ungebrochen im Glauben an die Kraft der Menschlichkeit, in freier und stolzer Haltung die anderen überragt, in den un bewegten Gesichtszügen das Wissen um alles Furchtbare, lebt bereits in einer Sphäre, „wo kein Sinnloses mehr schreckt". Diese großartige Gestalt ist der Ausdruck dessen, was Barlach unter Heldentum verstand: ein wirklicher Held ist, wer in der durch den Krieg ihm aufgezwungenen „Welt der Unge heuerlichkeiten“ jenseits von Angst und Hoffnung die Würde des Menschen zu bewahren weiß. Mit der Stadt Magdeburg erlitt im zweiten Weltkrieg auch der Dom schwere Beschädigungen. 1944 und 1945 rissen Luft minen den Bischofsgang und die Westfassade auf, zerstörten die Gewölbe der Seitenschiffe, beschädigten die Pfeiler und die an den Wänden aufgestellten Epitaphien. Bereits 1946 setzte die Wiederherstellung durch das Institut für Denkmal pflege in Halle ein. Nadi der besonders dringlichen Beseiti gung der Dachschäden begann die Arbeit der Steinmetzen, an die bei denkmalpflegerischen Unternehmen besonders hohe Anforderungen gestellt werden. Um die zu ergänzenden Teile dem Bau störungslos einzufügen, wurden die Quader, Ge wölberippen, Maßwerke und sonstigen bauornamentalen De tails in einer dem Mittelalter möglichst ähnlichen Technik bearbeitet, was ein großes handwerkliches Können verlangt. Nadi elfjähriger Arbeit konnte 1957 der kostbare Bau der gottesdienstlichen Nutzung zurückgegeben werden. Der heu tige Besucher ahnt nichts mehr von den sdiweren Wunden, die dem Dom geschlagen worden waren. Die Wiederherstel lung des Magdeburger Domes gehört zu den Großtaten der Denkmalpflege in den Nachkriegsjahren, und wir sollten über der Bewunderung für die Meister des Mittelalters niemals die vergessen, die das Werk aus der Zerstörung gerettet und in alter Schönheit bewahrt haben. Helga Möbius