17 Leipziger mit Unruhen, Demonstrationen und politischen Forderungen auf die Nachricht von der Revolution in Frankreich. Und wie im August 1845 Fiel in Leipzig in einer Krisen situation Robert Blum aufgrund seines Ansehens, seiner persönlichen Ausstrahlung und seiner offenbar ungemein wirksamen Rednergabe die Führungsrolle zu: Als am 2. März 1848 die Antwort des sächsischen Königs auf die Leipziger Märzforderungen zu verkünden war, wollte die Menge Robert Blum und nicht Karl Biedermann vom Balkon des Rathauses sprechen hören, obwohl jener der Deputation nach Dresden gar nicht angehört hatte. Der im gesamtdeutschen Vergleich außerordentliche Erfolg der sächsischen demokratischen Partei über die liberale - von 24 sächsischen Abgeordneten in der Nationalversammlung hat ten die Vaterlandsvereine 14 nominiert, sechs weitere schlossen sich ihnen nach ihrer Wahl an, nur vier Abgeordnete vertraten in Frankfurt die Deutschen Vereine 38 ’ - war erst durch die unermüdliche politische Organisations- und Überzeugungsarbeit Robert Blums im Vormärz, vor allem seit den Leipziger Augustereignissen von 1845, möglich geworden. Daß die in Sach sen offensichtlich mehrheitsfähige Politik der konsequenten demokratischen Umgestaltung des Staatssystems auf der nationalen Ebene 1848/49 schließlich einem konstitutionell orien tierten, bürokratisch geprägten Liberalismus unterlag, steht auf einem anderen Blatt der Geschichte. Anmerkungen 11 Sächsische Vaterlandsblätter (im folgenden: SVbl) Jg. V, Nr. 130 vom 16.8.1845, S. 565. 2) »Das kürzliche Gemetzel in Leipzig«, in: »The Northern Star«, Nr. 409 vom 13.9.1845, zit. n. Esther Gailwitz (Hrsg.), Leipzig. Ein Städte-Lese- buch, Frankfurt/M. 1989, S. 489. 3> Vgl. hierzu Siegfried Seifert, Zur Religiosität und Frömmigkeit Johanns von Sachsen, in: König Johann von Sachsen. Leben - Werk — Zeit, Sächsi sche Heimatblätter, Dresden 1992, 38. Jg., Heft 1, S. 10-12. 41 Die Darstellung folgt im wesentlichen dem sehr detaillierten Bericht der zeitnahen Blum-Biogra- phie von Arthur Frey (»Robert Blum als Mensch, Schriftsteller und Politiker«) von 1849, die wie derum von Wilhelm Liebknecht, Robert Blum und seine Zeit, 3. Aufl., Nürnberg 1896, S. 62-65, referiert wird. Vgl. weiterhin: Siegfried Schmidt, Robert Blum. Vom Leipziger Liberalen zum Mär tyrer der deutschen Demokratie, Weimar 1971, S. 90f. (dort wird die Zahl der Toten allerdings mit acht angegeben) und Veit Valentin, Geschichte der deutschen Revolution von 1848 bis 1849, Band I, Frankfurt/M. 1977 (unveränd. Neudruck der Originalausgabe von 1930), S. 222f. Die Vor gänge aus Johanns Sicht in: Helmut Kretzschmar (Hrsg.), Lebenserinnerungen des Königs Johann von Sachsen. Eigene Aufzeichnungen des Königs über die Jahre 1801-1854, Göttingen 1958, S. 172-177. 5> Zur politischen Bedeutung des Deutschkatholizis mus im vormärzlichen Sachsen und in den Akti vitäten von Robert Blum, die hier nur angedeutet werden kann, vgl. neben Schmidt (wie Anm. 4), S. 80-90, auch Hans-Eckhard Dannenberg, Publizistik und Parteibildung bei Robert Blum, Diss. phil., Universität Hannover 1992, S. 219-227; dort auch weiterführende Literatur. 61 Vgl. SVbl V 127/10. 8. 1845, S. 555 f. 7) SVblV 120/29.7.1845, S. 524.