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Auerthal-Zeitung : 02.12.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189412020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18941202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18941202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAuerthal-Zeitung
- Jahr1894
- Monat1894-12
- Tag1894-12-02
- Monat1894-12
- Jahr1894
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 02.12.1894
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Stimmrecht» niemals ihre Zustimmung geben. Asien. * Der Mikadohat an die japanische Armee und Flotte einen Erlaß gerichtet, in welchem es u. a. heißt: „Port Arthur, das der Feind für einen Schutzwall seines Landes hielt, ist von Euch in einem Ansturm genommen worden. Wir würdigen Eure Dienste, da aber die Kälte zu nimmt und das Ende unserer Operationen noch fern ist, bewahrt Euch in guter Gesundheit, um Eure Leistungen fortzusetzen." Danach scheinen also die Japaner an einen Frieden noch gar nicht zu denken. *Der chinesische Abgesandte Dctring ist der Ueberbringer eines Schreibens des Vizekönigs Li-Hung-Tschang an diejapanische Regie - rung. Letztere ist jedoch nicht geneigt, auf Frankreich. * Die von einem Ausschüsse der Frauen Frankreichs eingeleitete Sammlung für ein dem Andenken des ermordeten Präsidenten Carnot gewidmete» wohlthätigeS Unternehmen hat 300000 Frank ergeb:«. Mit der Summe wurde eine Carnot strftung gegründet, deren Zinsen alljährlich unter kinderreiche Arbeiterwitwen verteilt werden. England. * Der ,Truth' bringt die sensationelle, wenig glaubhafte Nachricht, daß die Königin von England den Zaren Nikolaus eingeladen habe, auf einige Tage nach London zu kommen. Der Besuch werde Mitte Juni statt finden. Italien. *Ueber das Nachspiel zum Banca Ro mana-Prozeß melden römische Blätter, daß die Anklagesektion die Untersuchungsakten in dem Prozeß wegen Entwendung von Dokumenten der Banca Romana am Dienstag dem General prokurator übermittelt hat. Balkanstaaten. * Der bulgarische Ministerrat genehmigte die Baupläne für den Hafen von Varna und ordnete eine Bauausschreibung für die Arbeiten an. Die hierzu nötige Summe wird auf acht Millionen Frank geschätzt. *Preßfreiheit in Bulgarien wird das Kabinett Stoilow gewähren. Die Negierung brachte in der Sobranje einen Gesetzentwurf ein, durch den alle auf die Presse bezüglichen Sonder gesetze sowie sämtliche die Presse einschränkenden Verftrgungen aufgehoben werden. * In Griechenland gibt sich die Kammer- Opposition alle erdenkliche Mühe, den großen Schuldenmacher und Staatsbankrotteur Trikupis möglichst zu ärgern. In einer der letzten Sitzungen verlangte sie die Vorlegung zahlreicher Staats dokumente über die bisherigen Verhandlungen mit den Gläubiger-Ausschüssen. Der Minister- Präsident lehnte sich trotzig dagegen auf und stellte die Vertrauensfrage, worauf sich 105 Ab geordnete für, 79 gegen ihn erklärten. — Man darf indessen diese Abstimmung nicht so auffassen, als sei in einer starken Minderheit griechischer Deputierter nun doch eine Empfindung des finanz politischen Anstandes aufgetaucht, als wollten wenigstens sie den Staatsgläubigern zukommen lassen, was ihnen gebührt. In der Frage des Pumpens und des Nichtbezahlens eingegangener Schulden sind sich alle griechischen Politiker einig. Amerika. *Ueber die Zusammensetzung des amerika nischen Repräsentantenhauses nach den letzten Wahlen wird nunmehr endgültig gemeldet, daß die Republikaner 245, die Demokraten 105, die „Populisten" 6 Sitze innehaben. Afrika. * Ein Manifest der Königin der Howas (Madagaskar) fordert die Unterthanen auf, den Eindringlingen Widerstand zu leisten. Das Manifest wurde in Andohalo, in der Nähe der Hauptstadt, öffentlich verlesen und enthusiastisch ausgenommen. Die katholischen Howas bilden Komitees zum Schutze der Kirchen fiir den Fall des Krieges. Die norwegischen und englischen Missionare sandten Deputationen an den Premierminister, der ihnen seinen Schutz zusagte. Politische Kind sch««. Deutschland. *Lie Beisetzung de» Erbgroß- h-eF-og» von Sachsen-Weimar fand am Donnerstag vormittag in Weimar statt. An der Spitze de» Leichenzuge» marschierte eia Bataillon de» in Weimar garnisonierenden Infanterie- Regiment» Grobherzog von Sachsen, dessen Kapelle „JesuS meine Zuversicht" spielte. ES folgten die Hofdienerschast und die Hofstaaten, sodann die Geistlichkeit. Hinter dem achtspänni- gen Leichenwagen schritten der Erbgroßherzog zwischen dem König von Sachsen und dem Prinzen Friedrich von Hohenzollern, al» Ver- treterde» Kaiser», e» folgten die andern Fürstlichkeiten u«ü> Leidtragenden, militärische Deputationen, da» Staatsministerium, Hofstaaten, zahlreiche Höhere Offiziere und Beamte. * Von allen Seiten sind an den Fürsten Bismarck aus Anlaß deS Hinscheidens seiner Gattin BeileidSkunaeoungen einge troffen. Die erste war die de» Kaisers, der zugleich im Namen der Kaiserin seiner Teil nahmt warmen Ausdruck verlieh. Ferner trafen -Telegramme ein von den übrigen deutschen Herrschern, vom Kaiser von Oesterreich, der - Kaiserin Friedrich, dem Kronprinzen von Däne- mark, ferner vom Reichskanzler Fürsten Hohen- ohe, von Caprivi, Kalnoky, Crispi, endlich von unzähligen deutschen und ausländischen Behörden und Vereinen. DieBeisetzung derFürstin Bismarck wird in aller Stille inVarzin er folgen. Der Tag ist noch unbestimmt. Alle Be suche beim alten Reichskanzler Fürsten Bismarck in Varzin find ärztlich verboten worden. > *Auf der Tagesordnung der Plenarsitzung des Bundesrats vom Donnerstag stand die sog. Umsturzvorlage, die in den Aus schüssen mehrfache Abänderungen erfahren haben soll. Genaueres ist nicht zu erfahren, da die Vorlage streng geheim behandelt wird. Die durch die Presse gehenden bezüglichen Mitteilungen beruhen lediglich auf Mutmaßungen, der Gesetz entwurf soll erst am 5. Dezember, zugleich mit der Uebcrgabe an den Reichstag, durch den ,Reichs-Anz.' bekannt gegeben werden. *Der Inhalt der vom Reichsamt des Innern den Einzelregierungen zur Begutachtung zugestellten Grundzüge zum Reichs-Apo - theken-Gesetzentwurf deckt sich nach der,Südd. Apotheker-Ztg/ im wesentlichen mit den früher bekannt gewordenen Entwürfen der preuß. Regierung. * Der Kolonialrat wird wahrscheinlich im Monat Dezember noch einmal einberufen werden. *Auf die Notwendigkeit, nebeu der Her stellung des Gleichgewichts zwischen Ucber- weisungen und Matrikularbeiträgen auch den Anfang mit der Tilgung der ReichS- .. schulden zu machen, weisen die ,Berl. Pol. N/ hin. Zur Erreichung dieses Zieles wird bekannt lich beabsichtigt, die Ueberschüsse der Reichs- Hauptkässe, sowie die Erträge der zu Ueber- ' Weisungen an die Bundesstaaten bestimmten Reichseinnahmen, soweit sie den Etatsansatz übersteigen, zu einem Fonds zu sammeln, der . zunächst zwar etwaige Fehlbeträge decken soll, . damit zu diesem Ende nicht auf die Bundes- ,staaten zurückgegriffen zu werden braucht, weiter- hitt aber die Mittel zur Tilgung der Reichsschuld zu liefern bestimmt ist. * Die Börsenreformvorlage ist jetzt I endgültig formuliert und dem preuß. Staats- - ' Ministerium unterbreitet, damit dessen Votum n -, für ' den Bundesrat eingeholt werde. Aller .^ Wahrscheinlichkeit nach wird das preuß. Staats- , Ministerium dem Entwurf in seiner jetzigen Ge- z.. stakt zustimmen, da preuß. Kommissarien an der "Festsetzung teilgenommen haben. Nachdem das Staatsministerium, was in Bälde der Fall sein wird, sich über den Entwurf schlüssig gemacht - hat, geht die Vorlage an den Bundesrat und von dort an den Reichstag. Oesterreich-Ungar«. * Im Wahlausschüsse des österreichi schen Abgeordnetenhauses erklärte Ministerprä sident Fürst Windischgrätz, die Regierung werde Ankägen auf Einführung des allgemeinen Unterhandlungen mit Detring einzugehen; eS sei denn, daß derselbe unbeschränkte -Vollmacht hat. *Der Menschheit ganzer Jammer scheint schon den Kaiser von China, den .Sohn de» Himmels", anzufassen; man höre und staune: Ein kaiserlicher Erlaß au» Peking entsetzt den Vizekönig Li-Hung-Tschang aller Ehren und Würden, beläßt ihn jedoch in der Stellung als Vizekönig! — Letzterer soll entflohen sein. Po« Patz »«d Fern. Das neue Reichstagsgebäude ist auch jetzt noch ringsum vom Bauzaun umgeben. Auch wird an der Außenseite der Hauptfront noch gearbeitet. Die Frakttonssitzungen, zu denen Einladungen ergangen sind auf Dienstag) den 4. Dezember abends, finden noch im alten Reichstagsgebäude statt. Der Brückenbau am Nordostseekanal ist mit der Vollendung der Levensauer Brücke, deren Eröffnung für den 4. Dezember in Aus sicht genommen ist, so gut wie abgeschloffen. Die Hochbrücke bei Grünenthal und die Eisenbahn drehbrücke bei Osterrönfeld sind bereits längere Zeit in Betrieb, die Eisenbahndrehbrücke bei Taterpfohl und die Straßendrehbrücke bei Rends burg sind im Laufe des Sommers fettig ge worden. Ueberdies sind die Fähren bei Otter moor, Burg i. D., Hohenhörn, Fischerhütte, Oldenbüttel bei den Nüsterbergen, Nobiskrug und Sehestedt bereits in Betrieb. Für das Durch schleppen der Schiffe durch den Kanal werden 16 Schleppdampfer zur Verfügung stehen, zwölf davon sind fertig oder im Bau, vier weitere Schleppdampfer sollen in nächster Zeit vergeben werden. Infolge des Hannoverschen Spieler prozesses sind bekanntlich mehrere Offiziere verabschiedet worden. Einer derselben, ein Baron W. v. Bettendorf, der als Premier-Leutnant dem 22. Dragoner-Regiment angehört hatte, ist nach der ,Volks-Ztg/ in der Armee, und zwar als Reserve-Offizier im 14. Manen-Regiment wieder angcstellt worden. Vorläufig ist Herr v. B. zu einer einjährigen Dienstleistung bei dem Regiment kommandiert worden. Nach Ab lauf derselben wird er voraussichtlich als aktiver Offizier wieder angestellt werden. An verschiedenen Orten des Netzebruchs sind in letzter Zeit Rinder auf unbekannte Weise an der Zunge durch Schnitte unheilbar verletzt worden. Das Gerücht führte die Täterschaft auf Fleischer zurück, die diese Verletzung ausge führt hätten, um auf diese Weise billiges Vieh erstehen zu können. Am 25. November war ein Fleischermeister aus der Umgegend zur verant wortlichen Vernehmung in dieser Angelegenheit vor das Amtsgericht zu Friedeberg N.-M. ge laden worden. Nach dem Termin wurde er sofort zur Untersuchungshaft in da» Gerichtsge fängnis abgefühtt. Duell. Dieser Tage fand in der Nähe des Pielburgsees in den sogenannten Blocksbergen bei Neustettin ein Pistolenduell zwischen dem Hauptmann a. D. v. Z.-Lubow nnd dem Ritter gutsbesitzer Leutnant der Landwehr L. aus Alt mühl statt. Rittergutsbesitzer L. erhielt einen Schuß in den Unterleib, doch soll das Befinden des L. bisher ein gutes sein, so daß er voraus sichtlich mit dem Leben davonkommen wird. Vereitelter Mord- und Selbstmord versuch. Die in Liegnitz lebende Frau des in Breslau wegen deS Mordanfalls auf den Geld briefträger Hübner verhafteten Malers Teichert ist durch das Verbrechen ihres Mannes derartig in Verzweiflung geraten, daß sie beschloß, sich und ihre Kinder zu töten. Sie trank Dienstag morgen eine Mischung von Schwefelhölzern und entzündete einen Topf voll Kohlen. Die älteren Kinder errieten jedoch die Absicht der Mutter, erhoben lautes Geschrei und riefen dadurch Hausgenossen herbei, die die ganze Familie in den Betten fanden, die Frau mit Schaum vor dem Munde und sehr schwach, von den Kindern eins schon bewußtlos. Der sofort eingetretenen ärztlichen Behandlung und Pflege wird es vor aussichtlich gelingen, alle am Leben zu erhalten. Die arme Frau aber, die bisher fleißig und ehrlich den Lebensunterhalt für sich und ihre Kinder erworben hat, wird sich wegen de» au» Verzweiflung begangenen Mordversuch» vor de« Gericht zu verantworten haben. „«rüneberger V4. Trotz der geringen Güte der diesjährigen Grüneberger Trauben find doch 6633 Fünf-Kilo-Sendungen im Betrage von 19 900 Mk. von der Post in Grüneberg versandt worden. I« Abwesenheit der Eltern brach in der Wohnung eines Arbeiter» in Dresden Feuer au». Zwei Kinder wurden von Feuerwehrleuten unter Lebensgefahr gerettet, doch trugen die Kinder starke Brandwunden davon. Ein fieben jähriger Knabe sprang auS dem vierten Stock werk in den Hof hinab und wurde schwerverletzt nach der Diakonissenanstalt geschafft, wo er hoffnungslos daniederliegt. Ueber die 16jährige Dochter de- Ehe paare- Verlach wird der,Nordh. Ztg/ au» Sondershausen geschrieben: Sie ist nach Aus sage ihrer sämtlichen Lehrer und Lehrerinnen während ihrer Schulzeit eine Schülerin von her vorragender Begabung und gewissenhaftestem Fleiß gewesen, die nie den leisesten Anlaß zu irgendwelcher Klage gab, aber durch ihr scheue» und gedrücktes Wesen auffiel. Obwohl schon durch Aussagen völlig einwandfreier Zeugen fest gestellt ist, daß sie von der Mutter, deren Züge sie übrigens in überraschender Aehnlichkeit trägt, zu wiederholten Malen die grausamste Behand lung erfahren hat, so hängt sie doch an letzterer mit fast abgöttischer Liebe und hält in geradezu rührender KindeStreue an der Hoffnung fest, daß die volle Unschuld ihrer „herzensguten Eltern" an den Tag kommen müsse. Thatsache ist es, daß fie am Schlußtage der Erfurter Schwur gerichtsverhandlungen zum Empfange der Eltern, deren Freisprechung bei ihr zweifellos feststand, Hau»- und Stubenthüren hatte bekränzen lassen. Spielwut. Mit einer seltenen Ausdauer, die einer besseren Sache würdig wäre, haben ein ostpreußischer Gutsbesitzer, sein Bruder, ein Agent und ein Pferdehändler während der vorjährigen landwirtschaftlichen Ausstellung in Königsberg dem Spiel gehuldigt. Der Agent und der Pferdehändler hatten den Gutsbesitzer und seinen Bruder im Spiel um zusammen 1600 Mk. er leichtert; eS wurde gegen sie Anklage wegen gewerbmäßigen Glückspiels und Betruges beim Spielen erhoben, aber beide wurden auf Antrag der Staatsanwaltschaft freigesprochen, da die Beweisaufnahme nichts Belastendes ergab. Ge spielt haben die vier Personen die verschiedensten Glücksspiele, und zwar vom Abend deS 25. Mai an die ganze Nacht, am 26. Mai den ganzen Tag, die darauf folgende Nacht und den Vor mittag des 27. Mai, ohne zu schlafen und nur mit emer Unterbrechung von drei Stunden, die auf den Besuch der landwirtschaftlichen Aus^ stellung verwendet wurden. Reuige Diebe. Dieser Tage erhielt eine Dame in Mayen einen Geldbrief mit 400 Mk. mit der Erklärung, daß ihr dieser Bettag vor langen Jahren gestohlen worden sei. Der Ab sender bat um Verzeihung und um Annah Geldes als Eigentum. An demselben wurde durch eine Wettsendung auch ein Uhrmacher überrascht. Derselbe erhielt v auswärtigen Geistlichen eine wertvolle i aus einem bei ihm früher verübten D. herrührt. Die Verhaftung des Apotheker-Lehr? kings in Freiburg wegen der bekannten Ver giftungsgeschichte, bei welcher ein Student das Opfer war, erfolgte, tveil der Lehrling im Ver dacht steht, die Sublimatpulver absichtlich unter die Antipyrinpulver gemischt zu haben. Die Untersuchung hat nämlich ergeben, daß der Apothckenbesitzer einige Tage vor dem Vergiftungs fall eine Sendung Sublimat empfing, dieselbe durch den Lehrling im Hofe abwägen ließ und dann unter Verschluß nahm. Es wird nun ver mutet, daß der Lehrling bei jener Gelegenheit, bei welcher ihm das Gift zugänglich war, davon ein Teil beseitigte, und es soll bezeugt sein, daß er um die nämliche Zeit sich in einer Wirtschaft äußerte, er habe jetzt seinem Prinzipal einen Streich gespielt, der diesem große Verlegenheit bereiten werde. Muttermord. Der Landwirt Lauermann Gi« Traum vom Glück. LS . ^orrieyuiill. > „Nachdem das Landhaus verkauft worden war, brach ich mit meiner treuen, alten Sousa nach Europa auf. Meine Leiden auf dem Meere kennst du. Aus dem brennenden Schiff gerettet, trieben wir zehn Tage plan- und ziellos auf dem Meere, nach einem Schiff auSspähend. Halb verschmachtet, brachte man mich in einem Zustande vollständiger Entkräftung auf den nach dem Kap der Guten Hoffnung segelnden „Strutton", von dem ich viel später nach dem nach Hamburg segelnden „Füllhorn" mit Sousa übergesetzt wurde. So kam ich in der großen deutschen Seehandelsstadt an, mit gerade genug Geld (das Sousa aus dem brennenden Schiff gerettet hatte), um hier wieder standesgemäß auftreten und meine Weiterreise bewerkstelligen zu können. Und — da bin ich." „Alles, waS du mir schon bruchstückweise sagtest," erwiderte die Baronin. „Du versprachst um mehr. Warum ?" „Well du mich so bedrängtest und mich er kennen liebest, daß eS dir Schmerz bereiten würde, nicht» Wetter zu erfahren." „Allerdings bin ich schmerzlich enttäuscht, um so mehr, al» dein Vater dir niemals von mir, deiner Mutter, gesprochen." „Nie." . „Dennoch — du hast ihn doch öfter ge sehen und intim mit ihm verkHrt; da kannst du mir auch noch manche Einzelheiten er zählen." „Ich wüßte nicht." „DaS glaube ich wohl. -Mer ich werde deinem Gedächtnis zu Hilfe kommen und Fragen an dich richten, die du mir freundlichst beant worten mußt." „Ich bin jetzt nicht bei der Sache." „Woran denkst du?" „Woran du schon vergessen hast. Du hast Hertha Friedberg nach deinem Zimmer geschickt, um iyr den Abschied zu geben." „Thut dir das leid, Elvira?" „Mir? Bah! Was kümmern mich die Schicksale dieses Mädchens? Aber eins habe ich noch nicht vergessen, daß ein Diebstahl fie in dein Haus gebracht und daß ein solcher auck ihre Entfernung aus demselben begleiten kann/ „Welche niedrige Gesinnung! Ich hatte von meiner Tochter etwas anderes erwartet." „Meine Gesinnung ist rein. Ich bin nur nicht da so vertrauensvoll, wo ich allen Grund habe, mißtrauisch zu sein. Wenn Fräulein Fried berg jene Rolle der wiedergefundenen Tochter hat spielen wollen, und wenn sie durch mein Dazwischentteten ihr Spiel zerstört sieht, wird fie nicht gehen, ohne sich noch irgend etwas an zueignen. Bewahrst du in deinem Zimmer Geld oder Geldeswett?" „Mehr als genug. Aber ich könnte noch so viel da liegen haben, ich würde keinen Augenblick glauben, daß Hertha Friedberg sich daran ver griffen habe." „Trau, schau, wem!" „Thorheit: da» bringt uns von dem Gegen stände ab. Also von Deinem Vater —" Elvira machte eine Bewegung des Unwillens. Dennoch beharrte die Baronin bei dem ihr so unwikommenen Gegenstand, bis Elvira ärgerlich erklärte, daß fie nichts mehr wisse. „Es ist wahr!" sagte die Baronin bitter, „zwischen euch war keine Liebe verloren, wie man sagt, vielmehr glaube ich, du hast deinen Vater trotz aller anerkannten Wohlthaten ggrnicht geliebt. Darf ich erwarten, daß du nur einmal ebenso lohnen werdest?" Elvira seufzte. „ES ist mein Unglück, verkannt zu werden," sägte fie, „und am meisten von denen, die ich am meisten liebe. Dein Verlangen, mehr zu er fahren als ich weiß, macht dich ungerecht. Wenn du ruhiger geworden oder von Fräulein Fried berg erst ordentlich angeführt sein wirst —* „Du lenkst immer ab und immer auf jenes unglückliche Mädchen. Ich will dir die Qual weiterer Fragen ersparen. Damit, daß du mir Hertha Friedberg verscheuchst, verpflichtest du mich nicht zu Dank." „Sonst kann ja auch ich gehen," sagte Elvira höhnisch. „Darüber habe ich mich ausgesprochen," er widerte ihre Mutter kalt. „Ich opfere sie dir, meinem Kinde. Dennoch schmerzt mich ihr Fort gang und beeinträchtigt mir somit die Freude an deinem Hiersein." Sie rauschte hinaus. Elvira» Augen flammten, Sie stampfte mit dem kleinen Fuß auf und ballte ihre Fäuste. „O, wie ich wünsche, daß meine Vermutung wahr werde," knirschte sie. „Noch eine Probe ihrer Diebeskunst, und Hertha Friedberg braucht mich nicht mehr zu beunruhigen." 12. B e r st o ß e n. In großer Erregung ging die Baronin nach ihrem Zimmer. Sie fand Hertha nicht dort. „Ich bin zu lange geblieben," murmelte sie. „Arme Hertha! Wie gern hätte ich sie für immer an meine Person gefesselt. Sie war mir so lieb. Mer eS ist besser, daß fie geht. Ich darf sie solchen Beleidigungen nicht anssetzen. Jedenfalls war eS der Umstand, daß fie recht Halle, was Elvira so furchtbar wider fie aufbrachte. Es sähe der Undankbaren ähnlich, daß fie mich für all meine Liebe und Güte noch verhöhnte oder doch von ihrer Dienerin verhöhnen ließe. Eine widerliche Person, deren Erziehung ElviraS nicht zu ihrem Lobe spricht." Die Baronin schloß mit einem Seufzer. Im gedankenvollen Umherwandeln im Zimmer kam fie auch zu ihrem Schreibtisch. „Ich werde an die Gräfin Saldcrn schreiben," sagte sie halblaut. -Sie kann nnd wird Hertha nehmen; und dann ist fie mir auch nicht so fern, daß ich fie nicht noch dann und wann zu sehen bekäme." Sie wollte fick eben -um Schreiben setzen, als ihr Blick auf ein nm wenig geöffneter Schubfach siel, von dem fie bestimmt wußte, daß e» vorhin verschlossen gewesen. Allerdings, hatte sie den Schlüssel dann stecken lassen. Sie öffnete daS Fach, in dem sie Geld und i Wertpapiere aufbewahtte und fand nun, daß ein Papier sich zwischen dem Fachwerk ein geklemmt hatte. Die» konnte nur geschehen sein, indem der Kasten mit einer gewissen Hast
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