 1813 den im Ueberfall bei Kitzen schwerverwundelen Offizier der Lützower Jäger, den Heldendichter Theodor Körner ohnmächtig im Walde von Großzschocher aufsand. Nach eigener Erzählung der Verstorbenen hatte sie damals als lOjährigeS Mädchen ihrem Vater, Tobias Haubenreißer, der in jener Nacht als Wächter bei dem Wehrbau der Mühle in Großzschocher gestanden hatte, das Frühstück ge bracht und war ein wenig im Walde umhergestreift, dabei hatte sie den Schwerverwundeten entdeckt. Sie hatte dann ihrem Vater schleunigst Mittheilung hier von gemacht, und so wurde denn Theodor Körner gerettet und mit größter Vorsicht — denn Großzschocher war von den Franzosen besetzt — in das Hau« deS RittergulSgärtner» gebracht, woselbst er von der GärtnerSsamilie Häuser bis zum 26. Juni mit größter Sorgfalt gepflegt wurde. Rosine Haubenreißer er hielt seit einigen Jahren aus der kaiserl. Privatscha tulle eine monatliche Unterstützung von 1b Mark. — Der diesjährige, bis jetzt schneearme Winter wird, wenn nicht noch ein größeres Nachspiel kommt, von wesentlichem Einfluß für den Sommer sein. Be kanntlich halten die Schneemassen der Gebirge dis in den Mai, ja, je nach der Witterung, bis Anfang Juni nach und liefern für unsere Bäche und Flüsse nicht unbeträchtliche Wasscrmassen. Der wenige Schnee, der in diesem Winter selbst im Gebirge gefallen ist, hat dem rasch gefolgten Temperaturwechsel immer gleich weichen müssen. Die nächste Folge ist, daß bei ein tretender milder Temperatur und bet anhaltenden schönen, sonnigen Tagen die im Boden befindliche Feuchtigkeit bald aufgezehrt ist, der Wasserzufluß ari dem Gebirge bald nachläßt und uns abermals ein trocke ner, wasserarmer Sommer in Aussicht steht. Für die Landwirthschaft ist daran die Mahnung zu knüpfen, mit der Feldbestellung in diesem Jahre so bald wie möglich zu beginnen, damit sich die Saaten in der FrühjahrSfeuchtigkcit so weit entwickeln können, daß ihnen der nachfolgende trockene Sommer wenig nachtheilig ist. Späte Saaten und späte Feld bestellung dürsten für den nächsten Sommer, wenn nicht alle Voraussicht der Witterung trügt, wenig Hoffnung auf Ertrag liefern. Amtliche Mittheilungrn aus Len Sitzungen -es Lta-traths. Sitzung vom 29. Januar 1894. Vorsitzender: Bürgermeister l)r. Körner. Anwesend: 4 Rathsmitglieder. 1) Das Gesuch des Herrn Turnwarts Ficker um Erlaubniß zu einem weiteren Turnabend wird gegen eine Entschädig ung von jährlich 25 Mark genehmigt. 2) Von der Erklärung des Bildhauers Zöffel in Schneeberg, betr. die Herstellung einer Kaiser-Wilhelm-Büste, nimmt man Kenntniß. Dem Gesangverein Stimmgabel, welcher den Fonds gegründet hat, will man Mittheilung über die Höhe desselben (an 432 Mk. 35 Ps.i machen und ihn unter dem Eröffnen, das; zur Verwirklichung des Planes etwa 12—1500 Mark erforderlich seien, ersuchen, zur Ver mehrung deS Fonds thunlichst beizutragen. 3) Dem König!. BrandversicherungS-Jnspektor in Schwarzen berg werden sür besondere Dienstleistungen bei Durchführ ung des Bebauungsplanes im Crottensee und Beaussich- tigung der Privatbauthätigkeit daselbst die berechneten 05 Mk. 50 Pf. zu Lasten der Anleihe verwilligt. 4) Die von Franz Dreschke in Dresden zum Ankauf ange- botcnen 21 Gasaktien will man zum Preise von 50 Alk. das Stück erwerben. Die erforderlichen Mittel an 1050 Mark werden aus dem Stammvermögen entnommen. 5) Die Gemeindeanlagen sollen im Jahre 1804 wiederum nach Höhe von 3,„ des einfachen Satzes erhoben werden. 8) Bei dem Ergebniß der Würdcrung des Jmmobiliarbraud- schadens im Magazingebäude (2650 Mk.) faßt man Be ruhigung. 7) Wegen des Neubaues des Feuerwehrgeräthehauses wird der Vorsitzende beauftragt, im Verein mit Hrn. Stadtrath Meicbßner und unter Zuziehung von Herrn Baumeister Ott dem Rath ein Projekt hierzu vorzulegen. 8) Die Verträge mit Herrn Stadtrath Brandt und Herrn Brauereibesitzer Helbig, betr. die einstweilige Unterbring ung der Spritzen, werden genehmigt. 9) Gemäß den Anträgen des Feuerlöschausschusses sollen von den Spritzcnsabrikanten Flader in Jöhstadt, Jauck in Leip zig und Müller in Döbel» Preise für die anzuschaffenden Spritzen cingefordert werden. 10) Der Rath genehmigt aus Antrag des Feuerlöschausschusses, daß die Laternen Nr. 9, 54 und 71 als Nachtlaternen gebrannt werden. Die Zahl der letzteren erhöht sich dem nach im Jahre 1894 gegen das Vorjahr auf 31. 11) Der Brennkalender auf das Jahr 1894 wird aus Befür wortung seitens des Belcuchtungsausschusscs genehmigt. 12) Ferner nimmt man Kenntniß von dem Eingang des Möckel- schen Adreßbuches sür Eibenstock. Außerdem kommen noch 4 innere Verwaltungsangelegen heiten, I Schul-, 1 Sparkassen-, 1 Armen- und I Steucrsache zum Vortrag und zur Beschlußfassung. Sitzung vom 8. Februar 1894. Vorsitzender: Bürgermeister I>r. Körner. Anwesend: 3 Rathsmitg'ieder. 1) Für die Leitern der städt. Pslichtseuerwebr und der freiw. Turnerseuerwehr soll ein anderweites Unterkommen dadurch geschaffen werden, daß der an das Materialiengebäude an gebaute und im Dach durch das Feuer zerstörte Schuppen wieder hergestellt und sowohl im Dach als auch nach dem Hauptgebäude zu niit Brettern verschlagen lvird. Die Kosten an 32 Mk. 50 Pf. werden nachverwilligt. 2) Die Instruktion zur Verwaltung der gemeinsamen Melde stelle wird genehmigt. 3) Die Lieserung der Handwerksgegenstände zu Straßenbau zwecken und Straßenbaumaterialien wird nach den Vor schlägen des Bauausschusses vergeben. 4) Von den Beschlüssen der letzten Stadtverordneten-Sitzung nimmt man Kenntniß und beschließt hierzu: a. dem Beschlüsse, die Vergütung der Krankenkassen für Benutzung der Rathslokalitäten auf 100 Mark sest- zusetzen, beizutreten, dageaen k. bei den, früheren Beschlusfe, betr. die Herstellung der vorderen Feldstraße, stehen zu bleiben nnd event., wenn nicht im Einigungsversahren eine Einigung beider Kollegien zu erzielen ist, die Entscheidung der König!. Äreishauptmannschaft anzurufen, o. in Sachen, betr. die Herstellung der Berg,, Süd- und Wiesenstraße, der Erklärung der weiteren Anliegen wegen event. Zahlung eines freiwilligen Beitrags entgegen zu sehen. 5) Es werden an Pensionen sür die Hinterlassenen des Schutz manns Gläser aus dieses Jahr 310 Mk. 93 Ps. verwilligt. 6) Der Haushaltplan soll nunmehr unter Einfügung der Pen sion für die Hinterlassenen von Gläser und unter Weg lassung der sür den Crottensee und für die Berg-, Süd- und Wiesenstraße erforderlichen Mittel abgeschlossen werden. 7) Man nimmt Kenntniß a. von den Kassenübersichtcn der städt. Einnahmestellen auf den vergangenen Monat und d. von dem Antwortschreiben des Kaiser!. Postamts, betr. die Nachtverbindung mit der Polizeiwache durch die Fernfprechanlage, und entschließt sich für die Einrichtung der Unischalter bei den einzelnen, sich anschließenden Theilnehmern. Es soll hierüber öffent liche Bekanntmachung erlassen, auch mit dem Ge meindevorstand in Schönheide ins Vernehmen ge treten werden. Ferner wurden noch 9 innere Verwaltungsangelegenheiten und eine Steuersache durchberathen bez. erledigt. Aus vergangener Jett — für «ufere Jett. 21. Februar. lR«*dn»a »erd»«»). Die einzelnen Phasen des großartigen Befreiungskrieges vor 80 Jahren sind allgemein bekannt; weniger bekannt aber und doch noch viel interessanter find di« Dinge, di« sich gleich sam hinter den Coulissen abspielten, die da zeigen, mit welch' merkwürdigen Faktoren man zu rechnen hatte und wie wenig man an maßgeblicher Stelle diesen Krieg al« einen deutschen Einheilskamps ansah. Als Blücher am 21. Februar 1814 in Merh an der Seine eintraf, erstaunte er nicht wenig über den au- dem Hauptquartier vorliegenden Befehl, anstatt rasch vor wärts zu gehen, sich über die Aube zurückzuziehen. Im Lager der Verbündeten fürchtete man noch immer da- legendenhafte Kriegsglück eines Napoleon und besonder- Oesterreich suchte dem französischen Kaiser goldene Brücken zu bauen und ihm einen ehrenvollen Frieden zu ermöglichen, der nichts andere-, als ein« weitere fortgesetzte Beunruhigung Europas bedeutet hätte. Zum Glück waren die Monarchen Rußlands u. Preußens insgeheim nicht der Ansicht Oesterreichs und bei ihnen sand Blücher Gehör, als er erklärte, er allein wolle den Feldzug in raschem Vordrange nach Paris zu Ende führen. Und so kam es, daß Blücher mit der Ermächtigung, auf eigene Gefahr gegen die französische Hauptstadt vorzurücken, abzog. „Der Ausgang des Feldzuges", schrieb ihm der König von Preußen, „liegt zunächst in Ihrer Hand." 22. Februar. Am 22. Februar 1864 wurde es vor den Düppeler Schanzen zum ersten Male Ernst, ohne daß indeß vorerst an eineu ent scheidenden Kamps zu denken war. Am genannten Tage han delte es sich nur um eine Rekognoscirung der Düppeler Schan zen, bei welcher Gelegenheit die Erstürmung der Düppel-Koppel stattfand, General von Goeben die Dänen in die Düppelfort- zurücktrieb und 26 Offiziere, sowie 253 Mann Dänen kriegs gefangen wurden. 23. Februar. Vor 60 Jahren, am 23. Februar 1834, ist der leider all zufrüh verstorbene berühmte Afrikareisende Gustav Nachtigal geboren. Er stamm« aus Eichstätt bei Stendal und ging nach Absolvirung seiner Studien und nachdem er kurze Zeit Mili tärarzt in Cöln gewesen, wegen Brustleidens nach Algier. Von hier aus machte er dann seine zahlreichen, gesahrvolle» und sür die Wissenschaft und Ersorschung des dunklen Erdtheiles wich tigen Reisen in Afrika. Nach fünf Jahren kehrte er nach Eu ropa zurück; er wurde Präsident der deutschen afrikanischen Gesellschaft und der Gesellschaft sür Erdkunde in Berlin. 1882 ward er zum deutschen Generalkonsul in Tunis ernannt und erhielt 1884 den Auftrag, deutschen Besitz in Westasrika zu sichern und Ländergebiete i» Kamerun, Togo- und Namaland unter deutsche Hoheit zu stellen. Er erkrankte 1885 auf dem Heimwege und starb auf hoher See am Fieber. Er wurde am Cap Palmas bestattet und feine Gebeine wurden 1887 nach Kamerun überführt. Nachtigal schrieb das sehr bekannt gewordene Werk „Sahara und Sudan." Um die Welt. Erinnerungen eines Seemannes. Von O. R. (7. Fortsetzung.! X. Kongkong. — Manila. — „Keil Dir im Sieger kran;." — In dm Philippinen. So lang ist keine Ewigkeit, Daß sie nicht einmal endet, Wohl dir, wenn sich nach Slurmeszeit Dein Schifflein heimwärts wendet. Die Jnscl Hongkong befindet sich seit 1842 im Besitz der Engländer, am Fuße des Victoria-Peak, nach Norden zu liegt Victoria, die Hauptstadt. Einst waren die BergeS-AbhLnge kahl und öde, aber eng lischem Fleiß ist eS gelungen, hier prächtige Park anlagen zu schaffen. Der Hafen ist immerwährend belebt, Dschunken und leichte Boote, „SampanS" segeln und rudern hin und her, besonders sieht man von den letzteren eine Unmenge. Giebt es doch chinesische Familien, sogenannte Wasserchinesen, die nie einen Fuß an Land setzen und oft ihre ganze Lebenszeit in so einem Boote zubringen. Fischfang und Beförderung von Passagieren und Gepäck von den Schiffen nach Land bilden ihren Erwerb, außer dem findet sich manche NebencrwerbSquelle, da der äußerst praktisch angelegte Chinese aus den scheinbar werthlosesten Dingen wieder etwas Nützliche» und Gewinnbringendes anzufertigen vermag. So sammeln beispielsweise die Wasserchinesen die auf dem Wasser schwimmenden, achtlos über Bord geworfenen Hart- brodüberreste (Schiffszwieback) sorgsam auf, trocknen und zerstoßen sie und bringen in einigen Tagen recht appetitlich auSschauende Törtchen zum Verkauf an Bord, bei deren Genuß der Nichteingeweihte sicherlich nicht ahnt, daß er die vor einigen Tagen über Bord geworfenen Hartbrodüberreste verzehrt. Kommt man an Land, so bemühen sich die auf Verdienst lauern den Sänftenträger und Wagcnlenker, den Fremdling in ihre Sänften und Vehikel zu nölhigen; wer die Stadt in Ruhe besichtigen will, verschmäht beides und wandert durch die Straßen. Die Hauptstraße ist die Queen'« Roav, welche fast die ganze Stadt durch schneidet; hier findet man Waarenlager aller Art, besonders sehenSwerlh find die Kaufläden der indischen, und chinesischen Händler, in welchen Elfenbein- und Broncearbeiten von oft wunderbarer Schönheit aus gestellt sind. Zu kaufen giebt e» übrigen- deS Merk würdigen genug; man findet hier Tigerkrallen, Elfen bein-, Schach- und Nippfiguren, Löwen- und Tiger felle, Antilopenhörner, kolorirte ReiSbilder und tausend andere Seltenheiten, die man nicht alle Tage sieht und darum auch gern besitzen möchte, wenn, ach, der allzeit magere Geldbeutel nur ja sagen könnte! In der Hauptstraße und in deren Nähe wohnen auch die chinesischen Photographen und Maler. Für einen Dollar erhält man sein lebensgroße- ICH fein säuberlich in Oel gemalt, theurer dagegen sind die Miniatur-Maler, die nur aus Elfenbeinplatten „ar beiten". Auch einzelne Schiffe werden getreulich ab konterfest, ein in Hongkong gemaltes Bild der „Leip zig" schmückt noch heute mein trauliches Stübchen. Die Bevölkerung von Hongkong zählt etwa 200,000 Seelen, davon sind ungefähr 4000 Europäer. Die deutsche Colonie ist hier sehr angesehen, sie besitzt ein hübsche- ClubhauS und auch eine eigene Zeitung. Den Sicherheitsdienst versehen baumlange Indier, welche mit faustdicken Bambusknütteln bewaffnet sind, die bei ver geringsten Widersetzlichkeit auf die glatt geschorenen Chinesenschädel herniedersausen.
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