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Auerthal-Zeitung : 18.05.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-05-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189405182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18940518
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18940518
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAuerthal-Zeitung
- Jahr1894
- Monat1894-05
- Tag1894-05-18
- Monat1894-05
- Jahr1894
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 18.05.1894
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Politische Keberstchk. Der hochverdiente ehemalige königlich preußische Ge sandt« am Vatikan, Wirklicher Geheimer Rath Dr. Kurd von Schloczcr, ist in der Mittagsstunde des Pfingst sonntag» zu Berlin «ach längerem Leiden sanft cntschlgscn. Mit «hm ist wiederum einer der bedeutendsten Männer au» der großen Zeit unsere» nationalen Werdet«» aus dein Leben geschieden, ciir Mann, dessen Name in der Geschichte der preußischen und deutschen Diplomatie stets in Ehren ge nannt werden wud. * Der Edinburger Gemeinderath bat di« Offiziere und Mannschaften des deutsche» UebungtgeschwaderS, d-S gegenwärtig im Firth of fforti> vor Anker liegt, ain Pfingstmontag festlich d « wirthet- Au» Edindurg, 14. Mai, wird der „Boss. Z." darüber berichtet: Heute Nachmittag um '/z2 Ubr tr-sen 300 Mannschaften der »weiten Abtbeilung deS deulschen Geschwader» mit einem Sonderzug auf der Waverley-Station ein. Eine große Menschenmenge empfing die deulschen Seeleute mit Lurray. Darauf marschirien sie in einem großen Zuge unter der Dudelsackmusik eines schottischen Hochland-Regiments nach der Edinburger Musikhalle, wo sie von der Kapelle eines Husaren-Regiiueurs mit der deutschen Nationalhymne begrüßt wurden. Der Oberbürgermeister von Edindurg, Lord Provost, führte an der Ofsi.ierstafel den Vorsitz. Rechts von ihm saß Prinz Heinrich upd links Vizeadmiral Koester. LordProvost brachte «in Hoch auf dis Königin und Kaiser Wilhelm aus, worauf der Admiral sich erbeb und in warme» Worten in englischer Sprache seinen Dank für den überaus herzlichen Empfang, den die Schotten den deutschen Seeleuten bereitet hätten, aussprach. Brausendes Hurroh folgte seiner Rede und die fröhlichste Fest stimmung herrschte während des feierlichen Mahle», bas durch das Abivielen deutscher und schottischer Bolkstieder, hochländischer Tänze, durch Männergesaug und die Vorträge der deutschen Seeleute noch besonders gemurrt wurde. Gegen 5 Uhr "Nachmittags sand di« schöne Feier ihr Ende. >V.D.V. Ed in bürg, 15. Mai, Nacht». DaSdcutsche Geschwader unter Besehl Er. Kgl. Hoheit des Prinzen Heinrich von Preußen ist heute wieder in See gegangen und nach Bergen gefahren. Die zweite Division wird am 18. d. MtS. in Firth of Forth erwartet. Deutsches Reich. Wie der ,.Frs. Z." au» Kiel berichtet wird, gedenkt Seine Majestät der Kaiser, sich im Juni auf seiner Aochl ,„m Besuch der Königin der Niederlande von Kiel aus nach Holland zu begeben. Di« Kommission für di« zweite Lesung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuchs für dos Deutsch« Reich setz'- in den Sitzungen vom 7. diS kl. Mai die Beralhung der die Vormundschaft über Minderjährige betreffenden Vorschriften GK 1633 dir 1725) fort und zwar dis zu 8 1695. Die weitere Beralhung des Aormundschastsrechts wurde dis zum 21. Mai vertag». Die „N ationalliberale Korrespontenz" schreibt: „Am heutigen Tage laust VaS bandelsvolitische Provisorium mit Spanien ab. Wir find immer noch nicht unterrichtet, waS für «in Zustand nun eigentlich eintntr. DaS einzig korrekte Lerfabren ist, daß jetzt unser autonomer Zoll tarif gegen Spanien in Anwendung komm«, dis die Cortes ihre Zustimmung zu dem Vertrag gegeben haben. Ob di- ReichS- »egieruug in dieser Weile verfährt, ist noch nickt ganz kiar. Aus offiziösen Andeutungen konnte man auck schließen, sie würde fick mit irgend welchen Erklärungen aus Madrid begnügen, welche das Zustandekommen des Vertrag» in nahe Aussicht stellten, voll Vertrauen, daß der Reickstag angesickiS der schwierigen und verwickelten Laae später Indemnität für dicPer- sassungsüberschreituns ertheil«» werde. Jedenfalls ist es und«, greiflick, daß di« deutsche Industrie heute noch nicht weiß, was für Zölle von morgen an erhoben werden. Eine solche Geschäfts behandlung versiehe» wir nicht mehr." Die durch den Reichsbausbalti-Stat für 1894/85 bewilligten Mterszulage» für die mittleren und die Kanzlei- Beamten find nunmehr sämmtlich auf die betreffenden Kassen zur Zahlung vom 1. Avril dieieS Jahres ab angewiesen worbe». Es handelt sich um Zulagen von 180 bis 600 Mk. jährlich. Die Deutsche Kolonialgesellschaft hat in der Sarnoafraze folgende Eingabe an den Herrn Reichskanzler gerichtet: Berlin, 3. Mai 1894. Eurer Exzellenz beehre ich mich ganz ergeben» mitzutheilen, daß die Haupt-Ber- sammlung der Deutschen Kolonialaesellichasr zu Berlin am 17. März er. folgende Resolution gefaßt hat: „Die Deutsche Kolonialgesellschaft sieht die Interessen der aus den einheitlichen Samoainseln lebenden Deuticken durch ei» ferneres Bestehen der durch die Samoaakte vom 14. Juni 1889 geschaffenen Zustande in hohem Maß« gefährdet, — si« iit über zeugt, daß die Samoaakle überbaupt untauglich ist, geordnete Zustände auf den Samoainseln herbeizuführen, und ball di« Herstellung eines ausschließlich deuticken Regiments aus Samoa für das alleinige Mittel, die umfangreichen deutschen Handele- und Plamagenintelessen vor sernrren empfindlichen Schädigungen zu bewahren. Zu diesem Zweck erscheint die Einleitung diplomatischer Verhandlungen devufs unverzüglicher Revision der Samoaakte dringend erwünscht unter aleich,eiliger, im Wege der Bereinbaiung mit England und den Vereinigten Staaten herdeizusührendsr Feststellung der Besttzveihällnifis der gejammten Inselgruppen im Stillen Ozean." Indem ich Eurer Exzellenz anbei eine diese Resolution be gründende Tenkschrist zur gefälligen Kenntnißnabnie überreiche, bitte ich namens der Kolonialgesellschaft, Eure Exzellenz möchte di« nöthigen Schritte thun, um das deutsche Interesse in der Süds« nach Möglichkeit zu wadren. Ich erlaube mir nur zu bemerken, daß von Seiten der Deutschen Kolonialgeseltschasi die Deutiche Handels- und Plan- tagengeseUschasl d-r Südjecinseln zu Hamburg ersucht worden war, sich über die durch dis Resolution angeregte Frage zu äußern, daß diese Gesellschaft sich jevock gegen ein Vorgehen im Sinne der Resolution ausgesprochen har, weil sie davon eine Schädigung ihrer materiellen Lage in der Gegenwart befürchtet. Es ist jedoch die Ansicht der Koionialgefellsckasl, daß. wenn auch druck cme diplomatische Aktion, wie iolche in der anliegenden Denkschrift defürwortei wird, augenblickliche und vorübergehende Störungen in dem Geschäftsbetriebe der Handels- und Plantagengefellschafl entstehen können, doch doS nationale Interesse überwiegen muß und daß. wenn es der Kaiserlichen Regierung geling', Vie defini tive Regelung der Verhältnisse in Samoa im Sinne der De: k- ickrist zu erreichen, dies auch sür die Deutiche Handels- und Piantagengesellschaft und die sonstigen deutschen Betheiliglen von dem größten "Nutzen sein wird. Eure: Exzellenz ganz ergebenste Deutsche Kolonialgesellschaft. Der Präsident: gcz. Für st zu Hohenlohe. Langenburg. Z u r N c f o r IN der h ö h crc nM ä o ch e n s ch u l e n macht die „Kölnische Ztg." folgende Mittheilimgcn: „Wir haben schon mebifach über die Sckiitte berichte«, welche die Regierung zu einer d-n Verhältnissen der Gegenwart enlivreckenden Umgestaltung des Mädchenschul- wesenS gethan hat. Wir möchten nunmehr aus eine Ein richtung aufmerksam machen, die, jetzt von der Regierung an erkannt, für den Unterricht an den höheren Mädchenickulen große Bedeutung gewinnen wird. Der Wunick, daß der Unterricht mehr und mehr in die Hände von Lehrerinnen übergehen möge, die mit derselben wissen schaftlichen Bildung, wie sie die zu diesem Amte befähigten Lehrer besitzen, ausgeiüitet sein müßten, batte in Göttinnen zu dem Deisuche «ine» Fortbildungskurs,«» für Lehrerinnen geführt. Die Regierung sandte nun im vorigen Jahre «inen Ministerialrat- dorthin, der sich persönlich von diesek Einrichtung, d:r Ledrweiie, der Prüiung u. s. w. unterrichten iollte. Dieier bat einer ganzen Reihe von Borträgen und Hebungen beigewohnt und dann in gemeinsamer Beralhung init den für den Fort- bildungtkurius thäligen Göttinger Professoren di« Grundzüge der ganzen Angelegenheit sektgelegt. Dem von dem Ministerial- rath erstatteten Bericht entsprach darauf die Regierung durch einen Erlaß vom 3. Januar diele» Jahre», in welckem sie ihre Theilnahme an den Lcklußprüsungen dieser Göttinger Fortbildungskurse sowie die Empfehlung der Geprüfte» — ganz in derselben Weise wie «S am Viktoria - Lyceum in Berlin peichieht — zusichelte. Durch diesen Erlaß ist die Göttinger Einrichtung lebensfähig geworden. Man halte wohl zuerst über Liesen Versuch, Studentinnen nach Göttingen zu versetzen, gespöttelt, aber sehr bald bat man eingesehen, daß rs sich nicht um etwaige für Damen höherer Stände zugeschnittene schöngeistige Vorträge einiger Prosessoren handelt, iondern daß ernste, wiffensckailiiche Arbeit getrieben wird und der ganze Unterricht nur sür Lehrerinnen eingerichtet worden ist, die sich wirklich vraktisch weiter bilden wollen, um die oberen Stellen an böberen Mädchenschulen «innehni«" «u können. Wohl find Hospitantinnen zugelassen, da deren Geld beiträge bei den nickt unerheblichen Kosten nicht zu entbehren find, aber die Hauvtzahl beftebr doch au» Mitarbeitenden, die da» Lehrcrinnen-Examen für höhere Mädchenickulen bestanden, sich al» wahrhaft tüchtig erwiesen haben und mehrjährige Lehr-Ersabrung besitzen müssen. Die Kurse sind sür diejenigen, dis sich der eigenilicken, in Gegenwart eine» RegieiungskommissarS ab gehaltenen Schlußvrütung unterziehen 'vollen, zweijährig und iuchen in völlig akademischer Weise vor allem die Seibft- ständigkeit deS Uitüeils und der Arbeit zu sickern: sie umfassen Vorlegungen über Religion, Philosophie, Geschickte, die deutsche, französische und englische Sprache, mathematische Geographie und experimentelle Physik. Durchaus prak'isch und die Sach« fördernd ist es eingerichtet, daß die Damen, welche ein Sckluß- zeugniß zu erlangen wünschen, sich auf zwei, womöglich innerlich verbundene Fächer, wie z. B. Religion und Deutsch, Deutsch und Englisch, Französisch und Englisch u. s. w., zu beschränken daben, obne daß ihnen natürlich benommen ist, auch in den anderen Fächern zu hoipitiren. Denen, die nur ei» Jahr an ihre Fortbildung wrnvcn können, wird, wenn sie eine werth, voll- Anregung und Förderung ihrer Fortbildung erhalten baden, von den Dozenten gern ein Privatzeugnitz ausgestellt. Sehr deachteuswertk ist die Stellung, weiche die Göttinger Profcffore» Viesen Fortbildungskursen für Lehrerinnen gegen über eingenommen haben. Man hat in der letzten Zeit mit Recht soviel über die olympische Abgeschlossenheit geklagt, welche die Prosessorenwelt dem Höheren Schulwesen desonder» bei den sehr bedenklichen Reformen der Regierung be wiesen hat, hier aber muß man die Anerkennuna ouS- ivreckcn, daß mit voller Erkenntnis der Bedürfnisse der Gegenwart die Göttinger Professoren an dieses Unter nehmen herangetreten sind. Es sind nicht etwa di« jünger», amtlich weniger beschäftigten Gelehrten, die sich an de» Kursen durch Volleiunge» und praktische Hebungen betheiligen, sondern fast durchweg die erste» Vertreter ihres Faches, die neben ihren schwc>en und vielen Amlsgeschästen lediglich im Interesse der Sach- auch diese Bürde noch auf sich genommen haben. Dieser Bereitwilligkeit der Professoren har denn auch der Lern eifer der Zuhörerinnen in jeder Weiie euijprochen. Die ganze Art des SmdirenS hat in Göttingen bei allen delbeiligten Kreisen den aller ninstigsten Eindruck gemacht. Es in bcwundernswerth, wie große Opfer an Zeit und an Geld diese Lehreiinnen bri.tgen, nicht nur, um spater eine bester« Stelle zu bekommen, was ja oft sehr fraglich bleibt, sondern aus Liede zu. Sache, zu ihrem Berus, für den sie sich gern bester vorberciten möchten. Daß di« Lehrerinnen die grobe Bedeutung dieses Fortbildungskurses so fort vollkommen eingesehen Haden, das beweist auch der trotz der, wie gesagt, nicht unrrheblichen Ovter an Zeit und Geld recht zahlreiche Besuch derielden, und in diesem Somme.semrster nehmen außer den Hosvitaniinurn einige zwanzig Damen theil, Papa angelt. Von Alexander Engel. ^Nachdruck verboten.) In dem kleinen Städtchen Heiligkndorf, nahe der mähriscken Grenze, hatte ein Exemplar ver„Sporl»ei'ung", das ein gewissen loser Geschäftsreisender dorthin verschleppte, h.-illose Verwirrung angerichtet. Jever ehrsame Bürger hielt «S von nun ad sür seine Pflicht, ekemöglichit einen schwierigen Sport zu ermäblen. Und auch an Herrn Sebastian Scherzinger, Vorstand der Genostenschast der Kolonialwaarenhändler, war die ernste Frage he-angelrelen, durch welche unnütz- Beschäftigung er sich unter i-inen Mitbürgern dervorthun sollte. Nach reiflicher Uederlegung gelangte er zu dem Schlüsse, daß sich für einen Mann von Auseden, sür den Ebes eines alten, soliden und frstbegründelen Hauies nur ein Soor« eignen könne, der sich in Beschaulichkeit und Würde ausüben ließ. Und Herr Scherzinger ging hin und kaust« sich «in Angclzeug: hohe Stiesel, einen wasserdichten Lodenanzug und eine«« brcil- krampigen Slrohhut von unheimliche» Dimensionen. Dann pachtet« er alle Gewässer der nächsten Umgebung , in denen irgendwie FischbareS zu vermutben war und begad sich pünktlich bnm ersten Morgengrauen auf die best gewählten Anstände, um den großen Fang zu ibun. Der edle Sport, dem sich der dicke, biedere Herr Scherzinger mit dem gutmütbigen Antlitz ergeben hatte, schien zu dem ganzen Wesen des liebenswürdigen Mannes zu passen. Er vernachlässigt« demselben zu Lied« sein Kolonialwarengeickäft, kümmert« fick wenig um seine Rechte al« Genossenscha'tsoorftand und blieb gefükllos gegenüber den mustkaliichen Reizungen de» Gesangvereins „Asthma", bei dem er «inst in schlanken Tagen Fahnenjunker gc> weien. Selten nur vermockt« man den angehenden Sporitmonn in seinem Hause ammressen; wenn man ihn sprechen wollt», mußte man erst sämmtlich« Bachufer de» Städtchen« und der Umgegend gründlich durchjagen. Anfangs war ihm stet« eine Ecker VergnügungMästiger Gassenbuben gefolgt, die eifrig den Rftsenapvarat bewunderten, weichen das Opfer feiner Leidenschaft, keyckenb. von Zeit zu Zeit stehen bleibend, um Aibem zu jchövfen, mit fick schleppte. In mitten «inet Rudels großer Jungen und kleiner Mädchen konnte man Herrn Scherzinger in seinem grauen Anglerkostüm, mir allerlei Instrumenten beladen, gewahren. Geduldig kon- trolirt: diric» übermüthige Rudel das Treiben deS leidenschaft lichen Anglers. Das gab stet» ein Drängen und Stoben, jede» wollte in der unmiltelbarsten Nähe der „Werkzeuge" stehen, auS den Augen Aller leuchtete die jugendliche Neugierde. Sie schoben sich Alle harr an ihn, so daß er sich den Raum für seine freien Handbewegungen mühsam zu erkämpfen gezwungen war. Ein.-n lebenden, bin und der zappelnden Fisch, der sich nickt mehr helfen kann, hätten di.- Kleinen für ihr Leben gerne gesehen. Das lockte sie bis zu seinen vrrschwiegendslen Standplätzen, und er mußte oft Püffe ertdeilen, um sich die zudringliche Schaar vom Leibe zu halten. Allmäiig erlosch das Interesse der knidlicken Menge, be sonders als sie sah, daß die Befriedigung ihrer Neugierde nick' adzuwarten sei Denn die schönsten Würfe blieben erfolglos, das krampfhafteste Zerre» nützte nichts und selbst künstliche Fliegen besserten nichts an der „Geschichte". Ja, die konscroaliorn Fische ignorirten sogar vollkommen seine neuartiaen Apparate mit ihren komvlizirien Systemen. So blieb Herr Scherzinger mit der Zeit allein mit seinem Unglück. Oft verzweisclte der Arme, hatte er dock die ganze einschlägige Literatur bi» auf die Neig« studirt und ein Heidengeld an Pacht für den schönen, angeblich inhalts reichen Fluß gezahlt. Er grämte sich herzhaft darüber, daß er die Beriprcchungen, welch« er gar vielen Bekannten gemacht, nicht «u erfüllen im Stand« war. Aus jedes Fischlein, das er fangen iollte, wartete bereits Jemand. Er selbst freut« sich ebenfalls riesig auf di« ersten Füche, die er mit eigener Hand zu erlegen bastle, und unzählige Riale srug er seine stattliche bessere Halste, ob sie genügend mit Rezepten zur Bereitung der verschiedenartigsten Fischsorten versorgt sei. lieber die grau« Theorie kamen sie nickt hinweg; di- Kochkunst Frau Marthas konnte keine Tiiumph. feiern. Ader der Angler tröstete sich von Tag zu Tag, klagte heute das Wetter, morgen das Werkzeug an und verließ jeden Morgen sein Haus, begleitet von den Segenssprüchen seiner koch lustige" Ehebältte. „Wenn etwa« DringcnbeS pasfirt, schicke um mich, sonst will ich unter keinem Vorwande gestört sein in meiner Arbeit!" fügte er gewöhnlich seinem Äb'chiedsgruß bei. Daß ein verbohrter Angler eine schön« blonde Tochter bat, daran wird Niemand Anstoß nehmen. Fräulein Regine war von bewundernswerthem Wuchs und ihr sein geschnittenes, blühendes Antlitz enlzückt« Junggesellen, Ebemänner und Wittwer, glücklicher- «eis« am meisten di« ersteren. Die ganz« zouuooao üorvv von Heiiigendors lies den anmutbigen blauen Augen nach. Am eifrigsten aber lies Ser Stabtschreider Han» Ellermann, schon ziem lich geraume Zeit, ohne daß er müde ward. Das blond« Mädchen war ihm zugethan, oft schon plauderten si« über gemeinsam« Träume und Hoffnungen, oit schon sprachen si« über vergangenes Leid und künftiges Glück. Auch die Mutter Regincn» sah den bescheid-neu jungen Mann gerne und ihr« sorgenden Augen billigten die Wahl der Tochter. Sie ermunterte de» Stadt« ichreiber, sie hieß ihn stet» willkommen, sie erkundigte sich «in- dringlich nach seinen kleinen Aümmernisten unv luv ihn häufig ein, die Familie zu besuchen. Sein Hei» hieß ibn, ihren Aus- iorderungen pünktlich Folge zu leisten. Nur der Papa kam HanS Ellermann selten zu Gesicht. Di- nervöse Aufregung de» beuielosen Angler» hatte da» ganze Haus angesteckl. Die blonde Regine ertapvte sich in ihrem Morgengebct bei der Bitte um reichen Fischsegen sür den Vater. Und wenn Abends die Sonne nnterging und man di- Heimkehr des Paiers erwartete, war es im Hause Herrn Echerzinaers surchtvar ungemüthlick, denn die Aufregung, ob dieser Tag wieder ein verlorener sein werde, hott« ihre» Höhepunkt erreicht. Wenn man dann den Baler von der Ferne kommen sah und aus seinem gesenkicn Haupte und der g-icnkten Angel wieder di« Hartnäckigkeit der einheimischen Fisrbe eikaunle, da schoben Mutter und Tochter Hau« Ellermann zur Thür hinaus, damit er nicht zu so unpastrnSer Gelegenheit von ieinem und Reginen» Herzens wünsche spreche. Und so oft sich Heus im Laus« des Tages «in Her» nahm und mit erhobener Stimme muthig nach Herrn Scher» »inger fragte, flüsterten Mutier und Tochter in verheißungsvollem Tone: „Papa angelt!" Der Slavtschreiber hätte fürwahr nicht gedacht, daß es so sckwrr sei, der Schwiegersohn des gemütblichen Herrn zu werden. Und daran war nichts anderes schuld al« der leidige Umstand, daß Papa immer gerade angelte. Da er aber di« Entscheidung nicht dinausickieben wollte, bis der Winter inS Land zog ustd den Aach mit Schnee und Ei» bedeckte, beschloß er endlich, de» angelnden Vater direkt bei der „Arbeit" ouizüsuchen und ihm, i n Vertrauen auf seine bewährte Redekunst, aus jenem prosanen Boden den Zustand zweier Herzen zu ichildern. Wat kann man thun, wenn Papa angelt! * Herr Scherzinger sah am Ufer de« Baches und sah mit spaniit-ster Aufmerksamkeit — er wogte kaum zu athmen — nach der Spitze de» Angelftocket. Di« Sonne näh«tr sich V«n Mittag
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