Naunhofer Nachrichten : 14.03.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-190903148
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-19090314
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-19090314
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungNaunhofer Nachrichten
- Jahr1909
- Monat1909-03
- Tag1909-03-14
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- Naunhofer Nachrichten : 14.03.1909
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Naunhofer Nachrichten Ortsblatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großstemberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. i Ankündigungen: t Für Inserenten der LmtShauptmann» schäft Grimma 10 Pfg. die fünfge« spolicnc Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige 12 Pfg. ! Bei Wiederholungen Rabatt. Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden DienMag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum deS nachfolgenden Tage«. Scklug der Anzeigenannahme: Vormittags 11 Uhr am Tage deS Erscheinens. Nr. 32.Sonntag, den 14. März 1909. 20. Jahrgang. Amtliches. Sitzungsbericht In der gestrigen 6. diesjährigen Sitzung ist folgendes beraten und beschlossen worden: 1. Tie Baugesuche des Herrn Dreifürst, den Veränderungsbau in seinein Grundstücke Wurzener Straße 271 betreffend und des Herrn Klöden, den Umbau in seinem Wohnhause Bahnhofstraße 951 betr. wurde bedingungslos befürwortet. 2. Gegen den Bebauungsplan der Landhaus-Baugesellschaft Srdmannshain sollen nunmehr keine Bedenken erhoben werden unter der Voraussetzung, daß die als Weiter führung der Weststraße gedachte neue Straße 12 m breit wird, daß die Stadtgemeinde Naun hof sich für die Ausführung der Straße und den Einbau künftig die Bedingungen vorbehält und daß der Stadtgemeinde keinerlei Kosten für die Durchführung der Planung und nament lich den Straßeneinbau und die Landabtretung entstehen. 3. Das Gesuch des Herrn Stülpner um sofortige Entlastung aus dem Mietverhält nis im Grundstücke Leipziger Straße 48 A fand Genehmigung. 4. Die Verteilung des vorjährigen Sparkaffenüberschußes wurde in der vorgeschlagenen Weise bewilligt. Hiernach find 3000 Mk. zur Bildung einer Rücklage für Kursverluste bei der Sparkaste, 4000 Mk. als Beitrag zu den Kosten der Straßenbeleuchtung und 54 000 Mk. als Rücklage für die Kosten der städtischen Beschleusung zu verwenden. Im übrigen wurden die bisherigen Beiträge zu gemeinnützigen Zwecken bewilligt. 5. Die von den RatSbeamten abermals erbetene Gehaltserhöhung wurde mit 7 gegen 6 Stimmen abgelehnt. 6. Das Gesuch einiger Anlieger um Versorgung der Melanchthonstraße mit Gas wurde unter den üblichen Bedingungen genehmigt. 7. Wegen der Einrichtung der kaufmännischen Buchführung für die Gasanstalt wurde dem durch die Herreu Stadtrat Wagner sowie Stadtverordneten Reifegerste und Felder ver stärkten GasanstaltSausschuß die Verhandlungen mit dem RechnnngSrevisor und die Ent schließung überlasten. In geheimer Sitzung wurde Kenntnis genommen von den vorjährigen Steuerrestanten und weitere Entschließung gefaßt in einer Sparkaffensache und 3 Armensachen. RaunHof, am 13. März 1909. Der Sladtgemeinderat. Willer. Mit einer vierseitigen -llnftrierten Sonntagsbeilage Bstttg-preis: Frei inS HauS durch Austräger Mk. 1.20 vierteljährlich. Frei inS DauS durch di« Psst Mk 1 30 vierteljährlich. Verlag ««d Druck : Günz L Eule, Naunhof Redaktion: Robert Sünz, Naunhof. Die Land- und Laudestulturrenten aus oen 1. Termin sind bis zum so. März isos an die Stadtsteuereinnahme zu bezahlen. Naunhof, am 13. März 1909. Der Stadtrat. Willer. Der Kampf um Vie Rachlatzfteuer ist wieder auf der ganzen Linie entbrannt. Es scheint jedoch, daß es sich diesmal nicht um einen Vernichtungskampf, sondern um eine Kraftprobe handelt, die ein praktischer Ergeb nis in Aussicht stellt. In konservativen Kreisen will man zwar nach wie vor von einer Nachlaßfteuer nichts misten; aber man beginnt sich mit der Ausdehnung einer Erdanfallsteuer an Kinder und Ehegatten auf dem Wege der Laudesgesetzgebung zu befreunden. Und wenn die auf diesem Wege erzielten Steuererträge der Reichskaste zugcführt würden, dann könnte ein ganz gehöriges Loch auSgeftopft werden. Der Berliner Vertreter der „Franks. Ztg." meldet, daß täglich vielstündige intime Be sprechungen der Schatzsekretärs und eines Ver treters des Reichskanzlers mit den Führern der Blockparteien stattfinden, da der Schatzsekretär möglichst schnell Klarheit darüber schaffen will, für welche indirekten Steuern und in welchem Betrage eine Mehrheit vorhanden ist, damit dann auch an die Lösung der vertagten Be sitzsteuer herangetreten werden kann. Für die als abgelehnt geltende Inseraten-, ElektrizitätS- und Weinsteuer muffen noch Ersatzsteuern ge schaffen werden, und da hält man in beteiligten parlamentarischen Kreisen Erhöhung des Kaffee- zolleS und Kohlensteuer für das wahrscheinlichste. Es sieht tatsächlich recht traurig aus hinter den Kulissen. Die Parteien wälzen sich gegen seitig die Schuld daran zu. Die Blockparteien sind uneiniger deun je, und wer mitten in diesem Getriebe steht, dem kommt ein leises Gruseln an. Auch die Tabaksteuer schlummert im Schoße der Subkommission; gegen die Brausteucr hat das Zentrum alle Legionen des bayerischen Partikulansmus ins Feld geführt; und die anderen Kinder des Staatssekretärs Sydow — wie bald werden auch sie ruhen! Die Abgeordneten klagen darüber, daß Fürst Bülow nur verspreche, verhandele und Anweisungen an die Presse gebe; den Stand punkt vermissen sie; und sie rufen nach „Bis marcks starker Hand". Dann wieder klagen sie die Presse an, daß sie immer von neuem als „Störenfried" auftrete. Manche erwarten bis Ostern eine rettende Tat. Das könnte natürlich nur eine bedeutsame Entschließung des Bundesrats sein. Kommt die nicht — so wird bis Ostern die Kommission wohl nur Torso-Stücke und Scherben herbeischaffen und hinterlassen. Aber vielleicht erhebt sich in den Ostertagen dann die Stimmung iin Lande als natio nales Gewißen; als Mahner zur Einigkeit und Entschlußkraft. Die Auflösung VeS polnische« Nationalschatzes. Man schreibt der „Schles. Ztg.' aus Zürich: Das alte Schloß in Rapperswyl, dem Hauptorte des SeebezirkeS im schweizerischen Kanton St. Gallen, bildete in den letzten Tagen den Versammlungsort des Aufsicht-- rateS des polnischen Nationalfchatzes. Die RapperSwylrr Schloßruine, romantisch hoch oben auf dem Berge gelegen, beherbergt be kanntlich seit der mißglückten polnischen Revo lution von 1863 die „nationalen Heiligtümer" der Polen. Hier wurde das Herz des pol nischen Nationalhelden KoSciuSzko in einer silbernen Urne in einer Wandnische beigesetzt, hier werden die Trophäen aus den Gefechten der polnischen Revolutionäre mit Rußland und Preußen aufbewahrt. Rapperswyl war auch Sitz des AüfsichtSrateS des polnischen Nationalschatzes. Äner der ersten aus den Reihen der preußischen Polen, die sich einer intensiven Propaganda für die Ziele des Schatzes widmeten, war der Buchhändler Leitgeber aus Ostrowo, der in einer Broschüre, „Rapperswyl, eine Reiseerinnerung", die preu ßischen Polen zur Aufbringung einer National steuer für die Zwecke des Schatzes aufforderte. Leitgeber wurde vom Reichsgericht in Leipzig wegen Vornahme hochverräterischer Handlungen zu 1Jahren Festungshaft verurteilt, die er in der Festung Ehrenbreitstein verbüßte. Kurz darauf starb er an einem Luugenleiden. Es folgten dann die zahlreichen Geheimbünde- leiprozeste gegen die polnischen Akademiker, der Monsterprozeß gegen 60 polnische Gymna siasten in Thorn und die Verhandlungen gegen Mitglieder polnischer Volksvereine in Ober schlesien. In allen diesen Prozessen wurde festgestellt, daß die geheimen Verbindungen enge Beziehungen zu dem Vorsitzenden des Aufsichtsrates des Nationalschatzes, einem frü heren Obersten Milkowski, unterhielten, daß ferner nicht nur Vereinigungen und Verbände, sondern auch einzelne Mitglieder finanzielle Unterstützung erhielten. Auch in dem Wre- schener Schulprozeß wurde erwiesen, daß die Obstruktion der Polen durch Mittel aus dem polnischen Nationalschatz unterstützt worden war. Es dürfte noch in allgemeiner Erinnerung sein, daß sich zur Unterstützung der in Wreschen Verurteilten Jin Komitee bildete, und zwar, unter dem Vorsitze des bekannten Herrenhaus mitgliedes Josef von Koscielrki, das für die „Opfer" der Affäre über 1 Million Mk. auf brachte. Die damalige Hauptangeklagte, Frau Piaseeka, ist trotz der großen Summen, die sie von dem Komitee erhielt, später in Galizien in Not und Elend geraten. Jetzt hat nun eine unter dem Vorsitz des Obersten Milkowski tagende Sitzung des Aufsichtsrates beschlossen, den polnischen Nationalschatz aufzulösen. In Wirklichkeit wird wohl aber der Schatz als eine streng geheime Institution weiter bestehen bleiben, nur die Leitung dürste in andere Hände übergehen. Man hat Oberst Milkowski zum Vorwurf gemacht, daß er aus de« Geldern des Schatzes einseitig nur die polnische Natio nalliga, die sogenannte polnische Geheimregie rung, zum Nachteil anderer polnischer Organi sationen unterstütze. Das Vermögen des Schatzes betrug noch bis vor fünf Jahren eine Viertel-Million Franks, ist aber durch die Beträge, die zur Unterstützung der revolutio nären Bestrebungen in Russisch-Polen gezahlt wurden, bis auf wenige Zehntausend zusammen- geschmolzcn. Auch macht man in national- polnischen Kreisen dem Aufsichtsrat zum Vor wurf, daß ein beträchtlicher Teil der Kapitalien durch Ankauf bulgarischer Eisenbahnaktien ent wertet worden sei. Nach den zahlreichen Prozeßen in Deutschland hat auch die schwei zerische Bundesregierung die Auflösung des Schatzes gefordert, weil der „gemeingefährliche Charakter dieser Institution dar freundschaft liche Verhältnis der Schweiz zu anderen europäischen Staaten bedroht". Die Rest summe dieses eigenartigen polnischen KriegS- schatzcs dürfte in die Hände einer anderen polnischen Organisation übergehen und in einer ausländischen Bank unter einer Deck adresse niedergeiegt werden. Aus dem Be schluß des Aufsichtsrates scheint wenigstens so viel hervorzugehen, daß Oberst Milkowski, der sich in der letzten Revolution durch Bildung polnischer Freimilligenscharen in der Türkei besonders ausgezeichnet hatte, seine Rolle als Chef der polnischen geheimen Nationalregierung auSgespielt hat. Schwere Schiff-Unfälle. Mittwoch abend fand, wie aus Neuyork berichtet wird, im Nantucket-Sund bei dichtem Siebel ein ernster Zusammenstoß zwischen zwei amerikanischen Dampfern, dem „Horatio Hall" und dem „Dimock* statt. Der „Hall" wurde schwer beschädigt und mußte bei Vineyard auf den Strand gefahren werden. Der „Dimock" nahm deßen Paßagiere an Bord. Später ging der Hall zurück und ging unter- Der „Dimock" fuhr nach Boston weiter, be« gann aber plötzlich zu finken, und mußte bei Kax Cod auf den Strand gefahren werden, wo sämtliche an Bord befindlichen wohlbe halten gelandet wurden. Infolge des dichte« Nebels hat sich noch ein zweiter schwerer Schiffsunfall ereignet. Der große «merik- nifche Dampfer „Massachusetts' lief bei dichte« Nebel im Vineyard-Sund auf den Strand und ist wahrscheinlich verloren. Das Schiff repräsentiert einen Wert von 1600 OSO Mk. Ein aufsehenerregender Ureispruch. Gera. In der Irrenanstalt zu Roda waren eine Anzahl Geistesschwache unterge bracht, die öfter ihr Lager beschmutzten. Als das wieder einmal vorgekommen war, er hielten zwei Pflegerinnen den Auftrag, die Kranke zu reinigen. Das bewerkstelligten die beiden auf die Weise, daß sie die Kranke in ein Bad brachten, deßen Temperatur gegen 70 Grad betrug. Die Folge war denn auch, daß die Kranke an den Folgen des Bades verstarb. Die beiden Pflegerinnen hatten sich wegen schwerer Körperverletzung mit nach folgendem Tod zu verantworten. Durch die Zeugenvernehnmng wurde sestgestellt, daß die Angeklagten auf die hohe Temperatur der Wassers aufmerksam gemacht worden waren. Es wurde auch erwiesen, daß eine der Ange klagten bei dem Baden eine besonders rohe Aeußerung getan hat. Der Sachverständige führte den Tod der Kranken auf das heiße Bad zurück. Anscheinend konnten die Ge schworen die Tragweite der einzelnen Schuld fragen nicht erkennen. Sie verneinten sämt liche Fragen, worauf der Gerichtshof die An geklagten freispreche» mußte. Das Urteil hat namentlich in juristischen Kreisen große Verwunderung hervorgerufen. Rundschau. * Seinen 88. Geburtstag hat am heu tigen Freitag der greise Prinzregent Luitpold von Bayern in körperlicher und geistiger Rüstigkeit gefeiert. Um sich bei feinem hohen Alter nicht an einem einzigen Tage zu hohen Anforderungen ausznsetzen, hatte der Regent die üblichen Empfänge und Ordens-Verleih ungen schon am Tage zuvor erledigt. Wir hoffen, des Königreiches Bayerns Verweser wird die Jahre des alten Kaisers, Ler zwei Wachen vor seinem 9l. Geburtstage verschied, übertreffen. * Die Gewerbe-Orbuung-kommisfiou des Reichstages beschloß gegen den Protest der Regierung mit 13 gegen 9 Stimmen einen allgemeinen Acht-Uhr-Ladenschluß (Sonn abends 9 Uhr). Dagegen erklärten sich Kon servative, Nationalliberale, Freisinnige. Außer dem wurde, wiederum gegen den Einspruch der Negierung, da keine Notwendigkeit vor handen sei, beschloßen, in Schreibstuben, Kon toren und Lagerräumen für Gehilfen und Lehrlinge eine Arbeitszeit von längstens neun Stunden einzuführen. * lieber die weitere Behandlung d«S Moltke-Harden- und des Eulenburg-Prozeßes werden in der Presse allerlei Erörterungen gepflogen, die nach den tatsächlichen Verhält nissen aber kaum großen Zweck haben. Denn nur, wenn die Verhandlungsfähigkeit des Fürsten durch Beauftragte des obersten Medi- zinal-Kollegiums festgestellt werden kann, ist ein Termin möglich, und daran ist nach allen bekannt gewordenen Mitteilungen zu zweifeln. * Gegen den sozialdemokratischen Schrift steller Richard Calwer war der Antrag auf Ausschluß aus der sozialdemokratischen Partei gestellt worden, weil er durch die Mitarbeit qn einein „bürgerlichen' Blatte gegen den Beschluß des Dresdner Parteitages verstoßen hatte. Das infolge dieser Antrages eingesetzte Schiedsgericht, dem u. a. die Reichtagsabge-
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