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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 24.01.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190301244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19030124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19030124
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1903
- Monat1903-01
- Tag1903-01-24
- Monat1903-01
- Jahr1903
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— Frankreich. Ueber die Ansichten, die augenblicklich in der französischen Kammer hinsichtlich der verschiedenen aktuellen Fragen der auswärtigen Politik vorherrschend sind, gibt der KommtlsivnSberichl über das Budget de« Ministerium» de» Acußern einigen Ausschluß. Der Bericht, welcher einer telegraphischen Meldung au« Pari» zufolge, morgen zur Verteil ung gelangt, spricht die Befriedigung darüber au», daß Frankreich sich von den jüngsten Ereignissen in Venezuela serngehalten habe. Bezüglich Marokko« schlägt der Bericht eine internationale Ver ständigung vor, durch welche die Neutralität von Tanger und seine Eigenschaft al« Freihafen erklärt werden solle. Wa« den gegenwärtigen Stand der Dinge in Armenien und Makedonien anlangc, so sollten die Mächte in kräftigerer Weise al« bisher bei der otlomanischen Regierung vorstellig werden und nötigenfalls ihren Forderungen Lurch Waffengewalt Nachdruck verleihen. Hinsichtlich ve» französisch-siamesischen Abkommen« meint der Be richt, die Vorteile, die dasselbe mit sich bringe, würden von zweifel hafter Natur sein. — England. Gegen dar Parlaments Mitglied Lynch begann in London der Hochverrats Prozeß wegen seiner Teilnahme gegen England am Transvaalkrieg. Lynch erklärt sich sür nicht schuldig. Der Generalstaatsanwalt führte zu Beginn ter Ver handlung au«, Lynch sei als britischer Untertan im Jahre 1900 al» Berichterstatter einer französischen Zeitung nach Südafrika gegangen und habe später die Massen gegen England ergriffe». — Venezuela. Da« Reuterschc Bureau meldet au« Maracaibo vom LI. ds«. vorm. I I Uhr: Die 3 deutschen Kriegsschiffe Gazelle, Bin eta und Panther beschießen da« Fort .San Carlo«", welche« die Beschießung erwidert. Da« Dors San Carlo« ist nicdergebrannt. — Maracaibo, LI. Januar. Ein Ruderboot näherte sich heute nachmittag aus drei Meilen dem Fort San Carlo« und berichtet, daß die Kanonen jede Minute einen Schuß abgcbcn. Da« Fort konnte vor Rauchwolken nicht gesehen werden, aber e« war klar, daß die venezolanischen Artilleristen mit großer Ge schwindigkeit schießen. Uni I Uhr nachmittags erfolgte eine Ex plosion, augenscheinlich in dem Fort. Dichter Rauch stieg auf und bedeckte einen Teil der Wälle. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Die ersten zwei Ausführungen de» Nationalfestspieles „Deutschland» 19. Jahr hundert' in Aue finden, wie au« dem Inseratenteil in heutiger Nummer d. Bl. zu ersehen, bereit« am kommenden Sonn tag und zwar al« -Nachmittags- (Beginn 3 Uhr) und als Abend vorstellung (Beginn 7 Uhr) im Engclsaale statt. Dies Unter nehmen verfolgt auch den Zweck, durch den zu erhoffenden Rein ertrag eine finanzielle Unterstützung für in 'Notfälle geratene Mit glieder der veranstaltenden fünf Kgl. Stichs. Militärvcrcine in Aue zu ermöglichen. — Für die Kinder unter 12 Jahren sind die zwei 'Nachmittagsvorstellungen, am 2i>. Januar und am 2. Februar, bestimmt, doch sei ausdrücklich betont, daß natürlich auch Erwachsene (Eltern u. s. w.) diesen Nachmittagsvorstellungen beiwohnen können, und daß ferner diese Nachmittagsvorstellungen hinsichtlich der für Auge und Ohr gebotenen Vorführungen völlig gleichwertig sind mit den Abendaufsührungen. Als Sprecher der die 30 lebenden Bilder erläuternden und verbindenden Dichtung haben sich einige hiesige Herren bereit erklärt. Die gesamten Vorbereitungen lassen in jeder Hinsicht auf einen guten Erfolg hoffen. — Gegenwärtig gelangt das Nationalsestspiel in Plauen (Voztl. l zur Aufführung und e« liegen eine Anzahl Zeitungs notizen vor, in denen die dortigen Aufführungen äußerst günstig besprochen werden. So schreibt die „Neue Bogtl Ztg.': „Immer größer und stärker wird der Besuch der wirklich sehenswerten Patriotischen Festspiele. So soll und muß c« aber auch sein! Stellen sich doch zahlreiche Herren und Damen in den Dienst des Patriotismus, gilt doch der Reinertrag der Sammlung zur Errichtung eine« Denkmals für unseren allgeliebten König Albert. — „Ausverkaust!" ist seit einigen Tagen das Schlagwort sür die Aufführungen de« 'Nationalsestspiel«. Au« weitester Umgebung (so auch au« Egers waren gestern scharenweise die Besucher herangezogen." — Dresden, 20. Januar. Von der Reise der Kron prinzessin Luise nach Mentone ist der hiesige Hos nicht verständigt worden. Derselbe hat auch keinerlei Interesse mehr daran, welchen AufcntyaltSort die Kronprinzessin wählt, da die mit ihr gepflogenen Verhandlungen soweit abgeschlossen sind, daß einer glatten Erledigung der Angelegenheit vor dem am 28. d M. hier in Dre-dcn zusammentretenden Ehegerichtshofe sich kaum noch Hindernisse in den Weg stellen dürften. Es erscheint nicht ausgeschlossen, daß der Prozeß nicht nur zu einer Trennung der ehelichen Gemeinschaft, sondern zu einer völligen Scheidung im Sinne de« bürgerlichen Recht« sührt. Damit würde ein von den weitesten Kreisen de« sächsischen Volke« gehegter Herzens wunsch in Erfüllung gehen. — Es wird bestätigt, daß der Kron prinz Friedrich August der Kronprinzessin Luise eine Jahre«- reute von 30000 Mk. au« seinen eigenen Mitteln zugebilligt hat. — Dresden, 21. Januar. Se. Königliche^Hohcit der Kronprinz wohnte in seiner Eigenschaft al» kommandierender General de« 12. (l. Königlich sächsischen) Armeekorps am 20. d. M. um 7 Uhr abends im Saale de« Neuslädter Kasino« einem Vor trage über Maschinengewehr-Abteilungen bei, welchen Hauptmann Rothe vom Infanterie-Regiment Nr. 177 vor dem gesamten Osfizierkorp« der Garnison hielt, und beteiligte sich dann auch an dem sich anschließenden gemeinsamen Abendessen. — Leipzig. Am Bau des VölkerschlachtdenkmalcS werden augenblicklich umfangreiche ErdauSschachlungen vorgenommcn, um die Gründungen der mächtigen Wangcnmaucrn der Pracktttreppe im Frühjahr bewerkstelligen zu können, zugleich aber auch um den durch die Kälte brotlos werdenden Arbeitern lohnende Beschäf tigung zu geben. Die Lotterie, welche sür die weiteren Arbeiten die Mittel ausbrtngen soll, hat eine sehr günstige Ausnahme ge sunden, leider ist sic aber noch immer nicht im ganzen Deutschen Reiche genehmigt. — Meißen, 21. Januar. Eine aufregende Jagd auf einen schweren Verbrecher spielte sich gestern früh im Morgengrauen in der romantischen Gegend de« Seelenstcig» und der Freiheit im ältesten Meißen ab. Dem Verfolgten, einem 24jährigen Arbeiter au» Vöhmwitz, wird hauptsächlich ein schwerer Raub, den er in Gemeinschaft mit seinem Bruder am 24. Oktober v. I. in der katholischen Pfarrei zu Kaulwitz im Kreise Nam-lau i. Schles. verübte, zur Last gelegt. In letzter Zeit hatte der ge fährliche Bursche da» Feld seiner Tätigkeit nach Meißen verlegt. Mehrere EinbruchSdiebstähle in Meißen und Umgegend und einen anfangs diese« Monat« beim Schützcnhau« verübten Raubansall legt man ihn, hier zur Last. Endlich wurde er ermittelt. Heute früh sollte seine Verhaftung erfolgen. Außer mehreren Schutz leuten war auch Gendarmerie aufgeboten. Trotz vorsichtigen Vor gehen« hatte der Verbrecher aber doch Verdacht geschöpft und die Beamten sanden da» Nest leer. Ueber Dächer und Mauern hatte er seinen Weg genommen und dabei in einer Bodenkammer seine in der Eile ganz unvollständig gelassene Garderobe ergänzt. Endlich gelang e« einem Schutzmann, ihn in einem Hause aus der Freiheit zu stellen und mit vorgehallenem Revolver so lange festzuhalten, bi« Hilfe herbeikam. In der Wohnung de« Ver brecher» sand man Munition, Brcchwerkzeuge, eine schwarze Ma»kc u. dergl. — Plauen i. V., 21. Januar. Biel Aussehen erregte c« am 20. August hier, daß ein nahezu fertige» dreistöckige» Wohnhau» an der Scheffclstraßc teilweise cingestürzt war und die Behörde die einstweilige Einstellung der Bauarbeiten verfügt hatte. Heute kam die Angelegenheit vor dem König!. Landgericht zur Verhandlung. Die Angeklagten, Bauunternehmer Geßncr und Helbig von hier wurden wegen Zuwiderhandlung gegen an erkannte Regeln der Baukunst zu Geldstrafen verurteilt und zwar Geßncr zu 500 und Helbig zu 300 Mark. — Treuen i. V., 19. Januar. Eine seltene Geistes gegenwart bewies ein achtjährige» Schulmädchen au« dem nahen WolfSpsütz. Auf dem Schulwege nach Weißcnsand begriffen, siel da» Mädchen bei kindlichem Spiel in die hochangeschwollcne Göltzsch. In seiner Begleitung befanden sich noch zwei Schul kameradinnen, welche aber, al» der Unfall geschehen war, schreiend davonliesen. Da« Mädchen wurde etwa >00 Meter von den Fluten sortgeschwemmt, bi« e« ihm endlich gelang, sich an einer in da« Wasser hängenden abgebrochenen Barriercnstangc festzu hallen und so an da« User zu gelangen. Trotz seiner nassen Kleidung eilte da« Kind zur Schule, wo ihm von der Lchrer«- familic die sorgsamste Pflege zu teil wurde. Bi« jetzt ist dem Mädchen da« unsrciwillige kalte Bad nicht nachteilig gewesen. - Adorf, 20. Januar. Durch Verbrühen hat hier aber mals ein Kind seinen Tod gesunden. Die Frau de» Zither macher« Keßler hier wollte einen mit kochendem Kaffee gefüllten Tops in den Ofen stellen. Der Topf kippte um, und die siedend heiße Flüssigkeit ergoß sich zum Unglück teilweise über den an der Diele spielenden Jahre alten Knaben der Keßlcrschen Ehe leute. Da« Kind ist infolge der Verletzungen gestern gestorben. — Wilsdruff, 21. Januar. Da» hiesige „Wochenblatt" schreibt: „Ein in besseren Verhältnissen lebender Privatu« de« Plauenschen Grunde« wollte Ende vorigen Jahre« auch einmal sein Glück in Monaco versuchen. Gesagt - getan! Mit 1000 Mark Spielgeld in der Tasche und 300 Mark für die Rückreise im cvent. Verlustsalle de« Spielgelde« von 1000 Mark zog der Herr lo«. Gewagt - gewonnen! Da« Spiel begann — da« Glück fiel dem Spieler zu. Mütterchen war erstaunt, als in einigen Tagen eine Anweisung von 8000 Mark, in wieder wenigen Tagen eine weitere von IOOOO Mark durch die Post zur Aus zahlung gelangte. Der glückliche Spieler ließ nach dieser Be friedigung seine Hände au« dem Spiele, hatte schön Monaco ge sehen und die „arme Bank" um 18000 Mark erleichtert." — Da« ist einmal ein Glückspilz! In der Regel ist die Sache aber umgekehrt, und nicht die Bank, sondern da« Portemonnaie der Spieler wird erleichtert. Kntlarvl. Kriminalroman von Karl v. Leift »er. (8. Fortsetzung' „Die Tür hat ja zwei Schlösser übereinander, wie Sic draußen sehen können," fuhr die Alte fort, „und so sperre ich mit meinem Schlüssel, der zum einen paßt, nur deshalb von außen ab, weil manches Mal schlechtes Gesindel im Walde herumläuft und man nicht vorsichtig genug sein kann. Der Herr meint e« aber gewiß nicht böse mit Ihnen, denn ich hab' e« ihm schon angemcrkt, daß er Sie gerne hat, weil er um alle« besorgt ist. Jetzt ist er fort. Vielleicht besorg« er selbst einen Wagen. Ich habe aber auch danach sortgeschicki." „Sagen Sie mir, was ich zu bezahlen habe sür da« Zimmer und für da« Genossene. Sie sollen bekommen, wa« Sie ver langen, dreifach sogar. Aber sorgen Sie dafür, raß ich nicht mehr im Hcusc bin, bi« jener Mann zurückkchrt, den ich gar nicht kenne und der keine Rechte aus mich besitzt." „Gar nichts haben Sie zu zahlen, Kindcken! Ist alle« schon geschehen. Der Herr hat mir gleich ein Zwanzigmarkstück gegeben, da« laugt bis morgen und übermorgen, wenn'« Not lut. Die alte Lene ist keine schlechte Person und verlangt die Zeche nicht zweimal." Die alte Lene, wie sie sich selbst genannt hatte, schlürfte mit ihren schlappigen Pantoffeln wieder hinaus und Liddy harrte init fiebernder Ungeduld stundenlang aus die Ankunft der versprochenen Chaise. In längsten« zwei Stunden mußte die Dunkelheit schon wieder hereinbrechen. Wenn die Alte sie betrogen hatte, so war sie genötigt, noch eine bange Nacht in diesem schrecklichen Hause zuzubringen. Immer rührte sich noch nicht«. Da« arme Mädchen starrte mit trüben Blicken zum vergitterten Fenster hinaus, horchte oder klopfte wieder au die Stubentür, — er wurde unterdessen sieben Uhr abend». Da» Tageslicht begann schon zu schwinden. Wieder stand Liddy ani Fenster, da war e» ihr, al« ob sie hinter sich im Zimmer ein Geräusch vernehme, al« ob die Türe geknarrt habe. Sie wandle sich rasch um. Vor ihr stand Graf Antonio Zcchini, ihr Verlobter!! Al« der Graf in jenem Badeorte seine Reise unterbrach, war es ledig sein unwiderstehlicher Hang zum Spiel, welcher ihn veranlaßte, von der großen Beschleunigung, mit der er bi« dort hin dem Ziele seiner Bestimmung cntgegeneilte, für kurze Zeit abzuschen, denn bisher hatte er au» triftigem Grunde Tag sür Tag größere Strecken zurückgelegt. Die Versuchung, welche einem Glücksritter, wie er e» war, an solchem Platze nabetrcten mußte, wo sich bei günstigen Chancen Haufen Goldes in einer einzigen Stunde gewinnen ließen, war eine allzu große, al« daß er ihr widerstanden hätte. Wirklich hatte er am grünen Tisch auch vom ersten Augenblick an ganz eisormen Erfolg. Den Major v. Braunfels, Liddy« Onkel, hatte, wie wir in einem früheren Kapitel schon berichteten, der gleiche Hang, For tuna« Gunst zu erproben, hierher geführt, aber die launische Göttin de« Glück» wollte ihm kein solche« Lächeln zeigen. So lernten sich die beiden Männer kennen, und dieser Um stand sollte auch sür die Nichte de» Major« die Ursache vieler qualvoller Stunden werden. Der Anblick de« schönen Mädchen« übte aus den Grafen von der ersten Stunde an einen wahrhaft magischen Einfluß au«. Nun war e» nicht mehr da« Glück de» Spieler« allein, da« ihn mit festen Banden an den Badeort kettete, sondern an erster und hauptsächlichster Stelle die Leidenschaft, weiche ihn mit furchtbarer Macht zu der jungen Amerikanerin hinzog. Zechini war ein Lebemann vom reinsten Wasser, der manche» weibliche Herz schon gebrochen und viele Tränen, die au« schönen Augen flössen, auf seinem Gewissen halte. Noch nie aber war e» der Liebe, da« heißt, den Gefühlen, welche er von seinem Standpunkte au- mit dicseni Namen bezeichnete, gelungen, ihn so in Bauden zu schlagen, al« jetzt, nachdem Liddy da» Ziel ner de« pflegen i ungefähr den dam Loch die blut!" - spruch n durchbrai aus dem Der vorv meinte c hab' mir Älutbli bohrenl Aus de Schonci fahrt d< hoben, I daß e« Der dri Kentern Bersten Kapitän ung de« Spielzet eine Nu drohte, stand e« gestöber e« nicht Kälte g! schnell d> lichen S den jedes Am näck der Kapi er die 5 sich und tiefen S zusteuerr Bord ge zu erhol sich wie hafte Fc Jahre >5 Paris nv mit seine großes L- sollen bes sich m mich f. Sic ar fügen, von ihi Sie eil wir in sich da Könnet beiden St stehend, ihn mit und ml dcnste z die werden du Funktionen im ersten t beseitigt w> seines Streben» geworden war. Alle bisherigen Pläne, alle Vorsicht und Rücksicht mußten in den Hintergrund treten; nur der ersehnte Besitz diese« Mädchen», da» er um jeden Preis er ringen wollte, ward die Triebfeder aller seiner Gedanken und Handlungen. Au« den Stunden und Tagen, um welche er die Fortsetzung seiner Reffe aufzuschieben beschlossen hatte, wurden Wochen. Den mächtigsten BundeSgxiossen zur Erreichung seiner Be strebungen fand er in dem Mißgeschick, welche« den Major am grünen Tische fortwährend verfolgte, and deshalb stellte Zechini sich die Aufgabe, jenen zu ruinieren, wa» ihm auch vollständig gelang. Nun halte er den Onkel und mit diesem dir auf denselben angewiesene Nichte in seiner Gewalt, wovon sich Liddy nur zu bald überzeugen mußte. Der Graf glaubte nun genug Kapital in Händen zu haben, um von demselben künftig in fernen Landen sein ganze« Leben lang zehren zu können, und der Major hatte nicht« mehr zu verlieren, denn nicht nur Gold und Banknoi-n hatte er soweit verspielt, daß ihm kaum genug Geld zur Reise verblieben war, sondern, wie Eugen richtig erfahren hatte, selbst die Hand der Nichte, die er auf de« Unersättlichen Verlangen al» letzten Einsatz hingab. Beide kehrten dem Badeorte deshalb unverzüglich den Rücken, wozu Zechini mehr al« eine Veranlassung hatte. Aus der Reise fand aber derselbe plötzlich die Spur einer Persönlichkeit, mit welcher er au« nur ihm bekannten Gründen nm keinen Preis zusammentreffen durfte und in deren Macht c« stand, ihn zu verderben. Uni dem zu entgehen, erklärte er dem Major, daß er auf seine privaten Angelegenheiten bezügliche Nachrichten erhalten habe, die seine Anwesenheit an einem be- bestimmten Orte unbedingt verlange, weshalb er die Richtung ihrer Reisetour sofort von dieser Station an» ändern müsse. Da nun aber wegen der geringen Mittel, welche der Major in Händen Halle, dem letzteren der beabsichtigte Umweg sehr fatal erscheinen mußte und ihn, der noch einen Rest von Ehre und Gefühl besaß, sein gegen die Nichte begangene« Unrecht saft ge reute, so wollte sich Major von Braunfels nicht fügen, und es kam zu heftigen Szenen zwischen den beiden Männern. Der Major mußte aber dennoch nachgeben, da er Liddy nicht mehr zu ernähren im stände war und sich durch fein Wort gebunden hatte, sie dem Grafen noch während dieser Reise zur Gattin zu geben. Die« also war die Veranlassung zu der Abzweigung, welche die Reisenden nach OlSdors brachte, dem Orte, der für alle im höchsten Grade verhängnisvoll werden sollte. Die schreckliche Nacht, welche dem Major da« Leben kostete, müssen wir hier übergehen. Liddy« Flucht aber durchkreuzte die Pläne de« Grafen in einer denselben fast außer sich bringenden Weise. Die Verhand lungen, welche ihn mehrere Tage zu Olsdorf nach diesen Ereig nissen noch fcsthielten, wurden ihm eine wahre Pein. Zwar hatte der Graf unter keinem auf ihn gefallenen Ver dachte zu leiden, denn die Indizien sprachen ja einzig und allein gegen den Hausierer, aber die Notwendigkeit, welche ihn zwang, sich Verhören zu unterziehen, und sür die Bestattung de« Major« zu sorgen, anstatt die Spur de« Entflohenen zu verfolgen, war ihm schrecklich. Daß da« Aeußere de« Hausierer« nur eine Maske gewesen sei, stand ihm nun über allem Zweifel erhaben, und er hegte die feste Ueberzeugung, in dem Manne, welchem Liddy ge folgt war, habe er einen begünstigten Rivalen zu erblicken. Seine Mutmaßung verfiel sogar aus die richtige Person. Er war von dem Major im Badeorte aus denjenigen Mann aufmerksam ge macht worden, init welchem Liddy im Parke zujammengetrofsen war und dem sie am Abend in den Spielsälen wieder begegneten; er hatte sogar dessen Namen erfahren; da Liddy Engen ihrem Onkel vorstellen mußte. Als er endlich OlSdors verlassen durfte, war sein erste«, der Spur der beiden Flüchtlinge zu folgen, was ihin nicht schwer wurde, denn auch Eugens Aufenthaltsort war ihm im Badeort bekannt geworden. Er beobachtete die betreffenden Persönlichkeiten, al» er sic aufgcfunden halte, so lange, bi« ihm Liddys Abreise au« der Residenz eine willkommene Gelegenheit bot, sich de« nun schutzlosen Mädchens zu bemächtigen, da« er al« seine Braut, ja al« seinen mit Leib und Seele zugefallenen Spielgewinn be trachtete. Im gleichen Zuge mit der jungen Amerikanerin reiste er au« der Residenz ab, und al« die Nacht hereinbrach, wechselte er sein Koupec, um in dasjenige überzusteigen, in dem sich Liddy, wie er erspähte, nun allein befand. Er beobachtete sie beim Au«steigen, obwohl er sich schlafend stellte, bi« sie den Waggon verlassen halte, folgte ihr unbemerkt, al« sie den Mietwagen suchte, und veranlaßte den Ausenthalt, welchen da« Mädchen dem Ausladen de« schweren Reisekofser« zuschreiben zu müssen vermeinte, indem er dem Kutscher einen hohen Preis bot, wenn er nach seinem Willen hanteln wolle. Da« nicht sehr weit von der Eisenbahnstation abgelegene, einsame WaldwirtShauS war ihm bekannt. Er verkehrte in demselben nicht zum ersten Male, und auch mit den Personen, welche dort mitunter zusammentrafen, hatte er schon früher gewisse Beziehun gen angeknüpft, über deren Natur der Verlauf unserer Geschichte noch einigen Ausschluß geben wird. Was LiddH von der Wirtin erfahren hatte, beruhte zum großen Teile auf Wahrheit. Nur war es dem Weibe mit dem Bestellen de« Wagen« natürlich nicht Ernst, denn sie folgte dem mit Geldspenden ihr cingeschärstcn Befehle, Liddy bei guter Verpflegung sicher zu verwahren, möglichst zu vertrösten und hin zuhalten. Zechini» heiße Leidenschaft bewirkte, daß er Liddy nach sei nem Sinne wirklich über alles liebte und ihren Besitz sür ein beneidcn«werte« Glück hielt. Von einer edlen Regung war diese Art Liebe freilich grundverschieden, denn ihr Ursprung wie ihr Ml I 0e »10 ! -epte s H § Lrue 274 Ziel war lediglich Egoismus. Da« Blut erstarrte fast in den Adern de« jungen Mädchen«, al« letztere» den Mann, welcher ihr von allen Menschen der ver haßteste war, an diesem Ort erblickte. Bei Nacht und Nebel hatte sie sich mit schwer gefaßtem Entschlüsse Eugen Hellmuth» Führung vertrauensvoll übergeben, hatte den Onkel verlassen und war auf die Gefahr hin, al« eine Abenteuerin betrachtet zu werden, in ein fremde« Hau« geflohen, nur um sich der Gewalt diese» Dämon« zu entziehen, dessen Gegenwart allein schon geeignet war, sie mit jenem ahnungsvollen Schauer zu erfüllen, den Faust» Gretchen beim Anblick Mephisto« nahen fühlte. Jetzt war e« Zechini wiederum gelungen, sich Liddy« zu be mächtigen und sic an einem Orte gefangen zu hallen, wo sic schutzloser al« je vorher seiner Willkür prei«gegeben war. Sie war allein mit ihm in einer waldumgebencn Einöde! Sprachlo« starrte sie ihn an, den Furchtbaren, der gekom men war, um sie zu vernichten. Wie gestern im Wagen, war ihre Zunge momentan gelähmt. Graf Zechini sprach dethalb da« erste Wort, Liddy mit den Heiserkeit, ung. Pa stock bei H beseitigt s zv hiesiger B Stn U«1nt »« Pt«. Kein« » S«l« dl «I empfiehlt
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