67 Das Rathaus in Pieschen nach einem Stich von Ebel, Berlin (Ausschnitt) tionsansprüchen der Gemeinden und des gehobenen Bürgertums vollkommen. Das machte sich Schilling und Graebner neben dem Pieschener Rathaus bei den vielen Villen ihrer ersten Jahre und beim Rathaus-Entwurf für Dresden-Plauen (1891/92) sowie dem (kriegszerstörten) Rathaus in Dresden-Löbtau (1896-1898) zunutze. Im Inneren des Pieschener Baus gibt es demzufolge auch keine lang durchführenden Achsen, sondern recht frei gruppierte Räume unterschiedlicher Ausmaße, die sich nach den Erforder nissen der enthaltenen Funktion richten. Der Haupteingang dient nur für den Verkehr mit den beiden Obergeschossen. Die nicht mehr vorhandenen Einrichtungen im Erdgeschoß - eine Post und ein Ratskeller- sind ausschließlich über die kleinen seitlichen Eingänge zu erreichen. Wie für den Außenbau bestand für die Ausgestaltung des Gebäude-Inneren ein großes Bedürfnis nach plastischem und bildlichem Schmuck, wofür die Gemeinde ganz augenschein lich bedeutende Mittel zur Verfügung stellen konnte. Die im Grundton weißen Flure und Treppenhäuser waren ehemals mit reicher Bemalung versehen, die Flure besitzen schwere Bal kendecken und den Abschluß des Treppenhauses bilden drei Kreuzgewölbe. Die reichste (wahrscheinlich kriegszerstörte) Ausstattung erfuhr der Sitzungssaal im zweiten Oberge schoß. (Abb. S. 68) Hier geht die vollkommen holzverschalte Decke von einem flachen äuße ren Streifen nach innen zu in eine Kleeblattform über. Vom Scheitel des Bogens hängen lange, prunkvoll geschnitzte Holzzapfen herab, an denen die Beleuchtungskörper angebracht sind.