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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 27.10.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190310276
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19031027
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19031027
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1903
- Monat1903-10
- Tag1903-10-27
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Einfahrt in die Station Rothenkirchen auf dem Bahnüber gänge ein Bierwagen von Manuel« Brauerei in Werne«grün überfahren. Der Kutscher und die Pferde de» Geschirr», so wie da» Eisenbahnpersonal blieben glücklicherweise unverletzt, der Hintere Teil de» Wagen» wurde aber stark beschädigt. — Plaucn i. B., 23. Oktober. Drei Stock hoch herab gestürzt ist am Donner»tag nachmittag da» 3>/,jährige Töchter chen Erna de» Herrn Zuleger au« einem Hause in der Scume- straße. Da« au» dem Erkerfenster schauende Kind hatte sich zu weit herautgelehnt und bekam da» liebergewicht. E« stürzte mit dem Bett, da» auf dem Fenster lag, in den Hof und durch eine glückliche Schicksalsfügung auf da» bereit« erwähnte Bett. Da« kleine Mädchen kam mit einem Beinbruch davon. — Schneeberg, 23. Oktober. Vor drei Jahren tauchte die Frage der Einverleibung Oberschlcma» in den Stadtbezirk Schneeberg aus ; sie wurde aber al» noch nicht spruch reif vertagt. Nachdem nun vor kurzem der verdiente Gemeinde vorstand Fritzsche gestorben ist, hat der Hau«bcsitzerverein de» genannten Orte» die Angelegenheit wieder ausgenommen und in einer stark besuchten Versammlung fast einstimmig beschlossen, den Gemeinderat zu ersuchen, der Frage näher zu treten. Die Stadt Schneeberg würde nicht abgeneigt sein, die genannte angrenzende Gemeinde auszunehmen. — Treuen, 2l. Oktober. Zwei Geldmänneln ist e» hier während der Kirmc« am Montag wieder einmal gelungen, in einem benachbarten Dorfe einem Manne au« der Wilkauer Gegend 300 Mark gute« Geld gegen Lieferung einiger Tausend Mark falschen Geldes abzunehmen. Da» falsche Geld wird natür lich niemals geliefert. — Oberwiesenthal, 23. Oktober. Zum Morde auf dem Fichtelberge wird gemeldet, e» sei der Behörde gelungen, nachzuweisen, daß da» Gewehr, au» dem der todbringende Schuß aus den Kaufmann Hörder abgegeben worden ist und da« man nur in einzelnen Stücken aufsand, dem verhafteten Häckel au« Wiesenthal gehör«, der e« dem Maurerpolier Paul Pöschl in Böhmisch Wiesenthal abkaufie. Es dürfte hierdurch Ausklärung in die Mordsache kommen. — Frankcnberg, 23. Oktober. Eine gleiche seltene Jagdbeute, wie kürzlich einem Schützen in Massanri bei Wald heim, ist jüngst auch in unserer Umgebung einem Jäger zu teil geworden: ein Wolf. Die sich sehr scheu und feig zeigende Bestie wurde am Montag nachmittag von einem Gunner«dorfer Einwohner bei Ausübung der Jagd auf dortigem Revier in der Nähe de» HarraSfelsen« zur Strecke gebracht — ein wohl kaum sich wiederholende« Vorkommnis, da seit Menschengedenken in unserer Gegend Wölfe nicht mehr in Freiheit gesehen wurden. Da» Tier, welche« von Kundigen al» ein veritabler Wolf er kannt wurde, ist dem naturwissenschaftlichen Museum in Dresden überwiesen worden. Da« gleichzeitige Vorkommen zweier Wölfe in Sachsen ist wohl nur so zu erklären, daß entweder beide Tiere au» einer Menagerie entkommen sind (hierüber liegt aber noch keinerlei Meldung vor) oder daß ein Rudel Wölfe au« den böhmischen Wäldern versprengt wurde, in die sächsischen Forsten übergetretcn ist und bi» in die hiesige Gegend sich verirrt hat. — Döbeln, 24. Oktober. Große« Aussehen erregte heute nachmittag ein Unglückssall, der sich in der 5. Stunde im Restaurant Schanz (Meyer» Hos) zugetragen hat. E» ging in der Gaststube ein Revolver, mit dem sich vor längerer Zeit ein Verwandler de« Wirte« erschossen hat und der sich in der Ver wahrung de» Wirte» befand, unter den Gästen von Hand zu Hand und wurde auch von der Kellnerin in die Hand genommen. Da» Mädchen richtete scherzweise die Waffe gegen ihre Schläfe und ehe man sich» versah, krachte ein Schuß, die Kellnerin fiel zu Boden und starb ganz kurze Zeit darauf. ES wurde durch Polizei- und GerichlLpcrsonen sofort der Tatbestand ausgenommen und eine Untersuchung darüber eingelcitet, ob eine dritte Person die Schuld einer Fahrlässigkeit trifft. lt. K. Der Handelssachverständige beim Kaiserlichen General konsulat in New Jork wird, wie der Handelskammer Plauen von diesem mitgeteilt wurde, im November und Anfang Dezember d. I. die deutschen Jndustriebezirke bereisen und hierbei bereit sein, In teressenten, welche Auskunft über aus den Handel mit den Ber einigten Staaten bezügliche Verhältnisse wünschen, solche mündlich oder schriftlich zu erteilen. Herren, welche persönliche Aussprache wünschen, werden gebeten, behufs Vereinbarung von Zeit und Ort der Zusammenkunft, unter der Adresse: An den Handels sachverständigen bei dem Kaiserlichen Generalkonsulat in New-Jork, Herrn G. D. Waetzoldt, z. Z. Berlin VV., Wilhelmstraße 7b, Auswärtige« Amt, bi« I. November an diesen schreiben zu wollen. In Berlin wird der Handelssachverständigc in der Zeit vom 24. Oktober bi» 1. November im Auswärtigen Amte zu sprechen sein. Theater in Eibenstock. Der 2. Sudermann-Abend fand am Freitag statt und ging diesmal bei gut besetztem Hause das 4aktige Schauspiel „Jo- hannisseuer" in Szene. Da« Stück spielt auf einem Gute in Lithauen im Hause de« Gutsbesitzer» Vogelreutcr, welchen Herr Kuhnert trefflich darstellte. Frau Direktor Meischner al» Trude, die Tochter Vogelreuter«, spielte die Rolle al« die noch in den Kinderschuhen steckende Braut ihre« Vetter», de» Baumeister» Georg Hartwig, sehr natürlich und ansprechend. Besonder« gut spielten aber Frl. Tileniu« al« Marikke, die Pflegetochter Vogel reuter«, wegen ihre» häuslichen Wesen» „Heimchen" genannt, und Herr Mcinicke al» Baumeister Hartwig, der Bräutigam Trude». Diese Beiden hatten schon lange eine geheime Neigung zueinander, welche aber gegenseitig falsch verstanden wurde. Erst in einer Johanni»nachl, einige Tage vor der Trauung von Hartwig und Trude, kam dieselbe völlig zum Ausbruch. Hartwig wollte nun die Bande zwischen sich und Trude lösen, um mit Heimchen ein neue» Leben zu beginnen, doch al« diese im entscheidenden Augen blick wankelmütig wurde, gab er seinen Entschluß auf. Da» charaktervolle Spiel der Beiden und die volle Hingabe in ihre Rollen erregte den lebhaften Beifall de« Publikum». Die Dar stellungen von Frl. Tileniu» würden aber entschieden noch mehr gewinnen, wenn sie dieselben mit nicht so viel Mimik begleiten würde. Der Hils»predigcr Hasste, welcher sich eifrig um Heim chen» Hand bewarb, aber von dieser wegen ihrer Liebe zu Hart wig abgewicscn wurde, wurde von Herrn Reyher nicht gerade glücklich dargestell«, da man nach seinem ersten Auftreten al» Erbprinz Karl Heinrich in „Alt-Heidelberg" von ihm mehr er wartet halte. Der Hauptgrund mag ja wohl in der eigenartigen schwierigen Rolle zu suchen sein. Die übrigen Mitwirkenden halten meist kleinere Rollen, welche aber durchgehend» gut gespielt wnrten. „Der Bummelfritze", Posse mit Gesang in 3 Akten von Jacobson und Willen, wurde am Sonntag abend unter großem Andrang de« Publikum« gegeben. Diese« erste Gesangs stück, welche« da» Ensemble hier gibt, war wohl mit einiger Spannung erwartet worden und kann man, nach dem Erfolg de« Abend« zu urteilen, zum größten Teil befriedigt davon sein. Am besten sang Frl. Sanden, welche die Rolle de» Dienstmädchen Guste gut darstellte und fand ihr Spiel vermöge ihrer schönen Stimme und deutlichen Aussprache großen Anklang. Für die Rolle de« Tischler« Rohrmann war Herr Demulh wieder wie geschaffen und erntete er wohl durch sein gelungene» Spiel den größten Heiterkei««erfolg, besonder» al» er zum Schluffe eine» Couplet« einen lokalisierten Ver» zugab, welcher unsern Bahnbau zur Grundlage halte. Auch Fr. Keßler al» die Frau Rohrmann» brachte ihre Rolle gut zur Wiedergabe, ebenso Herr Meinicke al» der Sohn der Beiden, „Bummelfritze" genannt. Der Erfolg de» Abend» war somit ein guter zu nennen und war da» Pub likum von dem Gebotenen sehr befriedigt. Amtliche Mitteilungen ans der Sitzung des Stadtrates z« Eibenstock vom 20. Oktober 1303. — Ohne Gewähr für daraus abgeleitete Rechte. — Anwesend: « Ratgmttglieder. Vorsitzender: Herr Bürgermeister Hesse ls Der Herr Vorsitzende teilt mit, daß er den PlanseststellungStermin im EnteignungSversahren sür die neue Bahn abgewartet und die städtischen Vorbehalte vertreten, auch Protolollabschrist erbeten habe. 2) Der erweiterte Entwurs der Polizeivorschristen sür die Fleischereien wird genehmigt. 3) Wegen einer allgemeinen Revision der Feuerwehr soll weitere Beran- lassung getroffen werden. 4s Man stellt darnach die Gebühr sür die Verleihung de« städtischen Sprengwagens sest. k>) Kenntnis nimmt man von einer Zuschrift de« Stadtrate« Schneeberg, betreffend die Verpflichtung des Assistenten sür den Verbandskassenrevisor. ist Dem Steinmetz Ernst Siegel hier wird die Bordsteinlieserung sür nächstes Jahr bedingungsweise übertragen. 7) Der Entwurs de« zweiten Nachtrages zum Ortistatut, betreffend die Aushebung der Kautionspflicht der Gemeindebeamten, wird genehmigi. 8) Um über die Angelegenheit, Beschaffung einer zureichenden Brückenver bindung über die Mulde bei Bahnhof Eibenstock betreffend, nähere Auf klärung zu erhalten beziehentlich die diesseitigen Wünsche vortragen zu können, hat das Sladlverordncten-Kollegium beschlossen, den Kgl. Herrn AmtShauptmann zu ersuchen, daß er den Kollegien über di« Krag« persönlich nähere Aufklärungen gebe. Den, Stadtverordnctenbeschluffe tritt man bei. 9) Die Kosten für das Bauamtsinventar werden in der vom Stadtver ordnetenkollegium gewünschten Weise verwilligt. 10) Alan nimmt ferner Kenntnis u. von der Einbezirkung des gesamten StaatSsorstreviers Wildenthal in den hiesigen Standesamtsbezirk; l>. von der Abrechnung über die Erneuerung der Brücke zwischen Theater- und vordere Rehnierstraße und die Verbreiterung des dortigen Verbindungsweges; n. von den Abrechnungen über Schleusenherstellungen im Brühl; <l. von den Kassenübersichten der Stadt- und Sparkaffe aus den Monat September 1903. 11) Der Firma A. Jülich in Chemnitz soll zur Herausgabe eines Adreß buches hiesiger Stadt das nötig« Adreflenmaterial geliefert, auch ihr Unternehmen der Bürgerschaft zur Unterstützung emptohlen werden. 12) Hiernach wird wegen eventueller Neuverpachtung der städtischen, vor mals Siegelschen Feldparzelle am oberen Wasserbehälter Beschluß gesaßt. 13) Da« Entlassungsgesuch de« Armenpslegers Gnllchtel nimmt man unter Dankeiabstatlung sür dessen Dienste in hiesiger Armenpflege an. An seine Stelle wählt man Herrn Stickmaschinenbesttzer Paul Krauß. 14) Die Dielen in den Jndustrieschulräumen sollen mit farblosem Firnis neu gestrichen werden. I«) Die Laterne am Kreuzungspunkte der Schul- und Oststrabe soll sür die Dauer des Oststraßenbaues dort als Nachtlaterne gebrannt werden. 15) Dem Gesuche der in dem Jndustrieschulgebäude unterrichtenden Schul leiter um Anbringung von Wassergefäßen über den Heizkörpern der Schulzimmer soll in geeigneter Weise entsprochen werden. 17) ES erfolgen hierauf noch 2 Nachschätzungen, deren Ergebnis im An- lagenkatafter eingestellt wird. Zur Beschlußfassung gelangt ferner noch 1 Bau-, 1 Gasanstalts-, 9 Steuer-, 4 Straf und 10 allgemeine Sachen, die allgemeines Interesse nicht haben. Einkommensteuer und Ergänzungssteuer. In wenigen Tagen werden den steuerpflichtigen Personen die Formulare zu den Deklarationen für die Schätzung zur Ein kommensteuer und zur Ergänzung»steuer zugehcn. Während die erstgenannte Steuer, die Linkommcnsirucr, zwar kein liebe« Kind, so doch eine gut bekannte Gefährtin de« Staatsbürger» ist, ist die Ergänzungssicilkr etwa» vollständig Neue» und banger Ge danken voll mag sich mancher schon mit ihr beschäftigt haben. E» dürfte daher wohl angebracht jein, sowohl um Bekanntschaft mit dem neuen Slcuergcsetz zu machen, al« auch zur Beruhigung der mit irdischen Glücksgütern nicht übermäßig Beladenen, wenn in gedrängter Form beleuchtet wird: 1. was die Ergänzungssteuer ist und 2. wer ergänzungssteuerpflichtig ist. Ucker die Einkommensteuer mag nur erwähnt werden, daß die unteren und mittleren Steuerklassen durch ununterbrochenes Aussteigen der Progression bis zu 5"/„ bei den höheren Klassen vom Jahre 1904 ab entlastet werden. E» erfolgt also eine höhere Heranziehung der wirtschaftlich Leistungsfähigeren. Außer dem wird bei Personen mit reichem Kindersegen für jede» Kind im Alter von 6-14 Jahren ein Abzug gemacht, vorausgesetzt e« handelt sich um Einkommen nicht über 3100 Mark. Dadurch kann eine weitere Ermäßigung eintrcten, die aber um wenigstens eine Klasse zu erfolgen hat, wenn c» sich um 3 und mehr Kinder handelt. Als eine Ergänzung dieser direkten Einkommensteuer ist die Lcrmögcnssieulr zu beirachtrn, bei deren Einführung davon auS- gegangen ist, daß der Vermögende in allen Fällen de» Leben» besser gestellt ist als der Vermögenslose und daher zu allen öffent lichen Leistungen auch in erhöhtem Maße verpflichtet ist. Die neue Ltgänzungssicuci ist also eine Vermögenssteuer, bei der nicht der Ertrag des vermögens besteuert wird, denn dieses trifft die Einkommensteuer, sondern da» talsächlich vor handene Vermögen, gleichviel ob e» zur Zeit einen Ertrag ab wirft oder nicht. Lestkit von der lkrgänznngsstener bleiben aber der Grund- dksltz, da derselbe in der Grundsteuer bereits eine besondere Ver anlagung erfährt, und Vermögen von Istvvv Mark abwärts. Ilm die Frage zu beantworten, wer ist ergänzungtsteucr- pflichtig, ist es wohl am besten, die einzelnen Berufs- und Er werbskreise getrennt zu behandeln. Der Arbeiter, Lramle, kleine Handwerker werden nur in einzelnen Fällen zur Ergänzungssteuer heranzuziehen sein, da ja, wie bereit« gesagt, der Grundbesitz befreit bleibt, da» in solchem etwa steckende Vermögen also nicht in Frage kommt. Ferner sind auch der Hausrat, (Möbel, Kleider, Schmucksachen, Uhren >c.) wie er zur Ausstattung der Wohnungen erforderlich ist, und be weglich» Vermögen nicht über lOOOO Mark keine mit Ergänzung»- steuer zu belegende Werke. Doch ist von solchen Angehörigen der oben genannten Berusi- kreise, die in der glücklichen Lage sind, steuerbare« Vermögen über 10000 Mark zu besitzen, mancherlei zu beachten. Da der Ernnöbesitz frei von Vermögenssteuer bleibt, so dürfen auch die auf ihm lastenden Hypotheken nicht in Abzug gebracht werden, selbst wenn der Grundbesitz nur belastet worden ist, um auf oder in demselben ein Gewerbe au«zuüben. Dagegen gehören zu den Abzügen laufende Geschäftsschuldiu, denen natür- sich die Vorräte, die Außenstände bei Lunden, die Erschäsiokassr und laufende« Velrirbskapital al» Gegenwerte gegenüberzustellen sind. Zu letzteren, also zu den Verm»gen»stücken gehören aber auch aste zur Ausübung de« Gewerbe» erforderlichen Einricht ungen, wie Maschinen, Handwerkszeug, Ladeneinrichtung u. s. w., denn e« ist nur der zur Au»rüslung der Wohnungen gehörige Hau»rat steuerfrei. Ein Lleingewerblreibendrr würde demnach sein Anlage- und Betriebskapital wie folgt einzuschätzen haben (al« Beispiel angeführt): I. Aktiven. 1) Maschinen, Gerätschaften, Wagen, Geschirre, Ladeneinrichtung re. 6000 Mk. 2) Vorräte an Waren 1000 , 3) Geschäft-kaffe und laufende» Betriebskapital 1000 „ 4) Außenstände bei Kunden 5000 , -13000 Mk. II. Vasstvt». Geschäfl-schulden 2000 Mk. IIOOO Mk. zu versteuernde« Vermögen, zu dem anderweite» Vermögen an Papieren, Sparkasseneinlagen, Hypotheken u. s. w. noch hinzuzu rechnen ist. Bei einem berufsmäßig betriebenen Pensionat gehören die Zimmereinrichtungen, mit Ausnahme für die eigene Wohnung, nicht zum Hausrat, sondern sind zu bestrnerude Objekte. Natür lich sind etwaige rückständige Kaufgelder von dem Werte dieser Einrichtungen abziehbar. Ebenso sind bei veamten besondere, nicht zur Wohnung ge hörige Einrichtungen zu besteuernde Vermügensgegenständr. Nehmen wir einen Amtstierarzt an, welcher Prioatpraris mit au»übt und sich zu diesem Zwecke ein Sprechzimmer ein richtet. Die Einrichtung diese» Zimmer«, sowie zur Ausübung de» Berufes gehörige Instrumente u. s. w. sind Vermögen-gegen stände. Bisher ist nun immer gesagt worden, daß freie Vermögen von 10000 Mark abwärt» ergänzung»steuersrei sind. Vie Grenze der steuerfreien vermögen erweitert sich aber dis z» 2000Ü Mark bei denjenigen Personen, deren zur Einkommensteuer geschätzt» stcuerpflichtiges Einkommen den Betrag von S3V Mark nicht übersteigt. Da» Vermögen der Ehefrau und minderjähriger Linder hat in der Regel der Ehemann bez. der Vater mit zu versteuern. Ausnahmen treten z. B. ein, wenn die Ehefrau sich die Ver mögensnutznießung Vorbehalten hat oder dem Vater oder der Mutier die elterliche Gewalt bez. wenigsten» die Nutznießung de» Kindesvermögen» nicht zusteh«. (Wenn sich die Muller wieder verheiratet.) In solchen Fällen sind die Ehefrauen und Kinder steuerpflichtig, die natürlich steuerfrei bleiben, wenn das Vermögen weniger al» 10000 Mk. beträgt. lieber weitere Bestimmungen, die zur Ermäßigung der Er gänzungssteuer führen können, folgen Mitteilungen am Schluffe der Betrachtungen. (Schluß folgt.) Inspektor Kerkert. Roman von Maximilian Moegelin. (8. Fortsetzung.) Sie hatte „Gotte« Hilfe" besonder» betont, denn bei ihr bestand kein Zweifel, daß er und nur er allein sie sichtlich in ihrem Leben geführt. Auf Josephas Antlitz, die an der Seite der alten Dame saß, haftete im Augenblick ein ernster Zug, den die Gutsherrin bisher eigentlich niemals an jener wahrgenommen zu haben glaubte. „Kind," sagte sie ein wenig überrascht und hielt deren Rechte mit beiden Händen, „stimmen Sie diese meine Worte denn jo sehr trüb, oder was war e», daß der Ernst, den ich bei meiner lieben Josepha — bei Golt ich sehe eine Träne — wa« ist e« nur!" Sie hatte ihre Worte in idealem Empfinden gesprochen und wußte sehr wohl, daß Josepha, — wa» bei deren Jugend nur natürlich — mehr prosaisch empfand, obschon ein tiefe» Wesen, eine innere Feinheit, wie nicht eben alle Mädchen in diesem Alter, sie bereit» besaß. Aber hier stand sie vor einem Rätsel, dessen Lösung ihr einzig und allein in Josepha» Interesse von Herzen lieb ge wesen wäre. „Sie sind so lieb. Gnädige, ich möcht' e» offen sagen, wie ich nebst meinem Mutterl und meinem Bruder kaum noch jemand weiß; denn all meine Verwandten hier, von denen ich gestern bereit- Abschied nahm und die mit ernsten Mahnungen und Wünschen sür glückliche Heimkunft mir Lebewohl gesagt, er scheinen mir e» nicht zu sein. Und wa» mich im Augenblick so ernst gestimmt, war nur ein Wort — ein kleine« zwar und doch da« höchste, da« noch je die Welt gekannt: Gott." Die Gut-Herrin, die mit größter Verwunderung gelauscht, war höchlichst überrascht. Wenn Josepha vom Hochamt kommend diese Frau de» Sonntag vor ihrer kleinen Kirche erwartete, so schritten sie wie zwei getreue Freunde die Anhöhe hinauf, aber selten nur fiel diese« Wort, denn jede schien einsichtsvoll genug zu empfinden, daß wohl verschiedene Wege von hier zur lichten Höhe sührten. „Sic sind so lieb, Gnädige," fuhr Josepha fort, „warum nur glauben Sic nicht an denselben Gott wie wir?" Frau von Sydow, die noch immer Josepha« Hand in der ihrigen hielt, lächelte — wa» sollte sie jener darauf erwidern? Vielleicht wieder eben jene Worte, die sie ihrer — Josepha- Mutter damal» sagte? Aber sie wußte auch, daß diesem lebhaften Mädchen, die eben alle» klar sehen wollte, eine solche Antwort kaum genügen würde. Sic wußte nicht, wo Josepha gestern überall Abschied genommen, aber nun glaubte sie zu wissen, daß ihrem Schützlinge die ernstesten Mahnungen mit auf den Weg gegeben wurden in jene« ketzerische Land, da» zuerst die neue Lehre predigte. „Nun, Kind, obschon wir eigentlich besser darüber nicht sprechen sollten, so dürfen Sie der Ueberzeugung leben, daß unser Gott durchau« kein anderer ist, al« eben der eurige, denn nur die Auffassung ist eine andere." Die alte Dame hatte sich ein wenig erhoben, al» wolle sie e» Josepha in wenigen Worten — soviel sie e« eben vermochte, begreiflich machen. „Sehen Sie, Kind," begann sie. „Sie glauben an einen Gott, der sich von seiner Umgebung beeinflussen läßt, bei dem daher umsomehr Aussicht ist, etwa« zu erlangen, je mehr und je besser „himmlische Fürsprecher" Sie haben. Daher der Wert, den Sie auf die Fürsprache der Heiligen und der Mutter Gotte» legen. Die praktische Folge davon, Josepha, ist, daß Sie mit Ihren Gebeten sich vielmehr an die „Fürsprecher" al« an Golt selbst wenden, ja, sie saft allein in allen Nöten de« Leibe« und der Seele anrusen." Josepha, die eifrig zugehört, war überrascht, woher ihre Gnädige da« alle« wisse, wie e« in Wahrheit auch nicht ander« war, denn hatte sie nicht selbst zu ihrem Schutzheiligen und zu der Helferin in allen Nöten beten gelernt? „Wa« aber, Josepha," fuhr die Gut«herrin fort, „ist da« nun aber eine Vorstellung von Gott? Ist da« wirklich der
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