Suche löschen...
Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 22.05.1847
- Erscheinungsdatum
- 1847-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-184705228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18470522
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18470522
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungGroßenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
- Jahr1847
- Monat1847-05
- Tag1847-05-22
- Monat1847-05
- Jahr1847
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
2 gesprächsweise bei dem hübschen Thereschen, als er in der Gaststube ganz allein mit ihr saß und seine Flasche Wein trank, nach den verschie denen Tischgästen und besonders nach dem hübschen jungen Mann, «dem Sie», fügte er schäkernd hinzu, «heute das schönste Nieren- stückchcn zukommcn ließen.» Thercschen wurde feuerroth. «Ach, Sie irren sich wohl, mein Herr», widersprach sie. «Der Herr Stadtschreiber ist mir eben so lieb, wie jeder andre Gast.» «Nun, nun», lachte der Assessor, «ich will es ununtcrsucht lassen, allein so viel habe ich wohl bemerkt, daß der Postmeister Ihnen gewiß nicht so lieb ist, als der Stadtschreibcr.» «Ei, wer könnte auch diesem häßlichen, Gott und die Welt lästernden Menschen gut sein», erwiderte sie, und ein leiser Seufzer entwand sich ihrer Brust. «Und weswegen dieser Seufzer, mein schönes Thereschen?» erkundigte sich Holm. «Ach Gott! —» seufzte sie. «Nun, vertrauen Sie mir nur immerhin», munterte er sie auf, «ich bin Ihnen zwar un bekannt, allein ein ehrlicher Mann, der Ihnen vielleicht einen guten Rath geben kann.» Das Mädchen sah ihn mit ihren großen schönen blauen Augen fragend an. «Ja, ja, vertrauen Sie mir nur immerhin, liebes Kind. Ich will Ihnen dann auch mein Vertrauen schenken, oder noch besser, ich werde selbst anfangen;» und damit bat er Thercschen, dem Stadtschreiber Earl Bothe heimlich zu sagen, daß er treu und fleißig das, was er übernommen habe, thun, aber vor Allem das größte Stillschweigen gegen Jedermann beobach ten solle.» Das Mädchen sah ibn voller Verwunderung an. «Sie kennen also den Herrn Stadtschrei ber?» fragte sie. «Seinen Namen und seine Verhältnisse, mein schönes Thereschen», erwiderte Holm. «Nun aber Vertrauen gegen Vertrauen, warum seufz ten sie vorher, als von dem häßlichen Postmeister der Rede war?» Lange suchte sie auszuweichen. Endlich beich tete sie, daß ihr Schwager, der zugleich ihr Vormund sei, sie zwingen wolle, den Post meister zu heirathen. «Lieber aber stürze ich mich ins Wasser», schloß sie, in Thränen aus brechend. «Nun sehen Sie», tröstete der Assessor, «wie gut es ist, daß Sie mir Ihren Kummer, den ich übrigens schon ahnen konnte, anvcrtrauten. Und wann soll die Hochzeit sein?» «Wenn ich mein achtzehntes Jahr erreicht habe, was leider in 7 Monaten ist», erwi derte sic. «O, dann haben Sie keine Sorge, liebes Thereschen», versicherte der Assessor. Bis da hin wird sich gar manches verändern. Hier meine Hand darauf, der Postmeister wird ihr Mann nicht, und der Schwager wird sich glück lich und hochgeehrt schätzen, wenn der jetzt unbeachtete Carl Bothe um das Händchen Thereschens anhalten wird.» «Ach, das wird nimmermehr geschehen», seufzte diese, «und um das, was Sie eben sagen, zu bewerkstelligen, müßten Sie ein Zau berer sein.» «Aber ein gutartiger», versicherte der Asses sor, band ihr nochmals die größte Verschwie genheit auf, und ging mit einem freundlichen gute Nacht auf sein Zimmer. Voller Erstaunen sah ihm das Mädchen nach. Ihre betrübte Seele wurde durch diesen Hoff nungsstrahl auf's Neue ermuthigt. 6. Ein halbes Jahr war seit jener Zeit verflossen. Im Gastzimmer zum goldenen Schwan saßen vier Freunde um die dampfende Bowle. Sie feierten den Geburtstag des Stadtschreibers. Ein fünfter, aber gar nicht gern Gesehener, trat gegen 9 Uhr auch noch herein, bat mit einem widerlichen Lächeln, an der Gesellschaft Theil nehmen zu dürfen, brachte mit erheuchel ter Herzlichkeit dem Stadtschrciber seine Gra tulation, und warf einen bitterbösen Blick auf Thereschen, die bei seinem Eintritte sich scheu von der Seite des Geliebten entfernte, denn sie hatte eine heilige Scheu vor des Postmeisters böser Zunge und seinen beißenden Bemerkungen. «Der abscheuliche Mensch hat unsre ganze freundliche Unterhaltung gestört», brummte der Stadtschreiber, während jeper sein Glas auf die Gesundheit des Geburtstagskindleins leerte, und Stadtneuigkeiten mit hämischer giftiger Zunge zum Besten gab. Draußen war es plötzlich sehr unfreundlich geworden. Heulend jagte der Februarwind die Schneeflocken in dichten Wolken gegen die Fenster. Man sprach über das schlechte Wetter, und endlich kam das Capitel von Ahnungen und Gespenstern an die Reihe. Der Apotheker war ein sturkgläubiger Geistervcrtheidiger. Er be hauptete, daß ihr Dasein kein Mensch läugnen könne, und versicherte schließlich, daß er noch neuerdings seinen verstorbenen Provisor, als ihn um Mitternacht sein Beruf in die Offfzin geführt, am Stampfmörser, wie er leibte und lebte, gesehen habe. Thereschen und ihre Schwester, die kleine freundliche Wirthin, überlief ein Gänsehäutlein nach dem andern. -«Pah, Kindereien», widersprach der Post meister, «wie kann man an so etwas glauben. Hätten Sie genauer untersucht, so würden Sic sich überzeugt haben, daß es nur eine optische Täuschung war »
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder