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Der sächsische Erzähler : 29.08.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-190308295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19030829
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19030829
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1903
- Monat1903-08
- Tag1903-08-29
- Monat1903-08
- Jahr1903
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 29.08.1903
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r,-. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm hat die kurze Sommer- villeggiatur. welche er alsbald nach Abschluß seiner NordlandSreise auf Schloß WilhrlmShöhe im Verein mit der Kaiserin und den jüngsten kaiser lichen Kindern genommen, zur Stunde wohl wieder beendet, da die Majestäten am 29. August nach dem neuen Palais bet Potsdam zurückzukehren gedachten. Der Aufenthalt des Kaisers aus Schloß WilhelmShShe erfuhr eine wiederholte Unterbrechung zunächst durch den militärischen Ausflug deS Monarchen nach Altrngrabow und. dann durch seine Besuche in Mainz, Kronberg und Homburg. Am Donnerstag nahm der Kaiser den Vortrag des KriegSministerS v. Einem entgegen. Inzwischen ist abermals die Znt der großen Herbstmanöver heran gekommen, die bekanntlich ihre Einleitung mit der am 2. September bet Zeithain stattfindenden Parade deS 12. (1. Kgl. sächs. Armeekorps) vor dem Kaiser und dem König von Sachsen erfahren werden. Den Manöver« reisen deS Kaisers werden dann bald sein an gekündigter Besuch am Wiener Hofe und weiter sein Jagdausflug nach Ungarn nachfolgen. DaS jüngste bemerkenswerte politische Ereignis in Deutschland, der Personalwechsel im Reichs schatzamte, scheint bereit- seine Wellenkreise ziehen zu wollen, denn zweifellos hängt mit diesem Vor gänge die für Ende September oder Anfang Oktober angekündigtr Konferenz der Finanzminister in Berlin b»s zu einem gewissen Grade wenigstens zusammen. Bon offiziöser Seite versichert man zwar, daß rS sich bei dieser Konferenz keineswegs um einschneidende Prtnzipienfragen, sondern lediglich um die Frage der Balancierung deS RetchShauS- haltSetatS handele. Vermutlich wird indessen hierbei doch auch das Problem der ReichSfinanz- resorm, zu dessen Lösung ja der neue Reichsschatz sekretär v. Stengel berufen ist, berührt werden, und man dürfte alsdann wohl bald etwas näheres über die betreffenden Pläne deS nunmehrigen Leiters des ReichSfinaozwesens hören. Lebhaft gehen die Auseinandersetzungen und Erörterungen über mancherlei aufgetauchte Themata und Vorgänge der letzten Zeit weiter. Speziell im sozial demokratischen Lager unterhält man sich immer wieder über die von den „Genossen" der Bernsteinschen Richtung vertretene Forderung eines sozial demokratischen Reichstagsvizepräsidenten. Die große Mehrzahl dec Genossen will indessen nach wie vor von einer solchen parlamentarischen Ver tretung der eigenen Partei nichts wissen, weil an geblich eine sozialistische Vertretung im Reichs« tagSpräsidtum den Grundsätzen der Sozialdemokratie widersprechen würde, eine Ausfassung, die soeben erst wieder in verschiedenen sozialdemokratischen Versammlungen welche in Berlin abgehalten wurden, zum Durchbruch gelangt ist. Ein sehr energisches Dementi der umlaufenden Prrßgerüchte von an geblich zwischen dem Kaiser und dem Reichskanzler Grafen Bülow stattgehabtrn Auseinandersetzungen, hinsichtlich der von letzterem befürworteten Auf hebung des § 2 des Jesuitengesetzes bringt die „Norddeutsche Allg. Ztg." Das offiziöse Blatt, welches die Zeitungsmitteilung über solche Aus einandersetzung schon einmal al» Erfindung be zeichnet hat, erklärt jetzt jene mit dürren Worten als eine Lüge! Berlin, 26. Aug. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Der Hofmarschall de» Kronprinzen, v. Trotha, hat bei der Staatsanwaltschaft Straf antrag wegen Beleidigung gegen den „Vorwärts" gestellt. Berlin, 27. Aug. Die „Nordd. Allg. Z." meldet: Der hiesig« franz. Botschafter hat dem Auswärtigen Amt im Namen des Präsidenten der franz. Republik al» Beitrag zur Linderung der Not in den vom Hochwasser heimgesuchten Bezirken Schlesien» die Summe von 5000 Fr. übergeben. Von sich reden macht erneut der Fall Hässen er. Sm Mittwoch befaßte sich da» Relch-milttärgrrtcht in Berlin mit der Revision, welche vom Gericht-Herrn gegen den UrtetlSspruch de» Killer ObrrkrtegSgerichtS eingelegt worden ist, ! durch den der Martnefähnrich Hüssener wegen > Tötung de» Einjährig. Freiwilligen Hartmann zu > Festungshaft verurteilt wurde. Da« Erkenntnis i der obersten militärischen Gerichtsinstanz weist ver- i schirdene Punkte der Revision als unbegründet nahmen die Fabrikanten keine Aufträge mehr an, so daß in einzelnen Sorten schon jetzt nichts mehr auf Lager ist. Der Riesenstreik ist allo, wie immer, für beide Teile ein zweischneidiges Schwert. Der Kommerzienrat Otto Ebert in Plaue» t. B. stiftete anläßlich seines 40jährigen Geschäft-- jubiläum» 25,000 Mark al» Grundstock zu einer Unterstützung-kaffe für seine Angestellten in Plauen und Hamburg. L« fAchdschr Erzühtrr. Gett« » die Außenseite de» Geburtshauses (Körnermusrum) mit Blumenschmuck ausgezeichnet worden. Leipzig. Aw 5. September, dem Tage der Anwesenheit Ihrer Majestäten de« Kaiser» und de» König» in Leipzig, werden außer den Schulen nach einem am Mittwoch gefaßten RatSbeschluffe auch die sämtlichen städtischen Verwaltungsstellen geschloffen bleibe«. Leipzig, 25. August. Weil fünf mit ihnen zusammen arbeitende Maurer nicht dem Verbände angrhörtrn, legten gestern 100 am hiesigen Land« gerichtSneubau beschäftigte Maurer die Arbeit nieder und nahmen sie erst wieder aus, nachdem die fünf Mitarbeiter sich in dir Organisation hatten aufnrhmen lassen. Dies nennt man in sozialdemokratischem Sinne „Koalitionsfreiheit". LetSnig. Geheimnisvolle» Dunkel schwebt noch immer über einem am 24. Juli in der soge nannten „Lache" am Eichberg gefundenen Er trunkenen. Zunächst glaubte man in dem Leich nam den Kaufmann Däwrritz und, nachdem sich dieser persönlich als „Lebender" gemeldet, später den Müllrrgesellen Johann Wilhelm LooS au» Zeikupchen zu erklNien, da von letzterem rin Koffer mit Papieren in einer hiesigen Restau ration zurückgelassen worden war, welche die Jndentität des LooS mit der aufgefundenen Leiche wahrscheinlich machten. Jetzt schreibt LooS aus Dresden, daß er in dem Fachblatte „Die Mühle" zwar die Nachricht von seinem Tode gelesen habe, daß er aber darauf bestehen müsse, als noch unter den Lebenden wandelnd zu gelten, eventl. wolle er vor der Leisniger Polizeibehörde den Beweis der Wahrheit antreten. Nun ist von neuem die Frage offen: Wer war der Unglückliche, der in der Nacht zum 24. Juli d. I. den Tod durch Ertrinken in der Lache gefunden? Crimmitschau, 25. August. Die ausständige Textilarbeiterschaft verhält sich bisher ruhig. Jeder Ausständige hat seine mit fortlaufender Nummer versehene Streikkarte erhalten und muß sich alltäg lich in bestimmten Lokalen melden. Auch der Streikpostendienst ist streng organisiert. Die Be hörden veröffentlichen noch einmal ihre Bekannt machung, wonach auch das Streikpostenstehen straf bar ist. Gerüchte, nach welchen die Arbeitgeber gewillt wären, ihre Fabriken für Arbeitswillige zu öffnen, scheinen sich nicht zu bestätigen. C r i ni mttsch a u. Völlige Ruhe herrscht ^etzt ^n den hiesigen Textil-Bet rieben. Die Streik posten an den Fabriken lösen sich alle zwei Stunden ab und tun mit militärischer Pünktlichkeit ihre Pflicht. Schon früh vor 6 Uhr kann man dir Streikenden, selbst Frauen und Mädchen, „auf Posten" beobachten. Die Arbeiter haben durch eine Abordnung beim Stadtrat Zurücknahme des Verbots des Streikpostenstehrns verlangt. Der Stadtrat erklärte aber, daß er im Einverständnis mit der Kgl. Kreishauptmannschaft handele und daß die Fabrikanten in dem Streikpostenstehen eine Belästigung erblicken. Die Arbeiter wollen sich beschwerdeführend an das Ministerium wenden. Am Mittwoch Nachmittag hat die hiesige Orts gruppe des Arbeitgeber-VerbandeS der sächsischen Textil-Industrie mit dem Chemnitzer Vorstand unter dem Vorsitz des Herrn Geh. Kommerzienrats Vogel-Chemnitz eine Sitzung abgrhalten. Der Sitzung wohnten ein Vertreter de» Königlichen Ministeriums und der hiesige Bürgermeister Herr Beckmann bei. Der hiesige Konsumverein „Ein tracht" läßt seinen im Ausstande befindlichen Mit gliedern das Pfund Brot IV, Pfennig billiger gegen sonst ab und die Gastwirte, welche namentlich auf Arbeiter angewiesen sind, verschänken das Glas einfaches Bier mit 6, das Glas Lagerbier mit 13 Pfennig an die Ausständigen. Wöchentlich werden rund 65,000 Mk. Streikunterstützungs gelder auSgezahlt. Man behauptet, daß in vier der größten Fabriken Werdaus Streikarbeit sür hier verrichtet wird und glaubt, daß es deshalb auch dort zu Differenzen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern kommen wird. Hoffentlich nehmen die angebahnten Verhandlungen einen günstigen Verlaus, so daß der Kamps zwischen beiden Par teien bald rin friedliche» Ende nimmt. Crimmitschau, 26. Aug. Wie viel bei dem großen Texttlarbeiterstrrtk (gegen neuntausend Beteiligte) auch dir Fabrikanten auf» Spiel setzen, zeigt folgende Auslassung de» „Konfektionär": „Wenn der Streik von langer Dauer sein sollte, so würde sich die Berliner Konfektion schließlich an andere Fabrtkstädte wenden. Man würde sich an die neuen Qualitäten gewöhnen und die Crimmit schauer Qualitäten könnten auSgeschaltet werden, genau so wie vor einigen Jahren bet dem Streik in Spremberg". Die Crimmitschauer Stoffe gehen natürlich nicht bloß nach Berlin, aber speziell in Herrenstoffen gibt die Berliner Konfektion jährlich Millionen - Aufträge. Schon in der letzten Zeit IVt verschiedene Personen, deren Ansichten in dem Beiräte zu hören der Regierung von besonderem Werte sein muß, sich zu jener Zeit nach aus Ur laub und Reisen befinden. Die Regierung ist indes gesonnen, an der Berufung de» Beirat», sowie an der Einbringung einer Vorlage, brtr. eine Abänderung de» jetzt bestehenden LandtagS-Wahl- recht», beim nächsten Landtage unbedingt srstzuhalten. Eine Teilnahme an jenem Betrat hält dir Regierung um so weniger für irgendwie verfänglich, al» die sowohl von feiten der Re« girrungSvertrrter wie von anderen Teilnehmern dabei geäußerten Meinungen und Vorschläge nach keiner Richtung hin bindend angesehen werden. Selbstverständlich werden von dem Beirate überhaupt keinerlei Beschlüsse gefaßt. -i-. Belm »darf, 28. August. Auch hier rüsten sich Eltern und Pflegebefohlene der Schul kinder aus daS künftigen Sonntag im Löhnert'schen Gasthaus stattfindende Schultest, welche» zugleich al» AbschiedSsrst für Herrn Lehrer Strunz gelten soll, welcher nach lOjähriger erfolgreicher Tätigkeit am 15. September unfern Ort verläßt, um nach Bischofswerda an die dastge Bürgerschule al- Lehrer überzusiedeln. Am Abend desselben TagrS findet im Saale des Löhnert'schen Gast hauses für die Mitglieder deS hiesigen Männer- gefangvrreinS, sür deren Angehörige und Gäste ein Tänzchen statt. L Neustadt, 27. August. Am letzten Sonntag und Montag feierte die hiesige Grenadier kompagnie der hiesigen Schützrngesellschaft ihr diesjährige» Kompagniefest. Dasselbe verlies dank des günstigen Wetters in wohlgrlungener Weise. Vergangenen Sonnabend veranstaltete die hiesige Schule eine Nachfeier deS Geburtstage» Sr. Maj. unseres Königs. Die Festrede hielt Herr Lehrer Burkhardt. Patriotische Gesänge und Deklamationen vervollständigten diese Veranstaltung. — Im nahen Badetetche suchte sich kürzlich ein hier bedienstete- Mädchen durch Ertränken da- Leben zu nehmen. Im nassen Elemente erwachte jedoch in ihm die Lust am Leben und rS rief um Hülse, die ihr auch von Passanten zu teil wurde. — Gestern sand hier ein gutbesuchter Biehmarkt statt. Der Vieh austrieb bestand aus 22 Pferden, 72 Rindern, 152 Läuferschwetnen, und 162 Ferkeln. Der Handel verlief in befriedigender Weise. — Heute trüb verlieh der hiesige Gewerbeverein unseren Ort und fuhr nach Aussig, um von hier aus der Ruine Schreckenstein einen Besuch abzustatten, alsdann aber die dortige Ausstellung eingehend zu besichtigen. — Für den 30. Oktober steht den Mitgliedern des letztgenannten Vereins rin hoher Genuß in Aussicht, bestehend in einem Vortrag des Herrn Professor Amberg über die neueren Erfolge auf dem Gebiete der Elektrizität. — Künftigen 2. September veranstaltet der hiesige Verschönerungsverein zum Besten des Bismarck« denkmalfonds ein Volksfest. Ebersbach, 27. Aug. Auf dem am hiesigen Bahnhose gelegenen Spreedorfer Uebergange, dessen Schranken nicht geschlossen waren, ist gestern abend gegen Uhr durch eine Rangiermaschine ein von Neugersdorf kommender Kutschwagen überfahren worden. Glücklicherweise sind bei diesem Unfälle Personen nicht verletzt worden, jedoch wurde ein Pferd getötet. Auf Anregung Ihrer Majestät der Königin- Witwe Carola findet von Mitte November bis Mitte Januar im Dresdner Ausstellungs palast eine Ausstellung „Mutter und Kind" statt. Das Protektorat hat die Königin über nommen, die Leitung Stadtrat Weigandt. Ehren vorsitzende sind der Oberhofmeister der Königin v. Malortie und Oberbürgermeister Geh. Ftnanzrat Beutler. Die Ausstellung soll fünf Gruppen ent halten: 1. Einrichtung des Haushalte», 2. Schulwesen, 3. das gesunde Kind, 4. da» kranke Kind, 5. Gegenstände sür Unterhaltung und Spiel. Der Wunsch der Königin geht dahin, daß ein Drittel des Ueberschusses der Ausstellung dem Kinderhospttal (Chemnitzerstrabe), rin Drittel dem Maria-Anna-Hospital und rin Drittel dem sächs. Krüppelhetm und dem Säuglingsheim zusallr. Dresden. Der Urberschuß der deutschen Städte - Ausstellung ist in den letzten Tagen sprungweise in die Höhe geschnellt und hat die Summe von 100,000 Mk. erheblich überschritten. ES wird daher möglich sein, den gewährten GarantirfondS den beteiligten Städten zurückzu zahlen. Wahrscheinlich wird auch infolge der guten finanziellen Lage der Ausstellung nach dem Kaiserbesuch der Eintrittspreis allgemein herab gesetzt werden. Dresden, 26. August. In Rückerinnerung an den vorgestern vor 90 Jahren zu Rosenbers in Mecklenburg erfolgten Tod deS Dichter» von „Leher und Schwert" Theodor Körner, war
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