65 Schaffen um die Jahrhundertwende eine entscheidende Zäsur, die von einem vergleichsweise sehr frühen Umdenken zeugt. Graebner schreibt dazu 1905 in einem Brief: „Sie wissen, ich gehöre zu den Alten, die ihr Studium auf die verschiedensten Stile aufbauen mußten, es war da schwer, sich durchzuringen, um selbständig zu werden! Es ist nichts schwerer, als die Schul weisheit zu verlernen!“ 7 In der Tat bildeten Schilling und Graebner gleichzeitig ihren Perso nalstil heraus. Gerade die Bauten der folgenden Jahre erweisen sich als sehr qualitätsvoll und vom allgemeinen Schaffen der Zeit abgehoben. Den Anfang bildet die (kriegszerstörte) Sächsi sche Handelsbank in Dresden, ehemals Johannes-Allee/ Waisenhausstraße (1899/1900), bei der, wie später oft der Fall, eine keinesfalls dem Selbstzweck dienende Ornamentik eine unlösbare Verbindung mit glatten Wandflächen eingeht. In den Jahren 1903-1905 folgt die Christuskirche in Dresden-Strehlen, wo vielfältige Anregungen aus der historischen Bau kunst mittels Gestaltungsprinzipien des Jugendstils eine neue Einbindung erfahren. Die einst gegenüber der Dresdner Kreuzkirche gelegene Superintendentur (1906/07) erinnert an die Palazzi der florentinischen Frührenaissance und die Einsegnungshalle des Dresdner St. -Pauli- Friedhofs (1911/12) ist mit ihren kannelierten Halbsäulen von klassizistischer Strenge. Allein schon durch die Bauaufgabe bedingt sachlicher gestaltet sind die Schulen in Cottbus an der Puschkinpromenade (1907-1912) und in Görlitz an der Lessingstraße (um 1913) sowie die Arbeiterwohnblöcke in Dresden an der Buchwitz-/Paulstraße (1907/08), an der Holbein-/ Tittmannstraße (1910/11) und an der Marwitzstraße (um 1908). Die meisten Bauten dieser späteren Zeit tendieren jedoch vor allem in ihrer Struktur hin zu einem eleganten, schlichten Neubarock, der sich allerdings von dem des ausgehenden.19. Jahrhunderts grundsätzlich Verwaltungsgebäude der Allgemeinen Ortskrankenkasse am heutigen Beimlerplatz