Naunhofer Nachrichten : 30.04.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-190904303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-19090430
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-19090430
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungNaunhofer Nachrichten
- Jahr1909
- Monat1909-04
- Tag1909-04-30
- Monat1909-04
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- Naunhofer Nachrichten : 30.04.1909
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Naunhofer Nachrichten Mit einer vierseitigen Illustrierten Sonntagsbeilage Bezugspreis: Frei inS HauS durch AuSträger Mk. 1.20 vierteljährlich. Frei inS HauS durch die Post Mk 1 30 vierteljährlich Orts blatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. Verlag und Druck: Günz är Eule, Naunhof. Redaktion: Robert Günz, Rannhof. Aukuudtgnuge«: < Für Inserenten der AmtShauptmann« schajt Grimma 10 Pfg. die fünfge- > spaltene Zeile, an erster Stelle und i für Auswärtige 12 Pfg. s Bei Wiederholungen Rabatt. Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden DicnStag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum deS nachfolgenden TageS. Schluß der Anzeigenannahme: Vormittags 11 Uhr am Tage deS Erscheinens. Nr. 51. Freitag, den 30. April 1909. Amtliches. Nachdem die Ergebniffe der diesjährigen Einschätzung zur Einkommensteuer und bez. zur Ergänzungssteuer den Beitragspflichtigen bekannt gemacht worden sind, werden nach den Bestimmungen in 8 46 Abs. 3 des Einkommensteuergesetzes vom 24. Juli 1900 und § 28 Abs. 2 des Ergänzungssteuergesetzes vom 2. Juli 1902 alle Personen, welche am hiesigen Orte ihre Steuerpflicht zu erfüllen haben, denen aber die Steuerzettel nicht haben behändigt werden können, hiermit aufgefordert, wegen Mitteilung des Einschätzungsergebnifses sich bei der hiesigen Stadtsteuereinnahme zu melden. Naunhof, am 28. April 1909. Der Stadtrat. Willer. Bekanntmachung Nach den Satzungen der land- und forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft für das Königreich Sachsen sind die Unternehmer land- und forstwirtschaftlicher Betriebe bei Vermei dung von Ordnungsstrafe bis zu 300 Mk. verpflichtet, von jedem in ihren Betrieben einge- tretencn Betriebsunfall vorschriftSmäßge Unfallanzeige an die Berufsgenossenschaft durch den Vertrauensmann und an die zuständige OrtSpolizeibehörde binnen drei Tagen und von etwaigen Betriebseinstellungen sowie Betriebsveränderungen binnen drei Wochen an den Vertrauensmann Herrn Gärtnereibesitzer Harms Gerhard Fleck zu erstatten. Dresden, am 26. April 1909. Land- und forstwirtschaftliche Berufsgenossenschaft für daS Königreich Sachsen. Nationale Opferwilligreit. Der deutsche Reichstag befindet sich in der schwierigen Lage, in der kurzen Zeit bis zum Schluß der Tagung die gewaltige Summe von 500 Millionen Mark jährlicher Steuern bewilligen zu müßen. Seine bisherigen fünf monatigen Bemühungen nach dieser Seite hin sind erfolglos geblieben, da sich die Parteien weder auf dem Boden der Regierungsvorlagen zusammenfanden, noch sich auf ein von ihnen aufgestellter Programm einigen konnten. An gesichts der Größe der zu bewilligenden Summe wird man es verstehen, daß die Parteien sich nicht leichten Herzens zu irgend einer Maß nahme entschloßen, die sich nachher vielleicht als verhängnisvoll herausgestellt hätte, sondern die Steuervorschläge sorgfältig geprüft haben. Deutschland verdankt dieser Neigung zur ein gehenden Prüfung, die der tief in unserem Volke wurzelnden Gewissenhaftigkeit entspringt, zu viel, als daß man sie aus dem öffentlichen Leben ausschalten möchte. Anderseits aber artet sie auch nur zu leicht in eine unfrucht bare Nörgelei aus, der nichts recht zu machen ist, und hemmt dadurch jede wirklich schöpfe rische Tat. An dieser Neigung haben unsere Reichsfinanzen schon lange gekrankt. Die Natur hat indes auch gegen diese schwache Seile im deutschen Volkswesen ihm in einer anderen Eigenschaft ein wirksames Gegengewicht gegeben, nämlich in seinem Ver antwortlichkeitsgefühl und in einer in Stunden der Not daraus entspringenden Opferwilligkeit, für die es keine Hindernisse gibt. Wie oft hat sich diese Opferwilligkeit in Stunden äußerer Not und Gefahr siegreich erwiesen, nachdem selbst die Besten an Deutschlands Zukunft glaubten verzweifeln zu müssen; Jetzt, wo das Glend unserer Reichsfinanzen «ine Aus« dehnung angenommen hat, die kaum noch zu übertreffen ist, ist diese alte deutsche Rational- tugend ebenfalls wieder zum Durchbruch ge kommen; sie hat sich bei den nationalen Par teien in einer geradezu an Freudigkeit grenzenden Bereitwilligkeit bekundet, die großen Steuer lasten, die zur Beseitigung des Reichsfehlbe- trages notwendig sind, auf sich zu nehmen. Wie bei früheren Gelegenheiten ist dazu der Anstoß nicht von einzelnen führenden Geistern ausgegangen, sondern die Notwendigkeit der Reichsfinanzreform hat das ganze Volk mit unwiderstehlicher Gewalt erfaßt, so daß heu tigen Tages eine Regierung es getrost wagen könnte, mit der Wahlparole: ,500 Millionen neuer Steuern in gerechter Verteilung" in den Wahlkampf zu ziehen. Unter den fast zahllosen Kundgebungen der letzten Wochen nach dieser Seite hin, aus denen besonders die eindrucksvollen Versamm lungen des deutschen Mittelstandes in Berlin genannt seien, hat der Empfang einer Anzahl Abordnungen aus allen Teilen Deutschlands durch den Reichskanzler an dem Tage des Wiederzusammentritts der deutschen Reichs tages einen besonderen Anspruch auf Beach tung. Diese Kundgebung beweist, daß die Opferwilligkeit nicht an einen Stand, noch an eine Gegend geknüpft ist, sondern sich iin ganzen deutschen Reiche findet, in Bayern wie in Preußen, in Sachsen wie in Württemberg, in Baden wir in Thüringen. Gewiß hieße es die Bedeutung dieser Kundgebung übertreiben, wenn man sich da von kurzerhand eine Beseitigung der Schwierig keiten verspräche. Anderseits ist auch wieder die Bedeutung der Kundgebung nicht zu unterschätzen, weil diese Männer und die hinter ihnen stehenden weiten Kreise, wie Fürst Bülow sehr i richtig hervorhob, das „öffentliche Gewißen" darstellen im Gegen sätze zu der Selbstsucht von Parteien und Interessenten, die bisher eine gedeihliche Arbeit gehindert hat. Jedenfalls hat diese Kund gebung im Verein mit den ihr vorangezangenen wesentlich dazu beigetragen, Klarheit über die zu leistende Arbeit zu schaffen, sodaß es sich für den Reichstag und die Steuerkommission nur noch darum handeln kann, den zu be tretenden Weg ausfindig zu machen. Es herrscht Einigkeit in den weiten Kreisen des deutschen Volkes, daß 500 Millionen neuer Steuern aufgebracht werden müßen, und zwar, abgesehen von 25 Millionen Mark neuer Matrikularbeiträge, in der Form von selbständigen Reichseinnahmen, und daß von dieser Summe 90 bis 100 Millionen Mark jährlich vom Besitz, der Rest dagegen durch indirekte Steuern, hauptsächlich vom Brannt wein, Bier und Tabak aufzubringen sind. Dieser nationalen Opferwilligkeit muß auch der Reichstag Rechnung tragen. Kyf. K. Zur Reichsftnanzreform Die Finanzminister der größeren Bundes staaten hatten in den letzten Tagen der vo rigen Lösche lange Besprechungen im Reichs schatzamt über die Retchsfinanzreform. Die Verhandlungen wurden am Sonnabend ab geschloßen, führten aber zu keinen endgültigen Beschlüßen über die Auswahl der Ersatzsteuern für die als abgelehnt zu betrachtenden Steuern auf Gas, Elektrizität und Anzeigen. An der Erweiterung der Erbschaftssteuer als Ersatz für die Nachlaßsteuer wird der Bundesrat fest halten und im übrigen die weiteren Verhand lungen und Vorschläge der Finanzkommission des Reichstags abwarten. Die seitens der Konservativen Partei beantragte Wertzuwachs steuer hat im Bundesrat, soweit es sich um Liegenschasten handelt, ebenso wie im Reichs tage viele Freunde, dürfte aber für den Bundesrat als Ersatzsteuer nicht in Betracht kommen, und zwar deshalb nicht, weil für ihre Einführung lange Vorbereitungen not wendig wären, während es sich jetzt darum handelt, eine schnelle Abhilfe für die Finanz not des Reiches zu schaffen. Als aussichts reichste Ersatzsteueuer gilt nach wie vor die Erhöhung des Kaffeezolls. Zu den Ereignissen in der Türkei. * Abdul Hamid wurde von der tür kischen Nationalversammlung entthront und sein Bruder Reschad als Mohammed V. zum Sultan ausgerufen. In Konstantinopel ist am Dienstag nach mittag 2'/z Uhr der Thronwechsel durch ein Salut von 101 Kanonenschüßen verkündet worden. Zum Sultan ist Reschad ausgerusen, der den Namen Mohammed V. führen wird. Um 4 Uhr fuhr Reschad unter dem Salut auf dem Seewege nach Stambul, überall militärisch be grüßt und von den Truppen sowie der Be völkerung lebhaft akklamiert. Großwesir wird Ahmed Riza. Während die Meldungen über den Ver bleib Abdul Hamids zunächst sehr widerspre chend lauteten, indem einmal behauptet wurde, er sei nach Tscherigan geführt worden, andrer seits, er befände sich auf dem Seeweg nach Saloniki, wird jetzt in der türkischen Haupt stadt offiziell bekanntgegeben, daß er gestern nacht mit Extrazug nach Saloniki befördert worden ist. Die Thronbesteigung Mohammeds V., die offiziell erfolgt, ist natürlich ein Jubeltag für die Bevölkerung Es wird dem Berliner Lokal-Anz. telegraphiert: Konstantinopel, 28. April. Aus An laß der Thronbesteigung des neuen Sultans ist heute offizieller Fest lag. Alle Aemter sind geschloßen, am Abend findet eine Illumination statt. Infolge des Freudenschiebens entstand in Stambul und Galata, eine Panik; be sondere Unglücksfalle haben sich jedoch nicht ereignet. Seit gestern treffen zahlreiche Glückwunschdepeschen an den Sultan, die Na tionalversammlung, das Oberkommando der mazedonischen Armee und die Pforte ein. Rundschau. * Fürst Fürstenbergs Stellung zum Reichskanzler. Kürzlich ist verbreitet wor den, der Freund des Kaisers, Fürst Fürsten berg, sei ein Feind des Reichskanzlers Fürsten Bülow; er intriguiere beim Kaiser gegen den Kanzler und sei ein Feind liberaler Regungen. Diejenigen, welche den Fürsten Fürstenberg näher kennen, wißen aber, daß er der Letzte wäre, der liberale Regungen auf irgend einer Seite zu unterdrücken versuchen würde. Eben so sehr verkennen diejenigen die persönlichen Neigungen des Fürsten Fürstenberg und seine Stellung zuin Kaiser, die ihm nachsagen, daß er in politischen Dingen den Kaiser zu beein flußen unternehme. Kenner dec Verhältnisse glauben auch mit Bestimmtheit zu wißen, daß Fürst Fürstenberg nur einmal mit einem Rat an den Kaiser auf deßen Befragen herange- treten ist, nämlich in den ersten November tagen 1948. Damals soll gerade Fürst Fürstenberg es gewesen sein, der für den Reichskanzler eingetreten ist. * HardenS Drohungen. Maximilian Harden hat gegen das Urteil in seinem letzten 20. Jahrgang. Prozeß Revision angemeldet. Weiter schreibt er dem „Hann. Cour.": „Die Revision ist nur eine der Waffen, mit denen ich gegen das Urteil vom 20. April 1909 fechten werde. Von den Erklärungen, die ich auf Wunsch des Grafen Kuno Moltke unterzeichnet und in Gemeinschaft mit ihm der König!. Staatsanwaltschaft vorgelegt hatte, habe ich am 21. April meine Unterschrift zurückgezogen. Und ich werde nicht rasten, bis auch das neue Urteil vernichtet ist und alle, die an Lug und Trug mitgewirkt und die Interessen von Kaiser und Reich mit Füßen getreten haben, vor der deutschen Nation am Pranger stehen." Das Treiben Harden» war bisher unan genehm; jetzt wird es direkt widerlich. * Wi^ es in der Diamantenstadt Lüde- ritzbucht in Deutsch-Südwest-Afrika jetzt auS- sieht, schildert die Tgl. Rdsch. nach den Worten eines Engländers: „Es herrscht große Woh nungsnot, aber man findet alle Sorten von Menschen. Die Deutschen selbst sind anstän dige Kerls. Die Gasthäuser sind gepfropft voll; vom frühesten Morgen bis in die späte Nacht hinein wird Bier getrunken und ein Geschäft nach dem andern gemacht. Es ist zwar verboten, Rohdiamanten zu halten, wenn man kein Bergbaurecht besitzt, aber in Lüderitzbucht gibt es kaum eine Zigaretten- Dose, die nicht voller Diamanten wäre. Nie mand spielt hier den Angeber. Froh kann man sein, wenn man auf dem kahlen Boden schlafen kann. Alles ist voll und teuer." * Die Maifeier in Berlin wird in dem bekannten Rahmen stattfinden. Die sozial demokratische Partei hat für Groß-Berlin 78 Nachmittags- und Abendveranstaltungen anbe raumt. Die Abendfeiern sind zusammengesetzt aus Konzertanfführungen, Gesangsvorträgen des Arbeiter-Sängerbundes, Darbietungen des Turnvereins Fichte, des Arbeiter-Radfahrer bundes sowie Festreden und Spezialvor stellungen. In Berlin finden 23 Parteiver sammlungen statt, 12 koinmen allein auf den 6. Wahlkreis. Die Gewerkschaften veranstalten für Groß-Berlin 68 Versammlungen, die meisten um 10 Uhr ihren Anfang nehmen, auf Berlin kommen davon 38. * Berlin. Aus Kamerun wird amtlich gemeldet: Ein heftiges Erdbeben, das seit Montag abend anhält, hat das Gouvernement gezwungen, Buea zu räumen und seinen Sitz vorläufig nach Duala zu verlegen. Der stell vertretende Gouverneur befindet sich zurzeit in Dschang, hat eine Abteilung der in Soppo stationierten Kompagnie unter Hauptmann Frhrn. v. Stein übernommen. * Bei der auf Aufreizung beruhenden Ver hetzung der Witwen in Radbod gegen den Lokalausschuß in Hamm, den sie auf Heraus gabe der eingegangenen Gelder verklagt hatten, hatten sich nach einer Mitteilung der „Rhein.- Westf. Ztg." zwei Frauen besonders hervor getan, die auf der Zechenkolonie von „Radbod" wohnenden Witwen Dora und Karawanja, deren wühlerische Agitation den radikalsten ihrer männlichen Genoßen alle Ehre gemacht hätte. Nun ist nach dem genannten Blatt in der Kolonie plötzlich ein Wendepunkt ein getreten; die ruhiger denkenden, besonneren Witwen der Kolonie haben sich durch das aufreizende Vorgehen der Frauen Dora und Karawanja derartig abgestoßen gefühlt, daß sie an die Zechenverwaltung die Bitte gerichtet haben, man möge den beiden Witwen kün digen, damit die Ruhe nach der man sich schon lange sehne, endlich wieder in die Ko lonie einkehren könne. Seitens der Zechen verwaltung ist dieser Bitte alsbald entsprochen worden. Diese Selbstbefreiung der Radboder Witwen von den verhetzenden „Führerinnen" wird auch jedenfalls nicht ohne bestimmende Folgen für den seltsamen Prozeß sein.
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