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Naunhofer Nachrichten : 31.01.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-190401318
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-19040131
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-19040131
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungNaunhofer Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-01
- Tag1904-01-31
- Monat1904-01
- Jahr1904
- Titel
- Naunhofer Nachrichten : 31.01.1904
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zufolge, die Sammlungen de» Hilfskomitees in Hamburg heute hereits 31000 Mark er geben haben. Rundschau. — Kaiser Wilhelm ist zum ersten Inhaber des neugegründeten Ordens vom norwegischen Löwen ernannt worden. — Die Arbeiterschutzbeftimmungert sollen auf Grund einer bevorstehenden bundeS- rötlichen Verordnung demnächst auch auf die jenigen Werkstätten ausgedehnt werden, die Frauen- und Mnderkleider auf Bestellung nach Maß für den persönlichen Bedarf der Besteller anfertigen, sowie auf die Werkstätten, in denen Frauen- und Ktnderhüte garniert werden. — Der Schnellpostdampfer „Deutsch land" der Hamburg-Amerika-Linie legte auf feiner ersten Reise zwischen New-Jork und Italien die 4300 Seemeilen betragende Distanz in 7 Tagen und 19 Stunden zurück und erzielte eine Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 23 Meilen. Die Reise ist um etwa zwei Tage kürzer als die bisher, schnellste Reise. — In Preußen werden zwei neue schöne Titel geschaffen: Gewerbe-Referendar und Gewerbe-Assessor. Bisher heißen diese Beamten Gewerbe-Jnspektions-Assistent und Gewerbe-Inspektions-Aspirant. Aus diesen letzteren Titeln ersteht man aber nicht, daß ihre Träger zu den höheren Beamten gehören. Daher die Aenderung. — Berlin. Unter dem Vorfitze des Geheimrats Professors v. Bergmann tagte gestern abend eine Versammlung von etwa 1400 Aerzten wegen Stellungnahme gegen da« Vorgehen des Vorstandes der Berliner Kaffenärzte. Es wurde eine Resolution an genommen, die besagt, die Versammlung er blickt in dem Vorgehen des Vorstandes eine ernste Gefahr für den ärztlichen Stand, weil es die wirtschaftliche Organisation und Einigung der Berliner Aerzteschaft auf Jahre hinaus vereitelt; die Resolution ersucht die Mitglieder des Vereins Berliner Kaffenärzte aufs drin gendste. sich zunächst bis Ende 1904 zu ver pflichten und weitergehende Verpflichtungen zurückzunehmen. — Der Erbprinz von Reust j. L. ist an DiphtheritiS erkrankt. Nachdem sofort eine Impfung mit Serum vorgenommen worden war, bietet der Zustand des Erb prinzen keinen Anlaß zu Besorgnissen. — Dessau. Herzog Friedrich stiftete für die Abgebrannten in Aalesund 13 000 M. — Magdeburg. Bei dem heutigen Ealutschießen in der Citadelle wollte, wie die „Magdeburgische Zeitung" meldet, ein Schuß nicht losgehen. Bei der Nachforschung nach der Ursache des Versagens erfolgte eine Sxplofich», durch welche einem Soldaten des Fußartillerie-Regiments der rechte Arm ab gerissen wurde. Zwei andere Soldaten er litten Brandwunden im Gesicht. — KSl«. Der Kölner Aerztestreik geht am Montag zu Ende, nachdem die Kölner Lerzte sich verpflichtet haben, die seitens der Ortskrankenkassen vertraglich neu übernommenen Aerzte abzufinden. — Frankfurt a. M. Die Stadt- verordneten-Versammlung nahm mit großer Mehrheit die Erhöhung der Luxussteuer für Pferde auf 100 Mark und die Besteuerung der Luxusautomobile mit 200 Mark an. — Darmstadt. Wieder find zwei Menschen, die von dem verdorbenen Bohnen salat genoffen hatten, gestorben. Die Zahl der Toten beträgt nunmehr sieben. In den Krankenhäusern liegen noch 10 Schwerkranke, deren Zustand die schwersten Bedenken er weckt. Von dem verhängnisvollen Mittag essen waren 32 Portionen abgegeben worden, 26 Personen aßen Bohnensalat, von ihnen find 16 erkrankt. — Darmstadt. Zur Vergiftungssache in der Kochschule des Aliee-FrauenvereinS erfährt die „Darmstädter Zeitung", daß bis jetzt 7 Personen gestorben sind. Es handle sich höchst wahrscheinlich nicht um eine Ver giftung mit Pflanzengift, sondern mit sogen. Wurstgift, von dem vermutlich kleine Teile beim Einmachen in die Büchsen gelangt ist. — Die Einnahmen der daher. Staats bahnen betragen für 1903 um 7 236 661 Mark mehr als im Vorjahre. Im Jahre 1902 entstand ein Defizit von 5 Millionen, das durch die große Verkehrssteigerung im Jahre 1903 wieder getilgt wurde. Im neuen Budget sind die Eisenbahneinnahmen um 10^/z Millionen höher eingesetzt, als im Budget für 1902 und 1903. Wirklich eingenommen wurden im Jahre 1903 rund 159^/» Mill. Die Eisenbahneinnahmen müssen also in starkem Tempo weiter steigen, wenn der Vor anschlag im neuen Budget erreicht werden soll. — Für 1500 deutsche Bauernfamilten werden in der Provinz Posen in diesem Jahre wieder Landgüter geschaffen. Es melden sich viele Ausiedelungslustige. — Warschau. Aus Wilna wird ge meldet, daß unter den Schülern der Lehrer bildungsanstalt Unruhen auSgebrochen sind. Zahlreiche junge Leute wurden verhaftet. — Das Lagthing (die alljährlich au- dem norwegischen Storthing gewählte Teil versammlung) hat mit 19 gegen 10 Stimmen einen Gesetzentwurf angenommen, wonach Frauen Rechtsanwälte werden können. Es wurde einstimmig beschlossen, diesen Gesetz entwurf an die Regierung zu senden. — Wegen Teilnahme an einer politischen Demonstration gelegentlich des Ringreiterfestes in Jels (Schleswig) wurden fünf dänische Untertanen im Kreise Hadersleben des Landes verwiesen. Aus Stabt und Laud. Naunhof, den 3V. Januar 1904. Naunhof. In der gestrigen Sitzung des Stadtgemeinderates wurde Herr Bürger meister Willer in Elterlein von dem vollzählig vertretenen Kollegium einstimmig zum Bürgermeister von Naunhof gewählt. Aus 70 Bewerbern um die ausgeschriebene Naunhofer Bürgermeisterstelle hatte der Stadl gemeinderat nach sorgfältigster Prüfung eines jeden Bewerbungsschreibens, die Herren Bürger- meister Willer von Elterlein, Bürgermeister Pfeifer von Berggießhübel, Bürgermeister Dr. Wagner von Glashütte und Referendar Lorenz aus Annaberg für vorigen Sonntag zur persönlichen Vorstellung eingeladen. Als Folgerung dieser Besuche wurden die Herren Bürgermeister-Stellvertreter Stadtrat Beyrr, Stadtrat Pettrich u. Stadtverordneter Nebel abgeordnet, an Ort und Stelle über Herrn Bürgermeister Willer Erkundigungen einzu ziehen. Tie Herren haben ihre Aufgabe peinlich gewissenhaft ausgeführt, das erfreuliche Ergebnis ist die einstimmige Wahl des Herrn Bürgermeisters Willer zum Bürgermeister von Naunhof. Noch gestern Abend wurde Herrn Bürgermeister Willer seine einstimmige Wahl unter Herzl. Glückwünschen telegraphisch mitgeteilt und er gleichzeitig gebeten, möglichst schon am 1. März das hiesige Amt anzu treten, welches unser seitheriger Herr Bürger meister Igel am 12. Februar zu verlassen gedenkt; ihm zu Ehren soll am Mittwoch den 10. Februar ein Abschiedsessen stattfinden. Der weitere gesunde Entwicklungsgang unserr Stadt Naunhof mö;e aber von dem neuen Stadtoberhauplo mit der gleichen pflichttreuen Fürsorge gefördert werden, wie es von unserem scheidenden Herrn Bürgermstr. in so dankens werter fruchtbringender Weise geschehen ist. Naunhof. Die Bockbierfeste finden heute und morgen ihre Fortsetzung, wie aus dem Inseratenteil ersichtlich ist. Diesmal kommt der berühmte Rieb eck-Bock in den alt renommierten Restaurants „GambrinuS" und „Waldschlößchen" und ein nicht minder feiner Bock der Zwenkauer Brauerei in der „Stadt Leipzig" zum Ausschank. Wie uns ferner noch mitgeteilt wird, soll später ein großes humoristisches Keller fest arrangiert werden, eins ganz besonderer Art. Wir dürfen darüber aber noch nichts verraten. 1- Anläßlich einer Winterfelddienstübung er halten die Gemeinden bez. Gutsbezirke Bern- bruch, EtzoldShain, Großbarkau, Großbuch, Kleinbardau, Klinga, Otterwisch, Pomßen und Staudnitz am 11. bez. 12. Februar Einquartierung, teils Kavallerie, Artillerie und Infanterie. 1- Ende Januar find die kürzesten Tage nunmehr überwunden. Die Zeit, in welcher die Sonne am meisten mit ihrem Lichte kargte, liegt wieder hinter uns. Von Tag zu Tag steigt die Sonne immer höher am Himmel empor und verweilt immer länger über dem Horizonte. In unserer Stube Einsamkeit dringt wieder goldner Sonnen strahl, und mit dem Lichte zieht wieder Lebenslust in unsere Brust. Und dräut der Winter noch so sehr, eS muß doch Frühling werden. Wir haben jetzt schon wieder neun Stunden Tag, und die Mittagshöhe der Sonne ist Ende Januar wieder auf mehr als 20 Grad gewachsen, oder auf 6 Grad mehr als zu Anfang des Monats. Das Welter im Februar. Kalt und schneereich soll der Februar nach den Wetterprophczeiungen des verstorbenen Rud. Falb werden. Emen kritischen Termin 1. Ordnung bildet der 1., einen solchen 2. Ordnung der 16. Februar. Die Prognose des hundertjährigen Kalenders lautet gleich- falls: Schnee und Kälte. Warten wir's ab! -j- An die Amtshauptmannschaften des Königreichs Sachsen ist eine Generalver ordnung ergangen, wonach Beihilfen zu Spritzen rc. aus dem sogenannten Feuerwehr fonds nur noch am Ende eines Jahres be willigt werden. Bereits seit Oktober vor. Jahres sind keine derartigen Bewilligungen mehr ausgesprochen worden und es wird nun gemäß der erwähnten Verordnung keine sächs. Gemeinde auch bis Ende des laufenden Jahres eine Zahlung aus dem Fonds mehr erhalten. Der Grund zu diesen Maßnahmen ist die notwendige Folge der Notlage des Feuerwehr fonds, der von 1904 ab von 30000 Mark jährlich auf 50000 Mk. erhöht werden soll. 1- Zur Warnung sei folgendes mit geteilt: Ein Freiberger Einwohner ist einem öetrüger zum Opfer gefallen und durch den selben um 160 Mark gebracht worden. Der Betrüger hatte ein Inserat veröffentlicht, in welchem ein Vertreter für einen leicht ver käuflichen Artikel gesucht und guter Verdienst in Aussicht gestellt wurde. Es handelt sich um den Verkauf von patentierten Schnell wäschern, die der Geprellte verkaufen sollte und auf die er 100 Mark anzahlen müßte. Die Sendung von 10 Dutzend Schnell wäschern, die der Betrüger innerhalb acht Tagen zu schicken versprach, ist bis heute noch nicht eivgetroffen, auch seine übrigen Angaben haben sich als unwahr herauSgestellt. -ß Die sächsischen Landwirte machen sich die Vorteile genofsenschaftl. Organi- fation immer mehr zu nutze. Im Dezember sind nach einer Mitteilung des Verbandes der landwirtschaftlichen Genoffenschaften im Königreiche Sachsen vier landwirtschaftliche Genoffenschaften neu begründet worden und haben sich dem Verbände angeschloffen. Es sind dies die Spar-, Kredit- und Bezugs vereine zu Reichenbach bei Königsbrück, Reinhardtsdorf bei Krippen und Lauterbach bei Crimmitschau, sowie die Geflügelzucht- und Verwertungsgenoffenschaft in Berkau. Die letztgenannte Genossenschaftsart war bisher im Königreiche Sachsen noch nicht vertreten, wie ja der Geflügelzucht und -Haltung bei uns von der Landwirtschaft noch lange nicht die genügende Beachtung geschenkt wird. Die Burkauer Genoffenschaft züchtet und verwertet nur eine einzige Hahnerraffe (Mechelner Kuckuckssperber), mit welcher die Geflügelzuchtgenoffenschaft in Lohrhaupten im Spessart in wenigen Jahren beträchtliche Erfolge erzielt hat. Bei einem Teile von aus Pulsnitz und aus der Umgegend von Meißen zu einer Geflügel-Ausstellung dorthin gebrachten Ge flügels wurde durch den Bezirkstierarzt Geflüqeldiphtheritis festgestevt. Zwenkau. Weit über 100 Personen verließen am 23. Januar zwischen 9 und 10 Uhr die Enke'sche Schuhfabrik ohne jede ge setzliche Kündigung. Viel besprochen wird eine Beleidigungs sache, die dieser Tage vor dem Schöffengericht in Plauen i. V. zum Austrag gekommen ist. Wegen Beleidigung des Oberbürger- Meisters Dr. Schmid und des Stadtbaurats Fleck hatte der Stadtrat gegen den Brand- versicherungs-Jnspektor Holter Strafantrag gestellt. Holter hatte an den Oberbürger meister Dr. Schmid etuen Brief gerichtet, in welchem er diesem u. a. Mangel an Ehrgefühl vorwarf, und vom Stadtbaurat Fleck hatte Holter behauptet, daß Fleck zu dem Projekte der großen Syratalbrücke Holters Gedanken entlehnt habe. Fernrr hatte Holter behauptet, daß Oberbürgermeister Dr. Schmid den Rats akten einen falschen Inhalt gegeben habe. Vom Schöffengericht wurde der Angeklagte zu einer Geldstrafe von 150 Mark verurteilt. — Holter ist der Ansicht, daß die Brücke über das Syratal nicht halten werde. Der Stadtrat hat hierauf ein Obergutachten eines Sachverständigen eingeholt. Es lautete voll ständig beruhigend. Ein Riesenprozeß wegen Wechselreiterei hat wie aus Zwickau geschrieben wird, vor dem dortigen Landgericht begonnen. Angeklagt sind 14 Personen, die — mit Ausnahme von dreien — mit schweren Gefängnis- und Zuchthausstrafen belegt find. Die Anzahl der Fälle, in denen den Angeklagten Wechsel- schiebungen vorgeworfen werden beträgt mehr als 300. Der Tatbestand ist kurz folgender: Die Angeklagten lieferten an Firmen gegen kleine Provisionen Akzepte, die diese als „Kundenwechsel" in Zahlung weiter geben. Die Firmen mußten sich verpflichten, die Wechsel am Fälligkeitstage einzulosen und zurückzugeben. Das Geschäft dieser Wechsel reiterei ging so gut, daß die meisten Ange klagten trotz der verhältnismäßig geringen Provision mehr als 1000 Mk. pro Monat verdienten. Etwa 40 bis 50 Helfershelfer der Angeklagten sind bisher noch nicht unter Anklage gestellt worden, um — wie die Anklageschrift besagt — in die Sache nicht nicht zu große Verwirrung zu bringen. Unter den Firmen, die von der Schwindler gemeinschaft geschädigt wurden, befindet sich eine Reihe Berliner. Die Crimmitschauer Fabrikanten planen, um die Arbeiterverhältnisse zu ver bessern, die Errichtung von Arbeiterhäusern. Bei einem Fabrikanten brach, als der volle Betrieb wieder ausgenommen werden sollte, die große Dampfmaschine zusammen, sodaß die Fabrik den Betrieb abermals und zwar auf 14 Tage unterbrechen muß. Das ist ein schlimmer Zufall für die, die eben erst Arbeit erhalten hatten, und noch mehr für die, die sehnsüchtig auf Beschäftigung warten. Sammlungen für die Handwerker in Crimmitschau sind in Berlin eingeleitet. In einem Ausrufe, der jetzt zirkuliert, heißt es, daß die gesamte Geschäftswelt in Crim mitschau durch den lange währenden großen Ausstand in Mitleidenschaft gezogen sei. Handel und Wandel seien schwer geschädigt; es sei deshalb Ehrenpflicht, den vor allen empfindlich betroffenen kleine» Gewerbe treibenden beizustehen und hier die Solidarität zu beweisen. Zeitgemäße Betrachtungen, (Nachdruck verboten.) „Nach Afrika!" Wir dachten nicht an Krieg und Streit — und freuten uns der Frühlingszeit — da kam ganz fern am Himmelsbogen — ein schwarzes Wölklein hergezogen — schnell flog es über Land und Meer — vom schwarzen Erdteil kam es her — wo sich der schwarze Mann empörte — und jäh Germayiaöi Frieden stört-! — — Zum wilden Stamm der Herero — da sprach ein Häuptling nämlich so: — Ihr jsch warzen Brüder, hört, wir haben — das Kriegsbeil allzulang begraben, — im schwarzen Erdteil leben wir — pechschwarz ist jeder Lands mann hier — und doch beherrschen uns die Weißen — Ihr Brüder, sagt was soll das heißen! — — Wir leben hier in Unkultur — doch uns gehörten Sumpf und Ur — und Stein und Erz und alle Schätze — wir brauchten keinerlei Gesetze — wir kannten weder mein noch dein — was Jeder nahm, war eben sein — und ungestraft mit Pfeil und Bogen — ist Jedermann zur Jagd ge zogen! Wir jagten frohen Angesichts — und lebten gut und lernten nichts — kein Lehrer brauchte uns zu bilden — denn dafür waren wir die Wilden — wir lebten nach uralten Brauch — und Herden hatten wir meist auch — doch fehlten Ziegen mal und Kälber — dann fraßen wir uns auch mal selber! Da kamen weither übers Meer — an Kleidern und an Waffen schwer — die weißen Männer hergezogen und zeigten sich uns wohlgewogen — sie brachten neue Sitten mit — und Kleider auch vom neuesten Schnitt — und meinten schließlich unsre Nacktheit — sei eine große Abgeschmackt heit! Sie brachten Pflichten uns und Recht — wer dies verletzt, dem geht es schlecht — kein Mensch darf sich mehr gehen lassen, — ja, kann uns solche Ordnung paff-n? — sind wir ob solchen Dinge froh? — da riefen aüe He-re-ro: — Hu — die Kultur ist uns ein Gräul, — und stimmten an das Kriegsgeheul! — — und stürzten los in wilder Wut, — da rauschten Schiffe durch die Flut, — Ihr schwarzen Männer kampfdurchdrungen, — ich glaub, Ihr habt bald ausgerungen, — o schwarzer Mann zieh dich zurück, — mit Weißen hast du doch kein Glück — stets siegreich ist der weiße Streiter — da er ins „Schwarze" trifft! — Ernst Heiter. Vermischte Nachrichten. * Das Geschenk des Kannibale«. Kapitän Foote vom englischen Schiffe „Mary Hendry, das mehrere Wochen an der afrikanischen Küste Handel getrieben hat, er zählt jetzt von seinem Verkehr mit den Ein geborenen von Südnigeria einige charakteristische Erlebnisse. Eines Tages hatte er den König Ogby von Südnigeria als Gast an Bord. Der schwarze Herrscher zeigte große» Jntereffe für das Schiff und stellte, als bet dem Effen Schweinebraten aufgetragen wurde, die Frage, ob dieses Fletsch von einem weißen Manne stamme. Als der König, der übrigens sehr viele Frauen, ein ganzes Heer von Kindern und mehr als 1000 Sklaven hat, das Schiff verließ, bat ihn der Kapitän um etwas Leder, damit er sich daraus ein Paar Schuhe machen lassen könne. Am nächsten Tage erschien ein Bote des Königs an Bord und überreichte dem Kapitän das Paket, in dem sich eine frisch abgezogene Menschenhaut befand. Der dankbare König hatte, um den Wunsch seines Gastgebers zu erfüllen, kurz entschloßen einen seiner Sklaven abschlackten lassen, dessen Haut er nun sandte. Kapttän Foote stellte später fest, daß der Stamm der Jakrimen, deren Herrscher König Ogby ist, als Fleischspeise fast nur Menschenfleisch genießt. * Die aus New - Dark eintreffenden Zeitungen feiern die Januar-Reise des Hamburger Schnelldampfers „Deutsch land- als ein Verkehrs-Ereignis. Beispiels weise schreibt der „New-Iorker Herold": „Drei Tage lang Stampfen und Stoßen, über jäh aufsteigende Wellenberge hinüber, grüne Seen über tief tauchenden Bug hinweg, daß die arbeitenden Maschinen erbeben, siebenzigstündiger Kampf gegen stärksten Sturm und zu Schaum -erstürmte Seen; dann ein Ueberspringen des Windes nach Süden und eine Quersee deren meilenlange Wogen züge das große Schiff in ihren Abgründen fast begraben — das ist ein Stück Geschichte der eben beendeten Reise des großen Dampfers „Deutschland" nach New-Jork! Aber trotz dieser ungünstigen Fahrtbeoingungen brachte es das stolze Schiff fertig, seine Reise in 5 Tagen 23 Stunden und 28 Minuten zu vollenden, ein Schnelligkeitsrekord, der in dieser stürmischen Jahreszeit, wo die meisten Dampfer mit einem bis drei Tagen Ver- pätung hereinkommen, ganz außergewöhnlich st. DaS Schiff brachte eine große Anzahl
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