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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 26.01.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-191801261
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19180126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19180126
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
- Jahr1918
- Monat1918-01
- Tag1918-01-26
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7K. 22. Sette2, - sung durch, als seien wir die Schuldigen, die Buhe tun und Besserung geloben nrüßten. To spricht immer noch der Lie ger zum Besiegten. 'Bem diesem Standpunkte, von dieser* Täuschung sollen sich die Führer des Verbandes zuerst loS- machcn. « Unsere militärische Lage war noch niemals so günstig, wie sie jcfit ist. Unsere "genialen Heerführer sehen mit unverminderter Ste- geczuversicht in die Zukunft. Durch die ganze Armee, durch Offiziere und Mannschaften geht ungebrochene Kampfes- freude. Ich erinnere an das Wort, das ich am -'S. November im Hause sprach: Unsere wiederholt ausgesprochene Frie- -cnsbereitschast, der Geist der Versöhnlichkeit, der aus unseren Vorschlägen sprach, der darf kein Freibrief für die Entente sein, den Krieg immer weiter zu verlängern. Zwingen uns unsere Feinte hierzu, so haben sie die sich daraus ergebenden Konsequenzen zu tragen. Wenn die Führer der feindlichen Mächte also wirklich znm FricLen geneigt find, so mögen sic ihr Programm nochmals revidieren. Wenn sie daS tun und uns dann mit neuen Vorschlägen kom men, dann werden wir sie auch ernstlich prüfen, denu unser Ziel ist kein amdercS als die Wiederherstellung eines dauepulden allgemeinen Friedens: aber dieser dauernde allgemeine Friede ist sö lange nicht möglich, als die Integrität des Deutschen Reiches, als die Si cherung seiner Lebensinteressen uud die Würde unseres Va terlandes nicht gewahrt bleiben. Im Ziel, meine Herren, sind wir alle einig. Ueber die Methoden und Modalitäten kann man verschiedener Meinung sein. Aber-lassen wir jetzt alle diese Meinungsver schiedenheiten zurücktreten. Stehen mir zusammen, Negie rung und Volt, und der Sieg wird unser sein. Ein guter Friede wird «nd must kommen. Das deutsche Volk erträgt in bewundernswerter Weise die Leiden und Lasten deö Krieges. Dabei denke ich ganz be sonders an die Leiden der kleiner! Handwerker und der ge ring besoldeten Beamten. Aber sie alle, Männer und Frauen, wollen aushalten und durchhaltcn. In politischer Reife las sen sie sich nicht von Schlagworten betören, wissen sie zu un terscheiden zwischen den Realitäten des Lebens nnd.glückver- beifienden Träumen. Ein solches Volk kann nicht nutergchcu. Gott i/st mit uns und wird asnch ferner mit nns sein. Graf Czernin über Vie Friedens möglichkeiten. Im Ausschuß des Aeußeren der österreichischen Dele gation hielt gestern der Minister des Acußern, Graf Ezer - u i n, eine 9iede, in welcher er zuerst auf die Verhandlungen von Brest-Litowsk einging, um dann die letzte Wilsonsche Bot schaft zu besprechen. Im Großen und Ganzen decken sich seine Ausführungen mit den zu gleicher Zeit in Berlin gegebenen des deutschen Reichskanzlers.« Er sagte u. a. über Brest-Li towsk: Die erste Schwierigkeit sei, daß mit verschiedenen neu entstandenen russischen Reichen, statt mit einem russischen Vertragschließenden verhandelt werden müße. Es kamen gier in Betracht das von Petersburg geleitete Rußland, unser eigentlicüer neuer Nachbarstaat: die große Ukraine, Finnland und der Kaukasus. Diesen vier russischen Parteien standen die vier Mächte gegenüber. Wir, fuhr der Minister fort, haben cs in erster Linie mit der großen Ukraine zu tun, mit der wir uns auf der vorerwähnten anncxionslosen und kompen- sationsloscn Basis einigten. Wir sind uns in großen Zügen auch darüber klar geworden, daß und wie die Harndelsbezie- hnngen mi! der nenersiandenen Republik wieder anfzuneh- q»cn seien. Die zweite Schmierigkeit ist unleugbar die Mei- nunasdifsercnz unseres deutschen Bundesgenossen und der Petersburger Regierung über die Interpretation des Selbst- l'estizpmungsrccl tes der russischen Völker der von den deut schen Truppen besetzten Gebiete. Diese Mcinungsdifferenz ist eine doppelte, denn Deutschland steht auf dem von der rus sischen Regierung vorerst noch abgelehntcn Standpunkt, daß die zahlreich erfolgten Willensäußerungen nach Selbständig keit und Unabhängigkeit seitens gesetzgebender Körperschaf- len usrv. in den besetzten Provinzen als provisorische Grund lage für die Volksmeinung zu gelten hätten, die nachher durch ein Vollsvetnm auf breiter Basis zu überprüfen seien. Zwei tens besteht die Meiunngsdisferenz in den: Verlangen Ruß lands, daß dieses Voltsvotum erst nach dem Rückzüge sämt licher deutscher Truppen und Verwaltungsorgane aus den okkupierten Provinzen stattsinde, während Deutschland darauf hinweist, daß eine solche Evakuierung ein Valnum schaffen würde, das den Ausbruch vollständiger Anarchie und größter Not hervorricfe. Die plötzliche Zurückziehung des von den . Deutschen geschaffenen großen Separates, der in den okku- ' pierten Gebieten das staatliche Leben ermöglicht, erscheint praktisch unhaltbar. In beiden Fragen muß ein Mittelweg gefunden werden. Meiner Meinung nach sind die Differen zen bei beiden Standpunkten nicht groß genug, um ein Schei tern der Verhandlungen zu rechtfertigen. Sind wir erst mit den Russen zum Frieden gekommen, io ist meines Erachtens der allgemeine Friede nicht mehr lange zu verhindern, trotz aller Anstrengungen der westlichen Entente - Staatsmänner. Die Frucht -es allgemeinen Frie dens ist meiner Ueberzeugung nach im Reisen begriffen und cs ist nur eine Frage des Durchhaltcns, ob wir einen allge meinen ehrenvollen Frieden erhalten oder nicht. Hierin hat mich das von Wilson an die ganze Welt gerichtete Friedens angebot bestärkt, in dem ich eine bedeutende Annäherung an den österreichisch-ungarischen Standpunkt finde. Unter sei nen Vorschlägen sind einzelne, denen wir sogar mit großer Freude zustimmen könnten. Auf diese Vorschläge erkläre ich zunächst, daß ich getreu den übernommenen Bündnispflichten für die Verteidigung der Bundesgenossen bis zum Aeußcrstcn zu gehen entschloßen bin. Den vorkriogerischen Besitzstand unserer MrMdesaenoffen wie den eigenen zn verteidigen, ist -er Standpunkt innerhalb der vier Verbündeten bei vollstän diger Gegenseitigkeit. Die Ratschläge, wie wir bei uns im Innern zu regieren haben, muß ich höflichst, aber entschieden ablehnen. Ein Vergleich meiner mit Wilsons Ansichten er gibt nicht nur in den großen Prinzipien eine Uebereinsiim- mung, sondern auch in mehreren konkreten Friedenöfragen. Bezüglich der Differenzen könnte eine Aussprache zur Klä rung und Annäherung führen. Vielleicht könnte ein Geldam- kenanstansch zwischen Amerika «asd Oesterreich-Ungarn zum Ausgangspunkt für eine persönliche Aussprache zwischen den Staaten wevdeu, di« bisher noch nicht in Besprechungen über den Krieg «intratea. Meine Arbeit gilt dem Frieden mit der Ukraine und mit Petersburg. Der Frieden mit Petersburg ändert an unserer definitiven Lage gar nichts. Er wird uns dem allgemeinen Frieden näher bringen. Den Frieden mit der Ukraine wünschen wir, weil sie Lebensmittel exportieren >wtrd, wenn wir handelSeiviq werden. Die NahrungSsragc ist heute eine Weltsorge nicht üur bei unseren Gegnern und bet den Neutralen, sondern auch bei uns. Ts ist meine Pflicht, alle» zu versuchen, um der notleidenden Bevölkerung daS Ertragen der Entbehrungen zu erleichtern und deswegen verzichte ich nicht auf den Vorteile, -en Frieden wenn möglich um Tage oder Wochen früher zu bringen. Aöchfische Darf,eich«- und UlbganpreGe. » "0 ! i'MIWM» I »I«MN, «l'IMTUPWMMWMWMtt Mlllcke tzsgkimriaung. fWTB.) Großes Hchtchquarüer, L5. Januar. Westlicher KrtegSfchanplatz: Zwischen Poelkapeve uub der Lys, bei Lens uud beider- feitS der Scarpe lebte die GefechtStätigLeit am Rachmittchg auf. An verschiedenen Stelle« der Front Erkuntduugsgeßechte. Von den Anderen Kriegsschauplätzen nichts Renes. Der Erste Generalquartiermeister: Lndendorfs. Berlin, 24. Jan. Amtlich. Sechs Dampfer umd ein Wachsahrseug wurden letzthin von unseren Unterseebooten versenkt. Vier Dampfer wurden dicht «nter der englischen Oftküste, wo dk« Bewachung besonders stark ist. abqeschosßca, einer von ihnen aus einem durch viele Zerstöver um- Fisch dampfer geschützten Geleitzuge. B e r l i n , 24. Jan. Wieder sechs Schiffe. An der Hand der neuesten Berichte über die Lebensmittelkrisis in England verstärkt sich der Eindruck, unsere Unterseeboote schaffen es. Die Not in England ist stark. Kein Zweifel mehr. Die 3800 Schiffe von über IWO Vr.-Reg.-To., über die England vor einem Jahre verfügte, deren eine Hälfte für militärische Zwecke beschlagnahmt ist und deren anderer Hälfte die Haupt last der Ernährung des Jnsclreichcs obliegt, sind durch die rastlose Tätigkeit unserer Unterseeboote derart zusammenge- scbmolzcn, daß sic das englische Volk vor 'Not nicht mehr schützen können. Die Speisekammer der Verbandsgenossen ist verzweifelt leer. Dieses Eingeständnis findet sich im „Daily News" vom 1. Januar zufolge in einem Neujahrsglückwunsch des englischen Ernährungsministers Ryond-a an seinen ame- rikaniscken Kollegen Hoover. Nhvndda vertraut noch auf die Hilfe Amerikas. Wit vertrauen auf unsere Unterseeboote. Der Chef des Admiralstabs der Marine. Zwischen Brest-Litowsk und Petersburg. Wie Meldungen aus Petersburg besagen, gedenkt Trotzki am 27. Januar wieder in Brest-Litowsk eiv'.ntreffen und an den Verhandlungen teilzunehmen. Ob er nun nach den Vor gängen in Petersburg und nach den gestrigen Erklärungen des Grafen Hertling und Grafen Ezernin die alte Ver- schleppungspvlitik wieder aufnehmen wird, muß abgewartet werden. Die Bvlschewitis hoffen immer noch auf innere Un ruhen in Deutschland sowohl als in Oesterreich und geden ken durch ihre Machinationen für Rußland größere Vorteile herauszuschlagen. So meldet man uns aus Petersburg: Im Geueralkvngreß der Arbeiter- und Soldatenräte hielt der Maximalist Stocklow eine Rede, in der er erklärte, daß die russischen Unterhändler den Abschluß eines Friedens nicht überstürzen dürfen, obgleich die allgemeinen Verhält nisse Rußland zum raschen Frieden drängten. Die umfang reichen Arbcitcrausstände in Oesterreich-Ungarn stärkten die Stellung der russischen Friedensunterhändler. Man solle nach dieser Arbeiterbewegung nicht mehr von einem be- dingnngskvsen Nachgeben der russischen Maximalisten sprechen. Wenn auch die eigentliche« Ziele in Oesterreich- Ungarn noch nicht erreicht werden konnten, so müße man den österreichisch-ungarischen Arbeitern für die Unte'-^n^ung der maximalistischeu Sache doch dankbar sein. — Die alten Frie- denSschwärmer vom Geiste Scheidemaun und Erzberger kön nen sich verstehens».' Zeilen besonders ins Gedä^njs vrägcn und sie werden dann zu der Einsicht^kommcn, sie mit ihrem Gejammer nur den Friedensschluß verzögern. In Rußland dauern die Unruhen fort. Für die unhalt baren Zustände in der Armee im allgemeinen liegt jedoch eine ganze. Anzahl von Tatsachen vor. So wurde zum Ober kommandierenden. der Armeen gegen die Ukraine und am Don der — Matrose Tuben ko ernannt! — Die 8. russische Armee wollte sich ihren Weg nach Norden bahnen, um sich den Bolschewik! anzuschließen. Drei Armeekorps schloffen sich dem Plan an, während die ukrainische Armec^sich dem Ab zug in den Weg stellte. Bei Galatz kam es zu schweren Kämpfen zwischen den Russen find den Ru in ä n e n , bei denen die Russen unterläge n. Infolge dieser "Niederlage traten 3200 Russen mit 22 Geschützen» 57 Maschinengewehren, 53 Feldküchen und 1200 Pferden auf unser Gebiet über. Bemerkenswert ist die Nachricht, daß rumänische Truppen auch in Beßarabien etnrückten und bei Kischinew zum Kampf kamen. Sie wurden geschlagen und verloren Gefangene. Ueber die Gründe zu dieser merk würdigen Expedition meldet ein englischer Berichterstatter, daß die Rumänen behaupteten, gegen dir Rada zu Hilfe ge rufen worden zu sein. Im übrigen ist man der Ansicht, daß Rumänien beabsichtigte, sich Beßarabien, das es bekanntlich nach dem russisch-türkischen Feldzuge abtreten mußte, wieder zu bemächtigen. — Schließlich sei noch vermerkt, daß bei Tagonrvy Kämpfe zwischen den Kuban- rmd Donkosaken siattfanden, in denen die Kubankosaken -en Sieg davon getragen haben wollen. — Jedenfalls geht aus diesen Nach richten deutlich hervor, daß die Zustänfie in der russischen Armee deren ferneres Auftreten im Weltkrieg nicht mehr möglich erscheinen lassen. In Petersburg befindet sich noch eine Garnison von etwa 200 000 auf das wildeste hausenden Soldaten, die sich Ausschweifungen jeglicher Art zuschulden kommen lasten, aber wie lange sie zu der augenblicklichen Re gierung halten werden, ist durchaus zweifelhaft.^ Rnstrscher Einspruch gegen die Besatzung Wladiwostoks. Einer Drahtmeldung aus Petersburg zufolge soll die russische Regierung bei der japanischen und englischen Bot schaft in Petersburg gegen die Besetzung Wladiwostoks durch japanische Truppen Einspruch erhoben und von den beiden Botschaften eine Erklärung verlangt haben. Mißstimmung an der russischen Front über die Verschleppung der FriSdensverha-chlnngen. * Berlin, 24. Jan. Von einem Neutralen, der soeben ans Rußland zurückgckehrt ist, hören wir, daß an der rnssi- schen Front über -en schleppenden Verlauf der Friedcnsvcr- fiandlungen in Brest-Litowsk nicht geringe Mißstimmung be steht. Mau wirst den maximalistischen Unterhändlern vor, daß sie ohne Rücksicht auf die Notwendigkeiten der jetzigen traurigen Lage Rußlands und der Bedürfnisse des Landes die Zeit mit fruchtlosen Erörterungen über die marimalistt- schen Grundsätze pnd Theorien vergeuden. Herabsetzfing der Brotration in Petersburg. . Wie Hangs meldet, ist eine weitere Herabsetzung der Brotration in Petersburg angckllndigt, so daß diese auf die Person und den Tag nur noch 100 Gramm betragen wird. Verhaftung der MörLer TschingarewS nud KvkoschkiuS. Petersburg, 25. Jan. lPTA.s Einer von denen, die an der Ermordung TschingarewS und Kokosckktns teilgc- i ommen hoben, wurde verhaftet. Alle. Mörder sind bekannt. Ihre Verhaftung steht bevor. . >. Sonnabend den 26 Januar 1918 Vereinigung Behaea-ieus mit Rumänien? , Matin" will misten, daß die autonome Republik Beß- arabieu, die sich in Kischinew gebildet habe, sich mit Ruwünien vereinigt oder sich ihm als Bundesstaat angeschloffen habe. Furchtbato Zustände in Petersburg Wie es in Petersburg aussieht, aelch aus einer Schilde rung hervor, die rin zuverlässiger, soeben von der Newa nach Stockholm zurückgekehrtcr Gewährsmann des „Bexl. L- Anz." liefert. Ein furchtbares Bild der Auslösung wird cnt-l rollt. Auch andere Blätter l .clLcn bedenklichstes. In den Straßen der russischen Hauptstadt sollen heftige Kämpfe statt finden. 87 Abgeordnete der aufgelösten Nationalversammlung seien, wie cs heißt, durch die Vclschewikts verhaftet worden, weil von ihnen in einer Proklamation die Bevölkerung-znm Bürgerkriege aufgefordert wurde. Nachrichten vom Weltkrieg. Der Zweifrontenkrieg erledigt. Der militärische Mitarbeiter der „Nvrdd. Allgem. Ztg." kommt in seiner Untersuchung über die Zustände an der 'ui- sischen Front zu folgender Feststellung: Das russische Heer befindet sich mit allen seinen Teilen, gleichgültig ov Front oder Etrippcntruppen, in einem Zustande der znsehendsterr Auflösung und Verwahrlosung. Es mag wohl noch einige Truppenteile und Verbände geben, die sich eine gewisse Kampfkraft bewahrt haben. Daher gibt es zweifellos noch Truppen, die sich vielleicht in der Verteidigung noch schlagen werden, zum Angriff aber ist der russische Soldat nicht mehr fähig. Im ganzen betrachtet, scheidet daher das russische Heer als Faktor für Kampfhandlungen aus. Der alte Zweifron tenkrieg ist erledigt und wird es in diesem Kriege bleiben. Vom kurländischen Landtag. Die „Germania" enthält eine Mitteilung über die Ent stehung Les kurländischen Landtages und des litauischen Lan desrats, die ein deutliches Beispiel dafür gibt, daß diese Kör perschaften ohne Einfluß von deutscher Seite entstanden sind und eine wirkliche Vertretung der Länder darstcllen. Der kurländische Landtag besteht aus 7V Mitgliedern, die sich fol gendermaßen zusammensetzen: 27 Vertretern des Großgrund besitzes,^27 Vertreter des Klcingrundbesitzes, 4 Mitglieder der Ritterschaft, 5 Vertreter der Geistlichkeit und 10 der Städte. Die Wahlen erfolgten bei den Vertretern des Grundbesitzes kirchspiclweisc, in den Städten durch die Ltadtverordneteu- versammluugen ohne jede Mitwirkung deutscher Behördeu. Fnrcht vor einem -«tischen Lustamnriff uns Paris. „Progres" meldet aus Paris: Die Regierung fürcyler einen Luftangriff auf Paris durch Flugzeuge, welche in Lon don so großen Schaden anrichtcten. Die Regierung findet es zwecklos, die Gefahr zu leugnen. Jin Falle des Angriffes sol len alle Kirchen sowie die Zugänge zu den Untergrundbahnen geöffnet sein, wohin sich das Publikum flüchten müsse. Di»5 Verfügung werde durch Plakate verbreitet. Zweifelhafter Trost. Die von Elcmcnceau befohlene Einberufung der Faü- resklassc 10 hat in Frankreich offenbar einen niederschmet ternden Eindruck gemacht. Gustave Hcrve muß in der ,,Victoirc" vom 29. Dezember 1917 zu sehr bedenkliä>en Wech seln auf die Zukunft seine Zuflucht nehmen, um diese Maß nahme seinen Lesern einigermaßen schmackhaft zu machen. Er schließt eine Betrachtung über „La classe 19" mit folgenden Phrasen: „Aber die Mütter dieser Helden haben wenigstens einen Trost und unverhofftes Gluck inmitten ihrer sonstigen Trauer. Tiefe Jahresklafsc 19, die jetzt registriert und ge mustert werden soll, wird erst in einem Zeitraum von zehn Monaten reif sein, ins Feuer geschickt zu werden. Innerhalb dieser 10 Monate wird Deutschland, das bereits seit mehreren Monaten seine JahreSklaise 20 in die Kasernen gerufen bar, bereits um Gnade gebeten haben. Ihr glücklichen Mütter der Jahrcsklafse 19, deren Söhne, wenn wir die nächste deut sche Woge zerschmettert haben, für den ganzen übrigen'Feld zug nichts anderes zu tun haben werden, als die Garnison in Metz und Straßburg zu bilden!" — Hcrve, dieser unglück liche Prophet, der bei jeder Jahreswende seit 1915 mit un widerleglicher Sicherheit den französischen Triumph für das kommende Jahr — sei es 191.5, 1910, 1917 oder 1918 — ver kündet hat, hat noch immer nichts gelernt. Der jetzt einbe- rufenc Jahrgang 1919 wird dort enden, wo die früheren Jahr gänge, die Blüte Frankreichs, ihr Ende gefunden haben: im Blut und Schlamm des westlichen Kriegsschauplatzes als Op fer des englischen Imperialismus und der unseligen „Gloire"-Verblen-ung der Poincare, Herve und Genossen. Krichdenssehnsucht in der englischen Arbeiterschaft. Der russische Revolutionär Tschitscherin, der nach de,» Ausbruch der zweiten Revolution zum englischen Gesandten» in England ernannt, aber von der englischen Negierung ver haftet wurde, ist seiner Meinung nach nicht nur infolge der Forderung Trotzkis fretgelaffen worden. Die gewaltige Be wegung in der englischen Arbeitermaffe trug dazu bei. Er selbst war in -er sozialistischen Propaganda tätig gewesen, und der Grund, der zu seiner Gefangcnsctzung geführt hatte, war eben diese revolutionäre Tätigkeit. Tschitscherin ist jetzt in Bergen angekommen und hat dort laut Stockholms „Dag- blad" vom 9. Januar mitgeteilt, daß sich in englischen Ar beiterklassen augenblicklich eine heftige Friedenöströmung be merkbar mache. Diese Friedensstimmung komme nicht nur in den offiziellen Organen zum Ausdruck, sondern im ganzen Lande leien Gcwerksthaftsllubs errichtet worden, die eine äußerst wirksame Agitation zugunsten deö Friedens be treiben. V«rtreiiburkn deutscher Missionare von -er Galdküfte. Die schon lange befürchtete Ausweisung deutscher Missio nare aus der englischen Goldküste hat begonnen. Am 11. Ja nuar sind 27 Frauen und 27 Kinder von der Baseler Mission ans Accra in London cingetroffen. Ihre Männer wurden von ihnen getrennt auf einem anderen Dampfer unterge- bracht, der noch nicht ongekommcn ist. Die seit 1827 an der Goldtüstc tätige Baseler Mission unterhielt dort am 1.,Ja nuar 1917 auf 11 Haupt- und 185 Nebenstationen einen Ar- bciterstab von 98 Europäern und 266 Eingeborenen und hatte 27 398 Ehristen und 9683 Schüler. Die Goldküste verdankt ih ren kulturellen Aufschwung nicht zum Wenigsten der Baseler Mißivn. Aber England kennt in seinem Vernichtungswtllen gegen deutsche Arbeit keine Rücksichten. Der König der Belgier an den Papst. Der König der Belgier hat am 24. Dezember 1917 au» den Papst eine Antwort auf dessen Botschaft über den Frieden vom 1. August 1917 gerichtet. In dem Schreiben, dessen Wort laut erst jetzt veröffentlicht wird, stellt der König folgende Kriegsziele Belgiens ans: Billige Genugtuung, Sicherheiten und Garanticfi für die Zukunft, Unversehrtheit des mutler- staatlickcn und kolonialen belgischen Gebietes sowie seines volitjschcn, wirtschaftlichen und militärischen Einflusses ohne Bedingungen und ohne Einschränkungen, Genugtuung für die erlittenen Schäden und Bürgschaft gegen eine Wieder holung des Angriffes von 1914. Japan gibt seine KriegsAiele ««hi begannt. Der japanische Minister des Aeußern Graf Motono er klärte auf Anfrage von parlamentarischer Sette, daß die japa nische Regierung es ablehnen müsse, Kriegszielerklärunger» abzugeden. Japan behalte sich seinen Weg vor und werde seine ttrtegsziele nicht früher als auf der allgemeinen Frie denskonferenz darlcaen. DaS Programm WilsonS könne »a-
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