Deutsche Uhrmacher-Zeitung

Insertions-Preis: pro 4 gespaltene Petit-Zeile oder deren Raum 25 Pfg. Arlseitsmarkt pro Petit-Zeile 20 Pfg. Erscheint monatlich zwei Mal. Alle Correspondenzen sind an die Expedition Berlin SW., flarkgrafenstrasse 105 zu richten. m Juer L Kessels. A.Lange. Fr. Tiede 'F'äham. Mnm0SKf TJ> ßwrfaiy; Abonnements-Preis: pro Quartal im deutsch, u. österr. Postverb. M. 1,50; für Streifbandsendung: p. Quartal M. 1,75 „ Jahr „ 6,75 pränumerando. Bestellungen nehmen alle Postanstalten und Buchhandlungen an. Streifbandsendungen sind bei der Expedition zu bestellen. Verlag und Expedition bei R. Stäekel, Berlin SW., Markgrafen-Sirasse 105. XIII. Jahrgang. Berlin, den 15. Mai 1889. * No. 10. Inhalt: Untersuchung über den Nutzen der.Temperaturkorrektion der Chronometergänge. — Einiges über Isochronismus undReguliren.— Kombination von springender Vollsekunde (sec. morte) und Chronograph mit Nullstellung. — Federlochzange, welche gleichzeitig zum Kürzen der Federn und zur Herstellung von Federliausliaken dient. — Merkwürdige Uhren aus der archäologischen Sammlung des Fürsten Soltykoti VII. — Neues Schutzgehäuse für Taschenuhren. — Aus der Werkstatt (Zur Lagenregulirung von Cylinderuhrenj. — Vermischtes. — Briefkasten. — Anzeigen. Untersuchung über den JSutzen der Temperatur- korrektion der Chronometergänge. Von Korv.-Kapt. a. D. Nees von Esenbeck, Vorstand des Kaiserlichen Chronometer-Observatoriums zu Kiel. Zur Feststellung der Frage, ob die Anwendung der Temperatur- koefficienten auf die Gänge der Chronometer von einem Nutzen für die Zeitkenntniss in See ist, welcher die umständlichere Einrichtung der Chronometer-Journale, und damit verbundene Mehrarbeit des Navigations personals aufwiegt, sind auf Grund der Angaben einer Anzahl neuerer Journale die Fehler der Zeitbestimmung ohne Anwendung der Temperatur korrektionen ausgerechnet und den aus diesen Büchern hervorgehenden Fehlern bei Berechnung in der jetzt vorschriftsmässigen Weise mit Be rücksichtigung der Temperaturkoeflicienten gegenüber gestellt worden. Bei der Auswahl der Journale ist der Gesichtspunkt massgebend gewesen, dass alle diejenigen Indienststellungen zu berücksichtigen seien, während deren sich Chronometer mit und ohne luftdichten Verschluss an Bord desselben Schiffes befanden. Die Absicht war hierbei, gleichzeitig festzustellen, welchen Nutzen die luftdichten Verschlüsse gewählten. Es musste angenommen werden, dass sich die Ueberlegenheit der die Temperatur berücksichtigenden Gangberechnung bei den luftdicht verschlossenen Chronometern besonders stark erweisen würde, weil die Abschwächung der nächst der Temperatur stärksten Fehlerquellen (Luftfeuchtigkeit, Staub) die Wirkung der ersteren Fehlerursache reiner und schärfer hervortreten lassen mussten. Es wird aus Folgendem hervorgehen, ob diese Vermuthung einge troffen ist. Zu besserer Uebersicht folgt umstehend eine Zusammenstellung der gefundenen Fehlersummen. In einem einzigen Falle (Lfd. No. 10) ergiebt sich eine nennens- werthe Gesammtdifferenz zu Üngunsten der Berücksichtigung der Tem peratur. Selbst hier legt jedoch der grosse Gang des Chronometers von 6 S die Vermuthung nahe, dass Störungen Vorgelegen haben, welche die Bedeutung des Falles beeinträchtigen. Von besonders grossem Nutzen erweist sich, wie vorauszusehen, die Anwendung der Temperaturkoeflicienten in den Fällen, wo die vorher gehende Zwischenzeit, aus welcher der mittlere Gang berechnet ist, kurz ist. Wo diese Zwischenzeit besonders gross ist, ergeben sich sogar Differenzen zu Ungunsten der Berücksichtigung der Temperatur. Lehrreich in dieser Hinsicht ist das Verhalten der Chronometer S. M. S. „Prinz Adalbert“ w’ährend der Indiensthaltung vom 9. Oktober 1883 bis 16. Dezember 1885: und der Chronometer S. M. S. „Musquito“ vom 18. Mai 1885 bis 24. August 1886. Bei Chronometer Bröcking 857 (Lfd. No. 1) ergab sich die erste grössere Differenz in den Fehlern am 8. März 1884, nachdem vom 17. De zember 1883 an, also 82 Tage, mit einem aus der vorhergehenden Zwischenzeit von 29 Tagen berechneten mittleren Gange von 3,345 s ge rechnet worden war, zu -t— 51,98 s . Die Temperatur schwankte während dieser Zeit zwischen 14,4° und 27,7° C. Das Schiff war meistens auf See. Für die folgende Zwischenzeit vom 8. März bis 1. Mai (also 54 Tage), für welche die vorhergehende lange Zwischenzeit dem mittleren Gang zu gute kommt, ergeben sich die Fehler: 22,39® mit Berücksichtigung der Temperatur, 12,19 s ohne Berücksichtigung der Temperatur. Differenz — ](i,26 s (zu Ungunsten der Berücksichtigung der Temperatur). Es folgen bis zum 1. Oktoker weniger bedeutende Differenzen. Am 4. November jedoch ergeben sich nach einer Zwischenzeit von 34 Tagen wieder die Grössen : 10,93 s mit Berücksichtigung der Temperatur, 54,85® ohne Berücksichtigung der Temperatur, Differenz -1-43,92® (zu Gunsten der Berücksichtigung der Temperatur). Das Schiff war in dieser Zeit auf See; die Temperatur schwankte von 25° zu 16° zu 25,5°. Chronometer Knoblich 1943 (dichtes Gehäuse), für welches dieselben Zwischenzeiten gelten, wie für das oben besprochene Chronometer Bröcking 857, ergab am 8. März einen Fehler von 98,57® ohne Berück sichtigung der Temperatur, 37,03® mit Berücksichtigung der Temperatur, also -t-61,54® (zu Gunsten der Berücksichtigung der Temperatur); und am 4. November 46,49® ohne Berücksichtigung der Temperatur, 6,10® mit Berücksichtigung der Temperatur, also -F- 40,39® (zu Gunsten der Berück sichtigung der Temperatur). Ausserdem ergeben sich noch mehrmalige Differenzen von gegen +20®. Die stärksten Differenzen zeigte das dritte Chronometer Eppner 161. Datum 8. März 1. Okt. 4 Nov. 21. Jan, 4. Mai 26. Juni 25. Juli 16. Dez. Zwischenzeit. 82Tage 64 34 78 62 46 29 64 Vorherg. Zwischenzt. 29 „ 36 64 34 48 62 46 46 Mit Berücksicht, d. Temp 45,37 s 17,87® 16,98® 1,03® 36,72® 9,09® 144® 37,26® Ohne Berücksicht. d. Temp. . . . 187,12 s 58,95® 80,40® 75,23® 141,77 s 26,23® 23,99® 75.44® Differenz -4- 141,75s 41,08® 63,42® 74,20® o Ox O 14- cc 17,14® 22,55® 38,18® Chronometer Eppner No. 222 M No. 186 S. M. Brigg „Musquito“. Bei diesem Chronometer zeigte sich die erste grosse Differenz in den Fehlern am 17. August 1885, nachdem mit einem mittleren Gange, ge-