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Auerthal-Zeitung : 23.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189908234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18990823
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18990823
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAuerthal-Zeitung
- Jahr1899
- Monat1899-08
- Tag1899-08-23
- Monat1899-08
- Jahr1899
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 23.08.1899
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hinein, so daß der letztere schnell sank. 5 Passagiere sind ertrunken. — Das mit 1200 Tons Reis und sonstigen Kaufmannsgütern von Kalkutta kommende Schiss »Marie Jeanne" ist in der Nähe des Kaps der guten Hoffnung mit 2S Mann Besatzung unter gegangen. 8 Der flüchtige Kassierer des Spar- und Vorschuß vereins in Kahla wurde in Großheringen verhaftet. 8 Vom Blitz erschlagen wurde in Listenthan (Oberpfalz) eine Bäuerin im Kindbett mit dem Säugling und ein vierjähriges Mädchen. tz Auf dem ^Bremer Dampfer „Lachs" sprang aus der Fahrt nach Wangeroog nach kurzem Wort- wechsel mit dem Kapitän ein Steward aus OSna- brück über Bord und ertrank. 8 Im Schteßhause zu Göhren (Thüringen) brach Feuer aus, wobei eine Explosion des Schießpulver- vorrateS erfolgte. Sechs Feuerwehrleute wurden schwer, zehn leicht verletzt. 8 Seit einigen Tagen war beim Pionierbataillon Nr. 14 zu Kehl (Baden) ein Mann spurlos ver- schwunden. Als es zum Badeplatz ging, wurde er vermißt. Die suchenden Mannschaften sanden ihn endlich auf einem Baume in der Nähe der Kinzig, wo er sich wie ein Vogel sein Lager bereitet hatte. Furcht vor dem Wasser hatte ihn zu diesem Schritt getrieben. Eigentümlich dabei ist, daß der Pionier von Berus Schiffer ist. 8 Erkrankungen an Typhus sind in Tilsit aus gekrochen. Vom Dragonerregiment sind 16 Mann, vom Infanterieregiment 37 Mann erkrankt. 8 Von der Madenburg, der vielbesuchten Burg ruine der südlichen Pfalz, wird geschrieben: Im Fremdenbuch des Madenburgwirtes Götz findet sich von zarter Hand geschrieben folgendes Verslein: „Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den läßt er ohne Bräut'gam reisen. Erna und Helene." Von anderer Hand ward beigesügt: „O liebe Erna ,und Helene, Ihr reist nur, weil Ihr müßt, alleene." — Uns scheint, da war ein Berliner in der Pfalz! 8 Hermannstadt (Siebenbürgen), IS. August. Hier fand unter allgemeiner Teilnahme die Ent hüllung eines Denkmals für den vor 6 Jahren ver storbenen Sachsenbischof Teutsch statt. § Großes Grubenunglück in England. Eine Explosion schlagender Wetter hat in einer Kohlen grube in Wales stattgefunden. 300 Grubenarbeiter sind durch zwei schnell aufeinander ^erfolgte Explo sionen abgesperrt. Bis jetzt sind 19 Leichen heraus- besördert, man weiß nicht, wie viel Tote sich noch in den Gruben befinden. § Brüssel, 19. August. Bedeutende französische Kapitalien wurden in Brüsseler Banken medergelegt. 8 Kopenhagen, 19. August. Die Regierung hat ihre bisherige passive Haltung im Arbeiterstreik aus gegeben, der Ministerpräsident hat mit dem Vor- sitzenden des Arbeitgebervereins über die Aushebung der Sperre verhandelt. Verschlungene Wege. Roman von Waldemar Berndt. 28) (Nachdruck verboten.) „DaS Geldinstitut machte Schwierigkeiten, aus die Besitzung das gewünschte Kapital zu leihen, „dagegen erklärte es sich zum Ankäufe bereit," er- zählte jener. „Der Kaufpreis entsprach zwar nicht ganz meinen Erwartungen, indessen ist er bar er- legt worden, und das Bankhaus macht dabei ein gutes Geschäft, da es mit dem Grund und Boden spekulieren wird." „Dann sind Sie ein sehr wohlhabender Mann geworden, und zwar auf Kosten meines Neffen?" fiel der Gras rasch ein. Der Advokat zuckte die Achseln. „Man muh in meinen Jahren an die Zukunft denken, Herr Gras, ich möchte doch in meinen alten Tagen nicht gern hungern!" erwiderte er kühl, „und was das Ge schäft betrifft, so beruhte es aus einem wohler wogenen, gegenseitigen Abkommen zwischen Ihnen und mir. Sie kennen ja auch die Beweggründe zu dem Handel, Herr Gras; nicht ich war es, der in Verlegenheit geraten war, sondern Sie, Herr Gras, brauchten Geld — Geld um jeden Preis " Der tückische Blick, welcher zuweilen in den Augen dieses Mannes aufblitzte, Unkte sich auch jetzt ivieder auf sein Gegenüber, das die Wahrheit dieser Worte zugestehen mußte. In diesem Augenblick wurden auf dem Korridor schwere Männerschritte hörbar; plötzlich ward die Thür rasch geöffnet und ohne unzuklopsen traten zwei Herren ein; ein dritter blieb aus dem Korridor vor der Thür zurück. ES war Graf Alexis, der in Begleitung eines Fremden in der Wohnung seines Onkels erschien. Beide Herren grüßten flüchtig, dann deutete der Neffe des alten Grafen aus Doktor Praß. Der Fremde trat an diesen heran. „Sie sind Doktor Praß ehemaliger Advokat und Notar?" fragte er. Jener erhob sich. „Das ist mein Name — womit kann ich Ihnen dienen?' erwiderte er verletzt, daß der Mann in dieser ungewöhnlichen, die einfachsten Regeln der Höflichkeit außer acht lassenden Weise zu ihm sprach Der Fremde zog ein Papier aus der Tasche, entfalt,te e» und zeigte «s Praß hin, Aus Aue und Umgebung. Aue, den 22. August 18SV. Coupon. Fast umsonst hat man das Ins«, rteren, wenn man den in heutiger Nummer ringe« druckten Coupon auSschnetdet und bet Ausgabe von Inseraten in Zahlung gtebt. Wir bitten unsere ge schätzten Leser, denselben recht ost zu verwenden. Die Redaktion. — Das KönigSpaar wird sich in der nächsten Zeit in demDJagdschlotz Moritzburg aushalten. Der Wildstand in den Waldungen ist besonder» ent wickelt, so daß die Beute der Jagden eine außer- ordentlich starke werden wird. - „Städtischer Verein." Heute Abend 8 Uhr Monatsversammlung. — Verband deutscherHandlungSgehilfewzuLeipzig. Dienstag, den 22. August, außerordentliche General. Versammlung im Hotel „Erzg. Hof". — Neue Frachtbriefformulare. Mit dem am 1. Januar 1900 bevorstehenden Inkrafttreten einer neuen Eisenbayn-VerkehrSoxdnung wird gleichzeitig ein neues Formular für deutsche Frachtbriefe ein« geführt werden. - Nachdem nunmehr die Ernte ziemlich ge borgen ist, empfiehlt es sich für alle Landwirte, den gewonnenen Erntesegen gegen FeuerSgefahr zu ver- sichern. Die Erfahrung hat gecehrt, daß gerade nach der Ernte die Brände sich unheimlich ver mehrten. — Die Obsternte-Aussichten sind Heuer auch in den Ländern schlechte, die in den letzten Jahren in Folge guter Ernten Deutschland mit Obst reichlich versorgten und dadurch immer noch mäßige Preisnotierungen herbeisührten. — Mittwoch, den 23. August 1899, Vormittags 10 Uhr, sollen im Gasthose zum goldenen Hahn in Mittweida 4 vollständige Betten, 2 SophaS und 1 Kleidersekretär meistbietend gegen sofortige Be zahlung durchden Gerichtsvollzieher zur Versteigerung gelangen. — Laut Strafverfügung der König!. Amtshaupt- Mannschaft Glauchau vom 29. April d. I. wurden dem Fabrikant Heinrich Ferdinand Keller in St. Egidien 30 Mark Geld- oder 3 Tage Haststrafe zu diktiert, weil er als Vorstand des Gesangsvereins Eintracht in St. Egidien geduldet habe, daß anläßlich eines am 9. Februar d. I im Gasthof zu den 3 Schwanen vaselbst abgehaltenen VereinSoergnügens, zu dem behördliche Genehmigung erteilt worden war, über die seitens der Kgl. Amlshauptmannschast ge- nchmigte Zeit binausgetanzt .worden ist. Keller erhob jedoch gegen diese Verfügung Widerspruch und trug aus gerichtliche Entscheidung an, wurde auch in der'Sitzung des Kgl. Schöffengerichts Glauchau vom 18. Juli nach dem Berhandlungsergebnisse srei- „Jch bin Kriminalkommissar und habe den Aus- trag, Sie zu verhaften, hier ist der schriftliche Be- seht dazu," sagte er in strengem Beamtentone. „Im Namen des Gesetzes: Sie sind arretiert! und ich er- suche Sie, mir ohne Umstände zu folgen." „Mich — mich wollen Sie verhaften?" gab Dok tor Praß mit bebender Stimme zurück, während jeder Blutstropfen aus seinem Antlitz wich. „Sie sehen hier den Verhastsbefeyl." „Niemals, niemals — hier waltet ein Irrtum ob, nie werde ich folgen!" „Dann zwingen Sie mich, Gewalt anzuwenden. Als Jurist müssen Sie wissen, daß das Gesetz vor allem Gehorsam verlangt." Er ging einige Schritte nach der Thür. „Was ist der Grund dieser Maßregel, Herr Kom- missar, ich bin mir keines Verbrechens bewußt!" „Destobesser für Sie. Den Grund mitzuteilen, bin ich nicht befugt, Sie werden denselbeu an Amts- stelle erfahren. Aber jetzt bitte ich Sie, sich bereit zu halten, vor der Thür erwartet uns ein Schlitten." Der Advokat langte nach Hut und Pelz, wäh. rend ein vernichtender Blick Alexis streifte. „Und Sie Herr Graf Tembrowski, werden bis aus weiteres Ihr Hotel nicht verlassen, damit Sie jederzeit zu erlangen sind, wenn die Behörde Ihrer bedarf," wandte sich jetzt der Beamte an den alten Herrn. „Von einer Verhaftung hat man vorläufig abgesehen, dagegen wird mit Bestimmtheit erwartet, daß Sie diese Anordnung respektieren, da im Falle Ihrer Entfernung voraussichtlich sofort die steckbrief liche Versolgung, eintreten würde, Jetzt kommen Sie!" fügte er zu Doktor Praß gewandt hinzu und schritt zur Thür. Als die Männer hinauStraten, bemerkte der alte Graf einen Polizeibeamten in Helm und Mantel, welcher den Arrestanten empfing. Der alte Herr war noch ganz verblüfft; die Katastrophe war so unerwartet hereingebrochen, daß er den ganzen Vor gang nicht zu fassen vermochte. Alexis setzt« sich ihm gegenüber. „Das ist eine sehr unsaubere Geschichte, Onkel," sagte er ernst, fast vorwurfsvoll, „ein ganzes Ge- webe von Jntriguen und Unredlichkeiten scheint hier aufgedeckt werden zu sollen." „Mir schwirrt e» im Kopse wie mit Windmühlen flügeln," versetzte der Gxas, di» flache Hand an die gesprochen. Nunmehr legte die Kgl. GtaatSanwal - 'schäft gegen das fretsprechende Urteil Berufung ein und es wurde daraufhin nach den heutigen Beweis- ergebnissen da» Schöffengertcht-urtetl aufgehoben und Keller wegen Zuwiderhandlung gegen die 88 13, 18 und 26 de» TanzregulattvS für den Bezirk) der König!. Amtshauptmannschaft Glauchau vom 19. November 1896 mit 10 Mark Geld-oder 2 Tagen Haststrafe belegt. — Ein Kamps zwischen den Aerzten und der Etsenbahnverwaltung ist im Königreich Sachsen da- durch entstanden, daß den Aerzten der Betriebs« krankenkaffe der sächsischen StaatSetsenbahnen ein neuer Vertrag vorgelegt worden ist, worin die ärzt lichen Honorare niedriger als die Mindestsätze der ärztlichen Gebührenordnung bemessen sind. Etwa 200 Aerzte erklärten sich mit den Bedingungen, welche die Eisenbahnverwaltung stellte, einverstan den. Die ärztlichen Bezirksvereine aber, die die Grundlage der staatlichen Organisation der säch sischen Aerzte bilden, erheben gegen den Abschluß der vorgeschlagenen Verträge Einspruch. Sie wollen auch gegen die Aerzte, die sich der Eisenbahnver waltung gegenüber willfährig zeigen, mit allen Mitteln, die ihnen zu Gebote stehen, einschreiten. — Ueber die Fletschnot, welche durch die Grenz sperre für Schlachtvieh verursacht worden ist, äußert sich der Jahresbericht der Zittauer Handels, kammer u. A. wie folgt: Deutschland braucht zu seiner Ernährung ausländisches Schlachtvieh, da die deutsche Landwirtschaft außer Stande ist, den Fleischbedarf zu decken. Denn wenn sich auch in Deutschland nach dem Ergebnisse der beiden Vieh- zählungen vom 10. Januar 1873 und vom 1. De zember 1897 die Zahl der Rinder um etwa 2^ Millionen (von 16 776 702 auf 18 490 772) und die Zahl der Schweine um etwa 7 Millionen (von 7 124 088 auf 14 274 557) vermehrt hat, so steht doch diese Vermehrung in keinem Verhältnis zu der Zunahme der Bevölkerung, abgesehen davon, daß die Zahl der Schase in dem gleichen Zeiträume von 24 999 406 aus 10 866 772, also ziemlich stark ge sunken ist. Obgleich sich also in Deutschland die Zufuhr von Schlachtvieh aus dem Auslande nötig macht, ist doch in Folge der Grenzsperre die Zahl der eingesührten Schase und Schweine von 12 307 bezw. 861 253 im Jahre 1892 auf 1988 bezw. 89 826 im Jahre 1897 zurückgegangen, eine Thatsache, die aus oie Fleischpreise nicht ohne Einfluß bleiben konnte, und deren Beseitigung im Interesse einer normalen Volksiinährung angestrebt werden muß. — Der Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts soll bekanntlich vom 1. Januar 1901 an gerechnet werden, da man das Jahr 1900 mit Recht noch als zu diesem Jahrhundert gehörig betrachtet. Die katho lische Kirche wird indessen schon am 1. Januar 1900 offiziell den Anjang des neuen Jahrhunderts feiern. Mit Zustimmung des Papstes hat sich ln Stirn pressend. „Wie ist doch das alles gekommen, Alexis? Was konnte Dich veranlassen, mir den Kriminalbeamten ins Haus zu bringen?" „Nicht ich habe ihn zum Einschreiten veranlaßt, sondern ein Telegramm der Polizeibehörde in Warschau ist der Grund dazu gewesen," berichtete der junge Mann. „Diese Behörde hat um sofortige Verhaftung des Doktor Praß ersucht, da der dringen de Verdacht belangreicher Urkundenfälschungen gegen den Mann vorliege. In der telegraphischen Requi sition aus Warschau ist auch Deines Namens gedacht, Onkel, und die Vermutung ausgesprochen, daß Praß in Deinem Auftrage oder doch Einverständnis ge handelt habe," fuhr er fort. „Der Beamte suchte den Grafen Tembrowski, der Zufall führte ihn zu erst zu mir, und da er erfuhr, daß ich Dein Neffe und außerdem mit Praß bekannt sei, bat er mich, ihn hierher zu begleiten, von wo er sich in die Wohnung des Doktors begeben wollte. Das letztere machte sich überflüssig, da der Gesuchte hier gesunden wurde." „Was soll der mir auferlegte Hausarrest aber bedeuten?" ries der Graf, welcher jetzt seine ganze Fassung wieder gewonnen hatte. „Nun, Onkel, daß man dazu seinen guten Grund hat, weißt Du gewiß selbst am besten!" erklärte Alexis mit scharfer Betonung, die den Alten in sichtliche Verlegenheit brachte. „Der Kommissar konnte oder durste nicht mehr sagen, als dürftige Andeutungen; sie genügten mir aber, um zu der Ueberzeugung zu gelangen, daß hier vieles nicht ,o ist, wie es hätte sein sollen!" „Du glaubst doch nicht " „Laß das vorläufig gut sein, Onkel!" unterbrach ihn Alexis; „es wird sich alles ausklären. Ich würde ' aber selbst ein bedeutendes Opfer nicht scheuen, wenn ich die Affaste ungeschehen machen, wenn ich den Makel, der aus unseren Namen lastet, verwischen könnte!" Er nahm seinen Hut und verabschiedete sich kühl und ernst. Als sich die Thür hinter ihm verschlossen hatte, zog der Gras das Paket Banknoten, welches er beim Eintritt des Kommissars blitzschnell hatte verschwinden lassen, aus der Lchlasrocktasche hervor, verriegelte die Thür und begann das Geld zu zählen. (Fortsetzung folgt.)
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