Vorwort Wenn unser an Beinamen reiches Dresden unter anderem eine „Welt stadt der Kultur“ gerufen wird, ersteht bei jedem sofort der Zwinger oder die Oper Sempers vor dem inneren Auge. Erst später wird bedacht, daß die Entwicklung eines gewaltigen Industriepotentials mit seinem immensen Einfluß auf eben diesen auch geistigen Raum „Dresden“ eine kulturelle Leistung ersten Ranges ist; der Weg „Von der Residenz zur Großstadt“ dementsprechende kulturgeschichtliche Aufhellung verdient. Erschienen 1989 in Heft 20 unter diesem Titel Materialien eines Kollo quiums der Forschungsgemeinschaft zur Kulturgeschichte des Dresd ner Raumes, wenden wir uns im vorliegenden Heft dem Wohngebiet der Dresdner Arbeiterschaft zu, dessen „Entwicklung. . . beinahe an amerikanische Wachstumsverhältnisse“ erinnert, wie es in einer Denk schrift von 1890 heißt: Pieschen. Pieschens Vergangenheit, seine Wandlung vom „Weindorf der kleinen Leute“ zu einem Arbeiterwohnzentrum im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, läßt sich in vieler Beziehung nur in Superlativen beschreiben. Dies trifft auf die Geschichte des Verfalls eines Stadtvier tels in den letzten Jahrzehnten leider ebenso zu. 1945 weitestgehend unzerstört geblieben, erlegt uns dieses Stück Heimat besondere Pflichten in bezug auf die Pflege seines baulichen, infrastrukturellen, gewerblichen, besonders aber auch geistig-kulturellen Erbes auf. So entstand bei mir als einstigem Bewohner der Mohnstraße 7 Vorjahren die Idee, vorliegendes Heft zu gestalten. Ursprünglich war der Themenkreis entschieden weiter abgesteckt, als er aufgrund der Autorenlage realisiert werden konnte. Aspekte wie der der Sozialfürsorge - alte Pieschener erinnern sich noch an Dr. Herzfeld, Dr. Poegel oder den „Schlüsseldoktor“ Pretzsch -, des Gesundheitsstatus, der Hygiene, des Freizeitlebens auch in Lokalen, Kinos usw., der Verkehrserschließung, des Einflusses der nahen Gar nison, unter anderem durch das „Raffinieren auf Mannspersonen“