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Naunhofer Nachrichten : 05.05.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-190905058
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-19090505
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-19090505
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungNaunhofer Nachrichten
- Jahr1909
- Monat1909-05
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- Monat1909-05
- Jahr1909
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- Naunhofer Nachrichten : 05.05.1909
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mals sind, nachdem das 78 Mtr. hohe Bau gerüst ferüggestellt worden ist, seit 14 Tagen wieder in vollem Umfange ausgenommen worden. Am Aeußeren ist mit dem Aufbau des 6 Mtr. hohen Kranzgesimses, welches einen zweiten Umgang in ungefähr 60 Mtr. Höhe bildet, begonnen worden, während im Innern die 16 Kryptafiguren ausgemeißelt werden. Wie bekannt, werden die Baumittel zum Teil durch Lotterieen aufgebracht. Die Ziehung der nächsten Lotterie wird vom 11. bis 15. Mai gezogen. Da die Lose immer sehr begehrt sind, ist es ratsam, sich bei Zeiten ein solches beim Deutschen Patriotendund in Leipzig zu bestellen. H Das Frauenturnen kommt immer mehr in Aufnahme, und auch in Sachsen sucht man den wachsenden Ansprüchen in jeder Weise gerecht zu werden. Der Turnkreis Königreich Sachsen hat daher vergangene Ostern in einem besonderen Lehrgänge 54 Teilnehmerinnen für das Frauenturnen in der König!. Turnlehrerbildungsanstalt zu Dresden ansbilden lassen. Der günstige Verlauf des Kursus ließ erkennen, daß die Damen im Turnen sehr geübt waren. In den leitenden Kreisen hat man bereits erwogen, in zwei Jahren wiederum einen solchen Sonderkursus für Frauenturnen zu veranstalten. — Mutzschen. Die Hausmagd in Klein ragewiß hat sich beim Stubescheuern eine Blutvergiftung zugezogen. Sie stieß sich eine am Boden liegende Stecknadel in die Hand, wodurch eine Vergiftung entstand, die ärzt liches Eingreifen nötig machte. — Borna. Nachdem die Zugsabrufung aus den Bahnhöfen durch das Bahnpersonal in Wegfall gekommen, ist der hiesige Bahn hofswirt in die Bresche gesprungen und läßt zu Nutz und Frommen der Reisenden dies bewirken. — Frohburg. Auf dem Bubendorfer Kohlenwerke hat sich Freitag-Nacht wieder ein Unglücksfall mit tödlichem Ausgange ereignet. Es wurde der Bergarbeiter A. Sachse in Benndorf durch den Niedergang eines Stem pels verschüttet und mußte dadurch sein Leben lassen. — Bei der gestern erfolgten Ziehung der fünften Klasse der König!. Sächs. Landes lotterie wurde der Hauptgewinn im Betrage von 500000 Mk. auf Nummer 87 038 ge zogen. Der Gewinn fällt in die Kollekte von Müller in Leipzig. — Die Frau Thoma in Leipzig, die flüchtig geworden ist und in deren Wohnung das Dienstmädchen Scheiding tot aufgefunden wurhe, scheint ihr verbrecherisches Geschäft schon lange ausgeübt zu haben. Vor Jahren stand sie bereits wegen eines Falles vor Ge richt, der dem jetzigen ähnlich ist, damals aber wurde sie wegen Mangels an Beweisen frei gesprochen. Die Scheiding wurde durch eine Frau St. aus Leutzsch der Thoma zugeführt; diese Frau scheint mitschuldig zu sein; sie wurde verhaftet. — Die beiden Maler Brückner und Schönitz in Lindenau, welche seit etwa einem Jahr gemeinsam ein Malergeschäft betreiben, verunglückten gestern Abend in ihrer Werkstatt bei einer Explosion derart, daß der Tod der jungen Leute sofort herbeigeführt wurde. — In Döbeln wurde das Ortsgesetz über die Erhebung einer Wertzuwachssteuer in der letzten Stadtverordnetensitzung endgültig an- nommen. — Mit dem Nathausbau wird es nun Ernst. Ter Stadtrat hat soeben die Vergebung der Erd-, Maurer- und Zimmerer arbeiten zum Bau des RathauS-Baubureaus ausgeschrieben. — Ein Preiswettrauchen fand in Lößnitz i. E. statt. Es handelte sich um die längste Ausdauer an einer Zigarre bei einmaligem Anbrennen. Den Rekord erzielte ein Lößnitzer Einwohner mit zwei Stunden neun Minuten, der zweite Sieger erledigte seine Aufgabe in zwei Stunden acht Minuten, der dritte in zwei Stunden sechs Minuten usw. — Ein ganz gemütsroher Schwindler. Verhaftet wurde ein 23 Jahre alter Hand lungsgehilfe aus Auerbach, der von dem VaterZ eines anderen Handlungsgehilfen 700 Mark durch Betrug erlangte. Dem Manne hatte er vorgespiegelt, daß sein Sohn bei ihm in Stellung sei und den ermähnten Betrag veruntreut habe, bei Ersatz des Geldes werde er aber von einer Anzeigeerstattung absehen. — In einem Hause am Markt in Ostritz hatte vor einigen Wochen eine junge Frau mit ihrem Manne einstweilen Aufnahme ge funden, welche beide daselbst in Arbeit traten, aber deren Möbel nicht ankommen wollten. Es mar aber gar kein richtiges Ehepaar. Sie war ihrem Manne ausgerückt und hatte ihm zwei Kinder zurückgelafien. Er hatte seiner Frau dasselbe angetan, nannte sieben Kinder sein eigen und beide waren aus einem Jndn- strieorte bei Schirgiswalde gebürtig. Der Geschäftsfrau scheint die Besinnung aber zu erst wieder gekommen zu sein; sie bekam Sehnsucht nach ihren Kindern, auch behagte ihr die Beschäftigung in der Fabrik nicht und so bat sie ihren richtigen Mann brieflich, wieder heimkehren zu dürfen. Der Mann kam darauf am Sonntag selbst nach Ostritz, es gab zwischen den dreien heftige Ausein andersetzungen, rine Versöhnung kain aber doch zustande, welcher am Montag die Heimreise folgte. Der verlassene Liebhaber warve eben falls nicht mehr gesehen. — An den Folgen eines Pferdefuss»? ge storben ist, wie aus Lichtenberg berichtet wird, der dort wohnhafte 41 Jahre alte und allge mein geachtete Fabrikarbeiter Heinrich Herr mann Berndt. Dieser wurde am 10 März d. I. bei Gelegenheit einer Schlittenfahrt von einem Pferde in die linke Hand gebissen. Kurz danach stellten sich bei Berndt derartige Schmerzen ein, daß er ärztliche Hilfe in An spruch nehmen mußte und in das Kreiskran kenstift „Bergstisi" zu Freiberg gebracht wurde, wo der Bedauernswerte am Frettag vormittag nach wochenlangen unsäglichen Schmerzen gestorben ist. Berndt hinterläßt Frau und sechs Kinder im Alter von 19—11 Jahren. — Aus dem Vogtlande. Walpurgis und Mai in Weiß.) Der gestrige Walpurgisabend, an dessen althergebrachten Sitten und Ge bräuchen man im Vogtlands festhält, ließ wieder Tausende von Kindern in Begleitung Erwachsener mit dem vollgestopften Besen ins Freie hinauswandern, um durch Abbrennen derselben die am Walpurgisabend ihr Unwesen treibenden „Hexen* zu verscheuchen. Trotz der ungünstigen Witterung loderten auf allen Höhen bis hinüber ins Erzgebirge unzählige bunte Feuer auf, einen schönen Anblick bietend. Doch noch abends setzte ein Schneefall ein, dec die Nacht mit wenig Unterbrechung an hielt und heute morgen war das östliche Vogt land in die schönste Winterlandschaft gehüllt. — Großes Aufsehen erregen in Pl«uex die in Umlauf gebrachten Gerüchte großer Mißstände in einem dortigen großen Fleischerei geschäft. Die Verfehlungen find durch einen- entlaffxnen Gehilfen an die Oeffentlichkeit ge bracht worden und werden durch die Staats anwaltschaft untersucht. — Aus Markneukirchen wird geschrieben: Der Geigenindustrie ist eine schwere Schädi gung, die besonders in der Osterzeit stark verspürt wird, dadurch zugefügt worden, daß in den Seminaren die Forderung auf Er lernung des Geigenspiels fallen gelaßen wurde und daher das Klaoierspiel gefordert wird. Es sind infolge dieser Maßnahme schon die Aufträge auf einige Tausend Violinen ver loren gegangen. — Die Weißenfelser Polizei hat einen Leipziger Heirats- und Hypothekenschwindler festgenommen. In einem Gasthofe erbot sich ein Fremder, einem anwesenden Landwirte eine Hypothek von 18 000 Mk., einem anderen eine reiche Partie vermitteln zu wollen. Wäh rend der Verhandlungen wurden die beiden Landwirte mißtrauisch und ließen ein Wort von der Polizei fallen. Darauf nahm der Fremde schleunigst Reißaus. Den herbeige rufenen Polizeibeamten gelang es aber, ihn festzunehmen. Nach den bei ihm Vorgefun denen AuSweiSpapieren ist es der Kaufmann Emil Heinrich Warzberg aus Leipzig. Außer mehreren Heiratsofferten wurden bei ihm Wechsel im Betrage von 800 Mk. gefunden. Ans aller Welt. * * Halle. Der Raubmörder Trautmann ist in Schöneberg bei Begehung eines Fahr raddiebstahls verhaftet worden. — Der große Kamerunberg in unserer Kolonie, der bis vor 100 Jahren ein Vulkan war, zeigt jetzt nach den neuerlichen Erdbeben sich abermals als ein solcher. Er wirft Asche und Lava aus, während eine hohe Feuersäüle aus dem Krater aussteigt. Die am Berge liegenden deutschen Regierungsge bäude zeigen Riffe. * * Die Falschspieler auf Ozean dampfern. Die Direktion des Norddeutschen Lloyd hat beschloßen, an Bord ihrer Schiffe ein für allemal mit den gewerbsmäßigen Spielern aufzuräumen. Sie will eine Art Verbrechcrgalerie zusammenstellen, in der die Porträte dieser lehr ehrenwerten Gesellschaft Platz finden soll. Diese Sammlung soll schön eingerahmt, im Rauchzimmer oer ersten Ka jüte eines jeden Schiffes Platz finden. Polizei kommissar Bingham von New Dork hat sich bereit erklärt, aus dem New Docker Verbrecher- Album die Photographien der der New-Dorker Polizei bekannten Falschspieler zu stiften. * * Die Polizei entdeckte in Barcelona eine bedeutende Fabrik falscher Banknoten und falscher Silbermünzen. Beschlagnahmt wur den für 3 Millionen falsche Münzen. * * In Podcjuch bei Stettin brachte eine Arbeitersehefrau ihr 25. Kind zur Impfung. Dabei meinte sie zu dem Arzt, daß es „noch nicht ganz heraus" sei, ob dies „schon" das letzte märe. Von den 25 Kindern sind 7 am Leben. * * Katze und Kreuzotter. Fast alle Katzen haben die Gewohnheit, ihren Fang dem Herrn vorzuzeigen, das war auch dieser Tage wieder der Fall, als die Katze des Bergwirts in Geyer eine mächtige Kreuzotter geschleppt brachte und in der Hausflur niederlegte. Sie hatte der Otter mit sicherem Griff den Hals aufgerißen und sie so unschädlich gemacht. Am Mittwoch nun kam sie mit einer zweiten Kreuzotter ebenfalls aufgerißen, die sie dann verzehrte. * * Wie weit dringt der Mensch in die Erde ein? Das tiefste Bohrloch ist das Kohlenbohrloch Paruschowitz in Schlesien, 2003 Meter tief. Das Bohrloch Schladebach bei Merseburg erreicht eine Tiefe von 1750 Metern. In dieser Tiefe herrscht eine Tem peratur von 56 Grad Celsius. Der tiefste sächsische Schacht ist „Morgenstern" bei Pöhlau (Zwickau), 1082 Meter; „Vereinigtefeld" bei Bockwa-Hohndorf, 900 Meter, und „Glückauf schacht Himmelfürst" Fundgrube bei Freiberg, 686 Meter. 170 Meter Tiefe hat der Brun nen des Schloßes Augustusburg, 152 Meter Tiefe der auf der Festung Königstein, während man im Schloße Stolpen 93 Meter tief in den Basalt eindrang. * * Ein Vermögen von Mäusen aufgefressen Der Besitzer H. in Dwie len bei Prökulus hatte vor einiger Zeit sein Grundstück verkauft und den Erlös von 2800 Mk. in seiner Woh nung verwahrt. Als H. dieser Tage sein Vermögen nachzählen wollte, fand er zu seinem nicht geringen Entsetzen nur einen Haufen kleiner Fetzen als Rest des vergänglichen Schatzes vor; Mäuse hatten sich an den Papieren gütlich getan. Der Wert der deut schen Noten im Betrage von 2000 Mk. ist ihm von der Reichsbank in Berlin erstattet morden, da die Nummern der zerfreßenen Scheine noch festgestellt werden konnten. Die übrigen 800 Mk., die aus russischen Papier geld bestanden, sind verloren. * * Schonet die Fluren. Die Natur prangt jetzt im Festkleide, doch viele Menschen begnügen sich leider nicht damit, ihr Auge an dem herrlichen Anblick zu weiden, sondern mutwillige Hände reißen Zweige und Blüten ab, um sie kurze Zeit darauf wieder fortzu werfen. Solchen Vandalen sei das Dichter- wort ins Gedächtnis gerufen: „Auch sag' ich euch: 's ist alles heilig jetzt: Und wer im Blühen einen Baum verletzt, Der schneidet ein wie in ein Mutterherz; Und wer sich eine Blume pflückt zum Scherz Und sie dann von sich schleudert sorgenlos, Ter reißt ein Kind von seiner Mutter Schoß, Und wer dem Vogel jetzt die Freiheit raubt, Der sündigt an eines Sängers Haupt. Und wer im Frühling bitter ist und hart, Vergeht sich gegen Gott, der sichtbar waro! * * Nach vierjähriger geduldiger Arbeit hat jetzt ein Uhrmacher in Goventry eine kleine Uhr ferüggestellt, die ein Meisterwerk der Feinmechanik ist. Die Uhr hat etwa die Größe einer mittleren Taschenuhr, einen Durchmesser von sieben Zentimeter bei einer Dicke von 18 Millimeter. Sie schlägt Stun den und Viertelstunden, gibt mechanisch genaue Angaben über die Stellung der Sonne und des Mondes, bezeichnet auf die Sekunde ge nau das Aufgehen der Sonne und den Unter gang, Ebbe und Flut und auch die Stern bilder, die in den Verschiedenen Jahreszeiten sichtbar sind. Der Wert dieser kleinen Uhr wird auf 20 000 Mk. geschätzt. * * Mysteriöser Leichenfund in einem englischen Seebade. In der Nähe von Pen zance wurde die Leiche einer elegant geklei deten Dame an den Strand geschwemmt Das Wetter war fürchterlich, es goß in Der Wajoratserbe. Roman von Annaliese von Steinmühl. 1 (Nachdruck nicht gestattet.) Welch ein Wetter! Hagelböen peitschten Roß und Reiter, und der edle Ren ner schüttelt sich unwillig unter dem weißen Feind, der ihn mit harten Eisgraupeln bis zum Schmerzbewußtsein überschüt tet. „Aprilwetter!" lacht es herausfordernd in das wüste Trei ben und die Hellen, durchdringenden Augen des Freiherrn von Hollweg lugen scharf aus nach dem schmalen Weg, der durch Wiesen und Moorland führt und in dem Wirrwarr der Lüfte kaum zu erkennen ist. „Donnerwetter, doch nicht gerade in den Bruch hinein," fluchte er laut, als das Wasser unter dem Hufen des geängstig ten Pferdes aufspritzte. „Daß das Unwetter mich just hier überraschen mußte! Stopp, Hektor, so, mein gutes Tier." Jetzt fühlte er wieder festen Boden unter sich. Wenn doch der Hagel ein wenig nachlassen wollte. Aprillaunen währen nicht lange, gerade wie die der schönen Weiber! „Hussah!" rief es plötzlich in seiner Nähe. „Schwager, bist! Du es?" Eine Frauengestalt auf dem Rücken eines Pferdes tauchte unversehens vor ihm auf, kam sie von rechts, von links oder vor ihm gerade aus dem Bruch? „Amanda, Du bist ja rein des Teufels. Bei diesem Wet ter draußen auf der Walküre!" „So liebeich es gerade, wenn alles drunter und drüber geht, und die Walküre und ich vertragen uns immer." Sic hielt jetzt neben ihm, dicht drängten sich die schnauben den Rosse aneinander, als wollten sie gegenseitig Schutz suchen, vor Hagel und Sturmwehen. „Du hast Dich lange nicht bei mir sehen lassen, Feodor?" fragte die kühne Reiterin, aus den blauen Augen einen schar fen Blick aus ihn werfend, während die schlanke Hand schier! ungeduldig die mächtigen, dunkelroten Haarmassen wieder zu fesseln versuchte, welche in lockiger, wunderbarer Pracht, vom Sturmwind zum Teil gelöst, das blasse Gesicht umflogen. Dir holen in dieser Kälte. ! lagen unter weißer Decke, die Landschaft hatte sich für kurze So erwarte ich Dich denn in einer Dietelstunde in me4 nem Zimmer am brennenden Kamin." Noch einen Handkuß ! warf sie ihm zu, übermütig wie ein Kind, trotz ihrer Witwen- schäft. ' ' 187,20 Rasch schritt sie ihm voran und trat in die große Halle ein, in welche man gleich vom Eingang aus gelangte. „Possen, Feodor, das ist das erste Mal nicht, daß ich bei; Zeit in übermütiger Laune ein Winterkleid übergeworfen. Der solchem Graus draußen bin. Du kennst mich doch, die Nord- j tosende Sturm rauschte jetzt als weich kosendes Lüftchen in den landstochter! Und gib acht, gleich haben wir wieder Sonnen- dunklen Nadeln der ewig grünen Bäume, welche weiß be schein." säumt waren, als trügen sie Rauhreif. „Du entschuldigst mich, Schwager,in einigen Minuten stehe ich Dir wieder zur Verfügung. Du trinkst doch eine Tasse Tee mit mir?" „Unter einer Bedingung, Amanda, daß Du es Dir nach dem durchkälteten Ritt ganz bequem machst. Ich sehe es Dir an, wie Du vor Kälte zitterst." „Also im warmen Schlafrock und Parttoffeln, Hollweg," entgegnete sie neckisch, während ihr Auge lächelnd den besorg ten Ausdruck gewahrte, mit der er ihre bebende Gestalt über flog. „Ja, ich befehle es Dir kraft meines Amtes, als wohlbe stallter Vormund." „Dir wäre es auch gut, wenn Dich wieder ein Herr mei- sterte," rief Hollweg ihr voller Zorn nach, wäre er durch ihren Ungestüm doch beinahe herunter geworfen worden, denn sein Rappe stieg kerzengerade. Ob sie es gehört hatte? Ein glockenreines Lachen war ihre Antwort, während die Walküre unter der leichten Last auf dem schmalen Wege davon stürmte, gefolgt von dem laut aufwie hernden Rappen. Jetzt bog Amanda in den breiten Landweg ein, der in schnur gerader Lince auf Breitenstein zuführte, und verhielt ihren Gold fuchs, um Hollweg herankommen zu lassen. Als er in Hör weite angelangt war, deutete sie mit der Reitpeitsche vor sich hin. „Sieh doch, Hollweg, wie Breitenstein sich freut, Dich end lich wieder erwarten zu dürfen." Er folgte der weisenden Frauenhand. Da lag in lichtem Sonnenschein das zierliche Schloß inmitten der hohen Wipfel „Laß es hängen, Amanda, der Sturm peitscht es doch gleich ! mächtiger Edeltannen, welche es im Halbkreis umstanden. Die wieder herunter. Doch nun nach Hause, den Tod kannst Du! sich vor demselben ausbreitenden grünen Wiesen und Felder Noch einmal stob es vom Himmel, was herunter wollte, „Sehen sie nicht aus wie lauterChristbäume,Amanda ?" fragte Tier und Meirichen beugten sich vor der Gewalt der Elemente.! Hellweg, als er das reizende Bildchen beim Näherkommen Unbeweglich standen die edlen Tiere, dann und wann ern Former deutlicher schaute. „Daspaßt zu meiner Stimmung, ungeduldiges schnauben Horen lassend. Schnell wie der Blitz ^ir ist so festlich zu Sinn." hatte sich Hollweg hinüber gebeugt zu der schonen Rettenn und ' ' , . - . ihr seinen Mantelkragen übergeworfen. Frau von Hollweg warf emen fragenden Blick auf fern „Feodor, ich bitte Dich, welche Foren!" rief Amanda ab- j Antlitz, welches wie von innen heraus durchleuchtet schien von wehrend, während ein dunkles Rot über ihre bleichen Wan-jagend einer sehr großen Freude. _ gen flog bei der beängstigenden Nähe des kühnen, schönen Män- j „Was Du nur hast, ich !^nne meinen gestrengen Herrn Schwa- nerantlitzes, welches ihr in köstlicher Frohlaune entgegenlachte.! 9er und Vormund gar nicht wieder/ „Gefangen, gefangen, schöne Schwägerin!" ' ' „Später spater, Schwägerin," wehrte Hollweg ab. „Es bleibt Ein Ruck, und die schlanke Gestalt war frei. Hollweg sah ! Tür uccht erspart, mich anhoren zu muffen. noch den funkelnden Blitz, den ihre blauen Augen sprühten,; Er sprang gewandt zur Erde . . sie waren jetzt vor dein dann hieb die zarte Frauenhand die Flanken der Walküre mit Schloß angelangt. . und ehe der Diener herbeieilte, hielt er die der Gerte, daß das erschreckte Tier einen langen Satz nach vorne biegsame Gestalt in den Armen und ließ sie zur Erde gleiten, machte. R "
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