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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 11.08.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189608119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18960811
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18960811
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1896
- Monat1896-08
- Tag1896-08-11
- Monat1896-08
- Jahr1896
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welchem die Feuerwehr-Capelle concerlirle und die Sänger- Abtheilung der Feuerwehr einige Nummern zum Vortrag brachte. Allgemeine Gesänge und Ansprachen belebten die allseitig gehobene Stimmung. — Den Schluß de« Feste« wird der heute Abend im Deutschen Hause stattfindende Ball bilden. Wir sind überzeugt, daß unsere junge Turnerschaar dabei da» Tanzbein ebenso energisch schwingen wird, wie sie gestern die Kraft der Muskeln erprobt hat. Gut Heil! — Carl« selb. Seit circa 8 Tagen verkehren von Carlsseld Ihalabwärt» die Bauzüge in rascher Aufeinander folge und nimmt der Bau der neuen Linie Wilzsch- Hau»-Carl«feld erfreulichen Fortgang, sodaß zu erhoffen steht, daß die BetriebSeröfsnung noch im Laufe diese« Jahre« (jedenfallr 15. Dczbr.) wird erfolgen können. Die Bahnhofs- Anlage selbst ist mit Rücksicht auf den zu bewältigenden um fangreichen Güterverkehr in Gla«waaren, besonder« aber in "Nutzholz, von ganz respectabler Ausdehnung. E« hat eine Regulirung de« Wilzschflusse« stattgesunden; die Bahnhofs gebäude: Güterschuppen, Maschinenhau», Beamtenwohnung :c., wachsen in die Höhe und emsige Thätigkeit herrscht aus der ganzen Linie. Schon in wenig Wochen hofft man die Bau- Züge ohne Unterbrechung ab Bahnhof Carl«feld bi« Wilzsch- hau« gehen lassen zu können. — Dresden. Der neugeweihte Priester Prinz Max von Sachsen wird in den nächsten Tagen nach England reisen, um dort auf kurze Zeit einen erkrankten Geistlichen zu vertreten. Zum Herbste kehrt der Prinz au» England zurück u. wird sodann die Seelsorge in Schirgiswalde übernehmen. — Leipzig, 7. August. Bei der Verweigerung von Mitteln zur Vermehrung der deutschen Flotte seitens Le« Reichstages wurde vom Alldeutschen Verband, der bekanntlich in Leipzig seinen Sitz hat, seinerzeit der Beschluß gefaßt, pri vate Sammlungen für diesen Zweck zu veranstalten. In Leipzig nun haben die Sammlungen einen Ertrag von über 10,000 M. erbracht, welche Summe vorläufig bei einer Bank in Berlin deponirt wurde. — Chemnitz. Gegen den sozialdemokratischen Redak teur Rosenow war von der hiesigen AmIShauptmannschast bekanntlich ein Aufenthaltsverbot, giltig für zahlreiche um Chemnitz belegene Ortschaften, erlassen worden. Gegen diese« Verbot hatte Rosenow Rekurs an die Kreishauptmann schäft Zwickau cingereicht. Inzwischen hat die hiesige AmtS- hauptmannschaft folgende weitere Verfügung an Rosenow er lassen: »'Nachdem Sie gegen den amtShauptmannschafilichen Erlaß vom 6. Juli diese« Jahre« — zu 3305 .1 — Rekurs cingewendct haben und hierauf Bericht zur königlichen Kreis- hauptmannschaft erstattet worden ist, werden Sie darauf hin gewiesen, daß Ihrem Rechtsmittel im öffentlichen Interesse gemäß 8 26 Absatz 2 des Gesetze» l> vom 30. Januar 1835 keine ausschiebende Wirkung beigelegt werden kann, daß daher die» in jenem Erlasse enthaltene Aufenthaltsverbot bi« zum Eingänge der kreishauptmannschaftlichen Entscheidung in Kraft bleibt." — Zwickau, 6. August. Erste Ferienstraskammer. Wider den früher in Eibenstock, jetzt hier wohnhaften Agenten Ernst Alfred Arnold erkannte da» König!. Schöffengericht zu Eibenstock in seiner Sitzung vom 1. Juli d. I. wegen Unterschlagung auf eine Gesängnißstrase von 2 Monaten. Bei diesem Urtheile sand der Angeklagte keine Beruhigung, griff vielmehr dasselbe mit dem Rechtsmittel der Berufung an, welches jedoch nach den Ergebnissen der Verhandlung keinen Erfolg Halle, denn die Berufung wurde verworfen und da« schöfsengerichtliche Urtheil bestätigt. — Pirna, 6. August. Ueber den weiteren Verlauf de« gestrigen Reitens um den Kaiserprei» wird noch mitgctheilt, daß da» Gesammtergebniß ein überaus befriedigen de» gewesen ist und ein sehr günstige« Zeugniß für die Frische und Energie unserer jüngeren Kavallerie-Offiziere ergeben hat. Wer von den Herren den Preis erhalten wird, kann jetzt noch nicht bekannt gegeben werden, da der Sieger nach Vortrag der damit betrauten Preiskommission von Sr. Maj. dem Kaiser bestimmt wird und der Name desselben bi» zu diesem Zeitpunkte daher nicht genannt werden darf. Was die Verfassung anlangt, in welcher Reiter und Pferde die großen mit dem Ritt verknüpften Strapazen überstanden haben, so ist dieselbe al» eine außergewöhnlich günstige zu bezeichnen. Sämmtlichc 25 Herren, die im Laufe der vorletzten Nacht Pirna verließen, sind wieder hierher zurückgekchrt. Die Reiter waren völlig frisch, die Pferde in der Mehrzahl in auffallend guter Kondition, einigen von den letzteren war e» überhaupt nicht anzusehen, daß sie 23, bezw. 25 Meilen in flotter Gang art hinter sich gebracht hatten. Die erzielte Geschwindigkeit ist im Durchschnitt eine sehr befriedigende, in einzelnen Fällen sogar eine hervorragend große gewesen. Beispielsweise haben die Premierlieutenant» Thost und Rust vom 18. Ulanen-, bezw. 19. Husarenregimcnt die Strecke nach Mittweida und zurück in 17 Stunden 23 Minuten, die Secondelieutenant« von Harling und von Plato vom 17., bezw. 18. Husaren- Regiment den Weg nach Chemnitz und zurück in 14 Stunden 55 Minuten zurückgelegt. Da dergleichen Ritte keine Wett rennen sind, bei denen e» nur darauf ankommt, eine Strecke Weg in größter Schnelligkeit zurückzulegen, gleichviel ob da« Pferd hinter dem Ziele noch bewegung-fähig ist oder nicht, e» sich vielmehr darum handelt, in kriegsmäßiger Weise die vorgeschriebene Strecke zu durchreiten, d. h. die Pferde mit möglichster Schnelligkeit in einem solchen Zustande an da» Ziel zu bringen, daß dieselben noch im Stande sind, plötzlich an sie herantretenden unerwarteten Anforderungen zu genügen, so ist e» selbstverständlich nicht zu vermeiden, daß einzelne Reiter, deren Pferde während de» Ritte» zu versagen beginnen, spät das Endziel erreichen. - Penig, 7. August. Bor einigen Tagen ging die Nachricht durch die Zeitungen, daß der Kaufmann und Fabrik besitzer Bruno Jähn au» Penig, welcher Theilnchmer an der deutschen Turnermeerfahrt war, in Genua plötzlich ver mißt worden sei und daß aus dem Schiffe »Umberto I", welche« die Turner benutzten, nur da» Gepäck de« Vermißten aufgesunden wurde. Wie jetzt verlautet, ist leider noch immer keine Nachricht über den Verbleib Jähn» eingegangen, viel mehr ist an die Angehörigen desselben von einem Theilnehmer an der Reise ein Brief gelangt, der leider nur zu neuen Befürchtungen Anlaß giebt. E» wird in demselben mitgetheilt, daß Jähn bei der Abfahrt in Genua sich richtig auf dem Schiff befunden habe und daß sein Fehlen erst bei der Ankunft in Barcelona bemerkt worden sei. Mithin ist Jähn aus dem Wasserwege zwischen Genua und Barcelona verschwunden, wa» zu der Annahme berechtigt, daß der Vermißte durch irgend einen Unfall sein Grab in den Wellen gesunden hat. — Netzschkau, 8. August. Donnerstag Vormittag in der 8. Stunde wurde an dem in den mittleren fünfziger Jahren stehenden Agenten August Winkler von Netzschkau auf der Straße von hier nach Elsterberg zwischen Eichmühle und dem Dorfe Reuth ein Raubanfall verübt. Al» nämlich Winkler aus seinem Wege nach Elsterberg an diese Stelle kam, wurde er von einem plötzlich au» dem Walde kommenden, breitschulterigen, kräftigen, mit einem Hellen Anzuge bekleideten Strolche überfallen und mit einem Knüttel derart über Kops und Rücken geschlagen, daß er bewußtlos zusammenbrach. Hierauf nahm ihm der Räuber Uhr und Kette, Schlüssel, Messer und Portemonnaie ab und verschwand dann, nachdem er zuvor Winkler in den Chausseegraben gezerrt hatte, uner kannt wieder im Walde. Der Geschirrführer Otto Dietzsch von hier, welcher von Netzschkau nach dem Dorfe Kleingera Kohlen gefahren hatte, kam auf seinem Rückwege bald daraus an diese Stelle und sand Winkler besinnungslos im Straßen graben liegen. Sofort lud er den Unglücklichen auf seinen Wagen und fuhr ihn nach Netzschkau in dessen Wohnung. Hier kam Winkler zwar wieder zur Besinnung, jedoch ist sein Zustand noch ein so bedenklicher, daß sein Leben sehr gefährdet erscheint. Sein Kopf allein zeigt 18 tiefe Löcher, außerdem sind ihm Schlüsselbein und Schulter zerschlagen. Trotz der eifrigen Bemühungen der sächsischen und reußischcn Polizei hat man bi» jetzt von dem im Alter von 20 bi» 30 Jahren stehenden Straßenräuber noch keine Spur. — Falkenstein. Die religiöse Sektirerei hat in unserer Stadt und Umgegend in der letzten Zeit auffallend überhand genommen. In Privathäusern werden religiöse Andachten gehalten, welche eine zahlreiche Zuhörerschaft finden. Ein seit einiger Zeit in hiesiger Gegend aufhältlicher »Pre diger" nebst dessen Genossen haben Satzungen zur Begründung einer dissidcntischen Genossenschaft der »Vereinigten Brüder in Christo" eingereicht, denen jedoch da» königl. Ministerium de» Kultus und öffentlichen Unterricht» die Genehmigung versagt hat. ES werden deshalb von feiten de» Stadtrathe« die Zusammenkünfte dieser Genossenschaft untersagt. — Am Dienstag Nachmittag wurde unter allgemeiner Theilnahme der Ortsbevölkerung der in Leu bet ha b. Adorf am vorhergehenden Sonnabend vom Blitz erschlagene Instru mentenmacher und begüterte Einwohner Hauei» auf dem Friedhöfe zu Unterwürschnitz beerdigt. Der Verstorbene war soeben von Markneukirchen, wohin er fertige Maaren geliefert hatte, zurückgekehrt, als der für ihn und die Seinen so ver- hängnißvoll gewordene Strahl sein HauS traf. Bon einem unweit de« Hause» stehenden Baume abgesprungen, zerstörte derselbe da« Hau» jo sehr, daß dasselbe entweder abgebrochen und neu aufgesührt oder einer umfassenden Ausbesserung unterzogen werden muß. Die eine Stirnseite de« Gebäude» droht mit Einsturz. E» ist fast kein Balken in demselben, den der Blitzstrahl nicht zerrissen oder durchlöchert hätte. Hauei« und sein Nachbar, die mitten in der Stube standen, wurden vom Strahle in die Stube geworfen. Hauei« lag mit dem Kopfe nach der Thüre zu, sein Nachbar in entgegen gesetzter Richtung. Ersterer war sofort todt, letzterer hütet noch jetzt dar Bett. Der Brand, den der Blitzschlag verur sachte, wurde wieder gedämpft. H<meiS war Vater von zwei Kindern und noch nicht 30 Jahre alt. — Au« dem oberen Vogtlande, 6. August. Der Mörder des jüdischen Stoffhändler» Stingl au« Wildstein ist höchstwahrscheinlich entdeckt. Nachdem Verhaftungen von verdächtigen Personen erfolgt waren, diese aber ihre Unschuld nachzuweisen vermochten und in Freiheit gesetzt wurden, lenkte sich dringender Verdacht auf zwei Männer au« Schnecken i. B., die sich kurze Zeit vor der Mordthat ein Gewehr in einem Brambacher Geschäft gekauft hatten. Auch wurde e« sehr auffällig, daß der eine nach der schrecklichen Thai verhältniß- mäßig große Geldausgaben machte. Der de« Morde« dringend Verdächtige ist ein ungefähr 20 Jahre alter Fabrikarbeiter au« Schnecken i. B. Er ist bereit» gestern Abend geschloffen in da» KreiSgerichtSgefängniß Eger eingeliefert worden. Der Mörder soll die schauerliche Thal auch den ihn tranSportiren- den Polizeiorganen unumwunden eingestanden haben. Der Beihilfe zum Mord bezichtigt ist sein Schwager, ebenfalls in Schnecken i. B. wohnhaft. Die Bevölkerung de« oberen Vogtlande« und Egerlande« athmel förmlich auf, daß nun höchstwahrscheinlich der ruchlose Thäter entdeckt ist. — Eger, 6. August. Der ehemalige Fabrikwächtcr Kreidl in Zwodau bei Falkenau, welcher in der Nacht zum 4. Juli d. I. den Fabrikbesitzer Franz Schmieger im Bette erschoß, wurde am Dienstag vom Schwurgerichte zum Tode durch den Strang verurtheilt. Hr ist der Krve! Roman von L. Haidheim. <17. Fortsetzung.) Bei der ganzen Verhandlung stand der alte Wiedner, der ihn noch vor zwei Wochen bereitwillig zum Schwieger sohn genommen hätte, schweigend, mit kaltem, finsteren Blick da. Wie gern hätte Fritz Lörrach ihm zugerufcn: »Herr Wiedner, e« ist unmöglich, Sie können mich nicht für einen Mörder halten." Aber er sah, da« wäre unnütz gewesen. Dagegen fragte er: »Wird man mich gegen Kaution frei lassen? Ich gebe mein Ehrenwort, daß ich mich jederzeit stellen werde!" Der Richter zuckte die Achseln. »Unmöglich! Die Verdachtsmomente sind zu belasten der Art." Und wie Willh Preuß, der unglückliche Junge, sich in fassungslosem Entsetzen gegen die Verhaftung gesträubt, so ungefähr war jetzt Lörrach zu Muthe. Er begriff den Zu stand Willh» vollkommen. Verhaftet werden! In» Gesängniß! Jede Fiber em pörte sich dagegen. Alle», wa» dem Kinde von der bestraften Unchrenhaftigkeit bekannt wird, e» gipfelt in dem »Gesängniß", der Jüngling trägt diese Gedanken und Anschauungen mit sich fort, der Mann fühlt, wie sich jede» Haar seine» Kopse» sträubt bei dem Gedanken: »in» Gesängniß!" Gegen sein bessere» Wissen, gegen seinen Willen brach er au»: »Man soll Frau Harterott rufen, sie soll mir in« Ant litz bezeugen, daß sie im Wahnsinn mich beschuldigt!" »Frau Harterott« Aussagen werden seiner Zeit wieder holt werden!" »Herr Richter! E« ist kein Ehrenmann vor solcher Schmach geschützt, wenn Sie mich verhaften lassen! Nur nicht in« Gesängniß — fordern Sie mein ganze« Vermögen al« Pfand." ,E« thut mir leid! Machen Sie keine Weitläufigkeiten, — ich sage Ihnen ja, weisen Sie Ihr Alibi nach, wenn Sie können." »So sei e«! Und verwünscht da« Hau«, da» mir nur Unglück brachte!" knirschte Lörrach. »Sie können Ihre Sachen mitnehmen und für Geld Alle« haben!" flüsterte ihm beruhigend Meier zu. »Wa« nach der Ordnung erlaubt ist!" berichtigte Strubel. Vor der Thür hatte sich ein ungeheurer Menschenhausen angesammelt. Und aller Augen sahen ihn an. Entsetzlich! »Da ist er! Da» ist er!" ging e« durch die Menge. Und in die athemlose Stille hinein klang plötzlich eine Stimme: »Ohne Sorge, Herr Lörrach, dem Willy Preuß seine Unschuld haben wir schon herau», Ihre wollen wir auch wohl an den Tag bringen." E» war eine rohe, ungebildete Stimme und doch klang sie Lörrach wie eine himmliche Verheißung in« Ohr. Die ganze Stadt gerieth in Aufruhr über die letzte Neuigkeit. Der feine, liebenswürdige Mann sollte Harterott umge- brachl haben? Die allgemeine Entrüstung fand in der Stadt zeitung und in allen öffentlichen Lokalen, fast noch mehr in den Familienkreisen und Kaffeekränzchen Ausdruck. So groß da» Mitleid mit Frau Ella Harterott auch war, so zeigte sich doch jetzt, daß sie sich wenig aufrichtige Sym pathien erworben hatte, und al« nun gar bekannt wurde, daß sie e» gewesen, die gleich zu allererst gerufen hatte: Lörrach liebe sie, er sei Harterott» Erbe, er sei der Mörder, da kannte die Entrüstung keine Grenzen und wenn hier und da der Einwand laut wurde, sie habe in der Exaltation de» furcht baren Schmerze» die« Alle» sinnlos herausgestoßen, so blieben die Folgen sich doch gleich und man grollte der Unglücklichen bitter. Natürlich kam jetzt auch zur Sprache, daß sie mit Lor- rach verlobt gewesen war. Andere wollten wissen, die Wied ners hätten seine Verlobung mit Bettina gewünscht und aus alle Weise herbeizuführen getrachtet. Wieder Andere ergänz ten die» Gerücht, Lörrach sei, um Bettina zu vermeiden, im mer in Warmenau gewesen. Dann flog plötzlich die Kunde von Mund zu Mund, der unglückliche Willy Preuß sei unschuldig; man habe ganz unerhörte Entdeckungen gemacht. Au» dem Krankenhause sei der Genesene sofort weggeschafft und auf» Land zu seinem Großvater gebracht worden. Dazwischen fiel da» Begräbniß Harterott«. Es hieß, daß sich noch vor demselben Gläubiger mit ganz erheblichen Posten gemeldet hätten; die Finanzlage Harterott« habe schon seit einiger Zeit zu ernsten Bedenken Anlaß gegeben. Fritz Lörrach wurde von dem Allen nichts gewahr. Der Schlag, der seine Ehre getroffen, war zu hart, er wars ihn für« erste völlig darnieder und zugleich kam damit die Reaktion nach all den Aufregungen dieser Tage. Stumm, theilnahmlo», ohne zu essen, ohne zu schlafen, lag er aus dem für sein Geld beschafften Bett und zermarterte sich mit wirren Gedanken, die ihm wie ein Mühlrad in be ständig gleichmäßiger Reihenfolge und Wiederholung im Kops herum gingen. Ein dumpfes, unruhige» Sehnen nach Freiheit, frischer Luft, Bewegung erfüllte ihn ; ein unruhige» Warten auf eine Kunde von Hedwig, aber, obwohl er darunter litt, kam ihm doch nicht die Energie, sich auszuraffen, ja nicht einmal da klare Bewußtsein, daß er diese Energie haben müsse. Wenn der Gefängnißwärter ihn anredete oder ihm tröstend und ermuthigend zusprach, wandte er stumm den Kopf nach der Wand; al» man ihm den Arzt schickte, ant wortete er nur höflich, ihm fehle nicht» al» da« Alleinsein. Man hatte ihm ein anständiger Zimmer gegeben ; der Gefängnißwärter brachte ihm au» eigenem Antriebe und wohl bedenkend, daß jede LiebeSthat belohnt werden würde, Wein, Obst, Lektüre — nicht« wurde von dem Gefangenen berührt. So lag er tagelang, bi» eine» Morgen» der Unter suchungsrichter selbst in Begleitung de» Arzte» und de» Aktuar» bei ihm erschien. »Sind Sie krank?" fragte der erstere ihn. »Nein, ich bin da» Opfer eine» schmählichen, ungerechten Verdachte»." »Lassen wir da» heute. Ihre Angelegenheit kommt schon in den nächsten Tagen zur Verhandlung. Geben Sie mir, wenn Sie können, jetzt wahrheit-gemäße Antwort. Und nun begann da» Jnquiriren von Neuem. Aber e» betraf nicht ihn persönlich, man wollte jetzt von ihm wissen, wie er über Harterott« Lage, über die Brand stiftung urtheile. »Hielten Sie Ihren Vetter für fähig, selbst ein solche» Verbrechen zu planen und aurzusühren?" Wie ein Blitz fuhr e« vor Lörrach nieder. Jene Nacht in Warmenau. Er war emporgesprungen wie elektrisch berührt. Die Herren sahen sofort, ein Gedanke, eine Ueberzeugung war in ihm geweckt, und er starrte nun wie geblendet, aber grausend auf da«, wa« in ihm vorging. Doch — e» war nur ein Verdacht! Und wie sehr der Verdacht sehlschlagen konnte, da« erlebte er ja an sich selbst. Er sprach die« dem Richter au«. »Da« ist eine ehrenwerthe Gesinnung. E» kommt aber darauf an, den wirklich Strafbaren zu finden. Man hat eine schwerwiegende Entdeckung gemacht, auch will sich jetzt eine der Mägde erinnern, daß sie Harterott noch nach dem Schluß der Arbeit von dem Lager kommen sah. Willy Preuß könnte vielleicht durch Ihre Au«sage entlastet werden." Fritz Lörrach erzählte jetzt erregt, aber doch mit Selbst beherrschung, wie Harterott in jener Nacht so sonderbar ge wesen, wie er glaubte Feuerschein zu sehen, die Glocken zu hören und wie er immer in die Dunkelheit hinausgehorcht hatte. »Man hat Harterott« Manschrttenknopf gesunden," sagte ihm dann der Richter und erzählte, wie und wo und daß Willy Preuß aus« Land geschickt sei der Großvater bürge für ihn. »Der Manscheltenknopf ist natürlich kein vollgültiger Bewei«, aber die Nebenumständ«, Harterott« Lage, er hatte erst wenige Tage vorher seine Versicherungsprämie erhöht, seine Finanzen sollen zerrüttet sein — da» Alle« find schwer wiegende Thatsachen." »Ich habe Willy Preuß nie für den Schuldigen gehalten
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