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Ottendorfer Zeitung : 16.01.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-193101160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19310116
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19310116
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungOttendorfer Zeitung
- Jahr1931
- Monat1931-01
- Tag1931-01-16
- Monat1931-01
- Jahr1931
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 16.01.1931
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Dr. Dietrich über den Reichshaushmt Berlin, 14. Januar. Im Haushaltsausschuß des Reichstages wurde heute vormittag die Vorbera tung des Reichshaushalts für 1931 im Rah men der Aussprache über die finanz- und wirtschafts politische Lage des Reiches mit einer Rede des Reichs- f i n an z m i n i st e r s Dietrich eingeleitet. Der Mi nister beschäftigte sich zunächst mit der Frage des E i n - nahmeausfalles. Dr. Dietrich betonte, daß er Anfang Dezember vorigen Jahres den voraussichtlichen Fehlbetrag für 1930 auf rund 900 Millionen geschäht habe, und zwar auf 300 Millionen Mehrausgaben für die Erwerbslosenfür sorge und auf 600 Millionen Einnahmeausfälls. Die 300 Millionen Mehrausgaben für die Er- werbslosenfürsorge stellten nach der neuesten Ent wicklung eine Höchstsumme dar, über die nicht hin ausgegangen zu werden brauche. Er habe auf Grund der Steuereingänge der letzten Mo nate die Einnahmeschähung nochmals überprüft. Wenn sich dabei auch sein ^früheren Schätzungen als richtig erwiesen hätten, so müsse immerhin mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß der mit 600 Millionen angenommene Anteil des Reiches an den Ein nahmeausfällen bis zu 100 Millionen Reichsmark über schritten werden könne. Insgesamt werde der Fehl betrag des ordentlichen Haushalts 1930 also die Höch st summe von rund einer Mil liarde nicht übersteigen. Der Fehlbetrag des außerordentlichen Haushalts, der zu Beginn des Jahres 1930 rund 770 Millionen betragen habe, werde Anfang dieses Jahres auf 330 Millionen zurückgegangen sein, und zwar durch den Erlös der Kreuger-Anleihe. Zur Kassenlage bemerkte der Minister, datz Ende März vorigen Jahres der Kassenbedarf des Reiches 1670 Millionen betragen habe, während er Ende Mürz dieses Jahres sich auf r u n d 1780 Millionen belaufen werde. Er könne durch die Begebung von Schatzanweisungen und durch den Ueberbrückungskredit von 630 Millionen abgedeckt werden. Eine Gefahrenquelle für die öffentliche Hand liege noch bei den Lasten für die Wohlfahrtserwerbs losen, deren Zahl im Juli etwa 400 000 und im Dezember 1930 rund 597 000 betragen habe. Die Notverordnun gen Hütten den Gemeinden neue Einnahme quellen verschafft. Auch mutzten die Gemeinden zu größeren Ausgabensenkungen kommen. Dort, wo trotz aller Anstrengungen in den Gemeinden Schwierigkeiten entstehen, müßten zunächst die Län dereingreifen, denen im Zusammenhang mit der Realsteuersenkung und der Zuweisung von Hauszins steuermitteln Ausgleichsfonds zur Verfügung gestellt seien. Mit den Ländern sei ein Weg gefunden morden, auf dem Reich, Länder und Gemeinden an der Sicherung und Besserung der deutschen Kreditbedingun gen gemeinsam arbeiten könnten. Der Minister betonte weiter, datz er dem Reichsrat in den nächsten Tagen einen Ergänzungshaus- h a lch vorlegen werde, der in der Hauptsache die in den bisherigen Entwürfen vom Reichsrat eingefügten Abstriche von je 5 Millionen Reichsmark beim Finanz- und Arbeitsministerium auf die einzelnen Titel verteile und der auch Stellen absetzungen bei den Ministerien bringe. Das Kabinett habe nämlich beschlossen, daß der Perso nalstand der Ministerien um mindestens 10 v. H. ver ringert werden müsse. Mit dieser Verringerung werde durch Stellenabsetzungen in diesem Ergünzungshaushalt der Anfang gemacht. Dr. Dietrich erklärte weiter. die entscheidende Frage sei, datz der Haushalt 1931 auf gesicherter Grundlage ruhe. Durch die starken Ausgabenabstriche und die Ab hängigkeit der Arbeitslosenversicherung vom Reichs haushalt sei der Haushalt 1931 auf eine festere Grundlage gestellt. Eine Eefahren- guelle werde in den für 1930 geschätzten Steuereinnah men gesehen. Gegenüber dem Steuerzoll für 1930 werde im neuen Haushalt mit einem Steuerausfall von 877 Millionen gerechnet, von denen auf das Reich Uber 500 Millionen entfielen. Diese Ausfallsschätzung enthalte rund 100 Millionen mehr als der voraussichtlicheSteuer- eingang für 1930 erbringen werde. Es sei Gefühlssache, ob man sich bei den Steuerschätzungcn von einem ge- wissenVerl rauen in die Zukunft leiten lasse, oder ob man sich von den denkbaren Entwicklungs- Möglichkeiten die dunkelsten aussuche. Wenn die Lei stungsbesserung im Jahre 1931, von der die Schätzungen des Haushaltsentwurfes ausgingcn, nicht eintre te N sollte, so würde der Ausfall für das Reich sich etwa in der Höhe von 200 bis 3 00 Millionen bewegen. Der Minister er klärte, er halte es nicht für richtig, einen solchen Fehl betrag durch Steuererhebungen zu decken. Es sei das verkrehrteste, Steuern auf Vorrat zu schaffen. Wenn es gelänge, eine Reserve durch A u s g a b e n k ü r z u n - g e n zu schaffen, so werde er dies sehr begrüßen. Der Minister wies weiter darauf hin, wie sehr der Reichshaushalt von der Wirtschaftslage abhängig sei und betonte, datz die Schwierigkeiten nicht nur vom Weltmarkt und der Weltwirtschaftskrise herkämen, son dern in verstärktem Maße auch vom Inland her. Daher müsse es Hauptsorge sein, den Jnlandsmarkt zu beleben. Es sei zwecklos, den Reichshaushalt mit Gewaltmitteln zu beeinflussen, vielmehr sei es notwendig, den über triebenen, oft nicht gerechtfertigten Pes simismus im deutschen Volke zu be kämpfen. Wenn an allen Ecken und Enden immer ge unkt werde, verliere das Volk noch den letzten Rest seines Mutes. Das Arbeitsprogramm des Haushlrlt--aus?chu?fes. Berlin, 14. Januar. Der Haushaltsausschutz des Reichstages nimmt heute und morgen die finanzpoli tische Aussprache vor. Am Freitag soll dann der Be richt des Rechnunasunterausschusses über das Rechnungs jahr 1929 erstattet werden. Darauf folgen die Bera tungen über die Haushalte des Reichspräsidenten, der Reichskanzlei und des Reichswirtschaftsministeriums. Genf-Aussprache Hösch—Briand. Paris, 14. Januar. Botschafter v. Hoesch hatte am Dienstag nachmittag wieder eine Unterredung mit dem französischen Außenminister Briand. In dieser Unterredung wurde die Aussprache über verschiedene bei der bevorstehenden Tagung des Völkerbundsrates zur Erörterung kommenden Fragen fortgesetzt. Ueber den Inhalt der Unterredung, die der deutsche Botschafter v. Hoesch am Dienstag mit Briand hatte, schreibt Pertinax im „Echo de Paris", daß ' der deutsche Botschafter den französischen Außenmini ster über die Forderungen der Reichs- ' regierung in Genf unterrichtet habe. Es habe den Anschein, als ob Deutschland damit drohe, sich ernstlich mit dem Völkerbund in Zwie spalt z u s e tz e n , falls es keine Genugtuung erhalte. Wenn sich die Reichsregierung aber mit der Hoffnung trage, daß diese Genugtuung in der Einsetzung eines ! ständigen Minderheiten-Ausschusses bestehe, der zu jeder ! Zeit an Ort und Stelle Untersuchungen einleiten könne, l so müsse man annehmen, daß sie absichtlich darauf hin arbeite, daß man in Zukunft eine in jeder Beziehung an ders geartete Politik einschlage als diejenige, die man als Genfer Politik bezeichne. Das „Journal" betont, daß man der Unterredung Briands mit dem deutschen Botschafter um so größere Bedeutung beimessen müsse, als man unbedingt vermeiden wolle, daß die Aussprache über die deutsch-polnischen Zwischenfälle aus dem Rah men der Minderheitenfrage falle. Die polnisch-fran zösische Zusammenarbeit sei gesichert. Henderson, der heute in Paris eintrifft, wird voraussichtlich Ge legenheit nehmen, vor seiner Weiterreise nach Genf mit Briand Rücksprache zu nehmen. MMWWM des KWtWS M. Kail HM f Münster, 13. Januar. Der Reichstags- und Land- tagsabgeordnete Landssökon-omierat Dr. h. c. Karl Herold, der Alterspräsident des Reichstags, ist heute nachmittag kurz nach 2 Uhr in der RaphaelUinik nach kurzem Leiden im Alter von 82 Jahren gestorben. Dr. Herold war Mitglied des Reichstags feit 1898, Mit glied des Preußischen Landtags seit 1889, Vorsitzender der Westfälischen Zentrumspartei seit 1906 und Ehren vorsitzender der Deutschen Zentrumspartei, des Reichs parteivorstandes und der Zentrumssraktion des Reichs tags und des Landtags. Ns WUMM des MM «tetM. Berlin, 12. Januar. Der Deutsche Städtetag hat ein ausführ liches Sparprogramm zur Berücksichtigung bei der Aufstellung der städtischen Etats ausgearbeitet und durch Rundschreiben des Präsi denten Dr. Mulert den Städten zugehen lassen. Das Sparprogramm des Deutschen Städtetages erstreckt sich im wesentlichen auf Spar maßnahmen im Schulwesen und im Wohlfahrtswesen. Man mutz damit rechnen, datz besonders durch die zunehmende Zahl der Wohl fahrtserwerbslosen die Städte Ende März d. I. vor einem un gedeckten Fehlbeträge von etwa 420 Millionen RM. stehen. Ueber die volle Ausnutzung der Notverordnungssteuern hinaus müssen die deutschen Städte aus eigener Entschließung auf der Ausgabenseite alle irgend möglichen Ersparnisse durchführen. Im Schulwesen soll vor allem der übermäßige Andrang in die höheren Schulen durch eine Verschärfung des Ausleseoerfahrens für die Uebernahme aus der Grundschule in die mittleren und höheren Schulen eingedämmt werden. Der Städtetag wird eine allgemeine Herabsetzung der Wochenstundenzahl auf 30 oder höchstens 32 möglichst schon für Ostern d. I. beantragen. Bei den Ausgaben für die Volksschulen läßt sich eine unter Umständen sehr beträchtliche Verminderung des Personalaufwandes im Wege der Einsparung von Volksschulstellen erreichen. Die Ausgaben für Lehr- und Lernmittel müssen auf das unbedingt Notwendige beschränkt werden. In der Wohlfahrtspflege mutz trotz der Ueberlastung der städtischen Fürsorge mit Wohl- fahrtserwerbslosen der Grundsatz der Individualisierung der Fürsorge aufrechterhalten bleiben. Eeneralausschüttungen zugunsten großer Gruppen von Hilfsbedürftigen sollen vermieden werden. Von den Wohlfahrtsämtern sind die Unterhaltspflichtigen zur Unterhalts leistung stärker h-ranzuziehen. Wesentliche Ersparnisse ergeben sich aus der Zusammenfassung der verschiedenen Aemter und aus der stärkeren Inanspruchnahme der freien Wohlfahrtspflege besonders in der Unterbringung Kranker und Gebrechlicher in den Anstalten und Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege. Für die Sparmaßnahmen im Krankenhaus ist in dem Sparprogramm des Deutschen Städte tages der Eutachterausschuß für das öffentliche Krankenhauswesen besonders herangezogen worden, dessen Vorschläge sich weit ins einzelne über eine wirtschaftliche Krankenhausführung erstrecken. 1500 Seiten Anklageschrift. Endlich ist die Anklage gegen die Brüder Sklarek und Genossen abgeschlossen. Zwei Jahre fast hat es gedauert, um dis Schrift fertigzustellen. Die Anklage umfaßt 1500 Seiten und wird zur Zeit gedruckt. Sie richtet sich gegen Leo, Willi und Mar Sklarek und zehn weitere Personen. Die Gebrüder Sklarek haben die Stadt Berlin um rund 15' Millionen Mark geschädigt. Ihre Eeschäftsfirma, die Kleider- vertriebsgesellschaft, hat den Kontrollorganen der einzelnen Bezirks ämter die vorgeschriebenen Rechnungen zwar vorgelegt, aber für die in diesen Rechnungsformularen fingierten Bestellungen Beträge Die große Liebe. Roman von Emmt Lewald. ttf i Nachdruck verboten.) Aber nicht der zu sein, der man zu sein vorgibt, ein Räuber sremoer Papiere und fremder Existenz, das ist eben doch der Gesellschaftssunde» allerschlimmste. Und dennoch hätte Stetten es in diesem Fall nlchi geglaubt. Aber als ihn der Herzog vor anderthalb Stun den in das Schloß der Schwester schickte mit dem dringen den Befehl an alle Hofchärgen, die Affäre Gristede nicht vor der Herzogin zu erwähnen, da war etwas so Eisiges, Verschlossenes im Gesicht des hohen Herrn gewesen, so, als glaube er selber nicht an die Unschuld des Ange griffenen. Er kannte ans langen Jahren Hofdienst diesen Vliet, wenn der Herzog mit jemandem fertig war uns einen Strich gezogen hatte. Und ein grenzenloses Mitleid erfüllte ihn für die Frau, die er so iange kannte, die er einst nmjchwärmi, on so viel Passionen erweckt hatte, so viel Glück genossen und nun hinein sollie in Leid nnd Qual Versteinert und statuenhaft saß sic neben ihm Und nur zuweilen, als erinnere sie sich mühsam seiner Gegenwart, sagte sie irgendein Wort über die Landschaft da draußen, über Stettens Fran nnd sein kleines Kind das er so vergötterte. Aber er fühlte, daS alles war nur die Haltung einer halb Verzweifelten. Diese arme, gestürzte Königin ging wie zum Schafott, und je länger er über die Angelegen heit nachdachle, nm so gräßlicher wurde sie ihm. Das fast Unmögliche daran lähmte ihn wie ein peinigender Schmerz. Wie er damals zuerst austanchtc, der Erbe von Meer warfen! Und er und Leeven standen im Vorzimmer. Sehr zurückhaltend und einsilbig, jo auffallend -mit allen Vorzügen der Erscheinung hatte er am Fenster ge standen und gewartet, bis er an die Reihe kam, sein kühnes Spiel gespielt, sein Abenicnrerglück versucht. Das war der Anfang gewesen. Und nun war er da, der infame Schluß. * * * Bardenwiek war in Gristedes Zimmer getreten.^Der schwere Mann stellte sich wie eine dunkle Riescnsilhoncnc vor das Fenster, so, als wolle er den Ausdruck seines Ge sichts vor dem anderen verbergen. Und Gristede tat etwas, das ihn selbst wie ein spitzer Schmerz durchfuhr — er gab dem alten Gönner nicht die Hand. Und Bardenwiel fühlte erstaunt und erschreckt dies Symptom, und es wurde ihm eiskalt ums Herz, und mit einemmal gewann das Unmögliche Gestalt. Und es öffnete sich vor ihm wie ein Abgrund, wie eine ganz unbegreifliche »Lle kommen mit emer Frage, verehrter Herr Pfarrer Bardenwiek?" Tiefe, in die das bewunderte Bild des Herrn von Meer warfen plötzlich versank. Er brachte kein Wort hervor. Gristede setzte sich müde in den Stuhl vor seinem Schreibtisch. Er nahm das lange silberne Falzbein mechanisch vom Tisch und ließ es auf und nieder gleiten durch die Innen fläche seiner Hand. „Sie kommen mit einer Frage, verehrter Pfarrer Bardenwiek," sagte er ganz ruhig. „Ich möchte es Ihnen ersparen, diese Frage genau zu formulieren. Das Band zwischen uns beiden war in meinem Gefühl ein sehr wert volles Band, es war aus so viel Vertrauen und Wert schätzung gegründet, nicht wahr? Und nun müssen Sie mit solch einer heiklen Frage zu mir kommen und ich kann nicht anders antworten als mit einem Ja! Ja, der cm gelieferte Strolch heute morgen da am Rathaus hat rw" kommen recht gehabt, ich war einmal jener Wandergejetl, der arbeitslos mit ihm vom Karst herunterzog zu dem Hafen und der dann das Glück hatte, einem Herrn in den Weg zu kommen, der ihn als Diener mitnahm aus das Schiff nach Griechenland." „Das ist furchtbar," sagte Vardenwiek leise. „Und dann, wie der Herr tot war, haben Sie seine Papiere genommen und sind heraufgekommen zu uns?" „Ja," sagte Gristede. „Ich habe das getan, ich habe in einer bestimmten Stunde der Versuchung nicht wider standen, die mir so seltsam ausführbar und plötzlich zu Füßen lag. Und mir erschien es wie eine Fügung damals, denn wie Glieder einer Kette griffen alle Umstände zu sammen, das Wagnis möglich zu machen Heinrich von Gristede wurde bei der Abfahrt von Griechenland, als ei ;n seiner sterbenden Mutter fahren wollte, hinterrücks In einem Feuergefechi bet Nauplio von den Brüdern einer Frau erschossen, die fern Schicksal wurde Niemand m Athen hatte das Unglück erfahren, und als ich rn Triest ans Land stieg, um seiner Mutter in Ansbach die Todes nachricht zu bringen, lagen zwei Nachrichten für Heinrich von Gristede ans dem Konsulat: die Nachricht vom Tode der Frau von Gristede in AnSbach und die Nachricht vom Tode des Herrn von Gristede in Meerwarfen, und dazu eine Abschrift des Testaments Und ich, der ich jahrelang alle Korrespondenzen meines Herrn geführt hatte, sein äußeres Leben so genau kannte und schätzte, ich brachte es nicht fertig in jener Stunde, wieder hineinzusteigen in des Lebens Niedrigkeit, in stellenloses Wandern aus Land straßen, in Dienstbarteil nnd Fron. Ich war in sünj Jahren in Griechenland ein anderer geworden, als der Maurergesell aus dem Findelhaus in Kärnten Ich erlag der Versuchung dieser Stunde, kam hinaus in dies Land, nicht für immer, nein, um zu erkunden, ob denn derlei überhaupt möglich war? Und das Bewußtsein gab mir Mur, daß ich ja in jedem Augenblick den Faden abreitzen lassen konnte, wieder verschwinden, eine Todesnachricht senden von irgendwo, nur ein kurzes Spiel spielen, ver suchsweise, so, wie man aus Reisen auch zuweilen auf einer Insel aussteigt, an der zu landen man niemals plante, die einen mit einem Zauber hält; aber man weitz ja: am Gebüsch liegt der Kahn und kann einen in jeder Stunde wieder zurückiragen auf das öde weite Meer." I lFortsehung folgt.)
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