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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 08.03.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-191903082
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19190308
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19190308
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1919
- Monat1919-03
- Tag1919-03-08
- Monat1919-03
- Jahr1919
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 08.03.1919
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brls. mehr Druck zur Auslobung der Blockade nud Ocffnung der Grenze» ersucht, da sonst der Hunger unabsehbare Folgen im Bergbaurevier verursacht. Womit sotten mir uns nähren? Der Nationalversammluug ist folgende Interpella tion der Mehrheitsparteien zugegangen: Die in Deutschland greifbaren Erutevorräte reichen nicht aus, das deutsche Volk bis zur Einbringung der dissäjhri- 8en Ernte zu ernähren. Was gedenkt die Regierung zu tun. um die Ernährung des deutschen Volkes sicher zu stellen ? Zur Streiklage VSZ. lieber den gegenwärtigen Stand der Streiks in Sachsen änderte sich Urbeitsministcr Schwarz gc- tzenüber einen, unserer Vertreter wie folgt: Die Verhältnisse in Sachsen liegen so, datz eigentlich nur noch Leipzig im Streik steht, daß aber dort Unstimmigkeiten darüber bestehen, wer für den S.rsik in Leipzig verantwortlich ist. Ter A.- und S-Nat lehnt es ab für die Eisenbalmbetriebseinstellung ver antwortlich zu sein und erklärt, das; er die Eisenbah nen nur beseht hält, damit die dort lieg nd?n Güter Unbeschädigt bleiben. Tie Eisenbahnbcam.en- und Ar beiter erklären, das; sie solange in Streik verharren, bis die Kontrolle durch den A - und S.-Rat zurückge zogen wird. Tiefe Unstimmigkeit ist zunächst unge klärt. Auch scheinen in Leipzig die Arbeitermassen durchaus nicht mehr so einmütig zu sein, wie das in der „Leipziger Volkszeitung" znm Ausdruck k>mmi, sondern man fängt an, streikmüde zu werden, weil Man nicht r^cht cinsieht, weshalb man eigentlich streikt. Nun ist cs möglich, das; durch den Streik in Berlin, der bisher noch nicht einheitlich ist, dis Leip ziger noch einmal anfgcmuntert werden, im Ausstan de zu verharren. Ob das aber noch lange dauert, wird von Berlin abhängen. Wenn der Streik In Ber lin nicht allgemeine Beoenrung annimmt, dann ist zu nächst mit dein Schlüsse des Streiks 'in Dentschlano zu rechnen. Dann wird man im Ausstande vielleicht Noch von Lohnforderungen reden, aber die Geusral- ftrcik-Jdee dürste stehen und fallen mit dem Streik, der in Berlin entbrannt ist. Der Streik im iachsi- s ch e n B raunkvhlen - R cvier ist gefcheitcrt.Tie Arbeiter haben in einer geheimen Sitzung beschlossen, nm Generalstreik nicht mehr teilzunehmen. Es wird gearbeitet. Im Steinkohlenrevier ist zunächst nach «lies ruhig. In den nächsten Tagen finden Ver handlungen zwischen mir und dem bergbaulichen Ver ein, den Arbeitern nud den Arbeiterorganisationen sowie den in Betracht kommenden Landesbehörden statt, und zwar am Freitag in Oelsnitz, am Sonn abend in Zwickau und am Sonntag eine allge meine Konferenz in Lichtenstein. Dort wird über die Sozialisierungsfrage gesprochen und wahrscheinlich die Bedingung angenommen, die den Betriebsräten eine bestimmte Kontrolle über den Bergbau zuspricht in dem Sinne, das; aus den An- Uestelletu- und Arbeiteransschüssen heraus eine Kom mission gewählt wird, die auf Wunsch Einblick in Q. e k.'usmännischen und technischen Angelegenheiten, sowie in die Produktion und den Absatz nimmt. In Borna ist diese Vereinbarung zum Gegenstand eines Vertrages zwischen dein Bergbaulichen Verein, einzel nen großen Werken, den Arbeiterorganisationen und dem sogenannten Viereransschuß geworden. Den Vie- rerousschuß bilden Vertreter ans den verschiedenen - Wenn zwei stch lieben. » Roman von Hedwig C o ur t h s - M a h l e r. i Amerikanisches .Copyright by Ullstein L Cor ! L8. Nachdruck verboten Gras Günter war mit der Komtesse verlobt, liebte sie aber nicht. Die Komtesse liebte ebensowenig ihren Verlobten, sondern den Fürsten Egon. Dieser lliebt- aber sie, und sie konnte ihm ihr Herz nicht zu- wenden, tuest cs Graf Günter gehörte, der wiederum sie liebte So nor keiner von ihnen glücklich; einer stand Lern Glück des anderen im Wege, ohne es zn wollen. Lotvmaric fühlte, wie ihre Abneigung gegen die Komtesse mit einem Male von ihr abfiel. Sie sah in ihr nichts als eine Leidensgefährtin, eine, die gleich ihr vergeblich das Glück suchte. Wahrend. Fürst Egon m t d r Komies e P anderte, trat die Fürstin mit dem Major und Graf Günter uns die Terrasse heraus. Zhr gelblichfahles Gesicht sah in dem heben Sonnenlicht mit dem Weißen, tuaü- vvll ausgebauten Haar doppelt Versalien aus. Aber 'n den schwarzen Augen funkelte wie immer die Lebensaicr. Sie sah sich suchend um. ' „Iü Fräulein Lottcmarie nicht hier?" fragt- sc. Lottemave erhob sich und trat hinter d-r P^av- zeugrupue hervor. „Ah — ick; bemerkte Sie nicht. Bitte, lassen Sie den Tee servieren. Ich denke, wir können ihn hier draußen im Sonnenschein einnehmen. Sie lassen mir malst eine warme Hülle bringen." Lotum-rie verneigte sich und ging hinein, nm.die nötigen Anordnungen zu treffen. .Als sic an ihr-m Ausschüssen, die die Verbindung zwischen den gesamten Gruben aufrechterhalten, ohne den Unternehmern gc- g»nübcr Rechte zu haben. Die Streiklage im übrigen Sachsen ist fast bedeutungslos. In Chemni tz strei ken die Straßenbahner nur wegen Lohnforderungen. Es ist anzunchmen, datz die Sache bald beigelegt wird» Im Dresd ner Bezirk ist alles ruhig, desglei- chen in der Hochburg der Kommunisten, im Pir- naer Bezirk. Von Bautzen ist mir Authentisches nicht bekannt. Also zu einem Generalstreik ist es in Sachsen mit Ausnahme Iran Leipzig nicht gekommen. Die Bürger st reiks sind eine äußerst zwei schneidige Waffe insofern, als einmal die Streiklnge eine» viel groteskeren Anstrich bekommt und man vielfach nicht Weitz, wer von dem Bürgertum aui Seiten des A- und S-Rates und wer auf Seiten des reinen Bürgertums steht. So ist es gekommen, datz in Leipzig die Lehret mit dem Streik drohten, indem sic sich an die Anschauungen des N - und S.- Rates anlehnten, während andererseits die Apothe ker und Aerztc gegen den A.- und S.-Rat streiken. Tie oberen Eisenbahnbeamten streiken ebenfalls ge gen den A.- und S -Rat, die unteren dagegen mit Lem A- und S.-Rat. Indem man aber den gesamten Eisenbahnbetrieb stillgelegt hat, verwischen sich diese Unterschiede. Außerdem hat der Bürgerstreik natürlich die Gefahr, daß dadurch Putsche begünstigt Wersten Tie Disziplin lockert sich unter den streikenden Arbei tern, soweit sie noch nicht Kommunisten sind. Die Kommunisten nud Bolschewisten sind mit den Strei kenden in Leipzig zunächst nicht auf eine Stufe zu stel len. Durch den Bürgerstreik wird vielfach gerade brr den unsicheren Elementen der Eindruck erweckt als ob er eine planmäßige Kontrerevolut.on lei, sodaß viels der Meinung sind, datz diese Kontrer-volution mit Gewalt niedergeschlagen werden muß. Als Folge davon kann cs leicht kommen, daß Bürgerblnt vergos- icu wird. Die Folgen des Bürgerstreiks haben wir in Leipzig teilweise schon darin zu erblicken, daß dort Plünderungen, we,nn auch geringeren Umfan ges, vorgekommen sind. Halle ist wieder vollständig im Besitz der Regierungsgewalt. Der Streik hat also tauch das Eingreifen der Regierungstruppen ein En de gefunden. Dabei war Halle für den Generalstreik in Mit eldentschland von vornherein überhaupt maß gebend. Tie Eisenbahnen sind soweit intakt, daß der Zugverkehr aufrechterhalten werden kann. Die sächsische Regie rnng versucht aus dem Wege direkter Verhandlungen mit Leipzig insofern eine Verständigung zu finden, daß die öffentlichen Berkchrsanstalten und Gebäude dem Verkehr wieder übergebe» werden. Gas nnd Elektrizität funktionie ren, in Leipzig noch nicht, wohl aber dis Wasserlei- tnua. Letzteres ist von, besonderer Bedeutung da in der Zeit, wo die Wasserleitung versagte, in der Um gebung Leipzigs, die auch vom Wasser abgesperrt war, vielfach Brunnen benutzt wurden, die, Wei! sie lange j n»benutzt geblieben waren, mit Bakterien durchsetzt waren, wodurch die Gefahr von Ruhr nnd Cholera- Erkran-nngcn entstand. Wie schon bemerkt, kiw.mi al les auf Berlin an, Dort hat jetzt die Tagung der Un- , abhängigen stattgefiinden, nnd dabei sind die Msinnn- ! gen scharf aufeinander geplatzt. Haase selbst bat als l gemäßigter Unabhängiger Forderungen gestellt die j dec Mehrheits-Sozialdemokratie als unannehmbar i erscheinen, sodaß mit einer Verständigung zwischen > Beiden zur Zeit kaum gerechnet werden kann es sei j denn daß die Unabhängigen, deren Tagung ja noch : Vater vorübcrging, tauschten sie verstohlen eine;: .Händedruck nnd sahen sich liebevoll an. Liese kleine Szene bemerkte Graf Günter und war froh, das; Lottcmarie ihren Kater hier hatte. So war sie doch in ihrem Hcrzenskummer nicht allein unter fremden Menschen. 16. Kapitel. Einige Tage später fnhr die Fürstin mit ihrem Reffen und Lottcmarie nach Rainau. Am Tag? vor her hatte in Trollwitz ein großes Gartenfest stalt- g-funden. zn dem im weiten Umkreis alles geladen war, was zur Gesellschaft gehörte. Nun wollte die Fürstin mit Graf Joachim Rainau schon wieder eine neue Festlichkeit planen, nnd dabei sollten ihr auch die anderen Herrschaften helfen. Auch die Grästn Dalh im mit ihrer Tochter Nora war in Rainau ein- Mtros'cn. Graf Dalheim erwartete man noch. Er batte in der Stadt Geschäfte zu erledigen und wollte gleich von dort aus nach Rainau fahren. Hinter Schloß Rainau befand sich ei» weiter Ra senplatz. ans dem ci»c Grnppc herrlicher breiiäü;- ger Lindcmbäume standen. Unter diesen Linden war ein zcltartig überdachter Pavillon aufgebaut, und hier batte Graf Rainau eine köstliche, eisoekühlte Bowle und allerlei Erfrischungen auftragen lasten Der Major nnd die beiden Grafe» hatten einen anstrengenden Ritt über die Felder hinter sich uno labten sich an der Bowle, von der auch die Damen ein Gläschen nicht verschmähten. Die Fürstin debat tierte eifrig mit der Gräfin Dalheim, dem Major und Graf Joachim Rainau über ihre Festidecn, und die Vier junge» Herrschaften plauderten scheinbar ganz vergnügt über das gestrige Gartenfest. In diese anscheinend sehr behagliche Stimmung nicht zu Ende ist. ihre ursprünglichen Forderung?^ wesentlich mäßigen. Leider habe» die Unabhängige« in Berlin nicht den Mut gefunden, in der Streitfrage den Kommunisten die Gefolgschaft zu versagen, wäh. rend anzunehmen ist, daß in Berlin der allergrößte Teil der Arbeiter von einein Streik nichts wissen wilL» Der Streik in Leipzig. Leipzi g, 6. März. Der Generalstreik dauert kort, doch sollen heute, wie verlautet, zu seiner BeiKgunL Verhandlungen zwischen dem Volksbeaustragten Schwarz und dem Arbeiter- und Soldatenrat in Leip« zig beginnen. Den Einwohnern ist das Verlas'en der Stadt nicht mehr möglich, da keine Ausweise nach auswärts mehr ausgestellt werden. Anch Automobils nnd andere Beförderungsmit el dürfen Leipzig nicht mehr verlassen. Die Landstraße» werden von der: aus Arbeitern gebildeten Volkswehr streng bewachte Die Kliniken und Lehrinstitute haben geschlossen, die Nahrungsmittel werden knapp, sie werden den Strei- kenden, zugctcilt. Der Oberbürgermeister von Lciv- zig hat heute früh halb 8 Uhr bereits bei der Volks- kammer angcfragt und um Rat gebeten, weil der A^. und S.-Rat in das OberbüraermeisteramiMinacdrun» gen sei nnd die sofortige Auszahlung vonKstOOOOMk. verlangt habe. ' M Neuer Streik in O b e r s ch le s i e n. Bcnthen (Oberschlesien), 6. März. Ein neuer Pergarbeiterstreik wurde in Obsrschlesien ausgeruscn. Tie Bergleute verlangen Entfernung des deutschen Grenzschutzes, Aushebung des Belagerungszustandes und Entfernung der Offiziere und Studentenschaft, so wie Errichtung einer polnischen Schutzwehr. Bei der heutigen Frühschicht fehlte die Belegschaft von 1lt Gruben Auch iu Thorn bleibt die Lage ernst. Voller Erfolg der Regierungstrupveix in Berlin. Berlin, 6. März. Der heutige Tag hat den Re- giernngstruppcm i» schweren Straßcnkämpfen eine» restlosen Erfolg gebracht. Die Volksmarinedivisioir mit Teilen der republikanische» Aoldatenwehr hatte sich ini Masrmehaus verschanzt nnd das Haus mit Geschützen, Maschinengewehren und allen modernem Kampsm-tteln in eine Festung verwandelt- Gleichzei tig versuchten die Spartakisten seit heule nacht das Polizeipräsidium, das von der Berliner Schutzmrn»- ichaft und Teilen der Regierungstruppen gehalten wurde, zu stürme». Die wackeren Verteidiger schlu gen stnudeulaug alle erbitterten Angriffe zurück trotz dem die Gegner auch Atrillerle anwendeten, so auch leichte Feldh rubitzen. In den Mittagsstunden setzte der hervorragend geleitete Angriff der Rcgicrungs- truppen an atü» Stellen gleichzeitig ein nnd brachte einen vollen Erfolg. Das Marinehans erhielt drei Vosttrcf er von schweren Felahnubitzen. Die B.rkeidf« ger verließen fluchtartig ihre Festung. Ter Alexan- derplatz nnd die umliegenden Straßen wurden von den Frciwilligenformationen der Gardekavalleriedi vision gestürmt und vollständig gesäubert. Ter Erfolg der Truppen ist trotz erbitterter Gegenwehr der Spartakisten ein Poller. Berlin. 6. März. Der Generalansstand hat ficht auf die Elektrizitätswerke ausgedehnt. Seit 7 Uhr abxnds ist Berlin ohne elektrisches Licht. Berlin, 6. März. Durch einen umfassenden An griff der Regiernugstrnppen ist die innere Stadt, brachte Graf Talheim eine Wcile später einen grellen Mißtou. Er hatte in der nahen Kreisstadt eme'schlim me Nachricht empfangen und brachte ein Extrablatt mit: es enthielt die Meldung von Oesterreichs Kricgs- erlläruug an Serbien. Die Herren gerieten über diese Nachricht in Er- rcugug. Sie wußten, daß dieses Ereign-s auch Deutschland in Mitleidenschaft ziehen würde. Freilich ahnte noch keiner von ihnen, 'n weicher furchtbaren Weise das geschehen würde. Ahcr ihre Augen blickten doch ernst. Graf Joachim faß zu sei nem Sohne hinüber. Wenn Deutschland in diese« Krieg verwickelt würde, dann mutzte auch Günter, mit hinanszstheu ins Feld. Auch Graf Dalheim sah sorgenvoll auf Günter, in dem er seinen künftigen Sohn und Erben sah. Aber sc ernst nud sorgenvoll diese beiden alten Herren blickten, so unternehmungslustig und kriege risch blitzte es in den Augen des Majors „W nn cs zum Dreinschtagen kommt, melde ich mich bei meinem alten Regiment. Im Kriegsfalls wird man sich wohl meine Dienste gefallen lassen", sagte-, er erregt. » Lottcmarie fasste seine Hand. „Papa, lieber Papa — das wirst Du doch nichtz tun!" „Toch, mein Kind, das tue ich gewiß." Sie seufzte bang. > , „Es darf nicht zu einem Kriege kommen", sagte sie leise, und ihre Augen trafen mit angstvollem Aus druck in die des Grasen Günter. Tiefer blickte ernst in ihr blasses, süßes Gesichts Unter ihrem bangen Blick 'schmolz der seine in Weich« heil und Zärtlichkeit. (Forts, folgt).
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