Allgemeine Uhrmacher-Zeitung

No. 4. Allgemeine Uhrmacher-Zeitung. 26. kommen, welche so abgelagert und vergriffen ausselien, dass ein Reflectant sofort vom Kaufen abgeschreckt wird. Statt derartige Mängel aufzuweisen, müssen die aus gestellten Artikel vielmehr so schön und neu ausselien, dass in dem Vorübergehenden der Wunsch wach wird: „Diese Uhr oder diese Kette möchte ich besitzen!“ Sobald das Schaufenster nicht in dieser Art wirkt, wird es mehr schaden als nutzen. Ein weiterer Punkt, der grosse Beachtung seitens jedes Geschäftsmanns verdient, ist ein freundliches Ent gegenkommen, das man in unserer Branche mehr vermisst, als in anderen. Der Uhrmacher, der gerade in einer difficilen Arbeit, z. B. im Eindrehen einer Ankerwelle etc. durch einen Kunden gestört wird, dürfte ja allerdings leicht geneigt sein, seinenUnmuth sich anmerken zu lassen, namentlich wenn nur die Nachfrage nach einem unbedeu tenden Artikel, wie nach einem Schlüssel oder Zeiger, den Grund der Störung bildete. Der betreffende Käufer wird sich aber mehr oder weniger von dem kurzen Ent gegenkommen unangenehm berührt fühlen und für die Folge nicht wiederkommen! Aber auch in dem inneren geschäftlichen Betriebe ist Manches von grossem Belang! Wie wichtig ist z. B. dass der Uhrmacher wie jeder richtige Kaufmann die er haltenen Fakturen nachrechnet und nachaddirt und alle Waaren auszeichnet mit den Einkaufs- und Verkaufs preisen. Er wird dann nicht Gefahr laufen, durch ev. Rechnungsfehler des Lieferanten Schaden zu leiden oder Gegenstände billiger zu verkaufen, als er sie eingekauft hat, was sonst leicht Vorkommen kann. Auf einen weiteren Umstand möchten wir hinweisen, der nicht überall berücksichtigt wird, nämlich auf strenge Ordnung im Fournituren-Lager! Wie manche Viertel stunde Zeitersparniss wird z. B. ein gut geordnetes Gläser lager, in welchem jede Vn Nummer einer eigenen Abthei lung zugewiesen ist, ermöglichen, gegenüber einem Lager, das wie Kraut und Rüben durch einander liegt. Von den ungeduldigen Kunden, deren Ruhe allerdings im letzteren Falle oft auf eine harte Probe gestellt wird, garnicht zu reden und der Ersparniss am Lager garnicht zu gedenken! Was der moderne Uhrmacher ferner unbedingt haben muss, sind Geschäftsbücher, um jederzeit ersehen zu können, welche Summen er seinen einzelnen Lieferanten schuldet und welche Ausstände er hat. Er wird dann vor manchem Schaden, wie doppelt geforderte Rechnungen etc. bewahrt bleiben und vorsichtiger im Einkauf sein. Namentlich aber soll er als Kaufmann nicht ver säumen, jedes Jahr, spätestens aber alle 2 Jahre Inventur zu machen, um zu sehen, ob er voran gegangen oder znrückgekommen ist. Es erfordert dies höchstens 1—2 Tage Zeit und ist eine so einfache Arbeit, dass sie auch der Uhrmacher ohne kaufmännische Vorbildung leicht ausführen kann, nämlich: Er nimmt seine ganzen Waaren, Uhren, Ketten und Eournituren nebst Werkzeugen zum Einkaufspreise auf (bei inzwischen billiger gewordenen oder abgelagerten oder gebrauchten Stücken (Werkzeugen) mit entsprechender Abschreibung) und zieht zu der sich er gebenden Summe seine Ausstände und sein Baarvermögen; die so erhaltene Summe ist seine Activa. Hiervon zieht er seine Schulden (Passiva) ab und was alsdann verbleibt, ist sein reines Vermögen. Je nach dem dasselbe gegen das vorherige Inventar grösser oder kleiner geworden ist, hat sein Vermögen zu- oder abgenommen. Ist das letztere der Fall, so ist „etwas faul im Staate Dänemark“, so ist die Geschäftsführung nicht ganz in Ordnung und es muss dann Sorge des Betreffenden sein, die kranke Stelle herauszufinden. Es wird sich dann finden, dass er entweder zu viel in der Haushaltung brauchte, oder dass er relativ zu viel Gehilfen hält, oder dass er zu wenig oder zu billig verkauft oder ein zu grosses Lager unterhält und infolgedessen zu viel Zinsen verliert oder was immer der Grund sein möge. Da erfahrungsgemäss die Erkenntniss eines Fehlers der erste Schritt zu dessen Abstellung ist, so kann die jährliche Inventur garnicht nachhaltig genug empfohlen werden! Es ist somit der langen Rede kurzer Sinn: Wenn Du, geneigter Leser, den heutigen Verhältnissen dauernd willst gewachsen sein, so sei neben dem Uhrmacher auch Kaufmann, sonst wirst Du der Neuzeit unterliegen! Sehe um Dich, und Du wirst die Wahrheit dieses Satzes zugestehen müssen! Sie mag, wie so manche andere Wahrheit unbequem sein, aber da sie auf unumstösslichen Thatsaclien beruht, so muss man mit ihr rechnen. °=l i * i j Cylinderhemmung für Taschenuhren mit treischwingender Unruhe. (Schweizer Patent 2423.) Die Cylinderhemmung, welche Herrn J. A. Sautter in Heiden patentirt worden ist, besteht in folgender Con- struction. An die Stelle des allgemein bekannten Ankers für Taschenuhren verwendet der Erfinder ein ausgehöhltes Oylindertheilstück C, das mit der Ga bel D versehen ist, welche in die He belscheibe E ein greift und der Un ruhe ihre freien Schwingungen, ähnlich wie bei An kerhemmungen er- theilt. Um den Eingriff der Gabel in den Stift E der Hebelscheibe E stets genau zu be kommen, wird auf der Werkplatte B ein cylinderisclies Rohrstück L an gebracht, worauf die beiden runden Platten m und k durch die vier Schrauben n be festigt sind. Die Axe i der Gabel und des Cylinder- theilstückes be wegt sich inner halb des ausge- hölilten Rohr stücks L und die beiden Zapfen löcher der Axe i sind in den Platten m und k exentrisch angeordnet. Um das Ganze auf der Werkplatte zu befestigen, muss die Platte k vom Rohrstück L abgehoben und der angedrehte Ansatz B 1 des Rohrstücks durch eine kreisförmige Oeffnung der Werkplatte gesteckt und die Deckplatte k wieder auf das Rohrstück geschraubt werden. So lange die beiden Schrauben n, n der Platte k noch nicht festgeschraubt sind, lässt sich das Rohr stück mit den Platten k und m und der Axe i riick- uiul vorwärts drehen, bis der Eingriff der Gabel D, welche auf dem langen Zapfen der Axe i angebracht ist, mit dem Stift F der Hebelscheibe E genau ist. Alsdann können die beiden Schrauben n, n der Platte k fest angezogen werden.