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Auer Tageblatt : 05.03.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735688886-192603055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735688886-19260305
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735688886-19260305
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAuer Tageblatt
- Jahr1926
- Monat1926-03
- Tag1926-03-05
- Monat1926-03
- Jahr1926
- Titel
- Auer Tageblatt : 05.03.1926
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Beilage zu Ar. b4 de« Auer Tastt-latte« und Anzeiger« für da« Erzgebirge. Kreit«-, den I. März 1V8S. Deichswehrmlnister Geßler über äen Relchswehretat. Berlin, S. Mär». Vtetch«w«hnntntster Dr. Getzl« erNLrte r lder -teichswehretat hat in der Presse scharfe Kritik wegen der Mehrforderungen «fahren. Dabet würde übersehen, datz dte Interalliierte Kontrollkom- Mission diesen Etat geprüft haH ohne Anstotz daran hu nehmen. Die Mrhranforderungen ergeben sich ein fach au» der schon früh« beschlossenen Erhöhung der Betzüge und -arau», datz wir die Munitionsbestände auf da» von der Entente festgesetzte Mak ergänzen mutz ten. Sin Verzicht darauf würde dte Stillegung der Fabriken bedeuten, die nach der Entscheidung der An tente in diesem Jahre eine bestimmt« Menge Waffen und Munition nur Herstellen dürfen. E» würden dadurch diele Tausende von Arbeitern erwerbslos werden, /die ausschließlich auf die Arbeit in diesen Betrieben an gewiesen sind. Keineswegs gehen unser« Forderungen Über das im Versailler Vertrag festgesetzte Matz hinaus. Wir haben nach dem Eintritt tn den.Völkerbund da» größte Interesse daran, datz da» Abrüstungsproblem sofort aufgeworfen wird. (Beifall.) Datz die ganze Weilt in Waffen starrt, ivährend einzelne Länder vollständig entwaffnet sind, ist ein unerträglich« Zustand. (Leb- haste Zustimmung.) Allein das englische HeereSbudget ohne Indien ist don 28 Millionen Pfund im Jahre 1913 auf 48 Mill. Pfund angewachsen. Kein Staat hat ein größeres Interesse daran als Deutschland, datz es aus der Abrüstungskonferenz zu einem positiven Ergebnis kommt. Das jetzige System unserer Reichswehr ist auf die Tauer unhaltbar und kann nur ein UebergangSsystem sein. ES ist eigenartig, datz gerade die demokratischen Staaten des Westens uns ein HeereSsystem aufgezwungen haben, das mit Demokratie^ gar nichts mehr zu tun hat. TaS frühere aus allen Bolksteilen zusammengesetzte Heer wurde parteipolitisch gar nicht beeinflußt, um das neue Berufsheer bemühen sich gerade diejenigen Par teien, die Gegner des neuen Staates sind. Darum ist es bei dem neuen System Wett schwerer, das He« vor po litischen Einflüssen tzu schützen. DaS ist gelungen, ob wohl ursprünglich natürlich das zum Aufbau der Reichs wehr unentbehrliche Offizierkorps mit allergrößtem Mißtrauen dem neuen Staat gegenüberstand. Ich bin an die Aufgabe herangegangen tn der Ueberzeugung. datz man Wit der Zett jeden vaterländischen Mann auf den Standpunkt bringen mutz, datz nur auf dem Boden der Verfassung und der Republik überhaupt eine Zu kunft Deutschlands gedacht werden kann. Zu dieser Erkenntnis ist letzt auch das Offizierkorps gekommen. Wenn die Früchte don Locarno jetzt in Genf reisen) mutz ein Ende gemacht werden mit der Politik klein lichster Schikane, denen die Reichswehr bis jetzt aus gesetzt war. Die Angriffe, die in Verbindung mit der „Schwarzen Reichswehr" auf die Reichswehr unternom men worden sind, stützen sich aus Einzelverfehlungen, die sich Nur dadurch erklären, datz die Offiziere sich unter einem Ausnahmegesetz fühlten. Diese Verfehlun gen haben üufgehört. Wir haben mit der „Schwarzen Reichswehr" und Mit den Vaterländischen Verbänden nichts zu tun. Kein Verband hat ein Recht, sich aus die Reichswehr zu berufen. Die Angriffe, die gegen uns gerichtet wurden, sind gefährlich. Tie Entente- Militärs wissen zwar ganz genau, daß keine für sie gefährlichen geheimen Rüstungen tn Deutschland unter nommen werden. Gefährlich sind chiese Angriffe aber, weil sie von der Entente-Propaganda benutzt werden, um damit gegen Deutschland zu Hetzen. Wenn.ich die (Vaterländischen Verbände nicht sehr freundlich! behan delt habe, so haben sie sich das selbst zuzusch reiben, weÄ sie Parteipolittk treiben wollten und vielfach einen ge wissen Terror auSzuüben versuchten) Ueber die Beteiligung der Reichswehr an Beiset zungsfeiern usw. bestehen genaue Vorschriften, die der verstorbene Reichspräsident Ebert erlassen hat und die der jetzige Reichspräsident sicherlich! nicht ändern wird. Eine Beteiligung der Reichswehr an .Denkmalsweihen und ähnlichen Veranstaltungen ist an dte Genehmigung des WehrmintsterS.gebunden. Er gibt §ie gmr, wenn ein würdiger, unpolitischer Verlauf zugestchert wird. Wenn ich nach der Meinung des deutschnationalen Red ners schärfer nach rechts als nach links blicke, so liegt das daran, datz mir die größten Schwierigkeiten immer von der Rechtsseite gemacht werden. Diese Schwierig- ketten kommen nicht don aktiven, sondern, fast immer Von verabschiedeten Offizieren, dte nicht auf die schwie ¬ rige Lage der Reichswehr Rücksicht nehmen.wollen. Un beschadet aller Kritik mutz ich feststellen, Hatz auch im Zerflossenen Jahre di« Reichswehr sich innerlich be festigt hat. daß st« zu einem immer zuverlässigeren Instrument de» Staate» wird, da» da» .Vertrauen de» deutschen Volke» verdient. Um diese» vertrauen möchte ich am Schluß meiner Ausführungen bitten. (Beifall.) Pewl Doncour über äie Zrleäens- bestrebungen Frankreichs. Ein Mitarbeiter des »Wiener Journals" hatte mit Paul Boncour folgendes interessant« Gespräch: Kennen Sie diele Kolontaloffiztere vom Schlag eine» Lhauteh? Sallteni und Lhauty, das waren Män ner, die es verstanden haben zu kolonisieren, nicht durch da» Schwert, durch Mord und Plünderung, sondern Er oberung de» Landes auf friedlichem Wege. Aber, wo finden wir die Leute?" DaS sind die ersten Worte, die ovr berühmt ge wordene Führer und glänzendste Redner der Pazifisten, Sozialisten, Syndikalisten, kurz aller Leute auf —tsten an mich richtete, da ich ihn in seiner Wohnung auf suche. An her Wand seines Arbeitszimmer«, in dem er mich empfängt, hängt ein Bild GallteniS mit eigen- händig« Widmung — man denke! Tas Bild eines Ge nerals im Zimmer eines Sozialisten! — aber das Pen- dant dazu bildet nicht ein Porträt LhanteyS, wie man jetzt erwartet, sondern jenes von — Anatole France. Und oberhalb des Fauteuils, von dem aus Paul Bon cour mit überschäumendem Temperament zu mir spricht, beobachtet ihn der ironische Blick Bergerets. „Man muß Friedenspolitik treiben," erhitzt sich Boncour. ,Jn Marokko, in Syrien, überall wo ge kämpft wird. In Syrien haben wir ja jetzt erfreu licherweise einen Pazifikator, Jouvenel, dessen ruhige, wenn auch langsame Arbeit sich der Zustimmung des Völkerbundes erfreut." „Nimmt der Völkerbund wirklich Interesse?" Aber Paul Boncour antwortet nicht. Er spricht weiter. „Ich bin auch kein Freund der zu erwartenden Frühjahrsoffensive in Marokko. Ich bin überzeugt, datz wir mit unseren Soldaten und neuen Rüstungen alles erreichen können, was wir wollen — aber ich hielte es für vernünftiger, statt einen Kolonialkrieg zu führen so zu handeln, wie es Lhauteh getan haben würde." „Aber es waren doch Ihre Parteigenossen, die ver langten, datz er das Kommando in Marokko niederlege?" Achselzucken. „Hätten wir nicht hunderttausend Mann zur Ruhrbesetzung gebraucht, hätte Abd el Krim uns nie angegriffen!" „Unter diesen Umständen, verehrter Herr Abgeord neter, und dank der Schnelligkeit, mit der Herriot, Pain- lede und die jetzige Regierung Briand die Räumung des Rhein- und RührgebieteS durchführten, könnten wir in küiHester Zeit in unseren Kolonien Frieden haben? Ist das auch eines der dielen „Wunder von Locarno"?" ,Jch verstehe Ihre Ironie. Wohl, in dem Dau. den Briand so geschickt gezimmert hat, ist manches brü chig geworden, trotzdem ist das Werk selbst wertvoll. In dem Netz, das da gesponnen wurde, sind viele Fäden zerrissen, viele Knoten gelöst worden, die es zusam- ftrenhatten sollen — das heißt aber, datz wir und der Völkerbund Masche für Masche wieder aufnehmen, dort ein paar Fäden neu knüpfen, da ein Loch verstopfen, arbeiten. Ter Pakt ist zweifellos gut gemeint — ,es fehlt nur an gutem Willen?" „Sie meinen, datz wir, da die anderen unsere Vor schläge ablehnten, eben nach ihrem Willen handeln sollen?" .Das sind diplomatische Fragen, die leider nicht so einfach, glücklicherweise aber auch nicht gar so ernst sind. DaS ist richtig: für dte Politiker der Gewalt be deutet Locarno eine Absage. Ich bin stolz darauf, datz ich einer der ersten war, die sich ein« Gewaltpolitik widersetzten. Diese Gewaltpolitik« sind auch gegen dte Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund und wol len am liebsten den Rhein noch weiter besetzt halten. Wir können aber diese Besetzung nicht noch länger wäh ren lassen —" „Warum?" »Weil der Internationalismus dazu zu wett vor geschritten ist. Wenn wir heut« eine Gewaltpolitik be treiben wollen, so hätten wir alle Mächte gegen um und wir müßten uns auch vor.dent Völkerbund vecht» fertigen. Ich Weitz ganz gut, welche Verwicklung« durch die Ausnahme Deutschlands schon erwachsen sind und noch erwachsen werden. Dann wird k» mit h«, ruhigen Tagen vorbei sein — aper die Schwierigkeiten werden eben langsam und besonnen gelöst werden Mül sen. Die Herren tn Genf wollen da» Beste. Ihnen Wird e» auch obliegen, verwickelte Fälle zu klären." „Glauben Sie, da,tz sich diese da« Beste wollenden Herren im Falle eine» deutschen Angriffs wie moderne Sabinerinnen zwischen die feindlichen Heere werfen werden?" > > .! l i 1 l ! „Ich glaube, daß in einem solchen Falle autze unseren Truppen und den Mitgliedern de» Völkerbundes vor allem England mit seiner ganzen militärischer. wirtschaftlichen und finanziellen Macht auf unserer Sei« wäre. Man vergißt ganz, datz eigentlich erst Locarno uns da» brachte, was Versailles unterließ!r den Schür unserer Grenzen. Nun hat auch England endlich etr- gesehen. daß der Rhein auch seine Verteidigungslinie ist. Und dann vergißt man auch, datz wir seit -em Sef» teinber 1924 tn Gens das wichtige obligatorische Schieds gericht anerkannt haben, da» klar und deutlich präzise Sanktionen vorsteht!" > Also auch Paul Boncour anerkennt für den Not fall eine Gewaltpolitik? „Halten Sie denn den eng lischen Schutz für ausreichend genug, die englische Hif« für rasch genug?" - ! ! „Tas ist natürlich sehr wichtig, da die Sicherheit Frankreichs von der Schnelligkeit der englischen Hilfe abhäuge! Aber ich glaube, datz wir uns da auf die Loyalität Englands wohl verlassen können!" „Und weil Sie sich darauf verlassen, sind Sie für die Abrüstung?" . . . „Jawohl. Natürlich soweit es ohne Gefahr für unsere Sicherheit erlaubt ist." „Kurz gesagt: Wir rüsten ab, wenn unsere Sicher heit garantiert ist. Sie ist garantiert — also beantrag! r Sie die einjährige Dienstzeit?" „Jawohl, die einjährige Dienstzeit! Sie bedeutet ja auch die Schaffung einer nationalen Armee. Ten'd-.r < Sie, wie stark ^ersetzt heute das Heer ist, die grotz^ (( Stufenleiter hindurch!" ' „Sie spielen auf den Erlaß des Generals Petain an. nicht wahr?" t l < „Sie wissen von ihm? Sonderbar. Tiefer Erlast zeigt von einer liefen Entmutigung. Ihr Grund aber liegt nur in der achtzehnmonatigen Dienstzeit, die untt hindert, eine neue Armee auszustellen. Durch den ein jährigen Dienst aber wird eine vollständige Umstellung des Heeres möglich. Natürlich gibt es da Schwierig keiten zu überwinden, was ab« so rasch als möglich geschehen mutz. Oder will man bis 1935 warten, bi» Deutschland siebzig bis sünfundsiebzig Millionen Ein wohner haben wird und uns zwei bis drei Klassen feh len? Warten heißt mit der Gefahr spielen und wenn es sich um Sicherheit handelt, darf man nicht spielen." „Glauben Sie nicht, daß unsere Ostgren-e befestigt werden muß?" „Selbstverständlich ! Aber sehen Sie, unsere Mi litärs scheinen zu glauben, datz wir ewig am Rhein bleiben werden, daß die Besetzung des rechten Rhein ufers Weitz Gott wie lange andauern wird! Tatsache ist aber, daß heute bereits Köln frei ist . . . In zehn Jah ren müssen wir im eigenen Lande gerüstet dastehen." „Wie aber wird ein sozialistisches Parlament, von dem der Kriegsminister Paul Boncour Kredite für di« Festungen Metz und Straßburg verlangt, auf ein sol ches Verlangen reagieren?" „Es wird zustimmcn, seien Sie überzeugt davon!" „Ich hoffe es. Noch eine letzte Frage: Wie stützt die Finanzkrise?" 1 . > l „Darüber sage ich nichts. Tenn. — ich kann nicht» sagen. Weil ich nämlich kein Finanzmann bin — ver stehen Sie?" . : ' ' t Nein, ein Finanzmann ist Paul Boncour nicht. Aber ein Politiker und Patriot. Ein kluger Kopf, der hinreißendste Redner, den die Kammer je gchybt hat. Vielleicht der kommende Mann. . . 2ILäLLHLXräLS.Hc I.LLSIN6 üc co ä en in dotieren «IN« W»oR«I Dennoch üt sie eine ^izarette^cleren (Qualität äerjeiÜAen vieler ^reislLzen überlegen ist. I^essinz auck 18Sorten orientalisclier^alialee lierzes teilt, ist unverzleicliliclr un«l unnaokalnnlicl, / Darurn lür §ie nur «lie iVEUUlIlIHWRS üersing Istora»
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