3 Über 40 Jahre beherrschte die durch engagierte Dresdner vor dem Abbruch bewahrte Ruine des Residenzschlosses den Theaterplatz. Sie war weitgehend ungeschützt der Witterung aus gesetzt, bis 1986 - u. a. durch das vorbildliche Wirken vieler Denkmalpfleger und Architek ten - mit Arbeiten zum Wiederaufbau begonnen wurde und der Rohbau des Westflügels all mählich die ehemalige äußere Gestalt des Schlosses erahnen ließ. - Was bewog den Freistaat, den Wiederaufbau des Dresdener Schlosses trotz vielfältiger anderer, scheinbar zwingenderer Aufgaben 1990 nahtlos fortzusetzen? - Das Dresdener Schloß ist mit seiner Baugeschichte vom 12. bis zum Ende des 19. Jahr hunderts das historisch vielfältigste Baudenkmal Sachsens. Seit 700 Jahren wird am Schloß gebaut, werden Umbauten, gestalterische Veränderungen und bauliche Ergänzungen im jeweils herrschenden Baustil vorgenommen. Das Schloß spiegelt auch den politischen An spruch der jeweiligen Bauherren wider und macht somit sächsische Geschichte erlebbar. - Das Schloß ist eines der Wahrzeichen der Stadt Dresden. Es liegt am wichtigsten fußläufi gen Verbindungsweg zwischen Altstadt und Neustadt. Sein Wiederaufbau gibt dem städ tebaulich bedeutsamen Raum zwischen Theaterplatz und Schloßstraße seine historische Gestalt wieder und macht Dresden somit für seine Besucher noch attraktiver. - Vordergründige Aufgabe des Freistaates ist es, vorhandene Bausubstanz zu sichern. Der Erhaltung der originalen historischen Substanz kommt dabei besondere Bedeutung zu. Der Wiederaufbau des Schlosses hat außerdem Auswirkungen auf die Entwicklung der sächsischen Wirtschaft. Schließlich sind am Schloß überwiegend sächsische Architekten, Ingenieure, Restauratoren, Handwerker und Betriebe tätig. Die Mehrzahl von ihnen bringt Erfahrungen beim Aufbau der Semperoper mit. Dabei geht es nicht nur um die Vergabe öffentlicher Aufträge an mittelständische sächsi sche Betriebe, sondern auch um die Bewahrung und Pflege alter Handwerkstechniken. - Natürlich ist das alles nur möglich, wenn in ausreichendem Umfang Haushaltmittel bereitstehen. Dank der gründlichen Vorbereitung des Wiederaufbaus waren 1990 die Vor aussetzungen für eine nahtlose Fortführung der Arbeiten gegeben. Bis Ende 1993 konnte daher die Staatshochbauverwaltung ca. 115 Mio DM verbauen. Das sind mehr als ein Drittel der für die Sicherung des Rohbaus und die äußere Wiederherstellung insgesamt erforderlichen Mittel. Das Bauvorhaben wird durch den Landtag, das Kabinett und den für die Maßnahmen zuständigen Finanzminister gemeinsam getragen. Ohne konkrete Vorstellungen über die künftige Nutzung des Schlosses wäre der Wiederauf bau nicht sinnvoll. Es gab sie bereits vor 1986, inzwischen wurden sie mehrfach überarbeitet. Aufgrund der überregionalen Bedeutung des Dresdener Schlosses kann eine endgültige Ent scheidung nur das Kabinett des Freistaates treffen. Bereits jetzt steht jedoch fest, daß das Schloß Bereiche für museale und multifunktionale Nutzung und für Verwaltung aufweisen wird. Wolf Karl Reidner Abteilungsleiter Staatshochbau, Sächsisches Staatsministerium der Finanzen