79 Ähnliche Vorgänge gab es in Italien, zumindest den nördlichen Landesteilen, die, nach dem Sturz Mussolinis im Juli 1943 deutsch besetzt, ebenfalls einen heftigen Partisanenkrieg erlebt hatten. Von der Südspitze der Halbinsel her drangen die Truppen der Westalliierten vor; diese hatten zwar die neue Regierung in Rom anerkannt, gleichwohl erhielt das Land nur eine merkwürdige Mittelstellung zwischen besiegtem Feindland und neuem Verbündeten. 32) Auch hier repräsentierten die Kommunisten eine der stärksten innenpolitischen Kräfte; sie blieben vorerst auch an der Mitte Juni 1945 gebildeten Regierung unter dem Linksintellektuellen Parri beteiligt. Deren Stellung blieb angesichts der großen inneren Gegensätze im Lande schwach, so daß sie nicht wirksam darangehen konnte, die Bewältigung der großen wirtschaftlichen Probleme Italiens in Angriff zu nehmen. Die Industrieproduktion war auf ein Viertel des Vor kriegswertes geschrumpft, zugleich herrschte eine galoppierende Inflation - die Zerrüttung der Währungsstabilität war im übrigen auch ein gesamteuropäisches Problem. 53 ' Daneben gab es eine Reihe weiterer Schwierigkeiten, vor denen im Grunde alle sonstigen europäischen Staaten standen und bei deren konkreter Ausprägung es lediglich länderspezi fische Abweichungen gab. Dazu zählten ganz allgemein die Wiederankurbelung der darnie derliegenden Volkswirtschaft, die Beseitigung der unmittelbaren Kriegsschäden, die Schaf fung beziehungsweise Wiederherstellung funktionierender staatlicher Institutionen, die Klärung der innenpolitischen Kräfteverhältnisse und schließlich die Bestrafung der Kolla borateure. Damit galt es für die Menschen in Belgien, den Niederlanden, Luxemburg, Däne mark und Norwegen fertig zu werden. 54 ' Finnland, zeitweise im Bündnis mit Hitler-Deutschland, hatte es zuwege gebracht, seit Herbst 1944 eigene Waffenstillstandsverhandlungen zu führen und so gerade noch rechtzeitig auszu scheren; das Land mußte der Sowjetunion zwar strategisch wichtige territoriale Zugeständnis se machen, wurde aber von deren Streitkräften, auch aufgrund der Rückendeckung durch die Westalliierten, nicht vollständig besetzt. 55 ' Auch die Staaten Europas, denen es während des Krieges gelungen war, ihre Neutralität zu wahren - die Schweiz, Schweden, Spanien, Portugal und die Türkei - hatten in Anbetracht des fast völligen Zusammenbruchs traditioneller kontinentaler Wirtschaftsbeziehungen Pro bleme ökonomischer Art. 56 ' Die Sowjetunion war 1945 unter den Siegern, sie war damit zugleich die stärkste Militär macht des alten Kontinents, die ihre militärischen und machtpolitischen Positionen bis an die Elbe vorgeschoben hatte. Territorial war sie der mit Abstand größte Gewinner des Krieges: Die baltischen Staaten, Teile des Deutschen Reiches, Finnlands, Polens, der Slo wakei und Rumäniens wurden dem Sowjet-Imperium einverleibt. 57 ' Näher besehen war das Ergebnis des Zweiten Weltkrieges für die UdSSR jedoch durchaus zwiespältig; sie hatte die größten Menschenverluste erlitten, die enormen Verwüstungen des lange Zeit auf ihrem Staatsgebiet geführten Krieges mußten beseitigt werden. Die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung war überaus mangelhaft, und nicht anders als die anderen Staaten Europas hatte die Sowjetunion gravierende Finanz- und Währungsprobleme. 58 ' Die Mehrzahl der Länder Ost- und Südosteuropas war seit dem Sommer 1944 im Verlauf der Kriegsereignisse ganz oder teilweise von der Roten Armee besetzt worden. Im Anschluß