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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 19.04.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190204194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19020419
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19020419
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1902
- Monat1902-04
- Tag1902-04-19
- Monat1902-04
- Jahr1902
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Locale und sächsische Nachrichten. — Schönheide, >5. April. Ein großes Unglück konnte am 14. biese« Monat« aus der Linie Adorf-Aue geschehen. Der Abend« Uhr von Hammcrbrück in der Richtung nach Jäger« grün abgehende Personenzug 1777 stieß in der Kurve an eine quer über die Schienen gelegte Eisenbahnschiene. Die Schiene ist von der Lokomotive zerbrochen und von dem Gelci« abgcschoben worden, ohne daß ein Unglück geschehen ist. Der Thäter diese« ruchlosen Bubenstück« ist noch nicht ermittelt. — Dresden, >7. April. Wa« vorauszusehen war, ist eingeireten: die E r st e K a in m e r hat gestern zunächst die von der Zweiten Kammer vorgeschlagenc erhöhte Skala der Ein kommensteuer und dann den grundlegende» 8 l der Ver- mögen «steuer mit 34 gegen 8 Stimmen abgelehnt. Damit ist die Steuerresorm zwar noch nicht gänzlich gescheitert, aber sie ist auf dem tvdten Punkte »»gekommen und e« wird langwieriger Berhandlnngen benöthigen, um, wenn überhaupt möglich, noch etwa« Positive« zu Stande zu bringen. Da näm lich der 8 > der Regierungsvorlage gerade die Aushebung der Grundsteuer scstsetzt, so hat die Kammer, indem sie diese Bor schrift zu Fall brachte, von vornherein ihre grundsätzliche Uebcr- einstimmung mit den Mindcrhcit-anlrägen bekundet, die beide gemeinschaftlich auf der Beibehaltung der Grundsteuer fußen und sich nur dadurch unterscheiden, baß der Antrag .4 die Ergänz- ungSsteucr — diese Bezeichnung soll die BermögcnSsteuer führen — von dem Ertrage be« Bermögcn« im Anschluß an die Ein kommensteuer erheben, der Eventualantrag ll dagegen sic auf da« nicht von der Grundsteuer betroffene Vermögen selbst legen will. Der Antrag II dürfte, Ivie au« mancherlei Anzeichen zu schließen ist, die meiste Aussicht haben, die Stimmen der Mehrheit der Ersten Kammer auf sich zu vereinigen. 'Rach der sächsischen 'Ver fassung hat nunmehr, da beide Kammern in Sachen der Steuer reform gecheckter Meinung sind, da« BereinigungSverfahrcn Platz zu greisen. Zu dem Zwecke ist von beiden Kammern eine ge meinschaftliche Deputation zu ernennen, die unter den Borständen beider Kammern zu bcrathen hat, worauf dann jede Kammer für sich noch einmal zu bcrathen und abzustimmcn hat. Erfolgt auch dann noch kein übereinstimmende« Votum, so gilt der Entwurf der Regierung nur unter der Voraussetzung al« abgelehnt, daß in einer der beiden Kammern wenigsten« zwei Dritttheile der Anwesenden für die Verwerfung gestimmt haben. — Dresden, 17. April Da« „New-Horker Morgen- Journal" macht in der üblichen amerikanisch-sensationellen Weise Mitthcilungen von dem muthmaßlichen Finder der 75000 Mark, die der hiesige Rentier Janssen vor einigen Wochen hier verloren hat. Rach den Mitlheilungen diese« amerikanischen Blattes richtete sich der Verdacht auf einen gewissen Paul Schmidt, der sich an Bord de« Dampscr« „Ryndam" auf der Ueberfahrt nach Amerika durch seine schäbige Kleidung und durch ausfallend viel Geld, besonder« Tausendmarkscheine, verdächtig gemacht haben soll. Der vermeintliche Finder der hohen Summe befindet sich jetzt aus Veranlassung de« deutschen Generalkonsul« in New-Bork in Haft. — Dresden. Amtlich wird heule von der Kgl. Polizei direktion gemeldet: „Der durch die hiesigen Tagesblättcr bereit« bekannt gewordene Fall, daß in Pieschen bezw. Mickten und Uebi- gau mehrere Kinder von zwei Schulknaben absichtlich in die Elbe gestoßen worden und darin ertrunken seien, ist durch die umsangreichen Erörterungen der Kriminalabtheilung dahin ausgeklärt worden, daß von zwei jetzt 9 und 10 Jahre alten Brüdern der jüngere in den Jahren 1000 und 1902 je einen Knaben in die Elbe gestoßen und deren Tod hcrbcigeführt hat. Außerdem hat der Jüngere zugestandcn, noch sünf andere Kinder in die Elbe gestoßen zu habe», diese hätten sich aber entweder selbst au« dem Wasser geholfen, oder wären durch dritte Per sonen gerettet worden. Der ältere Bruder ist nur bei einem der genannten Fälle anwesend, aber nicht mit thätig gewesen. Andere Kinder, die in den letzten Jahren in der fraglichen Ge gend in der Elbe ertrunken sind, sind, wie festgestellt wurde, durch eigene« Verschulden verunglückt." - Meißen, 14. April. Ein aufregender Vorfall spielte sich am Sonnabend in einem Wagen vierter Klasse de« Rachmittag« 3 Uhr 53 Min. von hier nach Dresden fahrenden Personenzuge« ab. In dem mit Fahrgästen beinahe überfüllten Wagen hatte sich ein au« Döbeln kommender Schieferdecker, so lang er war auf den Boden gelegt, um zu schlafen. Da der Platz dadurch sehr beengt wurde, so forderten mehrere Männer den anscheinend betrunkenen Mann zum Aufftehen auf. Hier über wurde dieser so wüthend, daß er aufsprang und sich wie ein Wahnsinniger auf die hcrumstehenden Männer stürzte und mit Fäusten auf sic losschlug. Ein in der Nähe stehender Ge schäftsreisender wurde hierbei erheblich im Gesicht verletzt, so daß er au» mehreren Wunden blutete, auch andere Männer erhielten wuchtige Schläge und Verletzungen. Al« ter wülhendc Mensch von den Angegriffenen so bedrängt wurde, daß er in die Enge kam, wollte er schon nach seinem Schieferreckerhammer, den er an der Seite hängen hatte, greisen, um dainit loszuschlagen. In diesem Augenblicke wurde der Wütherich aber von einem jungen Gärtner au« Bohnitzsch an der Kehle gepackt und zu Boden geworfen, und diesem kräftigen jungen Manne gelang e» endlich, den wahrscheinlich in einem Teliriumanfall handelnden Mann zu bezwingen. Der Lärm im Wagen war aufs höchste gestiegen. Die Frauen schrieen und eine war bereit« in Ohn macht gefallen, sodaß kurz vor der Station Reusörncwitz die Nolhbremse gezogen wurde. Gleich darauf hielt auck> der Zug und die Bahnbeamtcn fesselten den wüthcnden Passagier. In Dresden standen bereit« Gendarmen und der grüne Wagen zur Abholung bereit. — Grimma. Einen interessanten Versuch, den ost- und wcstpreußische Gutsbesitzer schon mehrfach, und zwar bi« jetzt nicht ohne Erfolg gemacht haben, unternimmt auch Herr Ritter gutsbesitzer Huhn auf Leisenau. Er hat zwei sibirische Ka - meele gekauft und wird sie als Zugthicrc in der Landwirth- schaft verwenden. — Döbeln. Ein gründlicher Bankerott ist der de« hiesigen Malermeister« Moser. Der verfügbare Mafsebestand reicht zur Deckung der Hälfte der bevorrechtigten Forderungen, während die übrigen Forderungen in Höhr von 47 000 Mark leer auSgchen. — Schwarzenberg, 15. April. Herr Fleischermeister Schmiedel in Raschau, der im vorigen Jahre für die Rettung eine« Kinde« vom Tode de« Ertrinken« mit der LebenSrettungS- medaille ausgezeichnet worden war, rettete gestern wieder fast an derselben Stelle Ztvci 4 Jahre alte Knaben, die in die Mittweida gefallen und voni Wasser bereits mit forigerissen worden waren. Theater i« Vibenftock. „Als ich wie verkam", die Fortsetzung de« reizenden Schwanke« „Im weißen Röß'l", erfreute am Donnerstag die Zu schauer in gleichem Maße, al« dies beim „Weißen Rötz l" der Fall gewesen. Die wirklich guten Leistungen der Schlcichardt- schen Gesellschaft fanden wohl allseit« die verdiente Anerkennung, wie au« dem gespendeten lebhaften Applau« zu schließen war. Besonder« Herr Dir. Schleichardt erregte durch die tadellose Wiedergabe seiner Rolle an«gelassene Heiterkeit. Die übrigen Rollen wurden gleichfalls frisch und leben-wahr durchgeführt, sodaß der Besuch der Borstellungen Jedermann nur empfohlen werden kann. Der falsche chraf. Krinnnal-Ronian von Karl Schmeling. fü. Fortsetzung.) Bidocq schrieb da« nieder. „Zu welchem Zwecke ging! Ihr nach Gourdan zurück?" „Weil mein Baker verarnn und meine Schwester um ihre Ehre betrogen worden war; ick> ivottke ihnen beistchen." „Und gelang Euch da«?" „Richt ausreichend; der Vater starb, das Kind meiner Schwester ebenfalls. Ich brachte also Letztere unter und kam dann wieder hierher." „Lebt die Schwester noch?" „Ich weiß e« nicht; ich hörte, seit ich nach Toulon abge- führt ward, nicht« mehr von ihr." „Kannte sie Euer Loo«?" „Auch das ist mir unbekannt, ich habe sie nicht davon in Kcnntniß gesetzt." „Run, mein Freund, weshald seid Ihr bestraft? - Rennt mir einmal kurz Eure Verbrechen." Bennoil erröthcle, doch blieb er ruhig. „Ich nahm Theil an einem EinbrnchSveriucke bei dem Pfanne, der meinen Vater verdorben und dessen John meine Schwester verführt hatte," antwortete er, „ich that e«, um Rache zu üben, doch der Versuch mißlang, »nd obgleich man vorläufig keinen Verdacht aus mich warf, hielt ich c« doch gcrathen, mich zu entfernen." „Ihr wnrdcl später aber verfolgt?" „Einer meiner Komplicen begleitete mich nach Pari«. Er war, wa« ich nicht gewußt, Dieb und Räuber von Prosession; ich lernte durch ihn hier noch andere Leute de« Gelichters kennen. Ruhe halte ich überhaupt nirgend« mehr, und so beiheiligte ich mich denn an einem Straßenranbe, der jedoch ebenfalls unglück lich ausfiel. Wir wurden ergriffen nnd bei der Untersuchung kam auch mein frühere« Vergehen an den Tag." „Und da» ist Alle«?" „Ich habe mir sonst nicht« zu schulden kommen lassen," ant wortete Bcnnoit aus Bidocq« Frage. „Desto besser; seid Ihr im Besitz von Geldmitteln?" „Ich schulde Monsieur 'Martin den Anzug, den ich trage und das letzte Nachtquartier." Bidocq zog eine Schatulle auf, nahm Geld heraus und zählte es vor sich hin, dann nahm er eine Karte, schrieb etwa« daraus und legte sie neben da« Geld. Hiernach vervollständigte er da« Protokoll, welche« er nach den Aussagen Bennoit begonnen hatte. 'Roch ehe ec mit dieser Arbeit zu Ende war, kehrte der fort geschickte Agent zurück nnd legte ein Aktenstück neben den Koni- missariu« hin. Bidocq nahm dasselbe nach einiger Zeit vor sich, blätterte und la« darin. „ES ist Alle« richtig!" sagte er endlich, dasselbe fortschiebend, „Monsieur Bcnnoit, Ihr seid al« Agent der Kriminal-Polizei von Pari« angestellt. Für heute mögt Ihr gehen. Eure häus lichen Einrichtungen zu irefseu. Rehmt Eure Wohnung imMo- rai«, zeigt dieselbe hier morgen srüh an und erwartet die weite ren Weisungen; hier ist Euer erster Monatsgehalt und Eure Karte. Vater Martin, ich danke Euch!" Bidocq machte eine einladende Handbewegung gegen Bennoit, Geld und Karle zu nehmen. Dieser kam der Aufsorderung nach. Er und Martin verabschiedeten sich mit einer stummen Ver beugung. „Das wäre überstanden!" seufzte Bennoit, al« Beide draußen angekommcn waren, nun kann ich Euch meine Schuld abtragen, Vater Martin." „Richt doch, Freund," antwortete dieser, „da« bat Zeit, geben wir jetzt noch eine Wohnung für Euch zu suchen, dann mögt Ihr für mich Ihun, wa« Ihr wollt." Bcnnoit murmelte etwa« von Dank. Eine entsprechende Wohnung war bald gesunden und Mar tin verabschiedete sich von dem neuen Agenten der Kriminal-Polizei. Bennoit blieb in seiner neuen Wohnung nicht lange; er verließ dieselbe, um sich in ein Spcisehau« zu begeben, wo er ein Mittagessen zu sich nahm und nach der Mahlzeit noch einige Zeit hinter einem Schoppen Wein sitzen blieb. Da« Hau« Ivar wenig besucht, Bennoit konnte daher, was er vielleicht auch wollte, seinen Gedanken nachhängcn, und blickte deshalb träumerisch sinnend vor sich hin. Vielleicht suchte er sich mit dem vollbrachten Schritt auSzusöhnen. Al« er den leichten Wein endlich zu sich genommen, brach er auf und ging direkt dem Stadtheile zu, welchen er heute schon einmal besucht hatte. Hier erkundigte er sich bei einem Munizipal gardisten nach kcni Bureau der Polizei de« Viertel« und begab sich auf dasselbe. Der ehemalige Sträfling machte in seiner neuen Ausstattung ganz den Eindruck eine« harmlosen einfachen Bürger«; nebenbei zeigte er jetzt eine vollkommene Sicherheit de« Benehmen«. Al« er da« Bureau betreten, fragte ihn einer der Beamten, wa« er wünsche. Bennoit zeigte seine Karte vor. „Eine Erkundigung ein ziehen," antwortete er zugleich; „bitte sagen Sie mir, wem da« Palai« Nr. 6 am Vcndumc Platz gehört, und wer e« bewohnt?" Der Beamte verbeugte sich leicht, holte ein voluminöse« Buch herbei und blätterte darin. „Besitzer de» Hotel« ist," sagte er, der Oberst Graf Punou d'Ervillc, Adjutant Seiner Hoheit de« Herzog« von Angoulvme. Bewohner sind nur die Familie desselben und deren Dienerschaft; wünschen Sie die einzelnen Namen zu wissen?" „Es wäre mir lieb, dieselben zu kennen." Der Beamte la« die sämmtlichen Namen her, zuletzt den de« Portier«. Bennoit nickte mit dem Kopfe. „Ich danke Ihnen, mein Herr!" sagte er und entfernte sich mit einer Verbeugung. Bcnnoit schlug den Weg nach dem Palai« ein. Dasselbe war jetzt verschlossen, und er mußte läuten, um die Oeffnung de« Portal« zu bewirken. Al« Bcnnoit, nachdem die Thür geöffnet, über die Schwelle schritt, trat der Portier au« seiner Loge her vor. Zein Benehmen war vorläufig wenig ander«, al« bei der ersten Begegnung mit Bennoit; doch erkannte er denselben in seinem veränderten Aufzuge offenbar nicht wieder. „Sic wünschen?" fragte er halb stolz, halb malitiö« gleich- zeitig. „Den Herrn zu sprechen," antwortete Bennoit. „Zu welchem Zweck?" „Da« kann ich nur dem Herrn Grafen selbst sagen." „Die gnädige Herrschaft ist verreist." „Seit wann?" fragte Bennoit überrascht. Der Portier maß den Bürger«mann, mit dem er zu sprechen meinte, mit cinein sehr verächtlichen Blick. „Da« dürfte Euch gleichgültig sein," erwiderte er kalt. „Keineswegs!" sagte Bcnnoit, seine Karte hervorziehend, „wer vertritt hier den Grafen?" In Zeiten zweifelhafter Recht-Verhältnisse haben gewisse Organe der Behörden immer eine große Bedeutung , der Portier stutzte beim Anblick der Karte und wurde sofort höflicher. „Ich bitte um Verzeihung," sagte er mit einer Verbeugung und erzwungenem Lächeln, „der Hau-Hofmeister, doch ist er im Augenblick nicht zugegen." „So werden Sie mir also Auskunft geben " „Ohne Frage. Seine Gnaden ist vor einer Stunde mit Familie abgereist." „Und wohin?" „Nach ihrer Besitzung, Punon d'Ervillc." „Wo liegt diese Besitzung?" „Bei Orleans." „Ich danke," sagte der Agent kalt und entfernte sicb mit einem leichten Gruß. Der Portier blickte der unheildrohendcn Erscheinung einige Zeit verwundert nach und schüttelte dann mit dem Kopse. Den Kopf schüttelte auch Bennoit, al« er sich eine Strecke entfernt hatte. E« schien ihm ein Strich durch die Rechnung zu sein, daß er den Grasen nicht getroffen hatte. Nebenbei war er auch wieder zweifelhaft, ob seine Beobachtung richtig gewesen. In Nachdenken versunken, schlenderte er durch die Straßen seiner Wohnung zu und verbrachte den Nachmittag in derselben, immer vor sich hinbrütend. Erst gegen Abend verließ er sein Quartier nochmal« wieder, doch zu keinem anderen Zweck, al« um ein Abendessen zu er werben. 6. Eine Vermut hung. Francoi« Bennoit war am andern Morgen beizeiten ini Bureau der Kriminal-Polizei. Bidocq empfing ihn freundlich, belobte ihn wegen seiner Pünktlichkeit und wollte beginnen, ihm Instruktionen zu ertheilcn. „Um Vergebung, Herr Kommissarin«," unterbrach ihn Bennoil jedoch, „ich hätte Ihnen zuvor wohl noch eine Mit- thcilung zu machen, und wenn ich e« wagen dürfte, ein paar Fragen an Sic zu richten —" „Frage dreist, mein Freund," antwortete Bidocq, „ich werte Dir antworten, wenn e« mir möglich ist." „Zehr freundlich, mein Herr!" versetzte Bennoit höflich. „Martin hat Ihnen meine Gründe angegeben, weshalb ich mich entschlossen, Ihnen meine Dienste anzubietcn. Der Grund war vorhanden: Ich habe genug vom Bagno und aller Hast und wirk lich die Absicht, ein nützliches Mitglied der Gesellschaft zu werben. Dennoch würde ich mich vielleicht nicht so schnell entschlossen haben, meine Absicht aus die Weise, wie geschehen, kund zu thun, wenn jenem Grunde nicht noch andere zur Seite gestanden." „Run," meinte Vidocq aufmerksam, „welcher andere Grund könnte die« sein?" „Jetzt kommt zuerst eine meiner Fragen, Herr KommissariuS," antwortete Bennoit, „ist e« möglich, daß sich ein entsprungener Galeerensträfling jahrelang ganz unangefochten in Pari« auf halten kann?" „O, mein Freund, da« ist nur zu leicht möglich und kommt gar nicht so selten vor. Habt Ihr vielleicht schon ein solche« Individuum auf dem Korne?" „Ich glaube fast, mein Herr. Aber kann e« wohl sein, daß ein solcher Mensch zu Reichthum, Stellung und Rang, zu An sehen unk in Verbindung mit dem Hose kommen könnte?" „Da« wäre schon schwieriger und ließe auf bedeutende« Talent und große« Raffinement schließen. Eure Andeutungen fangen an, interessant zu werben, klärt mich nur weiter auf!" „Ich wage kaum, meine Vermuthung auSzusprecheu; e« ist vielleicht gefährlich, eine hochgestellte Person zu verdächtigen, venu bis jetzt beruht mein Verdacht nur auf persönliche Aehn lichkeit." (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Unterschlagungen eine« Pfarrer«. JnTrebbin wurde ter bort seit acht Jahren thätige Pastor Disselhof verhaftet. Disselhof, ber 42 Jahre alt, verhcirathet und Vater zweier Kinder ist, hat sich große Unterschlagungen zu schulden kommen lassen. Die Kirchengemcindc Trebbin, bei der angebiich seit dem Jahre Id95 keine Kassenrevision mehr vorgenommen worden sein soll, ist um 105000 Mark geschädigt, und au« der gleichsall« von D. verwalteten Kasse ber Gemeinde Thhrow soll der ungetreue Geistliche 45 000 Mark unterschlagen haben. Auch Wechselsälschungen werden Dissel hof zur Last gelegt. Lange Jahre hat er seine Untreue getrieben. Endlich aber begannen seine Verfehlungen ruchbar zu werden. Vorgestern erschien in Folge dessen einer der Kirchenältesten, Schmiebemeistcr Schulz, mir noch einem Gcmeindemitglied bei Disselhof und verlangte Einblick in die Kasse. Diesen Herren erklärte der Pastor sofort, er habe Unterschlagungen begangen und stehe im Begriff, sich selbst der Staatsanwaltschaft zu stellen. Daraufhin erfolgte die Verhaftung. Wie weiter au« Trebbin mitgetheilt wird, soll Disselhof verschwenderisch gelebt und bei allen öffentlichen Veranstaltungen eine große Rolle gespielt haben. E« sei ihm auch nicht darauf angekommen, bei Ausflügen und sonstigen Festlichkeiten die Zeche für die ganze Gesellschaft bis zu mehrere hundert Mark zu bezahlen. — Einer, der cs bunt getrieben hat, war, so berichtet da« „Luzern. Tagbl.", der in Sitten (Rhonethal) verstorbene Advokat Germanicr. Er war ein Freund lebhafter Farben und trug immer, bi« in die letzte Zeit, Kleider au« vielfarbigem Stoss, in Gelb, Grün, Blau oder Violett. Durch mehrere Jahre paradirte er in violetten Hosen, Strümpfen und Handschuhen, wa« ihm den Spitznamen „Monseigneur" eintrug zu dem anderen, den er wegen seine« Reichthum« hatte: „Rabob". Da« Knopfloch seine« grünen und blauen oder schwarzen und gelben Ueberrocke« und seine Cravatte waren mit den Insignien eine« Orden« dekorirt, dessen Großmeister und einzige« Mitglied Germanier war. Von seinem Hute flatterte in der Regel ein grüne« Band. So stolzierte er unter einem orangegelben oder rosafarbigen Sonnenschirm durcb die Straßen. In den letzen Monaten, al« Krankheit ihn heimsuchte, sah er nickt mehr so farbenprächtig au«, und zuletzt war er ent sprechend seiner Gcmülh«stimmung ganz schwarz gekleidet und da bedeutete da« Enke! Der Jugend seiner Vaterstadt und den Gästen de« Hotel« zur „Post", wo er cinkehrte, hat der Sonder ling mancke Freude bereitet. Restaurai zwei Ma veranstalt die junge witzige P Grenzen einer Da pünktlich bcreittvill amüsirten der „Da dem Rest- ohne Wei Dämchen daraushir „rohen" ! rechtzeitig den Väte die Mit; ehrbarer Philister! Gerstcnsa wegen ei hatte sic anonhme Freunde e« unter eine gcwi darob ni> er im Wi und rem „Ich wm „nu säl'i wie Bis» antwortet Sin. zu bedarf nicht seekr, speist, viel: und AU g Myrrhotin von ISO« geltlich ab Feld für t und Unter gabt und Iheken gr» rafch und Für die s Baar und Ai, Aufg -in Wstttv
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