32 Christian Hermann Millionen Kriegsflugblätter für Dresden »Bombenhagel über Deutschland« lautete Anfang März 1945 die Schlagzeile der »Feldpost«, einer auf dem westeuropäischen Kriegsschauplatz verbreiteten amerikanischen Flugblatt- Zeitung für deutsche Soldaten. »Die große Luftoffensive gegen Verkehrs- und Industrieziele in Deutschland wird pausenlos weitergeführt. Vom 13. Februar bis zum 1. März warfen 16750 Großbomber Millionen Brand- und Sprengbomben ab.« 1 * Eines der Angriffsziele war Dresden! Dazu hatte die »Feldpost« Ende Februar 1945 gemeldet: »Dresden wurde viermal in zwei Tagen angegriffen ,..« 2) - die schwersten Luftangriffe, die diese bis dahin nahezu un versehrte Stadt im Zweiten Weltkrieg erleben mußte. Zu den Luftangriffen auf Dresden - insbesondere die vom 13. bis 15. Februar 1945 - gibt es ein umfangreiches Literaturangebot. Historische Zusammenhänge und vor allem viele Ein zelheiten sind bekannt geworden. Kaum Erwähnung finden aber Kriegsflugblätter, die, ver packt in besonderen Flugblattbomben, fast bei jedem Luftangriff zugleich mit Spreng- und Brandbomben abgeworfen wurden. Allein über Dresden verbreiteten die alliierten Luftflotten innerhalb der acht Monate vom 24. August 1944 bis zum 23. April 1945 36 verschiedene Ausgaben von Kriegsflugblättern, insgesamt etwa 10 Millionen Stück. Der Einsatz großer Mengen von Kriegsflugblättern gehört spätestens seit dem Ersten Welt krieg zu den Mitteln moderner Kriegführung. Und milliardenfach fanden Kriegsflugblätter auch im Zweiten Weltkrieg Verwendung. 3 * Mit dem Einsatz des Flugblattes als »Waffe, die auf die Seele zielt«, verfolgten die Alliierten im Zweiten Weltkrieg vor allem die Absicht, die deutsche Bevölkerung psychologisch zu beeinflus sen, sie zu demoralisieren. Durch die Wirkung der »gewaltfreien Waffe«, wie Flugblätter auch bezeichnet werden, hofften die Alliierten unter anderem, den von der nationalsozialistischen Propaganda aufgebauten Glauben an einen »Endsieg« der Wehrmacht zu erschüttern sowie die ideologische und militärische Widerstandskraft der Deutschen zu schwächen. In Publikationen über Dresden werden stets acht Luftangriffe mit Spreng- und Brandbom ben erwähnt. 41 Vier weitere Aktionen, ausschließlich mit Flugblattbomben, blieben bisher unbeachtet: 1. Am 24. August 1944, als amerikanische Flugzeuge Freital angriffen und über Dresden Flugblattbomben mit den »Nachrichten für die Truppe« Nr. 121 abwarfen. 2. Am 12. September 1944, als amerikanische Flugzeuge Ruhland angriffen und über Dres den Flugblattbomben mit fast 600 000 Kriegsflugblättern abwarfen.